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Afrika Neues von Gestern: BURKINA FASO im Schnelldurchgang – ein westafrikanisches Tagebuch

KingKong

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28 September 2015
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Beim Aufräumen bin ich neulich wieder auf meinen Erstlings-Reisebericht -aus Burkina Faso- gestoßen. Den hatte ich hier nicht gebracht, weil er m.E. nun wirklich zuuu lange zurückliegt. Aber nachdem das Foren-Interesse an Afrika ja offensichtlich überraschend groß ist … Nostalgiker werden sich evtl. freuen ...

Beamen wir uns also zurück in das Jahr 2001, in das Jahr meiner zweiten Afrika-Reise, als es noch keine Smartphones gab, als 9/11 noch in aller Munde war, als wir noch die DM hatten und als die google-Suchbefehle „Burkina Faso“und „Ouagadougou“ tatsächlich nur eine Handvoll Treffer zeigten. Mit fast Null Informationen zu meinem Reiseziel brach ich also ins frühere Obervolta auf. Es wurde ein Blindflug ins Ungewisse … Und es war der Beginn für mein Faible, in merkwürdige Länder zu reisen, in die sich sonst kaum jemand verirrt …

Vorbemerkungen: Es war auch die Endzeit der analogen Fotografie, zumindest bei mir. Ich habe wenig geknipst, ein paar Dias und Papierabzüge. Die Papierbilder von einigen meiner Holden habe ich einfach mal abfotografiert, damit ich wenigstens etwas vorzuweisen habe.

Wenn ich mir nun 15 Jahre später meinen Erstlings-Bericht durchlese finde ich durch die Brille des mittlerweile recht erfahrenen (Afrika-)Reisenden manches recht drollig. Manches würde ich so nun nicht mehr schreiben. Das Allermeiste aber schon. Ich stelle ihn so ein wie ich ihn verfasst habe. Es soll ja alles authentisch sein.

ibc_burkinafaso_fawe2.jpg
 

KingKong

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28 September 2015
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Ankunft in Burkina Faso

Montag, 19.11.

Es geht wieder los !
Neun Monate ist es her, dass ich das erste Mal in Westafrika war, in Accra/Ghana, eine Woche, kostenlos, mit einem Freiflug der Lufthansa. Da ich schon einiges gesehen habe in der Welt, wollte ich nun mal schauen, wie es mir dort gefällt, sozusagen ein Schnupperkurs in Sachen Schwarzafrika. - Es hat mir toll gefallen, Schwarzafrika macht süchtig. Naja, die meisten nicht, das ist mir schon klar. Viele wird der Lärm, das Chaos, der Dreck auf den Straßen und Märkten abstoßen, das Aussehen der Menschen, ihre Fremdartigkeit wird ihnen vielleicht sogar Angst machen. Und sie werden fluchtartig das Chaos, das sich vor ihren Augen abspielt verlassen wollen, zurück ins Hotel, am besten gleich nach Hause. - Ich nicht. Ich gehe gerne über die Märkte, im Prinzip ist ja jede Stadt in Westafrika ein einziger großer Markt, schaue mir die Menschen an, sauge die Atmosphäre in mir auf, wie eine Droge.

Dieses Mal geht es nach Burkina Faso, ein Land, von dem die meisten gar nicht wissen, dass es das überhaupt gibt, 9 Tage nur, aber immerhin. Ich gebe zu, zunächst bin ich darauf gekommen, weil der Name der Hauptstadt so lustig klingt, Ouagadougou (sprich: Waggaduuguu). Dann habe ich aus dem spärlichen Informationsmaterial, das ich über das Land zusammen tragen konnte (die Seiten über Burkina Faso in den Westafrika-Büchern von Reise-Know-How und Lonely Planet sowie einige wenige Infos im Internet) aber auch entnommen, dass es ein politisch sicheres, stabiles Land wie leider derzeit nur wenige im westlichen Afrika, mit für westafrikanische Verhältnisse durchaus annehmbarer touristischer Infrastruktur sein soll.


Wo zum Teufel liegt Burkina Faso ???
Bild001.Afrika.jpg

Bild0001.Burkina Faso.jpg
Meine Reiseroute
 

KingKong

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28 September 2015
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Die erste Enttäuschung der Reise erfahre ich bereits im Flieger der Air France von Paris nach Ouagadougou - fast alles Weiße, die Schwarzen kann man an zwei Händen abzählen. Mich hatte schon vorher gewundert, dass die Nachfrage nach Flügen in diese Region offensichtlich sehr hoch ist, viele Termine sind schon weit im voraus ausgebucht. Auch die im Vergleich unverschämt hohen Preise haben mich geärgert, 1.700 DM für ein Rückflugticket Frankfurt - Ouaga. Gott sei Dank hatte ich nicht bei der gerade pleite gegangenen belgischen Sabena gebucht, sondern bei Air France, die nun neben Air Afrique die einzige Fluggesellschaft ist, die Burkina, Mali u.a. von Europa direkt anfliegt. Air France ist zwar um 200 bis 300 DM teurer, aber auch zuverlässiger, hat einen besseren Ruf als Air Afrique. Na, wenn ich vorher gewusst hätte ...

Immerhin verläuft der Hinflug planmäßig, allerdings auch weit weniger aufregend wie der Lufthansa-Flug nach Lagos und Accra neun Monate vorher, wo ich vier Stunden lang am Fenster klebte und fasziniert auf die Sahara mit ihrer endlosen Ausdehnung starrte. Gewöhnt man sich so schnell an solch einen Anblick oder ist der Teil der Wüste, den wir dieses Mal überfliegen, nur weniger faszinierend?

Nach fünfeinhalb Stunden Flug von Paris erreichen wir schließlich gegen 16.00 Uhr Ortszeit (MEZ - 1 Std.) Ouagadougou. Die Abfertigung verläuft für afrikanische Verhältnisse zügig. Neuerdings kann man sogar ohne Visum anreisen, am Flughafen bekommt man dann ein Visum für gleich fünf verschiedene westafrikanische Länder. Das soll der Tourismusförderung dienen, wieviel das kostet, habe ich nicht erfragt. Da ja manche Staaten ihren Staatshaushalt größtenteils durch Visagebühren zu finanzieren scheinen, könnte das Ganze aber recht teuer werden. Burkina Faso macht auch hier eine Ausnahme, ein Dreimonatsvisum für 45 DM, da kann man nicht meckern, und es geht sogar sehr zügig, eine Woche.

Ich hatte mir vorher im Internet schon ein Hotel ausgesucht, das ich ansteuern wollte und brauchte eigentlich nur ein Taxi, das mich dorthin bringen sollte. Die 50m vom Ausgang der Flughalle bis zum Taxistand können aber in Afrika sehr lang werden.

Egal, zum wievielten Male man dort ankommt, man hat keine Chance, es ist immer das gleiche Ritual: Gepäckträger stürzen auf dich zu, der erste trägt dein Gepäck 10 Meter, übergibt es dem nächsten, der dann einen anderen beauftragt, jemanden zu finden, der einen Taxifahrer kennt. Schließlich stellen sich auch noch die Brüder des Taxifahrers vor, sagen, sie hätten ihm gerade den Weg zum Hotel erklärt und so teilen sich schließlich zahlreiche Leute einige der CFA oder evtl. auch frz. Francs, die der Tourist vorab getauscht hatte. Der westafrikanische Francs -CFA-, gültig in sieben Ländern, ist übrigens fest an den französischen Francs, später dann an den Euro, gekoppelt, es gibt also keinerlei Kursrisiko.

Der Flughafen von Ouaga liegt fast mitten in der Stadt, zu vielen Hotels könnte man ohne weiteres auch zu Fuß laufen. Mein auserwähltes, das Hotel Central, liegt beim zentralen Markt, etwas weiter weg vom Airport und bereits die kurze Taxifahrt bestätigt genau das, was ich mir von Ouaga vorgestellt hatte, klapprige Autos, meist Peugeots, Renaults, auch viele uralte Mercedes, allerdings auch einige recht neue, Mopeds, Mofas, Fußgänger, Holzkarren, die sich die Straßen teilen. Ansonsten Hitze pur, 35 Grad, sagte der Pilot vorhin.

Über das Wetter brauche ich im Verlauf des Berichtes eigentlich keine Worte mehr zu verlieren, es wird immer gleich bleiben, Sonne, mit ein paar Wolken, schön warm, 34 bis 38 Grad, aber eine trockene Hitze, recht gut auszuhalten. Ich werde in den nächsten Tagen nicht wenige Einheimische mit Mütze und dicker Jacke zu sehen bekommen, vor allem abends, wenn die Temperatur knapp unter 30 Grad sinkt. Es wird ja auch langsam Winter hier.

Das Hotel macht einen ordentlichen Eindruck, 2 Sterne, 80 DM das Zimmer.

Ich muss mal kurz nachrechnen, also 16 Uhr Ankunft, 17.30 Uhr im Hotel, auspacken, etwas ausruhen, dann raus gegen 19.00 Uhr, die Neugier treibt mich, und nach einer Stunde Spaziergang, also vier Stunden nach Ankunft, habe ich das erste Mädel, das, wie sie aufrichtig beteuert, liebend gerne den Urlaub mit mir verbringen und mir gerne das Land zeigen möchte. Nach vier Stunden, nicht schlecht, auch für afrikanische Verhältnisse. Das kann hier, muss aber nicht, ganz schnell gehen, man ist ja aufgrund seines Aussehens eindeutig als Besucher aus dem Paradies, wahrscheinlich mit Taschen voller Geld, zu identifizieren. Auch im Dunkeln. Dann wird man ganz zwanglos angesprochen, man macht etwas Smalltalk, geht ein Stück zusammen und schon hat man was für den gesamten Urlaub. - Oder auch nicht. Ich sage ihr ab, zumindest für den vollen Urlaub, nicht aber für die erste Nacht. Beatrice, 22 Jahre, sieht aber eher aus wie 18 1/2. Sprachlich haben wir einige Probleme, die mich übrigens den ganzen Urlaub begleiten werden. Sie spricht französisch, mit manchmal komischer Aussprache, aber fließend, wie alle hier, mit denen man es als Tourist zu tun hat. Ich spreche auch Französisch, eher etwas holprig, die Worte muss ich mir eher mühsam aus den Tiefen meines Gedächtnisses hervorholen. Doch dazu später mehr.

Ansonsten kann man die Burkinabes nicht gerade als Energieverschwender bezeichnen, die Straßen sind nur spärlich beleuchtet, es wirkt, wenn man als Neuankömmling zum ersten Mal in der Stadt auf der Straße ist, etwas gespenstisch. Die Abfälle vom Markt werden zusammengekehrt oder liegen noch überall herum, die Bretterbuden am Straßenrand werden nur von schummrigen Öllampen beleuchtet, überall sitzen oder liegen Gestalten, die nur schemenhaft zu erkennen sind. Sicherheitshalber habe ich meine gesamten Wertsachen im Hotel abgegeben, nehme nur ein wenig Geld mit, man weiß ja nie ...

Um es aber gleich vorwegzunehmen, Ouagadougou, und die anderen Städte sowieso, sind sehr sicher, mit freundlichen Menschen, die einem nichts Böses wollen. Mir zumindest nicht. Nicht ein einziges Mal im gesamten Urlaub habe ich mich unsicher oder bedroht gefühlt, habe sogar später immer meinen Pass, Flugticket und gesamte Barschaft mit mir rumgeschleppt, weil mir die Prozedur im Hotel bei der Abgabe der Wertsachen zu umständlich erschien.

Zurück zu Beatrice. Die gibt ihr gesamtes Kleingeld auf der Strasse herumziehenden Kindern, wahrscheinlich in der Hoffnung, später von ihrem Stecher reichlich Scheine zu erhalten. Beatrice hat einen prima Körper, keinen so prima Busen, eine nicht rasierte, aber auch nicht sehr buschige Pussy, die sehr, sehr eng ist. Viel ist da bisher unter Garantie noch nicht drin gewesen. Und viel Ahnung von Sex hat sie auch nicht. Obwohl sie ganz nett ist mag der Funke nicht so richtig überspringen.


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Weinen kann sie auch. Wie auf Bestellung drückt sie ein paar Tränen heraus, als ich sie am nächsten Morgen mit einem in ihren Augen Hungerlohn abspeisen möchte. Statt den angebotenen 20 möchte sie umgerechnet 200 DM. Unsere Ansichten über eine angemessene Entlohnung wollen auch in der Folgezeit nicht so recht zusammenpassen. Und so zieht sie mit schließlich 40 DM unendlich betrübt von dannen, als sie merkt, dass mit diesem Betrag das Ende der Fahnenstange für sie hier und heute erreicht ist.
 

KingKong

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28 September 2015
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Ouagadougou

Dienstag, 20.11.

Der nächste, der sich mir als Führer anbietet, ist ein junger Mann, der sich um 8.30 Uhr in der Lobby meines Hotels einfindet. Ich habe ihn noch nie vorher gesehen, vermute, er hat mich gestern am Airport gesehen und hörte, wie ich den Namen des Hotels dem Taxifahrer sagte. Erstaunlich, wie die Leute hier versuchen, Kunden zu finden.

Er ist durchaus sympathisch und hat sich mit zwei dicken Fotoalben bewaffnet, die voller Fotos mit all seinen zufriedenen Kunden sind und würde mir gerne in den eineinhalb Wochen, die ich zur Verfügung habe, viel von seinem Land zeigen. Von Vorteil wäre, dass er auch gut englisch spricht. Ich erkläre ihm, dass ich aber genau das nicht will, hinter einem Führer herdackeln und quasi alles mundgerecht serviert zu bekommen. Ich will meine Erfahrungen mit Land und Leuten lieber selber machen, ungefiltert, auch wenn es etwas mühsamer und anstrengender werden sollte. Dafür erlebe ich dann Afrika pur, so wie es wirklich ist.

Versteht er natürlich nicht, ich bekäme sicher Probleme mit den Leuten, wenn ich z.B. Fotos machen will usw. Mit ihm wäre alles gar kein Problem. Er hat Recht, trotzdem ...
Wir tauschen einige Male unsere unterschiedlichen Standpunkte aus, ohne uns anzunähern, verabreden uns aber für abends im Biergarten. Abends kommt er dann nicht. Egal.


Bild01.Ouaga.jpg

Ouagadougou ist etwas für Chaosforscher. Oder für Selbstmörder, die gerne durch einen Verkehrsunfall oder durch Vergiftung sterben möchten. Das liegt am wachsenden Wohlstand der Bevölkerung. Wie der zustande kommt, ist mir schleierhaft, ist doch Burkina Faso laut einer neuen UNO-Statistik noch immer eines der ärmsten Länder der Erde. Auf jeden Fall äußert er sich dadurch, dass die Leute, vor allem Frauen und Jugendliche, nicht mehr zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren, sondern mit dem Moped oder Mofa unterwegs sind.

Dazu kommen die schrottreifen Autos, die in Europa nicht mehr durch den TÜV kamen, dann nach Afrika verschifft wurden und dort solange auf den Straßen weiterrollen, bis sie auseinanderfallen. Und alle Fahrzeuge stoßen ihre Abgase ungefiltert in die Luft, so dass ständig eine blaue Abgaswolke in den Straßen steht, die zum späten Nachmittag hin so weit ansteigt, dass teilweise sogar die Sicht eingeschränkt ist.

Ist auf den breiten Hauptverkehrsstraßen, die nach Pariser Muster alle in irgendwelchen Kreiseln münden, die solch klanghafte Namen wie "Place des Nations" oder "Place des Cineastes" (ja, Ouagadougou ist auch als Stadt der Kinos mit einem berühmten westafrikanischen Kinofestival bekannt) tragen, noch ein halbwegs geordneter Verkehr möglich, so ist auf den nur teilweise asphaltierten Nebenstraßen ein kaum beschreibliches Chaos zu beobachten, und in der Nähe von Märkten vermischen sich die Autos, Mofas, Fahrräder, Eselskarren und Fußgänger zu einem kaum zu entwirrenden Knäuel, so dass man selbst als Fußgänger oft stecken bleibt und kaum noch vorwärts kommt.

Der Anblick besonders der allein, oft aber zu zweit, manchmal sogar zu dritt auf dem Mofa sitzenden Frauen ist stets interessant. Wohin die alle fahren, weiß ich nicht, wahrscheinlich zur Arbeit, zur Schule, zum Markt. Die meisten tragen traditionelle Kleidung, d.h. Kleider, lange Röcke, Umhänge aus möglichst buntem Stoff, die islamischen Frauen bevorzugen einfarbige Umhänge und Kopftuch (selbstverständlich kein Schleier) und ihre Kleider wehen auf der Fahrt mit ihren kunstvoll geflochtenen Zöpfen um die Wette. Einige junge Frauen tragen auch kurze Röcke, die dann bisweilen während der Mofafahrt gefährlich nach oben rutschen. Dabei stehen die Frauen in Sachen brutaler Fahrstil ihren männlichen Konkurrenten offensichtlich in nichts nach, drängeln sich an roten Ampeln stets nach vorne und fahren schon los, wenn sie meinen, dass es demnächst eventuell grün werden könnte.

In diesem ganzen Chaos sind die zahlreichen Biergärten ein Hort der Ruhe, den man ansteuern kann, wenn man von dem ganzen Lärm erst mal genug hat. Sie liegen etwas zurückversetzt von der Straße hinter Mauern oder Büschen, sind meist relativ klein und mit Mobiliar versehen, das jederzeit zusammenbrechen kann. Die Prozedur der Bestellung ist überall und immer gleich:

Man setzt sich an einen freien Tisch, die Kellnerin, ein junges Mädchen meist mit "Antennenfrisur" unterhält sich noch eine Weile mit ihren Kolleginnen oder Stammgästen, schlurft dann betont langsam heran, blickt den Gast fragend an, man sagt "une bière, s'il vous plaît", sie fragt nach der Sorte (SO.B.BRA, Brkina, Flag, Castel) und schlurft dann genauso langsam wie sie kam von dannen. Nach 5 Minuten bringt sie wortlos das Bestellte, stellt ein Bastkörbchen mit der Rechnung dazu, bewegt sich im Schneckentempo wieder Richtung Kollegin und vertieft sich in das durch den Gast unterbrochene Gespräch. Nun hat man alle Zeit der Welt, seine Bierflasche zu leeren (es sind meistens 0,65l Flaschen und kosten gut 1 DM), denn ab dann wird man nicht mehr beachtet. Erst wenn man sich durch möglichst laute Rufe bemerkbar macht, kommt sie wieder, bringt erst die leere Flasche weg, kommt wieder, nimmt das Körbchen mit der Rechnung und dem Geld, geht weg, kommt wieder und stellt das Körbchen mit dem Wechselgeld, natürlich wortlos, auf den Tisch.

Möglicherweise hat man ihnen auf der Kellnerinnenschule zumindest zwei Dinge beigebracht.
Erstens, dass zu viele und zu schnelle Bewegungen in der hier immer herrschenden Hitze schaden und zweitens, dass übertriebene Freundlichkeit vom meist männlichen Biergartenbesucher leicht falsch verstanden werden könnte und daher unbedingt zu vermeiden ist.

Eines der größten Feste für die Einheimischen ist neben Weihnachten, Ramadanende und dem Unabhängigkeitstag anscheinend die Eröffnung einer neuen Tankstelle. Das muss ausgiebig gefeiert werden, mehrere Tage. Ein Entertainer, Discjockey sowie eine Reihe hübscher Tänzerinnen werden engagiert, in Tankstellenkleidung gesteckt und los geht die Unterhaltung in Discolautstärke. Das zieht die Massen an, sie stehen in Trauben bis auf die Straße und sorgen so für einen zusätzlichen Verkehrsstau.

Nachmittags ist dann der Grand Marché angesagt, der zentrale größte Markt der Stadt, gleich gegenüber von meinem Hotel. Es scheint eine gewisse Gesetzmäßigkeit im Verhalten von Touristen zu geben. Geht man aus der Hoteltür des Central nach links in Richtung Ave. Mandela, will man sicher zum Air France Büro oder in den nahen Biergarten und wird in Ruhe gelassen. Geht man aber nach rechts, will man wohl zum Markt und massenhaft Souvenirs kaufen. Also stürzen sich die zahlreichen Händler auf den hilflosen Touristen und bombardieren ihn mit Lobpreisungen ihrer Waren.

Dass es hier dermaßen viele Souvenir- und andere Händler gibt, auch Tourist Guides, die ähnlich wie in arabischen Ländern hartnäckig an den Touristen kleben und sie volllabern, überrascht mich sehr. Hätte ich nicht erwartet. So viele Touris gibt es hier nun wirklich nicht, und wer soll das ganze Souvenirzeug denn kaufen, dass an wirklich Hunderten von kleinen Verkaufsständen angeboten wird, Stoffe, Masken und andere Holzschnitzereien, Bronzefiguren, Messer, Dolche und andere Waffen und vieles mehr. Typisch sind auch die aus leeren Cola- u.a. Dosen hergestellten Gegenstände, meist kleine Autos, Motorräder, Fahrräder oder auch Tiere, die von (behinderten) Jungen hergestellt und angeboten werden. Das nenne ich mal ein sinnvolles Recycling.

Hat man die Heerschar der Händler erfolgreich abgeschüttelt, kann man eintauchen in das Gewirr des Marktes, der hier zweistöckig ist und in dem unzählige Händler und Marktfrauen in winzigen Läden ihre Produkte anbieten oder Handwerker ihre Waren direkt herstellen. Was es dort zu kaufen gibt? Alles ! Von der Stecknadel bis zum Fernseher, vom BH bis zur Bohrmaschine, einfach alles. Und Lebensmittel natürlich, die Marktfrauen, die Gemüse, Früchte, Fleisch, Gewürze usw. verkaufen stellen das Zentrum jedes westafrikanischen Marktes dar.

Dabei ist alles recht übersichtlich geordnet, die Schneider sitzen an ihren Nähmaschinen dicht an dicht, dann folgen die Tischler mit ihren Werkstätten, die Läden, in denen man z.B. Kühlschränke kaufen kann, stehen nebeneinander und die Frauen, die Kosmetika und Seife anbieten, teilen sich ein Carree. Die Gassen sind so eng, dass kaum ein Sonnenstrahl hier eindringen kann, und so bleibt es relativ kühl.

Ich werde kaum wahrgenommen, niemand sieht mich dumm an, ich kann überall stehenbleiben und schauen. Nur eines darf ich nicht, fotografieren, leider. Das mögen die Leute hier nicht. Die Mohammedaner sowieso nicht und die Animisten (Anhänger von Naturreligionen) denken wahrscheinlich, dass dann die Seele geraubt wird oder ähnliches. Das Thema Fotografieren wird auch noch später für Gesprächsstoff sorgen. Ich ahne das jetzt schon.

Zwischen den einzelnen Aktivitäten, die bei dem Klima viel Anstrengung kosten, ist ausreichend Relaxen besonders wichtig, sei es im Biergarten oder im Hotelzimmer, wo es dank der Air-Condition angenehm kühl ist und man bei einer uralten Derrick-Folge auf französisch auf RTL9 oder Canal+ herrlich einschlafen kann.

Dann ist man auch gut vorbereitet für den Abend oder die Nacht. Die können nämlich in Afrika zu einem Problem werden. Ab 20 Uhr im Zimmer bleiben will ich nicht, ich könnte ja was verpassen. Aber was soll ich machen? Ins Kino? Die Filme sind auf französisch und uralt. Theater oder so? Gibt's hier nicht? Gutes Restaurant? Ja, allein mit einem guten Buch, ok, ist aber auch nicht abendfüllend. Bar, Disco, Nightclub? Gibt es hier, da geht es aber erst nach Mitternacht los. Damals, in Accra, da hatte ich Glück gehabt, hatte Sylvia kennengelernt, die wusste, wo man wann hingehen konnte. So kam keine Langeweile auf.

Hier gibt es in der Nähe meines Hotels den "Zaka Club" (früher Wassa Club), ein Open Air Restaurant mit Live Musik, ein nettes Plätzchen, wo man für ca. 7 DM das Gericht des Tages, meist Hähnchen oder Fleischspieße mit gut gewürzter Sosse und Reis, bekommen kann, dazu die große Flasche Bier für 2 DM. An diesem Abend spielt eine der typischen einheimischen Percussion-Bands, 7 bis 8 Leute mit verschiedenen Trommeln und dem nationalen Musikinstrument, dem Balafon, eine Art Xylofon. Eigentlich nicht so mein Fall, kommt aber live gut rüber, der Rhythmus geht ins Blut und die Band ist wirklich gut.

Ein Mann setzt sich an meinen Tisch, ist sehr nett und gesprächig, war schon mal in Europa als Mitglied einer Delegation auf einem Kongress in Paris zum Thema "Desertification", hat wohl was mit dem Vordringen der Wüsten zu tun, aber die Unterhaltung, auf Französisch, ist schon allein wegen des Geräuschpegels recht schwierig.

Auch unter den Moskitos hat sich der Club als gutes Plätzchen, um harmlose Touristen zu ärgern, herumgesprochen. Leider vergesse ich häufig, mich vor dem Weggehen mit Autan einzureiben und muss es dann fürchterlich büßen.

Etwa 10 Minuten Fußweg vom Zaka Club entfernt liegt das "Amüsierviertel" Ouagadougous, die Avenue Nkrumah, mit sandsteinfarbenen neuen Wohnblocks, einigen guten Restaurants und Hotels, vor allem aber mit der "In"-Disco "Jimmy's". Das weiß ich aus dem Reiseführer und die Neugier treibt mich dort hin. Es ist bereits kurz vor Mitternacht. Vielleicht ist dort ja schon etwas los.

Ja, dort ist etwas los, wenn auch nicht übermäßig viel. Wie es läuft, bekommt man schnell heraus. Vor der Disco ist eine lange Open Air Theke mit Barhockern, davor zur Straße hin ein paar Tische und Bänke. Der Ort heißt "Pili-Pili", lustiger Name, dort finden sich die Pärchen, die dann ins "Jimmy's" gehen, d.h. man geht zum Tresen, bestellt etwas und sofort kommt ein Mädchen und fragt, ob man ihr auch etwas zu trinken bestellt. Da ich nicht unhöflich und knauserig erscheinen will, gebe ich natürlich einen aus, bei den Preisen hier kein Thema - und habe ein Problem. Oder gleich mehrere.

Zu den Mädels ist hier allgemein Folgendes zu sagen:

Sie sind hübscher als damals in Ghana. Wobei man aber unterscheiden muss. In Burkina gibt es mehr als 60 Stämme. Den überwiegenden Anteil der Bevölkerung, mehr als 50%, stellen die Mossi, die um Ouagadougou herum leben. Die Mossi sind im Durchschnitt recht gutaussehend, die Mädels, die man auf den Straßen sieht, fast alle sehr schlank, mit wilden Frisuren und hübschen Gesichtern. Die Bobos, die mehr im Süden leben und die ich später in Bobo-Dioulasso sehe, sind noch viel hübscher. Bei den meisten Stämmen sind Schönheitsnarben, meist im Gesicht, weit verbreitet. Sie werden bereits im Babyalter beigebracht. Dadurch ist für Eingeweihte auch die Zugehörigkeit zu den einzelnen Stämmen erkennbar. Manche Ältere, vor allem Mossi mit Narben an beiden Gesichtshälften von den Schläfen bis zum Kinn und an den Wangen, sind durch diese Narben für unseren westlichen Geschmack ziemlich entstellt, bei Jüngeren scheint dieses Ritual nicht mehr so ausgeprägt zu sein, wenn überhaupt, dann sind die Narben, vorwiegend kleine Ritze an beiden Wangen, recht dezent angebracht. In diesen Fällen kann man dieses Schönheitsideal fast nachvollziehen.

Die Mädels, die hier im Pili-Pili anzutreffen sind, sind keine Einheimischen. Es hat sich anscheinend eine Art umgekehrter Sextourismus in Westafrika herausgebildet, obwohl die Mädchen hier sicher keine typische Prostituierte sind. Sie sind oft mit ihren Familien hergekommen, überhaupt ist anscheinend der grenzüberschreitende Reiseverkehr sehr rege. Die Länder Elfenbeinküste, Senegal, Mali, Niger, Burkina haben ja dieselbe Amtssprache, dasselbe Geld, zusammengehörige Stämme sind oft auf mehrere Länder verteilt. Arbeit aber gibt es kaum und so versucht man halt auf diverse Arten, zu Geld zu kommen. Sie stammen aus nahezu allen afrikanischen Ländern, von Algerien bis Angola ist so ziemlich alles vertreten.

Erzählt mir alles "Bébé", eigentlich heißt sie Sikopo, 25 Jahre, aus Trenchville/Cote d'Ivoire. Sie ist sehr nett, sieht nicht so aufgetakelt aus wie der Rest. Die anderen sind ziemlich aufreizend angezogen und ziemlich penetrant, manche auch vom Geruch her. Sie nehmen keinerlei Rücksicht auf meine noch schlummernden Französischkenntnisse und reden pausenlos auf mich ein. Es ist schwer, sie wieder loszuwerden. Sikopo redet nur, wenn ich sie frage, will kein Getränk, fragt nicht, ob wir zusammen in die Disco oder ins Hotel gehen. Gerade deshalb nehme ich sie mit und bereue es nicht. Anders als letzte Nacht mit Beatrice springt bei Sikopo und mir der Funke über. Im Bett ist nichts auszusetzen an ihr. Auch ist sie nun alles andere als zurückhaltend und übernimmt größtenteils die Führung und bestimmt das Tempo.


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Es wird eine wilde und weitgehend schlaflose Nacht. Leider auch wegen der Moskitos, die meine Begleitung verschmähen und sich über etwas Abwechslung, was ihren heutigen Blutspender betrifft, freuen.
 

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In und um Ouagadougou

Mittwoch, 21.11.

Ich beginne den Tag im Luxus, mit einem Frühstück im "La Bonbonnière" an der Ave. Mandela, der besten Patisserie der Stadt. Drei Croissants, mit Schoko bzw. Rosinen gefüllt, Weißbrot, Butter, Marmelade, Ei, frisch gepresster Orangensaft, Kaffee, für 9 DM. Teuer, aber lecker. Das reicht bis zum Abend. Ich genieße das alles allein, denn Sikopo hat sich schon früh verabschiedet.

Der Tag in Ouaga selbst ist eigentlich überflüssig, aber ich möchte unbedingt mit dem Zug nach Bobo fahren und der geht erst morgen. Die Umgebung Ouagas ist nicht besonders reizvoll, einzig der See der heiligen Krokodile in Bazoulé interessiert mich. Eine Fahrt dorthin ist schnell organisiert, mit einem Fahrer, der sich oft in der Lobby des Hotels wahrscheinlich gerade für solche Zwecke aufhält. Wir einigen uns schnell auf 10.000 CFA, gut 30 DM. Wohl zuviel, aber mir egal, ich will unbedingt heute Morgen dorthin.

Bazoulé ist 16 km entfernt, die Fahrt ist kurz aber interessant, sehe ich doch zum ersten Mal kleine Dörfer und einzelne Gehöfte mit Lehmhäusern und die Menschen, die dort wohnen.

Am See muss man erst einmal Eintritt bezahlen, 1.000 CFA, dann kauft man ein paar -lebende- Hühnchen, pro Stück 500 CFA. Damit bewaffnet gehe ich mit einem Guide mit langem Stock und meinem Fahrer zum See. Was an den Krokos heilig sein soll, habe ich nicht herausbekommen, ist wahrscheinlich nur ein gelungener Werbegag. Trotzdem wird das Ganze sehr interessant. Zunächst lockt unser Führer die Krokos an, es kommen auch nach und nach ca. 15 aus dem Wasser, dann wirft er ihnen ein Hühnchen nach dem anderen zu, die schnellsten schnappen sich eins und springen in großen Sätzen davon, um ihre Beute zu sichern. Der Führer geht mitten in die Meute hinein, ganz nahe an die Tiere heran, haut manchen aufs Maul. Ich bin in seinem Schlepptau, mache einen auf obermutig und streichele sogar ein Kroko von hinten. Hoffentlich hat mein Fahrer ein vernünftiges Foto davon gemacht. Nun ja, der Guide steht neben mir, da kann man so etwas wagen. Außerdem kann ich ja auf meine reichhaltigen Erfahrungen mit den Kaimanen im Amazonasgebiet zurückgreifen.


Bild02x.Kroko.jpg

Zum Schluss wirft dann der Guide das letzte Huhn ein paar Mal so, dass es eine Chance hat, den Krokos zu entwischen, bis es schließlich doch zwischen den Zähnen des Schnellsten endet.

Ist schon etwas makaber, klar. Gefallen hat es mir trotzdem, man konnte auch schöne Nahaufnahmen von den Tierchen machen.

Nach einer langen Siesta verbringe ich einen Teil des Nachmittages mit Ansichtskarten schreiben, die ich mir in einer mühsamen Feilscherei für letztendlich teures Geld ergattert habe. Es lohnt sich aber, die Karten kommen auch tatsächlich schon nach etwa einer Woche zu Hause an.

Mit den übrigen Händlern habe ich mittlerweile keinerlei Probleme mehr, sie kennen mich, wissen, dass bei mir nichts zu holen ist und grüßen mich sogar. Freundlichkeit zahlt sich aus. Ich hatte mir vorab vorgenommen, niemals unfreundlich zu sein, niemanden, egal, wie penetrant oder aggressiv er auch ist, zu beschimpfen oder davon zu jagen. Ich gebe zu, das ist mir bei manchen Typen schwer gefallen, hab ich aber durchgehalten. Sie machen ja auch nur ihren Job, wollen oder müssen etwas verkaufen, um zu (über)leben.

Den Rest des Nachmittags bin ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung anzutreffen, in den Straßen spazieren zu gehen, dieses Mal im Regierungsviertel, das man tunlichst ohne Fotoapparat durchstreifen sollte. Unglaublich, was für Behörden und Ämter sie hier eingerichtet haben. Leider habe ich mir keine Beispiele aufgeschrieben und bekomme besonders kreative Schöpfungen auch nicht mehr zusammen.

Am späten Nachmittag ist die Luft kaum noch erträglich und ich beginne zu verstehen, warum sehr viele Leute Atemschutz, ähnlich wie in Japan, tragen. Nach zwei Stunden zu Fuß wird mir plötzlich übel, ich habe Kopfschmerzen, die Augen brennen, ich habe Hustenanfälle und kann kaum noch atmen. Ich flüchte für die nächsten zwei Stunden in eines der vielen Internetcafes und nehme Kontakt mit dem Rest der Welt auf.

Abends gönne ich mir das teuerste und beste Restaurant in Ouaga, das "L'Eau Vive", von französischen Nonnen betrieben, mit einem wunderschönen Innenhof mit Springbrunnen und Mariafigur aus Marmor, Menu du Jour mit Omelette als Vorspeise, Steak mit Gemüse und Weißbrot, Joghurt als Dessert, dazu das obligatorische Bier, alles zusammen ca. 18 DM. Ich bin der einzige Weiße. Das romantische Ambiente teile ich mir mit einigen auffälligen Pärchen, älteren, schwarzen Herren in Anzug und Krawatte, begleitet von bunt ausstaffierten Damen, einige wenige in ebenfalls gesetztem Alter, einige aber ziemlich jung. Bei diesen dürfte sich wohl nicht um die Ehefrauen handeln.

Um 21.30 Uhr folgt das Procedere, von dem ich schon gehört habe. Alle Nonnen kommen in den Innenhof und singen das Ave Maria, danach ist Feierabend.

Ich mache einen kleinen Verdauungsspaziergang und will dann wieder in den Zaka Club. Unterwegs lese ich Agnès auf, die unvermittelt aus dem Nichts auftaucht, fragt, wo ich hin will und sich mir anschließt. Sie ist 28 Jahre und wohnt in Ouaga 2000, einem neuen Vorort.
Im Zaka Club spielt diesen Abend eine Band Reggae und ähnliches, gefällt mir sehr gut. Agnès nicht so sehr, sie wirkt nach einem Bier ziemlich betrunken. Nach drei bis vieren bin ich es auch und trotte mit meiner Begleitung Richtung Hotel.


Agnes ist nun ziemlich willenlos. Ich ziehe sie aus, stelle sie sicherheitshalber unter die Dusche, mich dazu und nehme sie anschließend hart ran. Wenn ich genug intus habe könnte ich stundenlang …

Mitten in der Nacht wacht Agnes plötzlich auf und möchte nach Hause. Das ist mir eigentlich sehr recht. Sie müffelt zwar nicht wirklich, hat aber einen anderen undefinierbaren Geruch an sich.

Das Anziehen bekommt sie nicht gut hin, fällt beim Slip überstreifen immer wieder auf den harten Boden. Ich helfe ihr, bringe sie nach draußen und verfrachte sie in ein Taxi, sage dem Fahrer "Ouaga Deux Mille", gebe ihm ein gutes Trinkgeld und weg ist er. Agnès auch. Erst beim Rückweg zum Zimmer fällt mir ein, dass das Tete-a-Tete mit ihr kostenlos war. An Geld hatte ich heute Nacht nicht gedacht.
 
Thailernen.net

eule

master of jars
Inaktiver Member
24 April 2010
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75
nong weng
Sie müffelt zwar nicht wirklich, hat aber einen anderen undefinierbaren Geruch an sich.

mir ist das auch in afrika aufgefallen, dass sowohl manche maenner als auch manche frauen einen ekligen koerpergeruch ausstrahlen. mir hat ein dort lebender expat erklaert, dass das keine folge von unsauberkeit ist, sondern an der nahrung liegt, die dort eingenommen wird.

gruss
eule
 
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Es ist erstaunlich, auch nach 15 Jahren kann ich mich noch an ihren Geruch erinnern :rolleyes:
Sollte es tatsächlich an der Ernährung liegen so muss sie ein Fan von Spülmittel und Terpentin gewesen sein. Ich habe es damals eher einem Billigparfüm zugeschrieben, dass sie mir zu Ehren aufgelegt hatte.
Etwas Derartiges habe ich nie wieder auch nur annähernd gerochen.
 

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28 September 2015
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Nach Bobo-Dioulasso

Donnerstag, 22.11.

Zweieinhalb Tage Ouaga reichen. Ouaga ist nicht schön, aber interessant, man kann unbehelligt durch viele interessante Viertel streifen. Ouaga ist aber zu hektisch, irgendwie eine typische Metropole in der Dritten Welt. Ich kann nun aber sagen, ich war schon mal in Ouagadougou. Wer sonst kann das schon ?

Einzig das Nachtleben am Wochenende hätte ich gerne noch erlebt. Am Wochenende bin ich aber in Bobo. Oder im Busch. Mal sehen.

Ich checke früh um 7.00 Uhr aus und freue mich, meine Lieblingsrezeptionistin noch zu sehen. Sie rät mir noch einmal davon ab, mit dem Zug nach Bobo zu fahren, viel zu langsam, zu teuer, zu anstrengend. Weiß ich selber, aber ich will nun mal mit einem der wenigen funktionierenden Züge in Afrika fahren, auch wenn es beschwerlich wird. Die Fahrt an sich ist ja schon ein Abenteuer. Zurück kann ich ja den Expressbus nehmen. Sie sieht ein, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin, hat sich aber trotzdem ein paar kleine Geschenke verdient.

Das Zugticket kaufen hätte ich mir schwerer vorgestellt. Es ist noch früh, der Fahrkartenschalter ist schon geöffnet, und es gibt keine Warteschlange davor. Ich nehme ein Ticket 1. Klasse für 7.100 CFA, einfach, nach Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes, ca. 300.000 Einwohner und 350 km entfernt von Ouaga, Richtung Südwesten, Elfenbeinküste, da, wo es langsam grüner wird. Der Zug fährt weiter bis nach Abidjan, am Atlantik, Fahrzeit ca. 24 Stunden, das weiß man in Afrika nie so genau.

Lange Zeit bin ich der einzige Weiße unter den vielen schwarzen Reisenden, die auf die Abfahrt des Zuges warten. Dann taucht noch ein Holländer auf und schließlich noch ein französisch/marokkanisches Pärchen. Zusammen mit einigen wenigen Einheimischen teilen wir uns einen ganzen Waggon. Die 2. Klasse ist besser ausgebucht, trotzdem scheint der Bus oder das Buschtaxi doch das beliebtere Verkehrsmittel zu sein. Die Einrichtung der 1. Klasse- Wagen ist ziemlich verschlissen, trotzdem kann man es sich hier ganz gemütlich machen, wir haben ja viel Platz. Über die Toiletten möchte ich keine Worte verlieren, immerhin gibt es aber welche. Angenehm ist, dass die Waggontüren nicht zugehen, so kann man sich während der Fahrt -zumindest wenn der Zug etwas langsamer fährt- auf die Trittbretter stellen und wunderbar die vorüberziehende Landschaft genießen.

Die Landschaft ändert sich im Laufe der Fahrt, ist sie zu Beginn bei Ouaga noch recht öde und karg, savannenartig, wird sie, je weiter südlicher wir gelangen, immer vegetationsreicher, grüner, dazwischen immer wieder Baumwollfelder. Auch unzählige kleine Dörfer und kleine Gehöfte kann man sehen, fast immer in der typischen Lehmbauweise und rund angelegt mit einem kleinen Dorfplatz in der Mitte. Viele Menschen sind auf den Feldern bei der Ernte, Kinder kommen angerannt, wenn sie den Zug sehen und versuchen, ein Stück mitzuhalten, fast alle winken, wenn sie uns sehen, wir winken zurück.


Bild03.Dorf.jpg

Genau so habe ich mir Afrika vorgestellt, ich bin begeistert. Auch von den kleinen Bahnhöfen, an denen wir manchmal halten und wo die Essensverkäuferinnen schon auf uns warten. Sie tragen ihre Waren in großen Schüsseln auf dem Kopf, so wie jeder alles auf dem Kopf trägt. Taschen sind hier völlig unbekannt. Dann beginnt jedes Mal ein großes Palaver um die besten Hähnchen oder die besten Teigtaschen und ihren angemessenen Preis.

Bild04.Frauen.jpg

Als wir in den Bahnhof von Koudougou, der größten Stadt auf der Strecke einfahren, stelle ich mich aufs Trittbrett draußen und lasse die Kamera mitlaufen. Aus dem Abteilfenster heraus mache ich auch eine Reihe von Fotos. Da warnt mich Henk, der Holländer, ein "monkey in uniform" würde gleich Ärger machen.

Ich packe noch schnell meinen Fotoapparat und Filmkamera weg, da steht auch schon ein bärtiger, grimmig dreinschauender Schwarzer mittleren Alters in schneidiger Uniform vor mir und möchte meine "Fotografiererlaubnis" sehen! Ja, so etwas gibt es wirklich, ist aber laut Info im Lonely Planet nun nicht mehr erforderlich. Als ich langsam und genüsslich mein Portemonnaie hervorhole und ihm meine Erlaubnis gebe, fällt ihm fast die Kinnlade herunter. Tatsächlich habe ich mir diese Erlaubnis abgeholt, als ich zufällig auf einem meiner Spaziergänge am Tourist Office in Ouaga vorbeikam. Sie ist kostenlos und völlig schwachsinnig, denn auch mit einem solchen Wisch darf man Flughäfen, Brücken, Bahnhöfe, Regierungsgebäude, Hochspannungsleitungen, Armeeeinrichtungen, Polizeigebäude und, und, und nicht fotografieren. Wo das allerdings steht und wer das einmal festgelegt hat, ist mir nicht bekannt. Ist halt oft Ermessenssache.

Mein neuer Bekannter von der Polizei scheint dermaßen erstaunt von meinem Überraschungscoup mit der Erlaubsnis, dass er Zeit gewinnen will und sagt, ich solle warten, er kommt wieder. Kurz vor Abfahrt des Zuges sehe ich ihn noch auf dem Bahnhof sitzen und ein Hähnchen mampfen. Ich gehe zu ihm und frage nach meiner Bescheinigung. Er schickt mich aber mit einer unwirschen Handbewegung weg, will beim Essen nicht gestört werden. Ich wechsele schnell die Filme, falls er die Filme oder Apparate konfiszieren will. Sicher ist sicher.

Später kommt er dann, dieses Mal in Begleitung des obersten Zugchefs, und teilt mir mit, dass die Fotoerlaubnis nur für Ouagadougou, nicht aber für hier gilt und verlangt meinen Pass, auch den meiner Mitreisenden, da auch sie fotografiert hätten. Mitgehangen, mitgefangen. Dazu hätte er kein Recht, sagen wir ihm. Er aber deutet auf die zahlreichen Streifen auf seiner Uniform, erzählt, er sei schließlich ranghoher Commissaire de Police und hätte zu allem ein Recht. Unser Fall würde auf dem Polizeikommissariat in Bobo-Dioulasso verhandelt, das liegt gleich neben dem Bahnhof, dort würden wir dann auch unsere Pässe zurückbekommen. Eventuell. Die ganze Farce soll wohl auf die Zahlung eines Schmiergeldes hinauslaufen, das ist uns allen klar. Ist in Westafrika, und nicht nur dort, auch durchaus üblich und eine allseits beliebte Methode, um das kärgliche Gehalt aufzubessern.

Ich genieße den Rest der Fahrt trotzdem, schränke aber meine Filmaktivitäten etwas ein. Mit zunehmender Fahrtdauer wird es immer heißer im Zug, der Schweiß läuft mittlerweile in Strömen. Durch die geöffneten Türen dringt immer mehr Staub in die Wagen. Ganz vorne im ersten Wagen, wo man auch etwas zu Trinken bekommt und die Fenster ganz geöffnet sind, fühle ich mich teilweise wie mitten in einem Sandsturm. Am Ende der Fahrt in Bobo, um 15.00 Uhr nach 6,5 Stunden, ist die gesamte Zugeinrichtung samt Insassen und Gepäck mit einer dicken Staub-/Sandschicht überzogen.

Bei Ankunft in Bobo wird es doch nicht so dramatisch bezüglich unserer bevorstehenden Verhandlung. Der diensthabende Polizeivorsteher gibt uns anstandslos unsere Pässe zurück, sagt, die Fotoerlaubnis wäre hier tatsächlich nicht gültig. Wir müssten uns alle eine neue holen beim Tourismusamt hier in Bobo. Ich finde, für so viel Freundlichkeit hat er sich eine Tüte Haribo verdient, er nimmt sie dankend an, und wir ziehen von dannen.

Über Bobo-Dioulasso habe ich bisher nur Positives gehört, Ouaga im Kleinformat, aber nicht so hektisch, schöne Umgebung. Zunächst aber empfängt mich die Stadt mit der Tatsache, dass hier gerade irgendein Kongress stattfindet und die guten Hotels alle ausgebucht sind. Mit Mühe finde ich gerade noch ein Zimmer in einer besseren Absteige bzw. lasse finden, denn jeder von uns Neuankömmlingen hat ein Heer von Schleppern im Gefolge, die alle sofort durch die Stadt führen, etwas verkaufen und für den nächsten Tag diverse Touren durchführen wollen.

Mein Zimmer im ziemlich herunter gekommenen Hotel Soba ist groß und schlecht, Toilette auf dem Gang, keine AC, nur manchmal funktionierender Ventilator, mit 30 DM noch nicht einmal besonders billig.

Henk, den Holländer, treffe ich gleich wieder auf der Straße. Er muss sich beeilen, Geld tauschen, Busticket besorgen, da er morgen um 10 Uhr wieder zurück nach Ouaga fahren will, Bobo im Schnelldurchgang, sein Flieger nach Europa geht schon morgen Abend. Tröstlich, dass auch er als Weitgereister es nicht schafft, seine Verfolger abzuschütteln. Eine Reihe von Jungs folgt ihm auf Schritt und Tritt. Erinnert mich irgendwie an den Rattenfänger von Hameln.

Ich verschaffe mir noch schnell vor dem Dunkelwerden einen Überblick über das Zentrum der Stadt, natürlich auch mit Gefolge. Nach einer ausgiebigen und nach den Strapazen des Tages herrlichen warmen Dusche sehe ich mich dann nach etwas Essbarem um und treffe sofort wieder auf Henk. Ein Glücksfall. Gemeinsam suchen wir ein Restaurant, essen Spaghetti, Hähnchen, Couscous wild durcheinander, alles spottbillig, trinken einige Bier und tauschen unsere Reiseerlebnisse aus. Henk ist hardcore drauf, macht auch vor Kriegsgebieten nicht Halt. Er hat schon 138 Länder besucht, er erzählt, seine Arbeitskollegen stellen ihm immer nur zwei Fragen: woher kommst du – wohin willst du ?

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Ganz kann ich da nicht mithalten, aber wir liegen auf derselben Wellenlänge, und es wird ein richtig netter Abend. Vor allem tut es gut, sich mal wieder ohne große Anstrengungen richtig zu unterhalten, wir tun das auf Englisch, bestimmt nicht fehlerfrei, aber es geht doch recht fließend. Später wechseln wir in eines der vielen Straßencafes, unseres mit Livemusik, Trommeln, Reggae, auch Weiße mischen da mit, alles wild durcheinander.

War es schon bisher nicht gerade leer auf den Straßen, trauen wir später unseren Augen kaum. Nach Mitternacht tauchen immer mehr Menschen auf, meist junge, Frauen vor allem, schick angezogen, auch hier meist mit dem Mofa unterwegs, und flanieren oder fahren auf den Straßen auf und ab, mustern dabei die in den Lokalen Sitzenden.

Wo kommen die alle her ? Sollten das alles ... ? Und so junge ! Interessant ist es aber schon, die Szene zu beobachten. Wir haben ja heute einen normalen Wochentag. Wie wird das dann erst am Wochenende hier aussehen ? Henk bedauert schon heftig, morgen wieder wegfahren zu müssen. Was er nicht weiß, ich auch nicht, erst später erfahre, ist, dass heute Abend ein Rockkonzert mit einer bekannten Band aus Ouagadougou im hiesigen Stadion stattfand und die Besucher offensichtlich anschließend noch hier im Stadtzentrum Station machen. Morgen wird hier wieder relativ tote Hose sein. Und trotzdem, ein Typ kommt zu uns, deutet auf zwei Mädel in langen schwarzen Kleidern ein paar Tische weiter und erzählt uns, dass die beiden gerne mit uns ins Hotel kommen würden. Will der uns verarschen ? Ich schaue mir beide an, beide hübsch, -überhaupt sind die Menschen, die Frauen natürlich auch, hier in der Gegend, meist vom Stamm der Bobo, noch hübscher als in Ouaga- aber sehr jung, ich schätze um die 15, sie gucken etwas verschämt zu uns, lächeln dann. Ich schüttele den Kopf, und beide stehen sofort auf und gehen davon.

Es stimmte also wirklich. Ist auch diese Gesellschaft hier schon so dekadent, dass bereits Schulmädchen Jagd auf Touristen machen ? Nun, ganz so schlimm ist es wohl doch noch nicht, es bleibt ein Einzelfall, kommt in der Form nicht wieder vor.

Ich verabschiede mich von Henk, er muss morgen früh raus, eigentlich braucht er gar nicht mehr ins Bett zu gehen. Sein Bus geht um 10 Uhr, bis dahin will er ganz Bobo besichtigt haben. Na dann viel Glück. Ich bin auch müde und gehe Richtung Hotel. Es war ein langer und ereignisreicher Tag. Heute Nacht können mir alle Frauen dieser Welt gestohlen bleiben.

 
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28 September 2015
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Bobo-Dioulasso

Freitag, 23.11.

Es könnte alles so schön sein! Aber als ich nach einem kleinen Frühstück im Hotel auf der Straße erscheine, lauern mir schon wieder jede Menge selbsternannter Führer und fliegende Händler auf. Sie sind hier besonders hartnäckig, auch sehr unsympathisch. Ich will heute Morgen den Kampf mit den Behörden wieder aufnehmen, wegen der Fotoerlaubnis, obwohl mir die Sache total lächerlich vorkommt und mir eine solche Erlaubnis auch wenig nützen wird. Ich finde das Touristenamt auch ohne Führer schnell, obwohl sich einer von ihnen überhaupt nicht abschütteln lässt.

Was nun in der nächsten Stunde folgt, verbuche ich unter der Rubrik "Lustige Erfahrungen eines Alleinreisenden mit westafrikanischen Behörden". Im Tourist Office treffe ich zunächst zwei Damen, die von einem offiziellen Foto-Permit noch nichts gehört haben. Aber vielleicht ihr Chef. Der muss im Nebenzimmer erst geweckt werden, erklärt mir dann aber, ja, so etwas gibt es tatsächlich, aber nicht hier, sondern im Ministerium für Transport und Tourismus des Distriktes Bobo-Dioulasso, am Stadtrand. Ich vermute, das ist eine reine Schutzbehauptung, um mich loszuwerden.

Ich bedanke mich herzlich, frage aber noch, was man hier in der Umgebung ansehen könnte. Das hätte ich besser nicht tun sollen. Nun wird er richtig wach, preist Bobo und die Region in höchsten Tönen, erklärt mir jede touristische Sehenswürdigkeit ausführlichst, und als er nach ca. einer halben Stunde endlich fertig ist, bin ich genauso schlau wie vorher, ich habe nämlich so gut wie nichts verstanden.

Die Taxifahrt zum besagten Transportministerium erscheint mir zwar sinnlos, ich bin aber trotzdem neugierig. Immerhin gelingt es mir so, auch noch meinen letzten Verfolger abzuschütteln. Der Taxifahrer ist gut, er findet das Gebäude tatsächlich, es macht von außen, erst recht von innen eher den Eindruck eines Gefängnisses. Das scheinen auch die Mitarbeiter so zu sehen, sie stehen lieber laut schwatzend davor auf dem Rasen, kaum ein Büro ist besetzt.

Mein Permit erhalte ich tatsächlich, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Von einer dicken Dame, die allerdings erst noch eine Weile mit einer ebenso beleibten Kollegin in ihrem fensterlosen Verließ, das klein, aber vollgepackt ist mit alten Akten, plaudert. Ich stehe derweil artig in der Ecke und warte. Als ich endlich dran bin, überträgt sie jeden Buchstaben meines Reisepasses kunstvoll in ein vorgefertigtes Formular, haut einen Stempel drauf und übergibt es mir -oh Wunder- mit dem Anflug eines Lächelns. Ich bin dreist, sage prima, jetzt wo ich die Erlaubnis schwarz auf weiß habe kann ich sie ja gleich mal knipsen und zücke meinen Fotoapparat. Da wird sie unfreundlich und verweist mich des Zimmers. Ich haue schnell ab.

Auf dem Rückweg lasse ich mich am Musée du Houet absetzen, zumindest etwas Kultur kann nicht schaden. Das Museum, im Reiseführer überschwenglich angepriesen, ist ein Witz. Dort sind ca. 20 alte Musikinstrumente, Werkzeuge u.a. ausgestellt, jeweils mit einer kurzen französischen Erläuterung. Es kostet 3 DM Eintritt, die Fotografiererlaubnis kostet extra, 1,50 DM, allerdings erklärt mir der Aufseher drinnen, Fotografieren wäre hier verboten ! Ein schlechter Scherz ! Draußen sind noch zwei typische Wohnhäuser der Bobo- und Lobi-Stämme aufgebaut, aber schon halb verfallen. Das war alles. Toll. Die anderen Museen werde ich wohl auslassen.

Es ist schon fast Mittag, die Sonne brennt, es ist knallig heiß, ich habe Durst und den ganzen Vormittag mit irgendwelchem Mist vertrödelt. Zum ersten Mal frage ich mich, ob das Reiseziel Burkina Faso wirklich eine gute Wahl war. Das Land hieß ja früher Haute-Volta, Obervolta, hat sich dann in Burkina Faso umbenannt. Das bedeutet so viel wie Land der Aufrechten, Ehrbaren oder Unbestechlichen. Gut, manche der Zeitgenossen, die ich kennen gelernt habe, waren damals noch nicht geboren oder noch sehr jung. Da will ich mal mildernde Umstände gelten lassen. Ich habe gelesen, dass sich Burkina mit einigen Nachbarstaaten zusammengeschlossen hat, um eine gemeinsame Tourismusförderung zu betreiben und damit die Deviseneinnahmen zu erhöhen. Mit solchen Schikanen, wie ich sie seit gestern erlebt habe, wird das schwierig werden.

Um es vorwegzunehmen, solche Gedanken habe ich hier zum ersten aber auch zum letzten Mal gehabt. Ab sofort wird schlagartig alles wieder besser, schon mit der ersten eiskalten Cola, die ich am Straßenrand trinke. Danach gönne ich mir ein leckeres Essen am Swimming-Pool des angeblich besten Hotels in Burkina, dem Hotel L'Auberge, mache Siesta und dann gehts wieder auf Wanderschaft, ich durchstreife die einzelnen Viertel der Stadt, tauche wieder in das Gewirr der Gassen, Menschen und Märkte ein.

Bobo-Dioulasso ist wirklich schön, nicht in unserem europäischen Sinne schön, aber hier herrscht ein besonderes Flair, breite Straßen mit schattenspendenden Bäumen, auch viel Verkehr, aber nicht so hektisch wie in Ouaga, alles ziemlich relaxed. Im Zentrum mit den Hotels gibt es viele recht gemütliche Straßencafes, angenehmeres Klima, nicht ganz so heiß wie in Ouaga, und dann natürlich die Stadt als riesiger Markt mit seinen Menschen. Alle freundlich, sogar die Schlepper haben mich nun akzeptiert und belästigen mich nicht mehr.

In einem kleinen, dem einzigen, Reisebüro buche ich eine Tour für den nächsten Tag, um auch die Umgebung mal zu erkunden, und am späten Nachmittag gelange ich nach einem wieder ausgedehnten Fußmarsch zur alten Moschee Dioulassoba, im typischen sudanesischen Baustil, der alten afrikanischen Lehmarchitektur, 1880 errichtet. Der Vorsteher führt persönlich durch die Moschee, auf dem Dach hat man einen schönen Blick über die angrenzenden Wohnviertel und die angeschlossene Koranschule.

In Bezug auf das Zusammenleben der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften scheint mir Burkina Faso eines der letzten Paradiese zu sein. Von Problemen zwischen Mohammedanern, Christen und Animisten habe ich nichts gehört und nichts gespürt, fanatische Islamisten gibt es nicht. Es ist gerade Ramadan, der heißt hier Kareem. Das öffentliche Leben wird dadurch aber kaum beeinflusst, ganz anders als in Arabien. Man sieht allerdings überall Moslems bei den vorgeschriebenen Gebeten. Woran man auch merkt, dass Ramadan ist, sind die Sirenen jeweils bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang.

Hinter der Moschee liegt das älteste Wohnviertel der Stadt, Kibidoué. Es ist alles perfekt durchorganisiert. Kommt man aus der Moschee, wartet schon ein Guide, man bezahlt 1,50 DM Besuchsgebühr und der Guide führt den staunenden Besucher durch das enge Gassengewirr mit seinen aus Stein gebauten, aber oft schon zusammengefallenen Häusern. Man kann in die Innenhöfe, in die Wohnräume schauen, das Abendessen wird zu dieser Zeit überall gerade auf den Kochstellen draußen zubereitet, kleine Kinder kommen und die Leute lassen sich teilweise auch fotografieren. Mit Guide kein Problem, aber man muss vorher fragen.

Wir gelangen schließlich zum Fluss mit einem großen Platz davor, dem Marigot Wé. Es ist offensichtlich Zeit für die Körperreinigung. In einiger Entfernung rechts von mir erblicke ich ein Dutzend junge Männer, die sich gegenseitig einseifen. Sie sind splitternackt.

Dort, wo wir stehen, waschen die Frauen gerade ihre Wäsche und auch sich selbst. Ich bin überrascht und im Innersten hoch erfreut über den Anblick von etwa 20 meist jungen Frauen, die teils mit Wickelröcken bekleidet sind, teils nur mit Slip, einige sind auch nackt. Ich will nicht als Lustmolch dastehen und mich dezent wieder zurückziehen, aber mein Führer bedeutet mir, ruhig mitzukommen. Wir gehen langsam an ihnen vorbei, manche beachten uns kaum, manche schauen aber auch den Fremdling mit großen Augen an während sie ihre Pussy in aller Ruhe weiter einseifen und sich dann mit dem dreckigen Flusswasser abspülen.

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Mittlerweile ist es dämmrig geworden. Der Rundgang endet an einem Dorfplatz, an dem sich viele junge Leute eingefunden haben und rumalbern. Mein Guide ist natürlich bestens bekannt, sagt ein paar Worte über mich, und ich nicke den Leuten freundlich zu. Eines der anwesenden Girls beginnt mit mir herum zu schäkern, zur allgemeinen Belustigung. Mein Guide stellt sie mir vor mir und meint, dass sie mich bestimmt gerne ins Hotel begleiten würde. Das Mädel nickt zustimmend. Die anderen lachen. Nun ja, die sieht auch ganz gut aus, schlanke Figur, enge Jeans, Flip-Flops, weit ausgeschnittene Bluse, die den Blick auf weite Teile ihres Busens erlaubt. Ich vermute mal, das ist die Dorfnutte, über die schon die Mehrheit der Dorfjugend gestiegen ist, so aufreizend wie sie sich benimmt. Dankend lehne ich das Angebot daher ab.

Schließlich steht nun noch der obligatorische Besuch eines Souvenirladens an, schöne Stücke, Figuren aus Holz und Bronze, Masken, wie in Ouaga, aber ich kaufe nichts. Pas de Problème.

Abends hätte ich gern wieder Henk zum Quatschen dabei gehabt, aber der sitzt wahrscheinlich schon im Flieger. Heute ist Freitag, Wochenende also, aber nicht sehr viel los. Ich gehe allein essen, schlendere durch die Straßen, trinke das ein oder andere Bier an einer der besseren Bretterbuden und mache mich schließlich auf den Heimweg.

Auf dem Weg ins Hotel komme ich an zwei Girls vorbei. Eine sieht etwas anders aus, andere Gesichtszüge, andere Frisur, größer. Die andere ist nicht ganz so schwarz, mit Rastalocken. Beide unterbrechen ihr Gespräch und schauen mich mit großen Augen an, erwartungsvoll und neugierig.

Ich bleibe stehen, und wir machen etwas Small-Talk, erfreulicherweise auf Englisch. Schon nach wenigen Augenblicken ist klar, dass ich heute Nacht in Bobo nicht allein ins Bett gehen muss. Meine Idee, gleich Beide mitzunehmen, wird von ihnen entrüstet zurückgewiesen. Ich müsse mich schon für Eine von Beiden entscheiden. Sie wären schließlich „anständige“ Mädels. Ich schaue zwischen beiden hin und her und deute dann auf Maria, die schwarze, schlanke Große. Sie lächelt, freut sich sichtlich, verabschiedet sich von ihrer Freundin und zusammen ziehen wir ab Richtung Hotel.

Vor meinem Hotel stehen zahlreiche dunkle Gestalten herum, allerdings völlig harmlose. Meine beiden Hotelnachtwächter haben lediglich einen großen Freundeskreis, und alle zusammen vertreiben sich die Zeit mit lautstarkem nächtlichen Palaver. Alle verstummen aber, als wir näher kommen. Neugierig wird meine Begleitung begutachtet und mir wird zahlreich Anerkennung gezollt wegen meines guten Geschmacks. Tatsächlich ist Maria eine ziemlich aparte Erscheinung. Hübsches Gesicht, ca. 1,70m groß, schlank, enge Jeans, enges T-Shirt, das einen wohlgeformten Busen ahnen lässt.

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Oben im dunklen Zimmer –Stromausfall- hält die dunkle weibliche Gestalt, was sie verspricht. Mehr noch. Sie ist lieb, nett, sympathisch, sanft, sprich: es wird Girlfriend-Sex vom Allerfeinsten.

Anschließend tut Maria genau dass, was ich bei so einem Persönchen gerne mag. Sie schmiegt sich so eng an mich, dass ich ihren gesamten Körper spüre, küsst mich zärtlich, lässt ihr Gesicht und ihren Mund da, wo er ist, nämlich auf meinem – und schläft augenblicklich ein, mit noch geöffnetem Mund, sodass sie quasi in meinen ausatmet. Bin ich derart langweilig ? Ich genieße diese Lage, kann sie aber nicht sehr lange so regungslos durchhalten.

Leider muss sich Maria zeitig verabschieden. Ich erzähle, dass ich heute eine Tour zum Nilpferd-See machen will. Oh, das wird bestimmt interessant, sagt sie und ich vermute, dass sie gleich fragt, ob sie mitkommen darf, sie sagt aber, dass sie zusammen mit ihrer Tante auf dem Markt Gemüse verkaufen muss. Wir verabreden uns locker für Samstag Abend.

Ob das mit dem Markt stimmt ? Ich weiß es nicht. Wir haben sowieso recht wenig geredet. Das hat seinen Grund. Sie stammt aus Liberia, daher auch ihr fließendes Englisch. Natürlich weiß ich was im nicht allzu fernen Liberia gerade abgeht. Ich vermute, das Reden holen wir noch nach. Ich gebe ihr umgerechnet 30 DM in Francs. Maria bedankt sich artig.
 

eaz

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Was für ein Abenteuer! Ähnlich kam ich mir vor über 15 Jahren auf meinem ersten Udon Thni und Nong Kai Trip vor. Alleine mit Bus in den Isaan. Inzwischen aber als zweite Heimat ist das verflogen.
 

KingKong

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28 September 2015
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Ein Ausflug in die Umgebung

Samstag, 24.11.

Pünktlich um 7 Uhr holen mich der Chef vom Reisebüro, Abou, gleichzeitig Fahrer und ein extra für mich engagierter englischsprachiger Guide vom Hotel ab. Ich finde 100 DM für die Tagestour recht teuer, Handeln war aber nicht drin. Am Ende des Tages denke ich anders darüber, schon der Wertverlust des Allrad-Jeeps wird bei dem, was er heute mitmachen muss, um ein Vielfaches höher sein.

Die Vormittagstour wird toll. Ziel ist der Bala-See, in dem Nilpferde leben, ca. 60 km von Bobo entfernt. Geteerte Straßen werden wir heute nicht mehr sehen, sie bestehen zunächst noch aus rotem Sand und Lehm, teilweise mit riesigen Löchern übersäht, so dass die Autos, Mopeds und Fahrradfahrer immer kreuz und quer auf der Straße fahren, mal links, mal rechts, und manche gefährliche Situation mit dem Gegenverkehr zu bestehen ist. Die Radfahrer sind die Schwächsten, sie können sich oft nur mit einem Sprung in die Büsche retten, wenn wir heranbrausen. Echt brutal.

Bei der Fahrt aus der Stadt hinaus sehe ich über Kilometer hinweg endlose Kolonnen von Frauen, Bäuerinnen, auch Kinder, die ihre Waren auf dem Kopf tragen und morgens viele Kilometer in die Stadt gehen, um sie auf dem Markt zu verkaufen, abends dann den gleichen Weg zurück. Jeden Tag. Das ist Afrika, wie man es sich vorstellt ! Dazu gehören auch die Viehherden, Rinder oder Ziegen, die auf den Straßen nur widerwillig den Autos Platz machen und natürlich die Buschtaxis, oft schrottreife Peugeout 504, die die kleineren Orte bedienen, mit Personen vollgestopft werden, bis kein Blatt mehr dazwischen passt.

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Das Gepäck wird auf dem Dach zusammengebunden, die Aufbauten erreichen oft schwindelerregende Höhen und sorgen für eine abenteuerliche Schieflage der Fahrzeuge. Manchmal bleibt für mitreisende Tiere kein Platz mehr und so werden kleine Ziegen und Hühner einfach außen angebunden.

Dann geht es von der Piste ab in den afrikanischen Busch. Manchmal ist noch ein Weg zu erkennen, manchmal nicht. Es geht über Stock und Stein, durch niedriges Buschwerk, durch metertiefe Löcher. Das arme Auto ! Ohne 4x4 ist man hier rettungslos verloren. Mitten in der Botanik dann vereinzelte kleine Ansiedlungen, runde Lehmbauten, für Menschen, Vieh und Getreide. Vor allem Frauen in ihrer bunten Kleidung, auf den Feldern, beim Holzsammeln, beim Kochen.

Am See selbst leben nur ein paar Fischer. Auf einer Piroge staken uns zwei von ihnen mit langen Stangen durch den See. Unberührte Natur, unendliche Ruhe. Wenn nicht Abou dauernd quasseln würde. Im hinteren Teil des Sees dann erblicken wir ca. 30 bis 40 Nilpferde, meist in Ufernähe im Wasser liegend und irgendetwas mampfend. Eine Familie mit Nachwuchs kommt auch raus an Land und grast die Büsche ab. Lustig ist das Schnauben der Tiere, das trotz der Entfernung sehr laut zu hören ist.

Ist schon faszinierender als die traurigen Hippos in ihren engen Gehegen zu Hause im Zoo. Die Fischer nähern sich ihnen bis auf ca. 50 Meter. Näher nicht, Hippos sind gefährlich, wenn sie sich bedroht fühlen. Dann tauchen sie ab, werfen das Boot um und beißen zu. Die meisten Menschen in Afrika werden von Nilpferden getötet, nicht von Löwen. Auch hier am See gab es schon Unfälle. Vor zwei Jahren wurde der letzte Fischer von einem Nilpferd getötet. Sie sind hier absolut wild, nicht an Menschen gewöhnt. Der Respekt vor den Tieren ist deutlich zu spüren.

Zurück in Bobo sind wir gegen Mittag. Wir essen in einem typischen Lokal, das auch von vielen Einheimischen in der Mittagspause besucht wird, Riz gras au poisson, gebratener Reis mit Fisch, lecker, für 2 DM.

Nach der Siesta steht das Nachmittagsprogramm an. Wir fahren zunächst nach Koumi, einem Dorf 18 km von Bobo, in dem die Menschen weitgehend autark nach alten Traditionen leben. Nur wenige Besucher sind zugelassen. Mein englischsprachiger Guide, seinen Namen habe ich leider vergessen, erklärt mir den Aufbau des Dorfes, das aus meist zweigeschossigen Lehmhäusern besteht und entsprechend der jeweiligen Berufe in verschiedene Viertel unterteilt ist. Man sieht kleine Kinder auf dem Dorfplatz beim Kreiselspiel, Frauen beim Hirsestampfen, das typische poch - poch Geräusche verursacht, die auch immer zu hören sind, wenn man sich im Busch in der Nähe von Ansiedlungen befindet, alte Männer beim Holzschnitzen und Schmiede bei der Waffenproduktion, meist Speere, aber auch Gewehre. Frauen kommen vom Holzsammeln oder Wäsche waschen zurück.

Auffällig sind auch die vielen Fetische, die an jedem Haus angebracht sind, als Schutz vor bösen Geistern oder um die Geister gnädig zu stimmen. - Also, um ganz ehrlich zu sein, richtig auffällig ist für den ahnungslosen Besucher zunächst einmal gar nichts. Bis man darauf hingewiesen wird, dass es sich hier um Fetische handelt. Dass um die Fenster weiße Farbe gestrichen ist als Schutz vor den Geistern, das kennt man ja vielleicht. Fenster gibt es hier in den Hütten aber gar nicht. Und wer kann denn schon ahnen, dass z.B. Federn, die über den Hauseingang geklebt sind oder kleine spitze Türmchen auf den Dächern solche Fetische darstellen.

Fetisch kann hier alles sein, man muss nur dran glauben. Sehr eindrucksvoll finde ich auch Räume, die in die Erde gegraben worden sind. Der Eingang ist nur durch ein kleines Loch möglich, hinuntersteigen kann man nur an einem dünnen Stab, in den Einkerbungen als Tritte für die Füße geritzt worden sind. Echt halsbrecherisch, der Abstieg. Immerhin sind die Höhlen ca. 4 Meter tief. Dort unten ist es angenehm kühl, erklärt mein Führer, sie dienen den Frauen als Kommunikationsraum. Da sitzen sie dann und tratschen, wie es Frauen halt überall auf der Welt gerne tun. Gut und schön, denke ich, aber muss das denn in so einem düsteren Verließ sein, wo man seine Gesundheit aufs Spiel setzen muss, um überhaupt hinunterzugelangen. Naja, Frauen halt, die kann man manchmal schwer verstehen. Mein Weltbild gerät allerdings in Gefahr, als wir 10 Meter weiter ein weiteres, genau gleiches Verließ sehen. Mein Führer erklärt, der wäre für die Männer ...

Danach geht es zur "Copacabana" Bobos, La Guingette, einer unterirdischen Quelle, aus der ein Fluss entspringt mit recht starker Strömung. An einer etwas breiteren Stelle kann man gut schwimmen, eine der wenigen Bademöglichkeiten in Burkina Faso ohne Bilharziose-Gefahr.
Im Reiseführer steht, das wäre ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende, wir bleiben aber die einzigen Besucher dort.

Abends habe ich mich mit meinem "Engländer" im "Le Bambou" verabredet, ein Open Air Lokal mit Livemusik, heute mit Percussion Band, d.h. es ist wieder trommeln angesagt. Die Band reißt mich nicht gerade vom Hocker, die in Ouaga war besser, aber viele Jugendliche gehen begeistert mit.

Wenn es besonders wild wird, springen ab und zu junge Mädchen in kurzen Röcken auf die Bühne und tanzen so wild und ekstatisch, dass man Hände und Füße nicht mehr unterscheiden kann, wie man sich halt Afrikaner beim Buschtanz vorstellt. Das halten sie aber nur kurze Zeit durch und unter dem Gejohle der Zuschauer springen sie von der Bühne. Das Ganze wirkt auf mich etwas bizarr, aber ich begreife, dass die Jugend hier nicht nur auf westliche Rockmusik fixiert ist, sondern auch ihre traditionellen Tänze hochhält. Und das ist auch gut so.

Mein "Engländer" verabschiedet sich schließlich, und ich bin schon gespannt auf die Discos hier. Ich bin zwar leidenschaftlicher Nichttänzer, höre aber gern laute Musik und sehe besonders gern den Leuten beim Tanzen zu. In Accra war ich fasziniert, wie die Schwarzen, besonders natürlich die Frauen, sich zur Musik bewegen können, dort war an jedem Tag der Woche irgendwo was los. Hier nicht, hier ist Provinz, auch am Samstag sind die Discos und Night-Clubs, im frankophonen Teil Afrikas „Boites“ genannt, nicht gerade voll.

Trotzdem wird schon nach mir gesucht. Erzählen mir die Türsteher lachend. Sie sollen mich festhalten, wenn ich hier aufkreuze. Ein Girl will mich unbedingt wiedersehen. Das kann nur Maria gewesen sein.

Trotzdem mache ich noch eine Runde durchs Viertel. Als ich wieder vor der Boite auftauche, steht Maria im Gespräch mit den Türstehern vertieft. Als sie mich sieht rennt sie –so schnell es ihr langes Kleid mit langem Schlitz und ihre Stöckelschuhe erlauben- auf mich zu und wirft mich fast um. Sie sieht glücklich aus, ist es offensichtlich auch und wird es die ganze Nacht bleiben. Ich auch.

Wir gehen in die beiden derzeit angesagtesten Clubs, das "Casa" und "Macoumba", jeweils 2.500 CFA Eintritt pro Paar, 1 Getränk pro Person inclusive. Im "Casa" sind sehr viele einheimische, auch ältere Paare, die "Happy Few", die sich die stolzen Preise leisten können.

Im "Macoumba" herrscht dagegen ein eklatanter Frauenüberschuss. Wenn man keine besonderen Ambitionen hat, ist es gut, wenn man mit Partnerin auftaucht, dann wird man in Ruhe gelassen, in Accra wie in Bobo, sonst nicht, siehe Ouaga.

Im „Casa“ wage ich mich sogar auf die Tanzfläche. Dann nämlich, wenn die Tanzwütigen einen großen Kreis bilden, sich einmal nach rechts drehen und schließlich mit rhythmischen, aber doch recht spärlichen Bewegungen vorwärts wandern.


Hier die Musik, nach der vorwiegend in Bobo getanzt wurde:



Maria ist überglücklich, mich auf die Tanzfläche gelotst zu haben und mit mir tanzen zu dürfen. Überhaupt, sie sieht heute Abend ziemlich verliebt aus, ist überaus anschmiegsam und zärtlich. Ich bin zwar nicht verliebt, aber auch nicht sehr weit davon entfernt. Maria ist wirklich ein reizendes Mädchen.


Unser Timing ist aber schlecht. Später im Bett erzähle ich ihr, dass ich heute für zwei Tage nach Banfora fahre. Sie möchte gern mitkommen, hätte auch Zeit, weil sonntags kein Markt ist, war noch nie dort, soll schön sein, besonders die Wasserfälle. Aber als sie hört, dass ich nicht allein fahre, sondern bei meinem Guide die Tour gebucht habe und erst fragen muss, ob es dann mehr kostet, nimmt sie Abstand davon.

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