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Afrika Das Kreuz des Südens

Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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Intermezzo: Sonnenuntergänge, Teil 1

@Hasi Psong als Tansania-Kenner hatte mir geschrieben, ich soll unbedingt die Sonnenuntergänge photografieren. Und er hat Recht, die sind spektakulär. Nur leider zu kurz, da nahe des Äquators die Sonne recht schnell ins Meer plumpst. Aber die Stimmung vorher am Strand: Unvergleichlich. Fast nur Einheimische anwesend, die ihre Lebensfreude rauslassen. Da bin ich doch gerne Voyeur.





















 

Bitshock

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Ich gehe auf eigene Faust durch Stone Town und habe mich natürlich verirrt. Von irgendwoher ist Geschrei zu hören, ich will wissen was da los ist. Erstmal im Kreis gelaufen bis ich den Durchgang zu einem Hof gefunden und die Quelle der Schreierei gefunden habe:

547.jpg

548.jpg

553.jpg

 
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Bitshock

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Erlebnisse und Beobachtungen, Teil 1

Ungefähr Mitternacht auf der Kenyatta Road. Ein Typ quatscht mich an und will mich in eine Kneipe lotsen. Ich bin aber müde und will ins Hotel. Er läuft weiter neben mir lang und blubbert mich voll. Habe den Fehler gemacht und ihn nicht grob weggeschickt, sondern auf seine Frage hin gesagt in welchem Hotel ich wohne. Er will mir eine Abkürzung dahin zeigen - in die entgegengesetzte Richtung. Ich kehre um, zurück zur Kenyatta Road. Eine kurze Strecke weiter will er mir wieder eine Abkürzung zeigen, diesmal in die korrekte Richtung. Ich lasse mich darauf ein, und der Weg zum Hotel ist tatsächlich ca. 50m kürzer. Weichherzig wie ich bin gebe ich ihm die Münzen aus meiner Hosentasche, 700 Shilling. Er guckt die Münzen und dann mich an. "You have no other? This is for Pipi." So ein unverschämter Drecksack! Ich lasse ihn einfach stehen und gehe die Hoteltreppe rauf.


Nach dem Frühstück gehe ich mit einem Buch zum Livingstone Cafe. Einfach ein paar Stunden rumsitzen, lesen, Kaffee trinken, Bier testen, und Musik über Kopfhörer (Dissidenten: 'Life at the Pyramids', passt ideal zur Umgebung und zur Stimmung). Einen Tisch neben mir sitzt ein Sansibari: Bügelhemd, aufgeklapptes MacBook, Schreibblock, Kugelschreiber, Akten, und empfängt Besucher im Halbstundentakt. Ein mobiles Büro an der Beach. Traumhaft! Wenn ich die englischen Bruckstücke in den überwiegend auf Suaheli geführten Unterhaltungen richtig interpretiere, sichtet er gerade Bewerber für irgendeinen Job bei einer großen Firma. Ähnliche Szenen sehe ich öfter, auch in anderen Cafes und mit anderen Beteiligten. Dokumente werden herumgereicht, Verträge unterschrieben.




Die Trinkgeld Gepflogenheiten bleiben mir ein Rätsel. Normalerweise runde ich auf bzw. gebe 10% wie in D. Manche Kellner tun überrascht. In einigen Restaurants stehen Tipp Boxen. Es kann aber auch sowas passieren: Ich setze mich mit meinem Notebook auf die Strandterrasse des Tembo Hotels. Erst hat mich die versammelte Kellnerschaft eine halbe Stunde lang ignoriert, dann habe ich einen von ihnen solange fixiert bis er so unvorsichtig war und zufällig in meine Richtung guckt. Habe ihn herangewunken und einen Cafe Latte bestellt. Nach 20 Minuten wurde der auch geliefert. Eine Dreiviertelstunde später kam dann - unaufgefordert, oh Wunder - eine Holzbox mit der Rechnung, 5.000 TSH. Habe dem Kellner einen 10.000er Schein gegeben und gesagt, er soll mir 4.000 zurückbringen, Rest Tip. Er brachte 5.000. Habe es ihm nochmal in einfachen Worten erklärt. Er geht weg, kommt 1 Minute später wieder mit dem gleichen 5.000 TSH Schein zurück. Er hat es nicht kapiert. Ich gebe auf.
 

travel44

Dunkelwegegänger
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nun ja, sehr schöne Erlebnisse, tiefe Einblicke und tolle Gegend :daumen:daumen
Eine klasse Reise...

aber noch steht ja ein Rätsel offen::: Warst'e auch mal Nachts unterwegs und kannste jetzt den ' Stern des Südens ' abhaken ???

Gruß
 
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travel44

Dunkelwegegänger
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Das Zimmermädchen bumsen. Hätte bei mir vielleicht sogar geklappt, die auf meiner Etage war überhaupt nicht scheu, dauernd ein kokettes Grinsen im Gesicht, hat mir auch mal kurz die Schultern massiert. Aber die war einfach viel zu nett, ich wollte nicht dass sie ihren Job riskiert.

Du hast einfach ein zu gutes Herz, :):):)
obwohl die sich auf eine entspr. TSH-Zuwendung bestimmt gefreut hätte.
 
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aber noch steht ja ein Rätsel offen::: Warst'e auch mal Nachts unterwegs und kannste jetzt den ' Stern des Südens ' abhaken ???

Ja, ich hab das Kreuz des Südens gesehen, endlich. Ist aber nicht einfach zu finden, war schon verzweifelt und habe mehrere Abende/Nächte gebraucht.

Ich hatte es höher am Himmel erwartet, aber es war ziemlich flach über dem Horizont. Und weil es nachts in Erdnähe recht diesig war hatte ich zuerst keine Chance. Aber dann hatte ich Glück und es war nach Sonnenuntergang klarer Himmel bis zum Meer runter. Ungefähr eine Stunde nach dem Dunkelwerden tauchte es in Südsüdwest auf und war dann für etwa zwei Stunden zu sehen. Es liegt auf dem Breitengrad Sansibars fast waagrecht, der etwas gelbere Kopfstern ist höher und der Fußstern niedriger, Schräglage geschätzt etwa 15° aus der Waagrechten. Juhu, ein Punkt auf der Liste abgehakt.

Du hast einfach ein zu gutes Herz, :):):)
obwohl die sich auf eine entspr. TSH-Zuwendung bestimmt gefreut hätte.

Sie hat die normalen Tipps gekriegt, wöchentlich und am Schluß nochmal extra. Und ich habe ihr eines meiner Tshirts geschenkt, gelbroter Drache auf schwarz. Mal sehen ob ich Selfie mit dem Shirt kriege, meinen WhatsApp Kontakt hat sie. Ich warte noch.
 

travel44

Dunkelwegegänger
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Paar Bilder, unsortiert







Fußball ist Sport #1 in Sansibar.
Beliebtheit nach Anzahl der Tshirts im Straßenbild: Arsenal : Liverpool : Dortmund : Sonstige : Bayern ----> 5 : 2 : 2 : 1 : 0. Sorry Bayern
:lool:


Leckeren starken Vanillekaffee gibts hier.


Ich kann mich garnicht sattsehen an den knalligen Kleidungsfarben der Muslimas hier. Ganz anders als die deutschen Ladies in frühlingspastell oder herbstbraun/grün.






Durch diesen "Tunnel" fuhr von 1905 bis 1930 eine Eisenbahn, längst außer Betrieb heute. Der Name war im Volksmund Bububu - herrlich diese Lautmalerei. Noch heute heißt eine Vorstadt so.




 

Bitshock

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Thema: Musik

Die traditionelle Musik Sansibars ist der Taarab: Saiteninstrumenste, Trommeln, und ein sehr arabisch klingender Gesang, da muss man sich erstmal an die Vierteltonmusik gewöhnen. Ist nicht jedermanns Sache. Und ist auch nicht sooo gut tanzbar.

Trotzdem: Auch junge Leute sind stolz auf den Taarab und bezeichnen ihm als die 'richtige' Sansibari Musik, während Bongo Flava an jeder Ecke zu hören ist. Bongo Flava ist viel kommerzieller, und obwohl stark von sansibarischen Künstlern geprägt, ist das in den Augen der Sansibaris eher Festlandsmusik. Das hat auch viel mit Nationalismus zu tun. Es gibt politische Spannungen zwischen Sansibar und dem Tansania Mainland, dazu später noch mehr.

Hier ein Beispiel für den Taraab. Sängerin ist Bi Kidute. Eine faszinierende Person, vor ein paar Jahren im Alter von vermutlich 93 gestorben. Jeder, mit dem ich über Musik redete, kannte sie. Sobald ich erwähnte dass ich sie von einen Livekonzert in Europa kenne, hatte ich sofort ein lebhaftes Gespräch. Eine Legende.

Bi Kidute bei einem Life-Auftritt in den Niederlanden. Faszinierende Frau.


Zu diesem Konzert (Bild unten) bin ich auch hingegangen, habe aber keine Photos von der Veranstaltung. Ich wurde gebeten nicht zu fotografieren. Ein starkes Erlebnis, aber trotzdem bin ich mit gemischten Gefühlen wieder raus. Ich habe nicht so den richtigen Zugang zu dieser Art von Musik.

557.jpg

Ganz anders beim Bongo Flava. Gefällt mir spontan. Leicht, beschwingt, lebensfroh und sehr gut tanzbar.



Ein Vocha ist der Zettel mir einer Rubbelnummer, den man sich zur Guthaben Aufladung eines Smartphones kauft.
 

Bitshock

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Tagestour: Prison Island

Ich hatte in Beitrag #57 ja schon über die lizensierten Fremdenführer geschrieben. Es gibt aber auch 'Schwarzarbeiter', Guides ohne diese Plastikausweise um den Hals. Die führen genauso gute und auch billigere Touren, wenn man einen Guten erwischt. Man wird dauernd von ihnen angequatscht, ich würde die nicht sofort alle abwimmeln.

Geht man am Strand vor den Hotels entlang, sitzen da immer solche illegalen Guides mit ihren Kumpels rum und vermitteln Bootstouren. Alle sind Kapitäne, wenn sie sich vorstellen :), in Wirklichkeit vermitteln sie den Bootsbesitzern zusätzliche Kundschaft. Ich kam mit Captain Masoud ins Gespräch, und er machte mir ein gutes Angebot für eine mehrstündige Tour zum Prison Island, mit anschließendem Schnorcheln an einem Riff vor der Nachbarinsel. Gesagt, getan.

Für Interessierte: Es werden von den Illegalen auch Touren angeboten wie z.B. Bootsfahrt zu einer bei Ebbe trockengefallenen Sandbank, dort wird ein Sonnenschutz aufgebaut, frischer Fisch gegrillt, und gekifft.

Also: Prison Island. Captain Masoud kam mit aufs Boot, dann fuhr der Bootsführer noch den Strand entlang um 3 Italiener und deren Guide einzusammeln, und los gings.







Wir nähern uns der Insel


Mächtig viel Rummel hier. Zum Glück keine Verkäufer und Souvenirshops.


Der Name Prison Island ist irreführend. Es war nie eine Gefängnisinsel, sondern eine Quarantänestation für den 'Fang' der arabischen Sklavenjäger. Waren die Sklaven gesund, wurden sie anschließend über diesen Anleger auf Boote verfrachtet und nach Stone Town verschippert, um dort auf dem Markt verkauft zu werden.



Auf der Insel selbst: Gepflasterte Trampelpfade für die Touristen. Die Anlagen für das arabische Wachpersonal nehmen mehr Raum ein als die Sklavenzellen. Alle Gebäude sind restauriert, aber nicht offen. Man kann nur in eine ehemalige Sklavenzelle rein (ca 35 - 40 m²), das ist jetzt eine Teestube. Die in den Fussboden eingelassenen Eisenringe sind noch vorhanden.

Pfaue gibt's auch...


'Captain' Masoud




Die Insel hat noch eine zweite Attraktion: Gegen einen Eintritt von 8.500 TSH (ca. 4,- €) darf man auf die zweite Hälfte der Insel und dort Riesenschildkröten besichtigen. Das wußte ich schon vorher, aber auf SOWAS war ich nicht vorbereitet. Mehr als hundert(!) erwachsene Tiere, plus vergitterte Hütten für die Nachzucht. Genau dieselben Riesenviecher, die man auch in manchen Zoos in kleiner Anzahl sehen kann. Ebenfalls wieder befestigte Trampelpfade, die konnten aber ignoriert werden um zwischen den Viechern rumzulaufen. Die waren überhaupt nicht scheu und genossen es, am Hals gekrault zu werden.





Kommt man morgens auf die Insel, kann man Gemüse und Salat als Futter kaufen, mittags ist alles ausverkauft um die Tiere nicht zu überfüttern. Vorsicht beim Verlassen der Trampelpfade - Riesenschildkröten scheissen auch Riesenhaufen!





Ich habe mich gefragt, wie die Tiere es schaffen, sich trotz der Panzer zu vermehren. Masoud wußte es auch nicht, sagte aber, dass die Männchen dabei einen machtigen Lärm machen, der von den Bootsfahrern noch 100m weiter am Anleger gehört werden kann.

Im folgenden Beitrag dann Bilder von der anschliessenden Bootsfahrt zum schnorcheln.
 
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Bitshock

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Nachdem wir auf Prison Island alles gesehen hatten, ging es ohne die Italiener (die holten wir Stunden später wieder ab) zu einer Nachbarinsel, etwas über eine halbe Stunde Bootsfahrt. Kurz vor dem Ufer wurde geankert, und ich stieg ins Wasser. Taucherbrille, Schnorchel, und Flossen hatte Captain Masoud vorher besorgt. Leider hatte er keinen Bleigurt auftreiben können, dadurch war abtauchen von der Oberfläche kräftezehrend und ein schweben in ein 2-4 Metern Tiefe kaum möglich, dauernd musste ich zappeln um die Lage halten zu können.

Ankerplatz über dem Riff. Das sind keine Dächer auf der Insel, sondern Plastikplanen als Wetterschutz für die lokalen Fischer.


Das Riff selbst war sehr enttäuschend. Nun bin ich verwöhnt von unzähligen Schnochelgängen im Roten Meer während meiner Jahre in Saudi-Arabien, fast 40 Jahre ist es her. Aber das hier?? Ein lebendes, gesundes Riff sieht ganz anders aus. Keine Farbenvielfalt, Korallenbleiche, irgendwie leblos. Keine sich im Wasser bewegenden Lederkorallen, nur harte Kalk-Korallen. Eine Kinderstube für Jungfische ist das nicht mehr. Fische > 10 cm nicht zu sehen. Fast wie ein Friedhof.





Immerhin entdeckte ich noch ein paar bekannte Objekte, so wie diese Pilzkorallen...


... und so wie diese Mördermuschel.


Aber auch hier: Nur kleinere Exemplare. Zum Vergleich im folgenden Bild einige Pilzkorallen und Mördermuscheln, die ich vor Jahrzehnten im Roten Meer gesammelt hatte. Sowas würde ich heute aus Respekt vor der Natur nie wieder machen, aber damals war ich noch unbedarft.



Ein Lichtblick: Schöne Diadem-Seeigel, so viele auf einem Haufen hatte ich noch nicht gesehen. Kein Wunder, weil die Fressfeinde fehlen. Alle größeren Fische sind offensichtlich weggefangen.







Zurück ins Boot, wir holten die Italiener wieder ab und schaukelten zurück nach Stone Town. Das Gebäude mit dem Turm ist das House of Wonders. Ich war in nachdenklicher und melancholischer Stimmung.



 

thaiguy

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25 Dezember 2013
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Deine Fotos zeigen sehr schoen den Widerspruch zwischen Erhaltung und Ueberrestaurierung. Diese vollstaendig auf neu getrimmten Haeuser lassen einen doch den Charm der Zeit vermissen. Vermutlich sind die Dinger auch so teuer, dass sich normale Leute diese nicht mehr leisten koennen. Also so eine Art Disneyland fuer Pauschaltouris. Ich musste am Wochenende durch Phuket Stadt und fiel mir dies auch sehr krass auf. Ich fand die alten, sprich belassenen, Haeuser sehr viel interessanter und diese hatten dann eben keine Tattoolaeden, Souvenirs und anderen Muell im Angebot.
Wenn ich Deine Bemerkungen im Kopf revue passieren lasse, dann verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass der Kontakt mit Einheimischen doch sehr begrenzt, oft sehr nervig, und zumeist allein auf das Touribusiness beschraenkt blieb. Also ein bisschen wie eine Luftblase in der man wandelt. Ich konnte in Phuket Stadt noch relativ normal einkaufen usw. Das waere dort wohl weniger der Fall.
Danke fuer die Muehen mit dem Hochladen der vielen Fotos.
 
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Der Talentscout vom FC Erzgebirge Aue

Eines Abends wurde ich in der Stadt von Ahmed angequatscht, einem der vielen Freelancer unter den Fremdenführern. Er hatte mich sofort als Deutschen identifiziert (woran? Keine Ahnung) und es stellte sich heraus, dass er sehr gut über die Fussball Bundesliga Bescheid wußte. Vereine, Tabelle der letzten Saison, Aufsteiger, Absteiger, Spielernamen - ich war erstaunt. Da ich mir hier einen Stadionbesuch vorgenommen hatte, habe ich ihn angeheuert um das zu arrangieren. Taxi, Tickerts, usw. Ein Ligaspiel in einem vollen afrikanischen Stadion. Pustekuchen, er hat's nicht richtig hingekriegt. Hat zwar geklappt, aber das Ligaspiel war schon am Vortag, und bei unserem Besuch spielten nur 2 Nachwuchsteams. Kaum Zuschauer, schade. Trotzdem dageblieben und zugeschaut. Aber nur wenig Bilder geschossen, mir war langweilig.

Die Gegentribüne war komplett leer, im Schatten unter dem Stadiondach saßen ca. 100 Leute.
P8260769.jpg

P8260770.jpg

Irgendwann kam ein älterer Einheimischer, quatschte Ahmed an, und begrüßte dann auch mich. Der Typ konnte nur wenige Worte englisch, sie redeten auf Suaheli, und ich merkte: Es ging um mich. Als er dann ging sagte Ahmed mir, es wäre derart ungewöhnlich dass ein Weisser sich in das Stadion verirrt, und es würde vermutet, dass ich ein Talentscout wäre, der hier nach frischen Spielern sucht um sie dann nach Europa zu vermitteln. Ha!

Zufällig trug ich an dem Tag ein schwarzes Tshirt mit Schlägel-und-Eisen Symbol auf Brust und Rücken, das uralte Bergbausymbol, die beiden gekreuzten Hämmer. Ist normal für mich, habe lange Jahre im Bergbau gearbeitet.

Ich sagte Ahmed, er soll auf seinem Smartphone mal nach dem FC Erzgebirge Aue googeln, einem deutschen Zweitligaverein. Und siehe da: Überall auf deren Homepage Schlägel-und-Eisen: Auf dem Wappen, auf Stadiontransparenten, überall. Ahmed spielte augenzwinkernd mit. Er stand auf, ging zu dem Grüppchen in dem der ältere Einheimische saß, und zeigte sein Handy rum. Sofortige Debatte, Händefuchteln, im Augenwinkel sah ich Blicke zu mir. Aber ich konzentrierte mich auf das Spiel, mußte ja Talente suchen.

Vor Spielschluss kamen dann 2 Leute zu mir, und wir hatten ein angeregtes Gespräch über die gelbe Rückennummer 25, der ist doch ein toller Stürmer und hat sogar ein Tor geschossen. Und erst der gelbe Verteidiger mit der 5, an dem kommt keiner vorbei, der hat auch einen kräftigen Fernschuss. Ich versprach am nächsten Wochenende wiederzukommen (das hat dann allerdings nicht mehr geklappt).

Auf der Rückfahrt im Taxi haben Ahmed und ich uns beömmelt vor Lachen. :bigsmile:bigg:lool:
 

Bitshock

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Deine Fotos zeigen sehr schoen den Widerspruch zwischen Erhaltung und Ueberrestaurierung. Diese vollstaendig auf neu getrimmten Haeuser lassen einen doch den Charm der Zeit vermissen. Vermutlich sind die Dinger auch so teuer, dass sich normale Leute diese nicht mehr leisten koennen. Also so eine Art Disneyland fuer Pauschaltouris.
Das täuscht, und daran bin ich nicht ganz unschuldig mit der bisherigen Auswahl meiner Bilder.

In Stone Town, der Altstadt, sind ca 10-15% der Häuser aufwendig restauriert, der Rest ist alt, und sieht man in offene Hauseingänge rein - nein, da möchte ich wirklich nicht geboren sein. Der weitaus überwiegende Teil der Altstadtbewohner sind Einheimische mit den entsprechen Läden/Buden/Marktständen zur Nahversorgung. Du hast Recht, falls man sich als Tourist nur auf die geführten Touren beschränkt. Geht man auf eigene Faust, entdeckt man schnell auch andere Ecken. Slums, so wie ich sie in Liberia und Mumbai gesehen habe, gibt es auf Sansibar allerdings nicht. Auch keine Elendshütten, allerdings Arme Behausungen am Stadtrand.

Nun mache ich keinen Urlaub, um Elend und Not und Hunger zu dokumentieren - es reicht mir für meine Weltanschauung wenn ich weiß, dass sowas millionenfach existiert.

Bettler und Hungerleider habe ich auf Sansibar nicht gesehen. Die Nahrungsversorgung scheint ausreichend und stabil zu sein. Die Probleme liegen woanders: Auf politischer Ebene und im Umgang mit der Natur.

Hier ein paar Bilder vom Geflügelmarkt in Stone Town:







 

Bitshock

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Fishmarket in Stone Town

Stone Town hat 2 Fischmärkte: Einen neben dem Hafen, wo frühmorgens die Fischer ihren frischen Fang anlanden. Der überwiegende Teil der Fische wird dann von Zwischenhändlern zu einer Markthalle in Stone Town transportiert. Den ersten Markt hat mir Ahmed gezeigt (Bilder davon später), hier sind Fotos von der Markthalle in Stone Town.









Thunfisch, 23 kg. (Rote Skala auf der Waage)