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Thailand Auf den Spuren der alten Khmer in Thailand

Iffi

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18 Oktober 2008
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Vorwort

Bin mal wieder gedanklich auf dem History Trip und habe in meinem persönlichen Fundus gestöbert. Damals, während der Nullerjahren des 21. Jahrhunderts habe ich zusammen mit meiner BKK Ex so gut wie ganz Thailand bereist und bin dabei immer wieder auf Khmer Ruinen gestossen. Manche dilettantisch, manche professionell restauriert.

Die zwei berühmtesten Orte dieser Art in Thailand sind wohl der historische Park in Phimai mit der Khmer Anlage: „Prasat Hin Phimai“ sowie „Prasat Kao Phra Viharn“, wie die Thais sagen, oder „Prasat Preah Vihear“, wie die Kambodschaner sagen, im Grenzgebiet zwischen der Thailändischen Provinz Si Sa Ket und Kambodscha.

Habe auf meinen Trips viele Bilder geschossen und man könnte sie schon fast historisch nennen, denn sie sind mehr als 10 Jahre alt. Aber was sind 10 Jahre im Vergleich zu 1,000 Jahren. Vor mehr als 1,000 Jahren begann die Blütezeit der Khmers. Manche der alten Khmer-Anlagen vermitteln immer noch eine Ahnung von der alten Pracht. Manche liegen zerdeppert in der Gegend rum.


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Anfangen möchte ich gleich mit der im wahrsten Sinne des Wortes herausragenden Anlage namens „Prasat Preah Vihear“ im umstrittenen Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha.

Diese Anlage habe ich Ende 2006 besucht. In einer Zeit, als gerade mal keine unmittelbaren militärischen Handlungen zwischen Thailand und Kambodscha drohten. Das Gelände war teilweise noch vermint. Die Gefahrenstellen waren aber gut gekennzeichnet. Na ja, Vertrauen schützt nicht unbedingt vor Ungemach.


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Grenzen in unserem heutigen Sinne gab es damals, als diese Khmer-Anlagen errichtet wurden und voller Leben waren, noch nicht. Es gab nur Einflussbereiche. Grenzen in unserem Sinne sind in der Geografie Süd-Ost-Asiens eine Errungenschaft des Endes des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit der Zeit, als sich die Engländer und Franzosen diese Gegend untereinander aufteilten.

Diese Jungs, allerdings, kannten und kennen keine Grenzen. Sie geniessen auch heute noch ihre Vogelfreiheit.


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Iffi

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Si Sa Ket Grenzgebiet


Im Süden der Thailändischen Provinz Si Sa Ket im Grenzgebiet mit Kambodscha gibt es einen steinalten Khmer Palast und Tempel (Prasat), der auf eine bewegte Vergangenheit zurückblickt. Erst seit Anfang dieses Jahrtausends haben sich die Gemüter etwas beruhigt und es liegt so etwas wie Normalität an diesem Ort in der Luft. Eine fast Normalität, die es auch uns als Touristen erlaubt, diese Gegend zu besuchen. Aber nicht ganz ohne Gefahr.

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This minefield funded by: France government.“

Welch sehr missverständlicher Versprecher. Gemeint ist allerdings: “This minefield clearance...”, denn die Franzosen haben dieses noch nicht entschärfte Minenfeld garantiert nicht finanziert, ha ha

Dieser Tempel- und Königspalast entstand zu einer Zeit, als es noch kein Thai-Reich gab, geschweige denn ein Staatsgebilde mit dem Namen Siam. Die ältesten Grundsteine wurden vermutlich schon im 9. Jahrhundert gelegt. Das Lanna Reich im Norden und Sukothai etwas südlicher waren noch nicht einmal in den Träumen Lord Brahmas, dem Schöpfer, manifestiert, Ankor Wat war noch nicht die Hauptstadt des Khmer Reiches, nahm aber schon Gestalt an.

Grenzen in unserem heutigen Sinne gab es nicht, sondern lediglich Einflussbereiche, welche sich aber nur auf die zum Teil winzigen Enklaven in dieser Wildnis beschränkten, die von Menschen bewohnt waren, wo der Boden zwecks Anbau von Nahrung bearbeitet wurde, Früchte geerntet, Tiere gehegt und Wassertiere gefischt wurden.

Die Geografie war spärlich besiedelt und wild. Von einem Ort zum anderen zu gelangen, war mühsam und nicht ganz ungefährlich. Fast undurchdringlicher Urwald, angriffslustige Tiere und krankheitsübertragende Insekten erschwerten jede Reise.

Und doch machte sich ein Volk auf den Weg in unbekannte Gefilde. Wir wissen heute nicht, was die Herrscherhäuser der Khmers neben dem gewöhnlichen Eroberungsdrang bewegte, aber vor über 1100 Jahren begannen sie auf einem schräg daliegenden Felsplateau mit zum Süden hin senkrecht ein paar 100 m tief abfallenden Felswänden einen Palast- und Tempelbezirk zu bauen, der zu jener Zeit allem Anschein nach der nördlichste Herrschaftssitz des Khmer-Reiches war.

Welch Ehrfurcht mag den einfachen Bauern oder Pilgern beim Anblick dieses Königspalastes und Tempelbezirkes übermannt haben, wenn sie nach beschwerlicher Reise durch die fast unberührte Wildnis, froh überhaupt überlebt zu haben, die steinernen Stufen erklommen und sich die mit höchster Steinmetzkunst reichverzierten Gebäude nach und nach den Blicken preisgaben. Wer so was bauen konnte, musste einfach die Unterstützung der Götter haben oder gar selbst ein Gott sein. Die Khmer-Könige jener Zeit waren jedenfalls davon überzeugt und betrachteten sich als Verkörperungen Shivas oder Vishnus auf Erden. Shiva der im Doppelsinn Zerstörer und Wegbereiter für die Erschaffung einer neuen Welt und Vishnu der Erhalter und Beschützer.

Welch Unterschied zu heute, wo wir beim Anblick eines Parlamentgebäudes und dessen Nutzer eher unziemliche Gedanken im Kopf haben oder zumindest nur ein müdes Lächeln.

Auf diesem Prasat Preah Vihear, wie ihn die Kambodschaner oder Khmers nennen begründet sich neben Ankor Wat ein Teil des Stolzes der Khmers.

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Was ist seine Geschichte? Warum hat dieser jahrhundertelang vergessene Ort in den letzten Jahrzehnten die Gemüter wieder erhitzt, sodass sich Thailand und Kambodscha echt an den Kragen wollten?

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Werfen wir also einen Blick in den Nebel der fernen Vergangenheit. Erinnern wir uns an die Schlagzeilen der letzten paar Jahrzehnte, die sich um diesen ehemals heiligen Ort drehen...
 

LoS

Es kann nur einen geben.
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21 Oktober 2008
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Flinger Broich
Freu mich auf Bilder und deinen Bericht. Wir würden leider vor 4 Jahren zurückgeschickt. Passieren verboten.
 
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18 Oktober 2008
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Dieser Ort kommt wohl noch lange nicht zur Ruhe @BKloppt

Beide Parteien sind nicht kompromissbereit.

Dabei ist dieser Ort eine Goldgrube. Die Anlage ist sehr weitläufig, zum Teil sehr gut erhalten oder wieder instandgesetzt. Es ist ein echtes Erlebnis, sie bis zum Ende abzuklappern.

Touristisch ist sie offensichtlich immer noch nicht aufgemöbelt. Falls wirklich erschlossen, könnten sich Thais UND Khmers dort eine goldene Nase verdienen.
 

Iffi

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Anfahrt von Ubon Ratchathani aus und Ankunft


Unsere viertägige Reise in den Isaan Ende 2006 führte uns zunächst mit Air Asia nach Ubon Ratchathani. Dort mieteten wir uns einen Mini-Van mit Fahrer um die Umgebung zu erkunden. Das kostete wie fast überall in Thailand seinerzeit 1,500 Baht pro Tag plus Sprit. Eine Tankfüllung lag damals bei etwas über 1,000 Baht.

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Die Fahrt von Ubon zur kambodschanischen Grenze dauert gerade mal 1,5 Stunden. Die Strassen sind bis auf einige kleinere Abschnitte in gutem Zustand und einige Kilometer vor dem Nachbarland in den letzten Jahren besonders gut, breit und mehrspurig ausgebaut. Nicht etwa um den Reisenden und Touristen einen Gefallen zu tun, sondern wg. Einzugsgebiet des Thai Militärs, sollten die es mit ihren Kriegsgeräten einmal eilig zur Grenze haben.

Hier in der tiefsten Provinz findet man ihn noch in der Überzahl. Diesen Menschenschlag mit stämmigem Körperbau, den breiten Gesichtern, hohen Wangenknochen und dunkler Hautfarbe. Der Khmer-Einfluss ist unverkennbar.

Kurz vor dem Ziel die erste Überraschung. Parkgebühren werden fällig. Als mein damaliger Schwager, Thai Royal Airforce Offizier im Ruhestand, das Schild mit den Preisen sah (20 Baht für Thais, 400 Baht für Farangs), ahnte ich schon Schlimmes. Er ist ein angenehmer Reisegefährte, aber manche Szenen an den Kassierhäuschen sind mir immer noch peinlich, wenn er mit uns unterwegs war. Nee, eigentlich nicht. :p Falls jemand an seinem Rang zweifelte oder ihn gar nach seiner ID-Card fragte, kam es meist zu übelsten Szenen, die meist mit völligem Schock der Parkangestellten endeten. Hier wurde aber nicht lange diskutiert und er kam völlig cool mit einem Stapel von 20 Baht Coupons zurück (wir waren zu fünft mit mir als einzigem Farang) und setzt sich stumm in’s Auto, ohne irgendwelche Bewunderungs- oder Dankeshymnen von mir zu erwarten.


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Nach kurzer Fahrt mündet die Strasse in einen riesigen Parkplatz mit obligatorischen Fress- und Souvenirbuden. Alles sah Ende 2006 noch recht neu aus.

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Die ganze Gegend ist zum Nationalpark erklärt, aber einer der besonderen Sorte. Überall am Strassenrand warnen Schilder vor Minen. Auf der Thaiseite, wohl bemerkt. Pinkelpausen im Busch sind ungesund. Familien nehmen besser ihren entdeckungsfreudigen Nachwuchs an die Leine.

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Die Aussicht hier ist atemberaubend. Von der Kante eines senkrechten Felsgrades hat man einen hervorragenden Blick tief nach Kambodscha hinein.

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Der Rest geht zu Fuss. Meine Verwandten waren schon vorausgegangen. Zuerst bin ich einfach vorbeigelatscht, weil ich mich unter meiner eingebildeten Tarnkappe grundsätzlich dumm stelle. Bin ja nur ein Farang. Aber freundliches Zurufen aus der Hütte machte mich darauf aufmerksam, dass dies vermutlich ein Grenzhäuschen ist. War es auch.

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Für sage und schreibe 5 Baht, ja richtig, ihr habt euch nicht verlesen, durfte ich Thailand verlassen.

Die aus militärischen Gründen panzerfest gut ausgebaute Strasse ist für den Verkehr gesperrt. Man vergisst ja so leicht. Im Januar 2003 brannte die Thailändische Botschaft in Phnom Penh, Kambodscha. Nationalistische Khmers und Thais hatten ihre Messer wg. des Streites über Preah Vihear gewetzt und es kam auch an diesem Ort zu Kampfhandlungen. Es sollte nicht die letzte sein.


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Diese Strasse führt zu dem schräg daliegenden Plateau, auf dem sich mit etwa 650 m Länge die Anlage des Preah Vihear erstreckt und endet schliesslich auf felsigem Sandsteingrund.

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Nach der Überquerung eines Baches landete ich schliesslich auf einem Marktplatz, der fast wie ein Hill Tribe Dorf anmutete. Dieser Bach bildet die offizielle Grenze zwischen Thailand und Kambodscha an dieser Stelle und ist nach wie vor ein Streitpunkt zwischen beiden Ländern.

1962 wurde nämlich das Gebiet jenseits des Baches von einem internationalen Gerichtshof endgültig Kambodscha zugesprochen. Für die Khmers eine Selbstverständlichkeit. Für Thais völlig unverständlich. Die natürliche Grenze verläuft hier nämlich an der Oberkante Felswand des Pha Mo E Dang Gebirgszuges mit Kambodscha tief unten im Tal. Dieser Bach schneidet einfach ein Stück dieser Hochebenen Zunge von Thailand ab.

Aber damit nicht genug. Als nach der Jahrtausendwende und der Aufgabe der letzten Khmer Rouges die ersten Touristen von der bequemen Thaiseite eintrudelten, bauten Kambodschanische Händler hier ein schäbiges Dorf bar jeglicher sanitärer Anlagen und Müllentsorgung. Und genauso wie in Thailand wird der Dreck auf bequemste Weise entsorgt. Es gibt ja den Bach. Von dem Wasser leben aber ungefähr neun Thaidörfer.

So kam es, das die Thais mit Hinweis auf die Wasserverschmutzung hin und wieder den Touristenstrom einfach abdrehten, sodass den Besuchern nur der äusserst beschwerliche steile Weg und Aufstieg von der kambodschanischen Seite aus übrigblieb. Das dauert zwei bis drei Stunden und verlangt absolut gute körperliche Verfassung. Ausserdem sind die Ränder dieses schmalen Pfades, der zum Teil aus uralten Sandsteintreppen besteht, immer noch vermint.

Dies erklärt zum Teil den unmoralisch hohen Eintrittspreis von 400 Baht in den „Park“, wie auf dem Preisschild in der Zeile: „Adults“ vermerkt. Der bequemste Zugang zu der Anlage geht nur von der Thailändischen Seite. Die Thais fühlen sich halt verdienstmässig abgeschnitten von dieser Sehenswürdigkeit und wollen trotzdem abkassieren. Dank dem Bruder meiner BKK Ex bin ich mit 20 Baht davongekommen, he he.

Die Grenze ist immer nur sporadisch offen, da das Problem immer noch nicht zufriedenstellend gelöst ist. Man muss als Tourist immer noch damit rechnen, dass zeitweilig die Grenze und damit der Zugang zu der Anlage von der bequemen Thaiseite aus gesperrt ist. Angekündigt in der Zeitung wird das nicht.

Hier auf der Kambodschanischen Seite, gleich nach dem Bach, waren nochmal 200 Baht fällig, bevor ich die uralten Sandsteinstufen zum Prasat Kao Phra Viharn besteigen durfte. Um diese 200 Baht kam ich nicht herum.

Baht oder Dollars sind übrigens auf der Kambodschanischen Seite die bevorzugten Währungen.


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Iffi

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Die erste Etappe

Machen wir uns also auf den Weg über Treppen (Staircases), Alleen (Avenues), durch Tempel- und Paläste (Gopuras) hin zum Hauptheiligtum in der Galerie ganz oben am Ende und folgen dabei in Gedanken dem historischen Werdegang des Khmer-Reiches und dessen Entwicklung bis heute.

Noch wissen wir nicht, was uns erwartet. Die Gopuras lassen sich nur erahnen und sind von hier unten aus gesehen noch hinter dem Horizont verborgen.


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Genauso wie der Staat Thailand eine Jahreszahl für die Geburt seiner Nation nennt, nämlich 1238 in Sukhothai, versehen die Khmers ihre Wiege mit einem bestimmten Datum aus der fernen Vergangenheit.

Und genauso wie in Thailand heisst das nicht, das es vorher in der Gegend keine Königreiche gab, oder die Landschaften gar unbewohnt waren. Nein. Das Datum der Geburt einer Nation bezieht sich meist auf Überlieferungen oder Inschriften, die bezeugen, dass ab diesem Jahr das Land das erste mal unabhängig von Fremdbestimmung durch andere Mächte seinen eigenen selbstbestimmten Weg ging.

Die offizielle Geschichtsschreibung der Kambodschaner, von nun an, so wie sie es gerne hören, als Khmers bezeichnet, nennt 802 AD als das Geburtsjahr der Nation, als König Jayavarman II sich zum zweiten mal krönte und sich gleichzeitig als „deva-raja“ ausrief.

Deva = Gott oder göttlich

Raja = König


Ein Maha-Raja ist ein König über mehrere Reiche.

Maha = gross


Ein Gott-König im Namen des mächtigen Hindugottes Shiva, dem Zerstörer des Universums am Abend eines kosmischen Tages und Wegbereiter für eine neue Welt am nächsten Morgen.

Noch spielte der Buddhismus kaum eine Rolle in seinem Machtbereich, falls überhaupt. Noch gab es keine Buddha-Statuen in den Nischen seiner von ihm erbauten Tempel. Shiva der Zerstörer und Wegbereiter für eine neue und frische Welt und Vishnu der Beschützer und Erhalter, wachten über das Land und verliehen ab dem Jahre 802 den Khmer Königen ihre Macht und Autorität.

Ab etwa 1200 AD haben auch diese Stätten einen Buddhistischen Touch und selbst Buddhistische Mönche besuchen sie heutzutage.


Medium 489862 anzeigen

Leider wissen wir wenig über das Alltagsleben der einfachen Leute im Khmerreich der damaligen Zeit, ausser dass sie in der Mehrzahl wohl Bauern waren. Diese Kleene verkaufte wohl irgendwas, machte aber gerade eine Pause von der harten Arbeit.

Medium 489870 anzeigen

Die Symbole der Macht sind die gleichen, wie fast überall in Süd-Ost-Asien und auch anderswo.

Der Löwe, als Ausdruck von Kraft und Stärke. Der Zahn der Zeit hat wohl nicht an ihm genagt, eher Granatbeschuss.


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...und Naga, oft als siebenköpfige Schlange dargestellt. Beschützerin und Herrscherin über das Wassers sowie Body Guard von Buddha. Kann man in vielen buddhistischen Wats begutachten, wo die Naga oft das Geländer am Rande der Treppe ziert, die ins Heiligtum des Wats, das Bhot, führt.

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Die Könige scharten Künstler und begabte Steinmetze an ihrem Hofe um sich, die sich zu Meisterleistungen aufschwangen. Wie anders sind diese alten Anlagen zu erklären.

Die erste Gopura will erklommen werden. Sie hat am meisten während des letzten Jahrhunderts unter Krieg und Kunsträubern gelitten, aber die Kambodschanische Flagge weht stolz über ihren nicht mehr vorhandenen Dächern.


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Manche Historiker vertreten die Ansicht, dass schon König Jayavarman II die ersten Grundsteine in dieser Anlage legte. Allerdings nicht hier in der ersten Gopura, sondern ganz oben in der Galerie, dem Heiligtum von Preah Vihear. Dort hat man zumindest die ältesten behauenen Steine gefunden.

Hier noch einige Eindrücke von der ersten Gopura...


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und ein Blick zurück...

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Als nächstes geht es gemütlich weiter auf der „1st Avenue“, der ersten Allee und einstigen Prachtstrasse, hin zur zweiten Gopura.
 
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Iffi

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Übersicht der Anlage


Die erste Etappe über Stone Staircases (Steintreppen), eine lange Steintreppe bis zur 1st Gopura haben wir jetzt hinter uns gelassen.

Hier eine Modellzeichnung der Anlage. Der Aufstieg von der Thaiseite erfolgt von rechts nach links. Meine Bilder sind dieser schematischen Darstellung in Reihenfolge zugeordnet, so gut ich das nachträglich noch kann. Verwechselungen nicht ausgeschlossen.

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Die Alleen (Avenues) zwischen den Gopuras, so werden die Gebäudekomplexe genannt, sind im Modell nicht massstabsgerecht. In Wirklichkeit sind die viel länger, wie in der Relief-Darstellung darunter besser ersichtlich.

In Google Earth kann man sehr gut erkennen wie lang diese Avenues zwischen den Gopuras wirklich sind.

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Nunatakker

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Da ich im November 2018 in Vihear war, eine kurze Anmerkung. Auf kambodschanischer Seite kann man mittlerweile sowohl mit
dem Privatfahrzeug, als auch mit Taxi/Moped ab Parkeingang bequem bis zum Eingang des Tempels hochfahren:cool:
 

hotmanni

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24 Oktober 2008
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Wir waren ja - nachdem wir im Frühjahr letzten Jahres in Kambodscha in Angkor Wat, Angkor Thom und Umgebung waren - im Dezember letzten Jahres nochmals auch ein bisschen "auf den Spuren der alten Khmer" in Thailand.

Und zwar - so wie Ihr - in Phimai und dem Prasat Hin Phimai. Und dann auch noch im Süden von Buri Ram in der Nähe der dortigen Grenze zu Kambodscha in den Ruinen von Prasat Phnanom Rung und Prasat Mueang Tam.

Mal schauen, ob sich - insbesondere in Phimai - in den letzten 10 Jahren doch etwas verändert hat !?!
 
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Die zweite Etappe

Nach der Durchquerung der ersten Gopura, in deren Schatten sich ein paar Khmers den Lenz machten, öffnet sich die Hochebene und der Blick fällt auf eine breite mit grossen Sandsteinen gepflasterte Allee, die 1. Avenue.

Hier die Sicht zurück nach Norden, der Richtung aus der ich kam. Ein Foto in Gehrichtung Süden wäre wegen des gleissenden Sonnenlichts wohl nichts geworden.


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Welch bunte Prozessionen mögen sie beschritten haben, welch berauschende Siegesfeiern mag sie erlebt haben? Wie grandios mag sie des nachts von Fackeln beleuchtet ausgesehen haben? Wie viel Blut mag auf ihr geflossen sein, als die Thais sie schliesslich überrannten? Wie viele letzte Schlachten mögen die Khmer Rouges hier gegen die offiziellen Kambodschanischen Regierungstruppen im Süden und gegen die Thais im Norden in ihrer letzten Stellung vor der endgültigen Aufgabe im Jahre 1998 geschlagen haben? Auch hier, im Prasat Preah Vihear haben die Khmer Rouges ihre Spuren hinterlassen, die heute noch unübersehbar sind.

Je mehr ich drüber nachdachte um so mehr wurde mir bewusst, wie sehr alles der Veränderung unterworfen ist. Nichts bleibt so, wie es ist. Aufstieg und Fall gehen Hand in Hand. Glückliche Zeiten wechseln mit unseligen Zeiten. Der Trost liegt in der Tatsache, dass es auch umgekehrt so ist und in der Dankbarkeit gegenüber dem angenehmen Augenblick und dessen Würdigung.

Die Allee ist von steinernen stilisierten Lotusknospen gesäumt. Manchmal werde ich aufgefordert Cola, Wasser, Black Label oder Zigaretten an vereinzelten Marktständen zu kaufen. Kleine Mädels versuchen Postkarten für 5 Baht an den Mann zu bringen. Im Dutzend billiger. Das läuft relativ unaufdringlich ab. Die Khmer Händler sprechen Thai und beherrschen die Zahlen für Preise und ein paar Worte mehr in Englisch. Mein leichtes Kopfschütteln gepaart mit einem Grinsen reichte völlig aus um den Versuch, mir etwas zu verkaufen, zu beenden und das, obwohl heute am 25.12.2006 nur wenige Besucher unterwegs sind.

Mit dem wohlgemeinten Nachruf der Verkäufer, von meiner BKK Ex für mich übersetzt: „Dann verdurste doch, du weisshaariger Wasserbüffel“ von zustimmendem Lachen der anderen begleitet, setzte ich meinen Weg fröhlich fort. Soll'n sie ihren Spass haben. Man gönnt denen ja sonst nix.


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Gegen Ende der exakt Nord-Süd ausgerichteten Avenue I befindet sich auf der linken (östlichen) Seite ein Wasser-Basin, genannt „Sra Song“ oder einfach „Sra“.

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...welches von Löwen bewacht wird. Ein Rest von Rot lässt erahnen, mit welcher Farbenpracht nicht nur die Skulpturen sondern auch die Gebäude einst die Gäste und Pilger beeindruckt haben.

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Diese Wasser-Reservoire sind von keinem Khmer Prasat wegzudenken.

Das Jahr 802 nach Christus gilt nach offizieller Khmer-Geschichtsschreibung als Geburtsdatum der Nation und als Anfang der Ankor Periode, die bis 1431 oder 1432 dauerte. Also über 600 Jahre lang. Danach wurde die Hauptstadt nach Phnom Phen verlegt.

Noch verschwendete niemand einen Gedanken an den Untergang, der schon 200 Jahre vor 1431 im Norden Thailands anfing, noch war der Blick optimistisch nach vorne gerichtet. Die Wasser-Khmers (Süd-Vietnam und Süd-Kambodscha) und die Land-Khmers (Zentral- Nord und West-Khmers) waren nun vereinigt. In Angkor Wat entstand ein Machtzentrum, dessen Armeen grosse Teile der heutigen Staatsgebiete von Vietnam, Laos und Thailand überrannten, ja sogar Teile vom heutigen Malaysien beherrschten. An strategischen Stellen wurden „Prasats“ errichtet, deren Ruinen auch heute noch die Baukunst der Khmers nicht verschleiern können.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Prasats nicht innerhalb von ein paar Jahrzehnten in ihrer Vollständigkeit entstanden. Viele Khmer-Könige und noch mehr Generationen von Steinmetzen erweiterten die Prasats während hunderter von Jahren, bis sie schliesslich ihre Ausmasse erreichten, so wie wir sie heute in ihren Ruinen erkennen. So sind die oft widersprüchlichen Jahreszahlen über die Erbauer dieser Prasats zu erklären. Meist werden die Könige genannt, die diese Stätten zur vollsten Pracht ausbauten. Das heisst aber nicht, dass dort nicht schon vorher Tempel und Paläste gestanden haben.

Unser Guide, ein studierter Khmer, sprach sehr gutes Englisch und war ein sehr höflicher und angenehmer Geselle. Er hatte ein fundiertes Wissen über diese Anlage.

Z.B. wies er uns auf die Löcher am Ende der Avenue I hin. Gleich vor den Treppen, die hoch zur Gopura II führen.


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In diesen hätten zu bestimmten Anlässen, wie z.B. Königsbesuchen oder besonderen Festtagen, riesige Fackeln gesteckt, die des Nachts ein gespenstisches Licht auf die Gopura II geworfen haben müssen.

Mich hat der junge Mann, unser Guide, beeindruckt. Ich hielt ihn anfangs, als er uns ansprach, für jemanden, der sich dummen Touristen aufdrängen wollte. Wir hatten vorher keinen Preis abgemacht und am Ende hat er sich riesig über meinen grosszügigen Obolus in Dollars gefreut. Den hat er sich redlich verdient.

Ein Guide ist sowieso zu empfehlen. Es sei denn, man interessiert sich kaum für den Sinn und zweck der Gebäude, den historischen Hintergrund und die Geschichten und Legenden dazu.

Manch Gopuras müssen über recht steile Steinstufen erklommen werden. Besonders diese Gopura II


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Der Gebäudekomplex der Gopura II ist grösser und in weitaus besserem Zustand, als die Gopura I...

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...allerdings ist Preah Vihear im Grossen und Ganzen nicht mit dem renovierten und recht guten Zustand von z.B. Phimai in der Provinz Buriam in Thailand zu vergleichen.

Auf den Ornamenten befinden sich noch Reste von weisser Farbe. Dachte ich zuerst. Aber höchstwahrscheinlich ist es ein bestimmter weisser Fungus, der den Sandstein liebt.


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In diesem Komplex der Gopura II sind typisch für die Khmer Architektur einige dieser künstlerisch verzierten Giebel oder Lintel über den Türen noch sehr gut erhalten. Die Einzelheiten dieses einen Tür-Giebels hätte ich fast übersehen.

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Bei dieser Art Kurzbesuche verliert man ja überwältigt von der Vielfalt der Eindrücke und dem zum Teil faszinierendem Anblick der Gebäude und Ruinen nur allzu oft den Blick für Details.

Dieser bestimmte Giebel stellt eine der berühmtesten hinduistischen Legenden dar:


Das Verquirlen des Milch-Ozeans“ (The churning of the milky ocean)

Davon in der nächsten Folge, denn diese Geschichte verdient ein eigenes Kapitel. Befindet sich doch dieses Motiv in fast allen Khmer Anlagen in irgendeiner Form. In Angkor Wat erstreckt es sich als Relief auf ungefähr 45 m Länge. In Angkor Thom wird diese Szene an den Rändern der Strasse zum Südeingang mittels Skulpturen dargestellt.

Und sogar im Suvarnabhumi Flughafen in BKK Thailand ist die bunte und plastische Darstellung dieser Legende nicht zu übersehen.
 

Uwee

Thaisucht
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18 Oktober 2019
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Weiter ! Du bist Schuld wenn ich wieder mehr Kultur möchte. Kambodschanische Grenze vorgemerkt. Bei den Bilder kommen schöne Erinnerungen wieder ins Gedächtnis.:):):)
 
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Die Legende vom Verquirlen des Milch-Ozeans


Für den Laien ist es nur ein Relief mit ein paar Figuren drauf, für den Eingeweihten jedoch eine interessante Geschichte, die in der Hinduistischen Mythologie eine zentrale Rolle spielt.

Es geht um diesen Türgiebel, auch Lintel genannt, Gopura II in Prasat Preah Vihear.

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Die Legende wird mit Varianten erzählt. Eine davon geht leicht gekürzt so.

Es ist die Legende: Samudra Manthan

Vor langer Zeit begegnete der für sein unberechenbares Ausrasten bekannte Asket Durvasa dem König aller Götter, Indra, der auf einem weissen Elefanten namens Erawan dahergeschritten kam. Obwohl Indra ihn völlig ignorierte, warf ihm der Asket eine Blumengirlande als Ehrerbietung zu. Wie wir es von Superstars gewöhnt sind, Nickte Indra nicht einmal und hing diese Girlande einfach an einen der Stosszähne, der Show wegen. Der Elefant konnte den intensiven Duft nicht ab, schüttelte sich irritiert, bis sie herunterfiel und trampelte wütend darauf herum.

Das hätte er besser nicht getan, denn der Asket wurde verdammt sauer und sprach einen mächtigen Fluch aus:

Reichtum, Macht und Stolz haben dich blind gemacht, Indra. Du bist nur noch eine arrogante Genusshülle. Alle Macht, Stärke, Energie und jegliches Glück werden dich von jetzt an verlassen. “

So nahm das Schicksal seinen Lauf. Mit dem Machtverlust Indra's wurden auch alle anderen Götter geschwächt und wurden sogar sterblich. Die Dämonen, die nur auf diese Gelegenheit gewartet hatten, überrannten den Himmel und übernahmen die Herrschaft über das Universum.

Über 45 m langes Wandrelief des Verquirlens des Milch-Ozeans in Angkor Wat

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Verzweifelt suchte Indra Rat bei Vishnu. Der sagte:

Ich weiss da einen schwierigen Weg. Du musst Amrita wiedergewinnen. Das schaffen du und die anderen Götter aber nicht alleine. Ihr müsst euch zu diesem Zweck mit den Dämonen verbünden.“

Amrita ist der Nektar, dessen Genuss riesige Kräfte und ewiges Leben verleiht.

No way, Sir. Ich kann mir auch einen Knopf an die Backe nähen. Mit den Dämonen Dumpfbacken lass ich mich auf nichts ein.“

war Indras empörte Antwort.

Ball flachhalten, mein Lieber. Bist sowieso nur noch ein Schatten deiner selbst. Dir bleibt keine andere Wahl.“

Schliesslich fragte Indra einsichtig nach den Einzelheiten.

Nehmt der Berg Madura im Milch-Ozean als Drehstock. Windet Naga einmal drumherum und lasst die Dämonen am Kopfende arbeiten und du und deine Gang am Schwanzende. Bewegt die Enden Nagas hin und her, bis der Milch-Ozean aufschäumt. Nach einer Weile wird er die verlorenen Schätze, sowie den Nektar freigeben.“

Indra hatte aufmerksam zugehört, aber immer noch Bedenken.

Und was ist, wenn die Dämonen sich auch den Nektar reinziehn? Dann aber gute Nacht Marie. Ohne denen zu versprechen, dass sie auch ihren Anteil abbekommen machen die sowieso nicht mit.“

Darstellung in Angkor Thom

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Vishnu zwinkerte Indra zu.

Ich werde euch auf meine Art helfen. Nix weitersagen.“

So kam es zu dieser berühmten Szene, die man mit der Butterherstellung vergleichen kann. Die Dämonen machten in der Hoffnung noch stärker und reicher zu werden natürlich mit. Die Aussicht auf Unsterblichkeit war auch nicht ohne.

Gemeinsam quirlten sie den Milch-Ozean über 1000 Jahre lang. Als der Berg Madura als Drehstock in den Fluten zu versinken drohte, verwandelte sich Vishnu in eine Schildkröte und platzierte sich als stabiles Fundament unter den Berg und rettete damit die Aktion.

Aber der Naga (hier Vasuki genannt) ging es gar nicht gut dabei, denn durch die Quirlerei lief sie heiss und stiess giftige Dämpfe aus. Das Gift war so stark, dass es alles Leben inklusive das der Götter und Dämonen vernichtet hätte.

Das folgende Bild stellt die Szene ziemlich plastisch und leicht verständlich dar. Aber nur, wenn man das Bild „lesen“ kann. Was da in der Luft herumschwirrt sind die guten Gaben die der Milch-Ozean neben Amrita ebenfalls preisgibt.

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Shiva, der Zerstörer des Universums und Wegbereiter für eine neue Welt, erkannte die Gefahr, und saugte aufopfernd den giftigen Rauch ein. Er ist ja bekannt dafür, dass er nie einen Joint ablehnte und sich tagsüber in seiner Meditationshaltung gerne Ganja (Gras) reinzog. In einer Blitzaktion legte seine Frau Paravati ihre Hände um seinen Hals und drückte zu, sodass das Gift nicht in seinen Körper gelang. Seitdem ist Shiva blau, wie auf unzähligen Darstellungen ersichtlich. Aber er überlebte.

Nach 1000 Jahren gab der Milch-Ozean seine Schätze und guten Gaben preis. Unter anderem:

- einen weissen Elefanten (manchmal auch in diesem Zusammenhang Erawan genannt)

-die heilige Kuh

- ein weisses Pferd mit einem schwarzen Schweif, welches Wünsche wahr werden lassen kann

- sowie einen Baum mit den gleichen Eigenschaften

- den Garuda, der Transportvogel Vishnus und heute das Symbol der Thailändischen Staatsmacht

- den kostbarsten Edelstein, wo gibt

- die Göttin des Weines

- wie kann es anders sein, ein paar Nymphen zur Freude der Anwesenden

- Lakshmi, die lange vermisste wunderschöne Frau Vishnus

Angespornt durch den Erfolg verstärkten die Jungs ihre Quirlerei und schliesslich erhob sich der göttliche Mediziner Dhanvantari aus den Fluten mit einer Schale voll des kostbaren Amritas, welches unsterblich macht.

Die Keilerei um das Zeugs ging auf der Stelle los, wie man sich vorstellen kann. Irgendwie gelang es den Göttern, den Nektar der Unsterblichkeit an sich zu reissen und zu verstecken. Hier weichen die Versionen dieser Legende leicht voneinander ab.

Nach einer Version schnappte sich der Garuda die Schale und flog davon. Auf seinem Flug verlor er einige Tropfen an heute noch berühmten Orten auf dem indischen Kontinent, nämlich: Prayag (Allahabad), Haridwar, Ujjain and Nasik.

Garuda. Der befindet sich z.B. in Thailand auf fast jedem amtlichen Dokument.

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Diese vier Orte haben für die Hindus bis in unsere Zeit hinein eine mystische Kraft. Alle 12 Jahre wird dort das berühmte Kumbh Mela Festival gefeiert. Einigen mag es durch die beeindruckenden Bilder von Menschenansammlungen an und im Ganges bekannt sein, die sich zu zig Millionen alle 12 Jahre an diese heiligen Orte zur rituellen Waschung begeben. Jeder dieser Orte hat dabei seinen eigenen 12 Jahresrhythmus.

Darstellung der Legende im Suvarnabhumi Flughafen, BKK


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Vishnu, der Erhalter und Beschützer des Universums, verwandelte sich, als stützende Schildkröte nicht mehr gebraucht, in eine schöne aufreizende Frau namens Mohini. Seine Kumpels kannten ihren Pappenheimer und durchschauten diesen Trick, aber die Dämonen wurden kurzeitig durch ihre sexuelle Phantasien abgelenkt und stritten sich darum, wer denn nun zuerst dran darf. Das reichte für den zurückgekehrten Garuda, den Nektar schnell an die Götter zu verteilen, die ihn auf der Stelle zu sich nahmen.

Nur einem ziemlich fetten Dämonen namens Rahu gelang es als Gott verkleidet, etwas davon zu geniessen. Der aufmerksame Vishnu erkannte ihn jedoch und schlug ihm sofort den Kopf ab, ehe er den Nektar runterschlucken konnte. Aber der Kopf war bereits unsterblich. Ihm wird nachgesagt, dass er die Sonne sowie den Mond verfinstern kann, indem er sie einfach aufisst. Da der Kopf aber keinen Körper mehr hat, fallen Sonne oder Mond unten am Kopf einfach wieder raus. So bleibt es eben nur bei temporären Mond- oder Sonnenfinsternissen. Geil oder?

Seine Visage prangt auch heute noch an sogar Buddhistischen Tempeln. Im mittleren bis nördlichen Isaan übrigens recht verbreitet. Ein Zeichen dafür, wie weit der Einfluss der Khmers einst reichte. Hier ein Beispiel aus Phra Buddha Bat Bua Bok in der Isaan Provinz Udon Thani.

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Also, wenn immer ihr solch eine fette Fratze, wie hier in Preah Vihear auf einem Giebel ganz unten seht, wisst ihr, wer es ist und was sein Schicksal war.

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In der nächsten Folge geht es weiter mit der 2. Avenue hin zur 3. Gopura, dem Königspalast. Das längste Gebäude im Preah Vihear Komplex.
 

Iffi

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Die dritte Etappe


Auch zur Gopura III führen Stufen hinauf. Die sind noch relativ gut in Schuss.

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Die 2. Avenue führt zur 3. Gopura mit dem Königspalast, der sich wie der Querbalken eines Kreuzes von Ost nach West in der exakt Nord-Süd ausgerichteten Anlage erstreckt. Die 2. Avenue ähnelt sehr der 1. Avenue. Sie ist etwa genauso lang, genauso mit Sandsteinböllern gepflastert und von steinernen stilisierten Lotusknospen gesäumt. Wer spätestens jetzt Durst hat, kann an einzelnen Ständen Wasser, Cola oder Black Label billig erwerben. Wem die Zigaretten ausgegangen sind, findet hier Nachschub.

Folgende 2 Bilder sind aus dem Netz

Blick nach vorne. Weiter hinten das Heiligtum im Innenhof der Galerie

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Blick zurück

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Unter König Suryavarman II, (1113 bis 1150), erlebte das Khmer Reich seinen ersten Höhepunkt. Angkor Wat war das grösste Machtzentrum, das dieser Teil der Welt je gesehen hatte. Es beherrschte ganz Thailand und war dort besonders im gesamten heutigen Isaan bis in den Norden hinein verwurzelt. Grosse Teile von Laos und Vietnam und im geringerem Masse Burma im Westen beugten sich den Khmers. Wie tief sie in das heutigen Malaysia eingedrungen sind, ist nicht verbürgt. Einige Historiker vermuten allerdings, dass die Khmers über Phuket hinaus zumindest kurzfristig weiter nach Süden vorgedrungen sind.

Das Khmer Reich während seiner grössten Ausdehnung

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Dabei darf man nicht vergessen, dass es die genannten Staatsgebilde damals noch nicht gab. Aber die Geografie war natürlich nicht menschenleer. Im heutigen Thailand und Burma leisteten die Mon nennenswerten Widerstand. In Süd- und Zentralvietnam sowie in Teilen von Laos die Cham, von denen sich die Khmers um 800 herum befreiten und deswegen 802 AD als das Geburtsdatum der Kambodschanischen Nation betrachten.

Aber tief im Herzen haben die Cham nie aufgegeben und ihre Niederlage nie verschmerzt. Nach dem Tode von Suryavarman II überrannten sie im Jahre 1177 Angkor Wat und trafen damit das Khmer Reich mitten ins Herz.

Kurz vor der Gopura III linkerhand befindet sich ein kleines schon schief stehendes Gebäude unter einem Baum. Es ist eine Königsgrabstätte. Das war zumindest die Erklärung unseres Guide's.

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Links auf dem Bild ist der Komplex der Gopura III, mit dem Königspalastes

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Das Errichten von riesigen Grabdenkmälern oder Anlagen kennt die Khmer-Kultur nicht, ist ihr völlig fremd. Die heutigen Khmers erweisen ihren Vorfahren mit bescheidenen Mitteln immer noch die Ehre, ja, lassen sie sogar an den modernen Errungenschaften teilhaben. Dies sind nicht etwa achtlos zurückgelassene Cola Dosen, sondern Gaben.

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Noch einmal sollten sich die Khmer zu ungeahnten Leistungen aufschwingen. Ankor Wat stieg nach der Rückeroberung durch den Khmer König Jayavarman VII, (1181 bis 1218), zu neuer Blüte auf. Gleichzeitig verbreitete sich der Buddhismus. So einige Shiva-Statuen in den Heiligtümern wurden durch Buddha-Statue ersetzt. Probleme gab und gibt es deswegen nicht. Shiva, Vishnu und Buddha vertragen sich auch heute noch gut in Süd-Ost-Asien. Ganz anders wie bei unseren verdammt rechthaberischen Gottesreligionen.


Shiva gut angekifft

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Vishnu auf seinem Garuda

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Buddha, sich bei seinem Tod im Nirvana in's Nichts auflösend

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Ausgeklügelte Bewässerungssysteme erlaubten drei Reisernten pro Jahr im alten Ankor. Man schätzt, dass sie bis zu einer Millionen Menschen im Bereich Angkors ernähren konnten. Dort versammelte sich ein buntes Völkergemisch. Anders als heute waren damals Menschen aller Couleur ein wesentlicher Bestandteil des Reichtums eines Unternehmens oder einer Nation. Je mehr Menschen ein Reich in sich versammeln konnte, umso mächtiger war es. Grosse Heere konnten aufgestellt werden, Scharen von Bauern sorgten für das leibliche Wohl der Einwohner und die Kunst und das Handwerk kamen nicht zu kurz.

Preah Vihear war längst nicht mehr nur ein vorgeschobener Posten mit nur einem Gott Shiva geweihten Heiligtum am Ende des Plateaus, sondern nahm sein heutiges Gesicht an. Es war Teil eines riesigen Netzes von Prasats, die abschnittsweise durch befestigte Strassen sternförmig mit Angkor Wat verbunden waren. Da diese damals wohl die einzigen Verbindungen waren, die die Bezeichnung Strasse verdienten, wäre es nicht verwunderlich, wenn in diesem Grossreich die Redewendung: „Alle Wege führen nach Angkor Wat“ weit verbreitet war.

Aber selbst auf dem Zenit ihrer Macht im 12. und 13. Jahrhundert lastete eine alte, Unheil verkündende Prophezeiung über den Khmers:

„Der Tag wird kommen, an dem den Khmers nichts anderes übrig bleiben wird, als sich zwischen einem Tiger, der sie zerreisst, und einem Krokodil, dass sie verschlingt zu entscheiden.“

Schreiten wir nun durch den Königspalast hindurch...
 

Iffi

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Gopura III Ruinen


Ein paar Eindrücke vom Königspalast.

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Werfen wir noch einen Blick zurück auf die Gopura III und den lang gestreckten Bau, ehe wir uns in den Hauptteil der Anlage, in das ehemalige Shiva Heiligtum innerhalb der Gallery am südlichen Ende an der Spitze des Plateaus begeben.

Panorama des Königspalastes, aus 4 Einzelbildern zusammengesetzt.


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Den Sandweg rechts am Palast vorbei haben wir auf dem Rückweg benutzt und sind dabei auf eine tragische Vergangenheit gestossen...
 

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Preah Vihear und Khmer Rouge

Gleich in der Nähe des Königspalastes führt ein Sandweg um die Ecke vorbei. Den nehme ich jetzt mal vorweg, denn wir haben ihn erst auf dem Rückweg benutzt.

Sandweg

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Dort fand man zumindest Ende 2006 noch Kriegsgeschütze, als wir diesen Ort besuchten. Ein Überbleibsel der Khmer Rouge. Warum diese Geschütze noch nicht entfernt waren, oder ob sie noch funktionierten, weiss ich nicht.

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Wie bitte? Was hatten diese Kulturbanausen, Ignoranten der Historie und überhaupt menschenschlachtende Perverslinge mit dieser Stätte Preah Vihear am Hut?

Die Khmer Rouge kamen 1975 an die Macht und, wie sollte es anders sein, haben es sofort auf diesen Khmer Prestige Ort Preah Vihear abgesehen. Sie feuerten Granaten auf das Plateau um die offiziellen Khmer Regierungstruppen zu vertreiben. Klar, gingen dabei einige dieser bis dahin standhaften altertümlichen Gebäude unwiederbringlich zu Bruch. Die Regierungstruppen suchten bei der Thai-Army Zuflucht und gaben Preah Vihear zeitweilig auf.

Nach Entmachtung der Khmer Rouge 1979 zerstreuten sich die Khmer Rouge über's Land mit ein paar „Strong Holds“ im Norden und Osten Kambodschas. Sie lebten im Untergrund, kontrollierten aber weiterhin einige Landstriche in Kambodscha. Ihr allerletzter Zufluchtsort war Preah Vihear, denn dort oben waren sie einigermassen sicher vor einem Angriff der kambodschanischen Regierungstruppen. Zumindest vor einem Überraschungsangriff wg. der steilen Felswände. Die Thais hielten sich (noch) vornehm zurück

Nach dem Ende des 20-jährigen Vietnam Krieges 1975 kam der Tiger über die Khmers und übernahm als Khmer Rouge die Macht in Kambodscha für 4 Jahre. Ihre Schreckensherrschaft ist mit dem Ausdruck „The Killing Fields“ in das globale Gewissen eingegangen. Viele Khmers wurden auf grausamste Weise getötet und von Granaten und Landminen zerrissen. Letzteres ist ein immer noch alltägliches Geschehen in Kambodscha.

Im Jahre 1979 kam das Krokodil (Vietnamesen), befreite die Khmers zwar vom Tiger (Khmer Rouge), aber verschlang Kambodscha. Die Vietnamesische Invasion dauerte bis ins Jahr 1989 hinein.

1993 vereinnahmten der Rest der bis dahin immer noch übrig gebliebenen Khmer Rouges Preah Vihear. Es war ihre letzte Bastion. Die Kambodschaner liessen sie vorläufig gewähren. Weiss der Geier, warum.

Die Thais hielten sich auch raus, aber mehr aus Gehässigkeit gegenüber der Kambodschanischen Regierung. Die Thais gönnten denen ihre Schwierigkeiten mit den Khmer Rouge und lachten sich ins Fäustchen.

Khmer Rouge Bunker

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Viele Khmers flüchteten aus Angst vor ihrem Erzfeind Vietnam nach 1975 über die grüne Grenze nach Thailand, und das obwohl Thailand ebenfalls ein Erzfeind Kambodschas war. Beide Länder, Vietnam und Siam hatten sich Kambodscha im Jahre 1848 einmal untereinander aufgeteilt. Die Prophezeiung erfüllte sich zum zweiten mal. Wieder gab es nur die Wahl zwischen Tiger und Krokodil. In diesem Fall zwischen Vietnam und Thailand.

Aber die Thais waren von dem Gedanken, dass sich unter den Khmer Flüchtlingen auch Khmer Rouge befinden könnten, nicht gerade begeistert und überhaupt, die Zahl der Flüchtlinge stieg in die 10 Tausende.

So wurde Preah Vihear 1979 Zeuge einer tragischen Szene. Die Thais trieben über 10,000 Khmers, die vor den Khmer Rouge und den Vietnamesen geflüchtet waren, auf dem Plateau Preah Vihear zwischen den Tempeln zusammen und liessen ihnen keinen anderen Ausweg, als den steilen Pfad hinunter zurück nach Kambodscha anzutreten. Der war zu jener Zeit von den Khmer Rouge als Verteidigungslinie schon vermint. Es gibt keine offiziellen Angaben über die Zahl der Toten, aber nach Kambodschanischen Angaben sollen es Tausende gewesen sein. Wer sich weigerte oder in Panik zurückkehren wollte, wurde laut Kambodschanischen Presseberichten von den Thais erschossen.

Damit hat sich die Prophezeiung zum dritten mal erfüllt.

Die Wahrheit über das Ausmass der Grausamkeiten bleibt der Öffentlichkeit wohl für immer verschlossen, aber man kann sich leicht vorstellen, welch unglaubliche Szenen der Verzweiflung sich hier zwischen den Ruinen von Preah Vihear im Jahre 1979 abgespielt haben mögen.

Die Abschiebung der Khmer Flüchtlinge über diesen Ort hinunter nach Kambodscha ist eine historische Tatsache.

Nach dem Tode von Pol Pot wurde es immer enger für die Khmer Rouge. Aber es gab noch vereinzelte Widerstandsnester. Eines davon befand sich bis 1998 auf diesem Plateau, mitten zwischen den Tempelruinen von Preah Vihear.

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Der Bunker und die Geschütze auf den vorherigen Bildern sind Überbleibsel dieser Zeit. Hier waren die Khmer Rouge einigermassen vor den Kambodschanischen Regierungstruppen tief unten im Tal sicher, aber vorsichtshalber verminten sie die gesamte Umgebung um den Tempel herum und die steilen Wege hoch zum Plateau.

Im Suffkopf des nachts, wenn gerade mal wieder eine Ladung Feuerwasser, besonders von der Thaiseite zu ihrem Camp durchkam, beschossen sie sich spasseshalber gegenseitig, der Langeweile wegen. Die Thais erwiderten natürlich freudig das Feuer. Einschusslöcher in den Sandsteingebäuden zeugen von diesen Vorfällen. Die Thais erzählen heute noch gerne von diesen kurzweiligen Nächten. Im Prinzip standen sich die Thais und Khmer Rouge nicht kriegerisch feindlich gegenüber. Sie handelten eher aus Langeweile. Besonders wenn der Alkohol floss.

Khmer Rouge

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Khmer Soldaten in Preah Vihear


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Es gäbe noch viel über das Dreiecksverhältnis Khmer Rouge – Khmers – Thais zu berichten. Oft war es blutig bis in die jüngste Zeit hinein. Hier in diesem Bericht führt das allerdings zu weit.

Betrachten wir nun das Zentrum dieser Anlage...Sanctuary (Heiligtum) genannt.

 

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