„Wenn thailändische Artillerie aus Versehen Scam-Kasinos trifft, ist der Ofen aus“ – sagt
@thaiguy , selbsternannter Insider einer Industrie, die offiziell gar nicht existiert.
Wirklich schade. Denn:
Thailand hat in den letzten Monaten mit chirurgischer Präzision das Geschäftsmodell der kambodschanischen Scam-Fabriken zerlegt – Strom gekappt, Internet abgedreht, SIM-Karten verknappt, Bankkanäle blockiert. Ergebnis?
► Betrugsvolumen halbiert
► Festnahmen von hunderten Thais
► Politischer Schaden im Milliardenbereich für Phnom Penh
Und plötzlich tauchen überall Experten auf, die „zufällig jemanden kennen, der mal Chinesen ins Kasino gefahren hat“. Na dann muss es ja stimmen.
Was bleibt:
Nur die Familie Shinawatra benennt den Elefanten im Raum – dass es nie um Grenzstein 43 ging, sondern um entgleiste Milliarden aus der Scam-Wirtschaft.
Alles andere ist Geopolitik für Anfänger – oder für Onkel Chatchai, der beim Flughafen-Transfer „aus Versehen“ ein Imperium aufbaute.
Der Strom in SHV, PP, Bavet und so weiter funktioniert so wie immer. Da verwechselt jemand anscheinend Kambodscha mit den burmesischen Scam-Laeden an der Thaigrenze. Ueber letztere wurde ausgebiebig berichtet. Hier wurde der Strom abgestellt, z.B. von Mae Sot aus, und die Freigabe von Sklaven erzwungen. Verhaftet wurde auch. Zur Erinnerung: Burma/Myanmar liegt
oestlich von Thailand. Es ist ein Staat.
Von einer Festnahme hunderter Thais in Kambodscha durch Thaibehoerden ist mir nichts bekannt. In Poipet werden allerdings regelmaessig Thais in geringer Anzahl festgesetzt.
Meine Bankkonten in Kambodscha und der internationale Zahlungsverkehr funktionieren wie immer. Von einer Einschraenkung konnte ich auch in der Presse oder auf Expatforen nichts finden. Dies obwohl Krungsri (Hattha), Siam Commercial (Cambodia Commercial) und vermutlich auch andere thailaendische Banken Beteiligungen unterhalten oder wie die beiden genannten die kambodschanischen Banken besitzen.
Sim-Karten in Kambodscha werden von den grossen Anbietern, wie z.B. Smart und Metfone, ausgegeben, nach Registrierung des Passes. Daneben kann man jederzeit eine Sim im Markt ohne diese Prozedur erwerben. Eine Verknappung des Angebots ist mir unbekannt. Sims funktionieren.
Festnahmen gab's tatsaechlich in Kambodscha und sehr oeffentlich. Der von mir eingestellte Beitrag der TAZ, siehe weiter oben hier im Thema, und davor als eigene Meldung im hiesigen Forumsteil, thematisiert das. Die kambodschanische Scam-Industrie basiert vornehmlich auf chinesischer Beteiligung.
Dies zeigt, dass jedwede Massnahme der Thaiseite nur einen geringen Einfluss auf die kambodschanische Scam-Industrie haben wird. Wiederum der TAZ-Beitrag bringt da einige zusammengefasste Einsichten. Ein Blick in die Berichterstattung ueber SHV zeigt wie brutal und moerderisch diese Banden agieren. Leider geschieht nur sehr wenig um denen das Handwerk zu legen.
Meine Ex aus dem Jahre 2006 war kein Zufall. Studium an einer der besten Unis des Landes, Typ Modell, gutes Englisch, Job bei einem japanischen Konzern. Der Rest passte auch. Leider chinesisch und damit war ich auf Dauer raus. Hab aber viel gelernt. Ist halt ein anderes Niveau und von daher kann ich die oben ausgedrueckte Skepsis gut verstehen.
Und ja, es gab einen Bericht, dass sich die kambodschanische Artillerie hinter einem Kasino verbirgt/zu verbergen sucht.
Ein Blick auf die Finanzstroeme in Kambodscha zeigt, dass Thailand fuer den Finanzmarkt kaum als dominant beschrieben werden kann. Thailand ist hingegen fuer die Wirtschaft unmittelbar entlang der Grenze sehr wichtig. Daher kann man bei den Filialen der Banken dort auch THB-Konten unterhalten. THB wird im taeglichen Zahlungsverkehr gerne genommen und oft auch bevorzugt, weil man z.B. in Aran einkaufen geht. Dann sind Exporte von Gemuese (besonders nach Siem Reap) wichtig, Baumaterialien auch und noch eine ganze Palette anderer Sachen. Die zunehmende Integration der beiden Volkswirtschaften wird auch in der leider verschleppten/wiederhergestellten Bahnverbindung ueber die Grenze zum Ausdruck gebracht. Diese Entwicklungen resultieren allerdings nicht in einer finanziellen Kontrolle des Landes durch Thailand. Japanische Banken (Sathapana), kanadische (ABA), eine Vielzahl chinesischer, auch vietnamesischer, malaysischer usw. Banken zeugen von einer Vielfalt. Die Diversifizierung nahm in den letzten Jahren Fahrt auf, weil viele lokale MFIs aufgekauft und in "commercial banks" umgewandelt wurden.
Bei den Investitionen geben allerdings die Chinesen den Ton. Sie kontrollieren auch den groessten Teil der kambodschanischen Kueste durch Konzessionen oder angeblich private Investitionen.
Diese Infos zeigen, dass dieser Krieg fuer beide Volkswirtschaften Gift ist. Insbesondere fuer die Grenzregionen und ganz besonders fuer das florierende Aran ist es eine Katastrophe fuer alle Betroffenen.
Ich hoffe, dass diese Ergaenzungen zu einer realistischeren Einschaetzung der Bemerkungen von Herrn Thaksin beitragen. Grundlegend ist natuerlich, dass man sich vergegenwaertigt, dass wir hier ueber Kambodscha und Thailand reden. Burma ist sicherlich auch interessant aber in diesem Zusammenhang ziemlich OT.