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Gay / Bi MIA - Meiner ist anders! Die Geschichte von Werner und Phao

PanTau

Kein anderes Hobby?
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Bremen
Ist das oder wird das ein Roman ?
Mit KI geschrieben ?
Ich denke KI, schon im 1. Teil sind div Fehler drin

Wusste gar nicht das in TH die Frauen den Customern die Getränke ausgeben, Werner ist halt ein Glückpilz.

3.847 € = etwas mehr als 3 laotische Einkommen ?

Die KI Bilder, ohne Worte.

Ich bin hier raus.

PanTau
 

midiberlin

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Ich denke KI, schon im 1. Teil sind div Fehler drin

Wusste gar nicht das in TH die Frauen den Customern die Getränke ausgeben, Werner ist halt ein Glückpilz.

3.847 € = etwas mehr als 3 laotische Einkommen ?

Die KI Bilder, ohne Worte.

Ich bin hier raus.

PanTau
Die Bilder generiere ich mit Gemini, passend zum Text.
Der Text wird mit Claude überarbeitet. Also Struktur, Rechtschreibung, Grammatik.

Gibt es Werner und Phao? Natürlich! Jede Woche entstehen neue und ähnliche Verläufe in Pattaya. Jeder kennt doch jemanden dem es so, oder so ähnlich ergangen ist.
 

wiwowa

gönnt sich eine Auszeit ...
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---
Ja das mit der Richtung der Drinks und zwei andere Kleinigkeiten … korrigier die doch einfach. Aber und das ist das wichtige Du hast sehr viele Dinge schön auf den Punkt gebracht dargestellt. Die Bilder bräuchte es nicht unbedingt, sie stören wie ich finde aber auch nicht. So und ein ganz großes Lob das Thema Coming-Out und so weiter zwar zu beschreiben, aber ohne darauf den Fokus zu sehr zu legen. Erfrischend … schwul, bi, hetero jeder wie er/sie mag … wie Du sagst die wesentlichen Probleme sind die gleichen.
Hab es jetzt auf einen Rutsch gelesen, kriegst von mir 👍👍👍 3 Daumen nach oben und ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ 5 Sterne … mach weiter. Diese Geschichte ist wirklich gut rüber gebracht, ohne Verbitterung und ohne Anklagen!
 

*LarSoN*

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ich bedanke mich auch herzlich für deine Mühen! Ich fands auch spannend zu lesen und warte schon auf die Fortsetzung. Genauso wird es wahrscheinlich häufig ablaufen, manch einer bedenkt, die ganzen alltäglichen Probleme nicht bzw. blendet sie aus. Schwer vorstellbar, dass solch eine Beziehung funktioniert, bei dem Altersunterschied..
 
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midiberlin

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# MIA - Meiner ist anders! (Teil 8)

*November 2024 - März 2025*

Phao blühte in seiner neuen Rolle im Golden Lotus auf. Werner hatte ihn noch nie so zufrieden gesehen - er stand jeden Morgen früh auf, freute sich auf die Arbeit, kam abends mit Geschichten über neue Rezepte und Kochtechniken nach Hause.

"Somchai teach me make curry paste from zero," erzählte er begeistert. "Real Thai way, not from can."

Die Partnerschaft mit Chai entwickelte sich schnell. Der 25-jährige, in Wuppertal aufgewachsene Sohn des Restaurantbesitzers war das perfekte Bindeglied zwischen den Welten - er sprach fließend Deutsch und Englisch, verstand aber auch die kulturellen Nuancen seiner thailändischen Familie.

"Chai zeigt mir, wie man hier lebt," erklärte Phao Werner eines Abends. "Er ist wie ich - Asian, aber auch deutsch. Er versteht beide Seiten."

Werner war anfangs dankbar für Chais Einfluss. Der junge Mann war höflich, sprach perfekt Deutsch mit ihm, schien eine gute Einstellung zu haben. Wenn Werner ins Golden Lotus kam, um Phao abzuholen, unterhielten sie sich über Chais BWL-Studium, über Fußball, über ganz normale Dinge.

"Ihr habt einen tollen Mann," sagte Chai einmal zu Werner. "Phao ist sehr talentiert in der Küche. Mein Vater ist begeistert von ihm."

Es war genau das, was Werner hören wollte.

Aber allmählich bemerkte er Veränderungen. Phao kam später nach Hause, oft mit glasigen Augen und dem süßlichen Geruch von Alkohol. Die Erklärung war immer dieselbe: "After-work drinks mit Chai."

"Was trinkt ihr denn?" fragte Werner.

"Verschiedenes. Bier, manchmal Whiskey. Chai kennt viele gute Bars in der Stadt."

Bars? Werner runzelte die Stirn. Das klang nicht mehr nach harmlosen Feierabendgetränken im Restaurant.

Im Dezember wurde es schlimmer. Phao arbeitete nicht nur unter der Woche, sondern auch samstags. "Restaurant sehr voll am Wochenende," erklärte er. "Somchai braucht mich."

Werner verbrachte seine Samstage allein, während Phao im Golden Lotus war. Wenn er abends nach Hause kam, war er meist angetrunken und müde, erzählte wirre Geschichten von Bars, die er mit Chai besucht hatte.

"We go to new place, very cool," stammelte Phao eines Samstagabends. "Music loud, many young people. Chai show me how German young people party."

Werner fühlte sich zunehmend ausgeschlossen. Die Gespräche zwischen Phao und Chai, wenn er sie beobachtete, fanden auf Deutsch oder Englisch statt - Sprachen, die Werner zwar verstand, aber bei denen er den kulturellen Subtext nicht mitbekam. Sie lachten über Dinge, die Werner nicht lustig fand, sprachen über Menschen und Orte, die er nicht kannte.

"Chai says I must learn German nightlife," erklärte Phao. "Is part of integration."

"But you come home drunk every night. That's not integration, that's alcoholism."

Phao schaute ihn scharf an. "I not alcoholic! I just... learn to live here. Chai help me understand German culture."

"German culture is not drinking until you can't walk straight!"

Es war ihr erster richtiger Streit als Ehepaar. Phao zog sich schmollend zurück, Werner fühlte sich wie ein spießiger alter Mann.

Im Januar eskalierte die Situation. Phao kam an einem Samstagabend erst um drei Uhr morgens nach Hause, so betrunken, dass er kaum die Treppe hochkam. Werner wartete im Wohnzimmer.

"Where were you?" fragte er, als Phao durch die Tür taumelte.

"Out. With Chai. Having fun." Phaos Augen waren gerötet, sein Hemd zerknittert.

"You look terrible. And you smell... strange."

Es war nicht nur Alkohol. Da war noch etwas anderes, ein süßlicher Geruch, den Werner nicht einordnen konnte.

"Just cigarettes. Chai smoke sometimes."

Werner wusste, dass das nicht stimmte, aber er war zu müde für weitere Diskussionen. Er half Phao ins Bett und lag dann wach, während sein Mann neben ihm schnarfte.

Die Wochenenden wurden zu einer Quelle ständiger Spannung. Werner saß allein zu Hause, während Phao sein "deutsches Jugendleben" mit Chai erlebte. Ihre Gespräche wurden oberflächlicher, ihre gemeinsame Zeit weniger.

"You change," sagte Werner eines Abends zu Phao.

"I not change. I grow. I learn who I am in Germany."

"And who are you?"

Phao dachte nach. "I not know yet. But Chai help me find out."

Werner spürte, wie er seinen Mann verlor - nicht an eine andere Person, sondern an ein anderes Leben. Chai repräsentierte alles, was Werner nicht bieten konnte: Jugend, Freiheit, die Möglichkeit, zwischen den Kulturen zu navigieren, ohne sich festlegen zu müssen.

Im Februar kam der Höhepunkt. Werner war früh von der Arbeit nach Hause gekommen und fand Phao und Chai im Wohnzimmer. Sie saßen eng zusammen auf dem Sofa, Chai hatte eine kleine Tüte in der Hand, aus der er etwas in ein Zigarettenpapier rollte.

"What's that?" fragte Werner scharf.

Chai sprang auf, versteckte die Tüte schnell. "Nothing. Just... tobacco."

"That doesn't look like tobacco."

Phao stand ebenfalls auf, wankte leicht. "Werner, is not problem. Just little bit weed. Help me relax after work."

"Weed? Phao, that's illegal in Germany!"

"Not so illegal," sagte Chai schnell. "Is almost legal now. Police not care for small amount."

Werner schaute zwischen den beiden hin und her. Sein 24-jähriger Mann und ein BWL-Student, der Drogen in seinem Wohnzimmer dealte.

"I want you both to leave. Now."

"Werner..." begann Phao.

"Now!"

Chai ging ohne weitere Diskussion. Phao folgte ihm, drehte sich an der Tür noch einmal um.

"You not understand," sagte er. "You too old, too German. You not understand young life."

Die Tür fiel ins Schloss. Werner blieb allein zurück, in seinem eigenen Haus, das plötzlich fremd wirkte.

In den folgenden Wochen zog sich Phao noch mehr ins Golden Lotus zurück. Er kam spät nach Hause, sprach wenig, verbrachte seine freie Zeit größtenteils mit Chai. Ihre Ehe bestand nur noch aus höflichen Floskeln und gemeinsamem Schweigen.

Werner fühlte sich wie ein Fremder in seinem eigenen Leben. Der Mann, den er geheiratet hatte, war dabei, jemand völlig anderes zu werden - jemand, den er nicht mehr verstand, den er vielleicht nie verstanden hatte.

"MIA," flüsterte er eines Abends, als er allein im Bett lag und Phao noch immer nicht nach Hause gekommen war. "Meiner ist anders."

Aber das Mantra hatte seine Kraft verloren. Es klang hohl, verzweifelt, wie der letzte Versuch, an etwas zu glauben, das vielleicht nie existiert hatte.

Draußen regnete es, wie so oft in diesem deutschen Winter. Und Werner lag wach und fragte sich, ob er dabei war, den Menschen zu verlieren, für den er alles riskiert hatte.

Ohne es zu wissen, bereitete sich die Bühne für das vor, was kommen würde. Im Golden Lotus arbeitete neuerdings auch ein deutscher Student als Aushilfe - Max, 24 Jahre alt, blond, charmant. Phao hatte ihn bereits bemerkt, aber noch nicht mit ihm gesprochen.

Das würde sich bald ändern.
 

midiberlin

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MIA - Meiner ist anders! (Teil 9)​

Der April brachte ungewöhnlich warmes Wetter nach Wuppertal, und mit ihm eine Veränderung, die Werner zunächst übersehen hatte. Phao schien wieder aufzuleben – seine Schritte waren federnder, sein Lächeln echter, seine Augen heller. Nach den schweren Monaten des Winters, den endlosen Diskussionen über Deutschkurse und Jobsuche, den stillen Vorwürfen und der wachsenden Entfremdung, war Werner dankbar für jedes Zeichen, dass seine Ehe noch zu retten war.

"Wie war's heute im Restaurant?", fragte Werner an einem Donnerstagabend, als Phao ungewöhnlich spät nach Hause kam. Es war fast Mitternacht, aber Phao strahlte vor Energie.

"Sehr gut!", antwortete Phao und zog seine Jacke aus. "Neuer Kellner da. Max. Sehr nett."

"Deutscher?"

"Ja, Student. Spricht auch bisschen Thai – war oft in Thailand mit Familie." Phao setzte sich zu Werner aufs Sofa, etwas, was er monatelang nicht getan hatte. "Er versteht viel über... über meine Situation."

Werner nickte, erleichtert über Phaos gute Laune. "Das ist schön. Du brauchst deutsche Freunde."

In den folgenden Wochen hörte Werner viel von Max. Max hatte schon Phuket besucht, als er noch ein Teenager war. Max studierte BWL und wusste viel über Deutschland. Max konnte Phao Dinge über deutsche Kultur erklären, die Werner selbst für selbstverständlich hielt.

"Max sagt, ich soll mehr ausgehen. Deutsche junge Leute gehen viel aus," berichtete Phao eines Abends. "Nicht nur arbeiten und schlafen."

"Das ist eine gute Idee," sagte Werner, auch wenn er einen leichten Stich verspürte. Warum hatte Phao auf ihn nicht gehört, wenn er dasselbe vorgeschlagen hatte?

Ende April wollte Werner Phao im Golden Lotus abholen – sie hatten einen Termin bei der Ausländerbehörde wegen der Verlängerung von Phaos Aufenthaltstitel. Als er das Restaurant betrat, sah er Phao am hinteren Tisch sitzen, tief im Gespräch mit einem jungen Mann mit mittellangen blonden Haaren.

Das musste Max sein.

Werner beobachtete die beiden einen Moment lang, bevor er sich näherte. Max war größer als Phao, athletisch gebaut, mit dem selbstbewussten Auftreten eines jungen Mannes, der nie um etwas kämpfen musste. Er gestikulierte lebhaft, während er redete, und Phao hing an seinen Lippen, lachte über etwas, was Max gesagt hatte.

"Werner!", rief Phao, als er ihn entdeckte. "Das ist Max! Max, das ist mein Mann Werner."

Max stand auf und streckte Werner die Hand entgegen. Sein Händedruck war fest, sein Lächeln offen und freundlich, aber Werner spürte etwas in seinen Augen – eine Art Abschätzung, vielleicht sogar Mitleid.

"Freut mich, Sie kennenzulernen," sagte Max höflich. "Phao erzählt viel von Ihnen."

"Hoffentlich nur Gutes," erwiderte Werner mit einem schwachen Lächeln.

"Natürlich," sagte Max, aber sein Blick wanderte bereits zurück zu Phao. "Wir haben uns gerade über Thailand unterhalten. Ich war letztes Jahr noch mal da, mit ein paar Freunden. Verrückt, wie sich das Land verändert hat."

Werner nickte, fühlte sich aber ausgeschlossen aus einem Gespräch, das er nicht mitführen konnte. Er war nie wieder in Thailand gewesen, seit er Phao geholt hatte.

Auf dem Weg zur Ausländerbehörde war Phao ungewöhnlich schweigsam.

"Max scheint nett zu sein," sagte Werner schließlich.

"Ja, sehr nett." Phao starrte aus dem Autofenster. "Er versteht Dinge, die... die andere nicht verstehen."

"Was für Dinge?"

Phao zögerte. "Wie ist das, wenn man jung ist. Wenn man will... experimentieren. Erleben."

Werner spürte einen kalten Stich in der Brust, sagte aber nichts.


Im Mai wurden Phaos Abende länger und unberechenbarer. Er kam oft erst nach zwei Uhr morgens nach Hause, manchmal noch später. Wenn Werner fragte, wo er gewesen war, war die Antwort immer dieselbe: "Mit Max und Chai. Reden, trinken, Stadt anschauen."

Die Art, wie Phao nach Hause kam, veränderte sich auch. Früher war er müde gewesen, schwermütig vom Alkohol. Jetzt war er aufgekratzt, redete schnell und zusammenhanglos, seine Pupillen waren manchmal seltsam groß oder klein.

"Was trinkt ihr denn?", fragte Werner eines Nachts, als Phao besonders aufgedreht war und nicht still sitzen konnte.

"Verschiedene Sachen," sagte Phao ausweichend. "Max kennt viele... interessante Orte."

"Was für Orte?"

"Clubs. Bars. Orte, wo junge Leute hingehen." Phao drehte sich zu Werner um, seine Augen glänzten fiebrig. "Du würdest nicht mögen. Zu laut, zu... wild."

Werner versuchte, seine wachsende Sorge zu verbergen. "Vielleicht könnte ich mal mitkommen. Euch kennenlernen."

Phao schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Ist nicht für... für ältere Menschen. Max sagt, seine Freunde würden sich strange fühlen."

Das war das erste Mal, dass Phao Werner direkt als "älteren Menschen" bezeichnet hatte. Die Worte trafen wie Schläge.


Anfang Juni bemerkte Werner die ersten körperlichen Veränderungen an Phao. Er hatte abgenommen, seine Wangenknochen traten stärker hervor, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Manchmal roch er nach süßlichem Rauch, den Werner nicht einordnen konnte.

"Geht es dir gut?", fragte Werner eines Morgens beim Frühstück. "Du siehst müde aus."

"Bin nicht müde," sagte Phao, aber seine Hände zitterten leicht, als er seine Kaffeetasse hob. "Fühle mich gut. Sehr gut. Erste Mal seit langer Zeit fühle ich mich... lebendig."

"Durch Max?"

Phao nickte, ohne Werner anzuschauen. "Max zeigt mir Deutschland. Echtes Deutschland. Nicht nur..." Er machte eine umfassende Geste durch die ordentliche Küche. "Nicht nur das."

"Was ist falsch mit 'dem'?"

"Nichts falsch. Aber ist nicht alles. Ist nicht Leben für jungen Mann."

Werner stand auf, ging zur Spüle, um sein Geschirr zu spülen. Mit dem Rücken zu Phao sagte er: "Du bist verheiratet, Phao. Mit mir. Das bedeutet etwas."

"Ich weiß," flüsterte Phao. "Aber ich bin auch 24. Das bedeutet auch etwas."


Ende Juni geschah etwas, was Werner die Augen öffnete. Er hatte beschlossen, Phao im Golden Lotus zu überraschen – mit Blumen, als kleine Geste der Versöhnung. Als er das Restaurant betrat, war Phao nicht da.

"Wo ist Phoumsana?", fragte er Somchai, den Besitzer.

Somchai sah verlegen aus. "Er... er arbeitet heute nicht. Ist krank, sagt er."

"Krank? Seit wann?"

"Drei Tage. Ruft jeden Tag an, sagt er kommt morgen."

Werner fuhr nach Hause, aber Phao war nicht da. Sein Anruf ging direkt zur Mailbox. Erst um vier Uhr morgens hörte Werner den Schlüssel in der Tür.

Phao kam herein, sichtlich berauscht, aber nicht nur von Alkohol. Seine Bewegungen waren seltsam verlangsamt, seine Augen glasig und weit.

"Wo warst du?", fragte Werner.

"Bei Max," antwortete Phao ehrlich. "Seine Eltern sind weg. Großes Haus, Pool, sehr schön."

"Du hast drei Tage nicht gearbeitet."

Phao zuckte mit den Schultern. "War nicht wichtig. Max hat Geld. Wir haben... gefeuert."

"Gefeiert was?"

Ein seltsames Lächeln huschte über Phaos Gesicht. "Leben. Jugend. Freiheit."

Werner folgte Phao ins Badezimmer, wo dieser sich über das Waschbecken beugte und kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. In dem hellen Licht sah Werner zum ersten Mal deutlich die Veränderungen: Phao war nicht nur dünner geworden, seine Haut hatte einen gelblichen Ton angenommen, und an seinem Hals waren kleine rote Flecken, die aussahen wie...

"Hast du Sex mit ihm?"

Die Frage kam so direkt, dass Phao zusammenzuckte. Er drehte sich um, lehnte sich gegen das Waschbecken.

"Max ist mein Freund."

"Das ist keine Antwort auf meine Frage."

Phao schwieg länger als nötig. "Ist kompliziert, Werner."

"Nein, ist es nicht. Entweder du schläfst mit ihm oder nicht."

"Du verstehst nicht." Phaos Stimme wurde lauter, aggressiver. "Du verstehst nicht, wie ist das, jung zu sein in Deutschland. Du verstehst nicht, wie einsam ich war, bis Max..."

"Bis Max was?"

"Bis Max mir zeigt, dass ich nicht muss leben wie... wie alter Mann. Dass ich kann sein, wer ich bin."

Werner fühlte, wie sein Herz raste. "Und wer bist du?"

Phao richtete sich auf, schaute Werner direkt an. Trotz des Rausches war sein Blick klar und bestimmt. "Ich bin 24 Jahre alt. Ich bin schön. Ich bin interessant. Und ich will nicht verschwenden mein Leben mit..." Er verstummte.

"Mit was? Mit mir?"

Phao senkte den Blick. "Ich sag das nicht."

"Du hast es aber gedacht."

Sie standen sich im kleinen Badezimmer gegenüber, zwei Männer, die einander einmal geliebt hatten – oder geglaubt hatten, es zu tun. Werner sah in Phaos Augen nicht mehr den scheuen, dankbaren jungen Mann aus Pattaya, sondern jemand anderen: selbstbewusster, härter, hungriger nach Dingen, die Werner ihm nicht geben konnte.

"Ich gehe schlafen," sagte Phao schließlich und drängte sich an Werner vorbei.

"Im Gästezimmer," sagte Werner.

Phao drehte sich um. "Was?"

"Du schläfst im Gästezimmer. Bis wir das geklärt haben."

Einen Moment lang sah es aus, als würde Phao protestieren. Dann nickte er nur und verschwand.

Werner blieb allein im Badezimmer zurück, starrte sein Spiegelbild an. 58 Jahre alt, graue Haare, müde Augen, Falten, die tiefer wurden. Neben der Erinnerung an Max – jung, blond, selbstbewusst – fühlte er sich wie ein alter Mann.

Zum ersten Mal seit der Hochzeit dachte Werner ernsthaft daran, dass seine Ehe vorbei sein könnte.


Juli brachte eine Eskalation, die Werner nicht erwartet hatte. Phao versteckte nicht mehr, was er tat. Er kam und ging, wann er wollte, arbeitete nur noch sporadisch im Restaurant, verbrachte ganze Wochenenden bei Max.

"Er braucht seinen Aufenthaltstitel," sagte Werner zu seinem Kollegen Klaus, mit dem er mittlerweile über seine Probleme sprach. "Ohne die Ehe muss er Deutschland verlassen."

"Und trotzdem benimmt er sich so?"

"Er ist 24," sagte Werner bitter. "In dem Alter denkt man nicht an Konsequenzen."

Klaus schüttelte den Kopf. "Du solltest ihm ein Ultimatum stellen."

Aber Werner zögerte. Was, wenn Phao sich gegen ihn entschied? Was, wenn die Aussicht auf ein Leben mit Max ihm wichtiger war als das Bleiberecht in Deutschland?

Die Antwort kam an einem Samstagabend Ende Juli. Werner war allein zu Hause, sah fern, als er Stimmen im Garten hörte. Er schaute durchs Fenster und sah Phao und Max auf der Terrasse stehen, ein Joint zwischen ihnen, der in der Sommerdämmerung glühte.

Max sagte etwas, was Phao zum Lachen brachte. Dann beugte sich Max vor und küsste ihn.

Es war kein freundschaftlicher Kuss. Es war der Kuss zweier Liebender, leidenschaftlich, hungrig, vertraut. Phaos Hände griffen in Max' blonde Haare, zogen ihn näher. Max' Hände wanderten über Phaos Rücken, unter sein T-Shirt.

Werner stand wie erstarrt am Fenster, unfähig wegzuschauen, unfähig zu atmen. Das hier war nicht Experimentieren oder Verwirrung oder jugendlicher Leichtsinn. Das hier war Liebe. Echte, körperliche, alles konsumierende Liebe.

Und Werner war nicht Teil davon.

Er riss die Terrassentür auf.

"Was zum Teufel ist hier los?"

Die beiden sprangen auseinander. Phao sah schuldbewusst aus, aber Max – Max lächelte. Ein selbstbewusstes, fast arrogantes Lächeln.

"Hallo, Werner," sagte Max ruhig. "Schöner Abend, nicht wahr?"

"Ihr... ihr küsst euch. In meinem Garten. Während ihr Drogen nehmt."

"Nur ein bisschen Gras," sagte Max achselzuckend. "Und ja, wir küssen uns. Weil wir uns mögen."

Werner starrte Phao an, suchte in seinem Gesicht nach Reue, nach Scham, nach irgendeinem Zeichen, dass ihm ihre Ehe noch etwas bedeutete.

Stattdessen sah er Trotz.

"Du hast gesagt, du willst ehrlich sein," sagte Phao leise. "Das ist ehrlich. Ich liebe Max."

Die Worte trafen Werner wie physische Schläge. "Und ich? Was bin ich für dich?"

Phao zögerte, schaute zwischen Werner und Max hin und her. "Du bist... du bist mein Mann. Mein Ehemann. Aber Max ist..."

"Max ist was?"

"Max ist mein Herz," flüsterte Phao.

Max trat einen Schritt vor, legte beschützend eine Hand auf Phaos Schulter. "Hören Sie, Werner, ich weiß, das ist schwer für Sie. Aber Sie müssen ehrlich zu sich selbst sein. Lieben Sie Phao wirklich? Oder brauchen Sie ihn nur?"

"Wie bitte?"

"Ich meine, schauen Sie sich doch an," Max' Stimme wurde schärfer. "Ein 58-jähriger Mann, der sich einen 24-jährigen aus Thailand holt. Das ist nicht Liebe, das ist... Verzweiflung."

Werner spürte, wie Wut in ihm aufstieg. "Du kennst mich nicht. Du kennst uns nicht."

"Ich kenne Phao," sagte Max ruhig. "Und ich sehe, wie er ist, wenn er bei mir ist. Lebendig. Glücklich. Jung. Bei Ihnen ist er... was? Ein Hausmann? Ein Dankbarkeitsbeweis? Ein exotisches Haustier?"

"Max, bitte," murmelte Phao.

Aber Max war noch nicht fertig. "Er ist 24, Werner. 24! Er sollte die Welt entdecken, Risiken eingehen, Fehler machen. Stattdessen sitzt er hier in Ihrem ordentlichen kleinen Reihenhaus und spielt Ehemann für einen Mann, der alt genug ist, sein Vater zu sein."

"Er braucht mich," sagte Werner verzweifelt. "Ohne mich wird er abgeschoben."

Max lächelte kalt. "Und da haben wir es. Sie halten ihn mit Papieren gefangen. Das ist nicht Liebe, das ist Erpressung."

"Das stimmt nicht!"

"Nein?" Max wandte sich an Phao. "Sag ihm, Phao. Sag ihm, dass du bei ihm bleiben würdest, auch wenn du nicht müsstest. Sag ihm, dass du ihn wählst, wenn es keine Konsequenzen gäbe."

Phao öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Die Sekunden vergingen. Werner spürte, wie sein Herz brach.

"Phao," flüsterte er. "Sag etwas."

Aber Phao schwieg.

Max nickte, als wäre eine Frage beantwortet worden. "Sehen Sie? Er kann es nicht sagen, weil es nicht wahr ist."

Werner schaute zwischen den beiden hin und her – Max, selbstbewusst und siegessicher, Phao, zerrissen und gequält. Seine Ehe, seine Zukunft, alles, wofür er gekämpft hatte, zerbröselte vor seinen Augen.

"Raus," sagte er leise.

"Was?" fragte Max.

"RAUS!" brüllte Werner. "Raus aus meinem Haus! Sofort!"

Max hob die Hände. "Okay, okay. Ich gehe." Er wandte sich an Phao. "Kommst du mit?"

Werner hielt den Atem an. Das war der Moment der Wahrheit. Würde Phao mit Max gehen? Würde er Werner für einen Mann verlassen, den er erst seit drei Monaten kannte?

Phao schaute zwischen ihnen hin und her, Tränen in den Augen. "Ich... ich kann nicht. Nicht jetzt. Ich brauche Zeit zum Denken."

Max nickte verstehend. "Okay. Aber du weißt, wo du mich findest." Er küsste Phao sanft auf die Stirn, ignorierte Werner komplett und ging.

Als die Gartentür hinter ihm ins Schloss fiel, blieben Werner und Phao allein auf der Terrasse zurück. Die Sommernacht war warm und still, aber zwischen ihnen lag eine Kälte, die bis in die Knochen ging.

"Was jetzt?", fragte Phao schließlich.

Werner schaute ihn an – den Mann, den er geheiratet hatte, den er liebte, der sein Herz gebrochen hatte. "Ich weiß es nicht," sagte er ehrlich. "Ich weiß es wirklich nicht."


Die nächsten Wochen waren die schwierigsten von Werners Leben. Phao blieb im Haus, aber sie lebten wie Fremde aneinander vorbei. Phao ging zur Arbeit, kam abends nach Hause, aß schweigend zu Abend und verschwand in sein Zimmer. Keine langen Nächte mehr bei Max, keine Drogen, kein Alkohol – aber auch keine Gespräche, keine Zärtlichkeit, keine Hoffnung.

Werner versuchte mehrmals, das Gespräch zu suchen.

"Können wir reden?", fragte er eines Abends.

"Worüber?", antwortete Phao, ohne von seinem Handy aufzublicken.

"Über uns. Über unsere Zukunft."

"Was für Zukunft?"

"Phao, bitte. Wir sind verheiratet. Das muss doch etwas bedeuten."

Phao schaute endlich auf. Seine Augen waren müde, resigniert. "Ja, es bedeutet etwas. Es bedeutet, ich kann in Deutschland bleiben. Es bedeutet, meine Familie bekommt Geld. Es bedeutet, ich bin sicher." Er pausierte. "Aber es bedeutet nicht, dass ich glücklich bin."

"Du warst glücklich. Am Anfang."

"Am Anfang war ich dankbar. Das ist nicht dasselbe."

Werner setzte sich neben ihn aufs Sofa. "Und jetzt? Mit Max? Bist du da glücklich?"

Phaos Gesicht wurde weich, fast träumerisch. "Ja. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich... komplett."

"Aber du bist hier. Bei mir."

"Weil ich muss," sagte Phao leise. "Nicht weil ich will."

Die Wahrheit war so brutal, so endgültig, dass Werner nichts mehr sagen konnte.


Ende August erreichte die Situation ihren Höhepunkt. Werner kam früher als gewöhnlich von der Arbeit nach Hause und hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Als er näher kam, erkannte er Max' Lachen.

Sie saßen eng nebeneinander auf dem Sofa, Phaos Kopf auf Max' Schulter, ihre Finger ineinander verschrängt. Auf dem Couchtisch standen zwei Biergläser und etwas, was aussah wie ein zerdrückter Joint.

"Was machst du hier?", fragte Werner scharf.

Max schaute auf, unerschrocken. "Phao hat mich eingeladen."

"In mein Haus."

"Es ist auch Phaos Haus," sagte Max ruhig. "Er lebt hier."

Werner wandte sich an Phao. "Ist das wahr? Du hast ihn eingeladen?"

Phao nickte, ohne Werner anzuschauen. "Wir müssen reden. Alle drei zusammen."

"Worüber?"

Max antwortete für ihn. "Über eine Lösung. Eine, die für alle funktioniert."

Werner lachte bitter. "Was für eine Lösung? Dass ich zusehe, wie ihr euch in meinem Wohnzimmer bekifft?"

"Dass Sie akzeptieren, was nicht zu ändern ist," sagte Max. "Phao liebt mich. Ich liebe ihn. Das wird nicht weggehen, nur weil Sie es ignorieren."

"Und was schlägst du vor? Dass er sich scheiden lässt und abgeschoben wird?"

Max schüttelte den Kopf. "Nein. Dass Sie erwachsen werden und eine moderne Lösung finden."

"Modern?"

"Polyamorie. Offene Beziehung. Nennen Sie es, wie Sie wollen." Max beugte sich vor. "Phao braucht Sie für seine Papiere. Sie brauchen ihn für... was auch immer Sie brauchen. Ich brauche ihn, weil ich ihn liebe. Warum können wir das nicht alle haben?"

Werner starrte ihn an. "Du schlägst vor, dass wir uns meinen Mann teilen?"

"Ich schlage vor, dass Sie aufhören, ihn zu besitzen," sagte Max scharf. "Menschen sind keine Gegenstände."

Werner schaute zu Phao, der immer noch nicht aufblickte. "Und du? Was denkst du darüber?"

Phao hob endlich den Kopf, schaute Werner direkt an. "Ich denke... ich denke, Max hat recht. Ist die einzige Lösung."

"Die einzige Lösung wäre, dass du dich entscheidest. Ich oder er."

"Warum?", fragte Phao leise. "Warum kann ich nicht beide haben? Du gibst mir Sicherheit, er gibt mir Liebe. Together, ist perfect."

"Weil es nicht so funktioniert!", explodierte Werner. "So funktionieren Ehen nicht!"

"Normale Ehen nicht," sagte Max ruhig. "Aber das hier ist nicht normal, oder? Ein deutscher Mann mittleren Alters und ein laotischer Bar Boy? Das war nie normal."

Werner spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog. "Raus. Beide. Sofort."

Max stand auf, nahm Phaos Hand. "Komm, Phao. Wir gehen."

Phao zögerte. "Wo... wohin?"

"Zu mir. Meine Eltern sind noch eine Woche weg."

Phao schaute zwischen Max und Werner hin und her. "Und dann? Was passiert mit meinen Papieren? Mit meiner Familie?"

Max zuckte mit den Schultern. "Das finden wir schon heraus."

"Nein," sagte Werner plötzlich. "Das findest du nicht heraus. Ohne mich hat er keine Papiere. Ohne mich muss er Deutschland verlassen."

"Dann hören Sie auf, das als Waffe zu benutzen," sagte Max kalt.

"Es ist keine Waffe. Es ist die Realität."

Phao stand auf, ging zum Fenster, schaute hinaus in den Garten, wo vor Wochen alles angefangen hatte mit dem Kuss, der Werners Welt zerstört hatte.

"Ich kann nicht wählen," sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen. "Ist unmöglich zu wählen."

"Dann wähle ich," sagte Werner. Die Worte kamen aus einem tiefen, dunklen Ort in ihm, den er nicht kannte. "Du gehst. Jetzt. Mit ihm. Aber dann ist es vorbei. Dann gibt es kein Zurück."

Phao drehte sich um, Tränen in den Augen. "Werner..."

"Nein. Du wolltest ehrlich sein? Dann sei ehrlich. Geh mit ihm. Sieh, wie lange deine große Liebe hält, wenn dein Aufenthaltstitel nicht verlängert wird."

Max trat vor, beschützend vor Phao. "Sie sind ein Arschloch."

"Vielleicht," sagte Werner ruhig. "Aber ich bin ein Arschloch mit deutschen Papieren und einem gültigen Ehevertrag."

Die drei Männer standen sich in dem kleinen Wohnzimmer gegenüber, jeder gefangen in seiner eigenen Verzweiflung. Werner sah die Liebe zwischen Max und Phao, spürte seine eigene Einsamkeit, verstand die Unmöglichkeit der Situation.

"Ich gehe," sagte Phao schließlich. "Für heute. Ich brauche Zeit zum Denken."

Er ging zur Tür, Max folgte ihm. An der Schwelle drehte sich Phao noch einmal um.

"Werner," sagte er leise. "Es tut mir leid. Für alles."

Dann waren sie weg, und Werner blieb allein zurück in seinem ordentlichen kleinen Reihenhaus, umgeben von den Überresten seiner zerbrochenen Ehe.

Draußen wurde es dunkel, aber Werner machte kein Licht an. Er saß in der Dunkelheit und dachte an alles, was gewesen war, und alles, was nie sein würde.

"MIA," flüsterte er in die Stille. "Meiner ist anders."

Aber diesmal wusste er, dass es eine Lüge war. Seine Geschichte war wie alle anderen auch – die Geschichte eines älteren Mannes, der die Jugend geliebt und verloren hatte.

Die Frage war nur: War es vorbei? Oder gab es noch einen Weg zurück aus dieser Dunkelheit?

Die Antwort würde kommen. Aber nicht heute Nacht.
 

CrassuS

Isaanist
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Ok dann bin ich raus
Ich stehe KI eigentlich auch kritisch gegenüber. Aber inzwischen hab ich mich mal ein bisschen umgehört, gelesen und Gedanken gemacht. Ist wie bei fast allem, die Dosis macht das Gift.

Wer also seine ganzen Posts in einem Reisebericht von KI schreiben lässt, das ist auch nix für den Sohn meiner Mutter.

Wer aber seinen geschriebenen selbst verfassten Text mit einer KI auf grammatikalische oder/ und orthographische Fehler prüft und sich bei für ihn schwer formulierenden Passagen helfen lässt… für mich okay.
 

midiberlin

polygam
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21 Oktober 2012
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MIA - Meiner ist anders! (Teil 10 - Das Ende)​

Der 27. Mai 2025 begann mit einem ungewöhnlich warmen Morgen in Wuppertal. Werner saß auf der kleinen Terrasse seines Reihenhauses und las die Nachrichten auf seinem Tablet, als Phao mit einem Brief in der Hand aus dem Haus gestürmt kam.

"Werner! Der Brief vom Krankenhaus!" Phaos Stimme überschlug sich vor Aufregung. "Ich habe den Ausbildungsplatz!"

Werner legte das Tablet beiseite und stand auf. In Phaos Augen sah er eine Freude, die er monatelang nicht gesehen hatte.

"Erzähl mir alles," sagte er und zog Phao in eine Umarmung.

"Koch-Ausbildung, drei Jahre, beginnt September!" Phao strahlte über das ganze Gesicht. "Erstes Lehrjahr 1000 Euro im Monat. Mein eigenes Geld, Werner! Endlich mein eigenes Geld!"

Sie setzten sich an den kleinen Gartentisch. Das dritte Kissen, das Werner vor einem Monat optimistisch hinzugefügt hatte, lag noch da. Ein stilles Zeugnis des gescheiterten Experiments mit Max.

"Wo ist Max?", fragte Werner, obwohl die Antwort in der friedlichen Morgenstille bereits lag.

"Packt seine Sachen. Zieht heute zu seinen Eltern zurück." Phao seufzte, aber es klang nicht unglücklich. "War zu kompliziert, Werner. Für alle."

Die letzten drei Wochen waren ein ehrlicher Versuch gewesen. Max hatte im Gästezimmer gewohnt, seine Zahnbürste neben ihre gestellt, abends mit ihnen gegessen und versucht, Teil ihrer kleinen Familie zu werden. Aber es hatte nicht funktioniert.

Max war jung, voller Energie und spontaner Einfälle. Er wollte mit Phao bis spät in die Nacht ausgehen, spontan nach Köln oder Düsseldorf fahren, das Leben auskosten. Phao war anfangs mitgegangen, aber schnell erschöpft gewesen. Die Vorbereitung auf die Ausbildung, die Deutschstunden, das frühe Aufstehen für Bewerbungsgespräche. Zwei verschiedene Lebenswelten, die aufeinanderprallten.

"Und zwischen euch beiden?", fragte Werner vorsichtig.

Phao errötete leicht. "Max will immer... action. Sex, party, Abenteuer. Ich will manchmal nur Ruhe." Er schaute Werner an. "Und du warst da, nebenan, hast alles mitbekommen. War strange für uns alle."

Werner nickte. Es war seltsam gewesen. Nicht eifersüchtig, wie er befürchtet hatte, sondern einfach unpraktisch. Drei erwachsene Männer in einem kleinen Haus, jeder mit eigenen Bedürfnissen, eigenen Träumen, eigenen Problemen.

Die Haustür ging auf, und Max erschien mit seinem Rucksack und einer großen Sporttasche. Er sah müde aus, aber nicht unglücklich. Seine blonden Haare waren länger geworden, sein Gesicht hatte etwas Erwachseneres bekommen in den letzten Wochen.

"Alles fertig?", fragte Werner.

"Ja." Max stellte seine Taschen ab und setzte sich zu ihnen. "Hört zu, es tut mir leid. Ich dachte wirklich, das könnte funktionieren. Aber ich bin wohl noch nicht bereit für so etwas... Kompliziertes."

"Du bist 24," sagte Werner milde. "Du solltest noch nicht bereit sein."

Max lächelte dankbar. "Meine Eltern sind ziemlich sauer. Sie haben gedroht, mir das Geld zu streichen, wenn ich mein Studium nicht ernst nehme. Sie verstehen überhaupt nicht, was hier passiert ist."

"Verstehst du es denn?", fragte Phao leise.

Max dachte einen Moment nach. "Ich glaube, ich bin zum ersten Mal richtig verliebt gewesen. Aber ich habe auch gemerkt, dass das nicht reicht. Ihr zwei habt etwas, was ich noch nicht verstehe. Echte Partnerschaft. Zukunftspläne. Die Bereitschaft, für etwas zu kämpfen."

Er stand auf und schulterte seinen Rucksack. "Können wir trotzdem Freunde bleiben? Alle drei?"

Werner und Phao tauschten einen Blick aus. "Natürlich," sagte Werner. "Du bist immer willkommen. Aber..."

"Aber nicht als Mitbewohner," ergänzte Max grinsend. "Verstanden."

Er umarmte erst Phao, dann Werner. Bei Werner hielt er einen Moment länger. "Danke," sagte er leise. "Für alles. Auch für die Lektion in Erwachsensein."

Als Max' Taxi verschwunden war, blieben Werner und Phao allein auf der Terrasse zurück. Die Morgensonne kletterte höher, Vögel zwitscherten in ihrem ordentlichen deutschen Garten. Die Luft roch nach Frühling und Neuanfang.

"Bereust du es?", fragte Werner nach einer Weile.

"Was? Max?"

"Das ganze Experiment. Die letzten Monate. Alles."

Phao dachte lange nach, schaute in den Garten, den sie gemeinsam gepflegt hatten. "Nein. War wichtig. Musste wissen, ob ich bei dir bleibe, weil ich muss oder weil ich will."

"Und?"

"Ich will." Phao lächelte und griff nach Werners Hand. "Max war... wie Traum. Schön, aufregend, aber nicht echt. Du bist echt."

Werner spürte, wie sich eine Last von seinen Schultern hob, die er monatelang getragen hatte. "Du fühlst dich auch echt an. Zum ersten Mal seit langem."

Sie saßen schweigend da und betrachteten ihren kleinen Garten. Die Rosen blühten, das Gras war frisch gemäht, alles ordentlich und gepflegt. Sehr deutsch, wie Phao immer sagte, aber mit einem liebevollen Lächeln.

"Werner," sagte Phao plötzlich, und in seiner Stimme lag eine neue Bestimmtheit. "Ich habe Idee."

"Erzähl."

"Januar 2026. Wir fahren wieder nach Laos. Aber diesmal anders."

Werner schaute ihn neugierig an. "Wie meinst du das?"

Phaos Augen begannen zu leuchten. "Diesmal du bleibst auch im Dorf. Bei meiner Familie. Nicht Hotel in Stadt."

Werner fühlte sich plötzlich nervös. "In deinem Dorf? Ist das nicht... sehr einfach dort?"

"Ja, sehr einfach. Kein warmes Wasser, kein Internet, schlafen auf Matte." Phao grinste. "Aber du lernst kennen echtes Laos. Meine echte Familie. Wo ich herkomme."

"Das ist eine große Sache," sagte Werner nachdenklich.

"Ich habe noch größere Idee." Phao wurde ernst, seine Stimme leiser. "Vielleicht wir können dort kleines Haus bauen. Für uns. Wenn wir alt sind, verbringen wir Zeit dort. Oder wenn du pensioniert bist."

Werner spürte, wie sein Herz schneller schlug. "Du denkst an Rückkehr nach Laos?"

"Nicht für immer. Aber ich habe Heimweh, Werner. Deutschland ist gut, ist sicher, aber Laos ist..." Er suchte nach Worten. "Ist wo mein Herz herkommt."

"Und deine Ausbildung? Deine Zukunft hier?"

"Mache ich trotzdem. Will guter Koch werden, will Geld verdienen, will meiner Familie helfen. Bin guter Sohn." Phao nahm Werners Hand fester. "Aber vielleicht können wir haben beide Welten. Hier arbeiten, dort leben manchmal."

Werner stellte sich vor: ein kleines Haus in einem laotischen Dorf, Phao, der mit seiner Mutter kocht, er selbst, der im Schatten eines Baumes sitzt und dem Leben zuschaut. Es war ein schöner Traum, aber auch ein erschreckender.

"Das würde viel Geld kosten," sagte er praktisch.

"Ich spare. Mit 1000 Euro im Monat kann ich sparen. Und du hilfst bisschen?" Phao schaute ihn hoffnungsvoll an.

"Natürlich helfe ich." Werner lächelte trotz seiner Nervosität. "Es ist eine verrückte Idee. Aber eine schöne."

"Dann machen wir?"

"Dann machen wir."

Sie küssten sich, ein sanfter Kuss voller Pläne und Hoffnungen und der stillen Erkenntnis, dass sie endlich einen gemeinsamen Traum hatten.


Am Abend saß Werner im Wohnzimmer und recherchierte im Internet über Hausbau in Laos, während Phao in der Küche das Abendessen vorbereitete. Das Haus fühlte sich wieder richtig an. Nicht zu leer wie vor Max, nicht zu voll wie mit Max, sondern genau richtig für zwei Menschen, die sich langsam wieder kennenlernten.

"Werner," rief Phao aus der Küche. "Kommst du mal?"

Werner fand Phao am Herd stehen, wo er ein laotisches Curry zubereitete. Der Duft von Zitronengras und Chili erfüllte die Küche und verwandelte sie in etwas Exotisches, etwas, das nach fernen Ländern roch.

"Probier mal," sagte Phao und hielt ihm einen Löffel hin.

Werner probierte. Es war scharf, komplex, köstlich. Hundertmal besser als alles, was er in deutschen Restaurants gegessen hatte. "Das ist fantastisch. Wo hast du das gelernt?"

"Gestern mit Mama telefoniert. Sie hat mir erklärt." Phaos Augen wurden weich. "Sie freut sich sehr, dass du kommst nach Laos. Sagt, sie kocht für dich alle ihre besten Gerichte."

"Hoffentlich nicht alle auf einmal," sagte Werner lachend.

"Sie mag dich schon, ohne dich zu kennen. Weil du gut zu mir bist. Weil du hilfst meiner Familie."

Sie aßen schweigend zu Abend, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Draußen wurde es langsam dunkel, aber die Küche war warm und hell. Werner beobachtete Phao beim Essen und sah die Veränderung der letzten Monate. Das Gesicht war ernster geworden, erwachsener. Die Hände bewegten sich sicherer, zielstrebiger. Aus dem scheuen jungen Mann aus Pattaya war ein echter Partner geworden.

"Phao," sagte Werner schließlich.

"Ja?"

"Darf ich dir eine Frage stellen? Eine ehrliche Frage?"

"Immer."

"Glaubst du, wir werden glücklich? Langfristig, meine ich."

Phao legte sein Besteck weg und dachte nach. Werner wartete geduldig. In den letzten Monaten hatte er gelernt, dass Phao Zeit brauchte für wichtige Antworten.

"Was ist glücklich?", fragte Phao schließlich.

"Zufrieden. Ohne große Regrets. Ohne das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben."

"Hmm." Phao schaute aus dem Fenster in die Dämmerung. "Ich denke, jeder Mensch verpasst etwas. Du verpasst junge Frau, deutsche Familie, normale Ehe. Ich verpasse wilde Jugend, viele Liebhaber, Partys bis morgens."

"Bereust du das?"

"Manchmal. Aber dann denke ich: was ich habe ist auch gut. Sicherheit, Liebe, Zukunft." Er schaute Werner direkt an. "Und du? Bereust du?"

Werner dachte an seine gescheiterte erste Ehe, an die einsamen Jahre danach, an die verrückte Reise nach Pattaya, die sein Leben völlig verändert hatte. An all die Nächte, in denen er wach gelegen und sich gefragt hatte, ob er verrückt geworden war.

"Manchmal bereue ich, dass ich nicht früher mutig war. Dass ich so lange gewartet habe, bis ich angefangen habe zu leben." Er lächelte. "Aber bereuen, dass ich dich getroffen habe? Nie."

"Auch nicht mit Max? Mit alle Probleme?"

"Auch nicht mit Max. Du musstest wissen, dass du eine Wahl hast. Dass du nicht nur bei mir bleibst, weil du keine andere Möglichkeit hast."

Phao nickte nachdenklich. "Max war wichtig. Aber war nicht richtig für mich. Zu jung, zu... unstable."

"Und ich? Bin ich richtig für dich?"

Phao lächelte, und in seinem Lächeln lag eine neue Sicherheit. "Du bist alt, Werner. Sehr alt."

"Danke."

"Aber du bist auch constant. Wie... wie Haus. Sicher, warm, da wenn ich brauche." Er griff über den Tisch nach Werners Hand. "Ich brauche constant mehr als exciting."

"Auch wenn ich noch älter werde? Wenn du mich pflegen musst eines Tages?"

"Dann pflege ich dich. Wie du mir hilfst jetzt mit Papiere, mit Geld, mit Leben in Deutschland. Ist fair."

Werner spürte, wie sich seine Brust wärmte. "Das klingt nicht sehr romantisch."

"Vielleicht Romantik ist overrated," sagte Phao grinsend. "Vielleicht wichtiger ist... partnership. Team."

"Team Müller-Khamsawat?"

"Team Müller-Khamsawat," bestätigte Phao lachend.


Später am Abend saßen sie auf dem Sofa und schauten einen Film, Phaos Kopf auf Werners Schulter. Draußen war es still geworden, nur gelegentlich fuhr ein Auto durch ihre ruhige Straße. Werner spürte Phaos gleichmäßige Atmung und dachte daran, wie lange es her war, dass sie so friedlich beieinander gesessen hatten.

"Werner," murmelte Phao schläfrig.

"Mmh?"

"Was bedeutet MIA?"

Werner erstarrte. "Wo hast du das gehört?"

"Du sagst das manchmal. Im Schlaf. MIA, meiner ist anders."

Werner seufzte. Es war Zeit für die letzte Ehrlichkeit. "Das ist... ein alter Gedanke. Aus Pattaya."

"Erzähl."

"Ich dachte immer, unsere Geschichte sei anders. Besonders. Nicht wie alle anderen Geschichten von... von älteren Männern und jüngeren Partnern aus Asien."

"Und jetzt?"

Werner dachte nach. Die Frage, die ihn drei Jahre begleitet hatte, wollte eine ehrliche Antwort. "Jetzt weiß ich nicht mehr, ob es wichtig ist, anders zu sein."

"Warum?"

"Weil ich gelernt habe, dass es nicht darauf ankommt, ob eine Geschichte einzigartig ist. Es kommt darauf an, ob sie ehrlich ist."

Phao richtete sich auf und schaute ihn im schwachen Licht des Fernsehers an. "Sind wir ehrlich?"

"Jetzt? Ja. Endlich."

"Gut." Phao kuschelte sich wieder an ihn. "Dann ist egal, ob anders oder gleich."

Werner lächelte in die Dunkelheit. Draußen begann es leicht zu regnen, ein sanftes Prasseln gegen die Fenster. Typisch für Ende Mai in Deutschland. In vier Monaten würde Phao seine Ausbildung beginnen. In acht Monaten würden sie nach Laos reisen. In ein paar Jahren vielleicht ein kleines Haus im Dorf bauen.

Die Zukunft war ungewiss, voller Herausforderungen. Der Altersunterschied würde bleiben. Werner würde älter werden, langsamer, vielleicht krank. Phao würde Momente haben, in denen er seine Jugend bereute, die er für ein Leben in Deutschland aufgegeben hatte. Es würde schwierige Zeiten geben, Streit, Missverständnisse, vielleicht sogar andere Max'.

Aber sie hatten etwas Kostbares gefunden: Ehrlichkeit. Echte Wahl. Und das Wissen, dass Liebe nicht perfekt sein muss, um echt zu sein.

"MIA," dachte Werner, während Phao neben ihm einschlief und der Regen sanft gegen die Fenster trommelte. "Meiner ist anders."

Aber zum ersten Mal, seit er diesen Satz gedacht hatte, war ihm egal, ob das stimmte oder nicht. Es reichte, dass es ihrer war.

Ende