... Das richtige Gespräch unter vier bzw. sechs Augen ist da sehr, sehr wichtig.
Ja, absolut!
Ich sehe mich in einer Sackgasse, weiß nicht was ich ihm sagen könnte um ihn wachzurütteln, ohne ihn oder seine "Freunde" gleichzeitig zu beleidigen.
Er hat noch Freunde von früher, aus seiner High School Zeit.
Die leben allerdings nicht hier, und ich kenne sie nur aus Facebook (eine schreckliche Seuche in diesem Land) und einem kurzen "Hallo" übers Telefon. Also keine geeigneten Personen für Gespräche sehr privater Natur.
Seine Tante möchte ich nicht anrufen, das wäre für ihn wie ein Dolchstoß in den Rücken:
"Hallo Frau sowieso, ihr Neffe geht nicht mehr zur Schule und treibt sich stattdessen nächtelang mit Nutten in der Disco rum".
Sowas kann man echt nicht bringen!
Mein letzter (leider fehlgeschlagener) Versuch war ein Job bei TESCO-LOTUS. Er wurde spontan eingestellt. Wollte allerdings nur als Regalpacker in der Nachtschicht arbeiten. => Wenig Geld, harte Arbeit, und vor allen Dingen; beschissene Arbeitszeit.
Hatte nicht geschafft ihm das auszureden, er musste es selbst spüren, und hatte, was wohl klar war, nach einer einzigen Nacht die Schnauze voll.
Gestern war er auf mein Drängen bei der Siam Commercial Bank.
Die würden ihn auch einstellen, allerdings erst zum Beginn des Ausbildungsjahrs.
Bis dahin kann ich nicht warten, er geht hier vor meinen Augen rasend schnell vor die Hunde.
Gerade eben, nachdem ich den vorigen Beitrag getippt hatte, fragte er mich ob er das Moped haben kann, um eine Freundin aus Bangkok am Busbahnhof abzuholen.
Normalerweise wäre das kein Problem! Aber eben nur normalerweise.
Das Mädel studiert(e) an der nun abgesoffenen Asian University, und möchte nun ihr "Glück" in Pattaya versuchen. Mein Freund hat für sie bereits ein günstiges Zimmer organisiert, und wollte sie nun am Busbahnhof abholen und zu ihrer neuen Bleibe fahren.
Hab auf seine Frage nach dem Moped gegen-gefragt ob er heute in der Schule war. Seine Antwort: "Nein!"
Zweite Frage von mir: "Gehst du heute Nacht wieder in die Disko?"
Antwort: "Ja"
Darauf ich: "Fahr mit Mopedtaxi oder sonst wie zum Busbahnhof, bring sie zu ihrem Zimmer, und bleib da. Du darfst erst wieder hier schlafen wenn du zweimal hintereinander die Schule besuchst hast."
Unterricht hat er nur Dienstags und Donnerstags, jeweils 1 1/2 Stunden am Abend.
Somit habe ich ihn gerade für eine Woche der Wohnung verwiesen.
Ich weiß, es ist hart, vielleicht sogar grausam.
Tatsache ist nunmal das ich hier keine Herberge für Nachtschwärmer unterhalte.
Unserer Beziehung fehlt in letzter Zeit zunehmend das "wir".
Früher hatten wir fasst alles zusammen gemacht, waren abends gemeinsam ausgegangen, oder hatten es uns hier gemütlich gemacht.
Das alles ist nun plötzlich nicht mehr. Ich komme mir langsam so vor wie der nette Onkel der rund um die Uhr eine Schlafstelle bereit hält, ihm die Klamotten bügelt und ihm das Essen macht.
Das muss nicht sein!