Ich bin in etwa 10 Tagen wieder im gelobten Land. Erst besuche ich ein paar Dutertefans, die Frau verbringt den Tag vor der Glotze und lernt dort alles wichtige. Danach Mindanao und da wird's dann sofort realistischer. Regelmaessige Besuche bieten einem gute Vergleichsmoeglichkeiten, weil innerhalb von 6 Monaten sich schon einiges tut. Die verlaesslichen Infos bekomme ich nicht aus der Presse. Ich kenne u.a. einen Rappler-Journalisten, der auch schon auf BBC geredet hat. Dieser unterscheidet zwischen Info, die man bringen kann (sprich ohne sich in Gefahr zu begeben), solchen die nuetzlich oder schaedlich sind, und dann eben alles was Duterte, Pacquiao oder den Buergermeister schaden koennte. Dann sind auch noch Ruecksichtnahmen auf NPA, MNLF und MILF wichtig. Bei den Lokalreportern erweitert sich die Liste noch um den Boss und seine Interessen. Meine Meinung zum phil. Journalismus ist maessig, allerdings gibt es leuchtende Ausnahmen. Viele der letzteren bezahlen einen hohen Preis. Manche haben es nicht ueberlebt. Duterte bruestet sich ja selbst mit den Morden.
Ich bin gespannt auf die aktuellen "Import"-Tarife, "Kosten" bei Investitionen, die interessanten Visatypen (die man so nicht kennt, weil es diese nicht gibt). Leider ist ein wichtiger Geschaeftsmann mit ueber 30 Jahren Erfahrung im Land sanft entschlafen (auf einer Auslandsreise, also saubere Sache). Daher fliessen einige Infos weniger ueppig. Insgesamt hat sich bislang die Korruption nicht vermindert. Sie hat sich umstrukturiert, da die Dutertes ihren Einfluss ausgebaut haben und nun ueberall Anteile einziehen. D.h. der Kuchen wurde umverteilt. Von daher sind Immigration, Zoll, LTO, Landoffice, die Stromkooperative und andere Aemter nicht weniger kaeuflich oder funktionieren nicht weniger als Selbstbedienungsladen. Der Drogenhandel blueht ja besonders in Davao mit Containerladungen, die auf seltsame Weise auftauchen.
Fuer den einen oder anderen Expat mag die gefuehlte Kriminalitaet abgenommen haben, doch dies ist truegerisch. Es wird weniger berichtet (siehe oben), oft ueberhaupt nicht. Das laeuft genau so ab, wie seit Jahren in Davao. Die Stadt ist ein Verbrechernest mit den uebelsten Statistiken, nur in der Presse herrscht eitel Sonnenschein. Das Abschlachten von Kleinkriminellen mag der Mittelklasse und einigen Expats gelegen kommen, es verdeckt aber die zunehmende Durchdringung der Gesellschaft durch mafioese Strukturen, die nun oft nicht allein lokal organisiert sind.
Besonders interessant wird der Kaffee mit dem Boss der Bankfiliale werden. Wir reden in der Regel gut eine Stunde. Er ist aeusserst interessiert an meinen Beobachtungen aus Mindanao. Er selbst kennt seine Region auf Luzon besser als das Finanzamt und die Polizei.
Ich war hier ein wenig ausfuehrlich. Mir geht's im Endeffekt um die Einsicht, dass fast alles nicht so ist, wie es scheint. Expats sind gut beraten sich bei langfristigen Bindungen, wie z.B. Investitionen, sehr gut zu informieren, insbesondere ueber die Filipinos mit denen sie es zu tun haben. Meine beste business Entscheidung auf den Phils war kein Geld in langfristige Sachen, z.B. ein Grundstueck, zu stecken. Immer mieten, selbst den fahrbaren Untersatz, grosse Bedacht bei den Bankkonten, und nie Gespraeche ueber Finanzen fuehren. Ich habe mittlerweile eine Reihe von guten Bekannten. Mit denen kann ich mich relativ sachlich austauschen, weniger als eine Handvoll Freunde, die mir auch jederzeit mit Geld aushelfen wuerden. Letzteres ist der ultimative Test. Anders herum natuerlich ebenso.
Fuer Kurzzeitreisende sind diese Einsichten sicherlich weniger spannend. Allein die philippinische Ordnungsliebe macht es ihnen einfacher. Man unterscheidet sorgfaeltig zwischen Kleinkriminellen und richtig ueblen Typen. Zur Vereinfachung der Identifizierung tragen viele der letzteren Kategorie Uniform.