Zunächst einmal, ich habe überhaupt kein Problem damit das jemand in ETFs investiert und ich glaube nicht das ich in jedem Posting darauf herumhacke.
Grundsätzlich finde ich es sehr gut wenn möglichst viele Leute ihre Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen und dies über Beteiligungen an Unternehmen machen.
Mich nerft es jedoch das ein bestimmter Member (nicht du) hier innerhalb weniger Monate schon weit über 100 mal die gleiche Unwahrheit schreibt, das "langfristig MSCI World ETFs Einzelaktien überlegen sind" .
Den angeblichen "Beweis" dafür bietet zwar jeder einzelne Anbieter von MSCI World ETFs schwarz auf weiß in seinem Werbeprospekt, aber wahr ist es trotzdem nicht.
Ich versuche lediglich hin und wieder auf die gezinkten Karten dieser, aus meiner Sicht, unlauteren Berater hinzuweisen.
Punkt 2 (ruhig damit schlafen zu können) wird wohl zutreffen.
Wer sein Geld auf allen Kontinenten in sämtliche Geschäftsbereiche investiert hat, erlebt äußerst unwahrscheinlich einen spürbaren Wertverlust über Nacht oder über Wochen, allerdings auch keine spürbaren Kursgewinne.
Zu Punkt 1 erlaube ich dir jedoch zu widersprechen. Du kannst das nicht zu 100% verstehen, nicht mal zu 1%. Dabei meine ich nicht das ETF Konzept an sich, denn das ist leicht erklärbar (siehe unter Punkt 2 (voriger Absatz)).
Für niemanden nachvollziehbar ist jedoch warum die Aktien des Unternehmens XXX in diesem Fond enthalten sind und noch weniger nachvollziehbar ist für investigative Investoren warum das ETF die Aktien von Firma XXX nicht spätestens dann veräußert wenn das Unternehmen des Betrugs überführt wurde und insolvent ist, dessen CEO im Gefängnis sitzt und dessen CFO mit vermutlich einigen Milliarden im Krypto Ledger abgetaucht ist.
Genau anhand dieses Beispiels (Wirecard) habe ich an anderer Stelle die Croux von Indesfonds beschrieben (=> solange Wirecard im DAX war, durften Fonds die den DAX abbilden aufgrund ihrer eigenen Statuten ihre Anteile an Wirecard nicht verkaufen).
Bei ETFs ist es noch tragischer, denn ETF bedeutet das daher niemand sitzt, der aktiv agiert, nicht einmal jemand der sich Gedanken macht, aber nicht handeln kann.
Das Unternehmen MSCI gibt von Zeit zu Zeit diverse Listen von an irgendeiner Börse gelisteten Unternehmen auf diesem Planeten heraus. Eine tiefere Bewertung der Unternehmen erfolgt seitens MSCI nicht.
MSCI bietet diese Listen im Abonnement an. Jede Bank, die ETFs unter der Bezeichnung "MSCI..." anbietet ist Abbonent mindestens einer dieser Listen und hat, je nach Abo Tarif, das Recht aus der abonnierten Liste aus einem Pool von ein paar hundert bis mehreren Tausend Unternehmen Aktien zu erwerben, um damit ein ETF mit der Bezeichnung "MSCI..." zu eröffnen.
Für MSCI ist das ein glänzendes Geschäftsmodell.
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Insbesondere für die Aktionäre von MSCI, denn kaum eine Bank möchte sich die Gelegenheit entgehen lassen ohne nennenswerten eigenen Aufwand Fonds anzubieten. Per Regularien dürfen MSCI Fonds nicht aktiv gemanagt werden, daher entstehen weder Kosten für einen Manager noch für Sachbearbeiter, Rechercheure und Aufsichtsräte.
Zudem sind MSCI ETFs mittlerweile Selbstläufer: Kunde X fragt bei seiner Bank nach MSCI... . Antwort: " Na klar, haben wir!
"
Unter den Kunden von MSCI sind ein paar, die, aufgrund ihrer Werbung (=Bekanntheitsgrad) noch sehr viel höhere Gewinnzuwächse als MSCI haben, zum Beispiel Lyxor.
Ich bestreite nicht das diese, äußerst einfache Methode zu (durchschnittlich) jährlichen Gewinnen führt.
Die Rechnung dahinter ist absolut logisch und zudem sehr einfach:
A) Weltweit steigen die Löhne (nicht unbedingt die Kaufkraft) aufgrund zunehmender Industrialisierung und Inflation.
B) Industriebetriebe vergrößern sich automatisch, unter anderem durch Übernahme von kleineren Wettbewerbern.
C) Der Börsenwert expandierender Unternehmen steigt aufgrund von Spekulation aka "Börsenphantasien" stärker als deren realer Wert.
Es gibt noch eine weitere Punkte.
Allen ist jedoch gemeinsam das dies zunächst weder mit MSCI noch ETFs zusammen hängt. Die Aktien werden zunächst von realen Erfolgen der Unternehmen angetrieben, danach erst landen sie auf den Schirm von MSCI und mit durchschnittlich mehrjähriger Verzögerung landen sie in einem MSCI ETF.
Auch da stimme ich dir zu.
Ich glaube sogar das die durchschnittliche Rendite aller Aktionäre hierzulande geringer ist die durchschnittliche Rendite mit ETFs.
Viele Anleger, vorwiegend neue Anleger, verlieren Geld und steigen danach entmutigt aus. Deren Verluste machen einen großen Teil der Gewinne der erfahrenen Anleger und insbesondere der Trader aus.
Meine Argumente gegen diese Anlage, auf den ich in einem vorigen Posting hingewiesen habe und den du scheinbar in den falschen Hals bekommen hast sind kurz zusammengefasst folgende:
A) 5 bis 8% durchschnittlicher jährlicher Wertzuwachs klingt zwar gut, aber bei dieser geringen Marge muss man regelmäßig eine Menge von seinem Einkommen anlegen, damit am Ende eine nennenswerte Summe zusammen kommt. Sofern man dafür auf wesentliche Lebensqualität verzichten muss, halte ich das für eine Fehlinvestition. Insbesondere dann, wenn man jung stirbt oder irgendwann gesundheitlich oder aufgrund von familiären Verpflichtungen nicht mehr in der Lage ist, das worauf man vorher verzichtet hat auszukosten.
B) Das ist speziell auf die Idee bezogen schon vor dem Rentenalter die Arbeit an den Nagel zu hängen und das Leben in einem Schwellenland (zum Beispiel in Thailand) zu genießen.
=> Die reale Inflation ist dort insbesondere für Ausländer, die ein einigermaßen luxuriöses Leben führen möchten, um einiges höher als diese 5 oder 8 %.
In meinem letzten oder vorletzten Post schrieb ich das ich "damals" für mich selbst, also aufgrund meines eigenen Konsumverhaltens ca. 13% jährliche Kostensteigerung in Thailand berechnete.
Dies ist natürlich individuell verschieden.
Bei dem einen steigen die Ansprüche an Wohnqualität, Restaurants und Entertainment im Laufe der Zeit, bei anderen sinken sie.
Jedoch sollte man auch dann, wenn man für sich selbst weniger Ansprüche stellt, das Umfeld nicht außer Acht lassen.
Ende der 1990er Jahren, wenn ich am Wochenende in Pattaya war, kostete mich ein Hotelzimmer, das mir genügte, 200-300 BAHT.
Entsprechend dem damaligen Zeitgeist fand ich die nicht schlecht. Heute würde ich die als spartanische Absteigen mit zweifelhafter Hygiene bezeichnen.
Witzigerweise, und das finde ich echt witzig, ohne grinsen und Häme, wurden solche Unterkünfte vor C19 hier im Forum als "top", "gut" oder "empfehlenswert" zu Preisen um 1000 bis 1500 Baht empfohlen.
Allerdings konnte man vor der Jahrtausende noch bei der Zunft der in der horizontalen schaffenden einheimischen Bevölkerung noch punkten indem man in einem Hotel logierte das einen Swimmingpool und weitere, damals nicht selbstverständliche, Annehmlichkeiten hatte. Nun liegt die Messlatte weit höher.
Um als reicher Farang aus Farangistan angesehen zu werden reicht es nicht mehr in einem 1.500 Baht Zimmer zu logieren, das "damals" nur 200 Bath kostete. Nun müsste man schon eine Suite in einem Top Hotel haben um das gleiche Ansehen zu suggerieren.
Dieses nur als Beispiel unter vielen.
Als Sparfuchs und Insider kann oder könnte ich auch heute noch mit weniger als 1000€ pro Monat sehr gut in Pattaya leben. Dies aber nur weil ich kein Hotelzimmer oder Miete zahlen muss, die Sprache beherrsche und mich unter jungen Einheimischen viel wohler fühle als unter Ausländern und weiß wo was günstig ist.
Ohne diese frühe Investition, Erfahrung, Sprachkenntniss und Insiderwissen würde mich ein Monat in Pattaya ~5.000€ kosten.
Ich sehe derzeit keine Probleme mir dies auch in ferner Zukunft nicht mehr leisten zu können, sofern ich jährlich mehr als 10% Gewinn mit Aktien mache.
Dank eigener Wohnung und der Möglichkeit selbst zu kochen und Partys in meinen eigenen 4 Wänden zu veranstalten kann ich die Inflation meiner Lebenshaltungskosten in einem gewissen Bereich selbst bestimmen.
Mit 5 bis 8 % jährlichen Wertzuwachs der eigenen Anlagen, zusätzlich zur Rente könnte dies ebenfalls möglich sein. Sehr wahrscheinlich geht das bei den meisten aber nur bei jährlichen Kspitslabbau.