Die kleine Mo
Einleitung
Diese Kurzgeschichte habe ich geschrieben, als ich damals den Bericht über die Thanon charoen Krung fertig gestellt hatte.
Sie basiert auf historischen Tatsachen. Die Personen Mo und deren Familie sind frei erfunden.
Meine Absicht war, die Stimmung und Atmosphäre einzufangen, als damals ab 1785 viele Mon von Koh Kret nach Bangkok an den Khlong Lord und in den Ortsteil Ban Moh umzogen, weil sie sich in der Nähe des neuen Königspalastes ein besseres Leben erhofften.
Hinzu kommt, dass mich schon länger die Volksgruppe der Mon besonders auf dem heutigen Staatsgebiet Thailands faszinierte.
Der Einfluss, den die Mon auf die spätere Thai-Kultur hatten, ist gigantisch. Wird aber meines Erachtens von den Thais kaum gewürdigt.
Diese Kurzgeschichte soll den Mon ein kleines Denkmal setzen.
Koh Kret
“Mo, komm zu mir, ich möchte dir etwas erzählen” hörte die sechsjährige Tochter eines Töpfers ihren Vater rufen.
Freudig kam sie seiner Aufforderung nach, denn er konnte wirklich gut erzählen. Dann entstanden immer schöne Bilder in ihrem Kopf, entführten sie in eine andere Welt, in der sie staunen durfte, aber sich immer geborgen fühlte. Wenn sie dabei noch ihren Kopf an die Brust ihres Vaters lehnen durfte, könnte selbst die Nak (Naga), die schreckliche Herrin der Flüsse und Seen mit den gefürchteten Zähnen in ihrem Maul und ihrem langen Schwanz aus dem Fluss steigen und sie böse anfunkeln, ohne dass sie Angst bekam.
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Mo würde garantiert nichts passieren. Wie alle Kinder in Siam dachte und sprach Mo über sich in der dritten Person.
“Du erinnerst dich vielleicht noch daran als wir vor zwei Jahren hier ankamen und endlich wieder eine Heimat fanden?“
Natürlich erinnerte sie sich. An die freudigen Gesichter ihrer Eltern, ihren Tatendrang beim Aufbau ihrer kleinen Holzhütte. Die herangekarrten Erdhügel vor dem Haus, aus einer Substanz, mit der man kleine Phantasiewesen Kneten konnte. Dann der Anbau einer Werkstatt, in der diese auf der Insel überall ausgegrabene Tonerde kunstvoll zu Figuren, Töpfen und allerlei verarbeitet wurde.
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Die Öfen in der Nachbarschaft, in deren Hitze schließlich aus den noch feuchten Formen haltbare Haushaltsgegenstände sowie Statuen jeglicher Größe gebrannt wurden. Wie oft hatte sie fasziniert den Künstlern zugeschaut, die aus dieser Masse ganz natürlich aussehende Wesen schufen, denen nur noch der Lebenshauch fehlte.
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„Wir verdanken unser zu Hause dem siegreichen König Tak Sin. Er hat uns dieses Land zugewiesen, eine Insel nur für uns Mon.
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Manche sagen, dass König Thai Sa 1722 während glorreicher Ayutthaya-Zeiten einen schmalen Kanal, Khlong Lat Kret Noi, als Abkürzung für Boote graben ließ, damit sie nicht den zeitraubenden großen Bogen durch die Flussschleife in die alte Königsstadt Ayutthaya machen mussten. Unsere seit vielen Generationen angesiedelten Nachbarn auf der anderen Seite des Khlong Lat erzählen allerdings, dass dieser Kanal schon über 300 Jahre alt wäre. Durch die Kraft der Strömung des Mae Nam hat er sich ständig verbreitert. Erst seitdem kann man unser Land wirklich Koh Kret, die abgeschnittene Insel, nennen, denn einfache und kurze Behelfsbrücken aus Holz zum anderen Ufer sind schon lange nicht mehr möglich.“
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Wie sehr Mo ihren Vater bewunderte. Was der alles wusste. Er konnte von alten Königshäusern und Mächtigen erzählen, wusste, warum Koh Kret eine Insel ist und führte sogar Gespräche mit den Leuten auf der anderen Seite des Kanals.
„Ich möchte dass du dies nie vergisst, Mo. Dieses Wissen muss erhalten bleiben. Du wirst es einmal deinen Kindern und Enkelkindern weitergeben. Versprichst du mir das?“
„Ja Vater. Ich werde es in mein Herz einschließen.“
„Gut. Das wird nötig sein, denn wir werden Koh Kret verlassen.
Fortsetzung folgt....
Einleitung
Diese Kurzgeschichte habe ich geschrieben, als ich damals den Bericht über die Thanon charoen Krung fertig gestellt hatte.
Sie basiert auf historischen Tatsachen. Die Personen Mo und deren Familie sind frei erfunden.
Meine Absicht war, die Stimmung und Atmosphäre einzufangen, als damals ab 1785 viele Mon von Koh Kret nach Bangkok an den Khlong Lord und in den Ortsteil Ban Moh umzogen, weil sie sich in der Nähe des neuen Königspalastes ein besseres Leben erhofften.
Hinzu kommt, dass mich schon länger die Volksgruppe der Mon besonders auf dem heutigen Staatsgebiet Thailands faszinierte.
Der Einfluss, den die Mon auf die spätere Thai-Kultur hatten, ist gigantisch. Wird aber meines Erachtens von den Thais kaum gewürdigt.
Diese Kurzgeschichte soll den Mon ein kleines Denkmal setzen.
Koh Kret
“Mo, komm zu mir, ich möchte dir etwas erzählen” hörte die sechsjährige Tochter eines Töpfers ihren Vater rufen.
Freudig kam sie seiner Aufforderung nach, denn er konnte wirklich gut erzählen. Dann entstanden immer schöne Bilder in ihrem Kopf, entführten sie in eine andere Welt, in der sie staunen durfte, aber sich immer geborgen fühlte. Wenn sie dabei noch ihren Kopf an die Brust ihres Vaters lehnen durfte, könnte selbst die Nak (Naga), die schreckliche Herrin der Flüsse und Seen mit den gefürchteten Zähnen in ihrem Maul und ihrem langen Schwanz aus dem Fluss steigen und sie böse anfunkeln, ohne dass sie Angst bekam.
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Mo würde garantiert nichts passieren. Wie alle Kinder in Siam dachte und sprach Mo über sich in der dritten Person.
“Du erinnerst dich vielleicht noch daran als wir vor zwei Jahren hier ankamen und endlich wieder eine Heimat fanden?“
Natürlich erinnerte sie sich. An die freudigen Gesichter ihrer Eltern, ihren Tatendrang beim Aufbau ihrer kleinen Holzhütte. Die herangekarrten Erdhügel vor dem Haus, aus einer Substanz, mit der man kleine Phantasiewesen Kneten konnte. Dann der Anbau einer Werkstatt, in der diese auf der Insel überall ausgegrabene Tonerde kunstvoll zu Figuren, Töpfen und allerlei verarbeitet wurde.
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Die Öfen in der Nachbarschaft, in deren Hitze schließlich aus den noch feuchten Formen haltbare Haushaltsgegenstände sowie Statuen jeglicher Größe gebrannt wurden. Wie oft hatte sie fasziniert den Künstlern zugeschaut, die aus dieser Masse ganz natürlich aussehende Wesen schufen, denen nur noch der Lebenshauch fehlte.
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„Wir verdanken unser zu Hause dem siegreichen König Tak Sin. Er hat uns dieses Land zugewiesen, eine Insel nur für uns Mon.
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Manche sagen, dass König Thai Sa 1722 während glorreicher Ayutthaya-Zeiten einen schmalen Kanal, Khlong Lat Kret Noi, als Abkürzung für Boote graben ließ, damit sie nicht den zeitraubenden großen Bogen durch die Flussschleife in die alte Königsstadt Ayutthaya machen mussten. Unsere seit vielen Generationen angesiedelten Nachbarn auf der anderen Seite des Khlong Lat erzählen allerdings, dass dieser Kanal schon über 300 Jahre alt wäre. Durch die Kraft der Strömung des Mae Nam hat er sich ständig verbreitert. Erst seitdem kann man unser Land wirklich Koh Kret, die abgeschnittene Insel, nennen, denn einfache und kurze Behelfsbrücken aus Holz zum anderen Ufer sind schon lange nicht mehr möglich.“
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Wie sehr Mo ihren Vater bewunderte. Was der alles wusste. Er konnte von alten Königshäusern und Mächtigen erzählen, wusste, warum Koh Kret eine Insel ist und führte sogar Gespräche mit den Leuten auf der anderen Seite des Kanals.
„Ich möchte dass du dies nie vergisst, Mo. Dieses Wissen muss erhalten bleiben. Du wirst es einmal deinen Kindern und Enkelkindern weitergeben. Versprichst du mir das?“
„Ja Vater. Ich werde es in mein Herz einschließen.“
„Gut. Das wird nötig sein, denn wir werden Koh Kret verlassen.
Fortsetzung folgt....
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