und weiter...
"...
Wir haben diesen Tag nun auch hinter uns.
Vorab erst noch mal kurz zu dem Thema Alkohol bei Beerdigungen, welches hier heftig diskutiert wurde.
@Liggi
Kein Alkohol im Tempel? Du hast sicher schon viel von Thailand gesehen, auch schon sicher viel mehr als ich, aber demnach noch nicht alles. Ich weiß jetzt nicht, wie man diese große Halle nennt, die auf den Geländen der meisten Wats sind und in denen verschiedenste Zeremonien abgehalten werden. Ich meine nicht den Tempel selbst mit der großen Buddha Statue.
Da habe ich auf dem Land schon mehrmals Tag und Nacht bei allen möglichen Anlässen, auch Beerdigungen, die Bier und Schnapsleichen zu zig, manchmal zu hundert rumliegen sehen. Vom Recycling-Verkaufswert der Bier- und Schnapsflaschen alleine, hättest Du noch ne extra Party machen können.
Ist nicht so mein Ding, obwohl ich bekannterweise ja auch der Meinung bin, dass eine Beerdigung nicht ausnahmslos nur aus „Schwarz“ und „Tränen“ bestehen muss.
Finde es auch nicht so toll, gerade bei Beerdigungen, wenn dann vor der Halle im Angesicht des Sarges, an den Tischen, wo auch Speisen serviert werden, heftig gesoffen wird. Finde da die deutsche Art schon stilvoller: Beerdigung würdevoll und dann geht man in ein Lokal.
Vorab: Bei Markos Beisetzung heute habe ich jedenfalls auch keinen Tropfen Alkohol gesehen, es sei denn, jemand hatte vielleicht einen Flachmann in der Hosentasche und hat sich damit mal heimlich hinter die Tempelmauer verdrückt.
So, das zum Thema Sauferei bei Beerdigungen.
Zum Ablauf des heutigen Tages.
Ich war kurz nach Mittag mit meiner Frau im Tempel, da sie gerne helfen wollte, falls es etwas zu helfen gab. Marko wurde am Vormittag schon von dem Aufbahrungs-Kühlsarg in den weißen Holzsarg umgebettet und stand jetzt aufgebahrt vor dem noch mit einem Vorhang verdeckten Tür des Krematoriumsofen.
Was mir für eine Beisetzung in Th schon ungewöhnlich war, dass es hier auch keine Speisen für die Trauergäste gab, sondern nur Wasser, Tee und Kaffee. Soll aber auch nicht heißen, dass ich dort hin kam, um mich voll zu fressen, war mir halt nur neu. Somit überreichten später auch nur wenige Trauergäste der Witwe Nong einen Briefumschlag mit Geld, da die Kosten einer solchen Bestattung etwas mehr im rahmen bleiben.
Habe auch in einer Ecke noch mal all die Speisen gesehen, die die ihn liebenden für seinen letzten Weg besorgt haben. Belegte Brötchen mit seinen Lieblingsbelägen, gegrillter Tintenfisch, seine heiß geliebte Pizza mit Parmaschinken, Lakritzschnecken, Käseecken usw. usw. Hätte sich Marko sicher eine Woche lang von ernähren können.
Manche mögen so etwas vielleicht für albern befinden, aber ich sehe das als irgendwie doch schöne Gesten von Menschen, die mit solchen Sachen einfach eine herrliche Art der Symbolik rüber bringen. Hat was fast Kindisches, aber das liebe ich bei den Thais, nicht immer, aber in solchen Situationen schon. Da steckt meist mehr Herz drin, als in der Niederlegung von teils mehrere hundert € teuren Kränzen, wie wir es aus EU kennen.
Langsam trafen dann die Trauergäste ein. Wer nicht schon an den Tagen der Totenwache vor Ort war, zündete heute noch ein Räucherstäbchen an und verneigte sich vor dem Sarg. Ich hatte diese Zeremonie schon am Dienstag hinter mir, tat es aber heute noch mal für einen Freund Markos, der mich darum gebeten hat.
Kurz vor 16.00 erschien dann der, man verzeihe mir, dass ich hier den echten Titel der Person nicht kenne, der „Obermönch“ und predigte fast eine Stunde lang. Die Thais saßen mit zum Gebet erhobenen Händen andächtig dort und lauschten seiner Worte. Wir Farangs sammelten uns in der Zeit eher etwas abseits, da die meisten von uns ja auch die Predigt nicht verstanden. Wir wollten da die Thais nicht stören und, ich sag’s mal ehrlich, an der Ecke vor dem Tempel konnte man auch rauchen.
Father Giovanni vom Camillian Center in Rayong wollte gerne kommen, musste sich aber wegen wichtiger Termine in Bangkok entschuldigen. Dafür kamen seine ehrenamtlichen Mitarbeiter Johny und Marco. Leider konnte Father Giovanni somit auch nicht eine für meine Begriffe sehr schöne Geste, der am engsten betroffenen Frauen persönlich erleben.
Mit den Frauen meine ich seine Ehefrau Nong, seine Lebensgefährtin Antonett, die Mutter seines Kindes und das Personal aus der Susi Bar. Sie hatten gemeinsam die Sammelbox aus der Susi Bar vom Camillian Center für „Unsere Kinder“, die Aids-Waisen in Rayong, aufgestellt. Sämtliche überreichten Geldspenden wanderten in die Box und Nong ging sogar noch mehrere Runden mit der Box durch die auch vor der Halle stehenden Trauernden um für eine Spende für die Kinder zu bitten.
Dann kamen neun Mönche, die noch einige Gebete sprachen. Die engsten Angehörigen und Freunde überreichten neue Gewänder für sie und es wurden diese bei Thai-Bestattungen bekannten Blümchen aus einem Papier-Pappe-Gemisch an die Trauergäste verteilt.
Diese Blumen haben in etwa die symbolische Bedeutung der kleinen Sträußchen, die man in D in die Gräber wirft. Hier erfüllen sie aber auch einen anderen Zweck. Sie dienen dazu, als Zunder das Feuer zu entfachen. In einfachen ländlichen Gegenden habe ich es erlebt, dass der Leichnam, teilweise sogar ohne Sarg, offen verbrannt wird, indem man eine große Wanne voll Kohle unter der Leiche damit entfacht.
Im Wat Po in Naklua dienen sie auch nur noch zur symbolischen Entfachung der ersten Flamme. Dieser Ofen hier ist schon von neuester Technik, der nach schließen der Tür mit wenigen Knopfdrücken elektronisch dann erst richtig in Betrieb genommen wird. Mag sich vielleicht etwas pietätlos anhören, aber ich finde es auch sehr gut, dass der Kaminabzug einen Geruchsfilter hat.
Abgesehen, dass ich ca. 50 m Luftlinie hinter dem Wat wohne und somit früher jede Einäscherung in dem Wat zumindest geruchsmäßig in meinem Wohnzimmer miterlebte, hatte ich mit dieser alten Art der Verbrennung schon oft leichte Probleme. Da stehst du nun am Sarg eines Menschen, der dir wichtig oder nahe war, den du vielleicht sogar auch geliebt hast und dann stinkt es auf einmal nur noch erbärmlich. Hatte da schon mehrmals leichte Koordinierungsschwierigkeiten, das mit meinen Gefühlen in Einklang zu bringen.
Zurück zu Markos Trauerfeier. Alle Trauergäste erhoben sich noch mal zu einer stillen Gedenkminute und dann ging man ein letztes mal zum Sarg und legte diese Blümchen nieder.
Unmittelbar, bevor der Sarg in den Ofen geschoben wurde, wurde der Deckel noch mal kurz geöffnet und man konnte noch einen letzten Blick auf den Verstorbenen werfen.
In dem Moment stehe ich normalerweise immer ganz weit hinten, heute aber nicht, da ich noch die Freundschaftspflicht zu erledigen hatte, für jemanden, der nicht vor Ort sein konnte, eine symbolische Gabe mit auf Markos letzten irdischen Weg zu geben.
Der Mönch, der den Sargdeckel öffnete, sagte: „Look, he smile!“ Und Marko hatte wirklich die Züge eines zufriedenen Lächelns auf seinem Gesicht.
Diese Nähe zu ihm ließ mir dann auch leider die traurige Ehre oder Pflicht zukommen, dass ich von dem Mönch eine etwas größere Papierblume überreicht bekam, mit der ich nun die erste Flamme entzünden sollte.
Bei aller Ehre und Verbundenheit, eine Ehre, der ich mich in Zukunft bei ähnlichen Anlässen gerne entziehen möchte.
So weit mein Bericht vom heutigen Tage. Ich hoffe, dass ich die richtigen Worte getroffen habe, um Freunde in der Ferne, die es interessiert, zu informieren und ein paar kleine Infos zum Ablauf einer Bestattung hier in Th geben konnte.
Am Sonntag treffen wir uns noch mal in der Susi Bar. Dort werden wir die Spendenbox leeren und Nong will noch ein Programm für Montag bekannt geben. Ein Teil von Markos Asche soll im Wat Po verbleiben, ein anderer soll von einem Boot aus dem Meer in der Bucht von Pattaya übergeben werden. Ein kleiner Teil der Asche geht aber auch mit seiner Lebensgefährtin Antonett mit in deren Heimat auf die Philippinen.
Ein paar tage später will dann Nong mit ein paar Freunden Markos nach Rayong fahren, um den Erlös der Sammlung dort zu übergeben.
Gruß Kalle"
"...
Wir haben diesen Tag nun auch hinter uns.
Vorab erst noch mal kurz zu dem Thema Alkohol bei Beerdigungen, welches hier heftig diskutiert wurde.
@Liggi
Kein Alkohol im Tempel? Du hast sicher schon viel von Thailand gesehen, auch schon sicher viel mehr als ich, aber demnach noch nicht alles. Ich weiß jetzt nicht, wie man diese große Halle nennt, die auf den Geländen der meisten Wats sind und in denen verschiedenste Zeremonien abgehalten werden. Ich meine nicht den Tempel selbst mit der großen Buddha Statue.
Da habe ich auf dem Land schon mehrmals Tag und Nacht bei allen möglichen Anlässen, auch Beerdigungen, die Bier und Schnapsleichen zu zig, manchmal zu hundert rumliegen sehen. Vom Recycling-Verkaufswert der Bier- und Schnapsflaschen alleine, hättest Du noch ne extra Party machen können.
Ist nicht so mein Ding, obwohl ich bekannterweise ja auch der Meinung bin, dass eine Beerdigung nicht ausnahmslos nur aus „Schwarz“ und „Tränen“ bestehen muss.
Finde es auch nicht so toll, gerade bei Beerdigungen, wenn dann vor der Halle im Angesicht des Sarges, an den Tischen, wo auch Speisen serviert werden, heftig gesoffen wird. Finde da die deutsche Art schon stilvoller: Beerdigung würdevoll und dann geht man in ein Lokal.
Vorab: Bei Markos Beisetzung heute habe ich jedenfalls auch keinen Tropfen Alkohol gesehen, es sei denn, jemand hatte vielleicht einen Flachmann in der Hosentasche und hat sich damit mal heimlich hinter die Tempelmauer verdrückt.
So, das zum Thema Sauferei bei Beerdigungen.
Zum Ablauf des heutigen Tages.
Ich war kurz nach Mittag mit meiner Frau im Tempel, da sie gerne helfen wollte, falls es etwas zu helfen gab. Marko wurde am Vormittag schon von dem Aufbahrungs-Kühlsarg in den weißen Holzsarg umgebettet und stand jetzt aufgebahrt vor dem noch mit einem Vorhang verdeckten Tür des Krematoriumsofen.
Was mir für eine Beisetzung in Th schon ungewöhnlich war, dass es hier auch keine Speisen für die Trauergäste gab, sondern nur Wasser, Tee und Kaffee. Soll aber auch nicht heißen, dass ich dort hin kam, um mich voll zu fressen, war mir halt nur neu. Somit überreichten später auch nur wenige Trauergäste der Witwe Nong einen Briefumschlag mit Geld, da die Kosten einer solchen Bestattung etwas mehr im rahmen bleiben.
Habe auch in einer Ecke noch mal all die Speisen gesehen, die die ihn liebenden für seinen letzten Weg besorgt haben. Belegte Brötchen mit seinen Lieblingsbelägen, gegrillter Tintenfisch, seine heiß geliebte Pizza mit Parmaschinken, Lakritzschnecken, Käseecken usw. usw. Hätte sich Marko sicher eine Woche lang von ernähren können.
Manche mögen so etwas vielleicht für albern befinden, aber ich sehe das als irgendwie doch schöne Gesten von Menschen, die mit solchen Sachen einfach eine herrliche Art der Symbolik rüber bringen. Hat was fast Kindisches, aber das liebe ich bei den Thais, nicht immer, aber in solchen Situationen schon. Da steckt meist mehr Herz drin, als in der Niederlegung von teils mehrere hundert € teuren Kränzen, wie wir es aus EU kennen.
Langsam trafen dann die Trauergäste ein. Wer nicht schon an den Tagen der Totenwache vor Ort war, zündete heute noch ein Räucherstäbchen an und verneigte sich vor dem Sarg. Ich hatte diese Zeremonie schon am Dienstag hinter mir, tat es aber heute noch mal für einen Freund Markos, der mich darum gebeten hat.
Kurz vor 16.00 erschien dann der, man verzeihe mir, dass ich hier den echten Titel der Person nicht kenne, der „Obermönch“ und predigte fast eine Stunde lang. Die Thais saßen mit zum Gebet erhobenen Händen andächtig dort und lauschten seiner Worte. Wir Farangs sammelten uns in der Zeit eher etwas abseits, da die meisten von uns ja auch die Predigt nicht verstanden. Wir wollten da die Thais nicht stören und, ich sag’s mal ehrlich, an der Ecke vor dem Tempel konnte man auch rauchen.
Father Giovanni vom Camillian Center in Rayong wollte gerne kommen, musste sich aber wegen wichtiger Termine in Bangkok entschuldigen. Dafür kamen seine ehrenamtlichen Mitarbeiter Johny und Marco. Leider konnte Father Giovanni somit auch nicht eine für meine Begriffe sehr schöne Geste, der am engsten betroffenen Frauen persönlich erleben.
Mit den Frauen meine ich seine Ehefrau Nong, seine Lebensgefährtin Antonett, die Mutter seines Kindes und das Personal aus der Susi Bar. Sie hatten gemeinsam die Sammelbox aus der Susi Bar vom Camillian Center für „Unsere Kinder“, die Aids-Waisen in Rayong, aufgestellt. Sämtliche überreichten Geldspenden wanderten in die Box und Nong ging sogar noch mehrere Runden mit der Box durch die auch vor der Halle stehenden Trauernden um für eine Spende für die Kinder zu bitten.
Dann kamen neun Mönche, die noch einige Gebete sprachen. Die engsten Angehörigen und Freunde überreichten neue Gewänder für sie und es wurden diese bei Thai-Bestattungen bekannten Blümchen aus einem Papier-Pappe-Gemisch an die Trauergäste verteilt.
Diese Blumen haben in etwa die symbolische Bedeutung der kleinen Sträußchen, die man in D in die Gräber wirft. Hier erfüllen sie aber auch einen anderen Zweck. Sie dienen dazu, als Zunder das Feuer zu entfachen. In einfachen ländlichen Gegenden habe ich es erlebt, dass der Leichnam, teilweise sogar ohne Sarg, offen verbrannt wird, indem man eine große Wanne voll Kohle unter der Leiche damit entfacht.
Im Wat Po in Naklua dienen sie auch nur noch zur symbolischen Entfachung der ersten Flamme. Dieser Ofen hier ist schon von neuester Technik, der nach schließen der Tür mit wenigen Knopfdrücken elektronisch dann erst richtig in Betrieb genommen wird. Mag sich vielleicht etwas pietätlos anhören, aber ich finde es auch sehr gut, dass der Kaminabzug einen Geruchsfilter hat.
Abgesehen, dass ich ca. 50 m Luftlinie hinter dem Wat wohne und somit früher jede Einäscherung in dem Wat zumindest geruchsmäßig in meinem Wohnzimmer miterlebte, hatte ich mit dieser alten Art der Verbrennung schon oft leichte Probleme. Da stehst du nun am Sarg eines Menschen, der dir wichtig oder nahe war, den du vielleicht sogar auch geliebt hast und dann stinkt es auf einmal nur noch erbärmlich. Hatte da schon mehrmals leichte Koordinierungsschwierigkeiten, das mit meinen Gefühlen in Einklang zu bringen.
Zurück zu Markos Trauerfeier. Alle Trauergäste erhoben sich noch mal zu einer stillen Gedenkminute und dann ging man ein letztes mal zum Sarg und legte diese Blümchen nieder.
Unmittelbar, bevor der Sarg in den Ofen geschoben wurde, wurde der Deckel noch mal kurz geöffnet und man konnte noch einen letzten Blick auf den Verstorbenen werfen.
In dem Moment stehe ich normalerweise immer ganz weit hinten, heute aber nicht, da ich noch die Freundschaftspflicht zu erledigen hatte, für jemanden, der nicht vor Ort sein konnte, eine symbolische Gabe mit auf Markos letzten irdischen Weg zu geben.
Der Mönch, der den Sargdeckel öffnete, sagte: „Look, he smile!“ Und Marko hatte wirklich die Züge eines zufriedenen Lächelns auf seinem Gesicht.
Diese Nähe zu ihm ließ mir dann auch leider die traurige Ehre oder Pflicht zukommen, dass ich von dem Mönch eine etwas größere Papierblume überreicht bekam, mit der ich nun die erste Flamme entzünden sollte.
Bei aller Ehre und Verbundenheit, eine Ehre, der ich mich in Zukunft bei ähnlichen Anlässen gerne entziehen möchte.
So weit mein Bericht vom heutigen Tage. Ich hoffe, dass ich die richtigen Worte getroffen habe, um Freunde in der Ferne, die es interessiert, zu informieren und ein paar kleine Infos zum Ablauf einer Bestattung hier in Th geben konnte.
Am Sonntag treffen wir uns noch mal in der Susi Bar. Dort werden wir die Spendenbox leeren und Nong will noch ein Programm für Montag bekannt geben. Ein Teil von Markos Asche soll im Wat Po verbleiben, ein anderer soll von einem Boot aus dem Meer in der Bucht von Pattaya übergeben werden. Ein kleiner Teil der Asche geht aber auch mit seiner Lebensgefährtin Antonett mit in deren Heimat auf die Philippinen.
Ein paar tage später will dann Nong mit ein paar Freunden Markos nach Rayong fahren, um den Erlös der Sammlung dort zu übergeben.
Gruß Kalle"