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Thailand Rückkehrblues - Die Zeit zwischen erstem und zweiten Mal LOS

Donni

contenance, motherfuckers !!
   Autor
4 November 2014
1.195
10.205
2.965
41
Hamburg
Ja hab ich schon gelesen ;) und Deinen Bericht ebenfalls....

Aber dennoch scheint es Dich ja sehr zu beschäftigen, sonst würdest Du ja nicht nach 9 Monaten so einen Thread starten.

Freue mich auf die weiteren Posts, hoffe der Job und auch alles weitere läuft nach Deinen Vorstellungen.

Peace
 
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steve69

Member Inaktiv
Inaktiver Member
19 Juli 2015
31
14
588
54
Toller Bericht,
bin gespannt auf mehr. Du solltest übrigens Schreiber oder Literat werden, ist ja echt große Klasse dein Stil. Besser als jeder Groschenroman.
 
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PrinceofLies

Tastenquäler
Thread Starter
Inaktiver Member
Thread Starter
10 August 2014
607
2.892
1.543
@Donni83

Na der Grund ist ein weiterer Therapieversuch, bzw die Fortsetzung des alten Reiseberichts und die Vorbereitung auf den nächsten
Muss einfach immer noch 119.058 Minuten totschlagen bis der Flieger abhebt :D

@steve69
Danke, betreibe ich sogar als Hobby seit ner Weile und das hier ist ein Versuch mal eine andere Technik auszuprobieren

Weiter im neuen Jahr:


Ein neues Jahr
Ein neuer Job
Ein neues Leben


War dies die Therapie meine Sehnsucht zu bekämpfen?


Beschäftigt musst ich sein und zufrieden.

Anerkennung finden nicht zu knapp, die Tücken des hiesigen Netzwerk zu entschlüsseln und produktiv wirken sollte es heißen, denn es galt eine Probezeit zu bestehen und den eigenen Ansprüchen zu genügen.


Schon seltsam wie das Leben spielt, galt ich doch einst als der faulste Mensch den man kannte und hatte dereinst ausgehandelt mit meinen Mathelehrern, dass ich keine Hausaufgaben machen brauchte, wenn ich meinen Schnitt von mindestens 2,0 halten könnte.

Sie hatten wohl nicht erwartet wie leicht mir dies fiel


So faul war ich einst und heute rühme ich mich meiner Arbeit weit über das normale hinaus nachzukommen.

Solchem Fleiß und Arbeitseifer, dass sich über hundert Überstunden am Ende meines alten Jobs noch angesammelt hatten, obwohl ich erst 80 ausbezahlt bekommen hatte.

Solchen Anspruch an mich hatte ich im Lauf der Jahre entwickelt und mit diesem Anspruch und dem Elan, dem Tempo und der Detailliertheit die ich über Jahre im alten Job praktizierte ging ich an den neuen Job.


Schließlich galt es vieles neues zu erlernen und nicht mehr nur den Second Level Support in technischen Fragen und die Konvertierungen und Installationen vor Ort von circa 600 Kunden durchzuführen.

Ich war nun die gesamte IT Abteilung eines Unternehmens mit 180 Mitarbeitern, allein verantwortlich für den gesamten Support, der Entwicklung und Evaluierung der gesamten IT Infrastruktur.


Ich machte einen Wechsel von M – Datenbanken zu Oracle
Von SUSE zu Red Hat
Von Themen wie Teleradiologie, GDT, BDT, EGK zu Themen wie Windows Domänen, Beehive, Telefonanlagen und zentraler Zeit, Schloß und Alarmsystemen.


Dazu waren viele Projekte wie eine neue Firewall, neue CAD Versionen, neue Buchhaltungs- und Archivierungssysteme und viele mehr von meinen Vorgängern liegengelassen worden.


Es sah so aus, als würde ich viel Arbeit vor mir haben und die erste Zeit war das auch so


Ich führte einen Dokumentationsserver und einen Monitoringserver ein.
Ich suchte und fand viele Dokumentationen, die nur sporadisch gemacht wurden und in analoger und digitaler Form über sechs Abteilungen und acht Server verteilt abgelegt wurden, zentralisierte sie und ergänzte sie, da sie äußerst dürftig war.

Ja ich war sogar gezwungen zahlreiche Passwörter durch Brute-Force Attacken herauszufinden, da meine Vorgänger sie änderten aber nie dokumentierten und manche Informationen suche ich noch heute und ja dies war ablenkend von meiner Sehnsucht.


Ich war es gewohnt für teils äußerst undankbare Kunden äußerst komplexe Probleme in möglichst keiner Zeit zu realisieren.
Ich war es gewohnt meine Samstage mit Installationen zu verbringen, damit Radiologien keine hohen Verluste schrieben indem sie ihre Praxen schlossen
Ich war es gewohnt einzuspringen, wenn neue, unerfahrene Kollegen Fehler machten um den Kunden nicht zu verlieren und ich war es gewohnt Wochen mit Terminen in Bremen, München und Lörrach zu erleben, weil der Vertrieb darin kein Problem sah, denn er wurde ja am Umsatz beteiligt.
Ich war es gewohnt das eigene Produkt zu verteidigen gegen Konkurrenzprodukte die in Teilen besser war und ich war es gewohnt in einem kleinen 15 Mann Betrieb zu arbeiten wo man sich gegenseitig stets half auch wenn es weit nach Feierabend war.
Ich war es gewohnt in einer Praxis einen 18 Mannstundeneinsatz in zwölf oder weniger Stunden zu bewältigen und gleichzeitig einen Kollegen in einer anderen Praxis zu assistieren während ich per Mail die Fehler des Vertriebes ausbügelte indem ich Einsätze mit Kollegen absprach und den Kolleginnen der Anwenderhotline Fragen beantwortete, weil mal wieder alle Techniker außer Haus waren für die nächsten drei Tage.
Ich war es gewohnt für zwei oder drei Mann zu arbeiten, weil das notwendige Fachwissen auf zu wenig Leute verteilt war


und ich war es leid


Ich hatte noch vor meinem Urlaub eine Handvoll Bewerbungen geschrieben und gelernt, dass meine Fähigkeiten weit geschätzt wurden, denn von fünf Bewerbungen erhielt ich vier Jobangebote.

Ich hatte dies einst nur getan, weil ich wissen wollte ob angesichts meines Arbeitspensums ich mein Gehalt nachverhandeln sollte und ich stellte fest, dass ich chronisch unterbezahlt war.


Nun hätt ich also zum Chef gehen können und sagen, ich wolle zehn bis zwanzigtausend mehr im Jahr verdienen und vermutlich hätt ich sie auch bekommen, aber wenn man in so einer Situation ist, sollte man sich überlegen ob dies alles ist, was man begehrt.


Ich und der andere erfahrene, voll einsatzfähige Techniker für Außendienste leisteten täglich den obig beschriebenen Dienst. Meinen Urlaub musste ich immer wieder zurückschieben, weil man chronisch unterbesetzt war und nicht selten fuhren wir 30,40 oder gar 50 000 km im Monat und es mutet wie ein Wunder an, dass sich Strafzettel und Unfälle nicht häuften.

Ständig war ich überarbeitet, übermüdet und gefrustet.
Mancher Freund mahnte mich dazu eine Änderung herbeizuführen, da ich wohl aussah, als wanderte ich auf dem Highway to Hell und Ozzy sähe neben mir aus, wie ein junger Adonis.


Da saß ich also und überlegte was ich wollte.


Mehr Geld,
natürlich war dies ein Punkt.

Keine Vor Ort Einsätze mehr,
sie schlauchten mich und mehr als einmal war ich gezwungen auch zwanzig Kilometer vor meiner Wohnung eine Pause einzulegen und schlief ein.

Weniger Überstunden,
die sollten sich ergeben durch die wegfallenden Stunden in Staus, Raststätten und Parkplätzen
Ich wollte einen Job in dem man gut verdient, sich nicht zu tode trug und alt werden konnte und das war der neue Job.

Leiter und einziges Mitglied der IT Abteilung mit einem halben Dutzend produktiver Server und etwas über hundert Clients.
Eine Mitarbeiter AG in der man jährlich Anteile an dem Unternehmen erhält
Ein Arbeitsplatz, den bisher der absehbar in Rente gehende Chef der Verwaltung in Kombination mit ein paar externen Unternehmen machte.


Und soviel Möglichkeiten mich zu entfalten.

Mein Vorgesetzter sollte jener Verwaltungschef sein und ich unterbreitete ihm meine Vorschläge zur Optimierung der Infrastruktur und er als interessierter und für einen nicht ITler erstaunlich kompetenter Ansprechpartner in Computerfragen war bald Feuer und Flamme.

Wöchentlich wollten wir besprechen, welche Aufgaben anstanden, wo Optimierungsmöglichkeiten lagen und wo sich Probleme abzeichneten, aber letztlich lagen alle Entscheidungen innerhalb eines großzügigen Budgets in meiner Hand.


Und so trat ich meine neue Stelle an

Mit dem gleichen Eifer und Elan, mit der gleichen Gewissenhaftigkeit und Disziplin die mich über Jahre in meinem alten Job am Leben und am Funktionieren hielten.

Ich wurde entspannt, weil so viel weniger zu tun war, denn es waren nur noch etwa 1% soviele Server, Clients und Geräte zu betreuen.
Ich war erstaunt, dass Probleme zu lösen nicht zu einem mürrischen Kommentar führten sondern zu überschwenglichen Dankesreden
Ich war begeistert mit neuester Technologien mehrheitlich zu arbeiten und nicht wie bisher diese auf die wenigen großen Radiologien zu beschränken im Verhältnis zu den hunderten Einzelpraxen, wo man entsetzt war, dass der Server nach gerademal zehn Jahren Dienst schon erneuert werden musste.


Kurzum ich war begeistert und rasch erstaunte mich noch mehr

Dieses im Vergleich mehr als zehnmal so große Unternehmen blieb ähnlich familiär gegenüber meinem alten Job, da es als Mitarbeiter AG viel enger verzahnt ist.
Ich lernte neue Kollegen kennen und schätzen, mehr noch wurde ich überrascht dass die Ehefrau eines Kollegen eine alte Kundin war in einer Praxis wo ich auch als Patient schon einkehrte.
Ich lernte Kollegen kennen die mich aufnahmen und rasch fand ich Menschen in meinem Alter, die ebenso auf Metal und Hard Rock standen und planten gemeinsame Konzertbesuche.
Rasch lernte ich Kollegen kennen, die meine Begeisterung für Thailand sogar verstanden und teilten und mich baten irgendwann sie rumzuführen.


Ja ich war angekommen und hatte eine anspruchsvolle, interessante und erfüllende Aufgabe gefunden, wo man tatsächlich gut verdiente, anerkannt wurde und alt werden konnte...


Ich erlebte ein 50jähriges Jubiläum des Unternehmens, was nach wie vor keine Alltäglichkeit ist und erlebte eine familiäre Feier in der die gesamte Gemeinde eingebunden wurde.


Kurzum ich war da wo ich sein sollte, musste aber etwas lernen


Ich hatte es geschafft eine Stelle zu finden, wo ich nur noch zehn Prozent von dem leisten musste, was ich zuvor tat und musste lernen, dass ich nur noch zehn Prozent leisten musste von dem was ich zuvor tat.



Der Alltag hatte mich wiederzugeben

Ich stand morgens auf und duschte
Fuhr zur Arbeit und hatte Spaß an meinem Job, den Kollegen und meiner Freizeit

Ich hatte wieder Zeit mich auf Konzerte wie AC/DC am Hockenheimring zu begeben und konnte mich wieder auf meine Wochenenden freuen.


Aber ich musste lernen, dass ich weniger zu arbeiten habe

War ich es zuvor gewohnt entweder früh morgens mich auf den Weg zu machen zu einem Kunden ohne Plan was mich erwartet, welche Probleme auftreten, wann ich zurückkehre und wie lange ich den Auftrag weit nach Feierabend dokumentieren und den nächsten Tag vorbereiten musste oder ins Büro zu kommen und die ersten hundert ungelösten Hilferufe von Kunden vorzufinden, so musste ich jetzt lernen nur eine Handvoll Aufgaben am Tag zu haben

Ich musste lernen, dass es vorkam, dass ich einen ganzen Tag lang weder ein Problem genannt bekomme, noch sich ein solches ereignete


Als ich endlich den Großteil der fehlenden Dokumentation nach drei Monaten nachgeholt und nahezu alle Passwörter herausgefunden hatte, konnte ich ein sehr stabiles System ausarbeiten, das nur wenig Administrationsbedarf hat.

Kurzum ich wurde zwar unersetzlich, da nur ich verstand wie das alles funktionierte
ich wurde glücklich, da meine Arbeit Spaß machte und meine Kollegen mich aufnahmen
ich wurde entspannt und gesundete, da ich mich nicht mehr zu tode trug


aber ich war nicht gerade ausgelastet.

Ich begann mich zu langweilen und da, dass wusste ich schon aus meinen Nichtraucherversuchen, kam die Sehnsucht zurück


Lonely...So Lonely


und wieder schallt in meinen Ohren die Mischung aus akzenthaftigem Englisch der süßen Kip und dem metallischen Scheppern ihres Handys
 
Zuletzt bearbeitet:

sb111

Member Inaktiv
Inaktiver Member
12 Juli 2015
2.612
38.502
4.365
Abo natürlich an! Du schreibst echt klasse!
Und ganz nebenbei erinnern mich Deine beruflichen Attitüden an mich selbst....

Keep on rollin' :)

Danke + Gruss
 

Josch69

Member Inaktiv
Inaktiver Member
19 Juli 2015
151
1.070
1.293
54
Schweiz / Deutschland
@Donni83

Na der Grund ist ein weiterer Therapieversuch, bzw die Fortsetzung des alten Reiseberichts und die Vorbereitung auf den nächsten
Muss einfach immer noch 119.058 Minuten totschlagen bis der Flieger abhebt :D

@steve69
Danke, betreibe ich sogar als Hobby seit ner Weile und das hier ist ein Versuch mal eine andere Technik auszuprobieren

Weiter im neuen Jahr:


Ein neues Jahr
Ein neuer Job
Ein neues Leben


War dies die Therapie meine Sehnsucht zu bekämpfen?


Beschäftigt musst ich sein und zufrieden.

Anerkennung finden nicht zu knapp, die Tücken des hiesigen Netzwerk zu entschlüsseln und produktiv wirken sollte es heißen, denn es galt eine Probezeit zu bestehen und den eigenen Ansprüchen zu genügen.


Schon seltsam wie das Leben spielt, galt ich doch einst als der faulste Mensch den man kannte und hatte dereinst ausgehandelt mit meinen Mathelehrern, dass ich keine Hausaufgaben machen brauchte, wenn ich meinen Schnitt von mindestens 2,0 halten könnte.

Sie hatten wohl nicht erwartet wie leicht mir dies fiel


So faul war ich einst und heute rühme ich mich meiner Arbeit weit über das normale hinaus nachzukommen.

Solchem Fleiß und Arbeitseifer, dass sich über hundert Überstunden am Ende meines alten Jobs noch angesammelt hatten, obwohl ich erst 80 ausbezahlt bekommen hatte.

Solchen Anspruch an mich hatte ich im Lauf der Jahre entwickelt und mit diesem Anspruch und dem Elan, dem Tempo und der Detailliertheit die ich über Jahre im alten Job praktizierte ging ich an den neuen Job.


Schließlich galt es vieles neues zu erlernen und nicht mehr nur den Second Level Support in technischen Fragen und die Konvertierungen und Installationen vor Ort von circa 600 Kunden durchzuführen.

Ich war nun die gesamte IT Abteilung eines Unternehmens mit 180 Mitarbeitern, allein verantwortlich für den gesamten Support, der Entwicklung und Evaluierung der gesamten IT Infrastruktur.


Ich machte einen Wechsel von M – Datenbanken zu Oracle
Von SUSE zu Red Hat
Von Themen wie Teleradiologie, GDT, BDT, EGK zu Themen wie Windows Domänen, Beehive, Telefonanlagen und zentraler Zeit, Schloß und Alarmsystemen.


Dazu waren viele Projekte wie eine neue Firewall, neue CAD Versionen, neue Buchhaltungs- und Archivierungssysteme und viele mehr von meinen Vorgängern liegengelassen worden.


Es sah so aus, als würde ich viel Arbeit vor mir haben und die erste Zeit war das auch so


Ich führte einen Dokumentationsserver und einen Monitoringserver ein.
Ich suchte und fand viele Dokumentationen, die nur sporadisch gemacht wurden und in analoger und digitaler Form über sechs Abteilungen und acht Server verteilt abgelegt wurden, zentralisierte sie und ergänzte sie, da sie äußerst dürftig war.

Ja ich war sogar gezwungen zahlreiche Passwörter durch Brute-Force Attacken herauszufinden, da meine Vorgänger sie änderten aber nie dokumentierten und manche Informationen suche ich noch heute und ja dies war ablenkend von meiner Sehnsucht.


Ich war es gewohnt für teils äußerst undankbare Kunden äußerst komplexe Probleme in möglichst keiner Zeit zu realisieren.
Ich war es gewohnt meine Samstage mit Installationen zu verbringen, damit Radiologien keine hohen Verluste schrieben indem sie ihre Praxen schlossen
Ich war es gewohnt einzuspringen, wenn neue, unerfahrene Kollegen Fehler machten um den Kunden nicht zu verlieren und ich war es gewohnt Wochen mit Terminen in Bremen, München und Lörrach zu erleben, weil der Vertrieb darin kein Problem sah, denn er wurde ja am Umsatz beteiligt.
Ich war es gewohnt das eigene Produkt zu verteidigen gegen Konkurrenzprodukte die in Teilen besser war und ich war es gewohnt in einem kleinen 15 Mann Betrieb zu arbeiten wo man sich gegenseitig stets half auch wenn es weit nach Feierabend war.
Ich war es gewohnt in einer Praxis einen 18 Mannstundeneinsatz in zwölf oder weniger Stunden zu bewältigen und gleichzeitig einen Kollegen in einer anderen Praxis zu assistieren während ich per Mail die Fehler des Vertriebes ausbügelte indem ich Einsätze mit Kollegen absprach und den Kolleginnen der Anwenderhotline Fragen beantwortete, weil mal wieder alle Techniker außer Haus waren für die nächsten drei Tage.
Ich war es gewohnt für zwei oder drei Mann zu arbeiten, weil das notwendige Fachwissen auf zu wenig Leute verteilt war


und ich war es leid


Ich hatte noch vor meinem Urlaub eine Handvoll Bewerbungen geschrieben und gelernt, dass meine Fähigkeiten weit geschätzt wurden, denn von fünf Bewerbungen erhielt ich vier Jobangebote.

Ich hatte dies einst nur getan, weil ich wissen wollte ob angesichts meines Arbeitspensums ich mein Gehalt nachverhandeln sollte und ich stellte fest, dass ich chronisch unterbezahlt war.


Nun hätt ich also zum Chef gehen können und sagen, ich wolle zehn bis zwanzigtausend mehr im Jahr verdienen und vermutlich hätt ich sie auch bekommen, aber wenn man in so einer Situation ist, sollte man sich überlegen ob dies alles ist, was man begehrt.


Ich und der andere erfahrene, voll einsatzfähige Techniker für Außendienste leisteten täglich den obig beschriebenen Dienst. Meinen Urlaub musste ich immer wieder zurückschieben, weil man chronisch unterbesetzt war und nicht selten fuhren wir 30,40 oder gar 50 000 km im Monat und es mutet wie ein Wunder an, dass sich Strafzettel und Unfälle nicht häuften.

Ständig war ich überarbeitet, übermüdet und gefrustet.
Mancher Freund mahnte mich dazu eine Änderung herbeizuführen, da ich wohl aussah, als wanderte ich auf dem Highway to Hell und Ozzy sähe neben mir aus, wie ein junger Adonis.


Da saß ich also und überlegte was ich wollte.


Mehr Geld,
natürlich war dies ein Punkt.

Keine Vor Ort Einsätze mehr,
sie schlauchten mich und mehr als einmal war ich gezwungen auch zwanzig Kilometer vor meiner Wohnung eine Pause einzulegen und schlief ein.

Weniger Überstunden,
die sollten sich ergeben durch die wegfallenden Stunden in Staus, Raststätten und Parkplätzen
Ich wollte einen Job in dem man gut verdient, sich nicht zu tode trug und alt werden konnte und das war der neue Job.

Leiter und einziges Mitglied der IT Abteilung mit einem halben Dutzend produktiver Server und etwas über hundert Clients.
Eine Mitarbeiter AG in der man jährlich Anteile an dem Unternehmen erhält
Ein Arbeitsplatz, den bisher der absehbar in Rente gehende Chef der Verwaltung in Kombination mit ein paar externen Unternehmen machte.


Und soviel Möglichkeiten mich zu entfalten.

Mein Vorgesetzter sollte jener Verwaltungschef sein und ich unterbreitete ihm meine Vorschläge zur Optimierung der Infrastruktur und er als interessierter und für einen nicht ITler erstaunlich kompetenter Ansprechpartner in Computerfragen war bald Feuer und Flamme.

Wöchentlich wollten wir besprechen, welche Aufgaben anstanden, wo Optimierungsmöglichkeiten lagen und wo sich Probleme abzeichneten, aber letztlich lagen alle Entscheidungen innerhalb eines großzügigen Budgets in meiner Hand.


Und so trat ich meine neue Stelle an

Mit dem gleichen Eifer und Elan, mit der gleichen Gewissenhaftigkeit und Disziplin die mich über Jahre in meinem alten Job am Leben und am Funktionieren hielten.

Ich wurde entspannt, weil so viel weniger zu tun war, denn es waren nur noch etwa 1% soviele Server, Clients und Geräte zu betreuen.
Ich war erstaunt, dass Probleme zu lösen nicht zu einem mürrischen Kommentar führten sondern zu überschwenglichen Dankesreden
Ich war begeistert mit neuester Technologien mehrheitlich zu arbeiten und nicht wie bisher diese auf die wenigen großen Radiologien zu beschränken im Verhältnis zu den hunderten Einzelpraxen, wo man entsetzt war, dass der Server nach gerademal zehn Jahren Dienst schon erneuert werden musste.


Kurzum ich war begeistert und rasch erstaunte mich noch mehr

Dieses im Vergleich mehr als zehnmal so große Unternehmen blieb ähnlich familiär gegenüber meinem alten Job, da es als Mitarbeiter AG viel enger verzahnt ist.
Ich lernte neue Kollegen kennen und schätzen, mehr noch wurde ich überrascht dass die Ehefrau eines Kollegen eine alte Kundin war in einer Praxis wo ich auch als Patient schon einkehrte.
Ich lernte Kollegen kennen die mich aufnahmen und rasch fand ich Menschen in meinem Alter, die ebenso auf Metal und Hard Rock standen und planten gemeinsame Konzertbesuche.
Rasch lernte ich Kollegen kennen, die meine Begeisterung für Thailand sogar verstanden und teilten und mich baten irgendwann sie rumzuführen.


Ja ich war angekommen und hatte eine anspruchsvolle, interessante und erfüllende Aufgabe gefunden, wo man tatsächlich gut verdiente, anerkannt wurde und alt werden konnte...


Ich erlebte ein 50jähriges Jubiläum des Unternehmens, was nach wie vor keine Alltäglichkeit ist und erlebte eine familiäre Feier in der die gesamte Gemeinde eingebunden wurde.


Kurzum ich war da wo ich sein sollte, musste aber etwas lernen


Ich hatte es geschafft eine Stelle zu finden, wo ich nur noch zehn Prozent von dem leisten musste, was ich zuvor tat und musste lernen, dass ich nur noch zehn Prozent leisten musste von dem was ich zuvor tat.



Der Alltag hatte mich wiederzugeben

Ich stand morgens auf und duschte
Fuhr zur Arbeit und hatte Spaß an meinem Job, den Kollegen und meiner Freizeit

Ich hatte wieder Zeit mich auf Konzerte wie AC/DC am Hockenheimring zu begeben und konnte mich wieder auf meine Wochenenden freuen.


Aber ich musste lernen, dass ich weniger zu arbeiten habe

War ich es zuvor gewohnt entweder früh morgens mich auf den Weg zu machen zu einem Kunden ohne Plan was mich erwartet, welche Probleme auftreten, wann ich zurückkehre und wie lange ich den Auftrag weit nach Feierabend dokumentieren und den nächsten Tag vorbereiten musste oder ins Büro zu kommen und die ersten hundert ungelösten Hilferufe von Kunden vorzufinden, so musste ich jetzt lernen nur eine Handvoll Aufgaben am Tag zu haben

Ich musste lernen, dass es vorkam, dass ich einen ganzen Tag lang weder ein Problem genannt bekomme, noch sich ein solches ereignete


Als ich endlich den Großteil der fehlenden Dokumentation nach drei Monaten nachgeholt und nahezu alle Passwörter herausgefunden hatte, konnte ich ein sehr stabiles System ausarbeiten, das nur wenig Administrationsbedarf hat.

Kurzum ich wurde zwar unersetzlich, da nur ich verstand wie das alles funktionierte
ich wurde glücklich, da meine Arbeit Spaß machte und meine Kollegen mich aufnahmen
ich wurde entspannt und gesundete, da ich mich nicht mehr zu tode trug


aber ich war nicht gerade ausgelastet.

Ich begann mich zu langweilen und da, dass wusste ich schon aus meinen Nichtraucherversuchen, kam die Sehnsucht zurück


Lonely...So Lonely


und wieder schallt in meinen Ohren die Mischung aus akzenthaftigem Englisch der süßen Kip und dem metallischen Scheppern ihres Handys
Respekt! Ich fühle mit. Wirklich! Ich kann dich sehr, sehr gut verstehen . Bin gespannt wie ein Flitzebogen dieses weitergehr.
 

Karma

the beauty and the beast
Inaktiver Member
13 Februar 2013
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1.333
RUHRGE...BEAT
ich habe mich mittlerweile auf einen Thailandurlaub/anno runterdosiert. Da ist der Blues nur noch halb so schlimm :ironie
 

LoveSkinny

Delikatessengenießer
Inaktiver Member
11 August 2011
829
1.370
1.693
Österreich / Kärnten
Kip brachte mir den Spaß an Thailand wieder, nicht weil sie so schön war.....
..... sondern weil ihr einfaches, frohes Gemüt meine schweren Gedanken vertrieb.




Oh ja, das ist mit Sicherheit auch einer der vielen Faktoren, die das schlimme LKS auslösen.


Glaube mir, wie du dich seit deiner Rückkehr aus Pattaya fühlst, kann ich perfekt nachvollziehen,
da ich auch einer von jenen bin, der aus eigener Erfahrung weiß, wie man diesen Schmerz empfindet.


Was hilft also gegen LKS ?
Eine gute Therapie gibt es nicht wirklich, das kann ich bestätigen.


Ich denke, dein wunderbar geschriebener Bericht hilft dir bestimmt auch ein wenig.

Und Ablenkung, wie du richtig sagst, hilft eher noch am besten,
obwohl es auf Dauer leider auch nicht den gewünschten Erfolg bringt.


Vielleicht hilft es dir ein wenig wenn ich dir sage, dass ich mit dir gemeinsam leide.
Meine Großmutter sagte oft, "geteiltes Leid ist halbes Leid". Naja.....



Mit großem Interesse werde ich deinen Bericht weiterverfolgen.

Übrigens, ich bin im November auch wieder in Patty. :hut
__________________________________________________________________________________________
 

plux46

Gibt sich Mühe
    Aktiv
23 Juli 2013
339
410
853
Bin gespannt wie es weitergeht. Auch ich musste lernen, dass Arbeit nicht alles ist, dann lernte ich Tailand kennen und die Ladies.... Seitdem ist vieles anders als zuvor!
 

PrinceofLies

Tastenquäler
Thread Starter
Inaktiver Member
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10 August 2014
607
2.892
1.543
Danke für die Lorbeeren, muss aber um Geduld bitten, da die Erzählstruktur schwer ist auszuarbeiten

Die ursprünglich geplante und auch angeteaste erste Episode musste ich beispielsweise mittlerweile ans Ende setzen, da sie was vorwegnimmt und muss jetzt erstmal die zweitgrößte Episode ausarbeiten...wird wohl nichts mehr vorm Wochenende

@Cowboy7

Na als LK seh ich mich nicht, wie auch wenn man den Kontakt verloren hat, aber dem Thaivirus bin ich voll erlegen und ja der / die Berichte sind der erwähnte erste und im Lauf des Jahres größte Therapieversuch
Na dann trifft man sich mal vielleicht auf ein, zwei viele Singhas :D
 
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pepper_chilli

steht auf Zauberhände :))
   Sponsor 2024
1 Mai 2011
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3.215
Legoland-City
Oh Prince,
mit deinem Erstlingswerk der “Mia Noi“ hast du mich ja schon begeistert, dein Hochglanzalbum als Bildband deiner jungfräulichen
Erfahrung mit Mia Noi steigerte das Ganze noch.:daumen
Aber dass du dich mit einem “gefühltem“ Blues, verpackt als Lyrik, reflektierst, zeigt schon eine sehr starke schöpferische Gabe.:superman:superman
Grins, und das ist genau das Gegenteil von dem, als ich dich zuerst kennengelernt habe:
Beim Frühstück im Hotel ein etwas verpeilter:keine Ahnung und übernächtigter - ständig qualmender Kaffeejunkee.:bigg
(Du weißt, wie ich es meine).
Freue mich, wenn wir uns im November sehen..............und ich werde dich dieses Mal mit oder ohne Zwangsjacke in die Smurfbar ziehen.:bbs72:handshake

LG chilli
 
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PrinceofLies

Tastenquäler
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Inaktiver Member
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10 August 2014
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Wusst ichs doch dass Dir die Storysammlung gefallen würde Chilli :cool:

Ich komm an nem Mittwoch an, da sieht man sich wohl erstmal bei Guido und dann probieren wir mal ob ich den Weg bis zum Schlumpf schaffe

Beim Frühstück im Hotel ein etwas verpeilter:keine Ahnung und übernächtigter - ständig qualmender Kaffeejunkee.:bigg
(Du weißt, wie ich es meine).

Das ist eine perfekte Beschreibung von mir vor der fünften Tasse Kaffee


Warts mal ab wenn der Therapieversuch Usertreffen kommt :D

PS noch 116.982 Minuten
 

pepper_chilli

steht auf Zauberhände :))
   Sponsor 2024
1 Mai 2011
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Legoland-City
An welchem Mittwoch kommst du, am 28.10. oder am 4.11. (2-Jahresfeier beim Guido)?
Klar sehen wir uns! Wir sind am 28.10. dort.:elefant

LG chilli
 

PrinceofLies

Tastenquäler
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Inaktiver Member
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10 August 2014
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Lonely...So Lonely…

da war sie wieder die Mischung aus blechernem scheppern und kindlichem nachträllern einer Melodie die nicht verstanden wird.

Lonely...So Lonely…

klingt es zwischen meinen Ohren als ich meinen Hobbys nachgehe.


Schon seltsam eigentlich, dass man ein quitschieges, blechernes, seichtes Trällern vernimmt, während auf der Bühne gerade angestimmt wird zu Pursuit of Vikings

Okay bei AC/DC war ich mal ein paar Tage abgelenkt aber meine allmonatlichen Konzertbesuche weichen mittlerweile Youtube Videos von Yinglee, weil es mehr nach Urlaub klingt.

Beschäftigung!!!
Ich brauch Beschäftigung!!!


Sag nicht nur ich, sondern alle von meinen ständigen Thailanderzählungen genervten Freunde

Okay gehen wir den Hobbys nach, da biste beschäftigt und denkst an was andres…

Nunja wie gesagt sind Konzerte cool und lustig und unterhaltsam und im Großraum Stuttgart tritt ja auch die eine oder andere Band auf wie...

F*k ich verpass Slayer im November
 

SprachMensch

Member Inaktiv
Inaktiver Member
14 Juli 2013
110
117
873
Ja die gute alte Yinglee ist mittlerweile auch in meiner Playlist gelandet :D
Macht echt Spaß hier mit zu lesen.
 

Schelmi

Member Inaktiv
Inaktiver Member
21 Januar 2014
263
372
953
Schweiz
Bin auch dabei!!
Schöner Schreibstil hast du da.
Ps. Falls es nicht zu weit weg ist für dich, Slayer spielen am 27.10.2015 in Zürich im Komplex. ;)
Je nach Planung könntest du dann gleich von Zürich aus nach LoS fliegen...