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Thailand Hans geht mal wieder hanseln

Iffi

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18 Oktober 2008
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Hansel erschafft sich seine Traumfrau


Als Tum wieder rauskommt, fällt Hansel die Kinnlade runter. Aus einem nackten geilen Mädel, dass schon in jungen Jahren ihren Körper oy oy-mässig kennt und dies gewöhnlich unter Jeans und T-Shirt verbirgt, ist eine erotische Frau für alle sichtbar geworden. Lagerfeld ist und bleibt ein Schnarchsack im Vergleich zu Hansel in Bezug auf Einkleidung von Damen. Die anderen Mädels freuen sich auch und eine erzählt ihm, dass sie Tum das erste mal in einem Kleidchen sieht.


“Ist komisch aber wahr. Wir haben alle mal hier in Jeans und T-Shirt angefangen. Zu schüchtern für Kleider.”

„Ehrlich? Warum denn? Ihr seid doch Weiber.“

„Ja, ehrlich. Zwischen all den geilen Boecken fühlt man sich anfangs sicherer mit reißfesten Jeans. Die sind wie eine beschützende Rüstung.“

Tum begibt sich emanzipiert und befreit von sturmgeprüftem Segeltuch an die Go Go Stange und zieht eine aufreizende Show ab, indem sie ihren freien Schenkel blitzen lässt und ihr Spiegelbild unablässig beobachtet. Selbst Harald starrt nach drei Wochen Überreizungs-Urlaub unverhohlen in ihre Richtung und zündet sich fast seine Nase anstatt die Zigarette an. Die hatte er nämlich vergessen, in den Mund zu stecken. Womit hat Hansel nur diese Vollfrau verdient? Er weiß jetzt endgültig, dass er verliebt ist. Alles wird gut. Koste es, was es wolle.

“Gefällt dir das Kleid?” fragt sie, aber nicht ohne ihre Unzufriedenheit mit der Schönheit ihrer nackten Beinen auszudrücken. Der Hans im Hansel registriert wohlwollend diese Konstante unter den Thaimädels, die fast alle unzufrieden mit ihren Beinen sind und sagt:

“Was redest du da. Du hast die intelligentesten Beine, die mir je untergekommen sind.”

“djin djin?”

“djin djin djin.

(gaaaanz sicher)

“Es ist das erste mal, dass ich ein Kleid in einer Bar trage. Du hast mich dazu ermutigt, t’rak jaa.” Säuselt Tum und gibt ihm einen nassen Kuss auf den Mund, sodass Hansel einen leichten Krampf in seiner linken Wade verspürt. Ein untrügliches Zeichen für die Aktivitäten seiner Nebenhoden.

Hansel läuft zur vollen Form auf. Er wird sich sein Mädel schaffen, so wie er es in seinen Träumen gesehen hat, als Mama ihm noch die Brust gab. Zusätzlich wird er bei jeder ihrer Bemerkungen aufmerksam auf einmalige Anzeichen ihrer einmaligen Liebe zu ihm suchen und finden, anstatt ihr Säuseln als Weibergewäsch abzutun. Der nasse Kuss und dann auch noch in der Öffentlichkeit war so intim, dass es keinen Zweifel mehr gibt. Seine noch junge Liebe eines alternden Gesellen zu ihr wird bereits erwidert.

“Wie spät ist es eigentlich” fragt er Tum, da er aus den Augenwinkeln einen Uhrenverkäufer nahen sieht.

“Keine Ahnung, hab keine Uhr.”



He he, Hansel weiß selber, dass er gar nicht unklever ist und nur das Feld vorbereitet, damit ihr die Entscheidung, eine Uhr von ihm anzunehmen, etwas leichter fällt.

Hansel wollte sich sowieso ein oder zwei Uhren kaufen, wie immer, wenn er in Thailand verweilt. Er selber entscheidet sich für eine schicke Rolex, weil in der Thai-Forenlandschaft so gerne darüber tiefen-psychologisch gelästert wird. Ja, er hat schon seinen eigenen Kopf. Tum konzentriert sich auf das neueste Longines Modell. Die Uhr hat die Form einer Tonne und kostet in Europas so um die 900 EUROs. Modernen Geschmack hat sie auch noch, und Hansel fühlt sich in seiner Einschätzung dieser Ausnahmefrau immer mehr bestätigt.

Harald, gleich nebenan, wird beim Anblick von Hansels verliebter Spendierfreudigkeit fast übel, läuft fahl an, verschluckt sich an seinem Bier und bekommt einen typischen Kotzhusten-Anfall.
Hansel kann mit ihm mitfühlen, denn er kennt den Affen selber, der manchmal schneller ist, als man trinken kann.


Schnell und professionell wird das Armband auf die passende Länge gestutzt, denn der Verkäufer hat das passende Werkzeug dabei. Erst jetzt sieht Hans das schmale Oberlippenbärtchen des Händlers und sagt ins Blaue:

“assalamu alaikum, habibi”

Der ist ganz Ohr und freut sich wie ein Schneekönig. „alaikum salam“ Er erzählt, dass er aus dem Süden kommt, eine Frau und zwei Kinder hat und abwechselnd drei Monate in Pattaya und zu Hause verbringt. Sein Geschäft läuft so la la aber es reicht zum Leben.

Die Rolex kostet 1400 Baht und die Longines 1000. Hansel lehnt es ab zu handeln. Sonst denkt hier noch einer, dass er “kiniau” wäre und sich die echten Uhren womöglich nicht leisten könne. Nein, sein Gesicht will er hier nicht verlieren.

Tum lacht und zeigt auf ihre Badelatschen.

“Schau mal. Jetzt sehe ich aus wie ne Lady und hab keine passenden Schuhe dazu.”

Genau im richtigen Moment. Hansel weiß, dass schöne, geile und smarte Frauen eigentlich unbezahlbar sind und reicht ihr 2000 Baht zum Schuhefassen. Stöckelschuhe sollen es sein, denn die darf sie auch anlassen, wenn sie heute Nacht wieder nackisch vor ihm steht. Die machen so geile Waden und Oberschenkel.

"Kauf dir welche mit Riemchen um die Fesseln. Auf die stehe ich besonders, Liebste. Und achte darauf, dass sie wasserdicht sind, damit du sie unter der Dusche anlassen kannst.”

Tum antwortet lachend: “Mein lieber Hansel, du siehst nicht nur unverschämt gut aus sondern hast auch noch ehrlichen sexy Humor. Das liebe ich. Heute Nacht werde ich dich vernaschen und dem Pornoprogramm Konkurrenz machen.”

Überlässt ihm ihre kleine Schminktasche als Pfand und verschwindet flugs auf einem Motorbike Taxi. Sie beim Schuhe Einkaufen zu begleiten, kommt für Hansel nicht in Frage. Den Stress tut er sich heute nicht an. Da kommt für einen kurzen Moment wieder der Hans durch.

Zeit für ihn, sich mal wieder umzuschauen und den nächsten “Take it easy, Hansel” zu bestellen. Oh Mann, was ist er in Wirklichkeit doch für’n toller Hecht. Er wusste, dass diese Seite seiner Person schon lange, allerdings verschüttet, in ihm schlummerte. Die deutschen Hochnäsinnen waren nur zu doof, sie zu entdecken und an die Oberfläche zu motivieren. So was können nur richtige Frauen, die auch was von männlicher Politik und wasserdichten Stöckelschuhen verstehen. Frauen wie Tum eben. Ausserdem könnte er hier jede haben, wie die stetigen verstohlenen Blicke in seine Richtung beweisen. Und das schöne ist, dass ihm sein Geld dabei nicht im Wege steht. Nein, Hansel ist eine Persönlichkeit und die Mädels hier wissen das noch zu schätzen...
 
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Iffi

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Rote Bäckchen



Inzwischen haben die Mädels mit Kunden rote Bäckchen von den Lady Drinks. Hansel sieht das gerne, denn sie sind das erste Zeichen von wirklicher Zuneigung, was auch die angeregten in purem deutsch geführten Gespräche innerhalb der sich anbahnenden Partnerschaften beweisen.

Die armen Geschöpfe ohne Kunden schielen öfter traurig in Richtung Hansel oder Tum, die stolz ihr neues Outfit zusammen mit wasserdichten Schuhen an der Stange vorstellt. Es ist herzerweichend.

Die soziale Kluft in Thailand fällt Hansel wie Schuppen aus den Augen. Hier ist der Beweis. Tum wohlversorgt mit der Hand an der Stange, und die Unbemannten mit leeren Händen durstig und hungrig auf dem Hocker. Welch Tragödie, verschuldet vom regierenden Alleinunterhalter dieses schönen Landes. Tum hat Recht und in Hansel reift eine Idee heran.

„You understand what I am saying”?
(haste verstanden, was ich gesagt habe?)

fragt Tum wie so oft, nachdem sie ein bis zwei Sätze gesagt hat. Hansel glaubt ihr nun auf’s Wort, dass sie wirklich mit einem Engländer lange zusammen war und nicht etwa seit dem ersten Schuljahr in einer Bar arbeitet.


Hansel hatte vorher nämlich viel über die Sexual-Gewohnheiten der Mädels in Thailand gelesen. Demnach beginnt ihre Karriere schon in jungen Jahren in den trauten Heimen der Verwandtschaft an der Hausbar. Onkels, Cousins und manchmal auch Basen bereiten sie auf das Lotterleben als Thai-Frau zum Wohle von Mann und Frau vor. Aber das spielt sich alles in Thai ab und sicher nicht in Englisch.

„Ja meine Liebe“

antwortet er spontan und hofft, dass sie nicht irgendeine komplizierte Fragen gestellt hat, denn er hat ihr für einen Augenblick nicht zugehört.
Vorsichtshalber fügt er noch hinzu:

„Und was kann ich sonst noch für dich tun, Liebste?“

Hansel hat ein schlechtes Gewissen wegen seiner Unaufmerksamkeit. Wäre ja schlimm, wenn er schon in diesem frühen Stadium das wachsende liebevolle Verhältnis zu Tum aufs Spiel setzen würde.

„Nein danke, Liebling. Du hast schon sooo viel für mich getan. Aber schau mal die beiden dort drüben.“

...antwortet Tum und zeigt auf zwei Damen auf den Hockern und mit leeren Händen und keine Stange zum Festhalten in der Nähe. Hansel weiß instinktiv, was Tum meint. Seelenverwandt halt. Das drückt sich oft in Gedankenübertragung zwischen zwei Verliebten aus.

„Rotbäckchen“?

„Ja, Rotbäckchen. Kannst du meine Gedanken lesen?“

fragt Tum und haucht einen zärtlichen Kuss auf Hansels Wange. Der wird rot bis unter den Haaransatz, weil Harald kopfschüttelnd, aber wenigstens ohne Kotzhusten zu ihnen herüber schaut.

Hansels Röte will sich gar nicht verflüchtigen, weil nun auch noch Scham wegen seines Lapsus dazukommt. Eigentlich weiß er es ja besser. Austausch von intimen Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit ist nämlich in Thailand verpönt, besonders wenn man dabei auch noch die Beine übereinander schlägt und mit der Fußspitze versehentlich auf den Bier-Bar-Geister-Altar zeigt.

Aber Tum hat ja schließlich damit angefangen. Als Thailänderin weiß sie sicher, wie sie sich in ihrem eigenen Land als potentiell Verliebte benehmen sollte. Außerdem ist sie geborene Pattayanerin. Besonders die wissen doch Bescheid, wie man sich traditionell Thai richtig benimmt.

Hansel ändert also seine Gesichtsfarbe wieder auf normalen Alkohol-Teint und ruft die zwei Mädels mit den leeren Händen und, wg. Taxin und seiner sich bereichernden Clique nur mit einem temporären Barhocker möbliert, an den Tisch. Die springen spontan auf und gesellen sich zu dem fröhlichen Paar.

„Sit down please, beautiful Ladies. Khun düm alai“?

„Whiskey Cola“ die eine, „Heineken“ die andere.

Hansel bestellt, für Tum und sich selber auch, und keine ruft: „Take it easy, Hansel.“ Wäre irgendwie unpassend gewesen. Ja, die Thai Mädels haben ein angeboren gutes Verständnis für spezielle Situationen. Da springt das ein oder andere Ritual schon mal über die Klinge.

Hansel ist auf dem besten Wege zum Thailand-Experten der unergründlichen exotischen Weiblichkeit zu werden. Und Gentleman ist und bleibt er. Basta. Selbst in diesem fremden Kulturkreis mit seinen unverständlichen Verhaltensweisen der Eingeborenen wird er sich nie ganz aufgeben und immer sich selber bleiben, wenn’s um die Bestellung von Getränken geht.

Tum bedient fröhlich, obwohl sie frei hat. Was für eine Ausnahmeerscheinung! Die arbeitet sogar nach Feierabend. Hansel registriert das sehr wohlwollend.

„tschok die“ von allen vieren, die Tassen hoch und schon beim Absetzen der Gläser überlagert ein zartes Rosa die typisch aschbraune Gesichtsfarbe der ehemaligen Agrarangestellten.

„Du hast ein gutes Herz und denkst auch an andere.“ sagt Tum. „Solche Gäste haben wir selten.“

„djai die, djai die“ nicken die anderen beiden Damen zustimmend mit ihrem bezaubernsten Lächeln und vernichten gleich darauf ihre Getränke, sodass das zarte Rosa endgültig den so heißgeliebten Rotbäckchen weicht.

Hansel lächelt sein bestes Macho-Grinsen.

„An deiner Seite öffnet sich mein Herz. Das liegt alleine an dir, Tum. Und außerdem habe ich genau verstanden, was du über das Thailändische Demokratieverständnis der Grossen und dessen Folgen für die Bier-Bar-Angestellten gesagt hast."

„Ehrlich? Ich habe schon befürchtet, im Urlaub interessierst du dich nicht für Politik und ich hätte dich eventuell mit fucking Taxin gelangweilt?“
Hansel ist in seinem Element. Endlich hat er die totale Kontrolle über sein eigenes vergebliches Leben, kann selber bestimmen, wo es lang geht und diese gnadenvolle Fähigkeit seinem weiblichen Team übermitteln.

„Wisst ihr was? Ich zeige euch mal, wie ein Landesvater wirklich sein könnte, wenn er nur wollte. Nehmt es einfach als Unterrichtsstunde im deutschen Demokratie-Verständnis.“

Kaum gesagt bestellt er eine Flasche „Black“, Soda, Cola und einen Kübel Eis.

„Heute regiert das Volk unter meiner Regie.“

sagt Hansel völlig euphorisch, steht auf und ruft in die Runde:

„Hallo, ihr lieben Mädels. Ihr wisst gar nicht, was für Engel ihr seid. Mit euch macht das Regieren echt Spaß. Und übrigens, wer bei Bier bleiben will, darf das. Ihr seid ja schließlich mündige Bürger.“


Tum blickt stolz mit einem Nancy-Reagan-Rehaugenblick zu ihm hinauf.

Was für ein Mann !

Hansel for President!
 
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Iffi

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Eine handvoll Rituale



Die Stimmung wird immer besser. Hansel beschließt, ein paar weitere Rituale einzuführen, denn Rituale sind beliebt in Thailand.

Zunächst einmal vermittelt er die richtige Deutsche Trinkhaltung. Ellenbogen der Trinkhand in die Höhe, sodass der Oberarm im rechten Winkel zum Körper steht, Rücken gerade, ernstes Vereinsmeier-Gesicht aufsetzen, kippen, Glass wieder absetzen und lächeln.

Die Mädels sind gleich Feuer und Flamme. Es kommt nämlich selten vor, dass sie die Gelegenheit in ihrem Office haben, etwas hinzu zu lernen. Fehlerfrei führen sie dieses neue Ritual gleich beim ersten mal durch und notieren es mental als chancenerhöhenden Überraschungseffekt für zukünftige Deutsche Kunden.

Nur eine verschluckt sich, gefolgt von einem fürchterlichen Hustenanfall. Die Koordination von Mund, Zunge und Ellbogen leidet bei ihr schon ein bisserl. Hansel hat volles Verständnis dafür, denn die Geschäftslage ist im Augenblick mehr als kritisch. Die hat sicher über längere Zeit wg. Geldmangel keinen Alkohol mehr verköstigt. Tum ist allerdings die Perfektion in Person. Selbst das Vereinsmeier-Gesicht, kurz vor dem Schütten, gelingt ihr absolut professionell, so, als wäre sie schon seit Jahren im Vorstand eines kleinstädtischen Deutschen Dackelvereins.
Marko (R.I.P.) tritt seine Unternehmer-Schicht an, kurzes Gespräch, und verschwindet dann hinter der Glasstüre im gekühlten Teil. Mamasan hat schon früher angefangen und führt ihre Aufsichtspflicht mit Sorgfalt durch. Da bleibt kein Glas trocken.

Ein paar Mädels sind im vollem Schwung und tanzen mit verführerischen Bewegungen mit und ohne Stange. Tum macht Hansel hin und wieder auf besonders reizende Vorstellungen aufmerksam.

„Tanzt die nicht geil, Liebling. Gute Tänzerin, oder?“

Es sind immer die, die am besten mit ihrem Hintern wackeln können, fällt Hansel auf. Sollte Tum etwa...? Nein, schade, sie will sicher nur durch die Blume sagen, dass sie das auch kann, und so was neidlos anerkennt. Stimmt. Denn als sie ihre neuen Klamotten an der Stange mit dem Spiegel dahinter vorführte, sah das unheimlich anmachend aus.

„Du bist besser, mein Engelchen.“ antwortet Hansel dann immer, oder „aber nicht so scharf wie du.“ So was hört Tum gerne. Soviel Frauenverstand hat Hansel nämlich.

Die Unnahbare mit dem Superbusen und knappem Top sitzt weiterhin aufrecht, Brust nach vorne raus, Po nach hinten, auf ihrem Hocker und schaut nach draussen. Dabei schaukelt sie leicht mit ihrem Unterteil hin und her. Hansel fällt der Begriff „rösig“ dazu ein. Ihr nicht unfreundliches Gesicht bleibt aber starr, wie eine Maske.

Nachdem das Rechte-Winkel-Arm-Trink-Ritual den Mädels in Fleisch und Blut übergegangen ist, niemand mehr danach hustet, und der Ruf: „Take it easy Hansel“ jedes Mal ertönt, wenn Hansel alleine zum Glas greift, ist es Zeit für ein drittes Ritual.

Hansel ist seinem verstorbenen Freund Werner noch etwas schuldig. Der war nämlich ein großer Fan und Verehrer vom Erfinder des Warp Antriebes, Zefram Cochrane (James Cromwell). Ohne ihn wäre das Raumschiff Enterprise nie in unendliche Weiten, wo sowieso kein Mensch hinkommt, geflogen.

Jedes mal, wenn Zefram zum Selbstgebrannten greifen und einen tiefen Schluck tun wird, wird er seinen angewinkelten Nicht-Trinkarm flügelschlagend wie beim Ententanz bewegen, begleitet von einem laut und deutlichen „nick, nick, nick“.

Dies ist in der Zukunftsform geschrieben, weil er das erst im Jahre 2063 tun wird.

Das sieht so aus, als wenn er den heißen Stoff durch die Speiseröhre nach unten pumpt. Das „nick, nick, nick“ drückt dabei seine Verachtung für brennende Schmerzen aus. Macht im Stehen mehr Sinn, als im Sitzen, weil dann der Weg des Feuerwassers länger ist.

Hansel und seine Gäste sind nun zu fünft. Zu fünft stehen sie auf und versuchen das Warp-Ritual zu Ehren Werners durchzuführen. Das Trinken, sogar mit rechtem Winkel, klappt vorzüglich, aber zwei Mädels pumpen „nick, nick, nick“ mit dem Trinkarm, sodass eine mittlere Sauerei entsteht, weil ihre Gläser noch nicht leer sind.

Hansel überlegt nicht lange und schüttet den Rest in seinem Glas mit einer kurzen Bewegung nach hinten über seine Schulter aus. Vor einer halben Stunde war da noch keiner, also warum sollte da jetzt jemand sein. Niemand beschwert sich hinter ihm und die Mädels halten das schon wieder für ein neues Ritual. Man stelle sich mal vor, alle Bier-Bar-Ladies würden das mit ihrem Lady-Drink tun. Dann wäre aber in Pattaya Land unter. Ehe sie irgendetwas Neues anfangen zu üben, und die Symbolik in Hansels Tat sowieso nicht verstehen, ruft Hansel:

„Achtung!“

gefolgt von ehrfurchtsvolle Stille.

„Lieber Werner, es tut mir leid, dass du die Erfindung des Warp Antriebes nicht mehr erleben wirst. Aber ich bin mir sicher, das du sie von einem friedvollen und paradiesischem Ort in Begleitung von neuen Lieblingsfrauen beobachten wirst. Fare well, Alter.
Halt die Ohren steif!“

„Halt die Ohren steif“ schallt es zurück, denn die Mädels in dieser Bar haben eine natürliche Begabung für die Deutsche Sprache.
Hansel hält für eine Zehntel-Sekunde inne und erinnert sich ohne Unbehagen daran, dass der Tod zum Leben gehört, wie die Luft zu den Schwingen der Vögel, das Wasser zu den Flossen der Fische.


Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen

lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.


Reiner Maria Rilke
 
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Iffi

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Everybody loves somebody sometimes


Ein Farang Paar in den Mitte-Ende-Vierzigern lässt sich an einem noch freien Tisch nieder. Beide gut drauf. Er selbstbewusst, cool und gutaussehend, sie dezent geil gekleidet, nettes Gesicht und eine unvermanschte Figur. Irgendwie wirkt sie aufgekratzt, spricht mit einer Angestellten, geht raus, kommt nach fünf Minuten wieder und redet leicht gestikulierend auf eine andere Susi Bar Service-Dame ein.

An deren freundlich zustimmenden Nicken erkennt der Hans im Hansel, dass die nichts versteht. Damit liegt Hansel vollkommen richtig, denn er wird bald darauf zu Hilfe gerufen.

Sie sind beide Briten, genauer gesagt Engländer, wie Hans im Hansel sofort raushört. Tum gesellt sich an Hansels Seite, denn sie möchte auch dort sein, wo vielleicht mal was anderes geschieht. Als sie klares und verständliches Englisch hört, ist sie sogleich in ihrem Element. Ihr kommen wohl angenehme Erinnerungen an ihren verstorbenen Freund hoch. Hansel gönnt es ihr, aber verdrängt sogleich weitere Gedanken an ihre Vergangenheit. Tum ist eine Person im hier und jetzt, vielleicht sogar mit Zukunft. Da wirkt ihre Vergangenheit nur störend. Diese Methode hat er im Nittaya Forum gelernt, der Heimat aller Hansel des deutschsprachigen Raumes.

Ein leichtes Vernachlässigungsgefühl keimt in Hansel auf. Aber er steckt einfach weg, dass Bedienungen eventuell ein Leben vor ihrer Begegnung mit ihm hatten, das Einfluss auf seine jetzige Liebe haben könnte. Das wäre ja viel zu ungewöhnlich und unwichtig noch dazu. Tum hat sich gleich für ihn entschieden, falls er sich noch richtig an heute morgen erinnert. Mädels mit Vergangenheit tun so was normalerweise nicht. Die kommen ja irgendwo her und haben so manchen Mann weggesteckt. Nein, Tum sicher nicht. Die hat ihr wohltuendes Handwerk als fest Liierte bei einem Engländer gelernt. Das kann Hansel noch so eben durchgehen lassen. Gegen Engländer hat er nämlich nichts.

„Can I help you?“ flötet Tum selbstbewusst, sodass wohl jeder das sichere Gefühl bekäme, dass sie wirklich helfen könne.

Es stellt sich heraus, dass die Dame ein Mädel zwecks gemeinsamen Vernaschens mit ihrem Ehemann sucht. Nichts besonderes. Normalfall. Während Tum die Dame unter ihre Fittiche nimmt, kommen der Hans im Hansel und ihr Göttergatte ins Gespräch. Es ergeben sich gemeinsame Themen, denn auch er hat ein Expat-Leben in einer globalen Firma verbracht, allerdings bei der Konkurrenz, und sie hätten sich sogar früher in Saudi begegnen können.

„Was meinste? Komm doch mit deiner Kleinen mit. Kannst auch meine Frau vögeln.“

Hans wirft einen kurzen Blick auf ihren tiefen Ausschnitt und erkennt die typisch Englische sommersprossige Haut, fein gerunzelt und leicht angeledert von den vielen Urlauben am Strand in der prallen Sonne.

„Gute Idee. Danke. Wir haben heute Nacht leider schon was vor, aber Tum kann euch sicher weiterhelfen.“

Die verschwindet mit der English Lady nach draußen um die Ecke und kommt nach einer Weile mit zwei anderen Mädels zurück, die aber äußerst zurückhaltend, weil auf fremdem Firmen-Gelände, draußen vor der Bar warten. Tum ist halt Service-orientiert. Auch das registriert Hansel wohlwollend.

Das Farang-Pärchen zahlt, verabschiedet sich freundlich und entschwindet mit den zwei Ehe-Auffrischungs-Service-Damen in einem Pickup-Taxi in die Nacht. Mamasan sieht nicht besonders glücklich aus. Das gibt morgen sicher eine Standpauke an die Belegschaft.

Die Nacht ist noch nicht zu Ende und Hans hat noch nicht ausgehanselt. Die alte Tischrunde besteht noch und weiter geht’s. Hansel wird bei solchen Gelegenheiten immer leicht übermütig. Ein anderes Service-Mädel schleicht des öfteren am Tisch vorbei, redet ein zwei Sätze mit einer Kollegin und verschwindet dann wieder, bis Hansel seinem Drang, die Runde zu vergrössern, nicht mehr widerstehen kann.

„nang long, khap, und trink mit uns, Schwesterchen.“

Die antwortet leicht entrüstet wie selbstverständlich:

„darf mich nicht setzen, häp män!“

Hansel muss wohl ziemlich doof mit einem kurzzeitig offenen und sprachlosen Mund aus der Wäsche geschaut haben, denn plötzlich bekommt eines der Mädels am Tisch bei seinem Anblick den absoluten Kicherheimer.

„Sorry, Schwester, hab nicht gewusst, dass „Ladies häp män“ nicht sitzen dürfen. Trinkste im Stehen einen mit?“

Jetzt dämmert’s auch den anderen und diejenige, die’s zuerst geschnallt hat, haut’s völlig um, sodass ihr die Tränen nur so die Wangen runterkollern und sie sich für einige Minuten mit völlig unkontrollierten Kicheranfällen an einen leeren Tisch verzieht.

„Und warum sitzt du, khun Tum? Khun häp män, nämlich mich. Dass deine drei Kolleginnen wg. fucking Taxin bei uns sitzen, kann ich ja verstehen. No häp män.“

„Ich mache gerade eine „häp män“ Pause, you understand what I am saying?“

ruft Tum in die Runde und alle kugeln sich weg.

Leicht pikiert verzieht sich das Mädel, dass nicht sitzen darf, weil es einen Freier hat.

Wahnsinn! Die haben eine echte Gabe für Situationskomik. Die ist einfach unschlagbar. Was fehlende Worte wie „zu euch“ in dem Satz: „kann mich nicht (zu euch) setzen, häp män!“ doch ausmachen. Alle haben es gemerkt.

Es bleibt der Spruch des Abends bis in die frühen Morgenstunden. Alle paar 10 Minuten steht eine auf, vertritt sich die Beine und wartet auf die Reaktionen der anderen:

„Warum stehste da rum? Setz dich zu uns und trink einen mit.“

„Geht nich, häp män.“ gefolgt von absolutem Gackern. „Take it easy, Hansel“ ist Schall und Rauch von gestern.


Tum und Hansel begeben sich schließlich in Begleitung von den drei Tischdamen in die nun wenig beleuchtete Seitenstrasse Richtung „Lovely Homes“. Der weibliche Teil mit einem fröhlichen Thai-Liedchen auf den Lippen.

Hansel macht im Dunkeln den Dean Martin mit sonorer Stimme:

„Everybody loves somebody sometimes...“ Das verstehen alle, denn es hat etwas mit ihrem Beruf zu tun. Andächtig und alkoholisch leicht melancholisch angehaucht singen sie gemeinsam diese Zeile immer und immer wieder .

„Wo wolln die hin??“ fragt Hansel seine geliebte Tum.

„Was meinst du wohl?“ erwidert sie verschmitzt grinsend. „Die wolln mal ordentlich duschen, TV gucken und einfach abhängen. Zimmer ist schon bezahlt und ich habe vorhin ne Flasche Black und Cola in den Kühlschrank gestellt.“

Hm, Hansel überlegt für einen Moment, ob denn noch genug Seife im Badezimmer sei. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nicht mehr nüchtern ist.


Wenn Hansel sich nur erinnern könnte...:frech
 
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Ausgehanselt

Als Hans gegen 10 Uhr morgens aufwacht, ist er alleine. Keine Geräusche im Badezimmer. Totenstille.

Lediglich seine Morgenlatte versucht ihn in ein sinnvolles Gespräch zu verwickeln. Das beruhigt ihn, denn jedes Mal, wenn sie sich zu Wort meldet, weiss er, dass noch nicht aller Tage Abend ist. Was in jungen Jahren manchmal störend war, weil er die Klobrille nur mit Biegen und Brechen treffen konnte, ist nun die frohe Botschaft im reifen Alter.

Nach ein paar Minuten kommt Tum in frischen Kleidern ins Zimmer, erkennt die Situation, zieht sich aus, sagt, dass sie mit ihren Kolleginnen schon gefrühstückt hat und bedient sich unverzüglich der Morgengabe, bis sie mit einem leichten Grunzen gefolgt von einem oy oy Jodler und warmen Spritzer über ihm zusammensinkt.

Hans genießt seine letzte Stunde als selbstgewählter Hansel.

Snap out!!! Vorhang zu.

„Heute packe ich meine privaten Sachen im Town House zusammen. Kannst du mir Kartons besorgen?“ fragt Hans.

„Kein Problem, ich helfe dir auch beim Packen, khun Hans, ist doch klar.“ sagt Tum.

Schön zu hören. Nicht mehr Hansel zu sein, ist auch nicht so schlecht, denkt Hans.

Aber vorher will er noch alleine im Town House die Lage peilen...

Hans und Tum treten aus dem „Lovely Home“ heraus. Es geht ihm, als ob er einen Tag und eine Nacht in einem dunklen Theater verbracht hätte. Ein Theater mit Beleuchtung zwar, aber nicht störend, sondern gerade ausreichend um die Bühne mit den Statisten im Rahmen seiner Selbstdarstellung zu überblicken. Die Zuschauer in der ersten Reihe hätten dem einen oder anderen Schwank sicher auch folgen können, mal rein beleuchtungstechnisch gesehen.

Hans wird vorübergehend zum Schlitzauge und es dauert ein Weilchen, bis sein Weiss-Abgleich die Überbelichtung auf normales Mass reduziert. Es ist gar nicht heiß. Der altbekannte Affe, der nach durchzechter und verhurter Nacht am nächsten Morgen oft grinsend über seine Schulter schaut, wenn er vor dem Spiegel steht und sich die Zähne putzt, hat sich nicht blicken lassen. Aber das mag daran liegen, dass der Spiegel beschlagen war.

In der Susi Bar sieht es nicht anders aus, als gestern. Es lümmeln zwar weniger Mädels auf den Bänken rum und die sind noch fast im Tiefschlaf, aber es ist ja auch ein bisserl früher als am Vortag, als Hans beschloss, sein selbstgestricktes Hansel-Bühnenstück zu leben.

Noch keine 24 Stunden. Es ist erst 11 Uhr. Als Hans den klimatisierten Teil der Bar auf dem Weg zur Toilette betritt, sieht er gleich links am einzigen Tisch in der Ecke noch zwei Mädels von gestern, die offensichtlich gar nicht geschlafen haben, denn sie tragen noch die gleichen Klamotten und ihre Schminke von gestern gibt langsam wieder ihre natürliche asch-grau-braune Gesichtsfarbe frei.

In ihrer Mitte hängt schräg ein Farang so um die 60 in Shorts und buntem Hemd und mit einer Flasche Bier vor sich. Die Mädels auch. Alle drei sind gut drauf, es wird viel gekichert und so wie der Knabe drauf ist, war der nach durchzechter Nacht noch nicht zu Hause. Nicht dass er lallt oder dumm in der Gegend rumpupst, nein, aber seine Hemmschwellen sind auf eine leicht begehbare Höhe eingeebnet, sodass er nicht stolpert, wenn er hin und wieder einem der Mädels an die Brüste fasst.

„Hallo Paul, alles klar? Wie geht’s?“ ruft Tum.

„Kommt her, setzt euch zu uns. Ich geb’ einen aus.“ Ruft Paul euphorisch, denn er ist noch in Party-Stimmung von letzter Nacht.

„Darf’s auch ‚ne Soda sein? fragt Hans hinterhältig, denn er verspürt nicht den Drang, sich dazu zu gesellen.

„Kommt nicht in Frage. Zähneputzen und duschen ist an diesem Tisch verboten.“ lehnt Paul ab und wendet sich wieder seinen Begleiterinnen zu.

Thema erledigt. Hans geht pinkeln, vorbei an zwei weiteren Mädels, die sich an den Waschbecken frisch machen und bestellt bei Tum eine Soda mit viel Zitrone.

Das wird die letzten Nachwirkungen vertreiben und dem Affen, falls er doch noch irgendwo lauert, den Garaus machen.

Wenn es ums Geschäftliche und schwierige Verhandlungen geht, besonders wenn eine gewisse Verschlagenheit gefordert ist, ist Hans immer bei vollem Verstand. Ausser in Russland, Ukraine oder Kasachstan vor ein paar Jahren. Dort ist Saufen Pflicht. Je höher die Toleranzgrenze für Wodka, Brandy und Bier, ohne wegzusacken, um so höher die Chance für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss.

Tum und Hans setzen sich draußen an einen Tisch, denn es gibt was zu bereden. Zuerst will er aber wissen, wer dieser Paul ist.

„Kennste den?“

„Ja, der kreuzt 1 bis 2 mal die Woche morgens früh hier auf.“

„Wohnt der hier expatmässig?“

„Weiß nicht genau, kenn mich da nicht so aus. Er fragt jedes mal nach mindestens zwei Mädels, setzt sich mit denen in die Ecke im klimatisierten Teil, immer lustig und spendiert. Für die Mädels reicht es dann für ein bis zwei Tage fürs Essen und vielleicht ein paar andere Sachen.“

„djai die. Gibt’s noch mehr von der Sorte?“ grinst Hans

„Ja, wir haben Stammgäste am morgen, you understand what I’m saying?“



„Ja“ Hans versteht, denn er vermutet, dass diese regulären Frühstückskunden noch schnell mit ein paar Bier versuchen, den Affen zu überholen oder sich den Restmut ansaufen, ehe sie der verdammten Nudelrolle zu Hause ins Auge sehen müssen und leitet zu einem anderen Thema über...
 
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Der Anfang vom Ende


„Ich brauche etwa 8 Kartons in dieser Größe.“ sagt Hans und deutet mit halb ausgebreiteten Armen deren ungefähre Wunschgröße an.

„Kein Problem. Ich schicke jemanden zum Best Supermarket. Die haben immer leere Kartons.“

Das wäre also schon mal geregelt. Am Nebentisch sitzt das Mädel mit dem Kicheranfall von letzter Nacht, verzieht ihr aschfahles Gesicht und hält sich in Abständen den Magen.

„Was ist los? fragt Hans. „djäp?“

„Ja, djäp maak“

„Hol dir doch ein paar Pillen“

„häp no money“

Dr. Hans gibt ihr einen 100 Baht Schein, der auch gleichzeitig ein Rezept für verschreibungspflichtige Medizin ist, und die Patientin macht sich sofort auf den Weg.

„Gib mir mal deine Handy-Nummer.“ wendet sich Hans an Tum, denn er wird sich jetzt zwecks Regelung von Privatangelegenheiten vorläufig verabschieden.

„Mein Handy ist verpfändet. War ‚ne Notlage“

„tau lai?“ wieviel?

„1000 Baht für’s Handy und 300 Baht für ne Karte, sonst kann ich ja nicht telefonieren. You understand what I’m saying?

Hans gibt ihr 2000 Baht. „Der Rest ist auch für dich. Hier ist meine Nummer. Ruf mich an, wenn du das Handy hast.“

„khop khun ma’kha, khun Hans. Du verstehst, ich wusste es. Bis später.“

Hans trinkt seine Soda aus und steuert zuerst das Büro der Thai-Limousine an. Gleich die nächste Seitenstrasse links von der Susi ausgesehen Richtung Naklua. Die Dame von gestern, die nach gescheitertem Ausflugsangebot seinen Ring bewunderte, ist leider nicht da. Leider, weil mit ihr hätte er eventuell auch noch gerne ein paar Stündchen rumgehanselt. Dazu wäre er jetzt bereit.

Die Preise aus dieser Richtung zum Don Muang Airport sind anders. 1800 Baht, anstatt 2000 Baht wie gestern und die Highway-Gebühren sind im Preis drin, anstatt zusätzlich zu den 2000 Baht wie gestern.


Hans ist es egal. Vielleicht sind Mini-Busse ja auch billiger als Limousinen.

Sie einigen sich auf einen Mini-Bus für morgen 14:00 Uhr mit der hinteren Sitzbank ausgebaut, damit Hans seine Klamotten verstauen kann.

„Verpacken auch?“

„nein, nicht nötig.“

Die Dame am Schalter notiert alles sorgfältig, nicht ohne sich zu wundern, wie Hans wohl mit einer unverpackten Ladung am Flughafen einchecken will. Der lässt sie alleine mit ihrem Rätsel, denn er hat oft seinen Spaß daran, nicht alles zu erklären und die Leutchen ihrer eigenen Fantasie zu überlassen.

Das alles läuft ohne Anbaggern ab, da von Kunden auf der Rückfahrt wohl nichts mehr zu holen ist. Eigentlich keine Konstante. Früher, an der 2nd Road und später in der Nähe vom Pattaya Busbahnhof, hielten sich an der Thai-Limousine Station meist Mädels auf, die einen Trip nach Bangkok abstauben wollten und diesen manchmal mit „Zärtlichkeiten“ auf dem Rücksitz vergütet haben, wie z.B. verbotenes Rauchen im Wagen. Die Parole: „I smoke you“ war damals in aller Munde. Na ja, vielleicht liegt es an der Tageszeit. Die Farang-Flüge gehen ja meist erst spät nachts zurück nach Europa und die Fahrzeit liegt nur noch bei ungefähr zwei Stunden. Welch ein Unterschied zu früher, als man mit bis zu 6 Stunden auf der ewigen Baustelle und alten Sukhumvit-Landstrasse, Pattaya-Bangkok, rechnen musste.

„Wie finden wir sie?“ fragt die Dame an der Rezeption noch und Hans erklärt ihr, dass er morgen selber herkommen und den Fahrer samt Mini-Bus abholen wird.


Fünf Minuten später steht er vor seinem Town House. In der Einfahrt sieht es unordentlich aus. Plastiktüten und ein paar alte Zeitungen liegen zerstreut in der Gegend rum. Die Türe ist von außen verschlossen...
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Ein Handy und die Seelenverwandtschaft


Ist also keiner da. Gut so. Dann kann er wenigsten in Ruhe packen, ohne sich mit Auszugsverhandlungen rumzustressen .

Hans öffnet mit den Schlüsseln, die in seiner Abwesenheit immer beim Nachbarn Brian geparkt sind, weil der auch für den entsprechenden update sorgt, falls mal wieder die Schlösser wg. verlorener oder verlegter Schlüssel ausgewechselt wurden.

Sein erster Blick fällt in ein leergeräumtes Wohnzimmer ... niemand im Haus ...

Die gute Nachricht ist, dass die potentielle Asylanten-Verwandtschaft Werners weg ist, und es vorläufig keinen Stress mit dem Mieterschutzbund gibt. Nach Werners Tod am Ostersonntag trieb sich nämlich der halbe Isaan in der Hütte rum. Das hat Hans’ Ex echt auf die Palme getrieben und sie wäre fast mit einem Räumkommando aufgekreuzt, wofür sogar er Verständnis aufbringt. Aber er konnte sie für 3 Monate ruhig stellen. Diese Frist für Werners Partnerin fand er angemessen.

Werner hatte früher immer sehr einfühlsam darauf geachtet, dass verwandtschaftlicher Besuch ihrerseits auch Besuch bleibt und nicht etwa zum Asylfall mutiert. Eine goldene Regel in Pattaya. Wer sich nicht dran hält, hat in seinem bezahlten Heim bald ausgeschissen und befindet sich auf einmal völlig unerwartet auf der Statisten-Seite.

Die schlechte Nachricht, falls es überhaupt eine gibt, verbirgt sich noch hinter dem Spiegel der Befürchtungen.

Hans überprüft zunächst sein privates Reich im 1.Stock. Es ist unangetastet und vollständig. Das öffnet seinen Blick für die Einzelheiten und Feinheiten in den anderen Zimmern. Völlig neutral sieht er über Unordnung, zurückgelassenes Gerümpel und Dreck hinweg. Was soll’s.


Es sieht nach einer Hals-ueber-Kopf-Flucht aus. Sollte seine Ex etwa wieder da sein und ein Abschiebe-Drama inszeniert haben

Unten im Wohnzimmer fallen ihm nun auch ein paar Dinge auf, die er beim Eintreten, weil völlig überrascht, übersehen hatte.


Die neue Multi-Media-Stereo-Anlage steht noch da, der Karaoke-DVD-Player ebenfalls. Beides hatte Hans bei seinem letzten Besuch vor einem Jahr gekauft, weil Werner die Reparaturen oder gar eine Erneuerung der hoffnungslosen älteren Geräte inzwischen für völlig unwichtig hielt. Hans befürchtete schon damals, dass dies kein gutes Zeichen für seinen Lebenswillen nach seinem Schlaganfall war. Der hatte zwar keine sichtbaren Spuren hinterlassen, aber seine Selbstmotivation war ziemlich hin um nicht zu sagen, völlig erloschen

Werners Braut hatte Hans die Neuanschaffungen damals gedankt, und während seiner Besuchs-Woche war das Haus immer voller für ihn fremder und lustiger Mädels, sodass sein Schlafzimmer immer gut belegt war, wenn sie den letzten Bus verpasst haben.

CDs und Kassetten liegen verstreut in der Gegend rum. Es sind die, die Hans damals nach unten gebracht hat um die Stimmung zu erhöhen.
Die Literflasche „Black Label“, die er gestern hier gebunkert hat, steht einsam und verlassen unangetastet auf der Durchreiche zur Küche.

Donnerwetter! Absolut rücksichtsvoll durchdacht. Hätten sie die Unterhaltungs-Elektronik auch mitgenommen, wär’s Hans ebenso recht gewesen, und er hätte überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, weil er oben in seinem Reich selber mit diesen Dingen ausgestattet ist.
In Gedanken bittet er Werners Braut um Verzeihung, falls er wegen ihrer überzogenen Forderungen schon ganz allgemein schlecht über sie gedacht hat. Mal abgesehen von ihren fantastischen Erwartungen über eine „Abfindung“ hat sie offensichtlich äusserst präzise Anweisungen an ihre Verwandtschaft gegeben, was denn zu packen sei und was nicht. Braves Mädel.


Hans fühlt sich wie erlöst und verspürt gleich darauf den Drang für eine persönlich lebenswichtige Erleichterung. Aber, ach du Scheiße, immer noch kein Wasser im Haus. Zum Glück hat es gestern und heute ein paar mal in Strömen geregnet und ein paar offensichtlich mit Absicht aufgestellte Behältnisse draußen sind randvoll mit Wasser gefüllt. Hans leert einen Eimer in den Spül-Container in der Toilette und genießt gleich darauf seine selbsteinberufene Einmannsitzung. Da wird nicht diskutiert, da werden einstimmig und völlig ideologiefrei im Innern schlummernde Ideen in lustgewinnende Taten umgesetzt. Der Volksmund nennt so was: "S.c.h.e.i.ß.e.n".

Tum kommt ihm in den Sinn. Er hat gewusst, dass sie ihm Glück bringen wird. Frauen haben ihm immer Glück gebracht, auch wenn seine Scheidungen für Außenstehende nicht den Eindruck erwecken. Die meisten können sich darunter nur Scheitern und Drama vorstellen und bleiben in der Vergangenheit gefangen. Aber das verstehen nur seine engsten Freunde. Als ob Tum es geahnt hätte, ruft sie an und meldet stolz die Wiederinbesitznahme ihres Handys.

Als Hansel würde er dies vermutlich in die Kategorie von Liebe verursachte Gedankenübertragung einordnen, selbst wenn so was auf dem Scheißhaus passiert. Dabei wurden die Weichen für diesen mystischen Zufall schon viel früher gestellt, nämlich als er ihr die Knete fürs Handy gab und sie beide vorübergehend getrennte Wege gingen, mit der Vereinbarung, dass sie ihn anruft. Ihr Anruf hätte ihn auch erreichen können, während er gerade in der Nase popelte. Das wäre dann wahrscheinlich ein Anlass gewesen, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen.

Hans begibt sich wieder nach oben und packt seine gestern ausgebreiteten Ersatz-T-Shirts und sonstige Klamotten wieder in seinen Rucksack. Er wird die Nacht heute wieder in „Lovely Homes“ verbringen. Dort gibt es Wasser. Es gibt ja nichts Schlimmeres in diesen Breitengraden, als zwischen und nach den nächtelangen Gesprächen über die Bürden der deutschen Einheit nicht duschen zu können.


Bevor er sich wieder auf den Weg in die Susi macht, konsultiert er erst mal Brian den Nachbarn. Der drückt Hans als erstes einen Zettel in die Hand, auf dem die Bankverbindung von Werners Braut vermerkt ist, sogleich gefolgt von einem freiwilligen Bericht.

„Gestern, etwa 2 Stunden, nachdem du weg warst, fuhr ein kleiner bunter Issan-Laster mit Plane vor. Der war im nu voll gepackt.“

Aha, die kleine sexy Maus hat gut geblufft. Respekt! So machen ihr enges ausgeschnittenes Top und ihre schönen Augen durchaus Sinn. Der Laster muss ja schon unterwegs gewesen sein, als Hans auftauchte, oder stand schon in einer Seitenstrasse bereit.

Schade, dass sie schon weg ist. Mit der könnte sich Hans durchaus eine befruchtende Zusammenarbeit vorstellen.

„Und? Biste mit Gewinn oder Verlust da rausgekommen?“ fragt Brian.

Hans hört sofort die Nachtigall trapsen. Der will Reste abstauben. Hm, ein solch redefreudiger Nachbar ist ja eigentlich eine gute Quelle für die nun veränderte Zukunft seiner Lasterhöhle. Diese Quelle gilt es zu hegen und zu pflegen, anstatt als Dorf-Tratschtante zu verachten. Außerdem muss er ihn ja nicht täglich ertragen. Hans entscheidet, Brian zu seinen Augen und Ohren während seiner meist längeren Abwesenheit von diesem Ort zu befördern.

„Weißt du was? Komm mal eben mit rüber. Ich zeig dir was.“

Brian ist ganz begeistert und vergisst sogar, seiner Holden mitzuteilen, dass er mal eben das Heim verlässt. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise meldet er sich vorschriftsmässig ab.

„Kannste einen DVD Player gebrauchen? Der kann auch Karaoke und alle möglichen anderen Formate abspielen. Schenke ich dir als kleines Dankeschön für gute Nachbarschaft und den Schlüsseldienst.“ sagt Hans und deutet auf die metallisch farbene Flachkiste.

„Das kommt wie gerufen. Wir wollten uns sowieso gerade einen anschaffen. Thanks mate.“ antwortet Brian spontan, ohne Pause gefolgt von der Frage: „Wo ist die Remote?"

Hans grinst in sich hinein und hilft ihm beim suchen zwischen all dem Kleinkram. Brian findet sie nach ganz kurzer Zeit selber.

„Wir sehen uns noch, Brian. Ich fahre erst morgen um 2 Uhr nachmittags zurück nach Bangkok.“

„Danke, mein Freund.“ und ein glücklicher Brian verlässt das Haus mit dem DVD Player unterm Arm und der Remote in der Hemdtasche.

Hans schnappt seinen Rucksack, hängt ihn nur mit einem Riemen über seine rechte Schulter und begibt sich wieder zur Susi.


Die alte Dame ist noch nicht ganz abgestreift. Die verruchte und lebensfrohe Vergangenheit ist noch nicht ganz zu Ende gelebt. Heute will Hans zur Abwechslung mal Statist sein. Diese Rolle hat er schon lange nicht mehr an diesem Ort der Hoffnung und Verzweiflung gespielt...
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Last Tango in Pattaya

Hans wird in der Susi mit wissenden Blicken empfangen. Von allen. Es ist, als wenn er nach Hause kommt, genauso wie damals, als er noch 12 Jahre alt war, seine Mutter und die Kaffeetanten noch alles Wesentliche über ihn wussten und genüsslich darüber tratschten. Z.B. ob er denn schon onaniere, Abends die Revue zwecks anatomischer Studien mit ins Bett nähme, eine Freundin habe, gar schon mal geküsst hätte oder etwa schwule Tendenzen zeige, was sich in wiederholten Fahrrad-Touren mit seinem Freund am Wochenende mit Übernachtung im Zweimannzelt zeigen würde. Das Übliche halt.

Hans entscheidet sich, heute Hansel und Hans je nach Situation zu leben. Immer im Sinne des eigenen Wohlbefindens, denn er weiß, dass wenn er sich wohl fühlt, auch die anderen eine gute Zeit haben, was wiederum sein eigenes Wohlbefinden noch steigert.

So genießt er einfach die Vertrautheit mit der Belegschaft dieser Firma, die er selbstbepinselnd hanselnd auf seine charismatische Erscheinung zurückführt.


"Weißt du was? Die Tagesschicht hat mich gefragt, wie viel Geld du mir gegeben hast, wie du schnackselst, ob überhaupt, und wenn ja, wie oft ich gekommen wäre, was du sonst noch für ein Typ wärest, ob du wirklich eine Hütte gleich hier in der Nähe hast und wenn ja, warum sie dich nicht kennen." flötet Tum mit nur ganz leicht gespielter Empörung.

"Was geht die das eigentlich an? Außerdem wollten sie wissen, warum du mir die vielen Sachen gestern geschenkt hast. Neidisch sind die auch noch. So hab ich mir das Barleben nicht gerade vorgestellt. Ich hab natürlich nichts erzählt. You understand what I am saying?"

"Das ist ganz normal, honey." antwortet Hans. „Die Anatomie der Gast-Schwänze, die mehr als einmal in ein und derselben Bar auftauchen, wird zum Allgemeinwissen aller Angestellten eines Bier-Bar-Unternehmens.“

"Was ist mit den Kartons? Haste schon was gemanaged?"

"Na klar, was denkst du denn. Du bist ein guter Mann. Dir helfe ich. Die kommen gleich. Hab ein Motor-Bike-Taxi geschickt. Das Mädel von gestern Abend."

Hans bleibt bei Soda mit Zitrone. Erstens treibt das Bier durch die Haut in der Tageshitze und zweitens macht es vor 17 Uhr nur müde. Auch die Statistenrolle benötigt hohe Konzentration und fordert ihren Stress-Zoll in den Tropen.

Wie will einer auf dem Bike nur so viele Kartons transportieren? Fragt sich Hans. Ohne seine Bedenken zu äußern, ist er einfach nur gespannt und harrt erwartungsvoll der Dinge.

Die füllige Dame auf dem Motor-Bike-Taxi, die ihn gestern schon angehimmelt hat, weil er ihr eine Coke ausgegeben hat, kommt unbeladen mit einem völlig ernsten und enttäuschtem Gesicht in die Bar.

"mae dai".

„Das geht so nicht“ hätte Hans ihr schon vorher sagen können. Aber gleich darauf hält ein Baht Taxi vor dem Eingang, beladen mit allem, was Hans braucht.

Als Ausgleich für ihre „mae dai“ Enttäuschung und ihr Unwohlsein, wegen der Zusatzkosten fürs Baht Taxi, lobt er ihr Organisationstalent und reicht ihr 50 Baht.

Tum und Hans steigen hinten rein. Dort stapeln sich zehn Kartons, alle die richtige Zufallsgröße. Passt.

Im Townhouse schaltet Hans erst mal die AC an, denn die Luft steht. Tum zieht sich das Top über den Kopf, legt es sorgfältig auf das Bett und sortiert barbusig die Musikkassetten und CDs wohl gestapelt und mit Verstand in die Kartons. Fehlt nur noch, dass sie diese nach Alphabet ordnet und die Kartons entsprechend beschriftet.

Hans muss unwillkürlich an den Film mit Marlon Brando und Maria Schneider denken: "Last Tango in Paris."

Auch dort ging es um eine verstorbene geliebte Person im Nebel der Erinnerung, ein junges Mädel nur in Jeans oben ohne, zwei Geschlechter, die sich nicht näher kennen und trotzdem ihre innersten Geheimnisse und Lüste ohne viele Worte und Hemmungen miteinander teilen. In einer leergeräumten Wohnung.

Butter ist aber im Augenblick nicht im Haus. Was soll’s. Hans zieht sich einfach aus und Tum kokettiert mit ihren nackten Brüsten.

Zeit, den Tod zu überwinden. Zeit für ineinander fallen und keinen Gedanken verschwenden. Zeit für angstlose Lust und die wohlig schmerzlose Melancholie der Ahnung, dass alles ein Ende hat, dass nichts beständig ist.

Aber jetzt ist jetzt und jetzt ist für immer...

"Ist der Werner hier im Haus gestorben?"

fragt Tum schon atemlos mit verschleiertem Blick und Hans erkennt ihre ängstliche Entschlossenheit, den Augenblick zu beenden, falls seine Antwort nicht in ihrem Sinne ausfällt.


"Nein, Werner war im Krankenhaus, nur eine Woche, bis sein sowieso geschwächter Körper von einer Lungenentzündung dahingerafft wurde. Kurz und bündig." antwortet Hans wahrheitsgemäß.

"OK, suck my nom, help me come."

Tum bedient sich an ihm, wie es sich für eine Frau gehört, und die weiß, was sie braucht. Ihre Schleimhäute kommunizieren dabei in der eigenen archaischen Sprache der Evolution, lockend, wortlos und glitschend, trotz unverzichtlichtem Gummi.

Hansel im Hans hätte eigentlich ihren plötzlichen Wechsel von ernsthaften und tiefsitzenden Bedenken auf ihren befriedigenden Nippel-Sanuk gerne ausdiskutiert und womöglich noch die Geschichte der Vertreibung seiner Großmutter aus Oberschlesien eingeflechtet, aber irgendwo weiß er, dass das unpassend wäre, wenn er zum Schuss kommen will und dass Schlesien für immer verloren ist.

Ihr hätte es bestimmt Furcht eingeflösst, wenn sie gewusst hätte, dass Werner immer noch anwesend ist. Hans ist ihm nach wie vor nahe, denn in ihm blitzen aufgeilend ein paar Erinnerungen an gemeinsame Fünfer mit Werner in München durch den Kopf. Die Fünfte war immer Pflicht. Ihre Rolle als „Springerin“ vordefiniert.

Zwecklos, ihr den Horror vor den Geistern der Toten nehmen zu wollen. Zu tief sitzt ihr Glaube an den furchterregenden fröstelnden Hauch ihrer Schatten.

Etwas, was unsere beiden Kulturen für immer trennen wird. Aber solange ihre beiden Körper sprechen, existiert diese Kluft nicht. Alles ist warm und feucht, von ewigen Augenblicken der Geilheit begleitet.


"Du kannst ruhig schon mal in die Susi gehen, wenn wir hier fertig sind und alles gepackt haben. Ich komme dann nach." sagt Hans, nachdem sich Tum nach getaner Arbeit unten mit Wasser aus den Bottichen einigermaßen frisch gemacht hat, denn es hat wieder angefangen zu regnen, während sie beschäftigt waren.

Hans liebt das Geräusch von Regen und Pink Floyd nicht zu leise dazu. Das beruhigt ihn. Dann ist für ihn die Welt in Ordnung, solange er im Trocknen unter einem beschützenden Dach sitzt und draußen das Wasser prasselt. Dann fühlt er sich immer irgendwie geborgen und sein Gehirn schaltet auf eine angenehme Frequenz, die sonst nur in der Meditation sanft ihre Wellen schlägt.

Tum überlegt nicht lange, nachdem sie die Kartons sogar mit Klebestreifen, den sie selbstständig und heimlich besorgt hat, verschlossen hat und sagt: "see you later. Lass mich nicht warten."
und verschwindet.


Hans möchte noch einen Augenblick alleine sein. Möchte sich von einem Abschnitt seines Lebens verabschieden. Dem Abschnitt mit Werner, der mehr als 35 Jahre währte.

Verpasste Gelegenheiten, ihm zu sagen, wie gerne er ihn hatte, was für ein guter Kumpel er war, gehen durch seinen Kopf. Erlebnisse, wo sie beide rücksichtslos die zufälligen Statisten in ihrer Nähe schamlos für ihre eigene Selbstdarstellung ausgenutzt haben, und Momente, wo sie im Einklang mit ihrer Umgebung waren und auch mal was gegeben haben.


Im Gleichgewicht und mit ruhigem Herzen verlässt Hans sein Town House Richtung Susi Bar und weiß mit nun nicht mehr schmerzender Gewissheit, dass es nie mehr so sein wird wie früher.
 
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Iffi

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Geteilte Freude ist doppelte Freude



Als er in die völlig gastlose Susi Bar einkehrt, ist dort Party. Tum führt das Ruder, lässt die Puppen tanzen, trägt ihr Schwarzes von gestern.

Die Mädels haben alle rote Bäckchen, sind gut drauf und zwei Flaschen Black Cat, Eiskübel und Cola zieren zwei Tische, Chips inbegriffen. Mit Ausnahme der Wunderbusigen. Die sitzt wie immer auf ihrem Hocker, blickt nach draußen und rutscht mit ihrem Hintern andeutungsweise im Rhythmus der Musik. Könnte aber auch ihr eigener Rhythmus sein.
Die Aschgraue von heute Morgen präsentiert Hans eine Tüte mit bunten Pillen und eine Rechnung, genau 100 Baht.


Tum ruft grinsend: "nanglong (setz dich), ich lad dich ein. Diesen Abend schmeiße ich für dich, denn du hast schon genug für mich getan."

Woher weiß sie bloß, dass er heute Statist sein will? Sie ist mal gerade 20 Jahre alt. Mit wohligem Gefühl begibt sich Hans einfach in die Situation, denn er weiß ja, dass Frauen ihm Glück bringen. Das war schon immer so. In ihrer Gegenwart fühlt er sich heimisch, je fremder, je besser. Das erspart ihm den 2. Kulturschock.

Draußen nähert sich der Fetzenverkäufer von gestern und lächelt Hans an. Er hat ein paar ganz süße und geile Tops dabei. Gefolgt von dem Uhrenverkäufer aus dem Süden. Der ziert sich erst gar nicht, kommt zum Tisch und ruft freudig aus: "al-hamdu-lila, how are you, khun Hans?"

Tum bittet ihn an den Tisch aber Hans schielt völlig unislamisch auf die nach lebendiger Füllung strebenden Tops des ganz nebenbei wartenden mobilen Modegeschäftes. Heute Nacht darf Tum ein Top anlassen, Welches? Das muss er noch rausfinden. Scheiß auf den Neid der anderen Mädels, und außerdem ist Harald heute nicht in der Nähe.

"Black nam jai, khap!”

Ein paar vorbeischlendernde Leute schauen von draussen herein, zögern und entscheiden sich, ihr Urlaubsglück woanders zu suchen, aber nicht, ohne vorher einen verstohlenen Blick auf Wunderbusen zu werfen, die allerdings völlig neutral ihre Augen auf Fernblick gestellt hat.

Normal. Dort drinnen sitzen nur Mädels und ein weißhaariger Typ, der eine völlig unaltersgemäße Rolle spielt. Dieser Situation gehört es aus dem Wege zu gehen. Schlimm! Alternder Sex-Tourist. Das soll Urlaub sein? Und überhaupt, die armen Mädels.

Tum ist happy.

"Jetzt habe ich Geld. Meine Freunde sollen auch was davon haben. Du weißt ja schon, warum die hier arbeiten. Weil sie alle hier schlafen können und wg. fucking Taxin. You understand what I am saying?"

Hans lehnt sich zurück und lässt die Weiber tanzen und saufen. Nicht ohne Faszination, denn dieses mal ist er nicht der Hauptdarsteller und er ist bereit, für den Film zu zahlen.

Zwei gutgebaute Typen, mit afrikanischen Vorfahren, spazieren draußen vorbei. Alle Mädels sind voll drauf und geben ihr „full metal jacket“. Hui, handsome man, come in, sit down please, how much you come from, etc, etc.

Alles mit dem geilsten, oder für andere, süßestem Lächeln, welches ihr Anderssein erahnen lässt. Mit anderen Worten, sie präsentieren sich als ausbaufähige Lebensabschnittspartnerinnen für die seichten und verzweifelten Hansel.

Als die beiden einfach vorbeiziehen, gehen fast wie verabredet mehrere Stinkefinger hoch und die Kurzhaarige mit dem laut Tum besten A.rschwackeln in Town schickt ihnen noch einen spontanen Tritt hinterher, sodass sie sich fast selber wegen dem Schwung ihres rechten Beines auf den Hintern setzt.

Hans sieht sich für einen Augenblick selber vorbeimarschieren und registriert beruhigt die Konstanten in diesem Geschäft. Da hat sich seit 20 Jahren nichts geändert.

Viele Farang-Thai-Ehen haben mit einem Stinkefinger hinter dem Rücken des zukünftigen Göttergatten angefangen. So what! Die Liebe kommt schon noch, wenn’s unbedingt notwendig ist.

Ist ja bei den konservativen Moslems auch so. Da sieht sich das junge Paar unter der Obhut des erweiterten Familienkreises zum ersten mal (hier im Kreise ihrer „Nichten“ in der Susi Bar). Sie schenkt ihm dann Tee ein (hier in der vorwiegend buddhistischen und christlichen Susi Bar auch Alkoholisches) und wenn sie ihm gefällt, nickt er (genauso wie in der Susi Bar, wenn sie den Check-Out-Kassenbon in den Holzbecher fummelt).

Ja, die Welt ist klein und die Religionen liegen gar nicht so weit auseinander, wie es manchmal den Anschein hat. Al-hamdu-lila! Amen!

Den jungen Abkömmlingen des afrikanischen Dschungels oder der Savanne, das kann Hans immer noch nicht so richtig einschätzen, käme so was gar nicht erst in den Sinn. Von verantwortungsvoller Bindung haben die schon mal überhaupt keine Ahnung. Sie sind eben völlig egoistisch auf sich selber fixiert. Mohren halt. Arme Gestallten. Die wissen einfach nicht, was sie verpassen. Da sind wir Deutsche romantischer und ritterlicher und nehmen sogar die Bürde der Heirat auf uns, nur damit die armen Mädels dem Milieu entrinnen können.

Nicht nur, dass wir unseren auserkorenen Liegestuhl liebevoll bei Tagesanbruch mit unserem feuchten Handtuch vor der aufgehenden Sonne beschützen, nein, wir wollen auch den Stinkefinger vor fucking Taxin retten, ihn heiraten, ihm Manieren beibringen und die Liebe zur vollen Blüte erwecken.

Die Mädels am Tisch füllen Hans’ Glas laufend unaufgefordert nach und während sie immer aufreizender tanzen, weil ihnen der Black Cat im Blut liegt, kommt ihm die Erkenntnis...

Er ist nur eine Feder im Wind. Rein gar nichts. Gerade mal ein unfarbiger, unscheinbarer Gast in dieser farbigen Gesellschaft.

Hans ist der Statist, mit dem sich die Selbstdarstellerinnen in dieser Bar schmücken und er spürt, wie ihm diese Welt langsam entgleitet. Er ist nur ein unwichtiges zahlendes Sanuk-Männchen, dem nur ein kurzer Blick in die aufregende Welt der Stinkefinger gegönnt ist. Ja, heute Nacht kommt er sich besonders weise vor und meint, den absoluten Durchblick zu haben.

Und da er auch ein bisserl was vom Buddhismus versteht, gibt er den Mädels genügend Gelegenheit, Tambun an ihm zu üben. Sie dürfen ihn mit den kalten Tüchern frisch halten, ihm beim Pippimachen den Schniedel halten und sein Glas auffüllen. Er täuscht auch ein wenig Schwächeln vor, sodass sie ihren Respekt vor den älteren Leuten und ihre Fürsorge ausleben können. Das bringt ihnen gute karmische Punkte ein.

„Bestellst du die nächste Cola? Die nehmen wir von der Bar. Ich hole noch schnell ne Flasche Black Cat auf meine Rechnung gleich nebenan.“ sagt Tum atemlos von der Stange taumelnd.

„Klar honey, brauchst du Taxigeld?

Tum hält lachend ihre Hand auf und sagt: „sip Baht“

„Hier sind 500. Nimm dir ‘nen Helikopter.“

hält Hans taktisch dagegen, denn er will nicht, dass sie ihr Geld gleich wieder verpudert und hat keine Lust es ihr konfrontal auszureden, denn oft, wenn er zu einer Standpauke anhebt, schweift er ab und fängt womöglich noch über die unüberwindliche Todessünde der Deutschen an zu schwafeln, die ihn bis ins siebte Glied zwickt.

Der Anblick des Scheins lässt Tum ihre eigene Spendierfreude vergessen und nach einer Weile kommt sie mit einer prall gefüllten Plastiktüte zurück.

Der Abend wird zur Nacht, die Mädels feiern zünftig ab und vergessen fast darüber, die Straßenkundschaft ins Lokal zu schmeicheln. Mama San sieht der Angelegenheit mit gemischten Gefühlen zu.

Hans schaltet ab, lässt sich mittreiben und es ist ihm egal, ob als Hansel oder Hans. So verschieden sind die beiden nämlich gar nicht.

Nicht ganz so spät wie gestern Morgen torkelt eine lustige Gesellschaft singend in Richtung Lovely Homes. “Are you lonesome tonight…” ist Hans’Beitrag zum Kanon. Tiefer sonorer Bass wie aus dem tiefen Keller auf „are“ bis hinauf in liebliche Tonhöhen auf „lonesome“.


Die einstimmige Antwort ist: “nein”.
 
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Iffi

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Nur ein Tastendruck entfernt


Nachdem Tum und Hans ziemlich schweigsam zusammen was gegessen haben, wünscht er ihr „tschok die“ (viel Glück), und sie trennen sich. Er will sie beim Minibus-Aufrödeln und seiner Abfahrt nicht dabei haben, denn solche Art Abschiede, die auch den allerletzten Moment auskosten, bergen immer die Hoffnung von: „Wiedersehen“ in sich.

Der Fahrer schafft es erst nach dem zweiten Versuch, den Mini-Van vollständig zu laden, denn beim ersten mal hat er den bequemen Sessel bis zum Schluss aufgehoben, und der hat natürlich, nachdem schon alles verstellt war, nicht mehr hinein gepasst. Hans hat es zwar kommen sehen, aber nach so vielen Jahren in Thailand genießt er diese leichten Planungs-Schwächen mancher Einheimischer als Schauspiel. Ausserdem hat er es nicht eilig. Werner im Himmel hat sich sicher einen gegrinst.

Beim Anblick der sorgfältig gepackten und verschlossenen Kartons überkommt Hans ein Anflug von Rührung. Er dankt Tum in Gedanken für die verrückte und faszinierende Zeit und nimmt sich vor, ihr ein bescheidenes Denkmal zu setzen, auch wenn es nur eine kleine Geschichte ist.

Brian nimmt beim „good bye, bis zum nächsten mal“ wieder den Schlüsselbund in seine Obhut.


Hans’ Ex wird nun für eine Weile das Projekt Town House übernehmen, denn es muss renoviert und wieder neu eingerichtet werden. So was kann sie gut. Da kann er sich drauf verlassen. Er selber freut sich schon auf das Auspacken in seiner Bangkok-Basis-Station. Seine Ex war allerdings die letzten zwei Monate nicht erreichbar. Egal. Die Frauen in Hans’ Leben werden es schon richten.

Die Trauer über Werner ist zerstoben, aber er bleibt für immer in seinem Herzen.

Auf der Höhe von Chonburi piept sein Handy leise.

„I MISS YOU“ steht in dem kleinen Fenster. Die Löschfunktion liegt nur einen Tastendruck entfernt. Die Schrift verlischt.

Pass gut auf dich auf, little Tum. Du hast noch ein ganzes Leben vor dir. God bless you!



ENDE
 
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Rüssli

Som Tam Experte!
   Autor
1 Februar 2009
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Super Story!!:echt
Sehr schön und fesselnd erzählt,gibt es eine Fortsetzung davon?
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Herzlichen Dank an die wenigen, die sich bemüht haben, einen Kommentar abzugeben. So was schätze ich sehr.

Nein, eine Fortsetzung wird es nicht geben, aber eine Teilverwertung dieser Geschichte in einem meiner zukünftigen Bücher.

Und HeiKi, danke fürs Ausgraben und deine lieben Worte.
 

EdvonSchleck

Member Inaktiv
Inaktiver Member
15 August 2010
6
2
263
Hansi ist mein Held

lieber Hans.. ich habe angefangen zu lesen und habe jetzt in einem zug alles gelesen
und könnte grad von vorne anfangen, weil es so spannend, aufschlussreich und einfach fesselnd war..:daume

eine sehr schöne geschichte aus dem pattaya bzw hansels leben..
ich bin erst 28 jahre jung und beschäftige mich gerade mit dem thema pattaya..
ich hab zwar hier auch keine probleme oder nicht die selben wie alle anderen
(in bezug auf unsere eig frauen), aber deine geschichte
hat mich jetzt erstrecht überzeugt dieses jahr noch einen flug zu buchen..
des muss man wohl gesehen und erlebt haben..
da ich keine ahnung von den thais habe hast du mir sehr, sehr geholfen

ich musste viel schmunzeln und zwischendrin auch sehr lachen
ich finde du solltest weiter deine memoiren schreiben.. du hast das drauf!!
solltest du ein buch schreiben werde ich es garantiert kaufen:bigg

du hast dir die zeit genommen dies nieder zu tippeln das muss man dann auch ma loben

von mir jedenfalls mit viel respekt und hochachtung lieben Gruss!!
 
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christian4

Member Inaktiv
Inaktiver Member
10 August 2010
2
0
111
Nur zu, an wahren Erlebnissen, auch wenn diese äler sind , besteht durchaus Interesse.
Erfundene Geschichten muss ich nicht lesen. Dafür kaufe ich mir Bücher !

christian4
 

pablovsk

urlaubsreif
Inaktiver Member
2 Juni 2009
4.135
1.789
2.666
Österreich
@iffi

bin erst jetzt auf den Bericht gestoßen, und hab ihn in einem Rutsch gelesen.

Sehr tolle Schreibweise, hat mich echt gefesselt! :daume
 
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