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The Rib Room - Steakhouse des Landmark Hotel

GuZhongWen

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3 August 2012
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Jenseits von Gut und Böse
The Rib Room – Bar & Steakhouse des Landmark Hotel Bangkok

Es ist merkwürdig. Immer wenn ich längere Zeit in Asien bin – und das kommt als „perpetual traveller“ doch relativ häufig vor – entwickele ich nach einer gewissen Zeitspanne eine große Lust auf ein Steak. Ich erkläre mir dies damit, dass es in Asien nicht Sitte ist, Fleisch in großen Stücken zu servieren. Beispielsweise Schnitzel oder halt auch an Schweinsbraten wie ich’s in meiner bayerischen Heimat gewohnt bin...es ist also vielleicht weniger die konkrete Sehnsucht nach einem Steak als die eher allgemeine Sehnsucht nach einem großen Stück Fleisch. Da allerdings bietet sich dann eben ein klassisches Steak an...

Jenen Tages einwenig lauffaul kehrte ich nicht, anders als hier einmal angekündigt, im Steakhouse des Marriott Hotels ein. Meine Wahl fiel stattdessen auf ein anderes 5*-Haus, welches allerdings etwas günstiger gelegen ist: Das Landmark.

Dieses hat im 31. Stockwerk ein ebenfalls klassisches Steakhouse mit angeschlossener Bar – den Rib Room. Hier schlug ich vor ca. 3 Wochen gegen 21:45 auf. Auf die späte Uhrzeit würde ich auch einige Dinge zurückführen, die mir, bei aller Qualität, ein durchweg positives Fazit letztlich doch unmöglich machen – aber der Reihe nach.

Hier zunächst einmal die Kontaktdaten:

The Rib Room

http://www.landmarkbangkok.com/rib-room
138 Sukhumvit Road,
Bangkok 10110, Thailand

Tel: +66 (0) 2252 4222 (Reservation for the Rib Room)
Email: email@landmarkbangkok.com


Das Landmark dürften die allermeisten von Euch ohnehin kennen. In unmittelbarer Nähe zur berüchtigten Soi 4 der Sukhumvit an eben jener gelegen, eröffnet sich beim Betreten des Foyers eine große Welt aus Marmor, Glas und Messing. Viele von Euch dürften auch dieses kennen – die Toiletten des Landmark sind schließlich nach 2:00 für die Jäger der Nacht eine der wenigen Möglichkeiten dem Ruf der Natur Folge zu leisten, ohne öffentliches Ärgernis zu erregen. Die Fahrstühle befinden sich schräg gegenüber den Erleichterungshallen. Sie bringen einen schnell und geräuschlos hinauf in den 31. Stock.

Das Ambiente
Dort angekommen wende man den Schritt nach links - sogleich nimmt die Concierge den Gast in Empfang und begleitet den Hungrigen zur Bar des Rib Rooms, Dort übergibt sie ihn einem Kollegen, der alles weitere regelt. Betritt man dann die heiligen Feischhallen eröffnete sich eine überwiegend in Rot und Schwarz gehaltene, elegante Welt, deren bis zum Boden reichende Fensterfront einen großartigen Ausblick über die Dächer Bangkoks und einen tiefen Einblick in den Sündenpfuhl NEP gewährt. Die Küche ist offen, so dass die werten Gäste den Köchen bei ihrer Tätigkeit zu sehen können und im Hintergrund läuft dezenter, unaufdringlicher Jazz. Die Lokalität ist sehr gediegen und elegant, ohne aufdringlich oder erschlagend zu wirken – der Blick über BKK ist natürlich gerade nachts der Wahnsinn. Das ganze hatte nur einen einzigen Schönheitsfehler: Ich war der einzige Gast.

Der Service
Das hatte natürlich zur Folge, dass die gefühlt zwanzig Bedienungen ihre komplette Aufmerksamkeit auf mich richteten. Einerseits recht angenehm, denn mein Wasserglas wurden nie leer und ich musste eine Bedienung nur den Bruchteil einer Sekunde anblicken, schon kam sie geeilt, um meinen Wunsch zu erfüllen. Andererseits auch nervig, insbesondere da ich alle 2 Minuten gefragt wurde, ob alles zu meiner Zufriedenheit sei, ich noch einen Wunsch habe und/oder ob mein Steak auch wirklich schmecken würde – zumeist genau dann, wenn ich mir gerade einen Bissen in den Mund geschoben hatte und im Falle einer Antwort nur unangemessene Grunz- und Schmatzlaute hervorgebracht hätte. Außerdem scheiterten drei Bedienungen daran, mir eine funktionierende Salzmühle zu organisieren.

Das Essen
Die Karte des Rib Room hat vielerlei zu bieten: Austern, Hummer, Salate & Suppen, zahlreiche Varianten foie gras – darüber geht die Fleischauswahl fast ein bisschen unter. Es gibt, wenn ich mich recht erinnere, drei Cuts. Sirloin, Tenderloin & Rib-Eye. Entweder vom US-Prime Rind oder einem körnergefütterten (150 und 400 Tage) australischen Rindvieh. Vom Luxusrind aus Kobe wird ausschließlich ein 250 Gramm Filetstück angeboten. Die Preise bewegen zwischen 2.000 THB für das US-Hormonfleisch und 6.900 THB für das japanische Stück Extravaganza, selbstredend zuzüglich 10% Servicegebühr und 7%VAT.

Ich entscheid mich für 350 Gramm Filet von der DownUnder-Kuh, welche 150 Tage echtes Futter erhalten hatte und sich damit preislich deutlich im unteren Bereich bewegte – 2.500THB. Dazu orderte ich gedämpften Spargel, Spinat und ein Kartoffelgratin, als Saucen Beurre Café de Paris und Hollandaise sowie einen Shiraz-Cabernet (Penfolds) und eine große Flasche Wasser gegen den Durst. Als Vorspeise gab es nix außer aus einem klassischen Dry Martini. Da ich gebeten wurde aufgrund der Uhrzeit (das Restaurant schließt unter der Woche um 23:00) auch gleich meine Nachspeise zu ordern, entschied ich mich noch schnell für eine Crème brûlée und äußerte auf die Frage nach einem abschließenden Kaffee den Wunsch, mein Mahl mit einem doppelten Espresso zu beschließen.

Vorne weg gab es einige Brötchen mit Buttervariationen und Olivenöl. Da es für die Küche nichts zu tun gab, kam mein Steak dann auch ziemlich schnell. Mit seinem Kommen stellte sich auch gleich die erste Irritation ein. Denn mir wurde eine Auswahl diverser Senfe (ist das der Plural von Senf?) für mein Fleisch angeboten wurden. Senf? Zum Steak? (erschreckender Weise war auf dem Teller war zu Dekorationszwecken bereits ein Klacks Senf) Immerhin war auch frisch geriebener Meerretich dabei...Die oder besser eine Beilage irritierte mich ebenfalls: fünf(!) traurige Stangen kleiner gedünsteter Thaispargel lagen da auf einer ziemlich großen und damit auch ziemlich leeren Platte...die dritte Irritation, die eigentlich schon eine handfeste Enttäuschung war, betraf die Sauce – zerlassene Butter, in die getrocknete Kräutern gerebelt wurden, würde ich in meinem Restaurant nicht wagen, als Beurre Café de Paris zu verkaufen....

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Das Fleisch selbst war sehr gut. Perfekt medium rare gegrillt, geschmacklich top, nur hat es etwas stark „gesaftelt“ – mit anderen Worten: einige Ruheminuten mehr hätten ihm nicht geschadet. Das Kartoffelgratin war ebenfalls sehr gut, auch der Spinat, an der Sauce Hollandaise gab es nichts auszusetzen, der Wein harmonierte wunderbar mit dem Fleisch – hier also alles bestens.. Dann folgte die Nachspeise. Ich war ohnehin schon gut gefüllt, entsprechend baff war ich als eine gewaltige Portion Crème brûlée kam – normalerweise bin ich ein großer Nachtischfan, aber ein dreiviertel Kilo einer überaus gehaltvollen Nachspeise brachte mich dann an den Rand der Aufgabe. Dies wollte ich aber keinesfalls, denn die Crème war vorzüglich. Die letzten Löffel zwang ich also in mich hinein, frei nach dem Motto: „Lieber den Magen v’renkt als am Wirt was g’schenkt!“

Dann kam mein Espresso: Er war kalt, bitter und grauslich – vermutlich wurde er sofort nach meiner Bestellung zubereitet, damit die Maschine geputzt werden konnte. Dass zum Kaffee x-Varianten Zucker vom weißen Industriezucker bis hin zu handgerührter Melasse aus einem edlen Holzkästchen angeboten wurden, konnte hier nichts mehr retten. Mit der Rechnung kamen dann noch drei sehr, sehr leckere Pralinen (Kaffeetoffee, Himbeertrüffel und Caramelganache) – die hätten als Nachtisch völlig gereicht.

Fazit
Sehr stilvolles Ambiente mit großartigem Blick, wenn man allerdings alleine diniert und noch dazu der einzige Gast ist, ist das alles etwas leblos und traurig – da hat es mir an der Bar vom El Gaucho besser gefallen. Das Steak war natürlich super, allerdings auch echt teuer und inklusive der Steuern ca. 700THB teurer als in besagtem El Gaucho. Und in der B-Note gibt es wegen der misslungenen Sauce und dem traurigen Spargel sowie einem Katastrophenespresso noch einmal Abzüge. Der Service war natürlich einerseits extrem aufmerksam, ging mir aber auch auf den Sack mit der dauernden Fragerei, ob alles so passt – ev. hatten sie Mitleid mit mir armen Tropf, dass ich alleine speisen musste? Der Martini war okay, in einem solchen Haus würde ich allerdings qualitativ hochwertigere Oliven erwarten.

Alles in allem ist der Rib Room als Steakhaus für mich nicht die erste Wahl. Sicherlich waren einige Dinge der späten Uhrzeit geschuldet, aber insgesamt gab es doch zu viele Ausrutscher nach unten. Zudem ist das Haus noch einmal teurer als der zuletzt getestete El Gaucho, einen entsprechenden Mehrwert konnte ich aber nicht feststellen (ev. abgesehen von der Aussicht), eher im Gegenteil.
 
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LoS

Es kann nur einen geben.
   Autor
21 Oktober 2008
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Flinger Broich
Abgesehen davon, daß das hier vermutlich meiner Meinung nach die allerwenigsten kennen, mich eingeschlossen, ein klasse Bericht.

Mir allerdings viel zu teuer, bei den Preisen dreht sich mir der Magen um.

Aber für die, die es sich leisten können, mal eben 7000 THB für ein Stück Fleisch auszugeben, sicher eine hilfreiche Rezession.
 
Danke dir sehr für diesen "inhaltsvollen" Bericht, der sich doch von den vielen sonstigen positiv abhebt.:daume

Man merkt, das hier jemand schreibt, der Ahnung hat, Ahnung von Essen und trinken....

Freue mich wirklich auf mehr!!


Kulinarischen Gruß:hut

Thomas
 
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