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Thailand Die kleine Mo

Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Die kleine Mo

Einleitung


Diese Kurzgeschichte habe ich geschrieben, als ich damals den Bericht über die Thanon charoen Krung fertig gestellt hatte.

Sie basiert auf historischen Tatsachen. Die Personen Mo und deren Familie sind frei erfunden.

Meine Absicht war, die Stimmung und Atmosphäre einzufangen, als damals ab 1785 viele Mon von Koh Kret nach Bangkok an den Khlong Lord und in den Ortsteil Ban Moh umzogen, weil sie sich in der Nähe des neuen Königspalastes ein besseres Leben erhofften.

Hinzu kommt, dass mich schon länger die Volksgruppe der Mon besonders auf dem heutigen Staatsgebiet Thailands faszinierte.

Der Einfluss, den die Mon auf die spätere Thai-Kultur hatten, ist gigantisch. Wird aber meines Erachtens von den Thais kaum gewürdigt.

Diese Kurzgeschichte soll den Mon ein kleines Denkmal setzen.




Koh Kret


“Mo, komm zu mir, ich möchte dir etwas erzählen” hörte die sechsjährige Tochter eines Töpfers ihren Vater rufen.

Freudig kam sie seiner Aufforderung nach, denn er konnte wirklich gut erzählen. Dann entstanden immer schöne Bilder in ihrem Kopf, entführten sie in eine andere Welt, in der sie staunen durfte, aber sich immer geborgen fühlte. Wenn sie dabei noch ihren Kopf an die Brust ihres Vaters lehnen durfte, könnte selbst die Nak (Naga), die schreckliche Herrin der Flüsse und Seen mit den gefürchteten Zähnen in ihrem Maul und ihrem langen Schwanz aus dem Fluss steigen und sie böse anfunkeln, ohne dass sie Angst bekam.


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Mo würde garantiert nichts passieren. Wie alle Kinder in Siam dachte und sprach Mo über sich in der dritten Person.

“Du erinnerst dich vielleicht noch daran als wir vor zwei Jahren hier ankamen und endlich wieder eine Heimat fanden?“

Natürlich erinnerte sie sich. An die freudigen Gesichter ihrer Eltern, ihren Tatendrang beim Aufbau ihrer kleinen Holzhütte. Die herangekarrten Erdhügel vor dem Haus, aus einer Substanz, mit der man kleine Phantasiewesen Kneten konnte. Dann der Anbau einer Werkstatt, in der diese auf der Insel überall ausgegrabene Tonerde kunstvoll zu Figuren, Töpfen und allerlei verarbeitet wurde.


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Die Öfen in der Nachbarschaft, in deren Hitze schließlich aus den noch feuchten Formen haltbare Haushaltsgegenstände sowie Statuen jeglicher Größe gebrannt wurden. Wie oft hatte sie fasziniert den Künstlern zugeschaut, die aus dieser Masse ganz natürlich aussehende Wesen schufen, denen nur noch der Lebenshauch fehlte.


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„Wir verdanken unser zu Hause dem siegreichen König Tak Sin. Er hat uns dieses Land zugewiesen, eine Insel nur für uns Mon.


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Manche sagen, dass König Thai Sa 1722 während glorreicher Ayutthaya-Zeiten einen schmalen Kanal, Khlong Lat Kret Noi, als Abkürzung für Boote graben ließ, damit sie nicht den zeitraubenden großen Bogen durch die Flussschleife in die alte Königsstadt Ayutthaya machen mussten. Unsere seit vielen Generationen angesiedelten Nachbarn auf der anderen Seite des Khlong Lat erzählen allerdings, dass dieser Kanal schon über 300 Jahre alt wäre. Durch die Kraft der Strömung des Mae Nam hat er sich ständig verbreitert. Erst seitdem kann man unser Land wirklich Koh Kret, die abgeschnittene Insel, nennen, denn einfache und kurze Behelfsbrücken aus Holz zum anderen Ufer sind schon lange nicht mehr möglich.“


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Wie sehr Mo ihren Vater bewunderte. Was der alles wusste. Er konnte von alten Königshäusern und Mächtigen erzählen, wusste, warum Koh Kret eine Insel ist und führte sogar Gespräche mit den Leuten auf der anderen Seite des Kanals.

„Ich möchte dass du dies nie vergisst, Mo. Dieses Wissen muss erhalten bleiben. Du wirst es einmal deinen Kindern und Enkelkindern weitergeben. Versprichst du mir das?“

„Ja Vater. Ich werde es in mein Herz einschließen.“

„Gut. Das wird nötig sein, denn wir werden Koh Kret verlassen.


Fortsetzung folgt....
 
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Iffi

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Vorbereitungen für den Umzug

Mo war leicht geschockt. Koh Kret verlassen hieß, dass sie den Künstlern nicht mehr zuschauen konnte, wie sie eine Welt mit eigenen Lebewesen schufen, auf die geliebten „Kanom“, Süßigkeiten , verzichten musste, die in den Haushalten am Mae Nam in der großen Flussschleife hergestellt wurden.

Besonders die „Kanom“ aus dem weichgekochten weissen Fleisch der Kokosnüsse hatten es ihr angetan. Davon konnte sie nie genug bekommen.

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Und überhaupt, all ihre geliebten Freunde und Verwandte verlassen musste. Betrübt und nachdenklich blieb sie stumm. Es geziemte sich nicht, ihrem Vater wegen seiner Ankündigung ihr Leid zu klagen.

“König Tak Sin, der uns dieses Land geschenkt hat, ist leider kurz nachdem wir hier ankamen gestorben. Man sagt, er war urplötzlich von einem bösen Geist besessen und bei dem Versuch der Austreibung ist er tragisch ums Leben gekommen. Aber es gibt Hoffnung. Manche erzählen, nur sein böser Geist wäre verschieden und König Tak Sin lebe nun glücklich und zufrieden ganz weit weg in Chantaburi.”

“Müssen wir deswegen hier weg, Vater? Ich werde trotzdem heute Abend eine Kerze für ihn anzünden und ihm ganz lieb für das Geschenk der Insel danken.”

“Nein, Mäuschen. Es gibt andere Gründe. Unser neuer König hat ganz große Pläne. Er baut eine gigantische Königstadt mit einem wundervollen Palast, der Ayutthaya, so wie ich es noch von vor der Zerstörung her kenne, wieder auferstehen lässt. Man sagt, er wäre schon fast fertig. König Tak Sin hatte vorher schon den Entwässerungs- und Grenzkanal Khlong Lord für dieses Gebiet ausheben lassen. Leider konnte er seine eigenen Ideen auf der Bang Kok Seite nicht mehr in die Tat umsetzen. Wir werden an diesen Kanal ziehen. Du wirst den Königspalast von dort aus täglich sehen können.“

Woher nahm ihr Vater bloß dieses unermessliche Wissen? Sein Kopf war doch gar nicht größer, als der der anderen?

Aber auch sie selber konnte nicht behaupten, dass ihr die vielen Informationen Kopfschmerzen bereiteten oder ihr Kopf gar zu platzen drohte. Im Gegenteil. Je mehr sie ihrem Vater zuhörte um so mehr wollte sie wissen. Was sollte das denn überhaupt für ein Kanal sein, der als Lord, was soviel wie Strohhalm oder Röhre bedeutet, bezeichnet wird? Sie verkniff sich die Frage und nahm sich vor, dessen Geheimnis selber zu entschlüsseln.

Mo’s Herz begann zu pochen. Würde sie sogar einen Blick auf die Leute des Hofstaates werfen können? Und was wäre, wenn der König unter ihnen wäre? Nein, besser nicht. Sie würde sicher auf der Stelle vor Ehrfurcht tot umfallen. Hatte Mae Yai, Großmutter, nicht erzählt, dass man dem König nie und nimmer ins Antlitz schauen darf, weil einen dann der Blitz trifft?

„Dort leben bereits viele Leute, aus dem fernen China, die Käks aus Indien, Malaysia und Java und die Farangs, westliche Ausländer, die ihre ehemaligen Siedlungen um Ayutthaya herum verlassen haben. In den Haushalten fehlt es sicher an allem Möglichen. Ich werde mich ab jetzt ganz auf den Verkauf der Töpferwaren konzentrieren, später auch auf Figuren. Wir werden unseren Kunden näher sein und ein größeres Boot für den Transport von hier zum Königspalast anschaffen. Wir werden uns öfter neue Kleider leisten können, besonders für dich, deine Brüder und deine Mutter. Vielleicht sogar etwas Schmuck. Du wirst von einem Privatlehrer unterrichtet werden, der dir viele nützliche Dinge beibringen und erzählen wird. Manchmal werde ich mit dem Boot nach Koh Kret fahren und die Ware selber aussuchen, anstatt nur das zu nehmen, was uns in Bang Kok von den fahrenden Händlern aus Koh Kret angeboten wird. Wenn du brav bist und fleißig lernst, darfst du mich das ein oder andere mal begleiten.“

Nun sah die Welt schon wieder anders aus. Nahe am Königspalast, neue Kleider, ein Privatlehrer, der hoffentlich ihren unbändigen Wissensdrang befriedigen konnte und ab und zu ein Besuch in Koh Kret. Blieb nur noch der traurige Abschied von den geliebten Leuten in der Nachbarschaft, besonders von Pa Pum, ihrer Tante, die ihr immer heimlich ein paar Süßigkeiten zusteckte. Das gab ihrer Vorfreude einen etwas bitteren Geschmack.

„Lung Kai, Pi Ton, Pa Fon sind schon dort. Wir werden nicht unter Fremden am Khlong Lord sein, unserem neuen Wohnort. So, geh jetzt und hilf deiner Mutter bei der Vorbereitung und beim Packen. Wir ziehen bald um...“
 

Homer

60 Jahre und kein Bisschen weise
Inaktiver Member
28 Oktober 2014
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Schleswig-Holstein
:daumen Genau DAS ist es, Historisches lebendig und interessant verpackt. :hut

Danke Dir, wieder ein Stück Geschichte gelernt

LG
 
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Iffi

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Ich war in den 70er Jahren als Bassist Mitglied einer Rock und Pop Band :cool:
 

Iffi

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Der letzte Tag auf Koh Kret

Mo fand keinen Schlaf. Morgen früh sollte es flussabwärts nach Bang Kok gehen. Unruhig wälzte sie sich in ihren Träumen. In einem schönen Kleidchen, dazu weiche Schuhe, so wie sie diese einmal auf einem Gemälde gesehen hatte, irrte sie über unbekannte Wege und suchte verzweifelt nach Pa Pum und ihren Süßigkeiten. Als sie die Vergeblichkeit erkannte, wusste sie nicht mehr die Richtung zurück nach Hause. Auf all den fremden Pfaden duftete es nach vertrauter Reissuppe, aber sie sah keine Menschen. Alles war wie ausgestorben.

Zitternd erwachte sie. Es war noch dunkel, aber beim Schein der Öllampe erkannte sie ihre Mutter, die gerade Schüsseln mit duftendem dampfendem Inhalt auf die Bastmatte am Boden stellte. Ihr Vater war auch schon wach. Ihre zwei älteren Brüder ebenfalls. Wie sehr beneidete sie diese. Sie durften schon Lesen und Schreiben lernen. Aber hatte ihr Vater nicht versprochen…?

“Du hast im Schlaf nach Pa Pum gerufen. Steh auf kleine Mo und bedanke dich bei ihr für ihre Fürsorge. Sie ist gerade hereingekommen.”

Mo stand augenblicklich senkrecht, lief zu ihrer geliebten Tante, schmiegte sich an ihren Oberschenkel und vergrub ihre Tränen in ihrem Sarong.

“Liebe Mo. Sei nicht traurig. Ich werde dich ganz bestimmt besuchen. Nong Song, mein zweiter Sohn, wird sich ganz in eurer Nähe Arbeit suchen und wenn er welche findet, mich nachholen. Das hat er mir versprochen.”

waren die tröstenden Worte Pa Pums und sie übergab Mo ein kleines Päckchen umhüllt mit frischen Bananenblättern und mit Palmfasern umwickelt, damit es sich nicht von alleine öffnet. Als Mo es in die Händen nahm, zaghaft darauf drückte und fühlte, wie es leicht nachgab, wusste sie, was es enthielt. Ihr geliebtes Kanom, Süßigkeiten, in diesem Fall, typisch für Ko Kret, aus dem weichen Fleisch der Kokosnuss hergestellt.

Mo legte das Päckchen an einen Platz, wo sie es garantiert nicht vergessen würde, rannte zum dem großen mit Wasser gefüllten Tonkrug hinter Haus und ihr Vater wusch ihr den schlechten Traum und die Tränen gleich am Fluss aus dem Gesicht.

Dieses Bild ist von 1953 aber in über 200 Jahren hat sich am Gesamteindruck nichts geändert. Schon damals könnten Vater, Mutter, die kleine Mo und im Hintergrund die geliebte Tante Pa Pum an ihrem Haus am Fluss so ausgesehen haben


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“Iss und mache dich dann bereit für die Abfahrt. Bei den ersten Sonnenstrahlen machen wir uns auf den Weg. Vorher werden wir noch gemeinsam Buddha unseren Respekt erweisen und ihn um eine sichere Reise auf dem Fluss bitten.” sagte ihre Mutter.

Die gesamte Familie ging vor ihrem bescheidenen Buddha-Schrein auf die Knie, Mo’s Vater zündete mit einem brennenden Holzspan, den er vorher in die Öllampe gehalten hatte, konzentriert zwei Kerzen an, nahm daraufhin drei Räucherstäbchen aus einer Tüte, hielt deren Spitzen über das “Licht Buddhas”, bis sie rauchend ihren typischen Duft verströmten und steckte sie daraufhin in einen Topf, der mit der Erde Koh Krets gefüllt war. Diesen Topf mit der Erde würden sie mit nach Bang Kok nehmen.

Zum besonderen Anlass legten die weiblichen Anwesenden je eine Lotusknospe auf eine Schale. Alle hielten ihre Hände zum Wai vor ihrem Gesicht, den Kopf leicht gesenkt. Es herrschte eine meditative Stille. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken, bat um ein gutes Gelingen der Reise, eine glückliche Zukunft und aufstrebenden Wohlstand. Im Osten färbte ein tiefes Orange den Himmel...
 

Iffi

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Reise von Koh Kret nach Bang Kok

Über dem Wasser lag eine dünne Nebelschicht, die den Fluss zu besänftigen schien. Fast lautlos nahm der Chao Phraya gemächlich seinen Weg nach Süden. Seine Oberfläche, geschmückt mit den grünen Blättern der Wasserpflanzen, ließ seine Geschwindigkeit leicht erraten.

Die Hähne hatten bereits vor Stunden den Morgen begrüßt und die Hunde waren mit den Überresten des ersten Frühstücks in den Haushalten beschäftigt.

Es war sehr still, als Mo und ihre Familie das nicht allzu große mit einem Korbgeflecht als Dach versehene Frachtboot am Steg gleich hinter ihrem Haus betraten, welches mit ihren Utensilien und Töpferwaren beladen war. Der Kapitän Lung Lek und weitere Nachbarn mussten das Boot ein kleines Stück gegen die Strömung in der Flussschleife rudern um den Khlong Lat Kret Noi zu erreichen, denn sie wollten die Abkürzung nehmen. Immerhin verkürzte sich die Reise damit um sechs Kilometer.

Als sie schon nach kurzer Zeit um die Nordspitze der Insel in den Kanal hineinfuhren, übernahm die Strömung das Boot. Mo warf einen Blick auf ihren geliebten Phra That Chedi Mutao, an dem sie so viele Feste gefeiert hatten. Er ist einem Chedi in der burmesischen Heimat der Mon nachempfunden, verbirgt eine Buddha-Reliquie in seinem Inneren und kennzeichnete weithin sichtbar die Stelle, an dem der Khlong Lat beginnt.

Erschrocken glaubte Mo zu erkennen, dass er sich über Nacht etwas geneigt hatte. Ging ihre Heimatinsel etwa unter? Mo liess nichts über ihren Verdacht verlauten. Vielleicht war es ja nur eine Sinnestäuschung, weil sie so aufgeregt war. Außerdem redete man nicht über etwas, was als schlechtes Omen für die Reise gedeutet werden könnte. Gedanken und Worte können bekanntlich wahr werden, weil sie die Geister auf den Plan rufen, und wer traut denen schon über den Weg. Ihre Launen sind unberechenbar. Deswegen machte Mo wie alle anderen auf dem Boot einen andächtigen wai Richtung Chedi und versuchte, auf andere Gedanken zu kommen.

Koh Kret Chedi

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Ablenkung von unschönen Gedanken fand sie schnell, denn als sie wieder den breiten Lauf des Chao Phrayas erreichten, deutete sie entzückt auf die vielen Frachtschiffe, die vollbeladen mit den Ziegel-und Bausteinen der Ruinenstadt Ayutthaya tief im Wasser liegend flussabwärts fuhren und sich über den ganzen Strom verteilten.

Dazu die Sicht auf beide Ufer und dem Fluss entlang bis zum Horizont. Ihr kleines Frachtboot begann zu schaukeln, aber das war ihr nicht unangenehm, sondern kam ihr eher lustig vor.

Die Stunden vergingen und Mos Mutter bereitete die zweite Mahlzeit des Tages für Besatzung und Passagiere zu. Jedes dieser Boote hatte einen kleinen Steinherd mit Holzkohle gefüttert an Bord.

Und dann geschah es. Wie von Zauberhand sich ständig vergrößernd, kamen linkerhand die Spitzen des neuen Palastes in Sicht. Hochaufragende Chedis gegen die der auf Ko Kret nur ein Spielzeugmodel war, bunt glitzernde Tempeldächer, Boote mit der siebenköpfigen Naka am Bug verziert, und ein ständiges Kreuzen von Frachtschiffen und Personenbooten zwischen beiden Ufern. Lunk Lek benötigte volle Konzentration und hatte am Ruder alle Hände voll zu tun, um nicht mit ihnen zu kollidieren.


Grand Palace
1850

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Mo konnte es nicht fassen. Im Kleinen war ihr dies alles nicht unbekannt, aber in dieser Größe, In Vielfalt und Anzahl hatte sie so etwas noch nie so geballt an einem Ort gesehen.

Lung Lek lenkte das Boot an das linke Ufer. Mo glaubte schon, sie würden gleich am Königspalast ankern, als sie einen schmalen Kanal erkannte, der landeinwärts führte. Als sie dort hinein glitten, wurden nicht mehr die langen Paddel bemüht, sondern Stangen, mit denen man sich am Grund des Kanals abstieß um das Boot vorwärts zu bewegen. Auch das war nicht ungefährlich, denn sie waren beileibe nicht das einzige Boot auf diesem Kanal. Zusätzlich verengten die gleich vor den Holzhäusern festgezurrten Boote den künstlichen Wasserweg.

“Das ist der Khlong Lord. Unsere neue Heimat liegt gleich dort vorne in dem Haus, vor dem nur zwei kleine Boote liegen.” sagte Mo’s Vater.

Khlong Lord 1850

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Mo’s Blicke wanderten an der Häuserreihe auf der rechten Seite entlang. Alle Gebäude standen direkt am Khlong und hatten Verandas davor, in einer Höhe, von der aus man die Boote einigermaßen bequem be- und entladen konnte. Überall standen dutzende von Tonkrügen und Gefässen allerart herum. Zwischendurch auch Tonfiguren.

Beruhigt sah sie ein schmales Boot, von dem aus eine ältere Frau Süßigkeiten verkaufte. Auf der anderen Seite erhaschte sie fast zum Greifen nahe einen Blick auf die riesige Anlage des Königspalastes und Bambusgerüste, die für den Bau der hohen Chedis im Wat Pho in den Himmel ragten. Die Namen all dieser Gebäude waren ihr damals noch nicht geläufig.

Mo glaubte nun zu verstehen, warum ihr Vater hier hin ziehen wollte. Außerdem kam sie sich nicht ganz so fremd vor. Der Fluss, der Kanal, die Häuser und besonders die Töpfer erinnerten sehr an ihr altes zu Hause.

Sie waren in Ban Mo angekommen, dem Töpferviertel der aufstrebenden Stadt.

Welch gutes Omen, ging es Mo durch den Kopf, denn sie hatte den gleichen Namen…


Heute, Nachfahren von Klein Mo auf Koh Kret.


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ENDE
 
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Cosy Beach Club

Steuerzahler

Member Inaktiv
Inaktiver Member
11 November 2016
30
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598
67
Ich habe glatt das "Ende" übersehen, gute Idee so kann sich jeder
die Geschichte weiter fortsetzen.
Es könnte interessant werden wenn andere der Geschichte ein
Happy End geben.
 
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