Das stammt noch aus Anno 2005. Nur mal so als Vergleich
hallo du,
ja, was machst du wohl in thailand?
was machste denn in deutschland?
nicht so verkehrt die frage, denn mir ist aufgefallen, daß viele ihre lebensgewohnheiten mit hierherbringen und auch beibehalten wollen.
egal, wohin man geht, man nimmt sich ja überallhin mit.
gut, "ran" und die "erste reihe" gibt es hier nicht. aber genau danach wirst du dich sehnen! nach dem "tatort" sonntags abends vielleicht, nach der "tagesschau" und nach "panorama" und "report". in dieser hinsicht wirst du dein gewohntes leben ändern müssen. das weißt du aber.
im hinblick auf die gesamte restliche freizeit-, oder besser: freie zeit-gestaltung, gilt es, selber intitiativ zu werden. das wollen wir mal untersuchen!
ich hatte ja schon davon berichtet wie öd und leer die tage hier für manchen sind. uniforme wochenabläufe, die wie hohle überlebensgerüste vor sich hergetragen werden: donnerstags ist lotterietag, freitags stammtisch, samstags sport im fernsehn und sonntags familientag. selbst die tagesabläufe sind wie festgezurrt: morgens um elf das erste bier...
aber die deutschen freunde fehlen und der verzicht auf vertraute gespräche.
das schmerzt.
gerechterweise muß ich aber auch sagen, daß ich viele kenne, die mit ihrem leben hier sehr gut zurechtkommen. manche bauen sich ein haus, manche müssen ständig etwas reparieren, manche verbringen viel zeit vor dem computer und manche waren wohl schon immer faulpelze und finden gar nichts dabei, ihre zeit ohne mühen zu vergeigen.
im grunde geht es um sinnstiftende zeitgestaltung. und die herausforderung dabei ist, dies in eigener verantwortung herauszufinden. das kennen wir ja aus deutschland nicht, wo das leben wie auf schienen dahinläuft und wo uns große teile unseres tagesablaufes vorgegeben sind. häufig kommen wir einfach nicht dazu, darüber nachzudenken, wie wir unser leben mit für uns wertvollem inhalt ausfüllen wollen. der arbeitsalltag frißt den größten teil des tages auf und selbst für unsere freizeitgestaltung bleiben nur enge zeitfenster.
sinnstiftende lebensgestaltung sollte aber für JEDEN menschen ein aktives anliegen sein. daß dies weitgehend nicht so ist, kannst du ganz gut in jedem urlaubsdomizil ums mittelmeer und anderswo beobachten, wo die bedauernswerten, aus ihrem arbeitsalltag herausgerissenen menschen sich 14 lange tage auf ihren mühsam ergatterten handtuchliegen gräßlich langweilen. der erlebnislose tagesablauf ist eingezwängt zwischen frühstücks- und abendbuffet und findet seinen vorgeblichen höhepunkt im hoteleigenen animationsprogramm. diese armseligen abendunterhaltungen mit ihren tieffliegenden scherzen und zweideutigen bühnenhopsereien spiegeln doch die ganze hilflosigkeit wider, dem trägen, zu keiner eigenen anstrengung fähigen urlaubsmenschen, einen funken von lebendigkeit zu einzuhauchen.
angst regiert die szene. ohne führung macht man keinen schritt zuviel ins land. das fremde essen ist zu scharf, der europäische"ARSCH"paßt nicht auf die landesüblichen klos und die einheimischen lungern ja nur herum und arbeiten nix. man versteht die sprache nicht, man ist grundsätzlich skeptisch gegenüber allem fremdem und wittert betrug und diebstahl hinter jedem schnauzbart. so machen angst und vorurteile inaktiv und würgen eigeninitiative ab. dabei vertut man die schöne zeit und verpaßt wunderbare gelegenheiten.
doch zurück zum thema! es kann nicht darum gehen, zeit totzuschlagen oder herumzubringen, denn dies erfüllt uns nicht, ist nur vorübergehend spannend und schnell stellt sich widerwille und überdruß ein. es geht um beschäftigungen, die wir gerne tun, die uns ausfüllen, die unsere interessen und fähigkeiten widerspiegeln und mit denen wir unser ureignes selbst - jeder für sich und auf seine weise - verwirklichen können.
in dem maße, in dem wir dies NICHT tun, gehen wir am leben vorbei.
man könnte auch sagen: sei, der du bist!
aber für jemanden, der das nie gelernt hat, ist es schwer.
aber nicht unmöglich.
insofern könnte so eine auswanderung ein tolle gelegenheit zur auseinandersetzung mit sich selbst werden.
allein, die praxis sieht anders aus. (siehe oben!)
ich für meinen teil habe ja schon gesagt, daß ich mich hier sehr wohl fühle.
ich habe in mich hineingehorcht und offensichtlich die richtigen entscheidungen getroffen. natürlich habe ich auch glück gehabt dabei. aber auf jeden fall habe ich großes vertrauen in mich selbst und hab auch gelernt, den dingen gelegenheit zu geben, sich zu entwickeln. ich bin endlich in einem leben angekommen, von dem ich lange zeit nur ungewisse vorstellungen hatte, und wiewohl vieles nicht perfekt ist und verzicht auf so manches dazugehört, langeweile ich mich überhaupt nicht. mitunter bin ich mit dem rad unterwegs, täglich gehe ich spazieren, lese viel und schreibe etwas, hocke mit freunden zusammen und unterhalte mich viel mit meiner freundin. das mag sich banal anhören, aber es ist mein weg, mit dem ich zufrieden bin. damit ist schon viel erreicht.
für deine eigene zeit, muß du selber herausfinden, wozu du sie gerne verwenden möchtest. da kann man gar keine hinweise geben. das ist deine aufgabe, und die kannst nur du knacken.
dabei wünsche ich dir viel erfolg!
schon seit 2 jahren in thailand
ich lebe seit zwei jahren in thailand.
zu dritt verbrauchen wir 35000 baht.
dies überrascht mich immer wieder.
nicht, daß es so wenig, sondern, daß es so viel ist!
wir zahlen 5000 baht miete, haben ein auto (nissan nv 260 000 baht, gebraucht gekauft) und ein moped (25000 baht, gebraucht gekauft).
schulgeld für den bub ist dabei sowie anfällige reparaturen
und kleinanschaffungen.
was nicht dabei ist:
- gelegentliche ausflüge im land
- flüge nach hause und dortige lebenskosten
- krankenversicherungen
ich führe nicht genau buch über unsere ausgaben, sehe nur immer die monatsdifferenz auf dem konto.
wie schon gesagt wurde, kommt es sehr auf den lebenstil an. wer importierten käse und wein mag, muß tiefer in die tasche greifen. das ist richtig.
hier leben sehr viele rentnersleut, die mit ihren "kleinrente" von 40/45000 baht fürstlich auskommen, ja sogar noch geld sparen können. die meisten leben zur miete. wobei man hier zur zeit von einer schnittmiete von 7000 baht ausgehen muß.
ich würde mal tippen, daß du für eine vierköpfige familie obergrenze 40/45000 baht brauchen wirst.
auf den ersten blick sieht das alles immer so schön billig aus: eine suppe für 20 baht und ein reisgericht für 30 oder 40.
aber beim wohnen fängts dann schon an, geld zu kosten.
in eines enges townhaus mit lärmigen thainachbarn, die späte partys feiern, will man sich nicht so gerne zwängen lassen.
ein häuschen im grüngürtel des städtchens kostet auch hier eine deutsche miete von 15000 baht aufwärts und ein häuschen im grünen etwas weiter draußen setzt ein fahrzeug voraus.
die meisten häuser, die an falangs vermietet werden, sind zu allermeist spärlich möbiliert, sodaß man herd, kühlschrank, bett, schränke, sofa und sessel und esstisch vorfindet. ansprüche an das abgewohnte mobiliar darf man aber keine haben.
ich bin gerade in ein UNmöbiliertes haus umgezogen.
kostenpunkt: 100000 baht.
aber der wohlfühlfaktor ist erheblich gestiegen.
eine AUSWANDERUNG ist ein scharfer schnitt. man läßt freunde und angehörige zurück. katapuliert sich heraus aus gewohntem, auch aus seinen
in deutschland üblichen versicherungsauswüchsen.
woanders will man neu anfangen.
doch man braucht leute zum quatschen fürs abendliche bier und man braucht freunde, die wasserleitungen verlegen können.
aber man muß auch geduld mit sich selber haben.
man muß den dingen gelegenheit geben, sich zu entwickeln.
dazu braucht man zeit.
man muß wissen, es geht nicht alles glatt und
es geht nicht alles auf einmal.
damit bin ich gut gefahren.
hab klein angefangen, hab reingerochen, hab die verhältnisse erschnuppert,
hab die sprache erlernt, hab freunde gefunden.
und hab gesehen, daß etwas da ist, worauf es sich lohnt aufzubauen.
es war ein spagat und die anfangszeit war mit viel unsicherheit begleitet.
aber heute bin ich mir sicherer als jemals, daß ich nirgends anders mehr
hingehen möchte.
nicht zu teuer:
eine miete von 5000 baht finde ich aber sehr erschwinglich. vorher zahlte ich 6000. immerhin ein freistehendes haus mit gärtchen. so auch diesmal. ich kenne einen deutschen rentner, der 8 km außerhalb des städtchens für 2000 baht wohnt und aus dem schönen, eingewachsenen anwesen sogar ein orchideenparadies gemacht hat. ein anderer zahlt 3500 baht, freistehend mit garten und sogar strandnähe. aber dies sind eher die ausnahmen.
natürlich sollten solche häuser im innern unseren wohnbedürfnissen angepaßt werden, insbes. küche und bad. aber die aufwendungen sind nicht so belastend und rechnen sich wegen der geringen miete allemal.
für neue häuser, die keine wünsche offen lassen, zahlen einige sogar 10000 baht im monat.
die thais verziehen immer die schnute, wenn sie hören, daß wir zur miete wohnen. das sei doch rausgeworfenes geld, und sie kommen mit so grellen vorschlägen, das haus zu kaufen, anzuzahlen und es über die zeit abzustottern. als ob das geld das problem wäre!
wenn ich ein haus auf meinen namen kaufen könnte, hätte ich dies schon längst getan, und nicht nur eins! hier erzielt man bei vermietung spitzenrenditen von 8 bis 10 prozent und die aufwendungen für die häuser sind gering. windige hilfskonstruktionen für den kauf scheiden aber aus.
tja, wo geht das ganze geld hin? auto fahre ich nicht viel, aber wenn, dann läufts ja nicht mit wasser. bier trinke ich so an die drei flaschen am tag, sind auch schon wieder 150 baht, also 4500 im monat. für strom bezahlen wir 300 baht, für wasser 60, telefon (hausanschluß) 600, kabel-tv 250. wir kochen zu hause und bei den einkäufen hierfür kommen wir mit 4000 baht hin. abends gehen wir mitunter aus, aber die unterhaltungsmöglichkeiten erschöpfen sich im wechselweisen aufsuchen verschiedenener esslokale. kino, theater, oper, is klar, das gibts hier nich.
also, du siehst, wir leben ganz bescheiden und sind auch nicht "zivilisationsverwöhnt", wir haben ja noch nicht mal ein mobil! und das ist hier standard.
was die sprache anbetrifft, so war ich gezwungen sie zu lernen, denn sonst hätten wir uns gar nicht unterhalten können. ich kann sie allerdings nicht lesen und schreiben.
die allermeisten, die hier leben, tun sich dies aber nicht an und brabbeln in ihrem verqueren englisch auf die thais ein, was die aber gern in gleicher weise zurückgeben.
ein älteres paar kenne ich sogar, da spricht er NUR deutsch und sie NUR thai. sie leben schon seit jahren zusammen.
generell kann ich sagen, daß es viel hilft, wenn man sich mit den thais in ihrer sprache unterhalten kann, und sie loben einen auch immer nach kräften, wiewohl man selber noch am besten um so manche defizite weiß. aber sobald wir uns entschlossen haben, hier leben zu wollen, sollten wir uns um die sprache bemühen. dies sehe ich als unerläßlichen und überaus hilfreichen beitrag im bemühem um integration an. auch steigt dann unser ansehen bei den thais, zumal wir sie nicht zwingen, uns in englisch begegnen zu müssen. was ihnen ja bekanntermaßen nicht so gut gelingt.
was die wieder-abwanderung von expats betrifft, so kann ich dies für hiesige verhältnisse nicht bestätigen, was aber daran liegen mag, daß hier überwiegend rentnersleut leben. die müssen nicht mehr gucken, wo die kohle herkommt, denn die rente läuft und ist ja auch einstweilen sicher.
so mag es sein, daß sich auf koh samui eher jüngere leute versuchen niederzulassen, wo der finanzielle background nicht gegeben ist und wo die anfänglich hochfliegenden ideen vom broterwerb bruchgelandet sind.
ich für meinen teil bekomme keine rente und bin auch noch nicht so alt. als ich ging, habe ich in deutschalnd alles verkauft und davon zehre ich nun. ich brauche keine bar zu eröffnen und auch keine tauchschule.
was hier verschiedentlich schon in anderen threads im hinblick auf erwerbsmöglichkeiten geschrieben wurde, so kann ich bestätigen, daß dies ein sehr schweres feld ist. das gängigste und simpelste modell ist, glaube ich, eine bar für überteuertes geld zu erwerben, womöglich sogar noch mit partnern, die einen betrügen. einer schrieb ja, daß er von seiner bar prima leben kann. das gönne ich ihm von herzen. denn zu allermeist sind solche vermeintlichen okkasionen turbounterstützte geldschredderanlagen.
mir scheint, es sind eher so solide handwerksberufe, auf die sich auch hier gut gründen läßt. wer brot backen und wurst machen kann, wer schinken räuchern kann, wer häuser planen und bauen kann und wer computer reparieren kann, der findet auch hier einen baht, wenn auch keinen goldenen.
aber dies muß sich jeder hier vor ort, sozusagen "dicht dran am feind", angucken. vom fernen deutschland aus wird das nix.
was die von dir erwähnte mißgunst unter den expats betrifft, so tritt dies hier stellenweise schon zutage. aber das ist wie überall, wo menschen leben. es gibt immer welche, die einen anderen nicht leiden können, und es gibt auch hier streit und heftige auseinandersetzungen. zum glück kenne ich aber wenige davon.
in der regel ist die expat-gemeinde ja nicht sehr groß. man ist zwar nicht aufeinander angewiesen, aber man kennt und begegnet sich. so gibt es leicht interessenszusammenschlüsse, die aber nicht statisch sind und fluktuationen unterliegen. und genauso gibt es andersherum interessensgegensätze und meinungsverschiedenheiten, weshalb auch schon mal gerne über den einen oder anderen nichtanwesenden getratscht und hergezogen wird, um sich luft zu verschaffen oder verbündete zu finden. alles menschlich. aber zumeist gehen sich die kontrahenten in weiser manier schon selber weiträumig aus dem weg, so daß es bei gelegentlichen verbalattacken bleibt.
wer ein sturkopp und besserwisser ist, der findet auch hier nur wenige wegbegleiter. aber wer gelegentlich seine freunde zu einer hausparty einlädt, verbessert und festigt die sozialen bande erheblich.
viele leben hier ohne sinnvolle beschäftigung, haben endlos zeit und langweilen sich durch den tag oder haben ein alkoholproblem. die kommunikation mit dem thaipartner hat seine grenzen, die deutsche welle im fernsehn ist unergiebig und eigene sportliche aktivitäten kommen wegen hartnäckiger faulheit nicht in frage.
daher gilt es nach den eigenen interessen zu forschen und initiativ zu werden. das nimmt einem keiner ab.
auszuwandern ist eine sehr weitreichende entscheidung.
mut braucht man, um zu gehen - geduld und zuversicht, um zu bleiben.