Kommt wie fast immer im Leben auf die Perspektive an.
So passt es eben gut zum eigenen Ego und verleiht einen Heiligenschein.
Genauso gut könnte man daraus aber auch die Angst vor der eigenen Courage herauslesen.
Beschützt hättest du sie eher indem du es erst gar nicht so weit kommen lassen hättest.
Wäre es eine Nutte gewesen würde sie dadurch nur ihre Sicht der Customer bestätigt bekommen.
Wäre s keine gewesen wäre es ein weiteres Opfer auf dem Altar der männlichen Geilheit. Verdorben und gebrochen für alles nachfolgende.
.
Im Normalfall verleihe ich mir schon mal gerne einen Heiligenschein:
Es ist schon ein paar Mal vorgekommen, daß eine Landpomeranze von der Bar sich ein klein wenig in mich verknallt hat. Ich spiele immer eine Weile mit, da das viel mehr Spaß macht als der übliche "Blasen Bumsen Stellungswechsel Mundschuß"-Sex und die Ladies oft viel motivierter sind.
Und wenn ich keine Lust mehr habe, inszeniere ich halt ein dramatisches Szenario, in der ich hinterher in einem guten Licht stehe.
Vor einige Jahren ist mir sogar ein bühnenreifes Bubenstück gelungen:
Wii, eine Lady aus der ersten Bar links Soi 6 Ecke Second road hatte eine Weile ein intensives Verhältnis mit mir. Natürlich hoffte sie, daß ich bald ein "Mäzenatentum" übernehmen würde, aber natrürlich hatte sie noch den einen oder anderen customer, arbeitete aber vorwiegend als cashier.
Ich wußte, daß einer ihrer Stammkunden immer Freitags da ist, da er wohl Wochentags arbeiten mußte.
Also kaufte ich einen Blumenstrauß und ein (leeres) kleines Geschenkpäckchen und kam "zufälligerweise" genau in dem Augenblick in die Bar, als sie bei ihm auf dem Schoß saß.
Mit vor Enttäuschung verzerrtem Gesicht ging ich wie in Trance rückwärts aus der Bar, während ihre Kolleginnen mit Entsetzen das Drama beobachteten, daß sich da anbahnte.
Wii folgte mir, bat ständig um Entschuldigung, während ich dauernd mit offenem Mund den Kopf schüttelte, als könnte ich nicht fassen, welch grausamen Streich mir das Schicksal gerade gespielt hat.
Draussen paßte ich sogar aus dem Augenwinkel ein vorbeikommendes Motobike ab und tat so, als wäre ich fast überfahren worden. Alle Ladies schrien laut auf als sie das sahen und ich verließ eiligen Schrittes den Ort meiner Schmach natürlich nicht ohne vorher den Blumenstrauß bühnenreif fallen zu lassen.
Tage später ging ich an der Bar vorbei und Wii eilte wie eine Verrückte raus, um mich um ein Gespräch anzuflehen. Widerwillig akzeptierte ich und während wir sprachen bekamen ihre Kolleginnen Kohlohren.
Natürlich erzählte ich, daß ich ihr an dem Abend in dem Päckchen den Schlüssel für das möblierte Appartement und einen weiteren für das nagelneue Motobilke überreichen wollte, aber mein Herz nun durch den Anblick von ihr auf dem Schoß von Karl Heinz aus Wanne Eickel unheilbar gebrochen sei, was reihenweise Seufzer bei ihren lauschenden Kolleginnen auslöste.
Problem gelöst, ich bin der (etwas in die Jahre gekommene) rettende Prinz, sie die Pretty Woman, aber leider hat das Schicksal es eben anders gewollt als in dem berühmten Film.
Ganz so bühnenreif wie bei Wii habe ich das nie wieder hinbekommen, aber das Drehbuch ist immer ähnlich.
Aber bei Tassanee war alles anders.
Ich wußte, ich würde schwach werden, wenn ich versucht hätte, am nächsten morgen klare Verhältnisse zu schaffen von wegen "Schatz, ich bin verheiratet, habe eine Mia Noi, die am Wochenende nach Patty kommt, aber Dich könnte ich so am Dienstag und Mittwoch unterbringen, gleich nach dem Töpferkurs und vor der Urschreitherapie".
Und auch Tassanee hätte sich mit dergleichen nicht abgegeben; zu intensiv waren unsere Gefühle in der lächerlich kurzen Zeit fortgeschritten.
Daher auch keine Chance meinerseits, "es nicht gar nicht erst so weit kommen zu lassen".
Unsere Emotionen hätten mit großer Wahrscheinlichkeit mein gesamtes Leben, incl. Eheleben, aus der Bahn geworfen und wären früher oder später in einer Katasthrophe für uns beide geendet.
Ich mußte die Brücke zwischen uns einreissen.
Und da ich die Entscheidung hierüber egoistischerweise alleine getroffen habe, war ich es auch, der die Drecksarbeit machen und hinterher als Arschloch dastehen mußte. Das ist nur fair, obwohl es mir extrem schwer gefallen ist.
Tassanee muß sich nicht mit Vorwürfen Quälen; Sie hat nichts falsch gemacht; sie hatte eben Pech und ist an ein Arschloch geraten.
Damit ist es für sie leichter, denn es ist viel einfacher ein Arschloch zu vergessen, als jemand, den man liebt und mit dem man aufgrund seiner Lebensumstände nicht zusammen sein kann.
Mir käme es nicht in den Sinn, irgendjemanden beschützen zu wollen. Erstens geht das nicht und zweitens finde ich es überheblich und arrogant, über jemand anderen zu bestimmen. Und jemandem weh zu tun, damit man ihm nicht weh tut, ist ja Realsatire pur.
So wie ich den Doc kennen gelernt habe, ist aber gerade dieses Ende eine seiner Freiheiten, die er als Schreiber hat und wir ihm zugestehen müssen. Ich jedenfalls habe mich nicht nur amüsiert, mich hat die Story zum Denken angeregt. Danke Doc

.
Würdest Du ein Kind nicht vor einem tollwütigen Hund beschützen? DAS GEHT, sonst gäbe es das Wort nicht.
Mag sein, daß es arrogant war, aber aus oben genannten Gründen und noch vielen anderen, habe ich mir das Recht herausgenommen, darüber zu entscheiden, daß ich Tassanee nicht in meinem Leben will und die schnellste und effektivste und LANGFRISTIG schmerzärmste Methode, war der von mir gewählte harte Cut.
Und ja, manchmal muß man jemandem weh tun, um ihm künftige langandauernde und höchstwahrscheinlich schlimmere Schmerzen zu ersparen. Das ist keine Satire sondern Realitätsnähe.
Aber ja, natürlich habe ich nicht nur Tassannee vor mir und künftigem Liebeskummer wegen mir beschützen wollen sondern nicht minder mein Leben, so wie es bisher gelaufen ist und in das wegen ihr aller Wahrscheinlichkeit nach große Veränderungen gekommen wären, für die ich nicht bereit bin.
Möglicherweise habe ich hierdurch meine letzte große Liebe verloren, aber für so etwas ist wenig Platz im Leben eines verheirateten Hurenbocks.
Ich meine, wenn man von vorne herein mit offenen Karten spielt, dann muss man keinen anderen "vor sich oder ihr/ihm selbst beschützen" weil dann beide unter Abwägung der Fakten selbst für sich entscheiden können, wie weit sie gehen und wieviel Schmerz sie riskieren wollen. Dann wird es auch nicht nötig, jemand anderen tief zu verletzen, um seine eigenen Gefühle zu verstecken.
Für mich eine gute Geschichte, noch besser erzählt.....aber.....Doc, das hast wirklich vermasselt....und Dein "Alter Ego" ist kein "Teufel" sondern tatsächlich ein "Feigling"...da muss ich dem Ton beipflichten...
:zwink
Wie gesagt, gab es keine Chance "von vorne herein mit offenen Karten zu spielen", da wir unseren Emotionen freien Lauf gelassen haben und diese explosionsartig angestiegen sind, bevor ein klärendes Gespräch stattfinden konnte.
Die Gründe warum ich sie verletzt habe, habe ich oben erklärt.
"Feigling"? Hm, möglicherweise. Selbsterhaltungstrieb klingt logischer.
Seither ist kein Tag, keine Stunde vergangen, wo ich nicht an Tassanee gedacht habe; jedesmal, wenn ich mich nach der Arbeit ins Auto setze, um irgendwo Essen oder sonstwohin zu fahren, bleibe ich ein paar Sekunden sitzen und überlege nach BKK zu fahren, nur um sie noch einmal zu sehen.
Ja, ich habe es wohl ziemlich vermasselt.