Wollte mich eigentlich nicht nochmal zu diesem Thema äußern, aber mir ist der Grund eingefallen, warum ich seit 26 Jahren mehrfach pro Jahr nach Thailand fliege und ich hier meinen Lebensabend verbringen werde. Es ist die Wärme in Thailand, beziehungsweise die Kälte in Deutschland die mich nach Thailand getrieben haben. Mehr gibt es nicht zu sagen.
"Es war die Wärme in Thailand. Oder, um präziser zu sein: die Abwesenheit derselben in Deutschland. Mehr gibt’s dazu eigentlich nicht zu sagen".
Doch wie das so ist – wer "eigentlich" sagt, will meistens trotzdem noch ein bisschen weiterreden.
Also habe ich mich mal gefragt, was Wärme und Kälte physikalisch eigentlich bedeuten – in beiden Ländern. Nicht, dass es einen Unterschied für meine Entscheidung gemacht hätte, aber irgendwas muss man ja googeln, während der Flug gebucht wird.
Ich habe das Gefühl, dass zukünftig immer mehr Menschen im Sommer in nördliche Regionen flüchten werden. Norwegen, Island, vielleicht mal ein Wochenende in Schleswig-Holstein, wer weiß. Ich selbst werde wahrscheinlich nicht dazugehören – ich mag es, wenn die Sonne nicht nur scheint, sondern auch spürbar aggressiv auf der Haut brennt, wie ein freundlicher Hitzeschlag.
Meine ideale Kombination ist deshalb einfach: Im Sommer Côte d’Azur oder Kreta (sofern dort nicht gerade lichterloh der Pinienwald lodert – was bedauerlicherweise oft genau dann der Fall ist, wenn ich ankomme). Ich würde da übrigens eher den Südwesten Kretas empfehlen. Weniger Touristen, mehr Ziegen. Und Frankreich? Nun ja, wenn es da noch heißer und trockener wird, könnten Lavendel und Mensch gleichzeitig Feuer fangen.
Und im Winter dann Thailand. Da kann man abends draußen sitzen, ohne das Gefühl zu haben, entweder zu erfrieren oder von Mücken zu Tode gestochen zu werden. Solange man sich außerhalb der Regenzeit bewegt, ist das Ganze sogar richtig angenehm. Die Hitzemonate in Thailand... wann fangen die eigentlich an? April? Mai?
Was die menschliche Wärme betrifft: Gibt’s überall. Genau wie das Gegenteil. Überraschung. Man kann nicht überall den Jackpot ziehen. Aber das ist ja auch in Ordnung. Es gibt Länder, in denen fühlt man sich wie in einem alten Lieblingspulli. Und andere, da kratzt’s ein bisschen. Thailand fällt bei mir eindeutig in die erste Kategorie.
Geografisch betrachtet liegt Thailand im südostasiatischen Vergleich auch noch ganz angenehm. Die Philippinen zum Beispiel – hübsch, keine Frage.
Aber diese Taifune, die inzwischen im Monatsabo vorbeischauen? Nein, danke. Meine Frau wird an dieser Stelle sofort empört einschreiten, wenn jemand meint, das sei alles schon immer so gewesen. Klar, es gab dort schon immer Stürme. Aber nicht 14 pro Woche mit Namen von A bis Z. Sie weiß, wovon sie spricht. Ich höre ihr sogar manchmal zu.
Alles in allem: Man sollte sich gut überlegen, wo man seine Zeit verbringt. Der Ruhestand ist schließlich kein Probeliegen für die letzte Ruhe. Noch nicht.
Nach all diesen Vorschlägen und teilweise neben dem ideologischem Kram wirklich konstruktivem Gedankeninput, fasse ich das mal zusammen - ich habe das analysiert und denke, da ist was Wahres dran - an Vielem:
Ein paar Dinge sollte man in heißen Ländern einfach einsehen. Nicht philosophieren – einfach akzeptieren und umsetzen.
Erstens: Klimaanlage. Kein Schnickschnack. Keine "natürliche Luftzirkulation". Man braucht ein Gerät, das leise ist, funktioniert und nicht nach zwei Stunden tropft oder vibriert wie ein alter Kühlschrank. Wer sparen will, zahlt doppelt – spätestens nach der zweiten durchschwitzten Nacht.
Zweitens: Vorhänge. Hell, dick, dicht. Keine verspielten Stoffbahnen mit Blumenmuster, sondern thermisch brauchbares Material. Wenn es durchsichtig ist, ist es zu dünn. Wenn es „dekorativ“ ist, wahrscheinlich auch.
Drittens: Nordbalkon. Wer in südliche Länder zieht und freiwillig Südseite nimmt, ist entweder verliebt oder noch nicht im Juli (Thailand Mai?) dort gewesen. Die Nordseite ist tagsüber schattig und nachts nicht auf 45 Grad aufgewärmt. Reicht völlig. Pflanzen kann man auch woanders anzünden.
Viertens: Hanglage. Unten ist es heißer. Oben ist es weniger heiß. Das war’s. Keine Romantisierung nötig.
Das sind keine Geheimtipps. Das ist Basiswissen. Nur leider oft ignoriert, bis man im Wohnzimmer sitzt und sich fragt, warum der Fußboden warm ist. Von unten.
Wer sich dauerhaft mit Hitze beschäftigt, sollte nicht kreativ sein wollen – sondern effizient. Schatten ist besser als Ausblick. Ruhe besser als Design. Und Schweißvermeidung ist kein Lifestyle, sondern Strategie.
Fenster.
Große Fenster sind toll. Außer in der Realität. Wenn sie Richtung Süden zeigen, heizen sie dir den Raum schneller auf als jede Heizung im deutschen Winter. Wer nicht vorhat, im eigenen Wohnzimmer zu dörren, achtet auf Ausrichtung. Morgensonne ist ok. Nachmittagssonne ist eine Strafe. Doppelt verglast ist Pflicht. Dreifach wäre nett.
Lüften.
Morgens früh aufstehen, alles aufreißen. Danach alles zu. Vorhänge zu, Fenster zu, Rollläden runter (in Thailand - gibt es das oder sind dicke Vorhänge besser?), Durchzug stoppen. Tagsüber passiert sonst genau das, was man verhindern wollte: die Wohnung wird zur Sauna, aber ohne Aufguss und ohne Entscheidungsmöglichkeit.
Abends wieder auf, wenn die Außentemperatur unter die Innentemperatur fällt – also irgendwann zwischen 21 Uhr und "ich will jetzt eigentlich nicht mehr aufstehen".
Deckenventilatoren.
Sie bewegen Luft. Mehr nicht. Wenn die Luft 32 Grad hat, wird sie dadurch nicht besser. Sie bewegt sich nur schneller. Das kann kurzfristig angenehm sein, langfristig verteilt man damit nur konsequent die warme Luft in alle Ecken. Wenn’s keine Klimaanlage gibt, hilft ein Standventilator direkt vorm Gesicht besser. Ist nicht schön, aber effizient. Schönheit gewinnt hier sowieso nichts.
Farben (fiel mir "glühend heiss" eben noch ein!)
Dunkle Möbel speichern Wärme. Schwarze Sofas sind für Klimazonen gedacht, in denen Heizungen im Dauereinsatz sind. Nicht für tropische Nachmittage mit Stromausfall. Wer seine Einrichtung farblich planen will: hell, kühl, funktional. Ästhetik kommt irgendwann. Wenn man wieder schläft.
Wer im Süden wohnen will, muss wie ein Norddeutscher denken – nüchtern, wetterfokussiert und mit einem Hang zur funktionalen Melancholie.
Abschliessend: Es heißt, man soll mit Klimaleugnern im Dialog bleiben. Aber wie diskutiert man mit jemandem, der denkt, 45 Grad seien „gefühlt angenehm“?
Ich gebe mir große Mühe...
Danke für eure Beteiligung