Ich lernte meine "thailändische Verwandschaft" 2003 kennen. Es war damals ein kleiner Kulturschock. Das Haus war sehr einfach gestrickt und die ländlichen Umstände überforderten meine Möglichkeiten. Die darin lebenden Menschen waren allesamt sehr freundlich und keinesfalls fordernd. Man akzeptierte mich und meine "Eigenarten" ohne diese vor mir zu hinterfragen.
Kulturschock deshalb, weil ich von den primitiven hygienischen Zuständen erschrocken war. Die Dusche mit der Betonwanne und den "Sandkastenförmchen" als Duschhilfsmittel, waren nach dem 20 Stunden Trip einfach zuviel für mich und meine "städtischen Lebensgewohnheiten". Ich kannte Thailand bis dato ausschließlich als Besucher der Touristenorte. Im Isaan sollte ich mich jedoch "weiterentwickeln..."
Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl übervorteilt zu werden. Wenn es Forderungen gab, wurden diese ausschließlich an die Tochter weitergegeben. Die Forderungen bezogen sich meist auf Lebensmittel oder dringend erforderliche Anschaffungen. Die Tochter des Hauses war stets bemüht, durch Eigenarbeit ihren Teil des erforderlichen Etats beizusteuern.
Für meine Duschgänge wurde eigens Wasser erwärmt, denn die "Kaltbrause" überforderte mein "Thai-Deutsches Kulturverständnis"
Auch hier ging die Chefin des Hauses vorbildlich voran und sorgte für wohltemeriertes Wasser....
Die allseits beschriebene "Undankbarkeit" traf mich ebenfalls völlig unvorbereitet. Die mitgeführten Koffer waren zum bersten gefüllt und selbst die eigene Tochter erhielt nur ein anerkennendes Kopfnicken.... :k
Irgendwann gewöhnt man sich an diese Situation, aber es baute sich in all den Jahren nie ein sehr herzliches Verhältnis auf. Zweifelsfrei fehlt meineserachtens das persönliche Gespräch um Kontakte zu verinnerlichen und auszubauen. Ihre deutsch/englischkenntnisse sind faktisch nicht vorhanden. So blieb immer nur ein anerkennendes lächeln.
Da Isaan-Food für europäische Mägen gänzlich ungeeignet ist (meine Meinung) verzichtete man darauf, mich zum Essen auf den Boden zu bitten. Man erkannte auch sehr schnell, dass ich die Gastfreundschaft nicht einfach so, ohne Grund ablehne. Heuschrecken, zermahlendes Büffelfleisch mit einer extremen Schärfe, zermatschen Fisch mit allerlei Gemüse....lassen mich doch sehr verstört zurück.
Da ich ungern Geldgeschenke mache, habe ich versucht, während meiner Aufenthalte (in der Regel jedes Jahr 2-3 Tage) Lebensmittel, Obst, Restaurantbesuche usw. auszugeben um die erhaltene Gastfreundschaft zu entschädigen. Natürlich war ich auch direkt an den gefüllten "Koffern" finanziell beteiligt...
Ich bereue es nicht im Isaan gewesen zu sein. Es hat mein Verständnis zu Thailand gefördert. Aufgrund bestimmter Umstände war vor einem Jahr mein vorerst letzter Aufenthalt in "hohen Norden". :JC_handshake: