Wir reden von unterschiedlichen Dingen.
Du redest vom Standing der Khmer-stämmigen Thais innerhalb der thailändischen Gesellschaft. Da ist es nach meiner Beobachtung tatsächlich so, dass die Thais mit Khmer-Background am Ende der Ansehenskette stehen. Grob zusammengefasst: Ganz oben die Thais aus dem BKK-Großraum, dann die aus der Chiang Mai-Region, Phuket und dem East Economic Corridor (Chonburi-Rayong), dann alles nördlich von BKK, was nicht zum Isaan gehört (Petchabun und Co.), dann die Isaaner und am Ende die Khmer-stämmigen Isaaner. Sie gelten als am ärmsten, am hinterwälderischsten, am braunsten, am kulturfernsten und insbesondere von der üblichen BKK-Arroganz aus betrachtet als am doofsten.
Wovon ich sprach ist das Eigenverständnis der Khmer-stämmigen Thai. Sie betrachten (auch und gerade um ihren oben beschriebenen Stellenwert zu kompensieren) die Khmer in Kambodscha keineswegs als ihre "Brüder und Schwestern", sondern grenzen sich scharf von denen ab. Sie sehen sich vollumfänglich als Thai und mühen sich, dazu zu gehören. Angesichts der Posts von Bekannten in meiner FB-Timeline aus der Region gilt das gerade auch in diesen Stunden. Ist ja auch kein Wunder, denn sie sind die ersten Opfer der kambodschanischen Geschosse. und so ist das ja auch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts bis in die 80er Jahre gewesen: Immer wieder Übergriffe kambodschanischer Soldaten (verschiedener Gruppen, insbesondere aber der Khmer Rouge) auf die Dörfer der Thai-Khmer an der Grenze: auf der Suche nach Nahrung, Vergewaltigung oder einfach auf der verzweifelten Flucht vor den Vietnamesen. Da gibt es keine geschwisterlichen Gefühle, wie von dir impliziert. Sondern größtmögliche Distanz. Und die ist in diesen Stunden sogar noch größer geworden.