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Laos September 2008

Iffi

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18 Oktober 2008
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Luang Prabang, ein mythischer Ort

Die Geschichte der Besiedelung von Luang Prabang reicht weit in die Jahrtausende zurück. Bevor die Tais aus dem Süden Chinas dort eine kritische Masse erreichten, ließen sich Angehörige der Mon/Khmer Völkerfamilie nieder. Deren enge traditionelle Verbindungen zum Hinduismus Indiens und Buddhismus Sri Lankas sind belegt.

Es herrschte kultureller Austausch mit den Mon Reichen Dvaravati und Haripunchai, heute Lamphun, und mit den alten Java-Reichen und den Anfängen der Khmer-Kultur im heutigen Kambodscha. Die ehemalige Ortsbezeichnung: Meuang Sua hat nicht von ungefähr Java (Sua) im Namen.

Dies erklärt einerseits die uralte Verknüpfung mit dem Theravada Buddhismus und andererseits mit dem javanischen Hinduismus. Zwei Religionen, die in den Köpfen der Menschen damals nicht als getrennt abgeschottete Glaubensrichtungen existierten, sondern deren Mythen ineinander flossen. Gerade in diesen Mythen liegt eine Erklärung für den Standort des heutigen Luang Prabang.

Im Mittelpunkt des hinduistischen und später vom Buddhismus übernommenen Kosmos steht der Berg Meru von Wasser und sieben Bergketten umgeben.

thanka_of_Mt_Meru_and_the_Buddhist_.jpg
Buddhistische Thanka. Der Berg Meru in der Mitte, drumherum Wasser und Gebirgsketten

In Luang Prabang findet diese Symbolik ihren natürlichen Ausdruck. Da ist einmal dieser die Stadt überragende einsame Hügel, Phou Si genannt.

Phou = Berg oder Hügel
Si = großartig, prächtig, berühmt

Die Stadt selber ist von Wasser umgeben. Allerdings nur von drei Seiten. Eigentlich mehr eine Halbinsel, umflossen vom Mekong und in einem Bogen vom Fluss Khan, der hier in seine große Mutter mündet. Mich würde es nicht wundern, falls es irgendwann mal einen Durchstich zwischen dem Mekong und dem Khan gegeben hat, sodass Luang Prabang gänzlich von Wasser umgeben war. Hier eine Google Earth Aufnahme. Jeder kann sich selber phantasievoll ausmalen, wo dieser Durchstich denn gelegen haben könnte, wenn es ihn denn je gab.

GoogleMapLuangPrabang_640x444.jpg

Drumherum Berge. Mit der nötigen Phantasie lassen sich sieben Bergketten daraus machen. Luang Prabang ist also ein heiliger Ort und Ausdruck der hinduistischen und buddhistischen Mythologie. Ein wahrer Königssitz.



Luang Prabang, Phu Si

Schaun wir uns diesen mystischen Berg Meru mal an. Er dominiert das Stadtbild, ist von überall sichtbar. Viele Strassen führen auf ihn zu.

PhuSi600x4501.jpg


Ihn zu erklimmen, gehört zum „Muss“ eines jeden Touristen. Wenn schon in Luang Prabang, dann wenigstens einmal auf den Phou Si. Viele Stufen führen auf ihn hinauf. Wir haben sie nicht gezählt. Es sollen über 300 sein. Zum Teil recht steil.

PhuSi600x4502.jpg


Oben angekommen, weiß man, was man getan hat. Ist eine gute Übung und hält fit.

Auf dem Wege begegnet man solchen Stillleben.

PhuSi600x4503.jpg


Der Anstieg lohnt nicht zu sehr wegen der Pagoda auf seiner Spitze, sondern wegen des Rundblickes.

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Blick auf den Khan Fluss


PhuSi600x4505.jpg
Blick auf den Mekong


Kurz vor Sonnenuntergang ist ein besonders beliebter Moment. Wir haben ihn leider um ein paar Minuten verpasst. Aber die Farben waren an dem Tag sowieso nicht besonders.

Nach einem Blick auf die Pagoda aus nächster Nähe....

PhuSi600x4507.jpg


...verlassen wir den Hügel auf der anderen Seite.

Dort begrüßen uns am Abend schon die Lichter des Nachtmarktes. Es ist ein warmes Licht, weil noch von Glühbirnen verbreitet. Neonlicht verbreitet im Vergleich dazu eine recht kalte Amtmosphäre.

PhuSi600x4508.jpg


Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt. Der Markt erstreckt sich über mehrere hundert Meter. Auch in Laos wird gerne freundlich gehandelt und wir haben ein paar handgemachte Bettbezüge als Geschenk für die Verwandtschaft im fernen Europa erstanden. Die lieben so etwas. Die Kopfkissenbezüge dazu gab es fast umsonst.

PhuSi600x4506.jpg


Obst, Gemüse und Hippie-Schmuck gibt es natürlich auch.

PhuSi600x4509.jpg


Als nächstes erkunden wir, wie der Name „Luang Prabang“ zustande kam.
 
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Iffi

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König Fa Ngum

Wie Luang Prabang zu seinem heutigen Namen kam


1339? machte sich ein junger Prinz mit 10,000 Mann von Ankor Wat auf den Weg den Mekong entlang nach Norden. Ein Fürstentum nach dem anderen fiel in seine Hände. Den Herrscher von Vientiane überraschte er der Legende nach im Schlaf und nahm ihn mit auf seinem weiteren Weg nach Norden. Wie wir schon aus dem Vang Vieng Bericht wissen, verstarb dieser unglückliche Fürst oder König kurz nach Vang Vieng und wurde in den Fluss Xong (Song) entsorgt, der durch diese Stadt fließt. Xong = Bett. Sterbebett in diesem Fall.

Von Vang Vieng aus zog er zunächst nach Xieng Khouang, das Land mit der Ebene der Steinkrüge. Dies war damals ein unabhängiges Königsreich. Nun fehlte nur noch der Stammsitz des uralten Laotischen Königshauses, mit dem er verwandt war: Das heutige Luang Prabang.

1354 erreichte der Eroberer schließlich Xieng Dong Xieng Thong (Luang Prabang), nahm es mit Leichtigkeit ein, wählte diesen Ort als Königssitz für sein nun Großreich und nannte es „Lan Xiang Hom Khao“, „Land der Millionen Elefanten und weißen Sonnenschirme.“

Dies ist nicht etwa eine romantische Bezeichnung seines Landes, sondern beinhaltet die Insignien der Macht. Elefanten als Zeichen der Stärke, weiße Sonnenschirme als Symbol des königlichen Herrschers. Selbst der letzte König von Laos bewegte sich bis 1975 unter weißen Sonnenschirmen in der Öffentlichkeit.

FaNgum1.png


Wer war nun dieser Mann aus Ankor Wat und warum wählte er Xieng Dong Xieng Thong (Luang Prabang) zur Königsstadt seines in Nord-Süd-Richtung langgestreckten Reiches? Wäre nicht Vientiane oder ein Ort weiter südlich als Hauptstadt besser geeignet gewesen? Quasi in der Mitte seines Reiches?

Die Antwort liegt in seiner Herkunft. Fa Ngum, so sein Name, war ein Lao Prinz aus dem uralten Herrscherhause in Xieng Dong Xieng Thong (Luang Prabang). Als er dort einmarschierte war gerade sein Onkel oder jedenfalls ein Verwandter von ihm König. Was zunächst aussah, als ob die alten Khmers in einer letzten Kraftanstrengung einen Eroberungsfeldzug Richtung Norden durchführen wollten, war wohl in Wirklichkeit eine persönliche Vendetta eines geschassten Lao Prinzen und Xieng Dong Xieng Thong war halt das bedeutenste Zentrum der Lao Herrscher jener Zeit.

FaNgum9.jpg
König Fa Ngum Denkmal in Vientiane

Laut Regenbogenpresse musste sein Vater damals diesen Ort verlassen, weil er unerlaubt und wahllos den Prinzessinnen zu sehr unter den Sarongs rumgefummelt hatte. Als Bruder oder Sohn des Königs war er wohl in Wahrheit eine zu starke Konkurrenz für den Regenten. Er wählte Ankor Wat zusammen mit seinem Sohn als Exil. Dieser wuchs dort auf, erhielt eine militärische Ausbildung und heiratete eine Khmer Prinzessin. Seine 10,000 Mann starke Armee schnorrte er sich taktisch mit dem Versprechen zusammen, das alte Khmer-Reich noch einmal zu vergrößern. Aber er hatte sicherlich von Anfang an seine eigenen Ziele vor Augen. Erweckte allerdings Richtung Ankor Wat immer den Anschein, ein treuer Vasall zu sein, was ihm auch erfolgreich gelang, denn...

...er konnte tatsächlich den damaligen Khmer König nach seiner Eroberung von Laos und dem dazugehörigen Teil des Isaans dazu überreden, ihm eine berühmte Buddha-Statue aus Ankor Wat zu senden, die ihn als Oberhirten des Buddhismus auszeichnen sollte.

Der Name dieser Statue ist: „Phra Bang“

FaNgum4.jpg


Nach einer Zwischenstation in Vientiane fand sie schließlich ihren Platz in Xieng Dong Xieng Thong, welches dann zu Ehren dieses Buddhas in Luang Prabang umbenannt wurde. Und so heißt dieser Ort heute noch.

Hier noch einmal die drei bekanntesten Namen für diesen Ort:

• Meuang Sua
• Xieng Dong Xieng Thong
• Luang Prabang

König Fa Ngum endete ähnlich wie sein Vater. Die Klatschpresse berichtet, dass auch er hinter jedem Rockzipfel her war und sein Hof dies nicht mehr tolerieren wollte. Er starb schließlich in seinem Exil in Nan im heutigen Nord-Thailand.

Im nächsten Bericht befassen wir uns etwas näher mit dieser Phra Bang Statue, denn sie hat im wortwörtlichen Sinne eine „bewegte“ Vergangenheit.
 

Iffi

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Luang Prabang

Die Phra Bang Statue


Dieser Phra Bang Buddha nahm für Laos die gleiche Stellung ein, wie der Emerald Buddha für Thailand heute noch. Er war das Symbol der heiligen Nation im Buddhismus vereint. Wer ihn in Besitz hatte, war der oberste Herrscher.

Phra Bang blieb bis1707 in Luang Prabang und wurde dann nach Vientiane versetzt, nachdem das Lan Xiang Reich in drei Teile zerfiel.
• Norden: Luang Prabang
• Mitte: Vientiane
• Süden: Champasak

Erst 1867 fand er seinen Weg wieder zurück nach Luang Prabang und blieb dort bis heute.

Da liegt einem doch sofort eine Frage auf der Zunge. Wie kommt es, dass diese Statue immer noch in Laos ist? Und das, obwohl die Siamesen seit Ende des 18. Jahrhunderts bis weit ins 19. hinein keine Gelegenheit ausließen, die Schätze Laos’ nach Bangkok zu verfrachten?

Die Antwort ist recht interessant. Phra Bang wurde tatsächlich zweimal von den Siamesen entwendet, nach Bangkok befördert und freiwillig wieder zurück gegeben. Freiwillig? Tja, so ganz freiwillig nicht, aber anders als man denkt.

Wer noch heute im Alltagsleben Thailands beobachtet, welche Macht gewisse Buddha-Statuen selbst in den Köpfen moderner Menschen haben, wird wohl ohne Schwierigkeiten das Folgende verstehen. Berühmte Buddha-Statuen verleihen nicht nur dem Königshause Macht, oder können materielle Wünsche der flehenden Untertanen, wie z.B. Lotteriegewinne, erfüllen, nein, sie benehmen sich auch wie alle Mächtigen untereinander und bekämpfen sich gegenseitig voller Eifersucht aufeinander. Diese Kämpfe äußern sich in dem Unglück, welches die Menschen im Umfeld zweier sich streitender mächtiger Buddha-Figuren überfällt. Wer waren nun diese beiden Alpha-Wesen, die miteinander in Bangkok im Clinch lagen? Wir kennen sie. Es waren der Emerald Buddha und der Phra Bang Buddha.

Hierzu muss man wissen, dass Bangkok weit ins 19. Jahrhundert hinein entlang der oberen und unteren Thanon Charoen Krung, besonders im Chinesenviertel, ein wild wucherndes Drecksloch war. Cholera, im Volksmund der plötzliche Tod genannt, Pocken und andere schlimme Krankheit waren permanent latent vorhanden und manchmal brachen sie als Epidemie über die Bevölkerung herein, die schlimmste 1820. Es gab deren mindestens zwei in Bangkok, die Tausende dahinrafften und ansonsten das Alltagsleben lahm legten. Gelegentliche Missernten kamen hinzu. Das Königshaus ließ dann in prunkvollen Prozessionen den Emerald Buddha und Phra Bang durch die Strassen tragen. Die Leute warfen sich vor ihnen auf die Knie und flehten inbrünstig um eine Verschonung von der Pest oder Hungersnöten. Es herrschten zum Teil ekstatische Zustände. Es nützte nichts. Trotzdem zweifelte niemand an der Macht dieser beiden Statuen. Irgendetwas lenkte sie wohl von der Fürsorge für die Menschen ab. Was könnte das sein?

Die eindeutige Antwort war: Diese beiden Statuen sind jede für sich zu mächtig um in Eintracht miteinander leben zu können. Es kann nur einen geben. Der Abstand zwischen beiden müsse so groß wie möglich gehalten werden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Die Phra Bang Statue wurde wieder in das von den Siamesen kontrollierte Laos geschickt, noch einmal nach Bangkok geholt, und als sich Ungemach wiederholte, endgültig nach Laos verfrachtet.

1778 - 1782 Phra Bang in Thonburi,
Nach Laos zurückgeschickt, weil als Anstifter einer Palast-Revolution betrachtet

1828 - 1867 Phra Bang in Bangkok,
Wieder nach Laos zurückgeschickt, weil als Auslöser von mehreren Missernten innerhalb von 3 Jahren und anderem Unheil für schuldig befunden

Um die Phra Bang Statue ranken sich ähnliche Legenden wie um den Emerald Buddha. Angeblich soll sie schon im 1. Jahrhundert n.Chr. als Geschenk Sri Lankas für die Annahme des Buddhismus per Luftpost nach Kambodscha geschickt worden sein. Sogar damals flog man schon durch die Lüfte. Mit dieser Legende dürfen sich die Khmers ebenfalls lange vor ihrer Reichsgründung als Stadthalter des sagenhaften Suvarnabhumis fühlen.

Die Statue ist allerdings eindeutig im Khmer Stil gefertigt, 83 cm hoch und sehr viel später entstanden. Die angewinkelten Arme mit beiden Handflächen nach außen gerichtet stellen die Geste des Schutzes dar.

FaNgum5.jpg FaNgum3.jpg


Phra Bang befindet sich heute (September 2008) im zum Museum umgebauten Palast des letzten Laotischen Königs. Fotografieren verboten. Kameras müssen vorher abgegeben werden und werden in Schließfächern abgelegt.

FaNgum600x4501.jpg


Auf dem Giebel die Machtsymbole des Laotischen Königshauses: Elefanten und Sonnenschirm

Er wird bald umziehen auf einen hochherrschaftlichen Thron.

FaNgum600x4507.jpg


Dieser befindet sich gleich neben dem Palast-Museum in einem kürzlich fertiggestellten Tempel am Fuße des Phu Si Hügels.

FaNgum600x4502.jpg


Innen glänzt viel Goldfarbe auf rotem Grund.

FaNgum600x4504.jpg


FaNgum600x4505.jpg


Ist es wirklich der Phra Bang, der aus Ankor kam? Es hält sich nämlich das hartnäckige Gerücht, dass diese Statue nur eine schlecht gemachte Kopie des Originales sei. Die Pathet Lao hätten diesen goldenen Buddha nach ihrer Machtübernahme 1975 an die Russen verscherbelt, weil sie klamm waren oder sich für deren Hilfe bedanken wollten.

Der Emerald Buddha in Bangkok, der Paladin der Thaination, hat wohl keinen Konkurrenten mehr zu fürchten.

Im nächsten Bericht werfen wir einen Blick auf das „französische“ Luang Prabang.
 

soi6

Bürgermeister von Laos
Inaktiver Member
20 November 2008
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nochmals vielen dank iffi, für diesen hervorragenden bericht :daume ....kann mich nicht erinnern, mal irgendwo so schöne bilder aus laos gesehen zu haben....

soi6, bei dem nächstes jahr auch endlich wieder eine laos-reise ansteht....
 

Iffi

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Das Französische Luang Prabang

Als die Franzosen 1854 ihr koloniales Interesse für „Cochinchina“ (Süd-Vietnam) entdeckten, war es nur noch eine Frage der Zeit bis umliegende Länder in ihr Blickfeld gerieten. Teile von Kambodscha folgten auf dem Fuße. Noch mussten sie es sich mit Siam teilen. Nach der Eroberung von Da Nang 1858 und Saigon 1859 befand sich ganz Cochinchina ab 1864 vollständig in französischer Hand.

Cochin = südlich (kommt von dem malaysischen Wort: Kuchi)

Danach widmeten sich die Franzosen ihrem wirklichen Anliegen. Denn die ganze Übung hatte nur einen Sinn, nämlich ein Tor nach China zu öffnen. Der Name Indochina für die französischen Kolonien in dieser Geografie kam nicht von ungefähr.

FrenchLuangPrabang1.gif
Diese Karte zeigt sehr schön, wann die Franzosen welches Gebiet in Indochina einverleibt haben


Dieses Tor hofften sie einerseits in Tonkin (Nord-Vietnam) zu finden, welches sich im Gegensatz zu Cochinchina (Süd-Vietnam) lange erfolgreich gegen die Kolonialisten sträubte. Andererseits schien der aus westlicher Sicht unerforschte Fluss namens Mekong vielversprechend zu sein. Konnte man vielleicht auf ihm bis nach China schippern? Nur Teile des Unterlaufes in Kambodscha und das Mündungsdelta in Cochinchina waren ihnen bisher einigermaßen bekannt. So dauerte es nicht lange und Laos und Siam gerieten in das Visier der französischen Eroberer. Wer diese beiden Länder im Griff hatte, kontrollierte den Highway nach China, diese geheimnisvolle Mutter aller Flüsse, von der die Franzosen hofften, dass sie ihre Schoner geradewegs in das Herz von China tragen würde.

Was folgt, ist eine spannende Geschichte über abenteuerliche Reisen von Naturkundlern, Ethnologen und Geologen, einige von ihnen im Militärdienst, die sich auf den Wege machten, diesem Fluss sein Geheimnis zu entreißen. Alles in der Hoffnung, nach ihrer Rückkehr berichten zu können, dass eine Hintertüre für den Transport für Handelswaren von und nach China endlich gefunden sei. Den Seeweg hatten ja die Briten fest im Griff.

Die Expedition begann im Jahre 1866 unter der Leitung von Ernest Doudart de Lagree, ein erfahrener französischer Marine-Offizier. Ihm zur Seite gestellt waren der junge Francis Garnier, ebenfalls Mitglied der Marine, und andere. Es war eine rein zivile Aktion. Was mögen die Einheimischen entlang des Flusses wohl gedacht haben, als diese bärtigen und sonderbar gekleideten Gestalten sich (für was eigentlich?) den Mekong im wahrsten Sinne des Wortes hinaufplagten?

FrenchLuangPrabang2.jpg
Garnie links, de Lagree in der Mitte mit weißer Hose


Heute können wir uns kaum eine Vorstellung davon machen, wie mühselig das gewesen sein muss. Dagegen sind wir als moderne Reisende und Touristen die reinsten Weicheier. Um so erstaunlicher ist es, dass sie es tatsächlich bis in die chinesische Provinz Yunnan hinein schafften. De Lagree erlag dort 1868 seinen Infektionen, die er sich auf der Reise zugezogen hatte. Garnier übernahm und führte die Expedition von Yunnan aus über Land sogar an den „Red River“, den Roten Fluss heran. Eine Wahnsinnsleistung.

Sie hinterließ aber nichts als Enttäuschung und traf auf Missachtung in Paris, während die Briten und Deutschen ihren Hut zogen. Der Mekong war als durchgehende Wasserstrasse für den Handel mit China nicht geeignet. Neben Stromschnellen und Wasserfällen, die man zur Not hätte umgehen können, spielten jedoch die Jahrezeiten ein viel zu große Rolle. In der Trockenzeit war der Wasserstand dieses Fluss so niedrig, sodass kein Schoner auf ihm segeln konnte. Zur Regenzeit machte das trügerische Flussbett mit seinen vielen Felsen gleich unter Oberfläche aus vielen Schiffen Kleinholz. Das hat sich bis heute nicht geändert. Der Mekong, ein völlig unberechenbarer Fluss. Nur stellenweise geeignet für die „Linien-Schifffahrt“.

Aber der Rote Fluss, der in Tonkin (Nord-Vietnam) in’s Meer mündet, schien vielversprechend zu sein. Auf ihm könnte man auch Waffen für die Sicherung der Handelsstationen auf dem Wege ins Innere Chinas transportieren. Die Sache hatte nur einen Haken. Die Nord-Vietnamesen ließen sich nie so leicht wie ihre Verwandten im Süden davon überzeugen, dass ab nun die fremden Langnasen bestimmen, wo’s lang geht.

De Lagree und seine Leute passierten natürlich auch Luang Prabang und wurden dort von einem Prinzen willkommen geheißen. Sie stießen auf ein verschlafenes Städtchen mit einem unwiderstehlichen Charm, an dem die alten Buddhistischen Stätten großen Anteil hatten.

FrenchLuangPrabang5.jpg
Wat Xieng Thong weit vor seiner letzten Renovierung


FrenchLuangPrabang4.jpg
Wat Xieng Thong 2008

Luang Prabang war allerdings um 1860 herum ein gebeutelter Vasall. Neben Siam musste es auch an Burma und China Tribut zahlen, andernfalls riskierte es einen Einmarsch deren Truppen.

Keine ungewöhnliche Situation in jener Zeit. Wer von stärkeren Herrscherhäusern umgeben war, bekam kein Bein auf die Erde. Zusätzlich holten sich marodierende Chinesische und Tai Banden in unregelmäßigen Abständen den Rest. Siamesische Soldaten hielten sich dann meist vornehm zurück und überließen Luang Prabang seinem Schicksal. Nur wenn die Räuber wieder abgezogen waren und Ruhe einkehrte, tauchten sie unverhofft wieder auf und ließen sich am Straßenrand mit Nudelsuppe verköstigen.

FrenchLuangPrabang3.jpg
Siamesische Soldaten in Laos 1893


Ganz anders der Franzose Auguste Pavie. Er liebte Luang Prabang und bewahrte das dortige Königshaus vor dem völligen Untergang, wenn nicht sogar vor dem Aussterben.

Davon im nächsten Bericht...
 

Iffi

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Das Französische Luang Prabang

Auguste Pavie


Im Jahre 1887 war es wieder so weit. Chinesische Räuberbanden und Tais aus Südchina und Nord-Vietnam überfielen, wie vorher schon so oft, Luang Prabang. Dieses mal wütenden sie wie die Berserker. Luang Prabang stand in Flammen. Die fast ausschließliche Holzbauweise, selbst der Tempel, begünstigte den Niedergang dieser Perle am Mekong. Der Tai Führer Deo Van Tri aus Tonkin (Nord-Vietnam) war auf einem persönlichen Rachefeldzug. Die Siamesen hatten seine Brüder als Geiseln genommen. In Luang Prabang wollte er sie dafür bestrafen. Er zerstörte die Stadt fast vollständig, ließ aber das Wat Xieng Thong unberührt. In seiner Jugend hatte er dort einige Zeit als Mönch verbracht.

AugustePavie-Deovantri1.jpg
Deo Van Tri in weisser Hose


Das siamesische Militär hatte gerade mal wieder was anderes zu tun. Es hatte sich in Laos nie als Schutzmacht empfunden, sondern achtete lediglich darauf, dass der „Zehnte“ regelmäßig nach Bangkok überwiesen und ganz besonders darauf, dass Laotische Männer im wehrfähigen Alter in den Siamesischen Dienst gestellt wurden.

Völlig schutzlos und ohne Beistand von den Siamesen, konnte der gealterte König von Luang Prabang, Oun Kham, den marodierenden Banden nichts entgegensetzen. Gerade wollte er sich seinem Schicksal ergeben, als Rettung vom anderen Ufer des Mekong nahte.

AugustePavie-OunKham-1.jpg
King Oun Kham


Wer war dieser Mann, der sich in Gefahr begab um den Hof in Luang Prabang und sogar ein paar seiner Untertanen zu retten?

Er war ein absoluter Liebhaber Süd-Ost-Asiens, mit reichen Kenntnissen über die Natur und Völker in dieser Geografie. Nicht unbedarft in den Khmer- Thai- und Lao-Sprachen wurde er gerade wegen dieser Eigenschaften 1885 zum Vize-Konsul der Franzosen in Luang Prabang ernannt. Die Siamesen mussten ihn dulden, denn Frankreich drohte dem Königspalast in Bangkok unverhohlen mit der Keule, falls sie aufmucken würden. Seine Name: Auguste Pavie.

AugustePavieRetterdesKoenigsinLuang.jpg


Pavie trat 1869 in den Telegrafendienst ein und war alles andere als ein Bürokrat und Schreibtischhengst. Zunächst in Cochinchina (Süd-Vietnam) stationiert, machte er sich zur Aufgabe, das Kommunikationszeitalter in dieser Gegend einzuläuten. Dazu gehörten Landvermessungen und Kabelverlegung. Drahtlose Übertragung von Telefongesprächen gab es damals ja noch nicht. Pavie war an vorderster Front, wenn es darum ging, eine Route für die Kabel in der Wildnis zu erkunden. Sein Traum war, eine Telefonleitung zwischen Süd-Vietnam, Kambodscha und Bangkok zu schalten. Ganz nebenbei studierte er dabei die Natur mit Pflanzen und Tieren und knüpfte Kontakte zu den Menschen, wenn immer möglich. So lernte er die Sprache der Leute. Zum Verständnis des Theravada-Buddhismus’ fand er durch zahlreiche Gespräche mit den Äbten in den buddhistischen Klöstern. In Ankor Wat erkannte er, welch kulturelles Potential in den Einheimischen Leuten schlummerte. Auch er reiste am Mekong entlang.

Luang Prabang lag damals etwas abseits vom französischen Interesse, war wenig erkundet. Auguste Pavie schien mit seiner Gabe der Verständigung und des Verständnisses für exotische Verhältnisse als Stadthalter besonders gut geeignet. Vielleicht konnte man sich eine militärische Intervention ersparen. Die Franzosen hatten in Tonkin (Nord-Vietnam) alle Hände voll zu tun. So ließ er sich dann auch überreden, einen ihm fremden „politischen“ Job anzunehmen.

AugustePaviein_Luang_Prabang.jpg
Auguste Pavie in Luang Prabang


Er konnte dem Charm dieses Ortes und dessen Menschen nicht widerstehen. Ein Charm, den wir auch heute noch dort vorfinden. Solche Menschen, total „unhektisch“, anmutig und sanft, trifft man selten auf unserem Globus. Luang Prabang spricht das Herz an, wenn man sich darauf einlässt.

Auguste Pavie ließ sich darauf ein. Seine Residenz als Vize-Konsul lag gegenüber von Luang Prabang, jenseits des Mekong. In einer Nacht und Nebelaktion holte er 1887 die Königsfamilie und andere aus der brennenden Stadt heraus herüber. Nicht nur das. Er gab König Oun Kham sein Wort, dafür zu sorgen, dass Luang Prabang bald wieder der angeborene Stammsitz des Königshauses sein wird, garantiert von der großen Französischen Nation.

Und so kam es auch. König Oun Kham sah in Frankreich den großen Beschützer und hieß die Franzosen willkommen. Endlich hatte er vor den Siamesen und Burmesen Ruhe. Pavie hatte Luang Prabang auf friedlichem Wege für die Franzosen errungen, gewann sogar den Zerstörer Luang Prabangs, den Tai „war lord“ Deo Van Tri, als Verbündeten.

Von nun an war die Trikolore Bestandteil der Laotischen Flagge. Erst Mitte des letzten Jahrhunderts musste sie wieder weichen.

AugustePavie-laofrenchflag-1893.gif


Es entstand der Ausdruck: „conquest of hearts“, Eroberung der Herzen, anstatt gewaltsame und schnöde Unterjochung. Luang Prabang bekam sogar einen Sonderstatus in Indochina. Die Franzosen bezeichneten es als Protektorat und nicht als Kolonie, sozusagen als Schutzzone gegen die Siamesen. Die Stadt erlebte unter den Franzosen eine friedliche Zeit. Die Spuren des verheerenden Brandes waren bald getilgt. Wo vorher Bambus- und Holzhütten standen, wuchsen zum ersten mal an diesem Ort Wohn- und Ladengebäude aus Stein. Die Franzosen führten zwar Administration im westlichen Sinne ein, ließen aber Traditionen und sonstige Gewohnheiten der Leute weitestgehend unberührt. Kolonialbeamte, die sich hier niederließen, genossen einfach ihr Leben und ließen Fünfe gerade sein. Aber Pavie tat noch mehr. Er ermutigte die Einheimischen, sich auf die alte Laotische Schrift und Sprache zu besinnen, ihre alten Geschichten niederzuschreiben und die Siamesische Vergangenheit abzuschütteln.

Dies alles traf nur auf Luang Prabang zu. In anderen Gebieten von Laos haben die Franzosen weniger charmant gehandelt. Da war nichts mit Eroberung der Herzen. Da wurden unter Androhung von Gewalt einfach Tatsachen geschaffen. In den Laotischen Schulen wurde rigoros die Französische Sprache gefordert. Wer nicht schnell genug lernte, bekam den Rohrstock. Vietnamesen im französischen Dienst übernahmen die Verwaltung der laotischen Orte. Die einheimischen Fürsten- oder Königshäuser wurden mit einbezogen. Allerdings bar vieler Royal Privilegien. Sie fanden z.B. als Bürgermeister ihre neue Rolle.

Begeben wir uns im nächsten Bericht mal auf die Suche nach Spuren der Franzosen im heutigen Luang Prabang...
 

Iffi

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Hallo Soi6,

lohnt sich auf jeden Fall, mal wieder nach Laos zu reisen. Laos wird nicht ewig im Dornröschenschlaf verweilen.
 

Iffi

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danke, barny61...

und schon geht´s weiter...
 

Iffi

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Das Französische Luang Prabang

Als die Steinzeit begann


Die weitverbreitete Behauptung, Luang Prabangs Stadtbild sei hauptsächlich durch die französische Architektur geprägt, mal von den buddhistischen Stätten abgesehen, ist eine sehr vereinfachende Sicht. In Wirklichkeit fließen hier mehrere Stile ineinander über. Vor Ankunft der Franzosen waren Holz, Bambus und geflochtene Palmblätter die fast einzigen Baumaterialien und man darf sich Luang Prabang vor 150 Jahren durchaus so vorstellen wie auf diesem Bild.

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Noch heute sieht es schon am Rande der Stadt so aus. Man muss sich gar nicht erst in die Bergdörfer begeben um sich Jahrhunderte zurückgesetzt zu fühlen.

Da es unter den Einheimischen keine Maurer, Installateure, Elektriker, etc. gab, holten die Franzosen Vietnamesen ins Land. Die waren nämlich schon lange mit der chinesischen Steinbauweise vertraut.

So kam es, dass hier in Luang Prabang dieser typische zweistöckige Ladenstil mit den Geschäften unten und den Wohnräumen darüber Einzug hielt. Ein Stil, der dem Thailandreisenden von der Thanon Charoen Krung in Bangkok her und anderswo bestens vertraut ist. Er ist überall dort verbreitet, wo sich Chinesen in der Fremde niederließen. Die Einheimischen haben ihn für nützlich befunden und bis heute beibehalten. In Luang Prabang haben diese chinesischen Ladenhäuser allerdings ein Wandlung durchlaufen. Nämlich eine Wandlung zum schnörkellosen vietnamesischen Stil, der wesentlich einfacher ist und mit einer ersten Etage, die an Französische Landhäuser erinnert.

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(Nudel)Shop Haus

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Wie sich die Bilder mit Thailand gleichen


Manchmal findet man auch diese Galerien. Sehr zweckmässig in den Sub-Tropen. Mir sind sie früher mal auch in der Altstadt Singapurs aufgefallen, in Bangkok eher selten.

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Die Französischen, Vietnamesischen und chinesischen Stile haben sich also bunt vermischt und eigentlich so eine eigene Richtung geprägt. Bescheiden und fern von jeglichem Geprotze.

Im nächsten Teil werfen wir einen Blick auf das „moderne“ Luang Prabang.
 

Iffi

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Das Französische Luang Prabang

Auch heute noch


Noch hält man sich im Stadtkern von Luang Prabang zwischen den beiden Flüssen Mekong und Khan an den gemischt kolonialen und asiatischen Stil und baut vor allen Dingen nicht hoch hinaus. So bleibt der alte Charm dieses Städtchens erhalten. Wie lange noch? Es bleibt zu hoffen, dass Rattanakosin in Bangkok als Vorbild dienen wird. Dort hat das alte Königsviertel bisher jedem modernen Bauwahn widerstanden.

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Diese Strasse führt um die Halbinsel Luang Prabang herum. Rechts der Mekong oder Khan und links Wohnhäuser, wenige Geschäfte und anheimelnd kleine Hotels.

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Auf der den Häusern gegenüberliegenden Straßenseite am Fluss Khan lässt es sich hervorragend auf einer dieser Uferverandas bei bester Aussicht recht gemütlich bei einem guten Tropfen entspannen. Dazu vielleicht noch ein Bagett und Spiegelei als Reminizens an das einstige französische Leben.

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Andere Zeitgenossen konnten dem Zauber dieses Städtchen auch nicht widerstehen.

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Auf diesem Schild steht...: „Dieses Haus wurde von dem Deutschen Konsul in Bangkok 2002 –2006 als Anerkennung für die schönste Stadt in Asien erbaut...“

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Eine bestimmte Personengruppe ist aus dem Stadtbild von Luang Prabang nicht wegzudenken. Schauen wir im nächsten Bericht mal etwas näher hin.
 

Iffi

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Luang Prabang

Mönche


Die orang leuchtenden mit Gelb kombinierten Roben der Buddhistischen Mönche sind einfach ein Hingucker. Zu gewissen Tageszeiten bekommt man leicht den Eindruck, dass es unzählige an diesem Ort gäbe. Dem ist nicht so. Im Gegenteil.

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Wie immer, wenn wir in den buddhistischen Ländern unterwegs sind, besuchten wir einen Abt. In diesem Fall den Abt des Wat Xieng Thong. Meine Holde hatte noch eine Jutetragetasche voller nützlicher Dinge, unter anderem Medizin und Erste Hilfe Päckchen, die sie wie schon in der Provinz Xieng Khuang übergeben wollte. Bei solchen Gelegenheiten kommt es dann immer zu einem kleinen Plausch. Manchmal recht amüsant, aber immer informativ. So fanden wir heraus, dass gerade mal neun Mönche sich in diesem berühmtesten und ehrwürdigensten aller Wats in Laos aufhielten. Davon die Mehrheit Novizen. Der Abt selber war ein junger Spund, dem man anmerkte, dass für ihn die Situation völlig neu war. Da hocken eine Thai und ein Europäer vor ihm und übergeben ihm auch noch Dinge, die in Laos entweder viel zu teuer oder ziemlich rar sind.

Er erzählte uns, dass es in den anderen Wats ähnlich aussähe. Die meisten Mönche seien sehr jung und die Anzahl pro Wat sehr gering, aber es würden allmählich immer mehr. Es fehlten halt die finanziellen Mittel um größere Mönchsgemeinden zu unterhalten. Wenn man weiß, dass Luang Prabang über Jahrhunderte ein Zentrum der Buddhistischen Lehre war und zwecks Unterweisung von weit Hergereisten besucht wurde, gehörte diese Information zu unseren Aha-Erlebnissen. Die Pathet Lao scheinen dort gründlich aufgeräumt zu haben. Es besteht der begründete Verdacht, dass diese leuchtenden Roben einerseits im Maoistischen Sinne Beruhigungsdroge für das Volk sind und andererseits das touristische Auge erfreuen sollen. Aber die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Immer mehr werden die Robe ernstnehmen und sich auf die Buddhistische Lehre besinnen.

Ansonsten war der Abt nicht sehr gesprächig. Die siamesischen Laute schienen ihm fremd und ungewohnt, während meine Holde sich immer besser auf Lao einstellen konnte und mittlerweile fast gänzlich auf häh? verzichtete. Außerdem hatten wir ihn wohl während seines Nachmittagsschlafes, sprich Mediation, gestört.

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Der Eindruck, dass es in Luang Prabang viele Mönche gibt, ist aber verständlich. Die buddhistischen Tempel verteilen sich auf engstem Raum. Wenn da jeweils ein halbes Dutzend Mönche pro Wat unterwegs sind, leuchtet es in allen Strassen orange.

Am Nachmittag begeben sich die fliegenden Händler ins Kloster. Man versammelt sich dann am Steintisch im Schatten Die Spendenfreudigkeit der „ärm Lütt“ ist notgedrungen noch nicht so ausgeprägt wie beim reichen Bruder in Thailand. Von Plastikeimern, gefüllt mit allerlei nützlichen Dingen für das tägliche Mönchsleben, ganz zu schweigen.


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Derweil übt sich ein anderer Mönch beim Rasenmähen mit einer interessanten Maschine. Die Gummistiefel sind Vorschrift. :p

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In einem anderen Wat werden die heiligen Rennboote beschützt und gepflegt. Während ihrer Ruhephase werden sie ab und zu geschmückt, damit sie in guter Gewinnlaune bleiben.

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Im Dunst des frühen Morgens machen sich die Stadtmönche auf den Weg zu den verstreuten Siedlungen am Mekong. Dieser grosse faszinierende Fluss, der mich immer wieder in seinen Bann zieht. Besonders zur Regenzeit, wenn er trügerisch unschuldig träge dahinfliessend ganz ohne Angeberei seine Muskeln spielen lässt.


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Die Mönche fahren einer verheissungsvollen Zukunft entgegen. Am Horizont leuchtet schon das Licht. Noch geht es entgegen der Strömung flussaufwärts. Der Tag wird kommen, wo Luang Prabang wieder ein Zentrum der Lehre sein wird und sich Buddhistische Gelehrte aus aller Welt dort tummeln werden.

Im nächsten Bericht beschäftigen wir uns mit dem Leben an und auf den zwei Flüssen um Luang Prabang herum.
 

Gast_7

nix da
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Danke Iffi.

Deine Schreibe hat Stil. Die Fotos hohe Qualität. Das mach Spass beim lesen. :daume
 

Stalker

Bin noch da...
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...im Herz der Zone...
Der Rasenmäher gefällt mir.... hab das gestern auch hinter mich gebracht....

Auch ansonsten @Iffi - Deine Berichte sind Kunst!!!!
 

Iffi

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Flußleben am Nam Khan


Das Jahrhunderhochwasser des Mekong befand sich Anfang September 2008 auf dem Rückzug. Der Wasserstand war zwar noch hoch aber nicht mehr gefährlich für die Uferbewohner. Die Fischerbehausungen auf dieser Sandbank im Nam Khan in Luang Prabang...

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..standen noch teilweise im Wasser. Das ist jedes Jahr so. Bald werden auch die zerstörten Hütten wieder aufgebaut sein.

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Die Mündung des Nam Khan in den Mekong scheint eine lohnene Stelle zu sein.

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Die Netze wollen ständig geflegt werden.

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Für die Kinder ist es noch das reine Vergnügen.

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Iffi

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Der Mekong


Während der Nam Khan ein „Arbeitsfluss“ ist, hat sich der Mekong als Touristenquelle gemausert. In Luang Prabang werden Flusstouren angeboten. Besonders zu den Pak Ou Höhlen mit den vielen Buddhastatuen. Wir haben 1,500 Baht für ein Boot für uns alleine bezahlt. Baht oder Dollars. Die bevorzugten Währungen in Laos.

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Gleich vor Luang Prabang liegen die Bootstankstellen.

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Es gibt aber keine Vorratsgarantie. Erst in der zweiten Tankstelle konnten wir den Tank füllen.

Die Hinfahrt stromaufwärts nach Pak Ou dauert etwas mehr als eineinhalb Stunden. Es ging immer nahe am Ufer entlang, weil dort die Strömung nicht so gewaltig ist. Man sieht es dem Mekong nicht an. Er fliesst träge dahin. Aber es steckt eine Kraft dahinter, die man leicht unterschätzt.

Es ist ein Erlebnis im Morgendunst den Mekong hinauf zu schippern. Schon kurz nach Luang Prabang werden die Siedlungen mit ihren Holzhütten äusserst spärlich. Nur noch Wildnis. Man vertraut sich dem klapprigen Bretterkahn an und hofft, dass es dieser Fluss gut mit einem meint. Genauso haben die französischen Forscher damals im 19. Jahrhundert diesen Fluss gesehen. Es ist eine Zeitreise. Man ist mit sich alleine aber nicht einsam.

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In der Nähe von Pak Ou werden die Hügel zu Bergen. Der Morgendunst weicht schliesslich blauem Himmel.

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Die Rückfahrt dauerte nur eine Stunde. Mitten im Fluss beschleunigt die Strömung die Fahrt. Aber Obacht. Wer den Mekong nicht kennt, hat schlechte Karten. Was für den Unbedarften wie völlig unverständliche Abweichungen von der Fahrtlinie aussieht, sind in Wirklichkeit Ausweichmanöver. Erst in der Trockenzeit offenbaren sich die Felsen im Fluss. Unser Kapitän kannte sie natürlich alle. Wer glaubt, mal eben mit einem gemieteten Motorboot dort einfach unbeschadet rumschippern zu können, hat sich geirrt. Wieder zurück in Luang Prabang verabschiedete sich unser Kapitän frohen Mutes und wir machten uns kurz nach Mittag wieder auf den Rückweg nach Udon Thani mit einer weiteren Übernachtung in Vang Vieng. Der Backpacker Hochburg am (Todes)Bett des einstigen Königs von Vientiane, dem Fluss Nam Xong.

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Reaktionen: chau-chu

daRock

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28 März 2009
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Mensch besser wie HistoryChannel:daume

Super Bericht :hut