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Gung Dten – Tanzende Shrimps
Gung Dten (Jam Gung Dten) ist ein lustiges Essen.
Schmeckt nicht nur gut, sondern macht u.U. auch noch Spass (dazu spaeter noch ne kleine Geschichte).
In Pattaya hab ich noch keine Restaurants gefunden (wirklich gesucht hab ich aber auch nicht), in denen man das Zeug kriegt, aber am Strand wird es taeglich von ein Paar rumlaufenden Haendlern verkauft.
So schauen die aus:
Man erkennt sie recht einfach an ihren, i.d.R. mit Tuechern abgedeckten, grossen Koerben.
In denen sind die Gungs (Shrimps) drin.
Es sind aber nicht diese gewoehnlichen Shrimps, die man hier ueberall kriegt, sondern eher ein bisschen kleinere und fast durchsichtige Shrimps, ohne harte Schale.
Meine Freundin hat mal gemeint, des waeren Isaan-Gungs.
Die Dinger werden mit Fischsosse, Limettensaft, ner guten Ladung Chili, Zitronengras, Minze und ein bisschen geroestetem und zerstossenem Reis gut durchgemischt.
So sieht das ganze dann aus, wenns fertig ist:
Schmeckt echt gut.
Ist von der Machart nicht wirklich viel anders als z.B. Jam Hoi (Schneckensalat) oder Jam Kai Mot Daeng (Ameiseneiersalat).
Jetzt wird sich vielleicht manch einer fragen, was es mit dem Namen "tanzende" Shrimps auf sich hat.
Ganz einfach:
Die leben noch!
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Die werden lebendig zu dem Salat verarbeitet.
Und wenn ich mir vorstelle, jemand wuerde mich in ne Badewanne voller Fischsosse, Limettensaft und Chili reinschmeissen…
Ja, dann wuerd ich auch zum “tanzen” anfangen.
Um so groesser und kraeftiger die Shrimps sind, um so mehr wird im Salat letztendlich “getanzt”.
Die ganz kleinen geben recht schnell auf und zappeln in der Sosse noch ein bisschen rum, waehrend die groesseren einem schon auch gerne mal aus der Styroporschachtel ins Gesicht springen koennen.
Aber keine Angst – die tun einem nix.
Wenn man die erstmal aufgespiesst hat – und allerspaetestens nachdem dann einmal draufgebissen wurde – bewegt sich da nixmehr.
Frischer gehts nicht!
Ich finds geil.
Zum Abschluss noch ne kleine Anekdote zu dem Thema:
Mein Bruder kommt mich hier so einmal pro Jahr besuchen.
Und der Typ isst verdammt gerne und probiert auch alles aus.
Seafood hats ihm uebrigens besonders angetan.
Das zweite Mal als er hier war, hat er irgendwann mal gemeint, “Hey Alter, ich will mal wieder irgendwas abgefahrenes probieren. Die Standarddinger aus den meissten Laeden auf der Strasse hab ich so gut wie durch, Heuschrecken und des ganze andere Zeug hab ich mir auch schon reingehauen und deswegen muss jetzt mal wieder was wirklich spezielles her.”
Ob ich da was wuesste…
Als wir das naechste Mal am Strand waren hab ich ihm gesagt, dass ich hier seinem Wunsch nachkommen kann und er mich einfach aufwecken soll, sobald er jemand mit sonem Korb aufm Arm sieht, weil ich ihm dann naemlich nen ziemlich scharfen Shrimpssalat machen lass.
Und wie gesagt, Seafood und auch diese ganzen lauwarmen scharfen Salate (Jam Plamuk, Jam Wunsen Talay, etc.) sind was, was bei ihm ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht.
Geraume Zeit spaeter wars dann so weit und es kam einer vorbei.
Mein Bruder hat mir da voll und ganz vertraut und deswegen auch nicht wirklich aufgepasst, was da in dem Topf und drum rum so passiert – perfekt, besser haette es nicht laufen koennen (die Shrimps waren zufaellig auch noch welche von der groesseren Sorte).
Nachdem der Salat dann fertig war und mein Bruder die Styroporschachtel vor sich stehen hatte, machte sich ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht breit – endlich mal wieder was abgefahrenes zum essen, was ihm wahrscheinlich auch noch schmeckt und was er daheim ziemlich sicher nirgendwo kriegen kann.
Der kann sich ueber sowas freuen, wie ein Kind an Weihnachten – als ich ihm in seinem ersten Urlaub hier z.B. mal die Austern am Strand vorgesetzt hab, hat er gleich drei Packerl davon zamgehauen.
Lange Rede, kurzer Sinn.
Er sitzt da also, in freudiger Erwartung, in der einen Hand die Plastikgabel und die andere Hand an der noch geschlossenen Styroporschachtel.
Er macht sie auf…
Und die ersten Paar Gungs fliegen ihm auch schon um die Ohren!
Der Gesichtsausdruck war Gold wert!
Der wusste in dem Moment nicht wirklich, ob er sich jetzt kaputtlachen, erschrecken, oder beides auf einmal und sich dabei noch anschiffen soll.
Mit Mueh und Not hat er gerade noch irgendwas wie, "Was issn des fuer ne Scheisse jetzt...", rausgebracht.
Nachdem der Schock dann ueberstanden war (lang hats nicht gedauert), hat er seine Gung Dten restlos vernichtet – und geschmeckt hats ihm auch.
Ach ja: 50,- Baht muesste der Spass glaub ich kosten.