Ich habe ein Jahr vor Corona in irgendeiner Seitenstraße der Buakaw einen Tom Boy kennengelernt, der dort in so einer BJ Bar gearbeitet hat.
Die Mamasan kannte mich seit vielen Jahren und empfahl sie mir wärmstens.
( Bitte nicht durch meine grammatikalisch unterschiedliche Verwendung der Geschlechter verwirren lassen; ich passe die Nebensätze entsprechend an die Hauptsätze an und da kann schon mal unterschiedliches bei rauskommen).
Ach, und übrigens, sie ist eine Bio Frau, steht nur auf Frauen und sagt immer „kha“.
Generell habe ich festgestellt, daß die Tom Boys in Thailand wesentlich umgänglicher sind als irgendwelche Kampflesben in Deutschland, wo man den Eindruck hat, daß man diese alleine schon dadurch schwer beleidigt, weil man als Mann geboren ist.
Ich weiß noch wie ich gegen Ende meiner Studentenzeit in Göttingen einer Freundin ein Geburtstagsgeschenk kaufen wollte und mich dann beim Schlendern durch die Stadt in einen sogenannten „ Frauenbuchladen“ begeben habe.
Ich war keine 2 Minuten drin, da fragte mich schon eine der 3 Verkäuferinnen, ob ich denn überhaupt lesen könne.
Ich antwortete lächelnd, daß es wohl kaum Sinn machen würde ihren Laden zu betreten, wenn dem nicht so wäre und ich daher ihre Frage schon durch meine Anwesenheit beantwortet habe.
Sie giftete zurück, ob es denn so schwer sei zu begreifen, daß dies ein Frauenbuchladen sei, woraufhin ich antwortete, ganz im Gegenteil, das sei ja der Grund, warum ich den Laden überhaupt erst betreten habe, da ich für eine Freundin ein Buch kaufen wollte.
Sie zeterte weiter, daß dies einzig und allein bedeute, daß nur Frauen diesen Laden betreten dürfen.
Ich empfahl eine andere Vorgehensweise um diese Hausregel quasi an den Mann zu bringen, denn ihre Logik entzieht sich meinem Intellekt, da mir beispielsweise noch nie aufgefallen ist, daß im Tierfachhandel nur Tiere Zutritt hätten.
Dann wurde es häßlich und ich beschloß zu gehen ohne Buch aber um eine weitere Erfahrung reicher.
Aber zurück zu meinem Tom Boy in Thailand.
Ich kann nur sagen, die Mama San hatte nicht gelogen, der BJ war zwar alles andere als perfekt, aber sie gab sich die größte Mühe.
Andererseits gesehen war sie alles andere als hübsch, mit kurzen Haaren, schmale Lippen irgendwie überhaupt nicht weiblich, weswegen sie auch nicht viel Kundschaft zu haben schien.
Ich war jetzt auch kein großer Fan und in dem Jahr bestenfalls 2- oder 3-mal bei ihr.
Irgendwann inmitten der Coronazeit fuhr ich mal wieder gelangweilt durch die Gegend, als ich sie ziemlich heruntergekommen und ausgemergelt mit einem zerschlissenen Köfferchen in einer Seitenstraße der Soi Bonkot sitzen sah.
Um es kurz zu machen, sie war mit der Miete 3 Monate im Rückstand, weswegen der Vermieter sie rausgeschmissen hatte, Verdienstmöglichkeiten gab es keine, weil alle Bars geschlossen hatten und irgendwo zu irgendwelchen Verwandten in den Issaan konnte sie auch nicht, da es keine mehr gab.
Die Familie muß wohl, als sie noch sehr jung war, einen schweren Autounfall gehabt haben, bei dem nur sie überlebt hat, was man den Narben an ihren Unterschenkeln ansehen kann.
Ich fragte sie, wann und wo sie das letzte Mal etwas gegessen hatte und sie schüttelte nur lächelnd den Kopf und blickte in Richtung von 3 Mülltonnen, die vor einem Kondominium Komplex standen.
Ich fuhr mit ihr zu so einem Garküchen Restaurant mit Plastikstühlen und sie fragte mich, was sie bestellen dürfe, woraufhin ich antwortete, was immer sie will und so viel sie will.
Ich konnte gar nicht glauben, wieviel Essen in so einen Menschen reingeht, aber während sie den vierten Teller Kau Pad in sich hineinstopfte, schoß es mir durch den Kopf, daß ich wohl niemanden kenne, der eine Ahnung davon hat, wie es sein muß, richtig Hunger und seit Tagen nichts gegessen zu haben.
Wir sind alle von klein auf wohlbehütet durch die Familie oder im schlimmsten Fall durch den Staat aufgewachsen und passieren kann uns im Grunde nichts.
Nur betrachten wir das als selbstverständlich und haben irgendwann vergessen, daß es im Rest der Welt vielerorts ganz anders aussieht.
Danach bin ich zu ihrem Vermieter gefahren, der bei unserem Anblick bereits anfing, sich zu rechtfertigen, aber ich habe ihm nur ein Bündel Scheine in die Hand gedrückt und gesagt, „das ist die ausstehende Miete und nochmal für 3 weitere Monate und jetzt gib den verdammten Schlüssel her“.
Vorher waren wir noch beim Seven Eleven, wo sie sich mit Grundnahrungsmitteln, hauptsächlich Mama Soup, Wasser und Waschmittel eindeckte.
In ihrem Zimmer fing sie an Rotz und Wasser zu heulen, umarmte mich, wollte gar nicht mehr loslassen und schluchzte, daß seit dem Tod ihrer Familie niemand je gut zu ihr gewesen sei.
Ich habe mich dann irgendwie los gekämpft, ihr noch ein paar kleine Scheine dagelassen und gesagt sie soll morgen damit ihr Handy aufladen und mich anrufen, denn außer zerschlissenen Klamotten war das das Einzige, was sie noch hatte.
Immer wieder interessant, wie die alles verlieren können nur nicht ihr Handy.
Wir haben uns dann ein paar Tage später getroffen und ich habe meine Position als Retter in der Not schamlos ausgenutzt, um meine Neugier zu befriedigen.
Interessanterweise scheint es wohl generell so zu sein, daß Tom Boys beim Sex alles daransetzen, um ihre weiblichen Freundinnen zu befriedigen; vielleicht auch aus Angst, sie könnten doch irgendwann zurück zu den Männern gehen, die im Gegensatz zu ihnen ja nun ein wichtiges Teil mehr besitzen.
Sie selbst lassen sich ungern oder überhaupt nicht von ihren Freundinnen anfassen sondern übernehmen stets den aktiven Part; so etwas wie einen Orgasmus kannte sie nicht.
Ich fragte sie, ob das bei allen Tom Boys so üblich sei und sie antwortete, bei allen die sie kennen würde.
Es sei bei den Tom Boys allgemein bekannt, daß Thai Männer im Bett oft sehr egoistisch und nur auf die eigene Befriedigung bedacht sind und sich auch sonst nicht unbedingt rührend um ihre Freundinnen kümmern, außer möglicherweise in den ersten Wochen und das sei eben deren Schwachpunkt, den die Tom Boys ausnutzen, um die Frauen an sich zu binden, die zum großen Teil hetero sind.
Irgendwann gab sie mir zu verstehen, daß sie auch alles Erdenkliche tun würde, um mich glücklich zu machen, da sie sich ja noch bei mir bedanken müsse (und sicherlich auch, um eine zukünftige Einnahmequelle zu sichern).
Ich deutete vorsichtig an, daß ich zwar hetero aber eben keine Frau bin und daher aller Wahrscheinlichkeit nach die sonst üblichen „ Hand- oder sonstigen -griffe“, die sie möglicherweise bisher bei ihren Freundinnen angewendet hat, bei mir ihre Wirkung verfehlen könnten.
Sie verstand nicht ganz, was ich meinte.
Also machte ich es kurz: „I no like Umschnalldildo.“
Da mußte sie lachen und sie versicherte mir, daß ich mir da mal keine Sorgen machen soll.
Tja, was soll ich sagen, seither waren wir einige Male miteinander im Bett.
Leute, mit meinen mittlerweile 58 Jahren war ich mir so verdammt sicher, daß ich schon alles gesehen oder erlebt habe.
Ich hätte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können.