Willkommen in unserer Community
Möchtest du dem Forum beitreten? Das gesamte Angebot ist kostenlos.
Registrieren
Joe
Cosy Beach Club
Smurf Bar

Laos September 2008

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Einleitung

Auf den ersten Blick mag es etwas abwegig erscheinen, in einem Thailand Forum einen Reisebericht über Laos zu posten. Wer aber die Vergangenheit ein bisserl kennt, weiß, dass die Menschen Laos' und Thailands den gleichen Ursprung haben, weiß, wie familiär eng die Verknüpfungen und der Austausch zwischen dem alten Lan Na Reich und dem Lan Chang Reich waren.

Die holde Weiblichkeit in Nord-Laos ist der Beweis. Die gleiche Anmut wie in Chiang Mai und Rai. Relativ helle Hautfarbe, aufgeschlossene Gesichter und nicht zwergenwüchsig. Dabei meist schlank, aber ohne Laufstegdürre.

Das Lächeln erinnert entfernt an den ersten Kulturschock in Thailand, als dieses Land im eigenen Kopf noch voller unschuldiger Exotik war und die eigene Phantasie voller froher Erwartungen Purzelbäume schlug.

680DSCF6249.jpg


Sonntäglicher Gang in den Tempel

Die jungen Mädels bergen noch ihr Geheimnis, welches es zu ergründen gilt. Welches man hinüberretten möchte in die eigene Welt, Wenn nicht sogar besitzen.

680DSCF6343.jpg




Dann möchte man wieder jung sein. Den Mädels beim abendlichen Bad im Fluss zuschauen und von der verbotenen Enthüllung träumen, die keinen Preis hat, eine verheißungsvolle Zukunft verspricht und frei von jeglichem Zynismus ist.

680P9080508.jpg




Laos, das Land der Millionen Elefanten. Man sieht sie nicht. Um ehrlich zu sein, wir haben keinen einzigen gesehen. Was nicht heißt, dass es sie nicht gibt. Aber sie drängen sich einem nicht touristisch auf, wandeln noch nicht auf asphaltierten Strassen und greifen den Touristen mit ihren langen Nasen in die Taschen.

Die Landschaft ist wild, genauso wie das Lied von Steppenwolf: "Born to be wild". Unser Fahrer hatte es fast vergessen. Vor über 40 Jahren in Udon Thano geboren, kannte er noch die US Air Base Zeiten, als sich Lam Morrison seine Sporen verdiente und die Amis von dort ihren "secret war" gegen Laos führten, dessen Spuren heute noch sichtbar sind, wie wir sehen werden.

Die Landschaft ist durch Kalksteinfelsen geprägt. So wie wir es vom Süden Thailands kennen. Manchmal erinnert sie an "Herr der Ringe".

680DSCF6210.jpg







Die romantischen Tage sind gezählt. Die gleichen Fehler wie in Thailand werden gemacht werden.

Aus Behelfs-Straßen-Friseur-Salons werden Beauty Salons.

680DSCF6320.jpg








Aus nächtlich verschönernd beleuchteten Verschlägen werden eines Tages "Waschstrassen".
680P9130957-1.jpg




Wer noch einmal die unschuldige Illusion erleben, noch einmal einen Hauch erleben möchte, wie es einmal war, als er zum ersten mal vor Jahren nach Thailand kam, möge sich beeilen. Laos ist im Aufbruch. Gemächlich zwar, aber unaufhaltsam.

Wem der Spruch:

- Die Vietnamesen pflanzen Reis

- Die Kambodschaner schauen zu, wie er reift

- Die Laoten lauschen, wie er wächst

etwas zu arrogant erscheint, möge noch mal in sich gehen. Solange die Laoten mit dieser Einstellung durchs Leben gehen, dürfen wir diese Idylle noch erleben. Dürfen wir die leicht daherkommende Freundlichkeit der Menschen dort erleben.

 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Die Anfahrt

Am Samstag, den 6.9.08, um 6 Uhr morgens, flogen wir mit der Nok Air, Flugnummer DD9200, vom Don Muang nach Udon Thani. Flugzeit weniger als eine Stunde.
680P9060342.jpg

Schon im Juli hatte meine Holde nach unzähligen verwirrenden Sinnesänderungen Flüge, Transport und Hotels jedes für sich einzeln gebucht und nicht etwa als Packet. Wir sind nämlich gerne etwas flexible.

Von Udon Thani sollte es 8 Tage später auch wieder zurück nach Bangkok gehen. Allerdings mit Thai Air.

Nok Air Don Muang – Udon Thani, 1,490 Baht
Thai Air Udon Thani – Don Muang, 2,150 Baht

Die ganze Zeit begleitete uns der Besitzer eines Reisebüros in Nongkai als Fahrer. Der hatte Laos vor ein paar Jahren mehrmals bereist und wollte sich mal wieder selber auf den neuesten Stand bringen. Er sprach ausgezeichnet Englisch, ist ein alter Rock’n Roller der 70er und man merkt ihm die Altersweisheit, erwachsen aus seinen wilden und ungebändigten Jahren an. Ist halt so. Wer in der Jugend nichts ausgelassen hat, kann es sich später mit gutem Gewissen leisten, auch die etwas konservativen Lebensaspekte gepaart mit Schlitzohrigkeit zu genießen.

Er bekam einmalig 38,000 Baht auf die Hand. Darin enthalten waren Fahren, Sprit, seine Unterkunft und sonstige administrative Gebühren für z.B. Grenzübertritte, Straßengebühren und dergleichen.

Unsere Reise sollte uns entlang der Nationalstrassen 13 und 7 führen. Die 13 mit dem für uns Endpunkt Luang Prabang. Die 7 mit dem für uns Endpunkt Savanh mit der Ebene der Steinkrüge. Auf dem Wege liegen Vang Vieng und das Bergdorf Phou Khone, von dem aus man die Wahl nach Luang Prabang oder Phou Savanh hat. Es ist der Knotenpunkt des Y, welches unsere Route repräsentierte. Die gesamte linke Achse stellt die Nationalstrasse 13 dar, mit Vientiane am unteren und Luang Prabang am oberen linken Ende. Die obere rechte Achse ist die Nationalstrasse 7.


Die Entfernung vom Flughafen Udon Thani zur Friendship Bridge in Nongkai ist genau 59 km. In einer dreiviertel Stunde auf einer gut ausgebauten Strasse leicht zu bewältigen.

Unser Fahrer erzählte uns grinsend, dass sein nächtlicher Rekord auf seinem Motorrad bei 17 Minuten für diese Strecke liegt.

Er erwartete uns am Flughafen. Meine Holde instruierte ihn sogleich, an welchen Tempeln auf dem Wege zur Grenze er doch bitte Halt machen solle. Die lasse ich jetzt mal weg. Ist sowieso unergründlich, wie eine Bangkok Stadtmaus immer wieder neue Lokalitäten in der Walachei mit besonders heiligen Mönchen ausgräbt, die es unbedingt zu besuchen gilt.

Auch Kam Chanot haben wir nach zweieinhalb Jahren wieder besucht. Dort tut sich was. Überall wird gebaut und gewerkelt. Naga wird im höchsten Masse kommerzialisiert. Es gab aber keine neuen Gruselgeschichten über sie. Werde demnächst meinen Kam Chanot Bericht entsprechend ergänzen.

Die Grenzformalitäten für drei Pässe waren in 15 Minuten auf der Thaiseite erledigt. Unser persönliches Erscheinen war nicht nötig. Hat alles unser Fahrer erledigt.

680DSCF4986.jpg

680DSCF4988.jpg




680DSCF6351.jpg

Die Eisenbahn fährt in der Mitte der Brücke



680DSCF4991.jpg

“Please close your windows” heißt es auf einem Schild und dann wird das Auto mit Desinfektionsmittel automatisch besprüht.
680DSCF4993.jpg

680P9140002.jpg
Ebenfalls etwa 15 Minuten dauerte der Grenzübertritt auf der Laos Seite.
680P9140004.jpg


Die Grenzformalitäten werden auf beiden Seiten recht professionell und routiniert abgewickelt. Schlepper haben dort kaum noch eine Chance, wenn überhaupt. Mein Laos Visum hatte ich mir schon in der Schweiz besorgt. 70 SFr. Die Abwicklung hat zwei Tage inklusive Postweg gedauert. Das ist absoluter Rekord. An einem Dienstag den Pass eingeschickt. Am folgenden Donnerstag schon wieder zurück.


Weiter ging’s auf der rechten Straßenseite. Auf den ersten Blick sieht alles ähnlich wie in Thailand aus. Die Mopeds auch, aber irgendwie anders. Die meisten sind aus China. Die Koreanische Hyundai ist eindeutig die bevorzugte Automarke. Einige Modelle scheinen speziell für diesen Markt hergestellt zu werden. Alles mutet etwas ärmlich und unausgegoren an. Erinnerungen an vor über 20 Jahren in Thailand kommen hoch.

So gegen 5 Uhr Nachmittags kamen wir schließlich in unserem Hotel in Vientiane gleich am Mekong an. Für eine theoretisch eineinhalb bis zweistündige Fahrt, inklusive Grenzzeit, hatten wir mal eben 10 Stunden gebraucht…
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
@köbi,

keine Mühe. Spass an der Freud, wie der Kölsche Jung sagt.

Das Susi Forum war schliesslich eines meiner ersten, mal vom Rami abgesehen und so. Und sowas weiss ich zu schätzen. Da bin ich konservativ wie Sau.:p

Als erstes geht es mal darum, die alten Hasen (hat nix mit dem Alter zu tun) zu sammeln. Und dann sehn wir weiter.
 

sudu

Inselaffe
Inaktiver Member
18 Oktober 2008
471
57
708
Sri Lanka
www.negombo.org
Hallo Iffi

Danke für Deinen schönen Bericht.

Eine Frage. Kann man zu Fuss über die Vientianne Bridge spazieren ? Seit ich Deine Bilder gesehen habe, kommen mir da Zweifel.

Ich war 2005 in einem Hotel in Nong Kai, am Mekong River, untergebracht. Unser Zimmer hatte eine wunderschöne Dachterasse, wo ich den Sonnenaufgang bewundert habe. Wenn ich die Blicke nach links richtete, sah ich die Vientianne Bridge im morgentlichen Dunst, ca. 2 km vom Hotel entfernt. Von der rechten Seite kam die Sonne hoch. Unbeschreiblich !

Jetzt könnt Ihr mich alle als Spinner titulieren, aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, mal während eines Sonnenaufgangs über diese Brücke nach Laos rüber zu laufen.
Dieser majestätische Fluss und dann noch mit einem Sonnenaufgang gepaart,das muss ich unbedingt noch haben in meinem Leben.

Gruss von der Insel

sudu
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
@sudu,
man kann bis zur Mitte der Brücke laufen. Dann ist Schluss. Es gibt da einen Fussweg hinter der Betonmauer.
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Der Mekong kurz nach dem Hochwasser

Unser Laos Trip schien zwei Wochen vorher auf der Kippe zu stehen. Der Mekong führte ein Jahrzehnte nicht gesehenes Hochwasser. Starke Regenfälle zogen die Strassen in Mitleidenschaft. Es wurde davon berichtet, dass die Strasse nach Luang Prabang im Hochland stellenweise den Hang runtergerutscht sei. An anderen Stellen sei die Gefahr des Steinschlages besonders gegenwärtig.

Die Antworten auf unsere Rückfragen beruhigten uns aber. Es sei alles wieder passierbar. Der Wasserstand war aber noch recht hoch, wenn auch schon wieder völlig ungefährlich wie hier an der schönen Uferstrasse in Nongkai zu sehen. Nongkai das inzwischen völlig überalterte Paradies der D-CH-A Rentnerband.

680DSCF4983.jpg


680DSCF4975.jpg



Die überdimensionalen Pumpen lassen noch erahnen, wir dort gekämpft wurde.

680DSCF4977.jpg

Ganz anders auf der anderen Seite in Vientiane. Dort wurde noch mit einfachen Mitteln gekämpft. Sandsäcke überall. Kilometerweit. Abermillionen. Es war das gigantischste Hochwasser seit 1966, wie man uns dort versicherte. Ja, es hätte dieses sogar noch überstiegen. Es dauerte drei Tage, ehe die Fluten langsam zurückgingen. Jetzt, nach 2 - 3 Wochen, war der Wasserstand etwa 5 m unter der Oberkante Uferböschung. Für die Jüngeren war dies ein noch nie gesehenes Schauspiel.

680P9070383.jpg


Man wandelt dort noch auf Sandwegen Nähe Mekong und fühlt sich 30 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Dazu trugen auch die vielen Bambus-Restaurants direkt an der Uferböschung bei. Da kommen glatt Erinnerungen an die Schwiegermutter hoch.

680P9080454.jpg


Da sind wir schon an unserem Hotel in Vientiane direkt am Fluss. Dem "Beau Rivage Mekong Hotel"
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Vientiane

Die Laoten nennen Vientiane „Viang Chan“

Viang = Stadt
Chan = Mond

Vientiane ist die französische Bezeichnung, da sie mit dem leichten „ch“ Rachenlaut nicht besonders klarkommen.

Heute eine Stadt mit vielleicht 300,000 Einwohnern. Wer weiß das schon so genau. Die Anzahl der Menschen in der gesamten Region oder Provinz Vientiane beträgt vermutlich gerade mal das doppelte. Laos ist ein dünnbesiedeltes Land. Weniger als 7 Millionen Laoten teilen sich berauschende Landschaften, die durch fruchtbare Natur gesegnet sind. Sie halten sich bevorzugt in den breiteren Flusstälern z.B. des Mekong, Nam Ngum und Nam Song oder in den leicht hügeligen Hochebenen auf. So war es schon immer. Seit Tausenden von Jahren. In der faszinierenden Bergwelt siedeln in kleinen Dörfern nur ethnische Minderheiten der Mon, Hmong und Yao. Der Stil der Holzhäuser, deren Wände aus geflochtenen Bastmatten bestehen, hat sich wohl nicht über die Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, geändert.

Wer in Vientiane eine quirlige von Verkehrsstaus geplagte Hauptstadt mit einer Skyline von Hochhäusern und Konsumtempeln erwartet, wird eines anderen belehrt.

680DSCF5083.jpg



Nichts dergleichen. Im Gegenteil. Vientiane hat das Flair einer Provinzkleinstadt. Das Leben ist bedächtig und geruhsam. Kein Gedrängel, weil man sich nicht gegenseitig ins Gehege kommt. Keine Spur von Hektik. Die Hauptstrassen, auf denen sich die Autos, Mopeds und Fahrräder verlieren, sind großzügig bemessen und deren Namen tragen ein vorangestelltes „Rue“. Ein Vermächtnis der Franzosen.


600DSCF5198.jpg


Vientiane war nicht immer Hauptstadt des einst riesigen Lao-Reiches, welches einmal große Teile Nord-Ost-Thailands umspannte. Nakhon Ratchasima (Korat) war zu jener Zeit nicht das „Tor zum Isaan“ von Bangkok ausgesehen, sondern das Tor nach Lan Chang, dem Land der Millionen Elefanten, wie Laos einmal genannt wurde.

Zwar wurde in Vientiane schon der erste König des Lan Xiang Reiches (bevorzugte Schreibweise der Laoten), namens Fa Ngum, gekrönt, aber er erkor 1353 Luang Prabang zur Hauptstadt. Davon später mehr, wenn wir diese Stadt besuchen. Erst 1560 wurde der Herrschersitz von König Xetthathirat (Sethathirath) nach Vientiane verlegt.

König Xetthathirat war ein Doppelherrscher. Er war auch der Herr über das Lan Na Reich. Nicht etwa durch Eroberung, sondern durch entfernt verwandtschaftliche Verhältnisse mit der Mengrai Dynastie und durch Einladung von Ministern, die sich ansonsten auf keinen anderen König einigen konnten, nachdem sich die letzten drei als völlige Versager herausgestellt hatten.

Dies erklärt so einiges. Z.B. nämlich das Gefühl, sich im Großraum Vientiane überwiegend unter Menschen Nord-Thailands zu befinden und nicht etwa wie in den Tiefen des Isaan. Die gleiche Statur, der gleiche helle Teint wie in Chiang Mai und Chiang Rai. Lan Na und Lan Chang (Laos) wurde von verwandten Herrscherhäusern regiert, deren Untertanen den gleichen Ursprung hatten.

Wie kam es nun dazu, dass die Laotische Hauptstadt im Jahre 1560 von Luang Prabang nach Vientiane verlegt wurde? Dazu gibt es mindestens zwei Gründe.


  • hatte sich der Schwerpunkt der Menschen in Laos mehr nach Süden verlagert. Manche Laoten siedelten bis ins heutige Kambodscha hinein.
  • wurde Chiang Mai 1558 von den Burmesen überrannt und blieb 200 Jahre lang deren Vasall.
Xetthathirat hatte Glück und es wurde ihm kein Haar gekrümmt, denn er hielt sich nicht gerne in Chiang Mai auf und verweilte dort nur zwei Jahre, bevor er ein Jahr vor der Burmesischen Invasion und gleich nach dem Tode seines Vaters wieder nach Luang Prabang in Laos eilte und dort den Thron bestieg. Nebenbei nahm er gleich den „Emerald Buddha“ mit, der sich gerade im Wat Chedi Luang in Chiang Mai befand. Das Lan Na Reich gegen die Burmesen zu verteidigen, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Da lag ihm seine Heimat näher, denn die Burmesen hatten auch Vientiane erobert. Es gelang ihm aber, diese aus eigener Kraft zu vertreiben. Ein unfähiger Herrscher war er nicht. Lan Na hat ihn nur nie besonders interessiert.

Lan Na unter Burmesischer Herrschaft fiel als freundschaftlich Verbündeter von Laos aus. Deswegen suchte König Xetthathirat von nun an den Beistand Ayutthayas. Da lag Vientianne näher als das hinter den Bergen versteckte und schwer zu erreichende Luang Prabang.

Der „Emerald Buddha“ fand seinen Platz zunächst in Luang Prabang und drei Jahre später in Vientiane im Wat Ho Phrakeo.

680DSCF5035.jpg


Meine Holde hatte hier ihr erstes Aha-Erlebnis in Laos. Der Auslöser war ein Schild vor diesem Tempel in Vientiane.

680P9070411.jpg



Der Teil, der sie am meisten beeindruckte, war:

“...Now, the Emerald Buddha was in the foreign abroad since 1779 AD...“

Entschuldigen wir mal dieses etwas unbeholfene Englisch, denn der Sinn ist klar.

„...der Emerald Buddha befindet sich nun seit 1779 im Ausland...“

Meine Holde sagte nur: „Die müssen echt total sauer auf uns sein“ (they must be really pissed off)

Das war mir schon klar, aber vorsichtshalber fragte ich noch mal nach, denn der Text schien mir eigentlich sehr diplomatisch formuliert.

„Die erwähnen noch nicht mal Thailand, sondern schreiben nur Ausland. Das ist ja schon beleidigend.“ war ihre Antwort. Und gleich darauf grinsend:

„Naja, vielleicht wollen sie den Touristen hier keinen Hinweis geben, wo sie den „Emerald Buddha“ heutzutage finden können. Ihre Art von Rache halt.“

Ich werde nie aufhören, von so mancher Thaidenke überrascht zu sein und nehme mir vor, über Auslassungen oder bestimmte Formulierungen besser nachzudenken, bevor ich sie Richtung Thai-Weib schleudere. Hake den Gedanken aber gleich wieder ab. Vergebliche Liebesmüh. Bewundere aber insgeheim das Sprachgefühl meiner Holden. Vermutlich hat sie nämlich recht.

Was ich übrigens interessant finde, ist die gleichzeitige Präsentation der Wats in Laos als Museum. Altertümer werden nicht wie meist anderswo üblich in einem Nationalmuseum gesammelt und gemeinsam ausgestellt, sondern möglichst am Ort der Fundstelle belassen, wenn es eine Tempelanlage ist. So auch im Wat Ho Phrakeo.

Das Schild besagt zwar, dass es 1565 zu Ehren des „Emerald Buddhas“ erbaut wurde, aber das alte Gebäude wurde später von den Siamesen in Schutt und Asche gelegt, dem Erdboden gleichgemacht. Da blieb kein Stein auf dem anderen und der Rest wurde niedergebrannt. Der Emerald Buddha fand eine neue Heimat im „Ausland“, nämlich im Wat Phra Kaeo in Bangkok. Unter welchen Umständen und wann es dazu kam, erfahren wir noch.

Bemerkung: die lateinische Schreibweise von „Keo“ variiert von Land zu Land. Im Englischen findet man oft „Kaew“ im deutschen „Kaeo“.

So kommt es, dass man gleich an und in den wieder neu aufgebauten Tempeln zum Teil sehr alte Statuen und Steininschriften bewundern kann, die der Zerstörung entronnen sind, oder von den Eroberern nicht Wert befunden wurden, abtransportiert zu werden. Hier ein paar Beispiele.



th_680P9070417.jpg



th_500P9070414.jpg


So etwas wäre in Thailand mittlerweile fast undenkbar, da solche des Nachts nicht besonders gesicherten Antiquitäten von Dieben längst versilbert worden wären.

Aber eines ist genauso wie in Thailand...

600P9070420.jpg


Ohne Kommentar


Laoten 8 Baht
Ausländer 20 Baht

1 Baht = 250 Kip (Laos Währung)

Meine Holde hat zwar instinktiv nur den halben Betrag hingelegt, dann aber schnell bemerkt, dass sie hier ja auch Ausländerin ist. Das führte zwar zunächst zu einigen Frotzeleien meinerseits begleitet von unverschämtem Grinsen, tat aber der Stimmung keinen Abbruch.

Im nächsten Bericht überqueren wir einfach die Strasse, besuchen das Wat Sisaket und werfen bei der Gelegenheit einen Blick auf die Tragödie, die Laos und einem Grossteil seiner Menschen beinahe den völligen Untergang beschert hätte...
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Vientiane, Wat Sisaket

Das Wat Sisaket ist eine Ausnahmeerscheinung im heutigen Laos. Es entspricht so gar nicht dem Lao Stil, sondern könnte auch ohne Aufsehen zu erregen in Thailand stehen, wenn da nicht seine Nord-Süd Ausrichtung wäre. Völlig ungewöhnlich in der Buddhistischen Welt, wo die Tempel immer Ost-West ausgerichtet sind, wobei die Buddhastatue im Haupttempel immer nach Osten blickt.

DSCF5028480.jpg
Wat Sisaket

Wie ein typischer Lao Tempel aussieht, werden wir noch sehen. Sehr interessant ist die Gallerie, die den Tempel umrundet.

DSCF5011600.jpg

In deren Wänden befinden sich unzählige Nischen mit kleinen Buddhafiguren. Davor die Grösseren. Zum Teil mehrere 100 Jahre alt mit leider für die Öffentlichkeit undokumentiertem Ursprung.

DSCF5018600.jpg

P9070401600.jpg

Ebenfalls im Tempel. Insgesamt sind es so um die 10,000. Wie überall in Laos findet man auch hier die Naga. In dieser Form erfüllt sie einen bestimmten Zweck. Sie ist innen hohl und durch sie wird das heilige Wasser über Buddhastatuen gegossen. Es ist eine feierliche Zeremonie und dient der Reinigung dieser selben. Es wird „hang hod“ genannt und ist in dieser Form einmalig. Wir sollten noch anderen in Laos begegnen.

CIMG5912600.jpg


Zwischen 1818 und 1824 vom Laos König Chao Anou erbaut, ist das Wat Sisaket das älteste noch erhaltene Wat in Vientiane. Das Älteste? Da ist man ja ganz andere Zahlen in Bezug auf das Alter von Buddhistischen Tempelanlagen in Süd-Ost-Asien gewöhnt.

Wer keine Fragen hat, bekommt keine Antworten. In diesem Fall liegt aber folgende Frage wohl für jeden auf der Hand:

Warum ist ein solch relatives junges Wat das älteste in seiner ursprünglichen Form noch erhaltene in Vientiane? In einer Stadt, die schon als Ansiedlung vor rund 1000 Jahren existierte und 1560 zur Hauptstadt des Lan Xiang Reiches erkoren wurde?

Davon mehr im nächsten Bericht...
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Vientiane, dunkle Wolken am Horizont

Die Antwort auf diesen Umstand verbirgt eines der dunkelsten Kapitel in der Thai-Geschichte, welches unter Rama III (1824 – 1851) seinen Höhepunkt erreichte. Selbst der Schwester von Rama I, Prinzessin Narinthonthewi, war in ihren Memoiren über jene Zeiten nicht ganz wohl. Jahre später weigerte sich sogar die Hofdichterin von Rama III, Khun Phum, ein Loblied auf ihren König zu schreiben. Als Konsorte vom späteren König Monkut, Rama IV, überlebte sie diesen Affront völlig unversehrt und ohne großes Aufsehen. Beide Damen waren sich aber einig, dass eine militärische Intervention in Laos strategisch und politisch aus siamesischer Sicht notwendig war. Sie konnten sich allerdings nicht mit der Brutalität abfinden und haben dies auch in noch heute in Thailand einsehbaren Dokumenten zum Ausdruck gebracht.

Französische Missionare und Britische Diplomaten am Königshof Siams berichteten schriftlich als Augenzeugen und die Einheimischen des damaligen Bangkoks bekamen noch Jahrzehnte später eine Gänsehaut und das Grausen, wenn sie eine gewisse Stelle am Chao Phraya Fluss auf ihren Booten möglichst in einem großen Bogen passierten.

Was war geschehen? Wieso wurden sogar Bedenken im engeren Kreise des Königshauses geäußert? Ohne zu sehr auf die historischen Einzelheiten einzugehen, möchte ich mich auf den Teil konzentrieren, der eng mit Vientiane verbunden ist.

Die Beziehungen Lan Xiangs (Laos) mit zunächst Lan Na und dann Ayutthaya darf man als fair bis freundschaftlich bezeichnen. Die Beziehungen zu Taksin und später Rama I und II zumindest als einigermaßen geordnet. Wenn auch zum Vorteil der Siamesen.

Nach dem Fall von Ayutthaya schien Taksin der logische Nachfolger als Verbündeter Vientianes gegen den gemeinsamen Feind, die Burmesen, zu sein. Taksin stimmte dem zu, hatte aber zunächst andere Prioritäten. Die Rückeroberung von Chiang Mai stand an und Kambodscha musste auch wieder zur Raison gebracht werden. Nebenbei brachte er dabei auch Süd-Laos (Champassak) unter seine Fittiche. Erst danach wendete er seine Aufmerksamkeit Richtung Vientiane. So in dem Sinne:

Also gut Jungs. Alles hat seinen Preis. Huldigung meines Herrscherhauses, ergänzt durch Tribut an mich um euren guten Willen zu beweisen, freizügige Handelsrechte und Teilnahme an den Erwirtschaftungen auf dem Korat Plateau (Isaan), inklusive besonders in Nakhon Ratchasima (Korat) und Bereitstellung von Truppen und Untertanen, falls ich mal Unterstützung brauche.

Da Laos geschwächt und inzwischen dreigeteilt in die Herrscherhäuser von Luang Prabang, Vientiane und Champassak in einer sehr prekären Lage war und drohte zwischen Burma, Vietnam und Siam, gänzlich aufgerieben zu werden, stimmte das Königshaus in Vientiane zähneknirschend zu. Wird schon nicht so schlimm werden. Bisher haben wir uns ja immer gut vertragen, mögen sie sich gesagt haben.

Aber die Leute des Königreiches Vientiane (inklusive Isaan) hatten wohl etwas nicht richtig verstanden. Typische Kommunikationsschwäche der Herrschenden ;-) Überall bildete sich Widerstand gegen von Taksin geforderte Tributzahlungen. Nicht selten überlebten die siamesischen „Eintreiber“ ihre freundliche Auforderung zur „Abgabe des 10.“ nicht. Besonders in einigen Muangs (Städte oder Distrikte) im Isaan sahen die Leute nicht ein, warum sie auf einmal auch den Siamesen Tribut zahlen sollten.

Taksin, inzwischen recht erfolgreich auf seinen Feldzügen, hatte bald die Faxen dicke und marschierte 1778/79 in Vientiane ein.

„Mach deinen Leuten klar, dass sie für meinen Schutz bezahlen müssen und sich mir gegenüber als stärkste Kraft und obersten Repräsentanten des Buddhismus erkenntlich zeigen müssen, sonst....“

...mag er dem König von Vientiane gesagt haben. Sprach’s, entfernte den Emerald Buddha im Wat Ho Phrakeo von seinem Sockel und nahm ihn mit nach Thonburi. Fairerweise muss man sagen, dass König Setthathirath 1560 versprochen hatte, ihn wieder nach Chiang Mai zurückzubringen, wenn die Burmesen abgezogen wären. Aber dazu kam es über 200 jahre nicht. Von nun an durfte sich Taksin mit Recht als Oberhirte des Buddhismus bezeichnen. Der Emerald Buddha galt und gilt als heiligste Buddhastatue in dieser Geografie. Wer sie besaß, war legitimiert, als höchste moralische Instanz über alle buddhistischen Länder zu regieren. So sahen es jedenfalls die Siamesen. Den Laoten und vorher den Herrschern im Lan Na Reich wäre so was im Traum nicht eingefallen.

Von nun an ging alles relativ reibungslos seinen geregelten Gang, obwohl die Isaanis nach wie vor sauer waren und es wäre vermutlich über längere Zeit so geblieben, wenn da nicht dieser laotische König gewesen wäre, dieser Chao Anou. Nämlich genau jener, der das Wat Sisaket 1819 erbauen ließ....
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Der Untergang Laos’


Ermutigt durch Stillhalteabkommen mit den Briten, die sich mittlerweile in Malaysia und Burma als Kolonialmacht etabliert hatten, strebte Rama III nach einer „Endlösung“ für Kambodscha und Laos. Zum Zeichen der Zugehörigkeit zu Siam ließ er all seine männlichen Untertanen tätowieren. Auch die Laoten in seinem Einflussbereich, speziell im Isaan, aber auch im tiefsten Laos.

Chao Anou, derzeit laotischer König in Vientiane und Mitglied eines uralten Herrschergeschlechtes, sah darin eine Ehrabschneidung und eine riesige Respektlosigkeit gegenüber ihm selber. Ja, Laos war seit 1779 ein Vasall Siams, ja, er war tributpflichtig, aber seine königliche Souveränität über seine Untertanen wurde bisher nie angezweifelt.

Taksin hatte 1779 seinen Vater und die gesamte Familie nach Bangkok deportiert. Dort genoss Chao Anou eine militärische Ausbildung am Hofe Siams. Dort war er ein hilfreicher und wertvoller Feldherr gegen die Burmesen. Rama I setzte ihn 1804 als Nachfolger von seinem Bruder auf den laotischen Thron von Siams Gnaden. Es ist die Geschichte, wie wir sie vom alten Rom her kennen. Auch dort wurden gefangene Germanenfürsten im Kriegshandwerk ausgebildet und als Interessenvertreter des römischen Reiches in ihrer Heimat als Herrscher installiert.

Bis inklusive Rama II ging eigentlich alles gut. Laotische Prinzessinnen genossen am siamesischen Hof die Aufmerksamkeit der Könige. Einige wurden zu Hauptfrauen. Viele Kinder gingen aus diesen Verbindungen hervor. Es fand eine verwandtschaftlich Vermischung zwischen den Laotischen und Siamesischen Königshäusern statt.

Und dann kam Rama III. Obwohl ein Sohn von Rama II stand er eigentlich nicht an erster Stelle der Thronfolge, da seine Mutter keine Prinzessin war. Prinz Monkut, der spätere Rama IV, wäre nach der Tradition der Nachfolger von Rama II gewesen. Warum er es nicht wurde, lässt sich in vielen Quellen nachlesen. Wie auch immer. Unter seiner Regentschaft von 1824 bis 1851 wurde Laos praktisch ausradiert, entvölkert und zum Niemandsland erklärt.

P9070394600.jpg

Wie kam es dazu? Warum wurde Laos plötzlich zum Hauptfeind erklärt? Dazu muss man wissen, dass es innerhalb des Siamesischen Königshofes immer zwei Parteien gab. Die eine relativ gemäßigt gegenüber dem Laotischen Königshaus und seinen Adelsstand würdigend, die andere spinnefeind. König Rama III gehörte zur letzteren Fraktion. Seine Aktion, alle männlichen Untertanen zum Zeichen der Zugehörigkeit zu Siam tätowieren zu lassen und zwar inklusive der Laoten, war nur ein, wenn auch wichtiger, Aspekt, der König Chao Anou von Vientiane schließlich dazu brachte, kriegerisch gegen Siam vorzugehen. Ermutigt durch seine eigenen innerlaotischen Erfolge, z.B. der Rückeroberung Luang Prabangs, welches sich den Burmesen angeschlossen hatte und durch das Gerücht, die Briten wären mit einer Kriegsflotte auf dem Wege in den Chao Phraya hinein, bestärkt, zog er mit seinem Heer bis nach Nakhon Ratchasima (Korat). Nur zwei Tagesmärsche von Bangkok entfernt.

König Rama III reagierte hart und mit all seinen militärischen Mitteln. Sein berühmt berüchtigter General Chaophraya Bodinthondecha, kurz Bodin, drängte die Laoten zurück, marschierte 1828 in Vientiane ein und machte die Stadt platt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Stein blieb auf dem anderen. Die Bevölkerung wurde dahingemordet, zu einem Teil in den Isaan umgesiedelt und der Rest als Sklaven nach Bangkok deportiert. Dort durften sie dann die Kriegs-Khlongs ausheben um weitere Feldzüge von Rama III Richtung Laos und Kambodscha zu erleichtern.

P9070398.jpg

Vientiane wurde zur Geisterstadt. Noch 40 Jahre später berichteten Reisende, französische Kundschafter sozusagen, von einer toten Stadt, von Buschwerk und Dschungel überwuchert, in der nur eine Handvoll Leute ihr Dasein fristete. König Chao Anou entkam nach Vietnam, wurde aber an Siam ausgeliefert und zusammen mit seiner Familie in Eisenkäfigen in Bangkok dem Volke zur Belustigung vorgeführt. Er musste mit ansehen, wie seine Familie neben ihm über Wochen zu Tode gequält wurde und starb schließlich selber nach 14 Tagen öffentlichen Martyriums im Jahre 1829. Die Leichname wurden den Vögeln und Hunden überlassen. Weitere Einzelheiten erspare ich euch. Sie kann man in Augenzeugenberichten französischer Missionare und Britischer Diplomaten nachlesen. Selbst Leute am Königshof hüllten sich in Scham und Abscheu über diese Behandlung eines uralten Königsgeschlechtes, obwohl man sich einig war, dass Laos bestraft werden musste.

Dies alles fand an dem Ort statt, wo heute die erste Mädchenschule Thailands steht. Es ist die Rachini (oder Rajini) Schule, erbaut auf Anregung von Queen Sri Bajarindra. Bis dahin gab es keine Bildungsinstitute für Mädchen in Thailand. Sie war eine Tochter von König Monkut, Rama IV. Als Ehefrau und Halbschwester von König Chulalongkorn, Rama V, führte sie den Titel Königin, da sie in Abwesenheit ihres Ehemannes die königlichen Regierungsgeschäfte führte. Ein Status, den nur Queen Sirikit mit ihr teilt.

Die Rachini Schule liegt an der Thanon Maharat, dort, wo das südliche Ende des Khlong Lord als innerster Kanalring um Rattanakosin herum in den Chao Phraya mündet. Es ist genau diese Stelle, wo König Chao Anou und seine Familie zu Tode gequält wurden und um die die Boostfahrer noch Jahrzehnte nach diesem Vorfall einen großen Bogen machten oder zumindest ihre Blicke abwendeten. Mit den Geistern solcher Art Verstorbener ließe sich sicher nicht spaßen.

RachiniSchoolsmall.jpg

Vientiane existierte nicht mehr. Nur ein einziges Gebäude wurde weitestgehend verschont. Eben dieses Wat Sisaket. Es wird sehr viel darüber spekuliert, warum. Die einen sagen, weil es eine Außenmauer mit der Galerie drum herum hat. Damit wäre es leicht zu verteidigen gewesen. Als wenn so was die Siamesen aufgehalten hätte. Andere sagen, dass seine Ähnlichkeit mit Siamesischen Tempelanlagen es gerettet hätte. Das klingt wahrscheinlicher. Wir werden wohl nie erfahren, warum es weitestgehend verschont wurde.

Wir wissen nun, wie es zu der völligen Zerstörung von Vientiane kam. Aber wieso stand die Existenz ganz Laos’ auf dem Spiel? Wodurch entstand diese noch viel weitreichendere Gefährdung?

P9070393480.jpg

Nun, die „Strafexpeditionen“ der Siamesen wurden fortgesetzt. Die königliche Kasse, strapaziert durch die vielen Feldzüge gegen die Burmesen und Kambodschaner war leer. Das Königshaus fast pleite. Bis zum Ende der Regierungszeit von Rama III, 1851, fanden jährliche Kampagnen Richtung Laos statt. Alle Orte am Ostufer des Mekong wurden ausradiert, die Bevölkerung in den Isaan deportiert und weitere Laoten als Sklaven nach Bangkok geholt. Viele unter ihnen wurden beim Ausheben der Kriegs-Khlongs verheizt. Laos wurde immer menschenleerer. Die Vietnamesen drängten in das Vakuum hinein. Erst unter König Monkut, Rama IV, entspannte sich die Lage etwas. Erst unter König Monkut wurden die Überlebenden des laotischen Herrschergeschlechts wieder mit dem Respekt behandelt, der bei Adligen untereinander üblich ist. Auch wenn sie „nur“ Vasallen sind.

Wenden wir uns nun einem weiteren Bauwerk in Vientiane zu. Es entstand in einer erfreulicheren Zeit, als der gerade geschilderten, nämlich zwischen 1962 und 1969...

Anmerkung: alle Buddhastatuen in diesem Teil stehen im Wat Sisaket
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Vientiane, Patuxai


Das Patuxai wurde nach seiner Fertigstellung Ende der 60er des letzten Jahrhunderts zunächst nach dem laotischen Volkshelden König Chao Anou benannt, diesem König, der dieses grausame Schicksal 1829 in Bangkok erleiden musste.

600DSCF5051.jpg

Anousavary (kao) = (altes) Monument des Königs Anou.

Laos war inzwischen seit 1953 ein unabhängiger Staat in den Grenzen, wie sie die Franzosen den Siamesen unter Androhung von Gewalt abgetrotzt hatten. Sie überließen den Siamesen 1893 zunächst alle Gebiete, die westlich des Mekong liegen. Später, 1904 - 1907, bestanden sie aber zusätzlich auf die Gebirgslandschaft rund um Luang Prabang sowie auf einige Landstriche im Süden westlich des Mekong. So kommt es, dass heutzutage der Mekong auch ein paar 100 Kilometer nur durch Laos fließt und dort kein Grenzfluss zwischen Thailand und Laos ist.

Die Franzosen hatten zwar gerochen, dass der Isaan nicht über jeden Zweifel erhaben angestammtes Siamesisches Gebiet war, hatten aber ihr eigenes Interesse im Kopf. Laos war für die Franzosen lediglich ein Pufferstaat zwischen dem britischen Einflussbereich und Indochina. Wobei sie Siam auf der Seite Britains wägten. Als Kolonie mit wirtschaftlichem Faktor taugte Laos nicht. Da war nichts zu holen. So kam es, dass immer nur ein paar Hundert Franzosen sich in Laos aufhielten. Die jedoch machten sich einen Lenz. Genossen ihr Leben in hochherrschaftlichen Villen mit unzähligen Bediensteten und liessen, ganz Lao-Stil, Fünfe gerade sein. Noch heute gibt es kaum ein Hotel oder Guest House in Laos, welches kein Baguette zum Frühstück anbietet.

Die Grenze wurde kurz nach dem berühmten „Paknam Vorfall“ definiert, als zwei französische Kanonenboote im Juli 1893 bis in den Chao Phraya vordrangen und eines in Höhe Rattanakosin seine Rohre auf den Siamesischen Königspalast richtete. König Chulalongkorn, Rama V, prägte damals das geflügelte Wort, er fühle sich „wie ein Frosch in einer Kokosnussschale“, also absolut verteidigungsunfähig.

Während WWII kassierten die Thais die östliche Seite des Mekongs wieder, genauso wie große Teile Kambodschas, mussten sich aber nach Kriegsende wieder auf ihr Staatsgebiet in den Grenzen von 1904/07 zurückziehen.

In den Zeiten des kalten Krieges fanden die USA in den Laotischen Monarchisten zunächst einen willkommenen Verbündeten gegen Nord-Vietnam und pumpten Geld, Material und Waffen ins Land. Das Anousavary wurde von diesem Geld und Material gebaut. Allerdings zweckentfremdet. Eine Avenue gleich dazu.

400DSCF5054.jpg

Es war nämlich für den Bau eines Flughafens in Vientiane, der zivilen und militärischen Zwecken dienen sollte, gedacht. Die Laoten freuten sich wie die Schneekönige über die gestifteten Tonnen Zement, LKWs, schwere Baumaschinen und Werkzeuge. Vieles verschwand auf der Stelle in korrupten Regierungshänden. Vom Rest wurde dieses Monument errichtet. So entstand der etwas zynische Ausdruck eines US Attaches: „the world biggest vertical airport“, der Welt größter senkrechte Flughafen, für dieses Gebilde.

350DSCF5068.jpg


350DSCF5089.jpg
Oben auf dem Patuxai

480DSCF5099.jpg
Die Spitze

600DSCF5083.jpg
Blick auf die Avenue Lane Xang

600DSCF5092.jpg
Blick auf den Park

Obwohl nach König Anou benannt, erinnert die Architektur an den Arc de Triomphe in Paris. Eine Anspielung an die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die sich um 1950 endgültig aus Indochina verkrümeln musste.

So ist es nicht verwunderlich, dass nach der Abdankung des letzten Laotischen Königs, 1975, die neue Republik (LPDR) das Denkmal umbenannte.

Patuxai = Tor des Triumphes oder Sieges

Patu = Tor
Xai = Sieg

Später spendeten die Chinesen die Mittel für einen Park drumherum. An Feiertagen und Wochenenden ist er der Treffpunkt der Jugend. Auch für Touristen aus aller Welt gehört er zum Standartrepertoire.

600DSCF5060.jpg

600DSCF5105.jpg

600DSCF5070.jpg


Kein Wunder, dass Vientiane auch heute noch ein verschlafenes Städtchen ist, wo der Verkehr sich auf den Rues und Avenues verliert. Die kommunistische Regierung der Neuzeit glänzte auch nicht gerade mit Wirtschaftsverstand zum Wohle des Volkes. Vientiane erholt sich nur langsam von dem Schlag in 1829, seiner totalen Entvölkerung, die fast 40 Jahre andauerte, und den nachfolgenden Besatzungen und politischen Umständen. Eines haben die Menschen in Vientiane allerdings nicht verloren. Nämlich ihr laszei-faire, ihre unermessliche Freundlichkeit und fast Kindlichkeit. Als Tourist schwimmt man fern jeglicher Hektik auf einer Woge des leichten Lebens und ist leicht geneigt, sich dem einfach hinzugeben und wie die Einheimischen, einfach dem Reis zuzuhören, wie er wächst.

600DSCF5074.jpg
Decke in den Torbögen

480DSCF5071.jpg
Decke im Zentrum des Torbogens

Es gäbe noch viel über Viang Chan (Vientiane), der Stadt des Mondes, zu berichten. Z.B. über das Pha That Luang und dergleichen. Aber das bisherige soll erst mal genügen. Die Überschrift heißt ja schließlich „9 Tage on the road“.

P.S. historischer Überblick Viang Chan / Vientiane


  • Gegend besiedelt seit der Steinzeit
  • Um 1000 Dorf
  • 1353 Krönung des ersten Lan Xiang Königs Fa Ngum in Vientiane
  • 1560 von König Xetthathirat (Sethathirath) zur Hauptstadt von ganz Lan Xiang (Laos) erklärt
  • 1560 – 1770 diverse Scharmützel mit Burma
  • 1694 Surinyavongsa, der letzte König von ganz Lan Xiang stirbt ohne männlichen Nachfolger
  • 1707 Zerfall des Lan Xiang Reiches in 3 Teile (Luang Prabang, Vientiane, Sampassak)
  • 1779 Eroberung durch den Thai-General Taksin, inklusive Isaan. Beginn der strategischen Umsiedlungen der Bewohner ganzer laotischer Dörfer nach Zentral-Thailand, z.B. Suphanburi, als Schutzschild gegen die Burmesen.
  • 1823 – 1828 Aufstand König Anou’s gegen die Siamesen
  • 1829 Totale Zerstörung Viang Chan’s durch den Thai-General Chaophraya Bodinthondecha
  • 1893 – 1940 Französische Kolonie
  • 1940 Annektierung durch Thailand
  • 1946 Selbstständiger Staat, aber Teil der Französischen Union
  • 1954 Vollständige staatliche Unabhängigkeit
  • 1954 – 1962 relativ unproblematischer Verbündeter der USA, ähnlich wie Thailand
  • 1962 – 1973 Bürgerkrieg zwischen monarchistischen, rechten und linken politischen Kräften
  • 1975 Letzter König dankt ab. Ausruf der Republik LPDR (Lao People’s Democratic Republic)
  • 1987 Kriegerische Auseinandersetzung mit Thailand. Über 1000 Tote.
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
On the Road, Vientiane – Vang Vieng

Unsere nächste Station Vang Vieng liegt ungefähr 160 km nördlich von Vientiane. Unser Fahrer hatte uns gewarnt. „Wenn du in Thailand 1 Stunde brauchst, musst du in Laos mit dem Doppelten bis Dreifachen rechnen.“ Dabei fing alles so schön an. Die Landstrasse war einigermaßen in Schuss.

V-VV11.jpg

V-VV1.jpg



Kaum Verkehr, bis auf einzelne Mopeds, wenige PKWs, noch weniger LKWs, aber unzählige Rindviecher, die sich nicht von Autos stören liessen und ganz gemählich an den Strassenrand trabten, wenn wir uns näherten. Nicht selten mussten wir warten, ehe wir uns durchschlängeln konnten. Von Kuhhirten weit und breit nichts zu sehen. Wir haben uns dann geeinigt, dass die Kühe selbstständig im Auftrage des Strassenverkehrsamtes das Unkraut am Strassenrand kurz halten und kleinere Schlaglöcher mit halbverdautem Grünzeugs zukitten.

V-VV10.jpg

V-VV5.jpg



Neben Mini-Vans verkehren natürlich auch Busse zwischen Vientiane und Vang Vieng.

V-VV14.jpg


Die Landschaft ist malerisch und man kann dem Reis beim Wachsen zuhören.

V-VV12.jpg

V-VV13.jpg

Neben etwas ärmlichen Unterkünften und Tante Emma Läden, wo man sich zum Schnack trifft...

V-VV2.jpg

V-VV4.jpg

...kehrt in den etwas größeren Dörfern der Fortschritt mit modernen Gebäuden ein.

V-VV40.jpg

V-VV41.jpg
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Am Nachmittag kehren die Schüler in Scharen heim.

V-VV30.jpg

V-VV31.jpg

V-VV33.jpg

V-VV34.jpg

V-VV32.jpg

V-VV35.jpg

Der grösste Teil der Strasse zwischen Vientiane und Vang Vieng ist in katastrophalem Zustand. Schon bald nach Vientiane sahen wir die ersten ziemlich provisorischen Reparaturarbeiten. So brauchten wir dann auch dreineinhalb Stunden für die 160 km.

V-VV20.jpg

V-VV21.jpg

V-VV22.jpg

V-VV23.jpg
 

sudu

Inselaffe
Inaktiver Member
18 Oktober 2008
471
57
708
Sri Lanka
www.negombo.org
Hallo Iffi

Vielen Dank für die wunderschönen Bilder.

Solche Strassen haben wir hier auch zu Hauf, selbst das mit den Kühen ist identisch.
Elefanten gibt es leider inzwischen weniger, wir haben nur noch einen Bestand von etwa 4000. Sollte Dir allerdings so ein Exempar begegnen, mach das Fanti einfach nicht sauer, die machen so einen ausgewachsenen Toyotavan einfach platt.

Das wunderbare Grün der Reisfelder sieht man hier auch wieder mehr, seit die Weltmarktpreise vom Reis dermassen gestiegen sind.

Bis jetzt ist eigentlich Thailand mein Favorit, aber wenn Du so weitermachst, mit Deiner Berichterstattung, muss ich wohl mal eine Weile nach Laos.

Könntest Du auch mal einen Vergleich zwischen Thailand und Laos, im Bezug auf die Menschen machen. Wie gehen die mit den Weissen um ? Wie ist das Zusammenleben mit den Laoten ? Vielleicht einfach etwas aus dem täglichen Leben.

Wie sieht es aus mit den Visas ?

Gruss von der Insel

sudu
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Vang Vieng, Landschaft


Vang Vieng ist ein völlig unbedeutendes Städtchen etwa 160 km nördlich von Vientiane. Genauso, wie andere Dörfer in diesem Tal, lag es immer nur an dem Jahrhunderte alten Königsweg zwischen Vientiane und Luang Prabang, vielleicht eine kurze Rast wert, sonst wäre es kaum bekannt oder beachtet worden. Erst die Franzosen gaben um 1895 herum diesem Ort den Namen Vang Vieng und erhoben ihn in den Kleinstadt-Status. Trotzdem blieb es nichts anderes als ein Dorf unter vielen in diesem fruchtbaren Tal des Nam Song (Xong) Flusses. Die ersten Siedler mögen sich hier schon vor Tausenden von Jahren niedergelassen haben, denn das Tal ist zum Teil recht breit und eben. Ideal für den Reisanbau.

600vvCIMG6288.jpg

Ein rauchender Schlot im Hintergrund rechts. Die einzige Industrieanlage, die wir auf unserer gesamten Tour gesehen haben.

Es ist eine Zementfabrik. Einer der Grundstoffe für Zement ist Kalkstein. Ein Stein, den es hier im Überfluss gibt, wie wir noch sehen werden.

In der lateinischen Schreibweise findet man sehr oft ein „X“ anstatt eines „S“ am Anfang von Orts- Fluss- oder Personennamen in Laos. So kommt es, dass man meist Nam Xong als Flussnamen liest. Das bekannteste Beispiel für die unterschiedlichen Schreibweisen ist wohl: Lan Chang, das Land der Millionen Elefanten, Laos. Lan Xang oder Lan Xiang sind weitaus gebräuchlicher, wenn die Laoten etwas mit unseren Buchstaben schreiben.

Der laotische Name für Vang Vieng ist Muong Xong, benannt nach dem Fluss, an dem es liegt. „Song“ oder „Xong“ bedeutet „Bett“. Nach einer Legende entstand der Name des Flusses so:

Der zukünftige König und Gründer des Großreiches von Lan Xiang, Fa Ngum, begann 1351 mit einem 10,000 Mann starkem Heer seinen langen Marsch von seinem Exil in der Nähe von Ankor bis in den hohen Norden von Laos hinein. Stadt um Stadt unterwarf sich ihm. Sein Großreich sollte einmal das heutige Laos, Teile von Nord-Ost-Thailand und Vietnams umfassen. Phai Naam (alter Name für Vientiane) lag auf dem Wege. Den dortigen König überraschte er im Schlaf in seinem Bett und sagte: „Wach auf du Schnarchsack. Phai Naam gehört jetzt mir und du bist mein Gefangener. Pack deine Zahnbürste ein und zieh dir eine saubere Unterhose an. Du marschierst mit uns weiter nach Norden.“

600vvP9140995.jpg

Etwa 30 km nördlich von Vang Vieng, nämlich in Pha Tang, starb der ehemalige König von Vientiane und seine Leiche wurde in den Fluss entsorgt. Kurz darauf wurde sie stromabwärts in Vang Vieng gefunden. Die Geschichte von seinem im Bett oder Schlaf verlorenen Königreich hatte sich längst zur Belustigung aller herumgesprochen. Der Fluss wurde zu seinem letzten Bett, auf laotisch „Xong“, und der Ort, wo seine Leiche gefunden wurde „Moung Xong“ getauft, „Ort am Bett“, das heutige Vang Vieng.

600vvDSCF5354.jpg

Während die Landschaft für die Einheimischen lediglich eine Gegend war, in der man Landwirtschaft und Viehzucht nachgehen konnte, ohne zu darben, besticht sie den Reisenden im Zeitalter des globalen Tourismus durch ihre malerischen Kalksteinfelsen, die vor etwa 40 Millionen Jahren begannen, sich zusammen mit dem Himalaja aufzutürmen.

600vvP9080494.jpg

Als sich der Indische Kontinent in die Eurasische Landmasse schob, erhob sich im Norden Indiens und darüber hinaus die größte Gebirgsmasse der Welt und als Druckausgleich an seinen Rändern im Osten die zunächst in einem Bogen und dann überwiegend Nord-Süd verlaufenden Gebirgszüge in Burma, Thailand, Laos und Vietnam.

Reliefmap.jpg

Diese Google Relief Karte zeigt sehr schön, dass die Höhenzüge in Burma, Thailand und Laos Ausläufer des Himalaja sind.


Vorher war dort ein tropisches Meer, wo sich tonnenweise Kalkschalen der abgestorbenen Korallen, Schwämme und anderer Wassertiere auf dem Grunde sammelten, sich zu Stein verfestigten und schließlich durch den Druck des Indischen Kontinents, als entfernte Ausläufer des Himalaja, in die Höhe gepresst wurden. Kalksteinfelsen eben. Da sie relativ schnell im Vergleich zu Granit und dergleichen durch Wind und Regen verwittern, nehmen sie sehr bizarre Formen an um schließlich irgendwann endgültig zu vergehen.

600vvDSCF5373.jpg

Wenn man sie zum ersten mal sieht, schlägt das Auge Purzelbäume und kann sich gar nicht satt daran sehen.

VangVieng21200.jpg
Panoramabild

Als nächstes schauen wir uns das Städtchen an...
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.635
6.365
Vang Vieng, Stadt

Nachdem wir am späten Nachmittag dort ankamen, blieben wir nur eine Nacht. Bei der Einfahrt ins Städtchen gleich eine Überraschung.

Dieser Friseur Salon hat sich inzwischen zur vielfotografierten Sehenswürdigkeit in Vang Vieng gemausert.

vv2DSCF5386.jpg

vv2DSCF6321.jpg

Ziegenfamilien schauen noch ab und zu nach, ob einer ihrer Verwandten zum Rasierpinsel umfunktioniert wurde.

Gleich dahinter liegt ein auffällig freies Gelände, welches auf ganzer Länge zubetoniert ist. Es ist eine ehemalige Start- und Landebahn der CIA aus den Zeiten des Vietnamkrieges. Im Rückblick scheint es unglaublich, wie es den Amerikanern gelang, diesen „Secret War“ in Laos so lange vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Wie unerbittlich auf Laotischem Boden gefochten wurde, erfahren wir später, wenn wir die Provinz Xieng Khuang besuchen. Dort, wo die Ebene der Steinkrüge uns immer noch nicht ihr altertümliches Geheimnis preisgibt, und der Vietnamkrieg ganz offensichtlich seine schmerzhaften Spuren in der Landschaft und den Erinnerungen der Menschen hinterlassen hat.

Schwer zu sagen, ob dieser Flughafen noch in Betrieb ist. Vermutlich schwenkt einer mit Trillerpfeife im Mund die rote Flagge, wenn eine Maschine im Landeanflug ist.


vv2P9140982.jpg

Ein Blick ins Städtchen hat uns nicht besonders berauscht. Es ist im Umbruch und überall wird gebaut. Das macht es zwar ansehnlicher, aber jeder kopiert vom anderen. Internet Cafes, Restaurants, Reisebüros und Souvenier-Läden mit völlig gleichem Service. Es ist eigentlich wurscht, wo man einkehrt. Irgendwas Typisches für diese Gegend, was auch immer, haben wir nicht entdeckt. Wir waren aber nur knapp zwei Tage dort. Einmal auf der Hinfahrt und dann wieder auf der Rückfahrt.

Aber noch putzt sich die holde Weiblichkeit vereinzelt am Sonntag heraus und geht im traditionellen Gewande in den Tempel.

vv2P9140999.jpg

Die modernen „Gesponserten“ helfen da gerne mit ihren Mopeds aus, falls der Weg zu weit ist.

vv2P9141000.jpg

Das Eldorado der Back Packer hat sich schon vor Jahren von Pai in Nord-West-Thailand hierher und an gewisse Küstenorte in Kambodscha verlagert. In die Orte halt, wo die „Offiziellen“ noch beide Augen zudrücken, selbst wenn sie auf der Speisekarte „Happy Pizza“ oder „Happy Cocktail“ lesen. Seit Neuestem nur durch einen Smilie hinter der Pizza und dem Cocktail gekennzeichnet. Jeder weiß, was das bedeutet. Die Dinger sind „geladen“ und nicht etwa für Kinder geeignet.

Schon in den 90ern des letzten Jahrhunderts tummelten sich hier risikobereite Back Packer. Im Jahre 2003 machte ein Überfall auf einen Reisebus und andere Fahrzeuge ganz in der Nähe von Vang Vieng Schlagzeilen. Die Straßenräuber gingen mit äußerster Brutalität vor und erschossen nicht wenige Fahrgäste.

"http://www.expatexchange.com/trv.cfm?networkID=159&articleID=1047"]http://www.expatexchange.com/trv.cfm?networkID=159&articleID=1047[/URL]

Lange wird das nicht mehr dauern und die Herde zieht weiter. Die touristische Entwicklung mit Trend zum Familienurlaub in einem Billigland wird auch hier einkehren. Noch gibt man sich lässig gelangweilt. Ein Hauch der alten Khao San Road in Bangkok schwebt in der Luft. Goa lässt aus dem Nebel der Vergangenheit grüßen.

vv2P9140968.jpg

Ab Vang Vieng beginnt das Drogenland. Ab hier gibt es Grass, auch Opium und dessen Veredelungen im Überfluss...sagt man. Die Gegend nördlich und nordwestlich von hier gehört zum „Goldenen Dreieck“. Anders als in Thailand ist Opium immer noch die Haupteinnahmequelle, speziell der Hmongs. Nicht alle werden vom Laotischen Militär verfolgt. Nicht wenige Hmongs leben in Dörfern entlang der Nationalstrassen 13 und 7. Die scheinen sich mit der Regierung arrangiert und Abbitte geleistet zu haben.

Die meisten Restaurants haben diese niedrigen Tische mit Matratzen und Kissen drum herum, auf denen man sich mehr oder weniger rumflegelt. Das Essen ist von bescheidener Qualität und den westlichen Fast Food Geschmäckern angepasst, oder dem, was die Einheimischen darunter verstehen. Einfach grauslig. Aus mehreren TVs gleichzeitig dröhnt irgendeine amerikanische oder australische Cartoon Serie für Erwachsene, a la Simpsons, in voller Lautstärke, wenn nicht gerade eine Episode der Seifenoper „Friends“ läuft. Ein kleiner Bierbarbezirk versteckt sich in einer Seitenstrasse. Internet Cafes alle paar Meter. Es wird Im Schnitt umgerechnet etwa 1 Baht pro Minute verlangt. Habe selber zwei ausprobiert. Die Geschwindigkeit war weitaus besser, als mit einem 56K bps Modem. Mit anderen Worten recht zufriedenstellend. Lao Massage Institute scheinen auf dem aufsteigenden Ast zu sein.

vv2P9140975.jpg


Unzählige kleine Büros für Ausflugs- und Vergnügungsangebote locken den Gelangweilten. Der größte Schlager sind die „Green Tours“ als Öko verpackt aber mit Spaßfaktor. Außerdem kann man sich ungestört einen Joint bei der Naturbeobachtung, im Kajak oder Luftschlauch reinziehen und sich flussabwärts treiben lassen. Nicht immer kommen alle wieder in Vang Vieng so an, wie sie es verlassen hatten. Alkohol und anderes ließen so manchen im Nam Xong ihr letztes Bett finden. Genauso wie der König von Vientiane, der im Schlaf sein Königreich an Fa Ngum verlor und dessen toter Körper hier am Ufer strandete.

vv2P9140988.jpg

In schon fünf Jahren wird man diesen Ort nicht wiedererkennen. Er wird im kleineren Maßstab den Weg Pattayas und Patongs gehen, wenn man sich das Meer wegdenkt. Pessimisten glauben nicht daran, dass der Blick auf die Bergkette, wie er sich uns am nächsten Morgen darbot auf immer und ewig von hochaufragenden Hotels unverstellt bleiben wird.

vv2P9140962.jpg

Noch kann man ungestört von Beton beobachten, wie die Sonne mit stetigem Strahl die nächtlichen Nebelschleier auflöst und die Berge allmählich ihr Gewand aus grünem Gestrüpp und Bäumen zeigen. Leicht bedauernd wird mir klar, dass auch unsere bezahlenden Blicke einen gewissen Anteil an den Fundamenten und Stahlbetongerüsten der zukünftigen Bettenburgen haben werden. Auf jeden Fall gönne ich noch vielen, diese Aussicht genießen zu können.

Als nächstes werfen wir einen Blick auf unsere Unterkunft direkt am Nam Xong...