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Laos 2008 Laos etwas jenseits des Massentourismus

Iffi

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18 Oktober 2008
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Die Xieng Khouang Provinz, Muang Khoun einst...

Wat Si Phom



Es gibt noch eine 3. Chediartige Ruine in Muang Khoun. Sie befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Wats, welches total zerstört wurde.

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Wenn man bedenkt, dass es einmal 62 Chedis gewesen sein sollen, ist es eigentlich verwunderlich, dass nur 2 und dieser andersartige 3. heute noch erkennbar sind, während die anderen alle spurlos verschwunden sein sollen?

Das Wat Si Phom wurde laut Chronik 1390 errichtet und zwar von dem berühmtesten Tempelbauer aus Luang Prabang. Es wird ebenfalls berichtet, das dieses Wat einmal das Schönste des Königreiches war. Von dem Neubau, der angeblich ein Nachbau sein soll, kann man das nicht behaupten. Der ist nichts anderes als ein 0/8/15 Tempel so wie man sie überall findet, wenn die Finanzen knapp sind.

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Es gibt keinerlei Ruinen oder Spuren von dem alten glorreichen Wat, ausser dieser Chedi Ruine halt. Besonders in diesem Fall weiss ich nicht, was ich von den alten Chroniken halten soll. Aber wer weiss. Vielleicht haben die B52 das Wat über die Jahre zu Staub zerbombt.
 

Iffi

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Die Xieng Khouang Provinz, Muang Khoun einst...

Wat Phia Wat, erbaut im Jahre 1372



Nur eine einziger Wat in Muang Khoun blieb während der letzten Jahrhunderte halbwegs unversehrt, wurde mehre male in der Vergangenheit zerstört und wieder aufgebaut und renoviert. Laut alten Chroniken wurde dieser Wat 1372 von König Larn Khum Kloung gebaut und ist damit der Älteste in dieser Provinz.

Der Legende nach schenkte Burma diesem König eine goldene Buddha Statue. Der packte sie auf einen Elefantenrücken und schwor dort, wo der Elefant stehen blieb, ein Wat zu bauen. Der Elefant blieb genau dort stehen, wo der Wat Phia Wat heute steht, und bewegte sich nicht mehr von der Stelle.

Zusätzlich zum Bau des Wats gab der König den Auftrag, eine Buddha Statue nach dem Vorbild des Goldenen Buddhas zu erstellen. Diese Statue, namens Phra Puttharoub Oung Tui, steht heute noch an diesem Ort und ist auf unzähligen privaten Urlaubs Fotos, und besonders auch im Web, verewigt.

Diese “gesichtsverletzte” Buddha Statue war auch unser Hauptgrund für den Trip nach Muang Khoun im Jahre 2008.

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Nach den Bombenangriffen während des “Secret War” in den 60ern und 70ern blieb dieser Tempel als einziger als Ruine übrig. So viel ich weiss, gibt es keine andere Wat Ruine mehr in Muang Khoun. Wie schon in Bezug auf die Chedis weiss ich nicht, was ich davon halten soll. Nur eine einzige Wat Ruine? Und das in einem Ort, der einmal Luang Prabang ebenbürtig gewesen sein soll?

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Dieser Wat macht heute den Eindruck, ein Überbleibsel aus uralten Zeiten zu sein, dessen Rest-Ruine man versucht, ähnlich wie in Ayutthaya oder Sukhotai, in die Zukunft hinüber zu retten.

Es ist aber nicht der Zahn der Zeit, welcher an ihr derart genagt hat, sondern die unzähligen Bomben in der jüngsten Geschichte. Dieser Wat, obwohl über 600 Jahre alt, war wie viele andere ähnlichen Alters bis 1965 in gutem Schuss, da ständig instand gehalten und von Mönchen und Einheimischen genutzt.
 

Iffi

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Der Abt im Wat Phia Wat im Jahre 2008



Ein relativ einfaches und neues Gebäude aus Holz neben der Wat Ruine diente als Residenz des Abtes. Meine BKK Ex bestand darauf zuerst den Abt zu besuchen.

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Rechts übrigens unser Fahrer aus Udon. Er hat uns während des gesamten Nord-Laos Trips chauffiert. Er kannte übrigens Lam Morrison, als er noch in Udon die GIs mit Rockmusik beschallte.

Speziell zum Zwecke des Besuches „Seiner Heiligkeit“ hatte meine BKK Ex eine umweltfreundliche Jute-Tragetasche des Öko-Zeitalters mit Medikamenten, Erste Hilfe Kits und anderen sinnvollen Sachen vollgepackt. Auf die Tasche war sie besonders stolz. Und ich war überrascht zu hören, dass es auch in gewissen Kreisen in Bangkok mittlerweile „in“ ist, die ein oder andere umweltfreundliche Masche mitzustricken. Eine dieser gefüllten Tragetaschen übergaben wir schließlich dem Abt (Ajahn), der uns nach einem wohlwollenden Blick hinein und dem üblichen Segen fragte, ob wir die Tasche zurück haben wollten. Offensichtlich fand auch er diese Tasche irgendwie geil.

Jutetasche rechts unten

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Hinter dem Abt ein Schrank mit uralten Buddhastatuen und einer Fotografie des alten Tempels.

Bild dieses Wats vor der Bombardierung 1968

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Meine BKK Ex meinte: „nein“, die Jutetasche dürfe er behalten und ich befürchtete schon, dass sie ihm den umweltfreundlichen Aspekt und Vorteil dieser Tragetaschen gegenüber Plastiktüten erklären wollte, aber sie verkniff es sich und fragte stattdessen, wie viele Mönche er hege und pflege, was es mit der Tempelruine auf sich hätte, seit wann in diesem Dorfe wieder Leben eingekehrt sei und dergleichen.

Ein Kindermönch bastelte in aller Seelenruhe an einer Dekoration für irgendwas und ließ sich absolut nicht stören. Völlig entspannt und in sich selber versunken.

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Vermutlich Schmuckteile für diesen Schrein draussen.

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Seminar, die Lösung für Thailands gegenwärtiges Problem



Die Verständigung war kein Problem. Man verstand sich ausgezeichnet auf Thai und Laotisch. Meine BKK Ex hatte sich inzwischen an den Klang der Laotischen Sprache gewöhnt und ihre „hä, wie bitte?“ wurden immer weniger, bis sie schließlich ganz aufhörten.

So erfuhren wir vom Abt in nur knappen Sätzen, was diesem Wat widerfahren war. Knapp deswegen, weil der Abt immer wieder zwischendurch fragte, was denn nu in Thailand los sei. Das verstehe hier nämlich keiner, wie sich die Regierung des großen, reichen und starken Bruders so was vom Mob (Pöbel) gefallen lassen könne.

„Warum schickt ihr die (PAD) nicht ins Seminar?“ fragte er lachend und erklärte uns gleich darauf, dass der Begriff „Seminar“ von der laotisch kommunistischen Regierung gerne für die Umerziehungslager benutzt wurde. Da ging natürlich das große Gekicher los.

Nicht vergessen, ab September 2008 war in Thailand der Teufel los. Die Gelben hatten das Regierungsgebäude und Gelände besetzt. Zusätzlich an ein paar wichtigen Kreuzungen den Verkehr behindert sowie einige Ministerien belagert.

Auf diesem freien Platz vor dem Regierungsgebäude...

Web Foto

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...wurde dann später ein grosses Versammlungszelt errichtet

Mein Foto

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So mancher „Nicht-Gelbe“ wünschte sich wohl, dass diese Kanone scharf geladen ist.

Mein Foto

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Ende November 2008 hatte die PAD den Suvarnabhumi Airport lahmgelegt. Der Don Muang Airport folgte sogleich.

Nachdem die Thaksin freundliche Regierung nun ihr vorläufiges Ende nahm, wurde der noch relativ jugendlich daherkommende Abhisit von der Democrat Partei Ende Dezember 2008 zum neuen Premier bestimmt. Diese Partei ist die älteste demokratische Partei in Thailand und gilt als elite-treu.

Er regierte bis 2011. Ab dann war mit der Schwester von Thaksin mal wieder der Thaksin Clan dran.

Web Bild (kein fake)

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Web Bild (fake)

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Man stelle sich mal vor, die beiden hätten wirklich zusammengefunden. :p Wie hätte die Zukunft dann wohl ausgesehen?;)

2014 putschte dann wiedermal das Militär, gewohnheitsmässig, wie so oft in den letzten Jahren.

Heute im Jahre 2019 hat Thailand eine pseudo-demokratische Regierung. Thailand bleibt absolut unberechenbar, wohin der Trend geht. Geht er nach mehr Demokratie oder wird mal wieder mit Massenprotesten und folgendem Militärputsch geliebäugelt? Für letzteres findet sich immer ein Grund.

Doch jetzt im Jahre 2008 ist das alles noch Zukunft.

Für den Abt im Jahre 2008 war erstmal die schreckliche Vergangenheit erledigt. Sein Blick galt der Gegenwart und Zukunft. Meine BKK Ex bestand darauf, eine größere Summe für den Wiederaufbau eines neuen Tempels zu spenden (in Thai Baht), plünderte einen Teil meiner Reserven, fügte selber noch ein paar Scheine hinzu und steckte ein paar Tausender in den Schlitz der Spendenbox. Der Abt führte sorgfältig Buch, denn ihm wurde ein Kostenvoranschlag von umgerechnet 350,000 Baht gemacht. Es würde noch ein Weilchen dauern bis diese Summe zusammen käme.

Schauen wir uns jetzt endlich die Wat Ruine an...
 
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Wat Phia Wat im Jahre 2008



Frohen Mutes nach der guten Tat (Tambon) beim Abt nahmen wir die Wat-Ruine in Augenschein. Viel ist nicht von dem Gebäude übriggeblieben.

Es sind Ruinen der Neuzeit. B52 Bomber haben 1968 dieses Wat zerlegt, als sie den kommunistischen Pathet Lao und den ebenfalls hier anwesenden verbündeten Vietkong den Garaus machen wollten. Die hatten nämlich hier eine Hochburg. Genaus wie in der Ebene der Steinkrüge, wie wir später sehen werden.

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Auf dem Stufen zum Podest wachsen wilde Melonen

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Werfen wir noch einen genaueren Blick auf die Buddha-Statue...
 
Thailernen.net

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Wat Phia Wat im Jahre 2008

Der Phra Puttharoub Oung Tui Buddha



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Diese Buddha Statue könnte viel erzählen. Sie soll angeblich immer noch das Original von 1372 sein. Die Narben seiner jüngsten “Verletzungen” sind noch sichtbar. Ein Splitter hatte sein rechtes Auge getroffen. Die Narbe auf der Stirn ist nie “verheilt”.

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Sein linker Arm hatte am meisten gelitten

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Trotzdem behütet er mit seiner rechten Hand einige kleine Buddhas.

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Sein rechter Arm und rechte Hand sind “gesund”.

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Die Leute verehren diesen Buddha, weil er wie durch ein Wunder die Bomben, zwar “verletzt”, “überlebt” hatte, während rings um ihn herum fast alles in Trümmern liegt.
 

Iffi

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Wat Phia Wat, neue Abt Behausung



Das neue Gebäude für den Abt und die Tambun Feierlichkeiten ist mittlerweile fertiggestellt. Bescheiden zwar, aber immerhin. Ein paar 1000 Baht stecken auch von uns da drin.

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Das Phuan Dorf in der Nähe von Muang Khun...

...haben wir nicht besucht, aber ich möchte es nicht unerwähnt lassen. Die Phuan sind berühmt für ihre kunstvollen und bunten Webstoffe.

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Die Xieng Khouang Provinz

Muang Khoun, die Phuan sind wieder zurück



...aber nur ein Bruchteil derer, die diesen Landstrich, ja, Königreich, einst bevölkerten und beherrschten. Über Jahrhunderte war dies ihre Stammheimat...bis die Siamesen kamen...und eine Politik der Entvölkerung Laos betrieben. Das ging in mehreren Schüben so bis Rama V.

Während unseres Trips nach Nord Laos im jahre 2008 war mir der Name Phuan für eine Volksgruppe in Laos überhaupt nicht geläufig. Das im Gegensatz zu Hmong. Die sind in aller Munde.

Die Phuan entsprechen dem Bild, was wir uns von Leuten, besonders den Frauen, in Laos machen und dem wir in Laos fast überall begegnen. Ein Bild, welches den Thais so sehr ähnlich ist.

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Aufgefallen waren mir die Menschen in Muang Khoun, weil sie sich von den meisten Menschen in der Provinzhauptstadt Phonsavan so sehr unterschieden. Dort beherrschten chinesische und vietnamesische Gesichtszüge das Strassenbild und die Kunden in den Geschäften.

Aber hier in Muang Khoun überwog wieder der weibliche Charm und die sanfte unaufdringliche Art, zusammen mit heller bis weisser Hautfarbe und für unseren Geschmack sehr hübscher Gesichter.

Damals, 2008, habe ich das nur registriert, aber nicht weiter verfolgt. Jetzt wo ich diesen Reisebericht überarbeite und deswegen im Internet neu recherchiere, weiss ich welchen Hintergrund es hat, warum mir die Menschen in Muang Khoun damals schon rein äusserlich angenehm aufgefallen waren.

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Die Phuan, auch Tai Phuan oder Lao Phuan genannt, gehören der gleichen Gruppe wie die Tai Dam und Tai Daeng an. Zusammen bildeten sie einmal die zahlreichste Bevölkerungs Gruppe in Laos. “Dam” schwarz und “Daeng” rot steht nicht für ihre Hautfarbe sondern ihre bevorzugte Farbe für ihre Kleidung.

Die Siamesen, schon vor Rama I, verfolgten die Politik der totalen Entvölkerung Laos. Das gesamte 19. Jahrhundert war davon geprägt. Laos wurde immer menschenleerer und die Besiedelung vom Isan und Zentral Siam durch Laos Leute nahm rapide zu. Zunächst als Sklaven und Arbeitskräfte und dann in der Neuzeit als thailändische Staatsbürger. Der Isan wird heute noch von Lao People dominiert.

Die Tai Phuan in Muang Khoun hat es natürlich auch getroffen. Die Siamesen begannen tatsächlich die gesamte Provinz Xieng Khouang zu entvölkern.

Das wurde ihnen erleichtert, als ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine halbmilitärische Räuberbande von Haw Chinesen diese Gegend nicht zum ersten mal überfielen und die meisten Menschen von dort in Richtung Mekong flohen.

Dort haben die Siamesen die Tai Phuan einfach eingesammelt und ins Innere von Siam verschleppt. Es sollen insgesamt so um die 200,000 gewesen sein.

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Inzwischen sind die Phuan in Thailand voll integriert. Vom Aussehen her völlig unauffällig, da von den Thais nicht zu unterscheiden. Allerdings oft aussergewöhnlich hübsch.

Gestern sah unsere Kleene über meine Schulter, als ich am iMac sass und mich weiter über die Phuan schlau machte. Die Kleene zeigte mit dem Finger auf dieses Wort auf dem Bildschirm und rief laut aus: “Tai Phuan”.

Wie bitte? Kann die etwa so gut Englisch lesen? Unsere Kleene freute sich tierisch, als ich sie lobte. Und dann kam meine Frau hinzu. Die Lösung war ganz einfach. Gleich daneben in Klammern stand Thai Phuan in Thai-Schrift. Uns “Dream” hat sich kaputt gelacht, als ich das merkte. Sie ist mit ihren 7 Jahren schon recht gut in Thaischrift, lesen und schreiben.

Ich fragte meine Frau, ob sie die Tai Phuan kenne, denn ich hatte bis vor zwei Wochen vorher noch nie etwas von denen gehört. Meine Frau meinte nur: “Na klar doch. Sie haben den Ruf, sehr hübsch zu sein und ihre Haut sei ganz hell und makellos”.

Sie entsprechen 100% auch dem Thai Schönheitsbild. Die knapp ersten 2 Minuten im folgenden Video zeigen Tai Phuan Leute.






Ausserdem hätte meine Frau eine Phuan Freundin. Absolut hübsch und ihre Haut erst. Wie übrigens bei allen Phuan. Sie haben vom Aussehen her nichts mit den chinesisch oder mongolisch gefärbten Bergvölkern gemeinsam, sondern kommen als original Laoten oder Siamesen durch.

Danke wieder was gelernt.

Tai Phuan” scheint bei den Thais ein genauso gewöhnlicher und bekannter Ausdruck wie “Mon”, “Khmer”, usw. zu sein und ist in allermunde.

Die Phuan oder Tai Phuan leben in den Tälern, bauen Reis an, fischen und sind handwerklich sehr begabt. Geflechtete Körbe aller Art und farbenfrohe Baumwolle- und Seidenstoffe weben sind ihre Stärken.

Als Reisbauern feierten die Tai Phuan spontan den Tag, an dem der erste Donner zu hören war, denn dann kündigte sich die Regenzeit an. Alle blieben an dem Tag mucksmäuschen still und vermieden Tätigkeiten, die auch das leiseste Geräusch verursachten. Dem Donnergott bloss keine Konkurrenz machen,:p

Abhängig von der Richtung, aus der der Donner kam, wurden Prophezeiungen ausgesprochen, wie gut die Ernte sein würde.

In der Nähe von Muang Khoun gibt es einige Phuan Siedlungen, wo sie ihr Handwerk feilbieten. Schade, dass ich 2008 davon nichts wusste, überhaupt über die Phuan auch nichts. Hätte sie damals garantiert besucht.
 

Iffi

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Französische Kolonial Gebäude



Kurz bevor wir Muang Khoun wieder verliessen, fuhren wir an der Ruine eines ausgebombten französischen Kolonialgebäudes vorbei. Das waren zur Abwechslung mal nicht die Amis sondern die Pathet Lao.

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Auch darüber erzählen die Älteren Geschichten. Als sie zu jener Zeit in die Schule gingen und alles auf Französisch gelehrt wurde, die Laotische Sprache fast in Vergessenheit geriet, als jede Verfehlung von der französischen Sprache abzuweichen mit dem Rohrstock geahndet wurde. Aber auch über den zu beneidenden Lebensstil der Franzosen. Wie reich und zum Teil auch schön sie waren. Und dann kam der „Schwarze Mann“...

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...furchteinflössende Riesen mit total schwarzer Hautfarbe, die sich sonderbar benahmen und einfach für jedermann sichtbar an den Strassenrand pinkelten. Unvorstellbar! Waren das Menschen oder Büffel? Es waren Überlebende einer großen Schlacht, französische Kolonial-Soldaten aus Afrika, die sich nach der Niederlage in Dien Bien Phu 1954 hierhin nach Muang Khoun zurückzogen und noch ein Weilchen blieben, obwohl Laos im selben Jahr unabhängig wurde.

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Zu jener Zeit war Muang Khoun neben den Phuan eine Hochburg der Hmong. Diese hatten sich schon früher auf die Seite der Franzosen geschlagen und als Polizisten und Soldaten jeden Widerstand der Laoten gegen die Franzosen im Zaume gehalten.

Noch 1930 beschrieb ein Franzose, namens Le Boulanger, Muang Khoun als eine grosse zauberhafte Stadt, umgeben von Schutzgräben und Forts zur Verteidigung, sowie 62 Pagoden und Chedis. Erstaunlich, dass da nur noch 3 Chedis und eine Wat Ruine von übrig sind.

Nach dem Abzug der Franzosen waren die Hmong relativ schutzlos den kommunistischen Pathet Lao ausgesetzt, die hier in dieser Provinz ihren Ursprung und ihre Heimat hatten, ehe sie ihren Siegeszug über ganz Laos antraten. Die Hmongs flohen in Scharen samt Familien in die Berge. Für die Pathet Lao waren sie Verräter.

Doch noch einmal fanden sie einen Verbündeten gegen die Kommunisten. Schöpften Hoffnung. Noch ahnten sie nicht, welchen Blutzoll sie dafür zahlen sollten. Einen Blutzoll, den auch die normale Bevölkerung Laos mit ihnen teilen mussten. Zunächst schien sich alles zu ihrem Vorteil zu entwickeln. Der Traum von einem eigenen Land in der Fremde, fern ihrer verlorenen Heimat in China, schien einer Erfüllung greifbar nahe.

Davon mehr, wenn wir die Ebene der Steinkrüge besuchen, „The plain of jars“. Eines der Zentren der Hölle in Laos zwischen 1965 und 1971, „the secret war“ genannt. Dieser hatte epische Ausmaße und stellt bis heute einen einsamen und unrühmlichen Rekord dar.

Heute wunder ich mich immer wieder, warum wir als jugendliche und durchaus interessierte Zeitgenossen des Vietnam Krieges von diesem Vernichtungs-Krieg in Laos so gut wie nichts mitbekommen hatten. Ja, es war die Rede vom Ho Chi Minh Pfad, der z.T. auch durch Laos und Kambodscha führte, aber dass Laos und auch Kambodscha landesweit und weit jenseits des Ho Chi Minh Pfades über viele Jahre grossflächig bombardiert wurden, war uns damals unbekannt.

Begeben wir uns nun zur Hauptattraktion dieser Provinz, zur Ebene der Steinkrüge...
 

Nunatakker

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Die Siamesen, schon vor Rama I, verfolgten die Politik der totalen Entvölkerung Laos. Das gesamte 19. Jahrhundert war davon geprägt. Laos wurde immer menschenleerer und die Besiedelung vom Isan und Zentral Siam durch Laos Leute nahm rapide zu. Zunächst als Sklaven und Arbeitskräfte und dann in der Neuzeit als thailändische Staatsbürger. Der Isan wird heute noch von Lao People dominiert.

geiler, Bericht,
hast Du da Quellen, wäre mir trotz Peter-Scholl-Latour neu.......





Flugfeld phonsavan? - also da???

TL_0256 PH-Markt.JPG TL_0269 Flugfeld.JPG TL_0270 Flugfeld.JPG TL_0271 Flugfeld.JPG

sorry, will Deinen Fred nicht kapern......:bigsmile, aber das sieht heute so aus.....
 
Thailernen.net

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Quellen gibt es genug im Web, @Nunatakker Unter dem Suchbegriff "Muang Khoun" gibt es zahlreiche Hinweise auf das Schicksal der Phuan.

Sorry, habe vergessen, das Pic als Web-Pic zu kennzeichnen. Es ist in einem Web-Beitrag über Phuans zu finden. Danke für deinen Hinweis. Tendiere auch dazu, diesen Ort für das Flugfeld zu halten.

Nebenbei, die Damen mit dieser schwarzen Kopfbedeckung sind Hmong.
 

Iffi

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Die Legende von einem Riesen Saufgelage

Der Ort des Saufgelages heisst auf Laotisch: Thong Hai Hin = wörtlich: Stein Krug Ebene



Eine alte Legende eines Bergvolkes berichtet folgendes. Im 6. Jahrhundert n. Chr. lebte ein geschundenes Völkchen in der Gegend, die man heute die Ebene der Steinkrüge nennt. Obwohl Landwirtschaft und Handel jedem ein gutes Auskommen bescherte, hätte es ihnen besser gehen können, denn ihr König Chao Anka nahm ihnen fast alles wieder weg, überließ ihnen nur das Allernötigste, wenn überhaupt und behandelte seine Untertanen wie Sklaven. Er trieb es so schlimm, dass sich sein Volk eines Tages gezwungen sah, einen im Norden lebenden mächtigen König um Hilfe zu rufen. Der brach mit matrialischer Gewalt in die Hochebene ein und machte dort dem Tyrannen und seinem in Saus und Braus lebendem Hof während eines gigantischen Gemetzels den Garaus.

Als Vorbereitung zur Siegesfeier ließ der Befreier Khun Cheuang riesige Krüge aus einem gehärteten Spezialgemisch von Sand, Zuckerrohr und Büffeldung anfertigen, in denen Reiswein in Mengen zunächst vergoren und dann gelagert werden konnte. Unnötig zu erwähnen, dass dies das größte Saufgelage aller Zeiten wurde.

Die “Festwiese”

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Manche berichten allerdings, dass diese Befreier aus dem Norden ein Volk von Riesen waren, so gewaltig, dass sie die Steinkrüge als Becher benutzten und sie geleert achtlos über die Schulter warfen, so wie es sich für einen gesegneten Trinker gehört, der sich mit Firlefanz wie Abwaschen, geschweige denn Abtrocknen, schon lange nicht mehr abgibt. Dem Heeresführer, als Obersäufer vor dem Herrn, war der größte Becher zugedacht. Der wiegt mal eben 6 Tonnen.

Medium 481601 anzeigen

Schön zu wissen, dass Liebhaber eines guten Tropfens auch ein gutes Herz haben und einem unterjochten Volk zu Hilfe eilen. Ein sehr guter Grund zum Feiern.

So weit die Legende der Khamu, ein uralt eingesessenes Mon/Khmer Volk, welches heute zu den Minderheiten in Laos zählt.

Diese Legende ist natürlich in Alkoholikerkreisen sehr beliebt, selbst unter manchen gerne pöttelnden Historikern, die gerne behaupten, dass hier Reiswein für die durchziehenden Händler-Kolonnen gelagert wurde. Reis und Salz ebenfalls. Dieser Ort liegt nämlich an einem uralten Handelsweg zwischen Indien und Vietnam.

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Um es gleich vorwegzunehmen. Der wahre Verwendungszweck und die Zivilisation, welche und wann diese Steingebilde geschaffen hat, liegen noch im Dunkeln, obwohl ein paar übermütige Historiker behaupten, sie hätten das Rätsel endlich gelöst. Aber auch deren Behauptungen basieren nur auf ein paar Indizien und Vermutungen und halten einem Faktenscheck nicht stand. Eindeutige Beweise für deren Behauptungen gibt es nicht.

Aber es ist halt so, besonders im Internet Zeitalter. Da schreibt jeder von jedem ab und irgendwann glauben die Leute, was da steht und nehmen es als Fakten. Das gleiche gilt für Bücher, die sich mit dem Thema “Plain of Jars” befassen.

In den letzten Jahren scheint sich die “neue Ehrlichkeit” durchzusetzen. Heutzutage findet man mehr und mehr solche Redewendungen im Zusammenhang mit den Steinkrügen wie: “es wird vermutet” oder “es gibt Hinweise, dass...” oder “mit Bestimmtheit können wir das nicht sagen” bis hin zu dem absolut ehrlichen Spruch: “Wir wissen es einfach nicht genau...”

Als ich diesen Ort besuchte, war auf jeden Fall kein Lao Reis Wein in den Krügen.:p

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Es dämmert allerdings am fernen Horizont der Vergangenheit und irgendwann wird man der Wahrheit nahe kommen.
 

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Die Ebene der Steinkrüge

Wie alt sind diese Dinger?



Das Alter wird mehr als 1000 Jahre höher eingeschätzt, als die Legende uns erzählen will. Damit wären sie 2,500 bis 3,000 Jahre alt. Die Krüge bestehen auch nicht aus dem Spezialgemisch wie in der Legende erwähnt, sondern aus Sandstein, zum Teil sogar aus Granit und verdienen damit allen Respekt vor der handwerklichen Hochleistung damals.

Die Zeit dieser Steinbearbeitungskunst fällt damit in die zu Ende gehende Epoche der Megalithen in Europa, mit dem 2 bis 3000 Jahre älterem Stonehenge und den Steindenkmälern in der Bretagne als Höhepunkt. Nicht so bekannt sind unzählige Megalithen-Stätte in China, Korea, Japan, Nord-Vietnam und Nord-Indien. Megalithen oder Steindenkmäler sind ein erdumfassendes Phänomen jener Zeit, quer durch viele Kulturen, die nie in Kontakt miteinander standen. Oder doch ? Und wir können es uns einfach nicht vorstellen wie?

1884 fand der Brite James Fitzroy McCarthey angeblich menschliche Knochen zusammen mit Perlenketten in und unter den Krügen. James wurde später der erste Direktor des „Royal Siam Survey Departments“ im Dienste von Rama V. Betonung liegt hier auf “angeblich”

Einen weiteren Bericht eines Europäers über diese Steinkrüge finden wir in den Aufzeichnungen der französischen Archäologin Madeleine Colani von 1935. Sie hätte in einer Höhle gleich neben einem Steinkrugfeld ebenfalls Reste von menschlichen Knochen, Perlenketten, Eisen- und Bronzegegenstände gefunden, die denen von Ban Chiang in Thailand ähneln. Einige alte Vasen bei den Steinkrügen hat sie als Urnen interpretiert. Diese fand sie angeblich, genauso wie James, als sie mal unter den Krügen buddelte.

Ein in der Ebene der Steinkrüge kürzlich ausgegrabenes Grab mit Skelett.

Web Bild

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Diese Höhle befindet sich gleich neben der „Site 1“. Da Madeleine dort schwarze Russspuren fand, nahm sie an, dass dies ein Krematorium gewesen sein könnte.

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In der Decke hat die Höhle eine Öffnung. Dort ist keine Bombe eingeschlagen, sondern es waren natürliche Ursachen am Werk. Es wäre der ideale Rauchabzug. Der Lichtstrahl macht die Höhle ein wenig mystisch. Da kann man sich schon vorstellen, dass dort bestimmte Begräbnis- oder sonstige Rituale abgehalten wurden.

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Wir begegneten dort zwei Japanerinnen, von denen sie süßeste eine Fotografin war, die mit viel Verstand und faszinierender Sorgfalt Nah- und Fernaufnahmen gemacht hat.

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Es gibt aber kein einziges Museum, welches diese Perlenketten, Bronze- und Eisengegenstände und Überreste menschlicher Knochen ausstellt. Tatsache ist, dass sie noch kein moderner Archäologe gesehen hat und es auch keine Fotos davon gibt. So verlässt man sich halt auf die Worte von James Fitzroy McCarthey und Madeleine Colani, oder auch nicht.

Demnach wird vermutet, dass man zunächst die Leichen in den Krügen aufbewahrte bis sie vollständig verwesten, die Knochen dann in dieser Höhle verbrannte und in Urnen unter den Steinkrügen beisetzte. Ein riesiger Friedhof also.

So manches in diesem Zusammenhang mag sich einleuchtend anhören, faktische Beweise für diese immer noch Theorie gibt es allerdings (noch) nicht.

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Iffi

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Die Ebene der Steinkrüge

Die Salzstrasse



Es gibt aber auch noch eine andere eigentlich ergänzende Theorie, die auf der teilweise gassenbildenden Anordnung der Krüge basiert.

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Diese Theorie hat etwas mit dem Gesamtbild dieser Geografie und deren Kulturen vor etwa 2000 bis 4000 Jahren zu tun. Es deutet einiges darauf hin, dass reger Salzhandel zwischen dem heutigen Süd-Ost-China, Nord-Vietnam und Nord-Indien auf dem Landwege herrschte.

Und wie es nu mal so ist, habe auch ich mich zu diesem typischen Touristenfoto verblöden lassen.

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Die Provinz Xieng Khouang hat genug Reis und Salz und liegt zudem günstig an dieser alten Salzstrasse, die auch Nord-Thailand, Teile des Isaan und Burma durchquerte. Auch dort und an den Endpunkten gibt es Megalithen, Steindenkmäler.

Besonders der Isaan hat wegen seiner reichen Salzvorkommen an diesem Handel teilgenommen. Den Leuten vor 2000 bis 4000 Jahren schien es dort gar nicht schlecht zu gehen.

Als wir einmal Ban Chiang in der Provinz Udon Thani besuchten, fiel mir die fast Abwesenheit von Waffen aus Bronze und Eisen in dem Museum auf. Stattdessen gab es viele Gebrauchs- und Verzierungsgegenstände aus diesen Metallen. Das kann sich nur eine Gesellschaft leisten, die gut versorgt ist und in friedlichem Kontakt mit ihren Nachbarn steht, z.B. durch Handel. Von den verzierten grossen Tonkrügen, die als Behälter für die sterblichen Überreste dienten, ganz zu schweigen. Vielleicht eine Parallele zu den Steinkrügen, wenn auch aus Ton.

In Zusammenhang mit der Salzstrasse werden einige Steinkrug-Felder als Aufbewahrungsorte für Wasser, Salz und andere Waren interpretiert, an denen die Salzkarawanen einen Halt einlegten, in der Trockenzeit Wasservorräte auffrischten und Salz und Lebensmittel kauften.

Heute entspannen sogar Einheimische im Schatten der Krüge.

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Wie auch immer. Echte Beweise gibt es (noch) nicht. Es handelt sich nach wie vor um Indizien und Vermutungen.

Man kann sich natürlich fragen, warum man das heute nicht einfach mal nüchtern nachprüft. Nun, den äußeren Schein hat man schon unter die Lupe genommen. Das bringt nur nichts mehr. Die zugänglichen Krüge sind offen. Vom Regen ausgewaschen und von Menschen verunreinigt.

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Ausserdem sind von den unzähligen verschiedenen Orten, wo sich Steinkrüge auf dieser Ebene ballen, nur 4 zugänglich, nämlich Site 1, 2, 3 und 16. Diese sind weitestgehend von Blindgängern befreit. Aber auch dort fordern Schilder dazu auf, die Wege nicht zu verlassen und nicht einfach durch die Graslandschaft zu latschen.

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Die Ebene der Steinkrüge

Deckel oder nicht?



„Steindeckel“ gibt es nur noch ganz vereinzelt, wie dieser, der aber sicherlich gar nicht zu diesem Krug gehört und erst in neuerer Zeit als Deckel drauf gelegt wurde.

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Die ganz wenigen noch übrig gebliebenen liegen auf dem Boden rum, z.T. zerbrochen oder wurden ganz entfernt und einem anderen Zwecke zugeführt.

Mittlerweile weiss man, dass diese Dinger keine Deckel sind, sondern flach auf dem Boden liegend vermutlich zur Markierung eines Grabes dienten, denn da drunter hat man in wenigen Fällen Urnen oder Knochen gefunden, aber auch nur manchmal. Die meisten Steinscheiben lagen einfach nur rum.

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Das heisst jetzt nicht, dass die Steinkrüge ursprünglich keine Abdeckung hatten. Die war aber vermutlich aus Holz oder anderem vergänglichen Material und damit längst verrottet.

Selbst äußerst moderne und verfeinerte chemische Methoden finden keine Spuren des uralten Originalinhalts der Krüge mehr. Über die Jahrhunderte sind sie längst ausgeraubt worden, falls sich denn in, darunter oder drum herum etwas interessantes befunden hat. Der Rest ist im Bombenhagel des „secret war“ verdampft. Was bleibt, ist die Hoffnung, noch unversehrte Krüge verborgen im Dschungel oder gar Erdreich zu finden. 80 – 90% der unzähligen verschiedenen Lokationen, wo sich Steinkrüge an einem Ort versammeln, sind noch nicht archäologisch untersucht. Es besteht Hoffnung, eines Tages der Vergangenheit auf die Schliche zu kommen.

Das hiesse systematisch und mit Sorgfalt an den noch unzähligen unberührten Lokationen buddeln. Aber wer riskiert schon gerne sein Leben. Es kann noch länger als ein halbes Jahrhundert dauern bis alle Blindgänger in dieser Ebene entfernt sind und man gefahrlos buddeln kann. Wenn jemals überhaupt.

Die Steinkrüge gehören nun zum Weltkulturerbe der UNESCO und werden sowohl von Einheimischen als auch Touristen aus aller Welt besucht.

Es ist aber noch lange nicht überall ungefährlich und die Laotische Regierung lässt keine Grabungen zu, wo die UXOs (UneXploded Ordnances) noch nicht geräumt wurden. Auch fehlen die finanziellen Mittel. Es gibt allerdings einige NGOs (Non Government Organizations), die auf Spendenbasis einige Bereiche von diesen Blindgängern säubern.

Hunting UXOs - Bildergalerie im Empfangshäuschen

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Alle Bilder in diesem Beitrag stammen von der Site 1, auch Ban Ang genannt. Dort befinden sich 334 Steinkrüge. Hier das Kassenhäuschen kombiniert mit Souvenir- Snack- und Getränkeladen. Der Eintritt kostete 2008 10,000 Kip für Ausländer, etwa 40 Baht.

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Einfache freundliche Leute arbeiten dort. Als ich mich auf ein Beer Lao yen (kaltes Lao Bier) nach der Wanderung über das ausgedehnte Feld freute, erhielt ich zur Antwort: „mä dai, mai mi fa“, (kein Strom) Verdammt, das wird hier nichts. Die Kühltruhe nur ein nutzloses Möbelstück. Soviel Lao-Thai versteh ich auch noch.

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Auf der Hochebene von Xieng Khouang wimmelt es von diesen Steinkrügen. Es gibt noch so einige weitere Orte neben den vier bereits gesäuberten Site 1, 2 ,3 und 16, wo sich die Steinkrüge tummeln. Viele weitere liegen tief im Wald oder Dickicht. Leider lauern genau dort viele versteckte nicht explodierte Bombis und Bomben.

Optimistische Schätzungen gehen von insgesamt 10,000 Steinkrügen aus. Es besteht durchaus die Chance, eines Tages etwas wissenschaftlich Verwertbares zu finden, was Licht auf diese Angelegenheit werfen könnte.

Ich verkneife es mir, die zum Teil absolut lächerlichen Theorien aufzuzählen. Denn bisher basiert alles nur auf Vermutungen und der Fantasie der Historiker. Wie üblich verkaufen einige Historiker ihre Theorien als Fakten und Tatsachen. Das scheint eine Geisteskrankheit dieser Wissenschaftler zu sein. Besonders so einige Ägyptologen sind davon ernsthaft befallen.

Deswegen mein wirklich ernst gemeinter Rat: glaubt niemanden, der behauptet er wüsste genau, was es mit den Steinkrügen auf sich hat. Auch das Alter der Krüge ist noch nicht wirklich verbürgt.

Im Augenblick ist dort ein australisches Archäologen Team zugange.

Vor 50 Jahren hatten die Leute hier andere Sorgen. Ein kaltes Bier wäre zwar auch willkommen gewesen, aber die Prioritäten lagen völlig anders. Es ging zuallererst ums pure Überleben.

Wir könnten an dieser Stelle einen genaueren Blick auf den „Secret War“ werfen, der noch gar nicht lange her ist. Es ist schon seit über 30 Jahren kein “Secret War” mehr. Selbst die CIA hat schon vor Jahren ihre Akten geöffnet. Nicht vergessen, dieser Krieg in Laos war von amerikanischer Seite her kein offizieller Krieg des US Miltärs, sondern eine reine CIA Angelegenheit. Nur deswegen konnte er über mehrere Jahre geheim gehalten werden.

Aber stimmt das wirklich? Laos und Thai Presse berichteten regelmässig und aktuell über die Bombardierungen und Kampfhandlungen in Laos. Auch über die Ebene der Steinkrüge. Die westliche Presse zensierte sich in diese Hinsicht selber, obwohl sie unzählige Reporter vor Ort hatten.

Aber das ist eine andere Geschichte...

Die Generation, die ihn (üb)erlebt hat, ist heute in meinem Alter.
 

Iffi

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Die Ebene der Steinkrüge

Secret War - Kriegsspuren


In den Glanzbroschüren nicht unbedingt gerne bildhaft hervorgehoben, liegt eine grosse Anzahl der Steinkrüge in Trümmern. Nicht, weil Wind und Wetter über die Jahrtausende an ihnen genagt oder Touristen daran mit Hammer und Meissel rumgefummelt haben, sondern weil sie Opfer der B52 Bombenteppiche wurden. Drei Bombenkrater in Reihe und Glied. Die zwischen den Krügen wurden bereits zugeschüttet.

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Manche Pathet Lao Soldaten nutzten die grösseren Steinkrüge als persönlichen Unterschlupf, kletterten in sie hinein und beschossen aus vermeintlich sicherer Deckung auf Bomberflugzeuge.

Ein historisch einmaliger Ort wurde zum Schlachtfeld des modernen Krieges. Die einstigen „Weinkrüge“, von den legendenhaften Riesen zur Siegesfeier erhoben, wurden zum Einmannbunker Pathet Lao und Vietmin Soldaten.

Da nach heutiger Geschichtsforschung und archäologischen Untersuchungen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass diese Gefässe einmal als Aufbewahrungsort für die Toten dienten, bevor die Überreste verbrannt und deren Asche in kleinen Tonurnen unter den Krügen vergraben wurden, scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Tote Soldaten zierten ihr Inneres vor rund 40 Jahren.

Hier zwei Beispiele völlig zerbombter Steinkrüge...

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Es beginnt ein Ringen um die Ebene der Steinkrüge, welche wie ein Jojo abhängig von der Jahreszeit in kommunistische Pathet Lao oder Hmong/Neutralisten/Thai Besitz geht. Während in der Trockenzeit der Nachschub durch die Viet Minh für die Pathet Lao auf dem Landwege gesichert ist und sie die Stellung trotz Bombardierung halten können...

Neutralist (Laos Regierungstreu) auf der Ebene der Steinkrüge

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Kommunistische Pathet Lao auf der Ebene der Steinkrüge

Medium 481808 anzeigen

...geht ihnen in der Regenzeit den Pathet Lao jedoch schnell die Verpflegung und Munition aus, da der Nachschub nur noch tröpfelt. Dann ziehen nach zuvor intensiver Bombardierung die Hmong und Thais ein, verschleppen die überlebende Zivilbevölkerung, der sie habhaft werden können und brennen ihre Dörfer nieder. Sie hoffen damit, den Pathet Lao die Unterstützung und Versorgung durch die Einwohner zu nehmen. Eine Taktik, mit der die Thais sich ja hervorragend auskennen. Verfolgte Siam doch die gleiche Politik in Laos bis Ende des 19. Jahrhunderts.

Diese wechselhafte Besetzung der Ebene der Steinkrüge im Reigen der Regen- und Trockenzeiten setzt sich über Jahre fort.
 
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