Langsam scheint das Thema bei den deutschsprachigen Medien in Vergessenheit zu geraten. Die interessieren sich scheinbar nur noch für das Datum wann die Flugzeuge wieder eingesetzt werden dürfen und für den Aktienkurs von Boeing.
Die US Medien bringen dagegen weiter brisante Details zur Vorgeschichte, die ein desaströses Handhaben der Entscheidungsträger bei Boeing aufzeigen.
Scheinbar wurden Abstürze aufgrund fehlerhafter Software und Systeme billigend in Kauf genommen um die B737 möglichst schnell in den Verkauf zu bringen.
A late change, and fatal flaws, in a Boeing jet design
Während der Entwicklung wurde das Eingreifen des MCAS in die Steuerung durch dessen Programmierer erheblich erweitert. Weder Boeings Testpiloten noch die FAA wurden darüber informiert. Sie wurden bis zuletzt darüber im Glauben gelassen das dieses System auf die Signale von mehreren Sensoren renundant zurückgreift, denn das war die ursprüngliche Version, die der FAA zur Freigabe vorgelegt wurde.
Tatsächlich wurde in der entgültigen Version das MCAS so programmiert das es reagiert wenn ein einziger Sensor einen riskanten Steigungswinkel meldet. Dies obwohl an den Flugzeugen 2 identische Sensoren montiert sind, die normalerweise den gleichen Wert messen müssten, es sei denn einer ist defekt.
Zusätzlich wurde das Eingreifen der MCAS auf die Fluglage derart verstärkt, daß es für die Piloten fast unmöglich wurde dagegen anzusteuern. Auch dieses wurde den Testpiloten verschwiegen. Erschwerend kam hinzu das diese Änderung nicht die Simulatoren betraf, auf denen die Testpiloten kritische Manöver, wie z. B. Fehler im MCAS testeten.
Allerdings gab es Kontrollleuchten, die Fehler der Sensoren anzeigen sollten, und somit den Piloten ermöglichen sollten, rechtzeitig die MCAS abzuschalten oder erst gar nicht das Flugzeug zu starten.
Boeing wanted to delay fix on 737 Max safety alert, say lawmakers
Die Warnleuchten funktionierten jedoch nicht.
Dies war Boeing bereits von der Auslieferung der ersten MAX bekannt. Dies wurde jedoch weder den Kunden noch der FAA mitgeteilt, noch wurde der Verkauf gestoppt.
Gegenüber Kunden wurde seitens Boeing behauptet das es sich bei den beiden Lampen um ein aufpreispflichtiges Extra handelt.
Offensichtlich nahmen die Verantwortlichen bei Boeing das Problem nicht besonders ernst, sie planten zwar Nachbesserung, aber erst bis zum Jahr 2020 (die Entwicklung der neuen B777 hatte vermutlich Vorrang).
Erst nach dem Absturz der Lion Air nahmen sie das Problem etwas ernster,der Fehler wurde jedoch weiterhin verschwiegen und noch nicht behoben.