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Thailand Lebendig über dem Zaun...

Iffi

In Memoriam
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Verstorben
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18 Oktober 2008
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Endstation ?

Der Abend vorher


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Der erste Abend nach dem Tod fand noch zu Hause statt. Der äussere Sarg diente als Kühlschrank. Den leisten sich meist nur die etwas Wohlhabenderen. Nur der innere Sarg wird später samt Inhalt verbrannt.

Bei natürlich Verstorbenen werden keine bösen Geister auf den Plan gerufen. Deswegen ist eine Aufbahrung zu Hause kein Problem. Ganz anders bei Unfallverstorbenen oder gar Mordopfern. In dem Fall bringt es Unglück, wenn man die Leiche zu Hause aufbewahrt. Die gehört dann in ein Wat oder sonstige dafür vorgesehene Orte.

Vielleicht entsinnt sich jemand an meinen Bericht über die Geisteraustreibung in unserem Dorf weiter zurück hier im Thema voriges Jahr. Die wurde notwendig, weil eine Familie den Leichnam ihres bei einem Unfall getöteten Sohnes zu Hause aufbewahrte. Das bewirkte nach dem Glauben der Leute hier, dass auch anderes Unglück über das Dorf kam. Erst als unser „Po Jei“, Grossväterchen, auf unserer Insel im Dorfsee besänftigt und um Beistand gebeten wurde, hatte unser Dorf wieder Ruhe.

In diesem Fall bestand also keine Gefahr für irgendwelches Ungemach und es wurde in Gegenwart des Toten zu Hause gehörig gefeiert.

Mönche gehören natürlich auch dazu. Sie alle kamen aus unserem Dorf-Wat und ich kenne sie alle inzwischen. Es waren 8 an der Zahl. Gerade Zahl ist wichtig bei Totenfeiern. Später bei der Einäscherung am nächsten Tag waren es 12. Dies im Gegensatz zu z.B. Haus-Tambon Feiern oder anderen Anlässen im Wat selber. Dann ist immer eine ungerade Zahl von Mönchen zugegen. In der Regel 9.

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Es waren um die 100 Leute zugegen. Viele kannte ich noch nicht einmal vom Sehen, denn der grösste Teil der Familie des Vaters meiner Frau kommt aus den umliegenden Dörfern. So einige von ihnen im Vergleich teuer gekleidet. Auch einige unserer Dorf-Damen hatten ihren Goldschmuck angelegt.

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Zum Abschluss wurde gespeist.

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Und manche blieben bis spät in die Nacht und zockten. Obwohl illegal in Thailand auch zu privaten Zwecken, braucht bei Totenfeiern niemand die Polizei zu befürchten. Dann wird es stillschweigend von der Exekutive geduldet.

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Eine der Damen am Zuschauerrand rief mir „mae dei, mae dei“, bloss nicht, zu ,als sie meinen Fotoapparat sah. Vermutlich hatte sie Angst vor „Entlarvung“. Ich hab' dann so fotografiert, dass sie nicht auf dem Bild war. Den anderen, auch aktiven Spielern, war's nämlich egal. Die grinsten bloss. Als ich das meiner Frau erzählte, meinte sie nur: „Die ist unsere Oberzockerin im Dorf, hat überall Schulden und hatte sogar schon deswegen mit der Polizei zu tun. Mach dir nichts draus, dass die dich angeblökt hat.“

Am nächsten Vormittag ging es dann zum Krematorium...
 
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Iffi

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Verstorben
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Endstation ?

Die letzte Fahrt



Kurz vor der Abfahrt zum Krematorium am nächsten Morgen versammelten sich die Leute. Meine Frau war absolut happy. Sah sie doch die engsten Verwandten ihres Vaters endlich mal wieder. Die sind nämlich über einige Provinzen verstreut.

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Nur eine Schwester ihres Vaters und damit auch des Verstorbenen lebt bei uns im Dorf. Also eine Tante meiner Frau väterlicherseits. Sie ist sehr rüstig und gut drauf. Ihr gehört eines der grössten Grundstücke hier im Dorf. Genug Platz für einen grossen Gemüsegarten, Kühe und viele Hühner ebenfalls. Eine grössere Reisfarm in Dorfnähe. Einen eigenen Mähdrescher und Traktor haben die auch.

Und dann jing et lo-os. Zunächst wurde der Sarg, noch im Kühlsarg, verladen.

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Volksfeststimmung kam auf. Unzählige Leute in vielen Limousinen und Pick Ups machten sich auf den Weg zum Krematorium. Der Weg führte am gut gefüllten Wasserkanal um das halbe Dorf herum...

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...und nach der Überquerung des Kanals über Sandwege durch die Walachei Richtung Wäldchen. Ganz in der Nähe des Krematoriums wurde aus dem Auto-Korso ein Mönchskorso.

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Und dann gings 3 mal um das Krematorium herum.

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Danach wurde der Sarg, während des Transports noch im Kühlsarg, entladen, aus dem „Kühlschrank“ herausgenommen und im Krematorium vor der Ofentüre aufgestellt.

Der Kühlsarg wird nicht etwa entsorgt, sondern wiederverwendet. Der ist nämlich nur gemietet.

Der Verstorbene wird allerdings samt Sarg verbrannt werden.

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Nachdenklich schaute ich auf dieses Krematorium und versuchte gedanklich Freundschaft mit ihm zu schliessen. Voraussichtlich wird dieser Ort eines Tages auch meine Endstation sein.

Medium 444174 anzeigen
Übrigens ein Gedanke, der mir keinen Schrecken einjagd oder mich traurig stimmt. Aus dem Alter bin ich raus, :cool:
 

franki

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14 Januar 2009
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Dresden, Deutschland
Danke für den Einblick! Im Dorf meiner Frau werden die Toten nicht nur 1 Tag, sondern zwischen 3 Tage und 1 Woche zu Hause aufgebahrt. Je 'wichtiger' der Tote war, desto länger, die ganze Zeit über werden die Trauergäste beköstigt. Das sind wahrscheinlich so lokale Unterschiede.
 
Pattayareise

Iffi

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Verstorben
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Endstation ?

Mönche und Gäste



Auf der Waldlichtung gibt es auch eine Sala. Dort liessen sich die Mönche und Trauergäste nieder. Die Mönche machten eine Zeitlang ihren Pali-Singsang

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Ein Mönch hielt eine längere Rede. Laut meiner Frau über „Karma“.

Karma bedeutet Tat und nicht etwa Schicksal wie in unserem westlichen Sprachgebrauch.

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Es sind nämlich die Taten (Karma) des Verstorbenen zu seinen Lebzeiten, die seine Zukunft und sein nächstes Leben, sein Schicksal, bestimmen.

Waren es gute Taten (gutes Karma) dann wird sein nächstes Leben entsprechend komfortabel und gut sein.

Waren es schlechte Taten (schlechtes Karma) dann wird sein nächstes Leben entsprechend unbequem und schwierig sein.

Auch draussen sassen viele Leute auf unzähligen Plastikstühlen und lauschten geduldig den Mönchen. Alle wurden namentlich notiert. Es waren insgesamt über 150 Gäste. Laufend ging jemand herum und servierte rote und grüne Limonade und kühles Wasser.

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Meine Frau versuchte danach lange nicht gesehene Verwandte ihres Vaters zu finden.

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Und hier sind ein paar.

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Besonders auf dem nächsten Bild lässt sich bei einer Dame die chinesische Herkunft nicht verleugnen. Es ist die 3. von links. Sie gehört zur engeren Familie des chinesischen Grossvaters meiner Frau und ist recht wohlhabend.

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Ganz links die bei uns im Dorf lebende Schwester des Vaters meiner Frau und des Verstorbenen. Daneben meine Frau.

Die Kleiderordnung ist übrigens nicht strickt bei solchen Anlässen. Ja, schwarz überwiegt. Aber die hauptsächlich dunkelblaue Bauerntracht ist auch völlig OK. Knall Gelb, Orange oder Rot wäre allerdings total unpassend.

Danach war's dann Zeit zum Abschiednehmen von dem Verstorbenen...
 

Iffi

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Endstation ?

Abschied



...aber nicht für immer. Auf Wiedersehen im nächsten Leben.

Eine Enkeling, wohl eher Ur-Enkeling, hatte die ganze Zeit während der Prozession sein Bild getragen.

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Dies wurde dann neben dem Sarg aufgestellt.

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Es wurden jede Menge Kokusnüsse geköpft.

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Der Sarg war geöffnet und man konnte noch einen letzten Blick auf den Verstorbenen werfen. Sein Körper war mit einem weissen Tuch bedeckt aber sein Gesicht war frei. Er sah noch frisch aus, als ob er schlief. Allerdings mit dem typisch wächsernen Anschein.

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Die Gäste überschütteten den Verstorbenen von Kopf bis Fuss mit Kokusnusssaft, wünschten dem Toten alles Gute auf seinem Weg und baten um Beistand für irgendwelches Ungemach.

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Und hier dann die wirkliche Endstation für die Erscheinung dieser Person in diesem Leben. See you in our next life.

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Vorher zum Abschluss machten auch die Mönche ihre letzte Runde

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Noch ein paar letzte Bilder von der engeren Verwandtschaft. Rechts die Schwester des Toten und Tante meiner Frau und links eine Dame des chinesischen Teils seiner Familie.

Medium 444292 anzeigen

Zwei nahe Verwandte hatten je ein Silbertablett mit ein bis fünf Baht Münzen in Silber- und Goldpapier gewickelt in der Hand und warfen diese Münzen wie Kamellen zum Kölner Karneval unters Volk.

Und das war's dann, nachdem zum Abschluss noch drei laute Böller gezündet wurden.

Medium 444293 anzeigen
Diese drei „Kracher“ böllern zweimal im Todesfall. Einmal am Tag des Todes gleich am Haus des Verstorbenen und einmal am Krematorium während der Verbrennung.

Man kann sie kilometerweit hören. Wenn ich bedenke wie oft in der Woche es bei uns in der Gegend dreimal böllert, dann wundere ich mich schon fast, dass hier überhaupt noch Leute leben.

Während der ganzen Zeremonie gab es keine sichtbare Trauer der Gäste. Äusserlich war es einfach eine Zusammenkunft vieler Leute zu einem festlichen Akt. Es wurde viele palavert und auch gelächelt. Der fröhliche und total lockere Eindruck überwog. Die einzige Ausnahme war die Schwester des Verstorbenen. Die hatte des öfteren Tränen im Gesicht.

Der Ablauf dieser Art Feierlichkeiten variiert natürlich je nach Gegend in Thailand, dem Geldbeutel der Familie und dem gesellschaftlichen Status des Verstorbenen. Aber im Grossen und Ganzen sind sie sich alle ähnlich.

Was die Dauer der Feierlichkeiten betrifft, hab ich eine Besonderheit feststellen können. Während der Verstorbene nur 2 Tage zu Hause aufgebahrt war, dann am 3. Tag verbrannt wurde, blieben danach viele Gäste noch 4 weitere Tage, an denen weitergefeiert wurde. Die wollten alle beköstigt werden. Abends gab's Musik und Getränke bis in die späte Nacht hinein. Zusammen dauerte die „Party “ also 7 Tage. Zieht man die Anzahl Gäste in Betracht, war die Angelegenheit sicherlich nicht billig.

Ab jetzt wende ich mich wieder dem „lebendig“ im Thread-Titel zu.
 

Iffi

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Zweiter Gerichtstermin

Vorgeschichte



Dieser fand am 1. Februar 2018 statt. Es war die Hauptverhandlung.

Die Geschichte dieses Falls ist über mehrere verschiedene Beiträge in diesem Thread verteilt, wie da sind Beitragsnummern aus dem Jahre 2017:

1327, 1330, 1335, 1337 Mauerbau, August

1342, 1355, 1363, 1369, 1406, 1419, 142 Polizeiliche Vernehmungen, August/September

1435 Erster Gerichtstermin November


Worum ging's?

Während meiner Abwesenheit in Pattaya, zwecks Besorgung von Lebensbescheinigungen im Konsulat, stieg unser Nachbar über die damals noch niedrige Mauer zwischen seinem und unserem Grundstück, schlich sich von hinten an meine Frau heran, die gerade thait-typisch eingewickelt im Sarong und nicht etwa nackt draussen mit Regenwasser duschte und fasste sie von hinten an ihre Brüste.

Das Geschrei meiner Frau verhinderte Schlimmeres, da sofort Nachbarn herbeieilten. Einer, der später unser Hauptzeuge war, sah den Knaben noch, wie er wieder über die niedrige Mauer abhaute.

Wir bauten zunächst eine hohe Mauer zum Nachbargrundstück und meine Frau zeigte den Knaben an.

Medium 444372 anzeigen

Er ist 47 Jahre alt. Im August und September fanden mehrere polizeiliche Vernehmungen statt, ein ausführliches und auch bebildertes Protokoll wurde angefertigt und der Staatsanwaltschaft übergeben.

Der erste kurze Gerichtstermin fand im November statt. Er diente aber nur der sehr kurzen Anhörung meiner Frau als Anklägerin und des Angeklagten. Beitragsnummer 1435.

Der wirkliche Gerichtstermin fand nun am 1. Februar statt.
 
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Iffi

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Zweiter Gerichtstermin

Hauptverhandlung?

Medium 444374 anzeigen

So richtig blick ich da noch nicht durch. Vermutlich war dieser Gerichtstermin am 1.2.2018 die Hauptverhandlung. Fast ein halbes Jahr seit dem Vorfall war ins Land gezogen.

Anwesend waren:

  • Meine Frau
  • Zwei Zeugen, Tante und ein Nachbar
  • Unsere Dorfchefin
  • Der Polizeichef, der die Protokolle aufgenommen hatte
  • Der Angeklagte
  • und ich

Von der Gerichtsseite:

  • Der Rechtsanwalt meiner Frau
  • Der Rechtsanwalt des Angeklagten
  • Der Staatsanwalt
  • Ein Richter, später kam noch eine Richterin hinzu
  • Eine Gerichtsschreiberin
  • Eine süsse Gehilfin

Wir alle waren für 9 Uhr am Morgen vorgeladen. Die Gerichtsschreiberin und Gehilfin waren zuerst da. Pünktlich!

20 Minuten später Rechtsanwälte und Staatsanwalt. Der Richter kam erst um 10 Uhr. Dann ging's los.

Meine Frau, der Polizeichef, die beiden Zeugen und die Dorfchefin wurden von beiden Rechtsanwälten, dem Staatsanwalt und nur ein wenig vom Richter verhört. Der Angeklagte nicht. Der sass nur die ganze Zeit stumm da mit starrer Miene.

Meine Frau war als erste dran. Alle anderen ausser mir und dem Angeklagten mussten den Gerichtssaal währenddessen verlassen. Ich wurde vermutlich anstandslos geduldet. Die anderen wurden dann nach und nach, wenn auch sie dran waren, wieder in den Gerichtssaal gerufen. Auf diese Art und Weise konnten die Aussagen der einzelnen Zeugen nicht von den Aussagen der Vorgänger beeinflusst werden.

Habe zwar so gut wie nichts verstanden, aber machte mir meinen Reim aus der Mimik und dem sprachlichen Ton besonders des Staatsanwaltes. Dieser war sprachlich sehr aktiv und schien voll auf der Seite meiner Frau zu sein. Was sie mir auch später bestätigte.

Der Rechtsanwalt des Angeklagten schien bemüht zu sein, kam mir aber nicht besonders optimistisch oder gar aggressiv gegenüber der Anklage vor. Frustriert?

Der Rechtsanwalt meiner Frau nahm es auf die leichte Schulter. Ausserdem schien er recht unausgeschlafen zu sein. Fehlte nur noch, dass er wegpennte.

Der Richter machte sich nicht etwa Notizen, sondern nutzte einen handlichen Voice-Recorder, auf den er seine Bemerkungen während der Verhöre sprach. Er war überhaupt ein cooler Typ.

Meine Frau wurde zuerst ausgibig von allen Parteien interviewed. Ich sah ihr an wie beherrscht sie war. Besonders gegenüber dem Rechtsanwalt des Angeklagten. Hätte der ihr irgendwas Ungebührliches unterstellt, hätte er ein blaues Wunder erlebt. Den hätte meine Frau fertig gemacht. Denn vor Uniformen und Talaren geht sie nicht auf die Knie. Bleibt aber respektvoll. Die Frage des Richters gleich zu Anfang, ob sie denn mit einer gütlichen Einigung einverstanden wäre, verneinte sie. Der Knabe hätte sich ja noch nicht einmal entschuldigt, sondern im Gegenteil sie überall schlecht gemacht. Wie andere Dorfbewohner ihr erzählten.

Dann war die Tante dran. In Gegenwart von „Obrigkeit“ wird sie zum Mäuschen. Aber sie hat ihr Ding gut gemacht.

Der Nachbar, der den Angeklagten sogar noch gesehen hatte, als er gerade abhaute, machte seine Aussage ohne Faxen und Emotionen und das obwohl er dem Angeklagten gerne eine gehörige Abreibung verpassen würde. Dieser Nachbar war der Hauptzeuge.

Der Polizeichef machte solch ein Verhör sichtlich nicht zum ersten mal und spulte professionell sein Ding ab.

Das lockerste Verhör geschah mit der Dorfchefin. Für mich schien es, als würde sie als autoritär „Gleichgestellte“ unter diesen Talar-Trägern behandelt. Selbst der Richter witzelte mit ihr herum. Der Staatsanwalt sowieso. Ausserdem sprach sie sehr selbstbewusst und war total locker drauf.

Laut meiner Frau hat die sie in höchsten Tönen als absolut anständige Frau gelobt und jeden Zweifel ausgeräumt, dass meine Frau eventuell ein Flittchen sei. Als mit einem Farang Verheiratete hätte man ihr ja eventuell einen Strick daraus drehen können. Vermute ich mal. Was weiss ich. Bei einer dorfbekannten Pattaya Nutte hätte der Angeklagte wahrscheinlich die grosse Chance gehabt, glimpflich davon zu kommen.

Und wie gesagt, er kam während dieser Verhandlung nicht zu Wort.

Punkt 12 Uhr standen der Richter mit der später hinzugekommenen Richterin auf und verschwanden. Verhandlung beendet.

Alle Zeugen bekamen je 200 Baht auf die Hand, sogar meine Frau. Erstaunlich. Der Angeklagte nicht. Das Geld wurde von der süssen Gerichtshelferin ausgezahlt, nachdem jeder ein Empfangsformular unterschrieben hatte. Sie interviewte mich auf Englisch dabei. Woher ich käme, wie lange schon in Thailand, etc. Bestätigte sich wiedermal, dass dies keine Pattaya spezifischen Fragen der Bar-Mädels sind.

Der nächste Termin ist am 21. März. Urteilsverkündung?

Am nächsten Tag gab es noch ein kleines Nachspiel. Das überaus passive Verhalten ihres Rechtsanwaltes während der Verhandlung war der Gegenstand. Meine Frau war hinterher auf 180. Hatte er doch damals 3,000 Baht im voraus für seine Dienste kassiert. Teegeld?

Sie rief ihn daraufhin am nächsten Tag an und geigte ihm ihre Meinung. Money for what? Der meinte nur, dass sowieso alles im Interesse meiner Frau gelaufen sei. Es ginge nur noch um die Höhe der Entschädigung, die sie vom Angeklagten fordern könne. Daran würde er gerade arbeiten.

Wir werden sehen...
 
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Tauber

HORRIDO
   Autor
16 November 2017
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Hallo Iffi
auch von mir ein großes Dank für deine Lebens Geschichte.
Du hast mir einen weiteren Einblick in das Leben, abseits des Pattaya Rummels gegeben.
Es war für mich ein Vergnügen, daran teilhaben zu dürfen.
Wünsche dir weiterhin alles Gute und vor allem viel Gesundheit!

Beste Grüße
Tauber
 
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Iffi

In Memoriam
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Verstorben
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18 Oktober 2008
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Danke dir @Tauber

Ist ja genau meine Absicht, etwas vom Leben von den Tiefen in Thailand abseits der Touristen Spots weiterzugeben.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Jetzt geht's erstmal weiter mit dem Leben in unserm Dorf.

Zunächst mal, es ist mal wieder saukalt. bis 14 c runter.

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Das Englisch unserer Kleenen überrascht mich immer wieder. Kürzlich kam sie mit Süssigkeiten "Kanom" in der Hand aus der Toilette zurück. Ich fragte sie vorwurfsvoll in meinem besten Thai:

"He, khun ging and kie hongnam?" (du isst und scheisst auf der Toilette?)

Darauf hin meinte sie in ihrem besten Englisch:

"yes, I eat and shit same time."

Well, well, dat wird schlimm enden :hyaenen

Party dancing

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thaiguy

Lady Drink King
   Autor
25 Dezember 2013
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Hallo,
diese Saetze zur Beerdigung waren mir im Kopf haengen geblieben: "Die Kleiderordnung ist übrigens nicht strickt bei solchen Anlässen. Ja, schwarz überwiegt. Aber die hauptsächlich dunkelblaue Bauerntracht ist auch völlig OK"

Die dunkelblaue Bauerntracht ist ja keine Altagskleidung. Die Jacke Deiner Frau ist bestickt und ich denke auch Indigoblau und nicht Chemieblau. So eine Tracht ist in gewisser oft mit einer Uniform vergleichbar. Sie signalisiert den Status der Traegering in der Gemeinschaft. Falls dies so ist, ist Deine Frau lieber als etablierte und anerkannte Baeuerin dorthin gegangen. Schwarz haette sie vermutlich allein als trauernde Anwohnerin, niedriger Status somit, ausgewiesen. Solche Kleidergeschichten sind oft interessanter und vielschichtiger als man denkt. Vielleich kannst Du ja als lokal 007 mehr herausbekomme. ;)

Danke fuer all die Infos und Fotos
 

Iffi

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Verstorben
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18 Oktober 2008
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Wegebeleuchtung

Unser Dorf ist wie ein Schachbrettmuster aufgebaut. Wobei die Ost-West Längsstrassen mit Beton-Strohmmasten versehen sind, die auch Strassenlaternen tragen.

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Die Nord-Süd-Richtungen sind zwar auch elektrifiziert, sieht aber mehr provisorisch aus. Deren Masten sind teils aus Holz und relativ kurz und die Kabel ungeordnet.

Hier einer dieser ausrangierten Masten, nachdem die neuen Masten installiert waren.

Medium 445838 anzeigen

Hinzukommen Seitenwege, die sich durch die Schachquadrate schlängeln. An solch einem Seitenweg liegt der Eingang zu unserm Haus.

All die Jahre zuvor wurde der Seitenweg zu unserm Haus und auch zwei Strassenlaternen von einer dieser Behelfslösungen mit Strom versorgt. Bis dann vor etwa einem Jahr die Strassenlaternen auf diesen Seitenwegen entfernt wurden. Stromversorgung blieb aber aufrecht.

Mit anderen Worten: nachts war es stockdunkel an unserm Weg. Eigentlich für uns kein Problem, denn Veranda und Grundstück können von uns selber des nachts hell erleuchtet werden, wenn wir wollen.

Nun muss man aber wissen, dass die Lichter an und in den Privathaushalten hier im Dorf zwischen 8 und 9 Uhr nachts ausgehen. Die Leute gehen früh ins Bett und in den Häusern selber sind die Lichter sowieso auf Sparflamme. Man sieht ab 19 Uhr dann vereinzelt nur die Fernseher flackern.

Als dann die Bezirksverwaltung oder gar die Dorfchefs keine Anstalten machten, uns wieder mit Wege-Beleuchtung zu beglücken, der Strom dafür ist ja umsonst, ergriff meine Frau die Initiative. Warum Strom-Geld für unsere private Aussenbeleuchtung verschwenden, wenn die Gemeinde das übernehmen kann?!

Nu glaube nur ja keiner, dass dieses dörfliche Thai-Untertanenvolk auf die Idee kommen würde, sich der Sache anzunehmen. Gegenüber solchen Respektpersonen wie z.B. den Leuten der Elektrizitäts-Büros äussert man keine untertänigen Bitten. Solange die nicht selber auf die Idee kommen, mal was zu tun, wäre es absolut unhöflich, die auf irgendein Versäumnis hinzuweisen. Auf den Knien bitten, schon eher, aber nicht jeder bringt das übers Herz.

Also lieber alles beim alten lassen, die „da oben“ einfach machen lassen und weiter leiden. Ist ja eine buddhistische Tugend. Tambon der höchsten Stufe, :kk

Ein grosser Teil dieser Verhaltensweise bei den einfachen Lütt basiert auch auf der typisch Thai Konfliktvermeidung und dem Aus-dem-Wege Gehen von eventuellen Unannehmlichkeiten.

Auch bei meiner Frau hat es ein Weilchen gedauert, bis sie die Faxen dicke hatte. Aber als es dann soweit war, kannte sie kein Halten mehr. In der Hinsicht ist sie die grosse Ausnahme in unserm Dorf. Was sich alleine schon darin äussert, das die Leute sie kontaktieren und um Hilfe bitten, falls es um irgendwelche amtlichen Dinge geht.

„Komm. Wir fahren jetzt ins Ampoe Elektrizitäts Office. Bilder von unserm Dorfweg hab ich schon mit dem Handy gemacht.“ meinte sie nur. Ich werde dann den Antrag für die Strassenbeleuchtung stellen.“

Anfangs habe ich mit am Schreibtisch gesessen. Aber nach 15 Minuten wurde mir das zu viel. Zu oft kam dem Typen die Floskel: „mae dai, mae dai“ „geht nicht“, über die Lippen.

Ich war kurz davor, ihm auf englisch meine Meinung zu geigen. Scheiss egal, ob der mich versteht oder nicht. Meine Frau kennt mich und fragte, ob ich mir einen Kaffee besorgen wolle. OK, Baby, aber lass dich nicht von dem Arsch verarschen, flüsterte ich ihr ins Ohr.

Kurz...nach zwei weiteren Besuchen, ohne mich, waren wir uns einig.

Es ging aber nicht ohne Unkosten unsererseits. Unser Seitenweg fällt nämlich nicht unter die Kategorie: „öffentlich finanzierte Beleuchtung.“ Was übrigens nicht die Stromkosten betrifft, sondern lediglich die Infrastruktur wie Masten, Kabel und Lampen.

Von anderer Seite wurde uns dann bestätigt, dass der Bezirk für die Beleuchtung solcher Seitenwege nicht verantwortlich ist.

Meine Frau sprach mit ihrer Tante, die auf der anderen Seite des Weges wohnt und beide wurden sich einig, die Einmalkosten für Material und Installation von 20,000 Baht zu teilen.

Aber es sollte noch etwas dauern. Immer wieder fanden die „Amtlichen“ Ausreden, warum sie keine Zeit für die Installation hätten. Meine Frau hat in solchen Fällen eine Methode, die meist erfolgreich ist. Sie appelliert an den Service-Gedanken. Ob sie sich denn bewusst wären, dass die ein Service-Amt seien, dass für die Bürger da sei. Und ob sie wollen, dass jemand des nachts in der Dunkelheit stolpert und sich verletzt.

Noch ein paar ernste Worte dazu und schon am nächsten Tag ging es los. Insgesamt hatte es vom Antrag bis zur Installation fast sechs Wochen gedauert. Ohne standiges Nachhaken würden wir immer noch drauf warten.

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Iffi

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18 Oktober 2008
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Strassenbeleuchtung Installation

Eines kann ich schon im voraus sagen: die Jungs haben absolut zügig und professionell gearbeitet. Kein übliches Rumgelaber und stundenlanges Ausdiskussieren der Vorgehensweise, so wie man es von ungelernten „Hilfskräften“ bei anderen Gelegenheiten kennt.

Es wurden drei ellenlange Masten. Einer gleich an der Dorfhauptstrasse, einer auf unserm Weg und einer direkt bei uns am Haus. Der einzige mit Laterne übrigens.

Medium 445836 anzeigen

Löcher buddeln und Aufrichtung der Masten war problemlos mit dem Gerät.

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Die Löcher in den Betonmasten dienen zweierlei. Einmal zur Befestigung von irgendwelchen Dingen, z. B. Porzellanköpfe, an denen die Stromkabel befestigt werden und einmal für die Steigbügel um hochzuklettern. Die Kabel wurden im nu gezogen und befestigt.

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Medium 445922 anzeigen
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Strom zu unserm Haus wurde nur 2 Stunden lang unterbrochen.
 
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Iffi

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Verstorben
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18 Oktober 2008
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Strassenbeleuchtung Installation


Die Stromzähler wurden zuletzt installiert.

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Und noch etwas, ein paar Tage später. Ein kleiner Kasten an unserem Briefkasten. Da werden in Zukunft die Stromrechnungen abgelegt.

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Bisher kam immer einer mit der Stromrechnung auf dem Moped vorbei und kassierte gleich in bar. In Zukunft müssen wir die irgendwo anders bezahlen. Z.B. im 7/11. die bieten ja solchen Bezahl-Service an. Auch für Telefongebühren und Internetdienste, wie CAT.

Bei uns im Dorf wird gemunkelt, dass so einige Kassierer die eingenommen Gebühren unterschlagen hätten und sie deswegen abgeschafft wurden. Kann natürlich auch Personaleinsparung sein.
 

thalueng

Pensioner
   Autor
22 Oktober 2008
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Chonburi
Bisher kam immer einer mit der Stromrechnung auf dem Moped vorbei und kassierte gleich in bar. In Zukunft müssen wir die irgendwo anders bezahlen. Z.B. im 7/11. die bieten ja solchen Bezahl-Service an. Auch für Telefongebühren und Internetdienste, wie CAT.

Wir machen das per monatlicher Abbuchung übers Bankkonto, einfach beim Stromanbieter ein Formular ausfüllen, mit dem
zur Hausbank, dort auch wieder ein Formular ausfüllen und dann kommt lediglich monatlich die maschinelle Rechnung,mit allen relevanten
Daten samt Abbuchungsbescheid ins Haus und der Weg zum 7/11 bleibt einem erspart.:D
 
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