Heiliger Bimbam!
Wenn ich sowas lese, frag ich mich ganz ehrlich, was der Verfasser so zwischen dem zwölften und – sagen wir mal großzügig – einundzwanzigsten Lebensjahr gemacht hat. Wahrscheinlich nicht das, was die meisten gemacht haben. Also: sich bei jedem noch so miesen Schulfest zum Horst gemacht, weil man dachte, das eine Mädel mit dem Seitenscheitel und der Zahnspange hätte vielleicht ein bisschen Interesse gezeigt, als sie nicht weggelaufen ist.
Kurz gesagt: Das war die Schule des Lebens – Schwerpunkt Flirtkommunikation, Unterrichtsbeginn irgendwo zwischen Stimmbruch und erstem schiefen Liebesbrief. Abschlussprüfung: Peinliche Situationen meistern, ohne zu sterben.
Und ja, vielleicht sind die neuen Medien schuld, dass da heute viele einfach mal nicht auftauchen. Kann sein. Oder ich bin einfach zu alt. Aber was in dem Text halt komplett fehlt, ist der Blick aufs Individuum. Da wird nicht gefragt: Was mag sie? oder Was könnte ich besser machen? – sondern: Wo gibt’s bitte die Bedienungsanleitung für Frauen, am besten mit Garantieschein und Retourenetikett?
Sorry, aber das funktioniert halt nicht. Menschen – und ja, Überraschung, auch Frauen – sind keine Kaffeemaschinen mit fünf Knöpfen. Die einen trinken Espresso, die anderen nur Tee. Und manche schütten dir den Kaffee gleich über den Kopf, wenn du’s falsch angehst.
Man lernt’s übrigens auch nicht da, wo einem alles vorgekaut wird. Wo man sich bei YouTube die „10 Flirtsprüche, die IMMER funktionieren“ reinzieht oder auf Reddit fragt, wie man am besten ’ne Studentin auf dem Roller anspricht, ohne dabei aus Versehen nach Menschenhandel zu klingen.
Will sagen: Wer wirklich was lernen will, muss raus. Muss ins echte Leben. Und nein, Pay6 hilft da nur bedingt weiter. Ja, da kann man auch was lernen – zum Beispiel, wie man sich höflich verabschiedet, wenn die Stunde rum ist. Aber das ist halt ein völlig anderes Thema. Komplett anderes Spielfeld.
Und jetzt kommt der Punkt, wo’s ganz seltsam wird: Wenn man beide Themen – käufliche Dienstleistung und zwischenmenschliches Interesse – in einen einzigen Frageblock quetscht. Das passt nicht zusammen. Das ist wie ein Kochbuch, das gleichzeitig die Steuererklärung erklärt.
Darum, mein Vorschlag: Zwei klar getrennte Kapitel.
Kapitel 1: Wie verhandle ich Preis-Leistung bei käuflicher Liebe, wo finde ich Schnäppchen, gibt’s Mengenrabatt, was ist mit Umtauschrecht, wenn die „Girlfriend Experience“ eher nach schlechter Zimmerpflanzenpflege aussieht?
Kapitel 2: Wie zeige ich einem echten, lebendigen Menschen Interesse, ohne dass es cringy, schleimig oder komplett verpeilt wirkt?
Kapitel 1? Einfach. Da fragt man: „Wie viel?“ – das wars. Kapitel 2? Puh. Da brauchst du Taktgefühl, Humor, den Mut, auf die Schnauze zu fliegen, und das Hirn, beim nächsten Mal nicht denselben Mist zu machen.
Und wer das alles nicht in der Jugend gelernt hat – tja, willkommen in der Abendschule. Blöd nur, dass in Pattaya das Angebot ein bisschen einseitig ist. Da gibt’s hauptsächlich Kurse in Punkt 1. Wer was über Punkt 2 lernen will, muss schon in ein anderes Klassenzimmer. Bangkok vielleicht. Oder Chiang Mai. Oder in die Bibliothek. Kein Witz – Bibliotheken sind unterschätzte Flirtzonen. Da sitzen echte Menschen, lesen echte Bücher, und man kann sagen: „Ich wollte mich auf Kant konzentrieren, aber deine Augen werfen mich komplett aus der Bahn.“ Kann ankommen. Kann schiefgehen. Muss man probieren. Bei mir klappte das damals top... lange her.
Oder im Zug. Auch gut. Lange Strecke, wenig WLAN, viel Blickkontakt. Hat bei mir damals ebenso prima funktioniert – zugegeben, war vor Smartphones, da war die Messlatte noch niedriger.
Wichtig ist: Man muss’s ausprobieren. Lernen, wo was wie funktioniert. Nicht jedes Kompliment zündet überall gleich. Manches kommt gut, manches klingt wie Hausierer bei der Bundeswehr. Aber so ist das halt. Ohne Praxis keine Erfahrung. Und ohne Erfahrung bleibt nur der Rückgriff auf Punkt 1 – der einfache Weg. Der aber nichts bringt, wenn man eigentlich Punkt 2 meistern will.
Denn – ganz ehrlich – an der Beachroad für „How much, baby?“ das Wild zu jagen, ist nicht jagen. Das ist Wursttheke mit Auswahl. Erkenntnisgewinn? Null. Flirtfaktor? Auch null. Das bringt’s nur, wenn man die Illusion von Nähe will, aber nicht die Realität dahinter.
Aber gut, jeder, wie er will. Ich, wär ich nicht verheiratet und zufrieden, wär definitiv mehr Team Kapitel 2.
Geschenkt.
P.S. Auf Modell "Futtern wie bei Muttern, willkommen bei Modell Angela Merkel", hätte ich (obschon ich sie als Kanzlerin in Anteilen mochte - bitte keine politische Diskussion!) auch null Bock.
Insoweit ist Asien schon für ü40 die bessere Spielwiese. Da muss ich aber sagen, sind die Philippinen vermutlich noch besser als Thailand, weil es sprachlich einfacher ist. Wer aber richtig gut Thai gelernt hat, hat dann den Megaknaller besonders wenn das Thai immer noch etliche "süße" Fehler aufweist. Ich weiss das nicht absolut aber vermute das mal, denn ich kann muttersprachlich auch Französisch und gab mich in Frankreich als ich Student war immer als Deutscher aus, der in der Schule gut aufgepasst hat - was echt so nicht stimmte aber gut zog. Hab extra Fehler eingebaut damals...