Seit drei Tagen fliehen kambodschanische Gastarbeiter in einem relativ geordneten Prozess über den Ban Laem Border Check Point zu tausenden in ihr Heimatland.
Ich hatte irgendwo gelesen, dass die kambodschanische Regierung sie aufgefordert habe, zurückzukehren, da sie ansonsten ihre Staatsangehörigkeit verlören, finde aber die Quelle nicht mehr. Mal unabhängig von der (sehr europäischen) Frage, ob das in Kambodscha verfassungsrechtlich so ohne weiteres möglich wäre, die Staatsbürgerschaft zu entziehen, gibt es für mich weitere Merkwürdigkeiten zu denen ich gerne eure Einschätzung hätte:
- Wieso verfolgt die kambodschanische Regierung diese Politik? Was hätte sie davon, tausenden von Menschen die Staatsangehörigkeit zu entziehen?
- Ich gehe davon aus, dass die rund 1 Mio. Kambodschaner mit ihrem in Thailand verdienten Geld einen erheblichen indirekten Beitrag zum kambodschanischen BIP und zur Versorgung vieler Familienmitglieder in der Heimat leisten. Diese Wirtschaftsleistung (oder Armutsprävention, wie man es nimmt), fällt jetzt vom einen auf den anderen Tag weg. Das dürfte ein riesengroßes soziales Problem werden. Was hat die kambodschanische Regierung davon?
- Stattdessen bewegen sich demnächst hunderttausende Kambodschaner im Land, die weder Arbeit haben noch welche bekommen werden. Aus meiner Sicht ein Risiko für die Hun-Clique mit Blick auf innerkambodschanische soziale Unruhen, das sie durch ihr Vorgehen sich selbst bereitet haben.
Auf einem anderen Blatt steht natürlich, was mit den Kambodschanern passieren würde, wenn sie in Thailand bleiben. Was ich bisher nirgendwo las (aber auch überlesen haben könnte) ist, dass die thailändische Regierung die Kambodschaner aus dem Land drängt. Auch habe ich bisher nichts über größere Übergriffe auf kambodschanische Gastarbeiter gelesen. Was ich aber weiß: Nicht nur auf der Beach Road werden diese Arbeitskräfte fehlen. Auch am Bau, in Restaurants usw. Ich selbst habe im Dienstleistungsbereich (mit und ohne rotem Licht) viele Beschäftigte aus Kambodscha kennengelernt. Natürlich gibt es auch sehr viele Laoten und vor allem Menschen aus Myanmar, die sich ihren kargen Lebensunterhalt in Thailand verdingen, aber auf einen Schlag auf die Mitarbeit einer vermutlich hohen sechsstelligen Zahl von Kambodschanern verzichten zu müssen, ist für die thailändische Wirtschaft nicht ohne. Zumal die vor allem Jobs machen, die die meisten Thais nicht verrichten würden.
Dass Kambodschanerinnen und Kambodschaner (trotzdem) um ihre Sicherheit fürchten und wieder der KSta in seiner Überschrift suggeriert, selbst zurückwollen (trotz fehlender wirtschaflticher Perspektive) kann ich natürlich nachvollziehen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass viele aus eben jenen wirtschaftlichen Gründen den Konflikt lieber mit ihrem Einkommen in ihren Jobs in Thailand aussitzen würden. ist ja nicht das erste Mal.
Wie schätzt ihr diese Lage ein?
Habt ihr Infos, Spekulationen, Meinungen, Erfahrungen?
Freue mich auf Feedback zu dieser Sidedish-Frage des Konfliktes.