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Thailand Auf den Spuren der alten Khmer in Thailand

Iffi

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Der Haupt-Bereich mit Gopura 4 und 5


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Wir lassen die Gopura III mit dem Königspalast hinter uns und befinden uns nun auf der recht kurzen 3. Avenue. Man blickt auf einen grösseren Komplex. Es ist der Südlichste und unweit der um die 600 Meter senkrecht abfallenden Felswand.

Die 3. Avenue ist auf beiden Seiten von den Schlangenkörpern der Naga gesäumt. Sie blicken nach Norden und dem ankommenden Besucher ins Herz.

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Habe dieses Foto mal so gelassen wie es ist, ohne es zu bearbeiten. Fotografieren Richtung Süden war wegen der gleissenden Sonne nicht unproblematisch. Habe mich später gewundert, warum ich nur ein einziges Bild von dieser Ansicht geschossen habe. Da fiel mir wieder ein, dass es um die Mittagszeit war, der Himmel unbedeckt und meine Kamera mit diesen Lichtverhältnissen Richtung Süden nicht klarkam.

Auch hier wurde aller möglicher Krimskrams verkauft. Wie die anderen Händler vorher auch schon, überhaupt nicht aufdringlich.

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Weil ich hier kaum Bilder geschossen habe im folgenden ein paar Bilder aus dem Web.

Zuerst die Eingangs-Seite mit der Gopura IV

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Diese zwei Luftbilder, bieten eine gute Übersicht über diesen Komplex. Der ist zweigeteilt in einen vorderen und einen hinteren Bereich. Links im Bild der Bücherei-Bereich (Library), rechts die Galerie mit dem Heiligtum (Sanctuary) in der Mitte

Ganz links im Bild, bzw. oben links auf dem zweiten Bild, ist auch noch der Königspalast zu sehen.

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Die Preah Vihear Anlage ist für Khmer Verhältnisse recht ungewöhnlich, wenn nicht sogar einmalig. Sie ist nicht wie ansonsten Ost-West ausgerichtet sondern Nord-Süd und sie hat nicht die üblichen grossen Wasser-Speicher, sondern nur zwei kleinere auf halbem Weg zum Heiligtum.

Begeben wir uns nun durch die Gopura IV in den Bücherei-Bereich (Libruary)...
 

franki

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Danke @Iffi für deinen ausführlichen Bericht. Ich hab eben mal geschaut: ich war im März 2006 dort. Die Kanone war da, aber die 5 Baht mußte ich meiner Erinnerung nach nicht bezahlen. Ich hatte auch mal einen Bericht geschrieben, aber lange nicht so ausführlich wie du. War aber wohl noch im Vorgängerforum, ich kann ihn jetzt nicht finden. Inspiriert dort hin zu fahren hatte mich damals @Abstinent, der hatte doch auch geschrieben, das er dort an der Kanone die Zielvorrichtung unbrauchbar gemacht hat - quasi seine gute Tat für den Frieden...
Gefahren bin ich damals mit einem urigen Bus mit Holzboden (wie man sie heute noch in Myanmar findet) und das letzte Stück mit dem Motobike-Taxi. Irgendwelche Eintrittsgelder mußte ich nicht bezahlen.
 
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Iffi

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Haste Glück gehabt, @franki

Irgendwann ab 2008 war der Zugang von der Thaiseite dicht und ist es heute noch, wenn ich mich nicht irre.

In dem Jahr kam es zu Schießereien zwischen Thais und Kambodschanern
 

Iffi

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Gopura IV, Bücherei-Bereich


Dies ist der letzte Bereich bevor es ins Heiligtum geht. Es war nicht leicht, all meine Bilder zuzuordnen. Ich hoffe das ist einigermassen korrekt. Schon hier in diesem Bereich nahmen die Trümmer leicht zu. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zur Galerie mit dem Heiligtum nach der 5. und letzten Gopura.

Zunächst ein Blick vom Eingangsbereich zurück auf den Königspalast.


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Auffällig waren diese Säulen in diesem inneren Bereich.

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Habe hier wenig fotografiert. Irgendwie war bei mir die Luft raus. Meine Aufnahmefähigkeit sank rapide und ich trottete fast wie ein Blödtourist durch diesen letzten Gebäudekomplex der Anlage. Deswegen zusätzlich zwei Bilder aus dem Web.

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Wenn man zum ersten mal in diesem Bereich ist, wird es schnell unübersichtlich und verliert fast die Orientierung. Besonders, wenn man die Luftaufnahmen nicht kennt. Hab dann einfach mit der Kamera draufgehalten, ohne wirklich zu wissen, was ich da eigentlich fotografiere.

Durchgang durch das längste Gebäude in diesem Teil der Anlage. Es trennt übrigens Gopura IV und V


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Weitere Eindrücke vom Inneren dieses ummauerten Bereiches. Vermutlich Richtung Gopura V

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Eingang zu einer der Büchereien (Libraries). Verziert mit einem 'Lintel“

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Diese Fratze kennen wir ja noch von der Legende: Verquirlen des Milch-Ozeans

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Weiter geht’s mit der gleich angrenzenden Gopura V, der Galerie und dem Heiligtum...
 
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Gopura V, die Galerie


Die Galerie mit dem ursprünglich Shiva geweihten Heiligtum im Innenhof ist der älteste Teil der Anlage. Es wird vermutet, dass sie schon im 9. Jahrhundert Formen annahm. Die Steine für ihren Bau wurden gleich in der Nähe am 600 m tiefen Abgrund des Felsgrades aus dem Sandstein gehauen.

Im Innenhof der Galerie

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Innerhalb der Galerie. Der Typ mit dem Hut war unser Guide. Meine BKK Ex prüft derweil die Bausubstanz

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Galerie von oben (Web)

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Galerie als Ruhe- und Schlafplatz für Khmer Soldaten während der mehr als 12-jährigen feindlichen Phase mit Thailand. Diese zum Teil blutige Phase begann bald nach unserm Besuch dort Ende 2006. (Web)

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Was diesem Mädel beim Anblick der Trümmer in der Galerie wohl durch den Kopf geht? (Web)

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Hier ist der Ort, der Anfang und Ende des Khmer-Reiches erlebt hat und bis heute Zeuge von bewegten Zeiten ist. Grenzen waren bis Ende des 19. Jahrhunderts völlig unbekannt. Nur die überwiegend gesprochene Sprache änderte sich in Preah Vihear im fliegenden Wechsel. Je nachdem, ob die Khmers (Kambodschaner) oder die Siamesen (Thais) gerade das Sagen hatten.

Erst die Franzosen hatten Landvermessungsinstrumente im Gepäck, steckten damit ihr Revier ab, malten rote Linien auf die Landkarten und nannten ihre Seite Indochina. Eine dieser roten Linien im Bereich des Prasat Preah Vihear sorgt auch heute noch für Probleme zwischen Kambodschanern und Thais

Aber noch war es nicht soweit, noch waren die Mon, Siamesen, Laoten, Cham (Süd-Vietnam) Vasallen der Khmers, noch war Angkor Wat der Mittelpunkt dieser Welt.

Die Khmer Könige sahen sich als Verkörperung Shivas, dem Hindu Gott der Zerstörung des Universums und Wegbereiter für eine neue Welt.

Während eines Zeitalters verhält er sich gewöhnlich ruhig und kifft vor sich hin. Solange er seinen täglichen Joint hat, brauchen wir Menschen uns keine Sorgen machen. Weltuntergang weit und breit nicht in Sicht.


Shiva Ganja rauchend

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Aber wenn er die Faxen dicke hat, weil die Welt abgenutzt, verbraucht, völlig abgefuckt und nicht mehr zu reparieren ist, tanzt er die Welt platt und macht Platz für eine neue, frische im nächsten Zeitalter.

Shiva der Zerstörer

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Gerne auch als dekorative Figur dargestellt. Viele halten das wohl für einen lustigen ekstatischen Tanz oder gar für frohgemut und übermütig. Dabei bedeutet diese Darstellung nichts anderes als den Weltuntergang.

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Im Gegensatz dazu haben die Thai Könige bis heute den Vishnu Kult für sich vereinnahmt und nicht den Shiva Kult. Vishnu ist der Erhalter. Er hält die Welt in Schuss. Erst wenn die wirklich nicht mehr zu flicken oder zu reparieren ist, gibt Vishnu Shiva ein Zeichen, damit der Ramba-Zamba macht und die verbrauchte Welt zerstört.

Vishnu der Erhalter

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Das hinduistische Erbe haben die Thais teils von den Khmers übernommen und teils von den Indischen Handelsleuten, die lange vor den Khmers Kontakte zu den Menschen auf dem heutigen Staatsgebiet Thailands knüpften.

Rama ist die 7. Inkarnation Vishnus. Die heutige Chakri-Dynastie mit König Bhumibol, Rama IX, und inzwischen mit Rama X trägt seinen Namen im Titel. Ayutthaya in Thailand ist nach dem sagenumwobenen Ort Ayodhya aus dem hinduistischen Ramayana Epos benannt, welches Rama II als Vorbild für sein Epos namens Ramakien nahm.

Der Garuda ist das Transportvehikel Vishnu's. Heute ist er das Symbol der thailändischen Staatsmacht, welches an allen Regierungsgebäuden prangt.

Garuda in Thailand

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Die Thailändischen Könige waren und sind neben ihrer Nähe zum hinduistischen Vishnu Kult gleichzeitig auch immer das Oberhaupt aller Buddhisten. Wer darin einen Widerspruch sieht, ist ein Schelm. Hierin liegt einer der Schlüssel für das Verständnis der Thai-Seele. Die typisch westliche und strickte Trennung sowie eine schwarz-weiss-Betrachtung solcher Umstände ist den Thais fremd. So kommt es, dass uns deren Verhalten und Einstellung auch zu anderen Dingen manchmal widersprüchlich erscheint. Ist es aber nicht. Die Thais ziehen keine scharfen Grenzlinien zwischen Hinduismus und Buddhismus, sondern sind immer um eine Synthese bemüht. Selbst das aus unserer Sicht typische Thaifest Loy Krathong hat einen hinduistischen Ursprung, ebenfalls Songkran welches sich zumindest nach dem hinduistischen Kalender richtet.

Weiter geht's endlich mit dem Heiligtum...
 
Thailernen.net

Iffi

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Gopura V, das Heiligtum (Sanctuary)

Blick auf den Eingang zum Heiligtum im Innenhof der Galerie, Gopura V.

Vorderseite und Eingang zum zentralen Heiligtum dieser Anlage


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Preah Vihear war Lord Shiva gewidmet und in diesem Schrein im Innenhof der Galerie stand wohl ursprünglich seine Statue. Ankor Wat war übrigens Lord Vishnu gewidmet.

Um 1300 AD herum wurde Lord Shiva vermutlich durch eine Buddha-Statue ersetzt. Wie wohl in allen Khmer Prasats überhaupt.


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Der chinesisch gefärbte Buddhismus (Mahayana), wohl durch Handelsbeziehungen mit China eingeführt, war viele Jahre lang parallel zum Hinduismus, der durch uralte Kontakte mit Indien schon vor der Zeitenwende seinen Weg hierhin fand, Bestandteil des religiösen Lebens der Khmers. Im Gegensatz zu heute betrachteten die Menschen damals dies nicht als zwei Glaubensrichtungen oder gar Konfessionen, sondern huldigten den Symbolen dieser Religionen im gleichen Maße.

Einen Abglanz dieser Einstellung kann man heute noch in Thailand beobachten. Thais benehmen sich gleichermaßen ehrfürchtig vor Statuen der Hindu-Götter. in Buddhistischen Tempeln, Kirchen oder gar gegenüber ihren animistischen Geistern, wenn sie den Symbolen dieser für uns sehr unterschiedlichen Glaubensrichtungen begegnen.

Durch den Kontakt mit den Mon nahmen die Khmers allmählich die ursprüngliche Version des Buddhismus (Theravada) an und wendeten sich von der Mahayanischen ab. Theravada, die buddhistische Lehre der Alten, ist auch heute noch die weitverbreiteste in Burma, Thailand, Laos und Kambodscha.


Rückseite umgeben von Trümmern


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Der Berg vieler Steinblöcke deutet auf eine Katastrophe hin. Konnte bisher nicht eindeutig herausfinden, warum hier alles so extrem in Trümmern liegt.

Erdbeben? Unwahrscheinlich, denn alles andere in dieser Gopura V ist völlig intakt.

Artillerie-Beschuss? Möglich.

Zahn der Zeit? Möglich. Es wäre nicht das einzige Gebäude, dazu noch das ursprünglich höchste, das unstabil geworden ist und zusammenbrach.

Geplanter Abriss ohne aufzuräumen? Bleibt die Frage, zu welchem Zweck und überhaupt, warum?


Im Jahre 2016 haben die Thais auf ihrer Seite eine Modell-Anlage 1:10 vom Prasat Prehar Vihear eröffnet. Diese Anlage wurde zum verbalen Streitfall zwischen Kambodscha und Thailand. Und das zu einer Zeit, als gerade etwas Ruhe zwischen beiden Ländern in Bezug auf Preah Vihear eingetreten war.

Keine Ahnung, ob dieses Mini Preah Vihear noch existiert und die Thais die Khmers nicht weiter reizen wollten. Vielleicht weiss das einer.

Von unten links nach oben rechts: Gopura V (mit dem nicht mehr existierenden Turm) und gleich angrenzend Gopura IV, dann Gopura III (Königspalast), danach Gopura II und ganz hinten die Gopura I. Die hat am meisten gelitten, auch unter dem Beschuss der Thais. Der begegnet man als erstes nach dem Treppenaufstieg am Eingang der Anlage.


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Interessant in dieser Mini-Anlage ist der hohe „Turm“ gleich neben dem heute noch existierenden und intakten Heiligtum in der Gopura V. Meine mich schwach erinnern zu können, dass ich irgendwo mal was von einem Turm in der Gopura V gelesen habe.

Im Modell sind alle Gebäude mit Dächern versehen. Die gibt es heutzutage nicht mehr. Man vermutet, dass diese Holzkonstruktionen waren, denn es gibt null Spuren von diesen Dächern. Was unwahrscheinlich ist, falls das Steinkonstruktionen waren. Ähnlich wie in der Galerie und dem Heiligtum in der Gopura V, mit den einzigen vollständig erhaltenen Steindächern.

Die neue Generation der Khmer. Ich wünsche euch eine friedliche Zukunft, besonders an diesem Ort.


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Blick zurück auf den Komplex der Gopura V

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Mit einem der Nebenkomplexe ausserhalb. Einen zweiten gibt es auf der anderen Seite.

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Von hier aus ist der Abgrund schon ganz nahe...
 

Iffi

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Dunkle Zeiten und ein neuer Anfang


Am Abgrund.

Khmer Seite

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Thai Seite

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Ja, ich weiss. Damals 2006 stand ich noch gut im Futter, :tongue:

Fast ein Jahr später fiel mir auf, dass mein Polohemd in der damaligen „Die Gelben“ Mode nicht unbedingt die Khmers in Preah Vihear begeistert hatte. Als 2007 und 2008 die PAD nach Preah Vihear marschierte und dort Probleme machte, hätten mich die Khmers wohl mit dem gelben Mob verwechselt und mich garantiert gerne davongejagt.

Wie immer in der Geschichte grosser und mächtiger Reiche kam es schon bald nach dem Höhepunkt des riesigen Khmer Reiches zu einem tiefen Fall. Er bahnte sich schon länger an und im Norden des Khmer Reiches braute sich um 1200 AD und 1300 AD Widerstand zusammen.

Die einheimischen Völker in dem ausgedehnten Khmer Reich wurden selbstbewusster und vor allen Dingen die Menschen zahlreicher. Wie schon die Germanen von den Römern lernten sie Zivilisation, Baukunst, staatliche Organisation und Kriegshandwerk von den Khmer. Und genauso wie die Germanen gegen Rom, wandten sie sich schliesslich gegen das Grossreich der Khmer und erzwangen ihre Selbstständigkeit.

Schon seit Jahrhunderten wanderten Tais aus dem Süden Chinas, besonders aus der Provinz Yunnan, in die nördlichen Gebiete des heutigen Burmas, Thailands und Laos aus. Das waren zunächst keine Völkerwanderungen, wie wir sie aus unseren Geschichtsbüchern über Europa kennen, sondern eine ganz allmähliche Entwicklung, die völlig undramatisch ablief.

Tais“ mit Absicht ohne „h“ geschrieben. Es ist ein Sammelbegriff für alle Völker, die von Norden herkommend zuerst ins heutige Thailand und Laos einwanderten.

Das änderte sich schlagartig im 13. Jahrhundert, als der Mongolenfürst Kublai Khan sich anschickte, Yunnan in China zu vereinnahmen. Scharen von Tais wichen dem Druck der Mongolen und wanderten gen Süden. Als sie dort die kritische Masse erreichten, bedurfte es nur noch geeigneter Führer, die die Tais gegen die Mon und Khmers vereinigen und motivieren konnten, sowie die nötige kriegerische Einstellung dazu hatten.

Diese Persönlichkeiten ließen nicht lange auf sich warten. In Nordthailand entstand 1259 offiziell das Lan Na Reich unter König Mengrai. Das Land der millionen Reisfelder. Offiziell, weil es laut Geschichtsschreibung einfach so ist. Aber es entstand ja nicht von heute auf morgen. Die Lan Na Leute haben sich natürlich schon vorher als Einheit organisiert

Die durch die Lan Na Leute geschützte Nordfront erleichterte 1238 den fast gleichzeitigen Aufstieg von Sukothai etwas südlich. Das Land der Morgenröte der Glückseligkeit, mit dem späteren König Ramkamhaeng als Vater der heutigen Thai-Nation und angeblicher Erfinder des Thai-Alphabetes.

Etwas mehr als 100 Jahre danach trat König U-Thong 1350 die Nachfolge von Sukothai in Ayutthaya an. Ayutthaya, dieser Name, der sich von dem legendenumwobenen Ort Ayodhya in Indien ableitet und so viel bedeutet wie: Das Land (die Stadt) mit dem man besser keinen Krieg führt.

1353
entstand in Laos unter König Lan Ngum das Lan Xang Reich. Das Land der millionen Elefanten.

Sie alle hatten den gleichen Feind, nämlich die Khmers, deren einstiger Einflussbereich auf dieser Karte dargestellt ist.

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Mit dem Tode des wohl herausragendsten Khmer Königs Jayavarnam VII um 1220 und den darauf folgenden inneren Unruhen im Khmer Reich nahm das Schicksal in diesem vorher in dieser Geografie nie gesehenen Großreich seinen Lauf.

Im Jahre 1351 eroberten die Thais das erste mal Angkor Wat, wurden wieder zurückgedrängt um dann schließlich ab dem Jahre 1431 für lange Zeit in Kambodscha Fuß zu fassen.

Im 16. Jahrhundert erkämpften die Khmers Ankor Wat zurück, allerdings lediglich für ein paar Jahre. Eine kleine Stadt ganz in der Nähe von Angkor ist auch heute noch nach diesem ziemlich temporären Ereignis benannt.

Siem Reap. Frei übersetzt: „Fuck Siam“ :frech, aber wörtlich übersetzt: „die Siamesen bezwungen“.

Ein Witz, aber den Thais vermutlich ein Dorn im Auge, wenn sie die Landkarte Kambodschas studieren, den Namen dieser Stadt in den News hören und sehen oder diesen Ortsnamen auf den Departure und Arrival Tafeln in den Thailändischen Flughäfen sehen.

1431, das endgültige Ende des Khmer Reiches. 600 Jahre hatte es überdauert. Davon die ersten 400 Jahre im Vollrausch der Macht über riesige Gebiete. Das Khmer Reich hat sich nie mehr von diesem Schlag erholt, wurde Spielball der Thais, Vietnamesen, Spanier und der Franzosen, die es im Laufe der Jahrhunderte unter sich aufteilten. In Europa kann Polen davon ein Liedchen singen.

Das einst riesige Khmer Reich schrumpfte auf sein Kerngebiet zusammen, ungefähr auf das heutige Staatsgebiet Kambodschas. Blieb aber hunderte von Jahren lang von fremden Mächten besetzt.

Ein paar Schritte von der Gopura V aus über sandigen Untergrund und man steht am völlig ungesicherten Abgrund.

Bild aus dem Netz

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Iffi

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Es war einmal...


Erst zwischen 1904 und 1907 gab Thailand einen Grossteil Kambodschas inklusive Angkor Wat auf Druck der Franzosen wieder zurück. Professionelle Landkarten, auch detailliert von Preah Vihear wurden damals gedruckt und verteilt. Diese Karten gab es überall in Thailand in den entsprechende Geschäften zu kaufen. Im Thailändischen Königshaus wurde sie studiert und für gut befunden. Keine Einwände. Das sollte bis in die 50er so bleiben. Als aber Kambodscha seinen Unabhängigkeitstag auf dem Gelände des Prasat Preah Vihear feierte, fiel bei den Thais der Groschen. Das Prasat Gelände gehörte nämlich laut offizieller und von allen Parteien abgesegneter Landkarte von 1906 gar nicht zu Thailand, sondern zu Kambodscha.

Seitdem ist die Kacke am dampfen. Immer noch. Die Thais fühlten und fühlen sich hintergangen. Das kommt halt davon, wenn man Landkarten nicht lesen kann. Das ist heute noch eine Thai-Krankheit.

Die Grenzziehung Anfang des 20. Jahrhunderts ging aber besonders zu Lasten der Laoten. Thailand durfte den Teil Laos behalten, der sich westlich des Mekhong Flusses befindet. Der Isaan. Bis auf einen Teil im nördlichen Bereich. Bei der laotische Stadt Luang Prabang z.B. gehören beide Ufer des Mekhong zu Laos.

Bis vor kurzem hatten die Khmers immer nur die Wahl zwischen dem Tiger, der sie zerreißt und dem Krokodil, das sie verschlingt. Diese Prophezeiung ist inzwischen mehrmals eingetreten. Wann gilt sie endlich als erfüllt? Wann weicht sie endlich einer neuen Prophezeiung, die da lauten könnte:


Eines Tages werden die Khmers die Wahl haben zwischen Selbstbestimmung, die ihnen die Freiheit gibt und eigener Entfaltung, die aus der Armut führt. Egal wie die Wahl ausfällt, das Ergebnis wäre auf jeden Fall positiv.

Vielleicht zeigt Lord Shiva bald sein anderes Gesicht. Wie wir wissen, ist er nicht nur der furchteinflössende Zerstörer des Universums am Abend eines Brahma Tages, an dem er wild tanzend alles vernichtet...sondern auch der Wegbereiter für eine neue Welt, die mit dem goldenen Zeitalter beginnt. Vielleicht ist endlich die Zeit gekommen.

Vielleicht reicht dann eines Tages das Geld, Preah Vihear zu renovieren. Die Steine sind alle noch dort und nicht etwa in anderen Gebäuden verbaut. Man braucht sie „nur“ wieder zusammensetzen. Es ist keine Stadt in der Nähe, wo die Leute Verwendung dafür gehabt hätten. Ein Abtransport über längere Strecken wäre viel zu aufwendig gewesen.

Die Shiva und Buddha-Statuen an diesem Ort sind wohl für immer über dunkle Kanäle in Privathänden in aller Welt verschwunden. So einige Lintel auch. Dieser war wohl schon transportbereit. Bestellt und nicht abgeholt?


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Aber wer weiß, vielleicht findet eines Tages eine Shiva Figur wieder ihren verdienten Platz in Preah Vihear. Und er kann dort wieder in Frieden seinen Joint rauchen.

Dann wissen wir, dass Shiva ausgetanzt hat, die alte Welt unwiederbringlich am Ende ist, die Wunden der „Lost Generation“ verheilt sind, und eine neue Zeit für die Khmers anbricht. Das Goldene Zeitalter.

Ein Traum. Noch wird er in den Köpfen warmgehalten und wohl behütet.


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Zaghaft und schmerzlich erinnern sie sich an ihre kulturellen Errungenschaften und handwerklichen Talente, die die Khmer Rouge mit dem Tode ahnten und fast für immer ausgerottet hätten.

Die Khmers, die diesen Traum umsetzen werden, leben heute schon. Alles, was dazu noch fehlt, ist den Schrecken der Erinnerung in ihren schlaflosen Nächten zu überwinden und die Chance, sich frei zu entfalten.

...flieg Kambodscha...flieg


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Nachwort

Irgendwie scheint sich Thailand nun damit abgefunden zu haben, dass das Tempelgelände Kambodschanisch ist.

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Sie konzentrieren sich nun auf das Umland. Alles Land um den Tempel herum sei Thai. Das führt natürlich nach wie vor zu manchmal gewaltsamen Streitigkeiten, denn damit wäre ja Prasat Preah Vihear nicht mehr über Kambodschanischen Boden zu erreichen.

Die Kambodschaner haben 2007 tief unten im Tal begonnen, die rötlichen Sandwege zu Strassen auszubauen, sodass Reisebusse, besonders aus Siem Reap nahe an den steilen Abhang oder die Höhenstrasse heranfahren können.

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Ein Japanisches Unternehmen hat Interesse geäußert, eine Kabelbahn zu finanzieren und zu bauen, die Touristen bequem auf das Plateau hieven kann. Dazu ist es aber bis heute nicht gekommen.

Man kann den Prasat von der Kambodschanischen Seite auch über eine inzwischen renovierte Holztreppe zu Fuss erreichen. Mehr als 2,200 Stufen und nicht für jeden geeignet.

Stairway to Heaven

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Es gibt aber auf Kambodschanischer Seite auch eine Strasse zum Plateau hinauf, die das fast senkrechte Cliff umgeht. Zum Teil sehr steil. 4-Wheel oder Motorradfahrer bringen einen für ein paar Dollars hinauf.

Thailand hat den Zugang von seiner Seite aus zum Prasat Preah Vihear bis heute gesperrt. Sporadisch ist die Grenze von der Thaiseite her allerdings zuweilen geöffnet, wie man berichtet. Es ist allerdings reine Glückssache, die Tage zu erwischen, an denen die Thai-Grenze offen ist.

Heutige Touristen haben es dann einfacher als wir 2006. Beispiel Gropura 2. Das mussten wir uns damals über Trümmer-Stufen mühsam hinaufkämpfen. Heute gibt es dort eine bequeme Holztreppe.

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Wer sich im Internet schlauer über Preah Vihear machen möchte, möge sich auf eine Überraschung gefasst machen. Auf einigen Internet-Seiten werden die Gropuras umgekehrt gezählt. Die obere mit dem Heiligtum ist dann Gropura I und die untere Gropura V.

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Bleibt mir noch zu erwähnen, dass dieses Prasat, obwohl nicht gerade in gutem Zustand und so gut wie gar nicht renoviert ist, zumindest auf mich irgendwie atmosphärisch, geheimnisvoll, aber auch anheimelnd gewirkt hat. Kann es einfach nicht in treffende Worte fassen.

Ganz anders als in Prasat Hin Phimai. Dort hat man sich wirklich Mühe gegeben, die Anlage so gut wie möglich wieder herzustellen. Emotional bewegt hat sie mich nicht.

Vielleicht ist gerade das der Grund. Preah Vihear regt wg. seinem Zustand meine Fantasie weit mehr an als eine wieder aufgemotzte historische Khmer Stätte. Mich hat Preah Vihear wohl emotional bewegt und es war wohl deswegen, dass ich schon vor einigen Jahren diesen Bericht im grossen und ganzen geschrieben habe, als meine Eindrücke noch frisch waren.

Nicht zu vergessen auch das sehr bewegte politische Umfeld damals. Überall war die Kacke am dampfen. Thaksin wurde im September 2006 vom Militär weg geputscht. Die gelbe Scheisse breitete sich aus und protestierte sogar hier in Preah Vihear gegen die Khmers.

Thailand ist seitdem in Rot und Gelb unversöhnlich gespalten.


Schweiz, ausländisches Amt 2018

Zwischen 2008 und 2011 kam es wiederholt zu Schusswechseln und Verhaftungen auf beiden Seiten. Der internationale Gerichtshof hat im November 2013 bestätigt, dass der Tempel Preah Vihear zu Kambodscha gehört. Seither hat sich der Grenzkonflikt etwas entspannt, ist aber noch nicht beendet.



P.S. Falls einer der Forenkollegen neuere Bilder vom Preah Vihear hat, immer her damit und hier rein.
 

Iffi

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Prasat Hin Phanom Rung


Etwa 230 km westlich von Preah Vihear, Richtung Korat (Nakhon Ratchasima) liegt der Prasat Hin Phanom Rung.

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Der Grundriss der Anlage ähnelt dem vom Preah Vihear. Ist allerdings wesentlich kürzer. Es gibt nur eine langgestreckte Avenue (160 m) und nicht drei wie in Preah Vihear und nur einen Palast und Heiligtum Bereich. Der Prasat Hin Phanom Rung ist also eine Art Kurzform des Preah Vihear.

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Während Preah Vihear genau auf der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha liegt, befindet sich der Prasat Hin Phanom Rung etwa 40 km nördlich der Grenze, ebenfalls auf einem Höhenzug namens Phamom Rung. Er liegt in der Provinz Buriam auf dem Gipfel eines längst erloschenen Vulkans. Auf einer Seite, ähnlich wie in Preah Vihear fällt der Berg etwa 400 m aber nicht so steil ab. Von oben hat man einen Blick über das Land weit unten wie von Preah Vihear nach Kambodscha hinunter.

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Wenn man Preah Vihear kennt, merkt man deutlich, dass dieser Ort nach den gleichen Kriterien von den Khmers ausgesucht wurde.

Auch der Stil der Anlage gleicht dem von Preah Vihear. Das fängt besonders bei der Avenue auf. Diese mit stilisierten Lotusknospen aus Stein gesäumte Allee. Diese steinernen Lotusknospen als Alleebegrenzungen werden „Sao Nang Rian“ genannt. Man findet sie grundsätzlich in allen Prasats, die eine Avenue oder Allee haben.

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Am Ende dieser langen Allee steigt man ein paar Stufen hinauf auf die erste Naga Brücke.

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Darunter fliesst kein Wasser und hat es vermutlich auch nie. Das besondere ist, dass Naga-Köpfe in alle vier Himmelsrichtungen zeigen. Die Grundform dieser Brücke ist nämlich ein Kreuz. Die Enden zeigen in die vier Himmelsrichtungen.

Medium 493486 anzeigen

In der Mitte dieser „Kreuzbrücke“ befindet sich ein abgegrenzter Bereich. Betreten verboten. Es ist ein geschützter Bereich, der erhaltungswürdig ist. Dort befinden sich in den steinigen Untergrund geritzte Lotusblütenblätter. Sind gerade noch zu erkennen. Weitere Touristenströme würden die ungeschützt in wenigen Jahren flachlatschen.

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Wie immer auf dem Weg zum Heiligtum des Prasats (Khmertempel) säumen Nagas Wegabschnitte. Hier im Prasat Hin Phanom Rung findet man sie bereits an dieser ersten Brücke. Wie auch an weiteren zwei Folgebrücken bis zum Heiligtum.

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Wer meine Reiseberichte kennt, weiss dass diese fünf bis siebenköpfigen Nagas, von den Thais Nak genannt, heilige Tiere sind, die den Göttern und Heiligen Schutz gewähren. Man benimmt sich ihnen gegenüber besser respektvoll. Wenn sie sauer sind, können sie zu sehr gefährlichen Furien werden. Ansonsten sind sie liebe und zahme Gesellen, die auch im Buddhismus das Heiligtum (Bhot) mit der grossen Buddha Statue in den Wats beschützen.

Die Nagas kennzeichnen den Übergangsbereich vom weltlichen zum Göttlichen. Sobald man sie passiert hat, befindet man sich auf direktem Wege in den Götterhimmel.

Es führen noch 4 Treppenabschnitte hoch zum Plateau des Heiligtums.

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Iffi

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Prasat Hin Phanom Rung

Das Heiligtum



Nach den Treppen betritt man einen Bereich mit vier Wasser-Pools. Die dürfen in einer Khmer Anlage nicht fehlen. Hier sind sie allerdings vergleichsweise klein. Auf folgendem Bild nur drei davon erfasst.

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Danach gleich der Haupteingang zur Hauptanlage.

Auf der Rückseite der Anlage sah es Anfang Januar 2003, als wir dort waren, so aus. Die Mauer drumherum ist dort nicht mehr geschlossen. Die Bäume kahl wg. der Jahreszeit. Ich suche mir oft Perspektiven, die die wenigsten nutzen. Touristen waren auf dieser Aussenseite nicht anwesend.

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Das Innere der Anlage ist recht aufwendig wieder instand gesetzt worden. Man darf sich das als Geröllhalde vor nicht allzu langer Zeit vorstellen. Die Renovierung hat 17 Jahre gedauert und wurde zwischen 1971 bis 1988 vom „Thailand Fine Arts Department“ durchgeführt. Seitdem macht die Anlage einen sehr gut erhaltenen Eindruck.


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Wie gesagt, sie hat in dem jetzigen Zustand die Jahrhunderte so nicht überlebt. Es war schon im 19. Jahrhundert eine Schutthalde und Trümmerlandschaft ständig von Räubern durchwühlt. Man geht davon aus, dass diese Anlage zwischen 1,000 AD, vielleicht etwas früher, und spätestens bis 1,400 AD nach unserem Kalender ihren kulturellen Höhenpunkt erlebte. Aber wie es bei solchen Orten ist, vermutlich auch in Preah Vihear, hatte dieser Ort schon vorher wegen seiner speziellen Lage eine spirituelle Bedeutung und zwar während des Chenla Reiches. Chenla ist der Vorgänger des Khmer Reiches und man vermutet, dass es seine Wurzeln schon um das Jahr 500 AD hat. Natürlich gab es die jetzige Anlage damals noch nicht. Sie wurde von den Khmers zwischen 900 und 1000 AD errichtet und wurde über den alten Chenla Ruinen gebaut, falls es sie denn gab.

Wie man heutzutage erkennen kann, war es nicht immer einfach, die Steine wieder in der richtigen Folge oder perfekt passend zusammen zu setzen. Wenn man genau hinsieht, wird es an manchen Stellen recht auffällig. Aber einen Vorwurf mache ich deswegen den Restaurierungskünstlern nicht. Im Grossen und Ganzen haben sie nicht schlecht gearbeitet.

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Auf was waren die Räuber wohl scharf? Klar, auf Statuen, aber auch auf bestimmte Lintel. Das sind kunstvolle Verzierungen und Darstellungen von hinduistischen Mythen auf den Giebeln über den grösseren Türen.

Hier ein Beispiel von diesem Prasat Hin Phanom Rung. Gemeint ist der untere Teil dieses Lintels, der lange Zeit verschollen war.

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Dieser untere Teil wurde vermutlich von US GIs während des Vietnamkrieges in den 60ern geklaut und versilbert. Leute behaupteten später, dass ein US Hubschrauber auf diesem damals noch Trümmergelände landete und die Besatzung offensichtlich diesen Teil des Lintels klaute. Der war nämlich später während der Renovierung nicht auffindbar. Da er aber einen sehr wichtigen Teil der Hinduistischen Mystik erzählt, war dieser Lintel im Prasat Hin Phanom Rung ausführlich dokumentiert und damit bekannt.

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Auf dem oberen Teil dieses Lintels tanzt Lord Shiva gerade das Universum platt und beschert Lord Vishnu damit eine Ruhepause. Während eines Zeitalters hält Lord Vishnu das Universum in Schuss bis es nicht mehr zu reparieren ist um dann Lord Shiva das Signal zu geben: „Tanz, Shiva tanz“

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Während Lord Vishnu zwischen den Zeitaltern bequem auf einer Naga ruht, wächst bereits Lord Brahma, der Schöpfer, wieder aus seinem Bauchnabel, schwebt im Schneidersitz auf einer Lotusblüte in die Höhe und macht sich bereit, ein neues Universum zu schaffen. Lakshmi, die Ehefrau Lord Vishnus, wacht am Fussende ihres Mannes. Auf dem Lintel ist oben Lord Brahma der Schöpfer auf einer Lotusblüte sitzend erkennbar. Allerdings beschädigt und kopflos.

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Während der Wiederinstandsetzung von Prasat Hin Phanom Rung wurde nur allzu deutlich, dass ein Teil dieses Lintels fehlte. Ein gebildeter Khmer besuchte eine Ausstellung im Kunst Institut des Chicago Museums, USA. Dort entdeckte er zufällig diesen Teil des Lintels und ein Sturm brach los. Nicht nur die Thai-Medien berichteten über diesen Kunstklau. Letztendlich gab das Chicago Museum diesen Teil des Lintels 1988 wieder an Thailand zurück und bald darauf wurde er wieder im dafür vorgesehenen Ort rechtzeitig zur Neueröffnung des Prasats eingebaut. Dort habe ich 2003 diesen Lintel fotografiert ohne damals seine Bedeutung und Geschichte zu kennen.

Auch der Thailändische Folk Rock Sänger Carabao engagierte sich damals für die Rückgabe dieses Lintels und zwar mit dem Song: „Thaplang“. Das ist das Thailändische Wort für „Lintel“. Der Song fetzt gut.





Eine Textstelle lautet: „Nehmt euren Michael Jackson zurück und gebt uns unseren Phra Narai.“

Phra Narai ist der Thai-Name für Lord Vishnu.


Wer diese drei Gesellen Shiva, Vishnu, Brahma verinnerlicht hat und deren mystischen Charakter kennt, kann in einer Khmer Anlage lesen wie in einem Buch. Besonders auf den Linteln, den Wandreliefs und Statuen.

Wir erinnern uns an das Lintel in Preah Vihear, welches das „Verquirlen des Milch-Ozeans darstellt. Es ist der Schöpfungsmythos der Hinduistischen Welt. In Ankor Wat und Ankor Tom ist er auf ellenlangen Wandreliefs oder als Statuen-Reihe sehr plastisch dargestellt. Die neuzeitliche Darstellung im Suvarnabhumi Flughafen, BKK, nicht zu vergessen.

Eine Darstellung in irgendeiner Form darf in keiner der grösseren Khmer Anlagen fehlen. Irgendwo hier im Prasat Hin Phanom Rung gibt es die vermutlich auch. Habe aber damals, 2003, nicht danach gesucht. Das war bevor ich mich für dieses Thema interessierte.

Heutzutage, wenn ich eine Khmer Anlagen besuche, halte ich Ausschau nach Darstellungen der Hindu Mythen.
 

wumme

Schreibwütig
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25 September 2015
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da wo es schön ist
Absolut fesselnd geschrieben @Iffi . Bist so ein richtiger 'Stein Flüsterer' :daumen.

Werde ich mal meine Freundin fragen ob die mit dem Lied was anfangen kann . Wenn nicht erzähl ich ihr deine Geschichte hier und dann kommt garantiert wieder von ihr , why you know all from thailand ?
 

Iffi

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Prasat Hin Phanom Rung

Lingam


Gefunden in Prasat Hin Phanom Rung, Wat iss dat denn?

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OK, ich fang mal jugendfrei an.

Die politisch korrekte Bezeichnung ist „Lingam“. Es symbolisiert Lord Shiva, den Zerstörer und damit Wegbereiter für eine neue frische Welt. Wenn er gerade nichts zu tun hat, dröhnt er sich mit „Gras“ zu.

Es ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Zu gewissen hinduistischen Feiertagen wird es mit Wasser und manchmal auch mit Milch übergossen. Dazu ein Blumenmeer.


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In der vollendeten Form kann man drei Bereiche dieser Lingam unterscheiden. Jeder Bereich ist einem der Hinduistischen Hauptgötter gewidmet, wie da sind Brahma, Vishnu und Shiva. Zusammen „Trimurti“ genannt. Lateiner verstehen das Wort. lol

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Lord Brahma, der Schöpfer, besetzt die Basis, Lord Vishnu, der Erhalter, die mittlere Position und Lord Shiva, der Zerstörer, die Spitze.

OK, fair enough. Wie es nu mal iss, hat es das Wort Fruchtbarkeit in sich. Es ist nicht nur das Heranreifen immer ausreichender Nahrung sondern bedeutet auch die Erzeugung menschlichen Nachwuchses und ist damit eine sexuelle Handlung. Shiva der Oberstecher?

Die Bezeichnung Phallus für diese(s) Lingam ist auch nicht selten.

Ehe ich hier weiter mache, ein Wort zu dem augenscheinlichen Widerspruch in Bezug auf Shiva. Er zerstört das Universum am Ende eines Zeitalters und wird trotzdem als Ursache neuen Lebens gefeiert? Um es kurz zu machen, es ist der Dualismus vieler tiefsinniger Philosophien und Religionen. Gerade das macht ihr Geheimnis und ihren tieferen Sinn aus.

Umgangssprachlich ausgedrückt ist der oder das Lingam der Pimmel Shiva's. Punkt. :tongue:

Man findet dat Ding in vielen Khmerstätten, die Shiva gewidmet sind. Aber auch auf manchen Privatgrundstücken wie hier in der Residenz vom 1995 verstorbenen ehemaligem Premier Minister Kukrit in BKK, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die kann man besichtigen. Ob's ihm im hohen Alter geholfen hat, ist nicht überliefert.

Dort habe ich dieses Foto geschossen.


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Noch ein paar selbstgeschossene Bilder vom Innenhof des Prasat Hin Phanom Rung

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Und ein paar Luftaufnahmen aus dem Web...

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Eines steht fest. Prasat Hin Phanom Rung ist einen Besuch wert. Nicht viel Zeit ist notwendig um alles zu sehen. Kann man als Zerstreuung in der zumindest für mich faszinierenden, anheimelnden, bäuerlichen Isan Landschaft betrachten.

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Es gibt noch eine weitere Khmer Stätte namens Prasat Muang Tam in der Gegend und andere Sehenswürdigkeiten. Aber die lass ich jetzt mal weg.

Begeben wir uns nun zu einem Ort, der wohl für so einige hier im Forum ein Begriff ist.


Phimai Historical Park
 

Iffi

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Alte Khmer Anlagen

Prasat Phimai




Die wohl am besten wieder hergerichtete Khmer Anlage und wohl auch grösste in Thailand ist die in Phimai, Provinz Korat (Nakhon Ratchasima), etwa 60 Km von der Provinzhauptstadt entfernt.

Glaubt nur ja keiner, dass sie die Jahrhunderte in der heutigen Form so überstanden hat. Ich selber war 2 x mal dort. Januar 2004 und Januar 2012. Kann nicht sagen, dass sich dort in der Zwischenzeit irgendwas verändert hatte.

Dieses Bild stammt vom Januar 2012. Da ahnte ich noch nichts von meinem temporären Tod am Valentinstag im nächsten Monat Februar.

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Dieser Ort liegt am Endpunkt einer uralten etwa 220 Km langen Strasse zwischen Ankor Wat und Prasat Phimai. Diese Strasse gibt es nicht mehr und ist von der Natur zurückerobert. Nur das letzte Stück in Phimai existiert noch. Entlang dieser ehemaligen Strasse gibt es noch so einige kleinere Khmer Ruinen, meist total zerfallen und nur, falls aus Sandstein oder Laterit gebaut, noch als Khmer Ruine erkennbar. Das waren Raststätten oder Krankenstationen, manchmal mit einem Prang versehen. Diesem typischen, spitz zulaufendem Kmer Turm. Eine der Hauptstationen zwischen Prasat Phimai und Ankor Wat war Prasat Phanom Rung, den ich im vorherigen Beitrag beschrieben habe.

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Alte Khmer Hauptstrassen. Die roten Kreuze kennzeichnen die alten Khmer Raststätten und Krankenstationen. Auf Vat Phu, rechts oben auf der Karte, gehe ich später noch ein.

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Prasat Phimai ist zwar eine Khmer Anlage, von der man erwartet, dass sie einem Hindu Gott z.B. Shiva oder Vishnu gewidmet ist, aber in diesem Fall ist sie, zwar im Khmer Stil erbaut, Buddha gewidmet. Was jetzt aber nicht bedeutet, dass auf Darstellungen der Hindu Legenden und Götter verzichtet wurde. Im Gegenteil. So einige Reliefs auf den Linteln zeigen nicht Buddhistische Motive sondern Hinduistische. Buddhismus und Hinduismus vertragen sich auch heute noch sehr gut in Thailand.

Bevor die Khmers diese Geografie zwischen 900 und 1000 AD vereinnahmten gehörte die Korat Gegend zum Dvaravati Reich mit einer rein buddhistische Kultur. Neben dem Geisterglauben natürlich. Dvaravati geht vermutlich bis ins 2. Jahrhundert AD zurück, lange bevor Thais auf dem jetzigen Staatsgebiet lebten oder gar herrschten. Dieser Kulturkreis war nie ein geeintes Königreich mit Zentralregierung und Heer sondern ein Verbund von Leuten, die durch Buddhismus, Traditionen, Lebensweise und Sprache vereint waren. Es umfasste einen grossen Teil des Staatsgebiets des heutigen Thailands. Es geht auf sehr alte Verbindungen zu Indien und Ceylon zurück, deren Kaufleute auch den Buddhismus im Gepäck hatten, als sie das heutige Staatsgebiet Thailands betraten. Nakhon Pathom mit dem berühmten grossen Chedi etwas nördlich von BKK ist einer dieser Orte, wo der Buddhismus im Gebiet des heutigen Thailands zuerst Fuss fasste.

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Vor knapp 60 Jahren lag Prasat Phimai noch in Ruinen. Vorher hatten die Thais in der Hauptsache Sukhothai, Si Satchanalai und Kamphaeng Phet renoviert. Oder was man so nennt. Es gab Beschwerden, dass diese Anlagen ohne historischen Verstand wieder zusammengesetzt wurden und teilweise nichts mehr mit dem Original zu tun hatten.

Schnell erkannte man, welch touristische Goldgruben auch diese alten und grösstenteils verfallenen Khmer Anlagen sein könnten. Prasat Phimai wurde zwischen 1964 und 1969 renoviert. Obwohl grösser als Prasat Phanom Rung gelang das in weniger als die halbe Zeit. Das hängt damit zusammen, dass Prasat Phimai im grossen und ganzen noch nicht so arg in Trümmern lag. Obwohl sein Zustand war stellenweise schon schlimm genug.

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Wir besuchten einen kleinen Laden mit einem älteren Herrn als Besitzer, der sich mit der Geschichte dieses Prasats auskannte und gutes Englisch sprach. Er zeigte uns alte Bilder von dieser Anlage bevor sie touristisch wieder aufgemöbelt wurde.

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Begeben wir uns nun auf das Gelände dieses Prasats.
 

thaigig

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Danke für den Bericht und die Bilder
war vor ca 12 Jahren in siem reap ein guter Freund ist seit vielen Jahren mit einer khmer verheiratet und die einheimische Familie hat eine private tour für mich organisiert
Gut da wir den Touribussen dadurch gut ausweichen konnten
für angkor brach mann eigentlich mindestens eine Woche bei den vielen Tempel anlagen
Der Sonnen auf und untergang vor der Anlage ist unbeschreiblich
Die haben eine Private Party für mich direkt am Wasser vor der Hauptanlage organisiert
Werde das immer in Erinnerung halten
Alles gute
 

Iffi

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Alte Khmer Anlagen

Prasat Hin Phimai



Die Khmer Anlage Prasat Hin Phimai (vollständiger Name) liegt mitten in der Stadt. Ein Wunder, dass die Bewohner nicht all zuviel an der Anlage geknabbert haben, was die Wiederverwendung von Steinen betrifft. Die Anlage ist nun um die 1,000 Jahre alt. Der Bau begann irgendwann zwischen 1,000 und 1,100 AD. Mit Erweiterungen im folgenden Jahrhundert. Vom Prasat Hin Phimai sagt man, dass der Stil und die Architektur der Anlage als Vorbild für das später erbaute Herzstück von Ankor Wat galt. Die Ähnlichkeiten sind einfach zu auffällig. Ähnlichkeiten mit Prasat Phanom Rung übrigens auch, wenn man sich die lange Allee wegdenkt. Diese beiden Prasats gelten als Model-Vorbild für Ankor Wat, welches erst 100 Jahre später im 12. Jahrhundert erbaut wurde.

Grundriss Haupttempel Ankor Wat


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Grundriss Prasat Hin Phimai

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Grundriss Prasat Phanom Rung

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1 = Stairway
2 = Pavilion
3 = Pathway
4 = Naga bridge
5 = Stairway leading to the main tower
6 = bridge to the main tower
7 = Second level Naga bridge
8 = Boundary gallery
9 = Third level Naga bridge
10 = Main tower
11 = Minor tower
12 = Brick tower
13 = Library


Die Stadt oder das Dorf Phimai ist älter als der Prasat Hin Phimai. Es gab hier schon längst eine Siedlung bevor die Khmers sich dort vermutlich ab 800 AD niederliessen. Schon vorher bestand die Bevölkerung dieser Gegend aus Thais von der Mae Nam Gegend im Westen, aus Laoten aus der Gegend von Vientiane. Auch Khmer siedelten hier schon und eine nicht gerade kleine Anzahl eingewanderter Chinesen ebenfalls.

Aber schon weit vor den Thais und Khmer siedelten hier Menschen, die der weitverbreiteten buddhistischen Dvaravati Kultur verbunden waren. In der Mehrzahl Mon. Diese Kultur hatte vermutlich ihren Ursprung in der Gegend von Nakhon Pathom, unweit von BKK. Sie besiedelten unter anderem auch den Isan und damit Korat und Phisai. Es sollte noch ein paar hundert Jahre dauern bis auch Thais diesen Teil des heutigen Thailands besiedelten.

So viel zu dem Gerücht, dass es DAS einheitliche Thaivolk und DIE Thairasse in Thailand gäbe, wie es die nationalistische und militärisch gefärbte Oberschicht gerne hätte. Die Wahrheit ist, dass die heutigen Thais in Thailand ein sehr buntes Völkergemisch sind.

Die Gegend um Phimai und Korat ist übrigens schon mindestens seit der Bronzezeit, 1000 BC, besiedelt, wie Funde aus dieser Zeit bestätigen.


Phimai alter Stadtkern


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Die äussere Umrandung kennzeichnet die historische Stadtgrenze von Phimai und nicht etwa die der Khmer Anlage. Von den vier ehemaligen Altstadttoren sind nur noch drei übrig geblieben. Auf der Karte mit „2“ gekennzeichnet. Vom Ost-Tor ist nichts mehr übrig. Auch die Stadtmauer existiert nur noch sehr bruchstückhaft. Am besten erhalten ist das Süd-Tor, Pratu Chai genannt oder Siegestor. Blick von diesem Süd-Tor von draussen durch die Stadt bis zum Prasat Hin Phimai entlang dem noch existierenden Teil der alten Strasse nach Ankor Wat.

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Nord-Tor, Pratu Phi, Geistertor

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West-Tor, Pratu Hin, Steintor

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Der Ort Phimai wird im Norden vom Mun River begrenzt. Der zweitlängste Fluss Thailands, der in der Provinz Ubon Ratchathani in den Mekong fliesst. Es ist die touristisch sehr bekannte „two color river“, zweifarben Fluss, Stelle. Zu manchen Jahreszeiten ist die Farbe beider Flüsse recht auffällig unterschiedlich.

Im Westen wird Phimai vom Chakkarat River begrenzt und im Süden vom Khem River.


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Der längste Fluss Thailands ist übrigens der Chii River, der ganz bei uns in der Nähe vorbeifliesst und unsere Farm I mit Wasser versorgt.

Die Orte solch heiliger Stätten werden immer nach auffälligen Besonderheiten und Auffälligkeiten der natürlichen Landschaft gewählt und Phimai scheint ein solcher Ort zu sein. Und zwar schon vor den Khmers. Bei Ausgrabungen hat man auf dem Gelände des Prasat Hin Phimai ältere Fundamente aus Ziegelsteinen gefunden, das Baumaterial der Einheimischen bevor die Khmers Sandstein- und Lateritblöcke für den Gebäudebau einführten.

Das waren noch Zeiten, als die Welt für uns Männer noch in Ordnung war. :D


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Mufasa84

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Wahnsinn! Was ein informativer und aufwendig geschriebener Bericht mit tollen Fotos! Hut ab und vielen Dank.
 
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thaigig

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Danke für die ganzen Infos
Was ich auch erwähnenswert finde das durch den Einfluss der Inder ?? (so wurde mir erklärt aber wenn ich mir die Karte anschaue ??) und die Wechsel der Religionsrichtungen in den Arbeiten ganz gut sehen kann
Die Beinhaltungen wurden mehrmals von den Steinmetzen verändert / angepasst
Mann kann teilweise die Schatten der Epochen mit der Beinhaltung erkennen
Muss mal meine alten Fotos durchgehen evtl finde ich ja was
 
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@thaigig ja, sowas wie einen Wechsel der Religionsrichtung hat es bei den Khmer gegeben. Ab 1200 übernahmen die Khmer mehr und mehr den Buddhismus. Z.T. früher schon. Prasat Hin Phimai und Ankor Wat sind Buddha gewidmet.

D.h. aber jetzt nicht, dass sie den Hinduismus abgelegt hätten. In den Khmer Wats wimmelt es von Hindu und Buddhistischen Darstellungen auf den Lintels, Wandreliefs und Statuen. In Phimai und Ankor Wat sind die nicht nacheinander entstanden sondern gleichzeitig. Für die Khmers und auch die Thais schliessen sich beide Religionsrichtungen nicht gegenseitig aus.

Beispiel ist der Thai-Koenig. Der vertritt Lord Vishnu, den Erhalter, auf Erden und ist gleichzeitig der Oberbeschützer des Buddhismus in Thailand.

In dem Sinne ist es kein "Wechsel" der Religionsrichtung, sondern mehr eine Erweiterung.

Für uns als Westler schwer zu verstehen, da wir uns mit unseren verschiedenen Eingottes=Religionen immer gerne die Köpfe eingeschlagen haben und z.T. immer noch tun.

Die Sache mit der Beinhaltung ist eine interessante Bemerkung. Falls du was rausfindest, kannste das gerne hier posten. Werde in diesem Thema sowieso noch öfters auf das Thema Hinduismus und Buddhismus eingehen.