You are Buddha
29.11.12 – Am Abend mein täglicher Gang die Beach Road runter, um mir die Mädchen anzuschauen. Wenn es dunkel wird, kommen die Ratten raus. Sie huschen im Rücken der Mädchen herum und fressen, was die übrig gelassen haben, als wären es deren Haustiere. Drei oder vier liegen nebeneinander wie an einer Tränke über eine Plastikschale gebeugt. Sie streiten sich nicht darum, wer zuerst dran ist, wie andere Tiere, sie teilen sich das Futter.
Sehe eine alte, runzlige Wahrsagerin auf dem Boden kauern und setze mich zu ihr. Ich mische Karten und versuche mit ihr zu reden, aber ihr Englisch verstehe ich nicht, wenn es denn Englisch ist. Ein Mädel setzt sich zu uns, die sich auch wahrsagen lassen will. Sie heißt Lee. Ich sage, sie soll übersetzen, dafür bezahle ich ihre Sitzung, sie kostet 100 Bath = 2,36 €.
Die Wahrsagerin sagt, wenn ich 66 oder 67 bin, werde ich reich sein, ein großes Haus und eine junge hübsche Frau haben. Da gebe es noch eine ältere, aber ich soll die junge nehmen. Diese Entscheidung werde mir vermutlich nicht schwer fallen, sage ich. Ich hätte ein Baby, sagt sie weiter. Nein, unmöglich. Doch, ich hätte eins, ich wisse nur nichts davon. Naja, meinetwegen. Und ich hätte mir Geld geliehen. Das stimmt allerdings, erstaunlich, dass sie das in den Karten sehen kann. Aber ein Baby hab ich trotzdem nicht. Hauptsache, ich bin in zwei Jahren reich. „You are Buddha“, übersetzt Lee und wiederholt es mehrmals. Ich wundere mich, warum die beiden sich nun nicht vor mir verneigen und mich anbeten, wenn ich Buddha bin. Vor den Statuen machen sie es jedenfalls. Aber ich glaube, ich weiß, was sie meint: es geht um die Haltung zum Leben, und damit hat sie Recht.