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Joe
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Cosy Beach Club

Thailand Lebendig über dem Zaun...

The Stig BW

Schreibwütig
   Autor
3 Oktober 2015
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Baden
Hallo Iffi,

vielen Dank für deinen Bericht. Schon länger nichts mehr hier in dem Bericht von dir gelesen............was macht der Alltag?
 
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Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Letzter Ferientag und erster Schultag

Am letzten Ferientag machte uns Dream einen auf vernünftig und vornehm. Wobei ich sagen muss, dass ihre emotionalen Ausfälle sowieso echt weniger geworden sind.

Sie richtete sich ihre Frühstücksecke auf der Veranda ein und servierte sich selber Ovaltin und ein kleines Omlett. Die Papierserviette auf dem Teller diente wohl als Statussymbol. Man ist ja schliesslich eine Madam, ha ha. Sie macht sich übrigens manchmal auch einen Toast mit Mayonaise und Wurstscheibe drauf. Das hat sie schon vor langem von ihrem “Alten” abgeguckt und beschlossen, es für gut und lecker zu befinden.

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Danach hiess es ruhen...

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...aber nur kurz. Auf zu neuen Schandtaten, he he

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Am nächsten Tag, am Montag, war ihr erster Schultag nach den Herbstferien. Man glaubt es kaum. Sie freute sich schon auf die Schule. Nicht selten hatte sie während der Ferien ihre Schulhefte und Bücher herausgeholt, Lesen und Schreiben geübt, gemalt und die Bilder mit eigenen Texten versehen. Weder meine Frau noch ich haben sie jemals dazu ermutigt. Sie macht das ganz von sich aus. Wir sind nämlich keine Strebereltern.

Meine Frau überwacht allerdings meist die Hausaufgaben. Das geht meist locker und ohne Meckern ab. Wie ich von meiner Frau höre, braucht uns Dream so gut wie keine Hilfestellung. Sie erledigt diese Hausaufgaben konzentriert und zügig. Das erkenne sogar ich. Des öfteren zeigt sie mir dann stolz ihre Schreib- und Rechenhefte, nachdem am nächsten Tag ihre Lehrer ihren belobigenden “Haken” und ein Smilie darunter gestempelt haben.

Sie ist jetzt im dritten Schuljahr. Wobei das erste Schuljahr eigentlich noch ein verspieltes Kindergartenjahr war und das zweite dazu diente, die Grundlagen von Lesen und Schreiben, Buchstaben, Worten, Zahlen und Rechnen zu erlernen. Englisch übrigens auch, aber nur maximal eine Stunde einmal die Woche.

Als Dream am Montag von der Schule zurückkam, tat sie zuerst etwas geheimnisvoll. Sie kramte in ihrem Schulrucksack, zog ein Blatt Papier hervor, hielt es hoch und rief:

“I win” (ich hab gewonnen)

Ich konnte zwar nichts auf dem Blatt lesen, aber nahm an, dass es sich hier um die Urkunde irgendeines Wettbewerbs handeln müsse. Dream's Englisch reicht für die Erklärung solch komplizierte Dinge nicht aus und ich verstand sie nicht, als sie versuchte, mir zu erklären, wat dat sei.

Erst als meine Frau hinzukam, klärte sich alles auf.

Es war das allererste Schulzeugnis überhaupt. Vorher gab es noch keine. Und das im dritten Schuljahr.

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Dream zeigte mir ihren Namen in der linken Spalte und in der rechten Spalte der gleichen Zeile stand eine 1, ansonsten in der gleichen rechten Spalte Zahlen von 2 bis 31.

Dream war die Beste ihres Jahrganges von 31 Schülern.

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Die Freude war gross. Diese Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer und alle waren voll des Lobes.

Meine Frau meinte, das ihr jüngster Sohn Bee gar nicht anders war. Der war auch meist vom Zeugnis her die Nummer 1 seiner Klasse. Hier in der Schul- und Universitätsstadt Maha Sarakham.

Der Vater von uns Dream ist er allerdings nicht, sondern das ist Bee's Bruder namens Boy. Der brachte laut meiner Frau nur durchschnittliche Zeugnisse nach Hause.

Meine Frau rief auch Dream's Mutter an und teilte ihr die Neuigkeit mit. Und was sagt die gegen Ende des Gespräches?

Sinngemäss: “Ich bin nun froh, dass meine Tochter bei dir und Uwe ist und sich so entwickelt. Das soll auch so bleiben. Bei mir hat sie nämlich no future.”

Kann mich des Gefühls nicht erwehren. Irgendwie habe ich nun Mitleid mit der leiblichen Mutter von uns “Dream”.
 

laggy

Taucht in alles ab
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29 August 2012
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Alles richtig gemacht mit der Lütten.
Gibt es seitens der Schuldeneintreibung schon etwas zu berichten?
 

Iffi

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“I love you too much” und “Papa”


Unsere Kleene kommt am Tag öfters zu mir, umarmt mich und säuselt: “I love you too much”. Kommt mir von einer anderen allerdings weiblich ausgereiften Altersklasse irgendwie bekannt vor :bigsmile

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Dream hat inzwischen die 'Entlausung” meiner Frau übernommen. :D Nee Quatsch. Gemeint ist das Zupfen der grauen Haare. Laut meiner Frau jucken die. Deswegen weg damit. Ich mit meinen weissen Haaren wäre allerdings schon jenseits vom Juckreiz in meinem Alter. :p

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Der Kleene des jüngsten Sohnes meiner Frau verfolgt mich des öfteren seitdem er laufen kann und ruft dann laut “Papa”. Bei seinem Vater macht er das nicht. Ist sein erstes und einziges Wort bisher und nur mir gewidmet. Dream sagt “Daddy” oder “Honey” zu mir.

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Ne schöne Jruuss von unserer Türsteherin und ne schöne Sonntach noch für die Forenkollegen...

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Hennes VIII

Kennt noch nicht jeder
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14 September 2017
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Ist natürlich toll wenn die "Enkel" so ein tolles Leben bei euch haben, aber das sie von der Mutter getrennt ist schon hart.
Wüsste gar nicht,ob ich sowas durch stehen würde, getrennt vom Kind leben/arbeiten.
 
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Iffi

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Ist natürlich toll wenn die "Enkel" so ein tolles Leben bei euch haben, aber das sie von der Mutter getrennt ist schon hart.

Wüsste gar nicht,ob i...


So sind wir DACHler halt geeicht, aufgewachsen und auch erzogen worden. Die Familie zusammenhalten und nur während der Arbeitszeit von der Familie getrennt zu sein. Ansonsten immer zusammenhängen.

Auch meine Denkweise ging in diese Richtung, als ich zum ersten mal mit sowas, schon im Extremen, in Pattaya vor über 30 Jahren konfrontiert wurde. So in dem Sinne: bekommen die Kinder eigentlich keinen Knacks, wenn sie von Mutter oder insgesamt Eltern die meiste Zeit getrennt leben und irgendwo “geparkt” sind?

Hatte aber wirklich nur kurz so gedacht, denn es schien der Normalfall in diesen Breitengraden zu sein. Nicht nur bei den vielen Müttern unter den Freudenmädchen, sondern in der arbeitenden Bevölkerung überhaupt. Eine Ahnung davon bekam ich schon während meiner Zeit in Saudi Arabien. Ich war privilegiert und konnte meine Frau und Kind nachholen, aber die “Hilfsarbeiter” aus Asien nicht. Unter denen waren auch Mütter.

In Asien, Südamerika übrigens auch, ist man Wanderarbeiter und reist der bezahlten Arbeit hinterher. Kinder stören da nur. Aber anders als mittlerweile bei uns in DACH, spielt dort die Grossfamilie immer noch eine wesentliche Rolle. Kinder sind dort nicht nur auf Mutter und Vater fixiert, sondern auf Tante, Onkel, Oma, Opa, etc. und sogar Nachbarn auch. Kinder sind eingebettet in der Grossfamilie und die Gemeinschaft.

Ich sehe das in unserm Dorf täglich und habe mir schon lange abgewöhnt, diese sog. geparkten Kinder zu bedauern. Deren Eltern auch. Die kennen es einfach nicht anders und deren Kinder haben eine gute Zeit.

Für die Eltern jedoch ist der oft weitentfernte Arbeitsplatz eine Notwendigkeit um Geld zu verdienen. Völlig normal.

Für uns hier in Thailand lebende DACHler ist der Trick, endlich mal zu akzeptieren, dass andere Kulturen, besonders weit entfernte wie die Süd-Ost-Asiatische, andere Einstellungen zu sozialen, zwischenmenschlichen, ideologischen, politischen, religiösen und überhaupt: dem “Sinn des Lebens” haben.

Endlich mal zu akzeptieren, dass wir DACHler und auch andere Westler nicht der Massstab aller Dinge sind. Sondern in nicht allzu ferner Zukunft zu einer Minderheit gehören werden. Wenn wir es nicht schon sind. In Pattaya garantiert schon jetzt. :D

Unsere Kleene hat natürlich zumindest einen Erziehungs- und wie es aussieht auch einen Bildungsvorteil mit ihrer wirklich super Schule in Maha Sarakham. Muss allerdings sagen, dass wir sie nie Richtung “Genie” treiben. Für mich immer wieder erstaunlich, wie sie sich selber weiterentwickelt, von sich aus einen Lerneifer und Fleiss entwickelt und sogar ihre Schule in den Ferien vermisst.

Normal ist das nicht. Ha ha :bigsmile

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Dies gepaart mit einer wirklich rührenden Liebe zu mir und tiefer Dankbarkeit an meine Frau.

I love her too much :p
 
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Cosy Beach Club

thaiguy

Kein anderes Hobby?
   Autor
25 Dezember 2013
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Eigentlich geht es doch in erster Linie um eine feste Bezugsperson. Da hat die Kleene wesentlich mehr Glueck mit Euch als mit der Familie der Mutter. In Deutschland hat sich auch einiges geaendert. In meiner Kindheit oder Jugend waren sogenannte 'uneheliche" Kinder was ganz Schlimmes in der Nachbarschaft. Scheidungen natuerlich auch. Mittlerweile hat sich da viel verschoben und ein Grossteil der Kinder kommt in Beziehungen ohne Trauschein oder ausserhalb derselben zur Welt. Dann haben wir es ja auch endlich geschafft, dass die Ehe allein ein rechtliches Institut ist und nicht mehr ein moralisches, siehe Ehe wird zwischen 2 Menschen geschlossen und fertig. Ich glaube juengere Leute sehen die Thaiverhaeltnisse wesentlich entspannter als wir etwas gereifteren Jahrgaenge.
Vielleicht sollte man auch einfach einmal den Spies umdrehen. Ist ja nun nicht so, dass Iffy und seine Chefin leidend die elterlichen Aufgaben erfuellen. Fuer beide sind die Kinder ja auch so etwas wie ein Geschenk. Ein Familienleben und mitten drin, wo viele Dach alleine auf der Parkbank hocken (oder an den beruehmten Steintischen). Die Kleine gibt Iffy vermutlich mehr Kraft als er wahrnimmt und seinen vaeterlichen Stolz (stillschweigend) haben wir ja mehr als einmal hier betrachten duerfen. Von daher sind wir dann beinahe schon wieder bei der klassischen Familie, allein mit einer etwas anderen Besetzung. Und es klappt ja wunderbar. In knapp zehn Jahren wird Iffy wie ein Rottweiler seine Kleene gegen die Jungs aus der Schule verteidigen. Freue mich schon auf diese Lageberichte. ;)
 

Thai-S

Ich seh #000000
   Autor
3 Juni 2012
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Für uns hier in Thailand lebende DACHler ist der Trick, endlich mal zu akzeptieren, dass andere Kulturen, besonders weit entfernte wie die Süd-Ost-Asiatische, andere Einstellungen zu sozialen, zwischenmenschlichen, ideologischen, politischen, religiösen und überhaupt: dem “Sinn des Lebens” haben.

Endlich mal zu akzeptieren, dass wir DACHler und auch andere Westler nicht der Massstab aller Dinge sind.
Diese Aussage gehört in Stein gemeisselt und am besten ganz oben ans Forum genagelt!
:danke
 

Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
   Autor
24 September 2017
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Genau, wir Mitteleuropäer sind nicht im Besitz der allgemeingültig besten Lebensart, da gibt es viiiele andere Sichtweisen.
In (West)Afrika ist es völlig normal, dass weniger wohlhabende Eltern ihre Kinder bessergestellten Verwandten übergeben. Diese kümmern sich dann, sorgen für die allgemeine Erziehung und bezahlen das Schulgeld - als Ausgleich dafür, dass die Kinder den Älteren einige Arbeit im Haushalt abnehmen. Die Eltern haben sich dann gefälligst um ihr eigenes Weiterkommen zu kümmern. Auch eine Art von 'Generationenvertrag' und Verwandschaftshilfe, wenn ein auskömmliches Rentensystem fehlt.
 
Thailernen.net

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NRW und โกสุมพิสัย
Es war dieses Jahr wirklich relativ kalt im Isaan (meine persoeliche Empfindung) Hatte auch immer ein leichtes Frösteln am frühen Morgen und war froh einen Durchlauferhitzer im Haus zu haben. Pattaya war da schon deutlich wärmer
 
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