20. Akt Ein- und Unfall
Wir fuhren ja öfters nach Aranya um Poo, Mää und
unseren (wieder ein unser mehr) Sohn zu besuchen.
Bei der Gelegenheit musste natürlich immer auf dem Kambodscha-Markt nachgesehen werden ob es nicht wieder neue Angebote geben würde.
Welche Frau, besonders wenn „mai phääng“ (nicht teuer) ihr zweiter Vorname ist, fängt nicht sofort an zu sparen indem sie möglichst viele Sonderangebote einpackt.
Unsere geliehene Knutschkugel war naturgemäß nicht für Containertransporte vorgesehen.
Einfall: Größeres Auto musste her: Toyota Avanza, gekauft und im November auch bekommen.
Dieses Wunderwerk japanischer Ingenieurskunst, geboren in Indonesia, transportiert nach Pattaya, mir zu treuen Händen überlassen, musste schnellstens zum Fotoshooting.
Ein gläubiges Thai Fahrzeug konnte nicht ohne Buddhas Segen bleiben. Also musste der Lastenesel in Aranya erst der Familie, Nachbarschaft und dann den Mönchen vorgeführt werden.
Die Nachbarn hatten sich zwischenzeitlich an den Alien gewöhnt und brachten zur Begrüßung auch schon mal ihre Töchter mit. Nicht ohne den dezenten Hinweis dass noch nicht verheiratet.
Scheint aber landestypisch, steht doch in jedem Thai Lehrbuch, im Kapitel „Begrüßen und Verabschieden“ die Übersetzung von „sind sie schon verheiratet oder nicht?“.
Aber zurück zu den Mönchen. Um den Wagen gelaufen, Beschwörungen gemurmelt, im Innenraum die Liegesitze getestet und an der Decke irgendwelche Graffiti hinterlassen. Ausgestiegen unter Absingen heiliger Lieder das Gefährt umkreist.
Der Schnäppchentransporter ist erstaunlich ruhig geblieben, er hat sich überhaupt nicht gewehrt.
Irgendetwas muss der Mönch aber verkehrt gemacht haben. Vielleicht hat er auch nur vergessen die Geister der Nacht ebenfalls um Unterstützung zu bitten.
Jedenfalls hat sich das dann bei unserem nächste Ausflug nach Aranya gerächt.
Ich war extra zu nachtschlafender Zeit aufgebrochen damit meine „mai phääng“ genügend Zeit zum Sparen hat.
Beim Wechsel zwischen Traum und Tag, ich hatte immerhin schon 150 km unfallfrei geschafft, erblickte ich ein rotes Licht. Da ich gerade an Mannheim dachte reagierte ich fälschlicherweise, wie ein Kummerländer, mit einem beherzten Tritt auf das Bremspedal.
Ich dummer Farang hatte kurz vergessen, dass eine rote Ampel im LOS natürlich kein Grund ist anzuhalten, sondern nur eine Herausforderung durch einen beherzten Druck aufs Gaspedal die Kreuzung zu überqueren.
Bei der gegebenen Konstellation,
ich vorne <<<<-----<< Thai hinter mir, - nahm das Verhängnis seinen Lauf.
Bei umgekehrter Konstellation wäre natürlich nichts passiert. Böse Geister !!!
So aber, Knall, mein Auto beschleunigt, trotz getretener Bremse, wie ein Starfighter vor dem Absturz und ich finde mich samt Auto auf der anderen Seite der Kreuzung wieder.
Ich nach links geschaut. Herzblatt saß ganz ruhig angeschnallt im Sitz. War ansprechbar und stellt die Frage „arai- na“? Als ob ich das wüsste. Erleichtert, dass sie das ohne Blessuren überstanden hatte schaute ich mich um.
Auf der anderen Seite der Kreuzung stand ein Pickup und dampfte vor sich hin.
Ansonsten normaler Verkehr. Diskret wie die Thais nun mal sind umfuhren sie einfach die Hindernisse und kümmerten sich nicht um unseren
Unfall.
Mutig stürzte ich mich in das Getümmel und erreichte erst die andere Seite und dann das dampfende Etwas.
Als plötzlich ein Alien die Tür öffnete erwachten die Insassen aus ihrer Schockstarre und erklärten dass sie noch am Leben seien.
Mit einem Blick auf die Ladefläche erkannte ich dass der dort befindliche Eingeborene ebenfalls keine Hilfe benötigte.
Kurz und Gut. Schrotthaufen in Tankstelle geschoben, Versicherungen angerufen, gegenseitig unsere Führerscheine und Autos fotografiert.
Mein von hinten gebumstes Auto. Nicht begeistert war Hetero
Das von bösen Geistern gefahrene Auto war inkontinent und tropfte traurig vor sich hin wie ein alter Mann mit Prostata Problemen.
Nach etwa 30 Minuten kam erst eine Tante von meiner Versicherung,
5 Minuten später ein männliches Wesen von der Versicherung des anderen Fahrers. Hatte ich ein Glück, dass der Andere ebenfalls gut versichert war.
Die beiden Versicherungsmenschen flirteten miteinander, fotografierten die Autos und sich selbst, füllten Formulare aus, und tauschten ihre Adressen und Telefonnummern aus.
Geiler Beruf.
Kurz darauf kam ein Abschleppwagen brachte mein Auto Huckepack, Nän und mich auf dem Beifahrersitz zurück ins Seebad.
Dort wurde der Verunfallte zur Organspende vorbereitet. Die krankhaften Teile wurden entfernt und der Pathologie zur weiteren Verwendung übergeben.
Gut dass wir im LOS so fähige Operateure haben. In Kummerland hätten sie sicher keine Reanimation versucht sondern den ganzen Haufen dem Abdecker übergeben.
Wir mussten uns auf eine längere Wartezeit einstellen, da die Spenderorgane erst am Geburtsort meines Autos, also in Indonesien, geordert werden mussten.
Um es kurz zu machen.
Rasend schnell, nach etwa 3 Monaten, ereilte mich der Ruf dass die benötigten Organe da seien und mit dem Einpflanzen begonnen wird.
Ich musste diesem Prozess natürlich zeitweise beiwohnen um den Patienten zu beruhigen und dem Operateur mit fachmännischen Ratschlägen zur Hand und auf den Nerv zu gehen.
Thais lieben solche Schläge sind sie doch Lob und Ansporn zugleich.
Nach nur einem weiteren Monat war die Operation geglückt und ich konnte trotz intensiver Suche keinerlei Narben erkennen.
Oder anders ausgedrückt, das Fahrzeug war in meinen Augen wieder Fabrikneu.
Und meine Augen sind, was Gebrauchtwagen angeht Anfang der 1960er Jahre durch die damaligen Händler, direkte Nachfahren der Pferdehändler (Rosstäuscher), geschult worden.
Reife Leistung. Wurde natürlich mit einem entsprechenden Tip gewürdigt.