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Bilder Saudi-Arabien: Auf den Spuren der Hedschasbahn

Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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24 September 2017
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Hier im Forum habe ich ja schon einen Thread über meine Erlebnisse von vor 35 Jahren in Liberia gepostet, und zu meinem großen Erstaunen hat der auch viele eifrige Leser gefunden.


Das ermutigt mich, nun einen weiteren Reisebericht aus dem vergangenen Jahrtausend zu posten. So etwa alle 3-5 Tage werde ich den Bericht fortsetzen. Los geht’s.



Ausgangslage:

Von 1977 bis 1979 habe ich insgesamt zweieinhalb Jahre in Saudi-Arabien gearbeitet und dabei dreimal Ramadan erlebt, mit der einwöchigen Pilgerzeit (Haj) als Höhepunkt. Dann ruhten sämtliche Arbeiten auf der Baustelle. Praktisch alle Beschäftigten, außer der christlichen Minderheit, befanden sich in Mekka.


Um der Langeweile zu entgehen, beschlossen einige Kollegen und ich, einen Trip zur Hedschasbahn zu machen. Wir waren 6 Leute, zur Verfügung standen 3 Toyota Landcruiser – zwei davon waren Firmenwagen, der dritte war mein Privatfahrzeug.



Historischer Hintergrund:

Der Bau der Hedschasbahn begann 1900, komplett fertiggestellt wurde sie nie. Der Hauptzweig sollte zwischen Damaskus und Mekka verkehren, tatsächlich fertiggestellt wurde sie jedoch nur bis Medina als südlichstem Bahnhof.


Saudi-Arabien als Staat gab es damals noch nicht, die Gegend war vom Osmanischen Reich als Kolonialmacht besetzt. Das Osmanische Reich war mit dem Deutschen Kaiserreich verbündet, beide wurden im Ersten Weltkrieg besiegt.


Gebaut wurde die Bahn von deutschen Ingenieuren, mit deutscher Technik, und zu einem großen Teil durch deutsche Kredite finanziert. Die Briten als Kriegsgegner unterstützten einen Aufstand der einheimischen arabischen Stämme gegen die Türken (Film: „Lawrence von Arabien“). Im Laufe des Krieges war die Hedschasbahn wegen ihrer Bedeutung als Nachschublinie immer wieder Ziel von Angriffen. Der letzte Zug nach Medina fuhr 1924, dann wurde der Betrieb des südlichen Zweiges eingestellt. In Jordanien ist bis heute auf einer Teilstrecke noch Zugverkehr.



Vorbereitungen:

Landkarten gab es in Saudi praktisch nicht, wahrscheinlich damit die bösen Israelis im Falle einer Invasion sich verlaufen – ich spekuliere hier nur. Das einzige was wir auftreiben konnten war dieses dünne Heftchen:

..


Aber daraus war ersichtlich, dass wir die ringförmige Umgehungsstraße, die für Ungläubige rund um Medina verläuft (das Betreten der Stadt war für uns verboten), im Norden verlassen müssen, um uns dann querfeldein Richtung Nordwest durchzuschlagen. Irgendwann sollten wir dann die Bahnstrecke kreuzen.


Die mitgenommene Ausrüstung seht ihr auf dem Bild unten. Am Abend vorher wurde alles in die Wagen verladen, am nächsten Morgen ging es los.




Das folgende Bild zeigt uns schon ca. 300 km von unserem Wohncamp entfernt, etwa 100 km vor Medina. Fast leere Straße, paradiesisch. Auf dem Rückweg war das total anders, da waren die ganzen Pilger in Mekka fertig und kamen uns dreispurig entgegen, für uns blieb nur der Randstreifen.



Ich Depp habe verpasst, ein Foto von der Umgehungsstraße zu machen und musste nachträglich ein Foto vom Papierabzug eines Kollegen machen. Ich hoffe ihr könnt was erkennen.



Wir dann abgebogen nach Norden, und die ersten paar Kilometer hatten wir noch gute Asphaltstraße, die jedoch abrupt endete.



Wer hier nicht aufpasst und ungebremst weiterbrettert, dessen Fahrzeug sollte besser Blattfedern und einen stabilen Leiterrahmen haben, sonst hat er echtes Problem.



Wir also ab in die Pampa. Nach einiger Zeit tauchten links von uns 2 seltsame Gebäude auf. Wir hielten darauf zu, und es stellte sich heraus, dass dies 2 alte Bahnhofsgebäude mit Wasserturm waren, und der Bahndamm der Hedschasbahn direkt davor.



Wir haben anschließend noch viele Bahnhöfe gesehen – nie identisch, aber immer ähnlich aufgebaut. Mitten im einsamen Gelände, immer 2 Gebäude in Schussentfernung für gegenseitige Deckung bei Überfallen, im Abstand von ca. 8-10 km zueinander. Die Gebäude waren alle völlig verlassen, sie wurden noch nicht einmal von den Beduinen als Schattenspender oder Ziegenställe genutzt.

Wird fortgesetzt...
 

Friese

เงินคือปัญหาใหญ่ของชีวิตคู่ ถึงปากจะพูดว่าไม่สำคัญ
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Jever
Super,mal was anderes.
 

bigfoot9999

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1 Mai 2013
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Die Bahnstrecke habe ich in den 90ern auch mal abgefahren. Bilder sind vorhanden. Halte mich aber erst mal zurück, da ich die Bilder erst einscannen müsste. Die Bahnstrecke wurde übrigens überwiegend von deutschen Ingenieuren entwickelt. Deswegen sehen die Bahnstationen auch wie in Deutschland aus.
Gehe jetzt mal suchen ...
 
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Bitshock

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Die Bahnstrecke habe ich in den 90ern auch mal abgefahren. Bilder sind vorhanden. Halte mich aber erst mal zurück, da ich die Bilder erst einscannen müsste. Die Bahnstrecke wurde übrigens überwiegend von deutschen Ingenieuren entwickelt. Deswegen sehen die Bahnstationen auch wie in Deutschland aus.
Gehe jetzt mal suchen ...

Prima.
Ad-hoc Kommentare, Fragen und Anregungen sehe ich sehr gerne. Halte dich aber bitte mit kompletten Bilderserien noch ein wenig zurück bis ich hier fertig bin. Ich habe noch 7-8 Beiträge geplant, damit bin ich in ca. einem Monat durch.
 

Jackie Treehorn

Mein Teppich...
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2 Juni 2009
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Dubai
Sehr schön der Bericht. Ich arbeitete für etwa 8 Monate in Al Jubail, das ist im Osten von Saudi Arabien. Dort gibt es zwar keine Hedschas Bahn, aber auch Hinterlassenschaften der Türken. In Al Huf Huf zum Beispiel ein Osmanisches Fort. Im Westen war ich nur auf Dienstreisen. Der Westen ist sehr viel interessanter als der eher flache und industriell geprägte Osten.

Ich war 2004 - 2005 dort und dann die letzten Jahre öfters mal auf Dienstreise. Kurze Hosen wie auf dem zweiten Bild, wären ab 2003 undenkbar, seit den Anschlägen von Al Khobar. Die Saudis wurde so um die 2000er Jahre noch um einiges Strenggläubiger. Die letzten Jahre entspannt es sich allerdings auch wieder etwas.
 

Bitshock

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Kurze Hosen wie auf dem zweiten Bild, wären ab 2003 undenkbar...
Hast Recht, das war auch schon vor 2003 so. Aber das Bild ist bei uns im Wohncamp entstanden, da war das ok. Ansonsten hat man nackte behaarte Männerwaden in der Öffentlichkeit nur bei den vielen Jemeniten in ihren traditionellen Wickelröcken gesehen.

Auch so einige Loks waren aus Deutschland.
Dazu werde ich noch ein paar Detailfotos bringen.
 
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Bitshock

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Darf ich aber erst später zeigen.

Oh, die Ersten scharren schon mit Hufen :D :D

Du brauchst doch eh noch ein wenig Zeit um deine Bilder einzuscannen? Aber ich beschleunige mal mein Tempo ein bisschen. Meine letzten Bilder handeln ohnehin nicht mehr direkt von Bahnline, sondern sind Landschaftsimpressionen aus der Gegend rund um Mada'In Salih und Al'Ula, du kannst also früher loslegen - ich schätze mal so in ca. 2 Wochen. Nur keine Hektik...

Geht gleich weiter.
 

Bitshock

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Der Bahndamm ist relativ schmal und niedrig. Die Hedschasbahn war eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von nur 1050 mm, dafür braucht man wohl keine massigen Dämme. Trotzdem kamen normale PKWs nicht auf die Dammkrone rauf, die würden beim Versuch mangels Bodenfreiheit an der oberen Kante mit den Rädern in der Luft hängen. Deshalb die Fahrspuren für PKWs rechts und links des Dammes, aber für uns war das kein Problem.




Die Schienen fehlten, waren abgebaut und wegtransportiert. Einige Metallschwellen waren noch zu sehen, teilweise fein säuberlich aufeinander gestapelt.





Dann doch noch: Einige Schienen neben dem Damm. Also angehalten und genauer hingeguckt. Die meisten Schienen trugen sogenannte Walzzeichen, daran konnte man erkennen wann und von wem sie hergestellt wurden.












Einige Walzzeichen:

AHV = Aachener Hütten-Aktien-Verein Rothe Erde

GHH = Gute-Hoffnungs-Hütte

Donawitz = eine österreichisches Hüttenwerk



Das erste Bahnhofsgebäude das wir genauer inspizierten.

 

Bitshock

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Bild oben: Tonnenweise Schwellen, Schwellenplatten, Schienenverbinder, Schrauben…. Wir haben gerätselt, aus welchem Grund sich jemand eine solche Mühe macht. Der Schrottwert kann es nicht sein, allein der Transport zum nächsten Hüttenwerk wäre viel zu teuer. Einzig logische Erklärung: Kriegsgefangenenarbeit. Der junge saudische Staat wollte wohl verhindern, dass die verhasste feindliche Strecke jemals wieder in Betrieb genommen wird. Das ist aber nur Spekulation.

Bild unten: links unten in arabischer Schrift die Jahreszahl 1327. Das ist islamische Zeitrechnung, nach unserem Kalender wäre das 1909.




Der nächste Bahnhof war gleichzeitig eine Reparaturwerkstatt, was ihn zu einem Highlight unseres Trips machte. Hinter dem Gebäude war ein Rangiergleis, dort stand ein kompletter Zug mit Lok und Waggons.



 

Bitshock

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Der Kollege wollte unbedingt dieses Bild von ihm gemacht haben. Seitdem hatte er einen neuen Spitznamen bei uns: Jim Knopf.











Ein Stück deutscher Industriegeschichte mitten in der Pampa.
Kreide, in die eingeprägte Schrift gerieben, machte die Buchstaben deutlicher sichtbar.