Willkommen in unserer Community
Möchtest du dem Forum beitreten? Das gesamte Angebot ist kostenlos.
Registrieren
Smurf Bar
Joe
Cosy Beach Club

Prum

Member Inaktiv
Inaktiver Member
16 Juli 2018
32
40
698
Haha . Jedes hat es schon erlebt . Das gehört irgendwie dazu . :confused:
 

thaorai

Expat fitness junkie
Thread Starter
Inaktiver Member
Thread Starter
13 März 2011
437
7.788
2.295
64
Pattaya Klang
Vorsicht, böse !

Disclaimer:
Die folgende story ist Satire zum ausschließlichem Zweck der Unterhaltung und hat rein gar nichts mit der Realität zu tun ;).
Alles frei erfunden und blütenreine Fantasie.



Schrottverwertung.

Rudolph ist wie immer schon früh auf den Beinen und sitzt bei Kaffee und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Wintergarten seines Einfamilienhauses mit schönem unverbauten Blick auf ein Eichenwäldchen.

Heute ist ein besonderer Tag: Sein Sonnenscheinchen kommt heute in sein Heim, und wird mit ihrer wärmender Nähe den beginnenden Frost des Alters verjagen, der sich jeden Tag spürbarer in seine kalkigen Knochen frißt.

Rudolph ist 72 Jahre alt und körperlich gut in Schuß. Ein vergeistiger Mensch, aus Sport hat er sich das ganze Leben nicht viel gemacht und sich auf etwas Morgengymnastik beschränkt. Seine Hände sind noch immer jugendlich flink, er war ein erfolgreicher Chirurg und ist noch immer ein guter Pianist. Auch jetzt noch ist er gefragte Kompetenz auf dem Podium von ärztlichen Kongressen, seine Veröffentlichtungen sind in Fachkreisen bekannt und geschätzt. Vielseitig interessiert und belesen hat er eine umfangreiche mehrsprachige Bibliothek zu Hause, er spricht neben seiner Muttersprache Deutsch fließend Englisch, Französisch, Spanisch und etwas Russisch.

Wozu er in seinem Leben nie Zeit oder etwas übrig hatte, waren Haustiere, Kinder und Ehefrauen, eben alles was einem ein Klotz ein Bein sein kann. Sein Arbeitsstil war dynamisch, sein Leistungspensum hoch, und Krankenschwestern gab es genug, die auch bei ihm zu Hause im Bett seine Fingerfertigkeit zu schätzen wußten, von ersten bis zum elften.

Im Ruhestand, zumindest ohne den Arbeiten am lebenden Fleisch, wurde es in seinem Schlafzimmer auch ruhig, zu ruhig, wie Rudolph fand. Mit der sprunghaft angestiegenen Häuslichkeit ward ihm wenn auch zu später Lebensstunde auf einmal doch nach latenter Gesellschaft zumute, und er dachte dabei an die ideale Kombination von geistigem Niveau auf Augenhöhe, begehrenswerter und begehbarer Weiblichkeit sowie der Loyaliät ihm auch noch den Löffel zu halten wenn es mal nötig wird.

Rudolph gäbe etwas darum, die grauenhaften Erinnerungen aus seinem Gehirn löschen lassen zu können, die die Suche nach dieser Idealkombination mit sich brachte, die FAZ Anzeige „Stadtbekannter Chirurg im Ruhestand sucht…!“ brachte ideale Kandidatinnen aufs Tapet, gebildete Damen, die aber im Punkt „begehrenswert“ starke Schwächen zeigten und teilweise eher noch als er selbst jemanden gebraucht hätten, der ihnen den Löffel zum Munde führt.

Vermeintliche Freunde halfen Rudolph, seine eingeschränkte Weitsicht zu globalisieren, und so kam er über den Umweg Pattaya zu seinem Sonnenscheinchen.


(continued)
 
Zuletzt bearbeitet:

thaorai

Expat fitness junkie
Thread Starter
Inaktiver Member
Thread Starter
13 März 2011
437
7.788
2.295
64
Pattaya Klang
Das Städtchen Pattaya selbst beziehungsweise seine Bewohner und Besucher waren so gar nicht das Ding von Rudolph, das geistige Niveau, auf dem die Bespaßungen dort propagiert werden, waren ihm so unterirdisch daß es schon schmerzte. Sicher war es faszinierend, auch als 72jähriger als Objekt sexueller Zwecke wahrgenommen zu werden, sogar von Frauen, die bald ein halbes Jahrhundert jünger waren.
Aber was hier für ein Panoptikum an Perversitäten schamlos am hellichten Tage auf der Straße herumlief, schockierte ihn, die Bandbreite reichte von analfixierten mickrigen Männchen mit riesigen ladyboys an der Seite bis hin zu winzigen kleinen Mädchen, die an der Pranke von pädophilaaffinen fetten großen Kerlen nebenhertrippelten, die locker das Vierfache von ihnen wogen.
Pattaya klassifizierte er somit als eine Enklave sexuell Entgleister, so wie es die amerikanische Basis in Guantanamo für Terroristen war, was hier passierte, sollte der freien Welt besser unbekannt bleiben.

Welch Vorstellung, er würde so ein junges kleines Ding von hier mit nach Hause nehmen und mit ihr in der moralisch intakten Welt seines Wohnortes händchenhaltend über den Straßenmarkt spazieren. Familienväter minderjähriger Töchter würden ihn angerempeln und „Ki****fi****“ zuzischen, Marktweiber würden ihm Tomaten an den Kopf werfen.

Sowas kommt für einen Mann mit Geist und Renomee wie ihn also keinesfalls infrage.

Und darum fühlte er sich dann unter den etwas älteren Frauen in der Bamboo Bar noch am Wohlsten, und lernte seine Pat kennen. Er fand, daß sie für ihre 41 Jahre echt klasse aussah, schönes glattes Gesicht, schlanke große Figur, 168cm, keine Tattoos, und vor allem keine Historie in Pattaya, „sie sei erst vor zwei Wochen nach Pattaya gekommen, weil sie finanzielle Engpässe dazu zwangen“. Zwar konnten sie miteinander nicht viel reden, Pat hatte aber eine unkomplizierte Art, das Sympathieband zwischen ihnen nachhaltig zu festigen, weil sie einfach wußte, wo diese Stelle bei den Männern zu finden ist.

So war das Kriterium einer „begehrenswerten und begehbaren Weiblichkeit“ mit Pat schon mal traumhaft perfekt erfüllt, und daß sie ihm langfristig die Loyalität entgegenbrächte, ihm nicht nur die Stange sondern gegebenenfalls auch den Esslöffel zu halten, sah Rudolf ebenfalls als realistisch an. Blieb also noch die Frage nach dem intellektuellen Gleichklang offen, der sich aufgrund der augenblicklichen Sprachbarriere nicht verifizieren ließ.

Aber wenn ihn Pat mit ihrem schönen Gesicht lange lächelnd ansah, meinte er in ihren Augen eine totale Reinheit des Geistes sehen zu können, eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit, wie er sie noch bei keiner deutschen Frau entdecken konnte, die eigentlich ständig Stimmungsgewitter ihrer Gedankensprünge in ihren Gesichtszügen widerspiegelten. Er war fest überzeugt, daß Pats völlige und reine Konzentration auf ihn nicht nur eine Wohltat für seine Seele sein würde, sondern auch Kapazitäten vermuten ließ, mit ihm geistig zu harmonieren. Dazu bedurfte es nur die Überwindung der sprachlichen Barrieren, aber Pat würde Deutsch lernen und er auch thai, dann hätte er sie, die ideale Partnerin bis zum Lebensende.

Pat ließ sich überzeugen, nach Deutschland zu kommen und Rudolph zu heiraten, und als sie die Hürde des Sprachzertifikates Deutsch A1 gemeistert hatte - Rudolph freute sich über ihr gutes Abschneiden, ein gutes Zeichen für ihre Lernfähigkeit - war es nur noch ein kurzer Weg.

Heue ist es soweit: Pat fliegt nach Deutschland.


(continued)
 
Zuletzt bearbeitet:

thaorai

Expat fitness junkie
Thread Starter
Inaktiver Member
Thread Starter
13 März 2011
437
7.788
2.295
64
Pattaya Klang
Derweil in Bangkok.

Etwas schlaff, nicht nur allein wegen ihrer 41 Jahre, sitzt Pat auf der Plastikschale im Warteraum der Abflughalle B Flugsteig 12 am Savarnahumi Airport und wartet auf den Abflug der Thai Airways nach Frankfurt um 12:40am. Die Abschiedsparty von ihren langjährigen Freundinnen in Pattaya brummt noch im Kopf nach, die ihren Hauptgewinn mit ihr feierten: den reichen Deutschen Rentner Rudolph, der den Pattayaschrott aufgekauft hat.

Die Bamboo Bar und die Beachroad waren bereits Pats Endstation. Daß sie erst zwei Wochen in Pattaya weilt, erzählt sie bereits seit 22 Jahren ihren Kunden, denn die sind immer glücklich, wenn sie es sagt. Die ersten 10 Jahre waren intensiv, da war sie jung, gut nachgefragt und Begleitung der feschen Jungs auf nächtlichen Parties. Danach, in den Dreißigern, war es dann weniger party und die Jungs nicht mehr so fesch, das Alter iher Kunden nahm doppelt so schnell zu wie ihr eigenes. Am Ende mußte sie die ersten drinks in der BambooBar selbst kaufen, bis sich einer fand.


Nicht, daß sich Pat je selbst rekapitulative Gedanken gemacht hätte, wie und warum sich alles so mit ihr ergeben hat wie es war. Aber tatsächlich begann alles damit, daß Pat von Beginn ihrer Zeitrechnung an völlig passiv durch das Leben ging, daß sie recht hübsch war, und daß sie kein Schamgefühl für ihre pussy besaß. Schon als kleines Mädchen spielten ihr großer Bruder und ihr Onkel an ihrer mumu herum, so wurde es für sie so normal wie Haare waschen, und sie mochte es gern. Mit 13 steckten ihr die Nachbarjungs nicht nur die Finger hinein, mit 15 kam ein Kind, mit 16 eine verpfuschte Abtreibung, die ihrer Gebärfähigkeit ein vorzeitiges Ende setzte. Und als sie nun mit 17 nach Pattaya kam, war es für sie wie Weihnachten, nette ausländische Kerle machten Party mit ihr, leckten und vögelten sie, und gaben ihr auch noch jede Menge Geld, soviel wie sie nie hätte in einem normalen Job erarbeiten können. In ihrem Dorf hatten die Thaiboys sie umsonst gehabt und es gab bestenfalls noch ein paar Schlucke aus der Whiskeypulle.

So hat ihre pussy in den letzten 28 Jahren reichlich Gäste empfangen, ihr Tacho dürfte fünfstellig sein. Ein Taxi, in dem schon 10.000 Kunden gesessen haben, hätte sehr schäbige Polster, obwohl die Fahrgäste nicht alle da reinrotzen. Aber alle bei Pat. Fleisch ist zum Glück geduldig, zumindest geduldiger als Autositze, und so sieht man das Pat nicht an.

Ohne eine Begleiterin hätte sie das Fluggate nicht gefunden. Wo sie hinfliegt, hat sie nicht im Kopf. Wann sie ankommen wird, weiß sie nicht. Wo Rudolph wohnt, oder wie er mit Nachnamen heißt, steht zum Glück auf einem Zettel in ihrer Handtasche. Seinen Vornamen kann sie nicht aussprechen, ihn wie auch alle vor ihm nennt sie praktischerweise „tilak“.

Aber sie weiß immerhin eins: sie fliegt nach Germany.

Die Unterrichtsstunden des teuren Deutschkurses hat sie übrigens immer nur im Halbschlaf über sich ergehen lassen und ansonsten nichts behalten. Die Prüfung hat sie mithilfe von 3000 baht tip bestanden, jemand anderes hat ihren Prüfungsbogen ausgefüllt.

Instinktiv weiß sie auch, Rudolph ist der vielleicht letzte Rettungsfallschirm, um bis zum Lebensende ohne Arbeit durchzukommen. Auf anderer Leute Kosten fressen und saufen, promiskuitiven sex haben und hinterher noch Geld einstecken wird im pattayanischen Sprachgebrauch verwirrenderweise ebenfalls „I work“ genannt.

Pat hat in den Jahren überschlägig 10 Millionen Baht erhurt und das Meiste an ihre Eltern und für ihren Sohn weitergeleitet. Mit vernünftigen Management hätte das eine Großfarm oder mehrere Mietshäuser abgeben können, deren Einnahmen ihre alten Tage absichern. Jedoch ist davon nichts geblieben, von der Mutter bei der Lotterie verspielt, vom Vater versoffen und vom Sohn verprasst.


(continued)
 

thaorai

Expat fitness junkie
Thread Starter
Inaktiver Member
Thread Starter
13 März 2011
437
7.788
2.295
64
Pattaya Klang
Perspektiven

Rudolph ist kein Dummer. Ihm ist klar daß sein Sonnenscheinchen „ein klein wenig Zeit zur Integration in Deutschland“ brauchen wird. Er denkt da so an die geduldige Erklärung der Funktionen des Geschirrspülers und der Waschmaschine und den Weg zum nächsten Discounter. Wetterangepaßte Kleidung kaufen. Ein eigenes Notebook für Sonnenscheinchen zur Kommunikation mit Familie und Freunden.

Spannend sind da aber noch ganz andere Dinge.

Pat schläft täglich 12-14 Stunden. Ihre Alkoholdosis liegt zwischen einer halben und einer ganzen Pulle Thaiwhiskey pro Tag. Sie hat das letzte Mal vor 28 Jahren zu Hause eine Holzfeuerstelle zu Kochen gesehen und sich seitdem von Straßenküchen-Fertigessen aus Plastikbeuteln ernährt, die sie auf dem Fußboden hockend eingenommen hat.
Unwahrscheinlich, daß sie in der Einbauküche von Rudolph in Kürze Schweinebraten mit Klößen für ihn kochen wird oder etwas anderes essen will als was sie nur im weit entfernten Asiashop bekommen.
Eher unwahrscheinlich, daß sich ihre freilaufend lustgesteuerten Nahrungsaufnahmen mit der strammen deutschen Norm Rudolphs synchronisieren lassen, 7 Uhr Frühstück, 13 Uhr Mittagessen, 19 Uhr Abendbrot.
Sehr unwahrscheinlich, daß Rudolph einmal seine Freunde zu einem dinner in seinem Haus einladen kann, wo seine Frau im hübschen Kleidchen mit gepflegten Deutsch und einem mehrgängigen Menü Eindruck schindet, denn seine Restlebenszeit dürfte für diesen Traum zu knapp bemessen sein.

Rudolphs Kopf ist wie eine riesige Freiflugvoliere, in der Schwärme von Wissen, Gedanken und Ideen schwirren, Tausende von Namen und ihren Zusammenhängen, Autoren, Wissenschaftler, Komponisten, Philosophen, Maler, Bildhauer, Politiker.
Zigtausende von Vokabeln Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch.
Unzähliges Wissen über seinen Beruf.
Er hat tausende von Büchern gelesen, er war ein genialer Chirurg, er brilliert trotz seines Alters noch immer wortgewandt auf dem Podium, und wenn er auf einer Party den Steinwayflügel mit der Polonaise A Dur von Fréderic Chopin zum Beben bringt, erbleicht die anwesende Jugend in der Erkenntnis, daß ihre eigenen musikalischen Kompetenzen lediglich die Refraintexte aktueller Chartsongs umfaßt.

Was für eine Enttäuschung wird ihn da erwarten, sobald er den sprachlichen Zugang zu Pat gefunden hat und durch die Pforte in ihren Kopf schauen kann, wo ihn nicht eine Freiflugvoliere wie bei ihm selbst erwartet, sondern ein kleiner Käfig, in dem nur eine Meise piept.

Aber das hätte er vorhersehen können, hätte er in seinem Leben auch mal Haustiere besessen. Denn wenn er den Blick in die klaren Augen einer Katze kennen würde, wäre ihm die Parallele zu Sonnenscheinchens Augen der „totalen Reinheit des Geistes in innerer Ruhe und Ausgeglichenheit“ aufgefallen.
Eine Katze kommt mit ihrer sozialen Kompetenz durchs Leben, schafft es, sich bei den Menschen von Sofa zu Sofa und von Milchschüssel zu Milchschüssel zu lavieren, wirft halt irgendwann mal Nachwuchs, und das Ganze ohne 2+2 zusammenzählen zu können.

Die passive Pat hat nicht viel mehr Gehirnschmalz für ihren Lebensweg investiert. Was das Besondere an einem menschlichen Gehirn ausmacht, wird bei ihr so gut wie gar nicht genutzt. In erster Linie fehlt jede Motivation zur Wissensanreicherung, aber auch alle Möglichkeiten wie rekapitulative Denkprozesse, Was-wäre-wenn-Szenarien, Planung und Planungsverfolgung, Entscheidungsstrategien, Denken in anderen Zeitformen, Ideenfindung, Konstruktivismus, Hypothesen, Empathiemodelle um sich in andere Situationen zu versetzen als die Eigene - all diese Ressourcen liegen bei Pat weitgehend brach.

So ist Rudolph nun doch zu einem Haustier gekommen: einem Siamkätzchen.


Und er kann seine Muschi sogar vögeln.


(Ende)

Polonaise A Dur Frédéric Chopin
 
Zuletzt bearbeitet:

cilandro

Jäger der Nacht
Inaktiver Member
25 Dezember 2008
1.579
4.590
2.165
Düsseldorf am Rhein
Perspektiven

Rudolph ist kein Dummer. Ihm ist klar daß sein Sonnenscheinchen „ein klein wenig Zeit zur Integration in Deutschland“ brauchen wird. Er denkt da so an die geduldige Erklärung der Funktionen des Geschirrspülers und der Waschmaschine und den Weg zum nächsten Discounter. Wetterangepaßte Kleidung kaufen. Ein eigenes Notebook für Sonnenscheinchen zur Kommunikation mit Familie und Freunden.

Spannend sind da aber noch ganz andere Dinge.

Pat schläft täglich 12-14 Stunden. Ihre Alkoholdosis liegt zwischen einer halben und einer ganzen Pulle Thaiwhiskey pro Tag. Sie hat das letzte Mal vor 28 Jahren zu Hause eine Holzfeuerstelle zu Kochen gesehen und sich seitdem von Straßenküchen-Fertigessen aus Plastikbeuteln ernährt, die sie auf dem Fußboden hockend eingenommen hat.
Unwahrscheinlich, daß sie in der Einbauküche von Rudolph in Kürze Schweinebraten mit Klößen für ihn kochen wird oder etwas anderes essen will als was sie nur im weit entfernten Asiashop bekommen.
Eher unwahrscheinlich, daß sich ihre freilaufend lustgesteuerten Nahrungsaufnahmen mit der strammen deutschen Norm Rudolphs synchronisieren lassen, 7 Uhr Frühstück, 13 Uhr Mittagessen, 19 Uhr Abendbrot.
Sehr unwahrscheinlich, daß Rudolph einmal seine Freunde zu einem dinner in seinem Haus einladen kann, wo seine Frau im hübschen Kleidchen mit gepflegten Deutsch und einem mehrgängigen Menü Eindruck schindet, denn seine Restlebenszeit dürfte für diesen Traum zu knapp bemessen sein.

Rudolphs Kopf ist wie eine riesige Freiflugvoliere, in der Schwärme von Wissen, Gedanken und Ideen schwirren, Tausende von Namen und ihren Zusammenhängen, Autoren, Wissenschaftler, Komponisten, Philosophen, Maler, Bildhauer, Politiker.
Zigtausende von Vokabeln Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch.
Unzähliges Wissen über seinen Beruf.
Er hat tausende von Büchern gelesen, er war ein genialer Chirurg, er brilliert trotz seines Alters noch immer wortgewandt auf dem Podium, und wenn er auf einer Party den Steinwayflügel mit der Polonaise A Dur von Fréderic Chopin zum Beben bringt, erbleicht die anwesende Jugend in der Erkenntnis, daß ihre eigenen musikalischen Kompetenzen lediglich die Refraintexte aktueller Chartsongs umfaßt.

Was für eine Enttäuschung wird ihn da erwarten, sobald er den sprachlichen Zugang zu Pat gefunden hat und durch die Pforte in ihren Kopf schauen kann, wo ihn nicht eine Freiflugvoliere wie bei ihm selbst erwartet, sondern ein kleiner Käfig, in dem nur eine Meise piept.

Aber das hätte er vorhersehen können, hätte er in seinem Leben auch mal Haustiere besessen. Denn wenn er den Blick in die klaren Augen einer Katze kennen würde, wäre ihm die Parallele zu Sonnenscheinchens Augen der „totalen Reinheit des Geistes in innerer Ruhe und Ausgeglichenheit“ aufgefallen.
Eine Katze kommt mit ihrer sozialen Kompetenz durchs Leben, schafft es, sich bei den Menschen von Sofa zu Sofa und von Milchschüssel zu Milchschüssel zu lavieren, wirft halt irgendwann mal Nachwuchs, und das Ganze ohne 2+2 zusammenzählen zu können.

Die passive Pat hat nicht viel mehr Gehirnschmalz für ihren Lebensweg investiert. Was das Besondere an einem menschlichen Gehirn ausmacht, wird bei ihr so gut wie gar nicht genutzt. In erster Linie fehlt jede Motivation zur Wissensanreicherung, aber auch alle Möglichkeiten wie rekapitulative Denkprozesse, Was-wäre-wenn-Szenarien, Planung und Planungsverfolgung, Entscheidungsstrategien, Denken in anderen Zeitformen, Ideenfindung, Konstruktivismus, Hypothesen, Empathiemodelle um sich in andere Situationen zu versetzen als die Eigene - all diese Ressourcen blieben bei Pat weitgehend ungenutzt.

So ist Rudolph nun doch zu einem Haustier gekommen: einem Siamkätzchen.


Und er kann seine Muschi sogar vögeln.


(Ende)

Polonaise A Dur Frédéric Chopin


Voll aus dem Leben @thaorai. Herrlicher Beitrag. DANKE!
 
  • Like
Reaktionen: thaorai und Thai-S

Djosten

Why not!
   Autor
20 September 2015
996
2.411
1.743
Köstlich amüsant, beneidenswerter Schreibstil und vor allem soooo realitätsnah 👍👍👍 BIG RESPECT und danke für die tolle Geschichte
 
  • Like
Reaktionen: thaorai und Thai-S

Monsoon68

Member Inaktiv
Inaktiver Member
20 November 2010
107
111
1.123
55
Hessen
Freue mich über die neue Geschichte im Zirkus der Illusionen, wieder sehr pointiert und zum Nachdenken über eigene Illusionen. Danke für die Story.
 
  • Like
Reaktionen: thaorai

Honolulubernd

Member Inaktiv
Inaktiver Member
13 Oktober 2019
173
497
853
41
Anhang anzeigen 1286208
Da sitzt Du also wieder mal in Deiner Home-bar in der soi 7 von Pattaya und nippst an Deinem zweiten Heineken Bier. Die Atmosphäre dieser seit Jahren jeder Modernisierung renitenten Bretterbuden mit ihren stilkonformen billiggefließten Tresenquadern und den marodierenden Wellblechdächern hat einfach einen faszinierenden Urlaubscharme, und von Deinem Lieblingsplatz läßt sich so wunderbar Peoplewatching der vorbeiziehenden Gestalten machen, die Bandbreite ist illuster wie wohl nirgends sonst auf der Welt.

An den girls in Deiner Home Bar ist nicht mehr viel zu verpassen, kurz vor 10pm sind nur die festangestellten Trampel da, die Du auch schon seit Jahren aus deinen letzten Urlauben kennst, nur noch ein wenig fetter sind sie wieder alle geworden. Mehr als ein freundlichwiedererkennendes Hallo und bestenfalls mal ein 4wins Spiel können sie Dir nicht mehr entlocken, die verlassen ihre Bar nur noch selten vor dem Schlußgong im Arm eines customers, der entweder völlig besoffen oder ein Pattaya-Neuling ist, der nach monatelangem Entzug ohne Weib und schauderhaften Erlebnissen im Kaffee Keese auch schon bei einem fettgewordenen Isaan-Bauerntrampelchen unter 40J einen Ständer kriegt.

Nee, das ist nichts mehr für mich abgebrühten Profi, lächelst Du in Dich hinein, und nippst nochmal an Deinem Bier. Du willst eine pralle Frucht aus der Krone der Schöpfung, und nicht dieses Fallobst.

Fast hättest Du Dich am Bier verschluckt, als dieses WESEN in die Bar hineinrauscht. Weitgreifend die langen Beine auf sündhafthohen Nuttentretern, wippende reichliche Fülle im Ausschnitt, eine abartig große Handtasche im Ellbogen des rechten Arms hängend, während die langbenagelten Finger auf das glitzernd bestraßte riesige Samsung handy in der Linken einhämmern, wehend die hüftlang gelockten hellbraunen Haare, Püppchengesicht: der neue freelance-Star Deiner Homebar hat seinen Auftritt. Als Du wieder Luft bekommst, kommt dir beim Blick auf ihre Arschbäckchen bereits Druck aufs Rohr: Hey, das wäre der Blockbuster, mit dem sich das Nachtprogramm für einen wie Dich gestalten ließe !

Madame hat erst noch ein ganzes Weilchen hinten in der Bar herumzumotschen, mit ihren Kolleginnen den letzten Klatsch und Tratsch auszutauschen und einen kleinen Aufputscher aus dem Whiskey-Trinkeimer zu nehmen, bevor sie sich in die Warenauslage der Bar vorne am Straßenrand begibt. Dir ist zwar noch nie richtig klar geworden, warum vorhandene Bargäste die girls erst auf den zweiten Blick interessieren, vielleicht weil ein Fisch aus dem Fluß geangelt frischer ist als einer, der schon im Eimer ist ? Oder hat Madame bereits eine Verabredung für heute ?

Deine Nerven beruhigen sich, als sie dann endlich neben Dir sitzt und sie ihren ladydrink mit Dir anstößt. Du hast Glück, sie ist wohlwollend zu Dir, wippt zwar ständig mit ihrem Bein und Euer smalltalk wird andauernd durch message-plings ihres blingbling handys unterbrochen, deren Beantwortung natürlich nicht warten darf, aber brav leiert sie ihre story herunter,
23j sei sie, kinderlos, erst ein paar Monate in Pattaya, sie hat für mom and dad zu sorgen, eigentlich sei sie ja ein solides Mädel. Nein nein, kein thai boyfriend, thai man no good. Und wird sogar kuschliger, mit der Hand auf Deinem Bein raunt sie Dir zu, Du kannst alles mit mir machen.

Eigentlich kannst Du bei diesem Volltreffer Dein Glück kaum fassen und dein kleiner Freund kaum seine aufkommende Vorfreude verbergen. Doch da Du Dummkopf gleich die ganze Nacht mit ihr willst, hat sie es überhaupt nicht eilig und dafür ziemlich viel Durst. Angereichert von ihren etlichen Abwesenheiten, nur mal kurz dies, nur mal kurz das, sammeln sich ein halbes Dutzend ladydrinks auf Deiner Rechnung. 2h später darfst Du endlich die bill plus barfine begleichen, auf dem Weg in Dein Apartment muß sie erstmal ihren Hunger in einer Straßenküche befriedigen. Es ist bereits 1am.

Dann beginnt die Demontage.

Schon als sie sich brav an der Eingangstür ihrer Schuhe entledigt, ist sie 20cm kürzer, ihre Beine wirken jetzt längst nicht mehr so lang, und wie sie mit ihren braunen nach außen gedrehten Füßchen Richtung Badezimmer patscht, erinnert es eher an das Watscheln eines Frosches als wie an den Gang eines Mannequins. Mit ihren Accessoirs lässt sich eine ganze Schachtel füllen, Armreifen, Fingeringe, Ketten, Ohrringe, Haarspangen, Wimpern, ihre großen Mangapupillen verschwinden als gefärbte Kontaktlinsen in einem Döschen. Als in ihrem gefühlt einstündigen Badezimmeraufenthalt auch die Gesichtsbemalung abgewaschen ist, hättest Du schwören können, Du hast diese Frau noch nie zuvor gesehen, die da ins Handtuch gewickelt unter die Bettdecke huscht, mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme zappt und Dich mit einem gebellten go shower Befehl in die Dusche delegiert.

Dann, im precoitalen smalltalk, das handtuchumwickelte Wesen unter Dir, studierst Du ihr Gesicht, und versuchst, das verstandraubende Püppchen aus der Bar wiederzuerkennen. Es ist natürlich klar, daß Du absolut ein Gentlemen bist und keine Miene verziehst und keinen Kommentar zu Deiner Analyse von Dir gibst ! Mit dem metallischen Geklimper an Deinen Fingern in ihrem Nacken erkennst Du, daß die langen schönen Haare nur Extensions sind, die hellbraune Farbe war ohnehin als optische Nachbesserung bewußt. Die Augen wirken ohne die langen falschen Wimpern und die großen hellbraunen Kontaktlinsen viel kleiner, das ungeschminkte Gesicht mit jetzt deutlich sichtbaren Akne-Einsprenkelungen macht die tätovierten Augenbrauen überpräsent wie bei dem Angry Bird, die echten Brauen wachsen viel dichter über den Augen nach. Die Nase glänzt verdächtig, auch sie ist mit einem Plastikimpantat an der Nasenwurzel nachgebessert, und die Zähne sind noch immer in dem Zwangskorsett von Veneers. Eigentlich scheinen nur ihre Ohren Original zu sein, mit den zusammengerafften Haaren stehen sie deutlich ab, was unter der Lockenmähne vorab verborgen gewesen ist.

Daß sie in der Bar geschnurrt hat,
you can do everything with me, hat klar und deutlich beinhaltet, daß Du schon selbst aktiv sein mußt, denn sie tut von sich aus gar nichts. Daß sie nicht gern knutschen will, bedauerst Du zunächst mal weniger, weil ihr Mundgeruch ohnehin nicht sehr motivierend ist, in der Straßenküche vorhin hat sie die Knoblauchzehen im Ganzen gekaut wie Erdnüsse. So klappst Du das Handtuch auf, und bewunderst zunächst einmal den bekannten Effekt, daß das in der Bar noch lüsternverführerische Gesicht einem Schmollmund weicht, schwer beleidigt über die dreiste Zumutung, daß man ihre erotischen Versprechungen nun im showdown auch tatsächlich einlösen will.

Die Bällchen sind wirklich prall und rund und knackig, und… auch nicht echt. Nicht ganz symetrisch geworden, zu hart die Füllung, schade daß Du es nicht im Kopf ausblenden kannst, ihre Unnatürlichkeit raubt Dir das erotische Gefühl und die Lust, lange daran herumzuspielen. Weiter geht die Reise Richtung Süden, das Bauchtattoo ist nicht nur Verzierung, sondern hat auch einen Kaschierungszweck, denn die Konsistenz des Bindegewebes weist klar auf eine Schwangerschaft hin. Hatte sie nicht gesagt, sie sei kinderlos ? Da hat man wohl in der Bar etwas falsch verstanden.

Wo man den erotischen Kahlschlag oder zumindest die gepflegte Hecke eines Pornostars erwartet hat, breitet sich unerforschter Dschungel aus, Tschokäpii, windet sie sich, oralen Explorationen des Territoriums nicht so sehr aufgeschlossen.

Mit eisernem Willen für die Umsetzung Deines feuchten Traumes, den Du in der Bar für das Techtelmechtel farbenfroh visioniert hast, beschließt Du nun, all die Abweichungen der Realitäten von den Illusionen zu ignorieren. Schließlich hat man ja immer noch ein braunes junges Ding im Bett, das zwar nicht mehr ganz so aussieht wie vorher, aber durchaus hübsch ist, oder ? Sie könnte noch ein wenig knackiger sein für 23J, denkst Du. In ihrem Ausweis steht auch, daß sie fast 30J ist, aber das weißt Du nicht.

Es wird ein regulärer Akt, nichts besonderes, beim Einschlafen denkst Du Dir, morgen früh besorge ich es ihr nochmal im vollen Programm, wozu habe ich sie longtime.

Dazu wird es nicht kommen. Pünktlich um 3:30am, wie mit ihrer Freundin verabredet, erhält sie einen Telefonanruf.
Ihre Freundin hatte einen Unfall, sie muß zu ihr ins Krankenhaus ! Sorry sorry, my best friend !, rafft ihre Klamotten zusammen, Du halbschlafender Teddy gibst ihr benommen ihre longtime fee, ohne zu murren, und sie düst ab. Um sich beim nächtlichen Mokrata-dinner mit ihrer Freundin abzuklatschen. Give me five !
Ich mag die Geschichte nicht, ich fühle mich ertappt :bigsmile
 

Assi

Member Inaktiv
Inaktiver Member
16 Mai 2019
28
22
413
Anhang anzeigen 1286208
Da sitzt Du also wieder mal in Deiner Home-bar in der soi 7 von Pattaya und nippst an Deinem zweiten Heineken Bier. Die Atmosphäre dieser seit Jahren jeder Modernisierung renitenten Bretterbuden mit ihren stilkonformen billiggefließten Tresenquadern und den marodierenden Wellblechdächern hat einfach einen faszinierenden Urlaubscharme, und von Deinem Lieblingsplatz läßt sich so wunderbar Peoplewatching der vorbeiziehenden Gestalten machen, die Bandbreite ist illuster wie wohl nirgends sonst auf der Welt.

An den girls in Deiner Home Bar ist nicht mehr viel zu verpassen, kurz vor 10pm sind nur die festangestellten Trampel da, die Du auch schon seit Jahren aus deinen letzten Urlauben kennst, nur noch ein wenig fetter sind sie wieder alle geworden. Mehr als ein freundlichwiedererkennendes Hallo und bestenfalls mal ein 4wins Spiel können sie Dir nicht mehr entlocken, die verlassen ihre Bar nur noch selten vor dem Schlußgong im Arm eines customers, der entweder völlig besoffen oder ein Pattaya-Neuling ist, der nach monatelangem Entzug ohne Weib und schauderhaften Erlebnissen im Kaffee Keese auch schon bei einem fettgewordenen Isaan-Bauerntrampelchen unter 40J einen Ständer kriegt.

Nee, das ist nichts mehr für mich abgebrühten Profi, lächelst Du in Dich hinein, und nippst nochmal an Deinem Bier. Du willst eine pralle Frucht aus der Krone der Schöpfung, und nicht dieses Fallobst.

Fast hättest Du Dich am Bier verschluckt, als dieses WESEN in die Bar hineinrauscht. Weitgreifend die langen Beine auf sündhafthohen Nuttentretern, wippende reichliche Fülle im Ausschnitt, eine abartig große Handtasche im Ellbogen des rechten Arms hängend, während die langbenagelten Finger auf das glitzernd bestraßte riesige Samsung handy in der Linken einhämmern, wehend die hüftlang gelockten hellbraunen Haare, Püppchengesicht: der neue freelance-Star Deiner Homebar hat seinen Auftritt. Als Du wieder Luft bekommst, kommt dir beim Blick auf ihre Arschbäckchen bereits Druck aufs Rohr: Hey, das wäre der Blockbuster, mit dem sich das Nachtprogramm für einen wie Dich gestalten ließe !

Madame hat erst noch ein ganzes Weilchen hinten in der Bar herumzumotschen, mit ihren Kolleginnen den letzten Klatsch und Tratsch auszutauschen und einen kleinen Aufputscher aus dem Whiskey-Trinkeimer zu nehmen, bevor sie sich in die Warenauslage der Bar vorne am Straßenrand begibt. Dir ist zwar noch nie richtig klar geworden, warum vorhandene Bargäste die girls erst auf den zweiten Blick interessieren, vielleicht weil ein Fisch aus dem Fluß geangelt frischer ist als einer, der schon im Eimer ist ? Oder hat Madame bereits eine Verabredung für heute ?

Deine Nerven beruhigen sich, als sie dann endlich neben Dir sitzt und sie ihren ladydrink mit Dir anstößt. Du hast Glück, sie ist wohlwollend zu Dir, wippt zwar ständig mit ihrem Bein und Euer smalltalk wird andauernd durch message-plings ihres blingbling handys unterbrochen, deren Beantwortung natürlich nicht warten darf, aber brav leiert sie ihre story herunter,
23j sei sie, kinderlos, erst ein paar Monate in Pattaya, sie hat für mom and dad zu sorgen, eigentlich sei sie ja ein solides Mädel. Nein nein, kein thai boyfriend, thai man no good. Und wird sogar kuschliger, mit der Hand auf Deinem Bein raunt sie Dir zu, Du kannst alles mit mir machen.

Eigentlich kannst Du bei diesem Volltreffer Dein Glück kaum fassen und dein kleiner Freund kaum seine aufkommende Vorfreude verbergen. Doch da Du Dummkopf gleich die ganze Nacht mit ihr willst, hat sie es überhaupt nicht eilig und dafür ziemlich viel Durst. Angereichert von ihren etlichen Abwesenheiten, nur mal kurz dies, nur mal kurz das, sammeln sich ein halbes Dutzend ladydrinks auf Deiner Rechnung. 2h später darfst Du endlich die bill plus barfine begleichen, auf dem Weg in Dein Apartment muß sie erstmal ihren Hunger in einer Straßenküche befriedigen. Es ist bereits 1am.

Dann beginnt die Demontage.

Schon als sie sich brav an der Eingangstür ihrer Schuhe entledigt, ist sie 20cm kürzer, ihre Beine wirken jetzt längst nicht mehr so lang, und wie sie mit ihren braunen nach außen gedrehten Füßchen Richtung Badezimmer patscht, erinnert es eher an das Watscheln eines Frosches als wie an den Gang eines Mannequins. Mit ihren Accessoirs lässt sich eine ganze Schachtel füllen, Armreifen, Fingeringe, Ketten, Ohrringe, Haarspangen, Wimpern, ihre großen Mangapupillen verschwinden als gefärbte Kontaktlinsen in einem Döschen. Als in ihrem gefühlt einstündigen Badezimmeraufenthalt auch die Gesichtsbemalung abgewaschen ist, hättest Du schwören können, Du hast diese Frau noch nie zuvor gesehen, die da ins Handtuch gewickelt unter die Bettdecke huscht, mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme zappt und Dich mit einem gebellten go shower Befehl in die Dusche delegiert.

Dann, im precoitalen smalltalk, das handtuchumwickelte Wesen unter Dir, studierst Du ihr Gesicht, und versuchst, das verstandraubende Püppchen aus der Bar wiederzuerkennen. Es ist natürlich klar, daß Du absolut ein Gentlemen bist und keine Miene verziehst und keinen Kommentar zu Deiner Analyse von Dir gibst ! Mit dem metallischen Geklimper an Deinen Fingern in ihrem Nacken erkennst Du, daß die langen schönen Haare nur Extensions sind, die hellbraune Farbe war ohnehin als optische Nachbesserung bewußt. Die Augen wirken ohne die langen falschen Wimpern und die großen hellbraunen Kontaktlinsen viel kleiner, das ungeschminkte Gesicht mit jetzt deutlich sichtbaren Akne-Einsprenkelungen macht die tätovierten Augenbrauen überpräsent wie bei dem Angry Bird, die echten Brauen wachsen viel dichter über den Augen nach. Die Nase glänzt verdächtig, auch sie ist mit einem Plastikimpantat an der Nasenwurzel nachgebessert, und die Zähne sind noch immer in dem Zwangskorsett von Veneers. Eigentlich scheinen nur ihre Ohren Original zu sein, mit den zusammengerafften Haaren stehen sie deutlich ab, was unter der Lockenmähne vorab verborgen gewesen ist.

Daß sie in der Bar geschnurrt hat,
you can do everything with me, hat klar und deutlich beinhaltet, daß Du schon selbst aktiv sein mußt, denn sie tut von sich aus gar nichts. Daß sie nicht gern knutschen will, bedauerst Du zunächst mal weniger, weil ihr Mundgeruch ohnehin nicht sehr motivierend ist, in der Straßenküche vorhin hat sie die Knoblauchzehen im Ganzen gekaut wie Erdnüsse. So klappst Du das Handtuch auf, und bewunderst zunächst einmal den bekannten Effekt, daß das in der Bar noch lüsternverführerische Gesicht einem Schmollmund weicht, schwer beleidigt über die dreiste Zumutung, daß man ihre erotischen Versprechungen nun im showdown auch tatsächlich einlösen will.

Die Bällchen sind wirklich prall und rund und knackig, und… auch nicht echt. Nicht ganz symetrisch geworden, zu hart die Füllung, schade daß Du es nicht im Kopf ausblenden kannst, ihre Unnatürlichkeit raubt Dir das erotische Gefühl und die Lust, lange daran herumzuspielen. Weiter geht die Reise Richtung Süden, das Bauchtattoo ist nicht nur Verzierung, sondern hat auch einen Kaschierungszweck, denn die Konsistenz des Bindegewebes weist klar auf eine Schwangerschaft hin. Hatte sie nicht gesagt, sie sei kinderlos ? Da hat man wohl in der Bar etwas falsch verstanden.

Wo man den erotischen Kahlschlag oder zumindest die gepflegte Hecke eines Pornostars erwartet hat, breitet sich unerforschter Dschungel aus, Tschokäpii, windet sie sich, oralen Explorationen des Territoriums nicht so sehr aufgeschlossen.

Mit eisernem Willen für die Umsetzung Deines feuchten Traumes, den Du in der Bar für das Techtelmechtel farbenfroh visioniert hast, beschließt Du nun, all die Abweichungen der Realitäten von den Illusionen zu ignorieren. Schließlich hat man ja immer noch ein braunes junges Ding im Bett, das zwar nicht mehr ganz so aussieht wie vorher, aber durchaus hübsch ist, oder ? Sie könnte noch ein wenig knackiger sein für 23J, denkst Du. In ihrem Ausweis steht auch, daß sie fast 30J ist, aber das weißt Du nicht.

Es wird ein regulärer Akt, nichts besonderes, beim Einschlafen denkst Du Dir, morgen früh besorge ich es ihr nochmal im vollen Programm, wozu habe ich sie longtime.

Dazu wird es nicht kommen. Pünktlich um 3:30am, wie mit ihrer Freundin verabredet, erhält sie einen Telefonanruf.
Ihre Freundin hatte einen Unfall, sie muß zu ihr ins Krankenhaus ! Sorry sorry, my best friend !, rafft ihre Klamotten zusammen, Du halbschlafender Teddy gibst ihr benommen ihre longtime fee, ohne zu murren, und sie düst ab. Um sich beim nächtlichen Mokrata-dinner mit ihrer Freundin abzuklatschen. Give me five !
Ja so ist es manchmal im Leben, trotz aller Vorsicht und coolness ...
 

Clearmaker

Schreibwütig
   Autor
16 Februar 2010
813
685
1.333
am Lech...
Phänomenal.....ich bin zwar noch nicht sooo alt ...aber auch ich habe mich zeitweise ertappt gefühlt....und dabei ging es mir nicht unbedingt gut...:barefoot:
 
  • Like
Reaktionen: thaorai

Wulffen

ich war noch sehr jung, als ich geboren wurde...
Inaktiver Member
1 September 2020
241
752
873
Schreib ein Buch mit deinen Fähigkeiten... Mix zwischen Henry Miller und Charles Bukowski (y)
 
  • Like
Reaktionen: thaorai

Verweigerer

Member Inaktiv
Inaktiver Member
24 Dezember 2017
48
48
698
Amüsant, eloquent und phantasievoll - gepaart mit sportlich britischem Humor. „I like“ stöhnt es von der Beachroad. „It was a pleasure“ würde wohl Püppi lasziv hauchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: thaorai

Ähnliche Themen