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Afrika Ein Weltreisender berichtet ... aus Afrika

Ghana94

Das Glas ist immer halb voll
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4 Oktober 2015
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:daumen
von Gefährlich habe ich auch nichts gesagt, ganz im Gegenteil ... abenteuerlich schon eher, natürlich nicht die Strecke an der Küste entlang (obwohl man in Lomé in 2003 nachts schon aufpassen musste), aber ich bin durch Benin nach Norden, mit dem Zug, Bus, und habe eine Kurzsafari im Pendjari-Nationalpark gemacht. Da war ich fast der einzige Touri. Und die Voodoo-Session bei einem alten Voodoo-Priester war auch schon ganz was spezielles. Also der Norden Benins ... das ist schon ne ganz andere Welt, zumindest damals. Glücklicherweise hatte ich eine nette Begleitung dabei :)

Was treibst Du denn da unten ??
Ich besitze seit 15 Jahren ein Haus in Accra. Da muss ich ab und zu mal nach dem Rechten sehen;). Das Haus ist vermietet, sodass ich jeweils bei Freunden unterkommen kann. Gehe immer wieder gerne nach Ghana. Jedem das Seine.... Gell:daumen
 

Chrisch44

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17 Oktober 2015
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Deine Berichte sind einfach Klasse! Kannte ja schon einige vom TAF. Die Mischung von Girls und Sehenswürdigkeiten sind sehr interessant und geben einem das Gefühl fast selbst dabei gewesen zu sein. Auch der Schreibstil ist sehr angenehm. Du berichtest sehr vorurteilsfrei und respektvoll. Vielen Dank für die Berichte und bitte mehr davon:)
Lg Chrisch44
 

KingKong

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28 September 2015
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Kapitel 22 - Richtung Viktoria Fälle

Livingstone, Sambia, 17.06.2009

Heute schimpfe auch ich auf die sambische Regierung. Als ich nach einer sich zäh über acht Stunden hinziehenden Busfahrt von Lusaka endlich in Livingstone ankomme und mich auf eine Dusche in meinem vorreservierten Hotel freue, eröffnet mir der Hotelmanager, dass mein Zimmer leider nicht zur Verfügung steht. Die Regierung hätte ein Großteil der Zimmer konfisziert, u.a. auch meines, damit die am Streik im Gesundheitswesen Beteiligten hier zusammen kommen, sich an einen Tisch setzen und endlich diesen unsäglichen Streik beenden.

Immerhin kümmert er sich um Ersatz in der Nachbarschaft für die erste Nacht, verspricht mir für den nächsten Tag ein Executive-Zimmer, das dann frei würde, zum Discountpreis.

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Nach einem ersten Rundgang durch die City esse ich abends im „Rite Pub“ mexikanisch.

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Zwei Musiker spielen live. Die Bedienung ist hübsch und sehr nett zu mir und ich überlege, abzuchecken ob da etwas laufen könnte als ich die erste sms von Chileshe bekomme. Wir simsen ab nun im Minutentakt so dass ich kaum noch zum Essen komme. Meine Kellnerin ist nicht mehr interessant. Chileshe schreibt dass ihre Klausuren gut gelaufen sind und dass sie kommen möchte. Morgen Abend mit dem Bus. Wenn es mir recht ist. Und ob mir das recht ist. Ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd. Auch wenn Chii nicht bis zu meinem Urlaubsende bleiben kann. Aber immerhin drei Nächte.

Fast parallel dazu bekomme ich weitere messages. Meine Telefonnummer wurde offensichtlich ohne mein Wissen in der Family breit gestreut. Das Sms-Timing aber ist dort verbesserungswürdig. Oder beabsichtigt. Chileshes jüngere Schwester meldet nun auch. Miriam versorgt mich mit weiteren Informationen. Es gab wohl Zoff mit den Eltern, denen natürlich überhaupt nicht gefällt, dass ihre Tochter zum ersten Mal allein verreisen möchte und noch dazu zu einem fremden Mann. Außerdem steht auch der alljährliche Geburtstagsbesuch bei der Oma im Osten Sambias an. Chileshes Aufstand endet schließlich mit einem Kompromiss. Sie darf erst zu mir kommen und fährt anschließend der Familie hinter zu Oma. Und Miriams sms-Orgie endet schließlich mit einer sehr nützlichen und für mich höchst erfreulichen Info: „i guess big sis is in luv“.

Zu guter Letzt erreicht mich auch noch eine kurze sms von der Mama: „be gud to my daughter“.

Ja, Mama. Da mach Dir keine Sorgen. Ich werde sehr gut auf Deine Tochter aufpassen.

Auch deshalb, aber vor allem, weil ich von den 5 Tagen Lusaka noch ziemlich groggy bin, will ich heute Nacht früh ins Bett gehen. Allein. Ich habe morgen viel vor. Chileshe hat keinen Pass und kann nicht über die Grenze nach Zimbabwe. Daher beschließe ich, mir morgen zunächst die Viktoria-Fälle von der zimbabwischen Seite aus anzuschauen.

Soweit der Plan. Auf dem Rückweg zum Hotel komme ich an einem Open Air Pub vorbei.

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Nach zwei Bieren und mehreren Bewerbungsgesprächen ziehe ich mit einer der wenigen nicht ganz so hässlichen weiblichen Gästen, Jackiren, ab. Der anschließende Fick im Zimmer ist nicht weiter erwähnenswert.

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KingKong

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Ich hab da mal ne Frage. Die voluminöse Ausdehnung der Damen unterscheidet sich ja enorm. Gibt es da starke Unterschiede zwischen den Ländern?
tja, frag mal drei Leute und Du kriegst vier verschiedene Antworten. Wenn man stark verallgemeinern will dann würde ich sagen, die Westafrikanerinnen sind beleibter als die im Osten. Die im Nordosten, also Äthiopien, Eritrea, Somalia, sind sowieso grösser und schlanker als der Rest. Und die Südafrikanerinnen sind auch recht fett.
 

KingKong

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Kapitel 23 - „Der Rauch der donnert“

Livingstone / Victoria Falls, Simbabwe, 18.06.2009

Wenn man sich mittels Reisebücher oder im Internet über Livingstone und die Viktoriafälle informiert, gewinnt man leicht den Eindruck, in die Fun-Hauptstadt Afrikas zu reisen, wo es von Reisegruppen und Adrenalin-Junkies nur so wimmelt. Tatsächlich macht die Stadt einen gemütlichen und fast verschlafenen Eindruck. Touristen findet man im Moment zumindest überraschend wenige.

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KingKong

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Das ändert sich je näher man den Viktoriafällen kommt, deren Gischt man schon von der Hauptstraße Livingstones aus sehen kann, obwohl die Fälle noch mehr als 10 Kilometer entfernt sind. Schon von weitem bekommt man eine Ahnung von den Urgewalten, die dort am Wirken sind.

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Die Fälle liegen an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe und sind von beiden Ländern aus zu besichtigen. Das sollte man auch tun, denn es bieten sich von beiden Seiten aus durchaus unterschiedliche Blickwinkel. Kurz gesagt: von sambischer Seite aus ist man dichter dran, von Simbabwe aus hat man einen besseren Überblick.

Ich beginne meine Victoria-Falls-Touren in Simbabwe. Der Trip ist nicht ganz billig. Die Gebühren läppern sich, seitdem beide Länder keine Tagesvisa mehr ausstellen: das Einreisevisum für Simbabwe kostet 30 Dollar, Eintritt in den VicFalls-Nationalpark 20 Dollar, Wiedereinreise nach Sambia 50 Dollar, dazu die Taxikosten von Livingstone zu den Fällen und zurück ca. 15 Dollar.

Aber es lohnt sich allemal und der Trip ist ein Pflichtprogramm für jeden Besucher.

Die Grenzformalitäten sind die unkompliziertesten, die ich je in Afrika erlebt habe. Wen wunderts, schließlich ist man auf jede Menge Touristen eingerichtet. Nach dem Ausreisestempel auf sambischer Seite geht es zu Fuß ca. 500 Meter bis zu den Grenzgebäuden Simbabwes.

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Man passiert die berühmte Eisenbahnbrücke, Schauplatz einiger haarsträubender Aktivitäten. Abenteuertourismus pur. Allerdings noch nicht jetzt am frühen Morgen.

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Gleich hinter den Zollgebäuden beginnt der Zugang zu den Fällen. Man darf zunächst die Statue des (offiziellen) Entdeckers der Viktoriafälle, David Livingstone, bestaunen. Mittlerweile hat sich das Rauschen, das man schon in weiter Entfernung vernimmt, zu einem gewaltigen Donnern gesteigert.

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„Mosi Oa Tunya“ – der Rauch der donnert, nannten die Eingeborenen dieses Naturereignis, bevor es Livingstone zu Ehren der englischen Königin umbenannte. 1400 Kilometer entfernt von seiner Quelle stürzt der Sambesi auf einer Breite von 1,7 Kilometer gut 100 Meter hinab in die erste Schlucht. Welches nun die größten Wasserfälle überhaupt sind, darüber streiten sich die Gelehrten. Die Viktoriafälle jedenfalls gelten als die größte einheitlich hinabstürzende Wassermasse der Welt, mit durchschnittlich einer Million Liter pro Sekunde und zählen zu den sieben Naturweltwundern der Erde.

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An solche Zahlen denkt man nicht wenn man die Fälle zum ersten Mal livehaftig erblickt. Man ist einfach nur fasziniert und überwältigt von den unbändigen Naturgewalten.
 

KingKong

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Die Besichtigung der Fälle jetzt im Juni habe ich günstig gewählt. Während der Regenzeit zwischen Februar und April/Mai sind die herabstürzenden Wasser so gewaltig, dass man außer einer Nebel- und Gischtwand kaum etwas sieht von den Fällen. In der Trockenzeit zwischen September und Dezember dagegen hat man eine prima Sicht, aber die Wassermengen erreichen nur noch fünf Prozent von denen in der Regenzeit. Auch dann versiegen die Fälle zwar nicht, aber an manchen Stellen bleibt dann nicht mehr als ein Rinnsal.

Nun im Juni habe ich beides, die gigantischen Wassermengen und eine gute Sicht. Zunächst ist der Abstand zu der gegenüberliegenden Fallkante groß genug um den wunderbaren Blick zu genießen auf den westlichen Teil der Fälle bei strahlend blauem Himmel.

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Man kommt dann durch einen kleinen Regenwald mit einer eigenen Flora, entstanden durch die Dauerberieselung mit dem Spray der Fälle. Bis hierher kommt das Regencape, das ich am Parkeingang geliehen habe, noch nicht zum Einsatz. Nur selten gibt es eine leichte Dusche, je nach Windrichtung.

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Richtung „Danger Point“ am östlichen Katarakt bekommt man dann das Wasserinferno am eigenen Leib zu spüren. Besser bekäme, wenn man denn tatsächlich bis zum äußersten Punkt gehen würde.

Von den herabstürzenden Wassermengen ausgelöst steigt eine Hunderte Meter hohe Gischt auf und prasselt als heftiger Dauerregen wieder herunter. Angesichts der völlig durchnässten Gestalten, die von dort zurückkommen, verzichte ich aber auf dieses Erlebnis. Am Folgetag bin ich mutiger, aber dazu später mehr.

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Stattdessen gehe ich weiter zum „Bridge View“, von dem man, der Name sagt es schon, einen tollen Blick auf die Brücke hat. Dauer-Regenbogen inbegriffen.

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Kapitel 24 - „Der Rauch der donnert“ Fortsetzung

Nach drei Stunden Besichtigung der Viktoria Fälle spaziere ich in den nahegelegenen Ort auf simbabwischer Seite gleichen Namens, Vic Falls. Der Ort ist klein und überschaubar und ganz auf Tourismus eingestellt, mit Hotels, Geschäften, Souvenirläden und einem Kunsthandwerksmarkt, Restaurants und Banken. Und er hat mit dem Rest des Landes wenig gemein, vermute ich.

Früher war hier das Zentrum des Victoria Falls Tourismus. Nach dem unsäglichen Politikwechsel Robert Mugabes mit den katastrophalen Auswirkungen auf das Land und ihre Menschen bleiben aber seit geraumer Zeit die Besucher weg. Das kleine, an sich schmucke Zentrum wirkt fast wie eine Geisterstadt. Wenn da nicht die fliegenden Händler wären. Ihre Zahl und die der Bettler übertrifft die ihrer Zielgruppe, der Touristen, bei weitem.

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Im Angebot haben sie Schnitzereien, aus hiesigem, besonderem Stein gefertigte Gegenstände - und Geldscheine. Im Zuge der zuletzt nicht mehr messbaren Hyper-Inflation wurde kürzlich die heimische Währung, der Zimbabwe-Dollar, abgeschafft. Zahlungsmittel sind nun US-Dollar und der südafrikanische Rand, so dass die Zim-Dollar-Scheine, für die es ohnehin nichts mehr zu kaufen gab, an die Touris verscherbelt werden. Die erfreuen sich bei diesen wegen der absurden aufgedruckten Beträge großer Beliebtheit. So auch bei mir. Besonders interessiert bin ich an den Anfang 2009 noch ausgegebenen 100 Billionen Dollar-Geldscheinen (als Zahl: 100.000.000.000.000), als Mitbringsel für die Daheim Gebliebenen. Es ist meines Wissens der Geldschein mit der höchsten jeweils aufgedruckten Summe aller Zeiten weltweit.

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Die Händler sind so aufdringlich und verzweifelt wie nirgendwo sonst, klagen ihr Leid wegen der ausbleibenden Touris, den miesen Geschäften und den hungernden Angehörigen. Als ich mit den Ersten ins Geschäft komme, dann noch zwei dürren, zerlumpten kleinen Mädchen einen Dollarschein in ihre kleinen Händchen drücke (ich weiß, ich habe mir eigentlich vorgenommen, bettelnden Kindern nie Geld zu geben, aber das ist einfach nicht immer durchzuhalten), versammelt sich halb Vic Falls um mich, und ich kämpfe mich mühsam Meter für Meter vor zu dem Ort meiner Mittagsrast.

Das altehrwürdige Victoria Falls Hotel ist das älteste Hotel Simbabwes, erbaut 1904, liegt etwas abseits am Ortsrand in einem üppigen Park und bietet das perfekte Ambiente der längst vergangenen britischen Kolonialzeit, mit entsprechend ausgestatteten, luxuriösen Gästezimmern, Kaminzimmern mit Plüschsesseln, Jagdtrophäen und Gemälden an den Wänden, Speisesäle mit Silberbesteck, ergrauten Kellnern in schwarzem Anzug und schwarzer Fliege -und sogar den passenden Gästen, „Very British“ aussehenden älteren Ladies und Gentlemen. Ein perfekter Ort, die glorreiche Vergangenheit wiederaufleben zu lassen.

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KingKong

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Auf der Terrasse suche ich mir aus der exquisiten Speisekarte das billigste aus, eine Mulligatawny-Suppe (mit der auch Miss Sophie an jedem Sylvesterabend ihr Dinner For One beginnt) zu 5 Dollar, eine Dose Cola zu 2 Dollar. Die Suppe, serviert mit frischem Weißbrot, schmeckt köstlich und man hat einen wunderbaren Blick über feinsten englischen Rasen auf die Sambesischlucht mit der Eisenbahnbrücke und die Gischt der Wasserfälle im Hintergrund.

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Nach dem Essen schreibe ich meine Ansichtskarten zu je 1 Dollar und klebe Briefmarken zu je 2 Dollar drauf. Alles wird ja jetzt in US-Dollar ausgezeichnet, Cent gibt es nicht, also sind die Einheiten immer volle Dollar. Darauf vorbereitet habe ich mir die Taschen voller druckfrischer Ein-Dollar-Noten gestopft. Mit dem Wechseln gäbe es sicher Probleme, besonders bei den Händlern.

Danach flaniere ich noch im prächtigen Garten mit dem tollen Blick, versuche, zu verstehen, wie sich solch ein Anwesen in derartiger Umgebung halten kann und wieso auch ich auf diese Dekadenz hereinfalle und bereite mich langsam wieder auf die simbabwische Wirklichkeit des Jahres 2009 vor, die draußen gleich jenseits der Hoteleinfahrt beginnt.

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Ganz allein schleiche ich mich noch zur Besichtigung des Bahnhofes.

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Dann werfe ich mich wieder ins Getümmel und erstehe auf dem großen Kunsthandwerksmarkt unter freien Himmel ein paar Tierschnitzereien, Amulette und weitere Geldscheine. Selbstverständlich gehört das Feilschen dazu, aber ich handele nicht so hart wie ich das sonst gemacht hätte, kaufe auch das ein oder andere mehr als geplant und hoffe, dass meine Dollarnoten bei den richtigen Leuten ankommen.

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Anschließend geht es zurück zur Grenze, natürlich in zahlreicher Begleitung. Je näher die Grenze rückt desto mehr fallen die Preise. Für meine beiden alten mitgebrachten T-Shirts bekomme ich derart hohe Angebote, dass es mir langsam peinlich wird. Schließlich hat sich der Inhalt und das Gewicht meines Tagesrucksacks gegenüber dem Hinweg vervielfacht, u.a. mit einem riesigen Stapel von Geldscheinen unterschiedlichsten Wertes. Nur 100-Billionen-Dollar-Scheine finde ich nicht mehr. Den Markt dafür habe ich wahrscheinlich schon im Ort leergekauft.
 

KingKong

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Kapitel 25 - „5-4-3-2-1-Bunjiiiii“ – und dann kommt Chileshe

Victoria Falls, Simbabwe, 18.06.2009

Auf der Brückenmitte, fünf Meter von der offiziellen Grenze Sambias und Simbabwes entfernt, herrscht nun am späten Nachmittag reges Treiben.

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Eine ganze Reihe Lebensmüder (zumindest sehe ich das so) hat sich versammelt, um sich für viel Geld in die Tiefe stürzen zu dürfen. Die Bungee-Jumps Richtung Sambesi gehören mit 110 Meter zu den höchsten und spektakulärsten der Welt. Für mich reicht schon die Szenerie für einen gehörigen Adrenalin-Kick und es wird feinstes Entertainment geboten, ganz großes Kino.

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KingKong

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Die unterschiedlichsten Leute haben sich zu einem Sprung entschlossen, meist junge Leute, die in Gruppen kommen und herumalbern - vorher. Die potentiellen Springer geben sich durchweg cool, bekommen eine Nummer auf Handgelenk (der Sinn ist für mich klar: zur späteren leichteren Identifizierung), werden gefilmt, dann beginnt die umständliche Prozedur des Anlegens und Fixierens des Seils an den Füßen (leuchtet mir ein, dass man das recht sorgfältig machen möchte), ein letztes Einweisen durch den Mann auf der Plattform, die Hände ausbreiten, ja nicht nach unten sehen, sondern nur zum Horizont und sich dann einfach nach vorne fallen lassen. Einer der vormals Coolen kneift und lässt sich wieder abschnallen, ein paar der jungen Mädchen bekommen besorgte Gesichter, fangen an zu zittern und werden vom Plattform-Mann beruhigt, ein paar Jungs bleiben immer noch ganz cool. Dann hoppeln sie langsam an den Rand der Plattform, der schwarze Mann hält sie noch, zählt schnell: „Five – Four – Three – Two – One – Bungee“ gibt ihnen eine Schupps – und weg sind sie, meist mit einem gellenden Schrei.

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KingKong

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Manche hört man auch noch schreien, wenn man ihnen in die Tiefe nachblickt, sieht wie sie Richtung Wasserstrudel stürzen (ich habe mitgezählt, das dauert sieben Sekunden) und kurz vor Erreichen des Wasserlevels durch die Elastizität des Seils wieder nach oben schnellen. Das wiederholt sich ein paar Mal bis sich ein Mitarbeiter, der ständig an einem festen Stahlseil zwischen Himmel und Erde hängt (was für ein Job!) sie nach oben auf die untere Ebene der Brücke hievt.

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Kurze Zeit später erscheinen die Wagemutigen wieder auf der Brücke, werden mit großem Hallo empfangen und lassen sich feiern. Die meisten sind immer noch oder schon wieder cool, manche aber auch ein Häufchen Elend. Für mich wäre das definitiv nichts, aber Zuschauen macht riesig Spaß und ist kostenlos.

Abends wage ich mich wieder in den Open-Air-Club Massaka, dem einzigen mitten in der Stadt.

Ich bin, wie so oft, der einzige Weiße. Es gibt zunächst ein Spiel des Konfed-Cups, dann dröhnt Musik aus den riesigen Boxen, die für solche Lautstärke wohl nicht ausgelegt sind. Das Publikum ist wie die Einrichtung: sehr schlicht. Viel mehr Männer, die sich an ihrem Bier festhalten und dummes Zeug labern. Die Girls sind überwiegend unterste Schublade. Nur eine sticht heraus. Groß, schlank, hübsch, gut gekleidet. Da sie meine Blicke ignoriert, lasse ich ihr einen Zettel mit meiner Telefonnummer zukommen. Aber ich werde gewarnt. Pezo wäre verheiratet. Zum Dank für ihre Dienste verspreche ich Jackiren, der Überbringerin des Zettels und die Gespielin von gestern Nacht, sie demnächst noch mal zu buchen.

Es ist schon spät, bzw. früh, 2 Uhr. Um 2.30 Uhr soll der Nachtbus aus Lusaka eintreffen. Mit meiner Chileshe.

Ich sprinte in der Dunkelheit zum Busbahnhof. Der Bus ist tatsächlich pünktlich. Ein paar übermüdete Gestalten steigen aus und irgendwann auch Chileshe. Sie schaut in die Runde der Wartenden, erblickt mich, rennt auf mich zu, fällt mir in die Arme, wir umarmen uns lange und innig und küssen uns, völlig unafrikanisch und sicherlich unter den argwöhnischen Blicken der Umstehenden.

Wiedersehensfreude pur. Es ist schon komisch und lustig zugleich. Ohne irgendein ein Wort zu sagen oder vorher besprochen zu haben ist von der ersten Sekunde an klar, wie unsere Beziehung hier, weit weg von Chileshes Heimat, verlaufen wird. Während wir uns in Lusaka ja noch wie schüchterne Teenager benommen haben mit lediglich einem flüchtigen Küsschen gehen wir nun eng umschlungen die wenige Hundert Meter zum Hotel, küssen uns im Zimmer angekommen ausgiebig, ziehen uns aus, springen wie selbstverständlich nackt ins Bett.

Chileshe will mich zunächst kurz auf den neuesten Stand bringen. Sie weiß ja nicht dass ich schon alles weiß. Chii beendete gestern ihre Klausuren mit einem guten Gefühl, es gab einen Streit mit ihren Eltern. Aber ihre Schwester stand ihr bei, meinte ich wäre ein ganz Netter (!!!) und schließlich durfte sie doch fahren. Für 3 Tage. Immerhin. Sie musste versprechen, am Montag zur Oma ins sambischen Nirwana zu kommen.

So werde ich die letzten Urlaubsstunden allein verbringen, aber das macht nichts und ist wohl auch besser als wenn mich Chileshe zum Airport begleitet hätte. Das wäre kein schöner Abschied geworden.

Wir kuscheln und küssen uns, mehr nicht für den Anfang. Chileshe ist müde von der Busfahrt und ich muss kurze Zeit später auch schon wieder aufstehen – zum nächsten tierischen Abenteuer – einfach nur etwas Gassi gehen, allerdings mit Löwen …
 

wooolf

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28 Februar 2011
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Bärlin
Das zweite Bild von der Brücke mit dem Regenbogen drauf, eines meiner absoluten Lieblingsbilder von Dir!
Atemberaubend die Fälle, ich glaub das ist so ein Anblick , bei dem man erstmal wie versteinert auf die Szenerie schaut und den Mund nicht mehr zu bekommt. Gigantisch, Vielen Dank!!!
[doublepost=1449655502][/doublepost]Löwen---Chii---Löwen---Chii....hm jetzt machste mir die Entscheidung aber nich einfach auf was ich mich mehr freue
 
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