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Thailand Pattaya 1991 - Nach der Wende

Iffi

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18 Oktober 2008
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Der folgende Bericht ist Teil eines Buches mit Kurzgeschichten, herausgegeben von Timo Schelm alias Elicsan, alias Erik, alias....Mit ihm habe ich damals öfter zusammengearbeitet und zwar als Hermann U. Loewel. War ne geile Zeit.




Claus Cubici / Doc Holiday / Timo Schelm / Hermann U. Loewel und andere

Gestrandet in Thailand

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Die schrägsten Geschichten aus der Welt der Sextouristen
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Pattaya 1991 - Nach der Wende

Ein fast schon historischer Rückblick



Heute schreiben wir das Jahr 2019. Die im Folgenden beschriebenen Ereignisse fanden im Jahre 1991 statt. Das sind jetzt 28 Jahre her. Also wirklich schon fast historisch.

Der Ausdruck „Nach der Wende“ mag den Jüngeren kein Begriff mehr sein. Gemeint damit ist der 1989 Mauerfall in Deutschland. Damals, und besonders 1991 noch, in aller Munde.

Ich kannte Pattaya schon 6 Jahre lang und verbrachte dort drei bis vier Urlaube pro Jahr. Es war neben Saudi Arabien quasi mein zweiter Wohnsitz. Pattaya war derzeit stark im Aufbruch. Die Stadt wuchs stetig, die Kriminalität im Hintergrund ebenfalls. Für Touristen unsichtbar, Mafiosos verschiedener Herkunft versuchten, einen Teil des Kuchens zu ergattern. Speziell chinesisch Stämmige, Saudi Araber und Deutsche. Die Zeit der Ami Paten in Thailand, überbleibsel des Vietnam Krieges, waren schon vergangen.

„Hat einer die Zeitung von heute gelesen?“ war die Standardfrage unter deutschen Ansässigen, Langzeit- und Vielfachurlaubern in Pattaya Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Wer kein Englisch konnte, liess es sich voller Erwartungen von denen erzählen, die dieser Sprache mächtig waren.

Die Bangkok Post und The Nation berichteten ein Jahr vorher täglich in Wort und Widerwort über Lothar Kröhn, damaliger Besitzer der drei BABY GO GOs und des Ocean View Hotels dem eine Ausweisung und der Verlust seines erarbeiteten Vermögens drohte. Aber dem kam er zuvor, indem er im Jahre 1990 einfach abhaute. Die Medien hatten ihn bis dahin zum „Paten von Pattaya“ hochstilisiert.

Derzeit kannte man sich noch als Vielurlauber oder gar Expatriate mit der deutschen Prominenz in Pattaya gut aus. Mit den meisten war man, nicht unbedingt befreundet, aber zumindest bekannt.

Der immer noch nicht aufgeklärte Diebstahl der Juwelen einer Saudiprinzessin liess die diplomatischen Beziehungen zwischen Thailand und Saudi Arabien auf den Nullpunkt sinken. Ein Thaigastarbeiter in Saudi Arabien hatte die geklauten Kostbarkeiten Ende 1989 einfach mit der Post nach Thailand geschickt. Es gab täglich Neuigkeiten zu diesem Fall, die in Wirklichkeit keine waren. Eine der grössten und korruptesten Verschleierungskampagnen in Thailand war in vollem Gange.

Ausserdem war ein saudischer Geschäftsmann spurlos verschwunden, der in Thailand nach den verschollenen Juwelen suchte. Und ob es damit nicht genug wäre. Drei Saudi-Attaches starben im Kugelhagel, als sie morgens die Botschaft in Bangkok betreten wollten.

Auch diese Fälle wurden in den Zeitungen täglich dermassen breitgewalzt, dass sie schon die Eigenschaften einer Seifenoper annahmen. Niemand wollte eine Folge verpassen, denn jeder wusste, dass gelogen wurde, bis sich die Balken bogen. Die Frage war lediglich, was sie sich jetzt wieder haben einfallen lassen um die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen.

Von den Medien weitaus unbeachtet, hatte sich ein chinesischer Mafiaboss, der halb Pattaya kontrollierte, tot gesoffen. Veränderungen der Besitzverhältnisse in der Bar-Szene standen an.

Ein Bauboom in Pattaya nahm besorgliche Ausmaße an. Beobachter glaubten nicht daran, dass diese wie Pilze aus dem Nichts schießenden Immobilien je verkauft werden könnten.

Das Militär hatte im Februar 1991 den Premier Chatichai abgesetzt, weil der ihnen zu „zivil” war. Mr. „mai mi panha”, Mr. „no problem”, so sein Spitzname, hatte versucht, die Generäle in den Aufsichtsräten grosser Firmen durch zivile Manager mit Sachverstand zu ersetzen. Der Putsch verlief unblutig und hatte keinen Einfluss auf die Urlaubsparadiese in Thailand. Auf die Bevölkerung schon gar nicht.

Während der Operation „Desert Storm” im ersten Golfkrieg im Frühjahr 1991 hatten vereinte Kräfte von bis zu 500,000 Mann den Irakern das besetzte Kuwait wieder entrungen. Der schwarze Rauch brennender Ölquellen verdunkelte riesige Landstriche. Saddam blieb vorerst an der Macht. Bush Senior liess sich von ihm übers Ohr hauen, weil er als siegreicher Feldherr eines 100 Tage Krieges in die Geschichtsbücher eingehen wollte. Nur ein paar Tage mehr und Saddam wäre damals schon erledigt gewesen.

Und, ehe es in Vergessenheit gerät, Ende 1989 war die innerdeutsche Mauer gefallen.

Es war eine abenteuerliche Zeit. Selbst die politisch Unbedarften kamen nicht umhin, Notiz von diesen Ereignissen zu nehmen.

Was waren die Auswirkungen auf Pattaya, dieser Spassstadt mit Party ohne Ende?
 
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Fredi

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7 Juni 2009
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on the way
Bin gespannt, wird bestimmt wieder interessant, amüsant :)
habe die Zeit sehr bewusst erlebt!
 
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Lobir

Ist immer noch zu nett...
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19 Juni 2013
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Ich hätte die Zeit gerne erlebt. Und mehr über die Dinge, die hinter den Kulissen von Pattaya liefen, zu erfahren ist immer interessant.

Auch wer heute in Pattaya wirklich die Fäden zieht, wäre sehr interessant zu erfahren.
Aber jetzt bin ich schon sehr gespannt, wie es weiter geht, Iffi!
Danke schon mal für deine Mühen!
 
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Max4

Gibt sich Mühe
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15 Juli 2010
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Da bin ich auch wieder dabei, freue mich auf Geschichten aus der guten alten Zeit
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Danke für euer Interesse Jungs. :)

Es wird noch ein paar Beiträge zu diesem Thema geben.

Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, dass keine Bilder kommen. Von denen gibt es ja genug hier im Forum und auch im Web aus jener Zeit.
 

wobawabu

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14 Februar 2019
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Bin auch dabei. Dass keine Bilder kommen finde ich schade.
 

Iffi

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Pattaya 1991 - Nach der Wende

Pattaya damals



Wir schreiben das Jahr 1991. Es ist einer jener Sommer nach dem Mauerfall im vormals geteilten Deutschland. Die Welt ist nicht mehr die gleiche. Der kalte Krieg scheint eine längst vergangene und legendenhafte Mythologie zu sein, die Mauer mit ihren Wachtürmen eine erhaltungswürdige Ruine, gleich dem Limes, der Verteidigungslinie zwischen den germanischen Barbaren und den zivilisierten Römern.

Selbst junge Menschen fühlen sich auf einmal alt. Ertappen sie sich doch bei der Bemerkung: „damals als es noch die Mauer gab...“, einer Redewendung, schwanger mit historischem Gewicht.

Eine völlig unbekannte und geheimnisvolle Sorte von Touristen bereichert das bunte Leben an den Bier-Bars. Sie sprechen Deutsch mit meist sächsischem oder brandenburgischem Dialekt.

Die Bargirls erweitern, wie immer auf ihre ganz besondere Art und Weise, das Anbagger-Ritual um eine wesentliche Frage. Eine Frage, die es in sich hat und auf die ich noch zurückkomme.

Meine damalige Thaiehefrau und ich befinden uns im Urlaub in Pattaya. Wir sind aus Saudi Arabien eingeflogen, genauer gesagt, nach Riyadh und Jeddah, aus Dammam am arabischen Golf, meinem bereits drittem Wohnsitz und Arbeitsort in Saudi. Unser Haus in Pattaya Nähe Sanctuary of Truth, welches damals noch nicht eröffnet war, ist langzeitvermietet und wir wohnen wie immer im Palm Garden Hotel am Delfinkreisel. Man kennt sich halt und die immer wiederkehrenden Gäste ebenfalls.

Familienurlauber bevölkern die Strassen, erwecken den Anschein von mehr Umsatz. Eine Illusion, wie unzählige Barbesitzer meinen. Das lange Zeit einzige Kaufhaus „Mike`s Shopping Center“, kurz vor der Walking Street, hatte an anderer Stelle einen grossen Bruder bekommen. Die neuentstandenen Konsumtempel strapazieren das Urlaubs-Budget des Ernährers, dem es dazu noch meist bei Strafe verboten ist, sich alleine an einer der vielen Bier-Bars niederzulassen.

Pattaya versucht wieder einmal sein Schmuddel-Image abzulegen. Trotz immer noch ungesundem Wasser in der Bucht, trotz ständiger Baustelle auf der Beach Road, vieler Neueröffnungen von Bierbars, besonders auf der 2nd Road und jenseits davon, sowie in den vielen Sois, Nebenstrassen, zwischen den Hauptadern der Stadt, versteht es die thailändische Werbemaschine, Farangpaare und Familien an diesen Ort zu locken. Nicht zuletzt durch Pauschalreisen, die standardmäßig ein paar Tage und Nächte Pattaya beinhalten.

Es ist das bis heute immer wiederkehrende Gelaber, das Image von Pattaya und auch die Beach verbessern zu wollen. Ein Urlaubsziel für hauptsächlich Familien daraus zu machen. Das war vor 28 Jahren schon so und wird noch viele Jahre so bleiben.

Man beachte die Erwähnung von „Farangpaare“ vorher, womit hauptsächlich Deutsche, österreicher, Schweizer, Briten, Skandinavier und Franzosen gemeint sind.

Russen, Chinesen und andere Asiaten gehören 1991 noch nicht zu den touristischen Zielkunden in Pattaya.

Einige offen denkende Pärchen verbringen so manches Schäferstündchen zusammen mit einem Bargirl, zum Spaß und Vergnügen von Männlein und Weiblein. Man kann nicht behaupten, dass solche Pärchen zu Primitivlingen oder Fieslingen gehören. Im Gegenteil. Auch manche auserkorene Thaifee zeigt sich in bester Laune in Gegenwart ihrer neuen „Farang-Freundin“ und deren Göttergatten. Man kann ihr oft förmlich ansehen, dass sie sich wohlfühlt und offensichtlich, nicht zuletzt wegen der führenden weiblichen Farang-Hand, gut von ihren Kunden behandelt wird.
 

Bitcoin Hans

(vorher Umzug)
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17 Oktober 2010
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LEIPZIG / SAXONY
Danke für den Beitrag - ich selbst habe seit 2009 das Vergnügen in Patty zu sein (Urlaub) und die Veränderungen sind offensichtlich aber okay. Ich fühle mich wohl im Genuß der Möglichkeiten :)
 
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Friese

เงินคือปัญหาใหญ่ของชีวิตคู่ ถึงปากจะพูดว่าไม่สำคัญ
   Autor
2 November 2013
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Jever
Klingt interessant, bin auch seit 1987 regelmäßig in Pattaya.
 
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Iffi

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Pattaya 1991 - Nach der Wende

Saudi Arabia bleibt allgegenwärtig, auch in Pattaya



Die Saudiregierung reduziert 1991 die diplomatischen Beziehungen mit Thailand auf ein Minimum und verbietet ihren Staatsbürgern bei Strafe, Thailand zu besuchen.

Wenn man durch die Soi Diamond, vorbei an den Karussell Bars pattert, erreicht man das bunte Araberviertel in Süd-Pattaya. Vormals war es überwiegend in Saudihand und ist nun in Auflösung begriffen, wechselt die Besitzer. Eine einzigartige Chance für die lokalen Thais, die Chinesenmafia und auch andere Araber. Die Karten werden neu gemischt.

Für die vielen westlichen Touristen in Pattaya, die in Saudi Arabien arbeiten, eine gar nicht ungern gesehene Entwicklung. Wer will schon, gerade für eine immer zu kurze Zeit der Wüste, den Weisskitteln und deren schwarz verhüllten Pinguinfrauen entronnen, auch in Pattaya diesen Gestalten begegnen. Die Saudis, als Elite der arabischen Nationen, gelten als arrogant, großschnäuzig und ungehobelt. Dies im Gegensatz zu ihren Brüdern aus den Vereinigten Emiraten, Kuwait und ganz besonders aus Oman. Letztere sind sehr locker drauf und ein sehr sympathisches Völkchen.

1991 ist es nicht selten, dass sich ein Thekennachbar an einer Bierbar als Gastarbeiter in Saudi Arabien offenbart. Mitarbeiter des Bauunternehmens Holzmann, der Firmen Siemens, IBM, Mercedes, BMW oder irgendeiner Ölfirma in Riyadh, Jeddah oder Dammam lassen in Pattaya zuhauf Dampf ab, genießen straffreie alkoholische Drinks und Eisbein mit Sauerkraut im Bavaria House in der Walking Street. Ein Außenstehender kann leicht den Eindruck gewinnen, dass die meisten Deutschen in Saudi Arabien arbeiten und sich mit dem dort leicht Ersparten Geld sogar eine Bar in Pattaya gekauft haben.

Saudi Arabien ist von Bangkok nur etwa fünf Flugstunden entfernt. Viele dort arbeitende Bleichgesichter gönnen sich diese Reise mehrmals im Jahr und können irgendwann einmal nicht mehr dem Gedanken widerstehen, ein Thaigirl mit in die Wüste zu nehmen. Der Papierkram ist vernachlässigbar gering. Geburts- und thailändische Heiratsurkunde reichen voll hin.

1991 gehöre auch ich zu dieser Sorte Farangs und habe meinen Hormonhaushalt mit meiner Thai-Ehefrau in Saudi Arabien gepflegt. :) Nun ist sie schon lange meine Ex.

Seit Ende 1990 sind wir gezwungenermaßen :cool: in Thailand. Der 1. Golfkrieg bricht Anfang des Jahres 1991 aus und meine Firma lässt uns, von ihr bezahlt, ins Ausland gehen, bis sich die Lage eventuell wieder beruhigt. Es sollten mehr als vier Monate dauern, bis wir wieder zurück nach Saudi flogen.

IBM BKK stellt mir sogar ein Büro zur Verfügung. Aber das hat mich nach ein paar Wochen nicht mehr oft gesehen, :bigsmile

Es gibt eine riesige Farang-Thai-Gesellschaft in Saudi Arabien. Farangs aus aller Herren Länder und mit einem repräsentativen, gehobenen Berufsquerschnitt. Doktoren und Ingenieure, Architekten und Finanziers, Computerspezialisten für die gigantischen und hochmodernen Rechenzentren und Wartungsspezialisten für die neu erworbenen englischen Tornados.

Viele sind der asiatischen Weiblichkeit verfallen und trotz geistiger Gesundheit, finanzieller Unabhängigkeit und eines gewissen Wohlstandes nicht gefeit vor der Bauernschläue und den manchmal für uns unverständlichen schmerzhaften Höhen und Tiefen der unergründlichen weiblichen Thaiseele.

Auf einmal ist es ungewiss, ob die Saudi-Immigration die mit Farangs verheirateten Thaigirls, die mit ihren Ehemännern Pattaya besuchen oder alleine ihre Familie zu Hause, wieder ins Land lässt.

Auf Grund des Juwelen-Skandals hatte Saudi Arabien kurz vorher Zehntausende der thailändischen Gastarbeiter des Landes verwiesen. Die Saudis sind sauer. Über die Hälfte des aufgefundenen Schmucks, den die Thais wieder zurücksendeten, bestand aus Fälschungen, wie man sie an jeder Straßenecke in den Touristenorten kaufen kann.

Der berühmte Blaue Diamand tauchte nie mehr wieder auf.

Auch dies ein Grund, in diesem Urlaub die Zeitung täglich zu lesen. Die thailändische Presse hat sich des Themas über mit Farangs verheirateten Thaifrauen in Saudi Arabien angenommen. Ständig wechselt die Aussage. Mal müssen auch die Thai-Farang-Ehefrauen Saudi Arabien verlassen oder werden an der Saudi-Immigration zurückgewiesen, mal ist alles wieder halb so schlimm. Manch einflussreicher Saudi Arbeitgeber spricht bei King Fahad vor und sagt ihm, er könne seinen Laden gleich dicht machen, da er seine besten Leute verlieren würde, falls die Thai-Ehefrauen seiner westlichen Mitarbeiter auch des Landes verwiesen würden. Die Situation bleibt vorläufig offen.

Meine Saudi Rials habe ich glücklicherweise schon in Baht gewechselt und auf die Bank geschafft, ehe in diesem „Zwangsurlaub“ der Ärger auf beiden Seiten so richtig los geht. Die paar Rial Scheine, die ich noch in der Tasche habe, nimmt keine Wechselstube in Pattaya mehr an, mit der Begründung: „shit money!“ Aber vor dem Juwelenvorfall war es eine beliebte Umtauschwährung in Thailand.
 

Iffi

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Pattaya 1991 - Nach der Wende

Bier Bar Gespräche


Die Thais sind noch aus einem anderen Grund sauer. Haben sie doch eine sprudelnde Geld- und Devisenquelle verloren. Die Thaiarbeiter in Saudi Arabien überwiesen jährlich Millionen von Rials/Dollars in ihr Heimatland. Jetzt sitzen sie zu Hause und viele schulden Haus und Hof den Brokern, die ihnen das beliebte saudische Arbeitsvisum für teures Geld beschafft haben,

So einige Bargirls in Pattaya schafften vor 1991 zu diesem Zweck an. Ich erinnere mich an Zwiegespräche an den Bierbars, die gar nicht ungewöhnlich sind.

„Where you come from?“

„From Saudi“, meine spaßig gemeinte Antwort um ihre Reaktion zu testen.

Nach zwei Sekunden, in denen sie für sich entscheidet, dass ich kein Araber bin, die nächste Frage:

„You work?“

„Yes“

„Oh, my brother work there too. He work for driver, Lady, very rich“, war eine nicht selten gehörte Antwort.

Wobei der „driver“ mit Mechaniker, Elektriker, Bauarbeiter, Clean Swimming Pool, Wartungsarbeiter („fix air condition“) ersetzt werden kann.

In vertrauensvollen Minuten und weil ich eine journalistisch neugierige aber warme Seele habe, verrät mir die ein oder andere, warum sie in der Bar arbeitet und den größten Teil ihres Verdienstes wirklich nach Hause schickt. Nämlich nicht um ihre Eltern über Wasser zu halten, sondern um Visumschulden für den Bruder zu begleichen. Dabei scheinen solche Mädels nie sauer auf ihren Bruder zu sein. Im Gegenteil. Sie lieben ihn besonders.

Falls er allerdings ihr meist nur traditionell geheirateter Ehemann ist, d.h. ohne standesamtliche Papiere, kann die Sache oft ganz anders aussehen. Der schickt seiner Göttergattin aus Saudi meistens nur die ersten paar Monate lang Geld, dann immer weniger, bis der Segen schließlich ganz versiegt.

Sie würde es so ihrem neuen potentiellen Farang-Ehemann nie erzählen, dass sie aus diesem Grunde auf einem Haufen voller Schulden sitzt. Zu sehr hätte sie Angst davor, ihr neues Glück zu gefährden. Ihr neuer Göttergatte wird sein Leben lang glauben, er unterstütze ihre arme Familie in der Walachei. 1991 ist das nicht unbedingt die Wahrheit.

Auch wenn wir es meistens nicht wahrhaben wollen. Die Bargirls haben eine sehr individuelle Geschichte, ihre spezielle Vergangenheit. Sie kommen nicht aus dem Nichts und haben nur auf den sie heiraten wollenden Prinzen des Abendlandes in abgeschotteter und lebensfremder Einsiedelei gewartet, oder gehen völlig unbeschwert und unbefangen ihre Farang-Partnerschaft fürs „Leben“ ein.

Nein. Sie sind in ihrer Kindheit und frühen Jugend von Armut und teils von zockenden Müttern, saufenden und schlagenden Vätern und ständig schnorrenden und bettelnden zu nichts nutze Brüdern geprägt worden. Sie alle tragen eine Last, haben Lebenserfahrungen gesammelt, deren manchmal betrügerisch kriminelle Aktionen sie meist zuallerletzt ihrer westlichen Errungenschaft mitteilen. Falls doch, machen die Gutmenschen dann verständnisvoll aus „betrügerisch kriminellen Aktionen“ den „Kampf ums überleben“.

Ok, aber nicht wundern, falls solche „verständnisvollen“ Farangs selber Opfer der „überlebens-Strategie “ ihrer Süssen werden. :frech

Meist wollen die Milieumädels einfach ihren neuen „Versorger“ mit ihrer selbstverschuldeten Scheisse nicht belasten, sondern stellen sich gerne als Opfer dar. Nach dem Motto: von der Mutter ungeliebt, von den Schwestern gehasst und von den Brüdern ausgenutzt. Die gleichaltrigen oder etwas älteren Jungs wollten nur ficken und haben sich aus dem Staub gemacht, als sie schwanger wurde.

Aber sie öffnen sich manchmal gegenüber einem Außenstehenden, bei dem sie nicht Angst haben müssen, dass er die Wahrheit ihrem potentiellen Göttergatten erzählt.

Umgekehrt gilt das auch für uns Männer. Wie viele von uns haben schon einer Bardame Dinge erzählt, die unsere Holde und manchmal unser bester Freund nicht wissen durfte? Die Bardamen sind nicht unbedingt stolz darauf. Genauso wenig wie ich, wenn mir wieder einmal ein Bargirl etwas erzählt hat, was ihr Prinz nicht wissen darf.

„Mai put Farang“, erzähl’s nicht dem Farang,

sagt manche mir schon länger bekannte Bardame, mit der ich mich gerne unterhalte, dann mit einem Blick auf den potentiell in sie unsterblich verliebten Urlauber, der gerade vom Pinkeln zurückkommt und auf dem Pissoir, mit Blick auf seinen besten Freund in der Hand, eventuell den Entschluss gefasst hat, für den Pass, das Visum und das Ticket Heim ins Reich für seine Angebetene zu sorgen...
 

Iffi

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Pattaya 1991 - Nach der Wende

Die Tage sind gezählt



Als ob das Problem Thailands mit Saudi Arabien im Pattaya Araberviertel ein Fass für weitere Übernahmen durch die lokale Mafia öffnet, bleiben auch andere Kreise nicht verschont. Zuerst hatte es Lothar Kröhn mit seinen BABY AGOGOs und Ocean View Hotel schon 1990 erwischt.

Lothar war einer der ersten deutschen Paten, Godfather, in Pattaya. Er war im Jahrzehnt der 80er der ungekrönte König in Pattaya. Er hatte eine angenehme höfliche Art und war kein Großmaul wie ein gewisser Wolfgang Ullrich, der nach Lothar in den 90ern die Patenrolle übernahm. Zu dem später mehr.

Lothar 2. von links – Wolfgang 2. von rechts

Medium 479559 anzeigen


Er war zumindest eine lokale Farang-Größe und 1990 Star in der „Bangkok Post“. Ihm wurde alles Mögliche angehängt. Mal schien er aus dem Schneider zu sein, mal noch tiefer in der Scheisse.

Er war als Farang zu erfolgreich in Pattaya, und die leichte Übernahme der Saudi-Vergnügungsstätten durch Thais machte Geschmack auf mehr. Er wehrte sich ausdauernd gegen Verleumdungen, manchmal zu seinen Gunsten, aber nur um am nächsten Tag festzustellen, dass er einer Abschiebung immer näher rückt.

1990 verließ er vorsorglich Thailand schlagartig. So viel ich weiß, konnte er einen Teil seines Vermögens retten und lebt (noch?) irgendwo in SOA.

Bei Lothar bin ich mir nicht sicher, ob seine Besitztümer und Wohlstand auf kriminellen Aktivitäten basieren. Eher wohl nicht. Aber er war ganz sicher mit Polizei Offizieren und anderen einflussreichen Politikern verbandelt. Deren finanzielle Forderungen wurden wohl immer höher, je erfolgreicher Lothar wurde. Irgendwann mal hat sich Lothar wohl gewehrt und hat damit das Ende seiner Pattaya Karriere besiegelt.

Ein anderer deutscher Hotel- Restaurant- und Barbesitzer, mit einem professionellen Faible für Rennwagen und dem besten Tartar und Kapern in Süd-Ost-Asien auf der Speisekarte, wird es 1991 wohl nicht mehr lange machen. Ich kenne ihn und weiß, dass er schon auf der Abschussliste steht. Angst scheint er nicht zu haben. Sein ungezügeltes und aneckendes Ego gegenüber Thais trägt einiges dazu bei. Ob er das überleben wird? „A bullet is cheap”, wie man in Pattaya sagt, eine Patrone ist billig, sagte er mir einmal selber.

Wenn ich mich recht erinnere, hat er 1991 nicht lange überlebt.

Ab 1991 verschlechterte sich, nicht nur für Deutsche Geschäftsleute, die Lage. Die Thais wollten endlich ein Stück vom Kuchen.

Jetzt, wo ich dies alles nachlese und ergänzend niederschreibe, wird mir klar, welch Umbruchzeit um 1991 in Pattaya herrschte.

Da ist einmal der Mauerfall 1989 in Deutschland, der 1991 erste Auswirkungen auf den Pattaya Tourismus zeigte. Das war eigentlich die lustige Seite, für uns deutsche Westler zumindest.

Zweitens der Juwelendiebstahl in Saudi Arabien, der der ganzen Welt deutlich machte, wie korrupt und verlogen die Thailändische Polizei bis in die Spitzen ist und der einen nicht geringen Verlust von Deviseneinnahmen in Thailand bewirkte. Das Fernbleiben von finanziell sehr grosszügigen Saudi Touristen war auch schmerzlich.

Drittens gerieten in Pattaya geschäftlich erfolgreiche Farangs ins Visier der Thai Mafia, zu der auch und ganz besonders die Polizei gehört. Lothar war nur ein sehr bekanntes Opfer am Anfang dieser Entwicklung in Pattaya. Nach ihm hat es so einige andere erfolgreiche Farangs erwischt.

Ab 1991 standen erfolgreiche Farangs im Bar und Restaurantgeschäft in Pattaya unter Beobachtung und liefen Gefahr, von der lokalen Mafia mit Hilfe der Polizei rausgeekelt zu werden um den Laden in Thaihände zu nehmen.

Manchmal war dabei auch ein „Bullet“ beteiligt. Es gab Tote.

Ab 1991 war die Grundregel für Farang Barbesitzer: nur nicht all zu sehr positiv auffallen. Es könnte den Neid und die Gier von Thais erwecken. Die hatten inzwischen den Respekt und Hochachtung vor erfolgreichen Farangs verloren und wollten selber ein Stück vom Kuchen.

Die Primitiv-Methode war dann Drohungen oder einfach die Verdoppelung der jährlichen Pacht für die Bar um den Farangbesitzer los zu werden oder ihn zumindest bluten zu lassen.

Dies alles ist nicht etwa auf meinem eigenen Mist gewachsen. Nicht nur ein Farang Barbesitzer hat mir während der vielen Jahre, die ich Patty kenne, die Situation erklärt, in der er sich befindet. Nach ein paar Bier und Whiskey und überhaupt nach längerer Bekanntschaft blieb die Bedrohung durch die Pattaya Mafia, falls die Bar zu erfolgreich wurde, kein Geheimnis mehr.

Unbegrenzte Offenheit zu diesem Thema erlebte ich dann, falls sich herausstellte, dass wir beide Saudi Erfahrung haben. Das verbindet kolossal.

Welcher Barbesitzer gibt bei irgendwelchen beliebigen Gästen schon gerne zu, dass er sich mit der Mafia (Chinesisch Stämmige, Polizei und hochrangige Stadtpolitiker) arrangieren muss.

In Patpong in BKK war dieser Wandel schon längst geschehen. Die Bier und Go Go Bars waren früher in den Händen von Farangs. Hauptsächlich Amis. Oft Ex Vietnam Veteranen. Denen wurde nach und nach ein „Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen konnten“. Auch hier gab es Tote.

Ab jetzt, 1991, war Pattaya dran.


Wir werden sehen...
 

Taldren

Schwuttenversteher
   Autor
11 November 2010
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37.840
4.965
Berlin
Von Pattaya habe ich 1989 das erste mal durch einen Arbeitskollegen gehört. Vorher war mir dieser Ort völlig unbekannt und meine Urlaubsschwerpunkte lagen vorher auf Ibiza, Mallorca etc. :bigsmile Was er über Pattaya erzählt hatte, hab ich ihm sowieso nicht geglaubt, bzw. hatte ich es für völlig übertrieben gehalten.:D
Durch die Wende war ich damals in Deutschland beruflich so eingespannt, dass es sich einfach nicht ergeben hat und die Interessen auch völlig andere waren.

Es hat bis zum Jahr 1992 gedauert, bis dass ich mich dann doch aufgerafft habe, ins Reisebüro zu gehen, um mit Neckermann eine Pauschalreise nach Pattaya zu buchen. Online ging ja noch gar nix.:bigsmile

Das erste Hotel in dem ich dann für 14 Tage gewohnt hatte, war das East Sea Resort in Naklua. Ab diesem Urlaub hat sich mein Leben komplett geändert. :lool
Und ja, an vielen Ecken konnte man schon den Sachsen Dialekt hören. :D
 

tikerskep

Member Inaktiv
Inaktiver Member
28 Juni 2018
178
246
1.153
Bin Sachse und ab 89/90 für einige Jahre nach Thailand ausgestiegen. Die
Bangkok Post kostete 10 Baht und der Spiegel war in Pattaya und auf Samui
für (glaub ich) 160 oder 180 Baht zu bekommen. Visa Runs damals noch nach
Malaysia gemacht. Penang. Meist in George Town ins Hotel und von da aus
dann Ausflüge nach Batu Ferringhi usw gemacht.
Auf Samui wurden zu der Zeit (zumindest am Chaweng) auch einige Farang
Bar Owner vertrieben. Hatte das zum Glück noch mitbekommen. Sonst hätte
ich eine in der Nähe des damalgen Chaba Resort übernommen für hohe
Ablöse. Dann doch lieber 1990 im Isan ein Haus gebaut.
Super Thread Thema. Lese sehr gerne hier mit.
 

Sensem@nn

Dumpfbacke
   Autor
1 September 2009
1.522
1.818
1.963
HAJ
sehr interessant wie es früher mal war. Mein erster Besuch in Pattaya war 2016, vorher lieber auf den Inseln rumgetrieben.
First Time Thailand 2009, davor zum surfen auf Bali ein paar Urlaube.
Das Decksloch Pattaya ging halt gar nicht, jetzt liebe ich es
 
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