Bangkoks Dachleben
Wer Aussichten beschreibt landet schnell beim Klischee. Ob atemberaubend oder schwindelerregend, grandios oder spektakulär – in der Phrasenkiste versteckt sich Allerlei, um zu benennen, was eigentlich geschaut werden sollte. Und wer nach einer im Flugzeug halb durchwachten Nacht in Bangkok ankommt, der ist sowieso nicht mehr Herr seiner Sinne. Schwüle Hitze tut ihr übriges, um das Hirn zu erweichen, nachmittäglicher Schlaf bringt nur unzureichende Linderung.
Vielleicht ist es so zu erklären, dass beim Betreten der Dachterrasse der Sky Bar sogleich ein ganzes Feuerwerk an Phrasen abfeuert wird: Atemberaubend steht deutlich an erster Stelle, direkt gefolgt von spektakulär, und auch schwindelerregend kommt immer wieder vor. Aber fangen wir unten an, im Erdgeschoss des Lebua State Towers, wo der Dresscode kontrolliert wird: Geschlossene Schuhe und lange Hosen bei den Herren, elegante Sandalen bei den Damen. Flip-Flop-Träger müssen draußen bleiben, Rucksäcke, aber auch alle anderen großen Taschen, an der Garderobe abgegeben werden.
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So verlässt der Besucher im 63. Stock ganz unbeschwert den Fahrstuhl. Und dann geschieht es, denn die Aussicht von der Sky Bar in The Dome ist letztlich unbeschreiblich. In allen möglichen Sprachen und Tonlagen äußert jeder Neuankömmling in etwa dasselbe, während er sich Schritt für Schritt eine Treppe hinabtastet, die vorsichtshalber hell beleuchtet ist. Ihm zu Füßen liegt die Stadt.
Tagsüber kann man Bangkok vielleicht spannend finden. Doch selbst dazu gehört einiges. Die thailändische Hauptstadt ist ein von breitspurigen Straßen durchzogener Moloch, in dem sich ein Gebäudeklotz an den nächsten heranschachtelt. Die Straßen sind chronisch verstopft, der Verkehr steht entweder oder er brüllt.
Nicht einmal in Klostern oder Tempeln findet man Ruhe, am Wat Pho oder am Wat Phra Kaeo etwa schieben sich Touristen in Scharen an den Buddhastatuen vorbei. Und wo der architektonische Wildwuchs zumindest in der Höhe gebändigt ist, so wie rund um die Touristenmeile Khao San Road, sieht man bunte Werbetafeln, während plärrende Lautsprecher das Stimmengewirr aus den Restaurants übertönen. Sieben Millionen Menschen leben offiziell in Bangkok, wie viele es genau sind, weiß niemand.
Als im Jahr 1970 das Hotel Dusit Thani mit seinen 23 Stockwerken eröffnete, überragte es alle anderen Gebäude bei weitem. Jetzt ist das Restaurant D’Sens im obersten Stockwerk fast ein Zwerg unter all den Dachterrassen-Bars. Sein größter Nachteil aber ist, dass man nicht draußen sitzen kann. Hinter den großen Fensterscheiben fühlt man sich wie im Tower eines Flughafens, dem inzwischen zahlreiche Wolkenkratzer die Sicht versperren. Das Baiyoke Sky Hotel, aktuell Bangkoks höchstes Gebäude, misst 309 Meter und besitzt 88 Stockwerke.
Ein Glasgeländer trennt hier die Gäste der Sky-Bar vom Abgrund. 200 Quadratmeter groß ist die Terrasse, an deren Ende eine runde, von innen beleuchtete Theke wie ein Ufo über der Stadt zu schweben scheint. Im Dunkeln schimmert ihr Milchglas mal blau, mal gelb, ein unwirkliches Strahlen überm Lichtermeer, in das der nahe Fluss Chao Praya eine nachtschwarze Spur schlängelt.
Auf den Dachterrassen findet man das, was unten fehlt: Stille sowie kühle und vor allem abgasfreie Luft. Nur Einheimische, die trifft man kaum. Die Preise liegen um ein Vielfaches über dem normalen thailändischen Niveau, und so treffen in den luftigen Höhen vor allem Touristen aufeinander. Deren Rechnung geht folgendermaßen: Für einen derartigen Blick von einem Aussichtsturm müsste man in anderen Städten zehn Euro Eintritt zahlen. Über den Dächern von Bangkok hält man für dieses Geld schon einen Cocktail in der Hand.
gefunden: "http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/2276575"]Stuttgarter Nachrichten[/URL]

Wer Aussichten beschreibt landet schnell beim Klischee. Ob atemberaubend oder schwindelerregend, grandios oder spektakulär – in der Phrasenkiste versteckt sich Allerlei, um zu benennen, was eigentlich geschaut werden sollte. Und wer nach einer im Flugzeug halb durchwachten Nacht in Bangkok ankommt, der ist sowieso nicht mehr Herr seiner Sinne. Schwüle Hitze tut ihr übriges, um das Hirn zu erweichen, nachmittäglicher Schlaf bringt nur unzureichende Linderung.
Vielleicht ist es so zu erklären, dass beim Betreten der Dachterrasse der Sky Bar sogleich ein ganzes Feuerwerk an Phrasen abfeuert wird: Atemberaubend steht deutlich an erster Stelle, direkt gefolgt von spektakulär, und auch schwindelerregend kommt immer wieder vor. Aber fangen wir unten an, im Erdgeschoss des Lebua State Towers, wo der Dresscode kontrolliert wird: Geschlossene Schuhe und lange Hosen bei den Herren, elegante Sandalen bei den Damen. Flip-Flop-Träger müssen draußen bleiben, Rucksäcke, aber auch alle anderen großen Taschen, an der Garderobe abgegeben werden.
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So verlässt der Besucher im 63. Stock ganz unbeschwert den Fahrstuhl. Und dann geschieht es, denn die Aussicht von der Sky Bar in The Dome ist letztlich unbeschreiblich. In allen möglichen Sprachen und Tonlagen äußert jeder Neuankömmling in etwa dasselbe, während er sich Schritt für Schritt eine Treppe hinabtastet, die vorsichtshalber hell beleuchtet ist. Ihm zu Füßen liegt die Stadt.
Tagsüber kann man Bangkok vielleicht spannend finden. Doch selbst dazu gehört einiges. Die thailändische Hauptstadt ist ein von breitspurigen Straßen durchzogener Moloch, in dem sich ein Gebäudeklotz an den nächsten heranschachtelt. Die Straßen sind chronisch verstopft, der Verkehr steht entweder oder er brüllt.
Nicht einmal in Klostern oder Tempeln findet man Ruhe, am Wat Pho oder am Wat Phra Kaeo etwa schieben sich Touristen in Scharen an den Buddhastatuen vorbei. Und wo der architektonische Wildwuchs zumindest in der Höhe gebändigt ist, so wie rund um die Touristenmeile Khao San Road, sieht man bunte Werbetafeln, während plärrende Lautsprecher das Stimmengewirr aus den Restaurants übertönen. Sieben Millionen Menschen leben offiziell in Bangkok, wie viele es genau sind, weiß niemand.
Als im Jahr 1970 das Hotel Dusit Thani mit seinen 23 Stockwerken eröffnete, überragte es alle anderen Gebäude bei weitem. Jetzt ist das Restaurant D’Sens im obersten Stockwerk fast ein Zwerg unter all den Dachterrassen-Bars. Sein größter Nachteil aber ist, dass man nicht draußen sitzen kann. Hinter den großen Fensterscheiben fühlt man sich wie im Tower eines Flughafens, dem inzwischen zahlreiche Wolkenkratzer die Sicht versperren. Das Baiyoke Sky Hotel, aktuell Bangkoks höchstes Gebäude, misst 309 Meter und besitzt 88 Stockwerke.
Ein Glasgeländer trennt hier die Gäste der Sky-Bar vom Abgrund. 200 Quadratmeter groß ist die Terrasse, an deren Ende eine runde, von innen beleuchtete Theke wie ein Ufo über der Stadt zu schweben scheint. Im Dunkeln schimmert ihr Milchglas mal blau, mal gelb, ein unwirkliches Strahlen überm Lichtermeer, in das der nahe Fluss Chao Praya eine nachtschwarze Spur schlängelt.
Auf den Dachterrassen findet man das, was unten fehlt: Stille sowie kühle und vor allem abgasfreie Luft. Nur Einheimische, die trifft man kaum. Die Preise liegen um ein Vielfaches über dem normalen thailändischen Niveau, und so treffen in den luftigen Höhen vor allem Touristen aufeinander. Deren Rechnung geht folgendermaßen: Für einen derartigen Blick von einem Aussichtsturm müsste man in anderen Städten zehn Euro Eintritt zahlen. Über den Dächern von Bangkok hält man für dieses Geld schon einen Cocktail in der Hand.
gefunden: "http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/2276575"]Stuttgarter Nachrichten[/URL]