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Bilder Saudi-Arabien: Auf den Spuren der Hedschasbahn

Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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Bild oben: Und noch’n Bahnhof. Es war später Nachmittag, und so langsam mussten wir uns einen sandigen Platz ohne Steine fürs Nachtlager suchen. Ein paar Kilometer neben der Strecke haben wir dann eine schöne Stelle gefunden. Geschlafen haben wir ohne Zelt unter freiem Himmel auf Luftmatratzen.




Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Es war lausig kalt. Wir waren an die Wärme des Küstenvorlands am Roten Meer gewöhnt, aber hier waren wir auf ca. 800 m Höhe.







Solche flachen Brücken über trockene Flussbetten gab‘s öfter zu sehen. Gern genutzte Gelegenheit um mal gemütlich zu kacken. Ich habe nur ein einziges Mal während meiner Zeit in Saudi-Arabien Regen erlebt, aber sofort entstanden reißende Bäche.





Die folgenden beiden Bilder sind gestellt. Ich hatte mir einen guten Standort zum knipsen gesucht, die anderen Wagen machten kehrt um dann Full Speed mit wehenden Fahnen zurückzukommen. Staub war immer ein Problem, deshalb fuhren wir meist in größerem Abstand.







Allen ein Danke für die Beteiligung.
@wumme: Du bist auch hobbymaßig ein Eisenbahnfan, wenn ich mir deinen letzten Thread so ansehe?
 

Gast_13

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Toller Bericht, tolle eindrücke des Landes, bin sofort mit dabei. :daume
Wunderschöne Bilder, besonders wenn die Sonne untergeht und dann diese wunderschöne Rotfärbung der gegend.

Dieses Bild erinnert mich irgendwie an den Schlagertitel, "es fährt ein Zug nach nirgendwo" ;)

https://www.pattayaforum.net/forums/media/hedschasbahn-27.452000/full

Warte gespannt auf die Fortsetzung. Gruß.

Die Bahnstrecke habe ich in den 90ern auch mal abgefahren. Bilder sind vorhanden. Halte mich aber erst mal zurück, da ich die Bilder erst einscannen...

Ja unbedingt bitte! Ich finde die Wüstengegend hochinteressant und wunderschön. Insbesondere die Eisenbahn!
 
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Bitshock

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Der nächste Bahnhof sieht erstmal unspektakulär aus. Aber seht selbst und lasst euch überraschen.





Auf einem Rangiergleis stand wieder ein kompletter Zug. Wunderschön. Hier könnte ein Filmteam einfliegen und sofort anfangen einen Western zu drehen.











Wenn man genau hinsieht kann man im nächsten Bild auf dem Achsgestell noch die Aufschrift HAIFFA lesen. Damals gab’s den Staat Israel noch nicht, und die Stadt Haifa war vom Osmanischen Reich besetzt. Andere Zeiten…



Beim Bild unten werde ich immer wütend wenn ich es mir ansehe, es ist eine Lektion in deutscher Geschichte. Wenn unsere Altvorderen nicht die Nazis gewählt hätten, dann wäre Breslau immer noch eine deutsche Stadt, zusammen mit Schlesien und Pommern. Hätte, hätte, Fahrradkette… Diese Idioten!









 

Gast_13

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Ich auch @Iffi :daume

Beim Bild unten werde ich immer wütend wenn ich es mir ansehe, es ist eine Lektion in deutscher Geschichte. Wenn unsere Altvorderen nicht die Nazis gewählt hätten, dann wäre Breslau immer noch eine deutsche Stadt, zusammen mit Schlesien und Pommern. Hätte, hätte, Fahrradkette… Diese Idioten!

Ja stimmt, denn "Idioten"="Idiotes" altgriechisch bezeichnet nichts anderes als die Privatpersonen das dem Menschen übergestülpt wurde.

Ja, Idioten! Können aber echt nichts für, (hat was mit unserer Konditionierung zu tun). Schau doch mal was Heute gewählt wird? Es scheint sich alles zu wiederholen.

Quelle:

Idiot – Wikipedia

Lass uns besser in der Wüste bleiben und vielen dank für die wunderschönen Bilder. LG.
 
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Einverstanden @Klaus4848. Ich freue mich wenn die Bilder hier gefallen.

Das vierte Bild in meinem letzten Beitrag (die hochkant aufgenommene Lokomotive von vorne) habe ich als Hintergrundbild auf meinem Smartphone. Deshalb hier ein Bonusangebot an alle Leser: Fordert dieses Bild per PM an mich an, und ich sende es euch als Originalscan in der vollen Auflösung von 3516 x 5052 Pixeln ohne meinen Namensschriftzug.

Es ist ein Scan von einem 24 x 36 mm Kleinbilddia, und in der hohen Auflösung naturgemäss sehr grobkörnig und verrauscht, aber das verschwindet bei Verkleinerung.
 
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Bitshock

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Beim digitalisieren der Dias vor 3 Jahren habe ich mal Google Maps angeworfen und versucht, diesen Rangierbahnhof wiederzufinden. Und tatsächlich: Bei den Koordinaten 25.540988, 38.738867 kann man ihn sehen. Der Zug steht immer noch hinten auf dem Rangiergleis, als ob sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert hätte.

67a Koordinaten 25.540988, 38.738867 (Bilder 61-76) .PNG
 

wumme

Schreibwütig
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da wo es schön ist
Beim digitalisieren der Dias vor 3 Jahren habe ich mal Google Maps angeworfen und versucht, diesen Rangierbahnhof wiederzufinden.


Das was du da wiedergefunden hast ist ein Gleisdreieck. Dies diente zum Wenden der Lokomotiven um die nicht so geeigneten Rückwärtsfahrten zu umgehen.
Warum das mitten im Niemandsland liegt , keine Ahnung . Müsste man sich alte Streckenpläne anschauen.
 

Bitshock

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Die Gegend wird allmählich immer sandiger. Teilweise Sandverwehungen über den Bahndamm rüber, ca 2-3 m hoch. Auf der höchsten ist unser Scout dann steckengeblieben, bis zur Bodenwanne im Sand, und wir mussten ihn rausziehen. Von dieser Aktion habe ich leider keine Bilder, nur die Kopie eines Super8 Schmalfilms den mein Beifahrer gedreht hatte.





Auf dem Schild in der unteren Zeile die islamische Jahreszahl 1326 (entspricht 1908 unserer Zeitrechnung)




Dann plötzlich mitten auf der Strecke, weitab von jedem Bahnhof, ein unerwarteter Anblick:




Hier war irgendwas Schlimmes passiert. Wir alle kannten den Film Lawrence of Arabia, wahrscheinlich war hier in der Realität sowas passiert wie im folgenden Ausschnitt aus dem Hollywoodschinken:





















Und wieder ein Nachtlager:



 

Bitshock

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Von der weiteren Fahrt entlang der Bahnlinie habe ich ab jetzt keine Bilder mehr, und das hat einen besonderen Grund. Wir wussten, dass wir am kommenden Vormittag die archäologische Stätte von Mada‘In Salih erreichen werden, die Bahnlinie führt daran vorbei. Das ist Sperrgebiet, Betreten (eigentlich) verboten. Und ich hatte nur noch wenige Bilder auf dem Film in der Kamera – plus 2 Reservefilme. Unser Plan: Blitzangriff. Rein, den Film leergeknipst und versteckt und schnell einen neuen Film eingelegt, damit wir wenigstens ein paar Bilder haben falls es Ärger gibt. Und so kam es dann auch.

Hintergrund zu Mada’In Salih


Ungefähr im Jahre Null unserer Zeitrechnung lebte im südlichen Jordanien und nördlichen Saudi-Arabien der Stamm der Nabatäer, ein reiches Händlervolk, das den Handel auf der Weihrauchstraße kontrollierte. Die bekannteste heute noch erhaltene Stätte dieses Volkes ist Petra in Jordanien (weltbekannt bei Qualitätstouristen) und dann noch das kaum bekannte verbotene Mada’In Salih.


Im unteren Bild sind die ersten Ausläufer von Mada’In Salih zu sehen. Es wird spannend.



Jetzt schnell ein paar Fotos gemacht und den Film gewechselt.















Innerhalb kürzester Zeit näherte sich ein ziviler Pickup. Die Staubfahnen unser Wagen hatten uns wohl weithin sichtbar verraten. Zwei Zivilisten stiegen aus und zeigten auf unsere Kameras. Wir mussten die (leeren) Filme rausnehmen und aus den Patronen rausziehen, um sie an der Sonne zu belichten. Dann entspannte sich die Situation. Wir holten erstmal den Gaskocher raus um den beiden Figuren Tee anzubieten. Das wirkte Wunder. Wir durften weiter in Begleitung rumlaufen und alles ansehen, durften aber nicht mehr fotografieren. Nette Leute, aber konsequent was ihren Job betraf.


Hinter den gemeißelten Fassaden befanden sich relativ enge Grabkammern, 15-20 m³, die meisten mit in den Stein gehauenen Fächern für Gebeine, welche aber allesamt weg waren.





Und Abmarsch, wir machten uns aus dem Staub, im wörtlichen Sinn. Auf dem Rückweg den letzten verbleibenden Film eingelegt.

Nachtrag: Ich war lange Zeit stolz darauf, einer der Wenigen zu sein, der Bilder aus Mada'in Salih besitzt. In den letzten Jahren erscheinen aber immer mehr Bilder von diesem Ort im Internet. Die Saudi Regierung hat vor, den Tourismus im Land zu fördern und offensichtlich die Bestimmungen gelockert. Wie es im Moment aussieht, wird es sich dabei wohl nur um einheimischen Tourismus handeln, Touristenvisa werden immer noch nicht erteilt.
 

Iffi

In Memoriam
Verstorben
18 Oktober 2008
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Wir waren 83/84 an diesem Ort. Fotografieren und Filmen kein Problem. Könnte aber auch Bakshish im Spiel gewesen sein.

Aber ihr habt das schon richtig gemacht, clever :daume

Ach ja, noch was. Alle Tierkoepfe der Reliefs waren zerstoert. Laut Islam ist es nämlich nicht erlaubt, lebende Wesen dazustellen. War ein Riesentheater, als in Saudi das Fernsehen eingeführt wurde.
 

Bitshock

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Wir wollten nicht weiter nach Norden die Bahnlinie entlang, die nächste größere Stadt wäre Tabuk gewesen, und das war viel zu weit, das hätten wir während unserer restlichen freien Tage unmöglich geschafft. Stattdessen haben wir die Gegend rund um die naheliegende Oase Al’Ula erkundet. Das folgende Bild ist eine Diakopie, hat mein Beifahrer mit seiner Kamera gemacht, es ist das einzige auf dem ich mal selbst zu sehen bin.



















Nach einem weiteren Nachtlager wollten wir den Heimweg antreten, aber nicht auf der direkten Asphaltstraße nach Medina, sondern auf einer in der „Karte“ eingezeichneten Strecke von Al’Ula aus nach Alwajh am Roten Meer und da die Küste entlang Richtung Süden. LKW-Fahrer hatten erzählt, dass die Küstenstrasse (laut Karte noch ‚im Bau‘) fertiggestellt sei. Aber wir fanden die Piste nach Alwajh einfach nicht. Egal welchem Spurenbündel wir folgten, die wurden alle immer schmaler und endeten schließlich an irgendwelchen Berghängen.


Es wurde uns klar, dass wir ortskundige Hilfe brauchten. Mitten in der Pampa sahen wir dann 2 Nomadenzelte. Von dem was jetzt kommt gibt es keine Bilder, wir wollten den Nomaden gegenüber nicht unhöflich sein.


Also rangefahren, in 100 m Abstand ausgestiegen und hingeschlendert. Mehrere Männer und Frauen im Zelt, die Kinder waren wohl Ziegen hüten und nicht zu sehen. Die Frauen saßen auf einem eigenen Teppich etwas abseits, waren aber unverschleiert. Das schien kein Problem zu sein. Die arabische Höflichkeit gebietet, erstmal ausgiebig Smalltalk zu halten und nicht sofort mit dem Anliegen rauszurücken. Sofort wurde uns Tee angeboten und ein weiterer Teppich ausgerollt.


Die Leute waren gerade mit dem Mittagessen fertig, aber es war noch eine große Schale Reis mit Hühnchen übrig – inclusive der Dekoration: Oben auf dem Reisberg thronte ein Hahnenkopf mit Kamm und Federn. Natürlich wurden wir aufgefordert, zuzugreifen.


Zu unserem Vorteil sprach einer der Anwesenden perfekt englisch. Er war Offizier der Saudischen Armee und während der Feiertage zu Besuch bei seinem Clan. Nach langer Zeit endlich beriet der Clan auf arabisch, wie uns zu helfen sei. Ein älterer Beddu (so die arabische Aussprache für unser Wort Beduine) startete einen Pickup, wir sollten ihm hinterher fahren. Dann fuhr er fast 2(!) Stunden vor uns her bis wir auf die Asphaltstraße nach Medina kamen. Herzliche Verabschiedung. Was für eine Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft!


Hedschasbahn-87.jpg


In der Nähe war eine „Kreuzung“, dieses letzte Foto habe ich dann noch gemacht. Auf dem Wegweiser ist klar die Strecke nach Alwajh angezeigt, die wir nicht gefunden hatten. Die Kreuzung war auch gar keine Kreuzung, sondern nur eine 90° Kurve. Ist schon besser so, wäre da eine Straße gewesen, hätten wir nicht dieses wunderbare Erlebnis gehabt.


Hiermit endet der Trip, danke fürs mitfahren.


Ich hatte ja gebeten, vorläufig noch keine Leserphotos zu posten, um meine Bilderfolge zusammenzuhalten.

Aber jetzt kommt von mir nichts mehr, also: Feuer frei. Bin schon gespannt. Bilder, Stories, Kommentare, Fragen - alles willkommen.
 

bigfoot9999

Member Inaktiv
Inaktiver Member
1 Mai 2013
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Süd und Nord Germany
Mitte der 90er waren wir auch in Mada’In Salih. Von einem Fotografierverbot haben wir nichts gehört. Haben ausreichend Bilder gemacht.

In Pett'ra (so die korrekte Aussprache) waren wir übrigens ein Jahr später auch.

Mist. Jetzt muss ich ggf. noch mehr Bilder einscannen
 
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Iffi

In Memoriam
Verstorben
18 Oktober 2008
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Was für eine geile Bilderserie und dazu nicht Mainstream. Ist sicher selten. Herzlichen Dank.

Bei unseren Wüstentouren waren die Beduinen-Frauen auch nicht verschleiert. In den Grossstaedten schon.
 
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