Vergiß es.
Es gab eine Zeit, in der auf ein thailändisches Sparbuch satte 13% Zinsen gezahlt wurden. In der Zeit wurden für Kredite in D 7-8% fällig, in Japan sogar nur 4-5%. So manch einer kam auf die Geschäftsidee, sich im Ausland mit Krediten einzudecken und das Geld in Thailand anzulegen. Mit den Zinsen aus Thailand sollte der Kredit im Ausland bedient werden und nach Ablauf des Kredites wäre die Anlage in Thailand der Gewinn. Sollten die Zinsen in Thailand einbrechen oder der Kurs der thailändischen Währung zu einem Break-Even führen, wird das Geld aus Thailand abgezogen und der Kredit zurück bezahlt.
Im Grunde eine Geld-Druck-Anlage ohne jedes Risiko.
Als es zum Break-Even kam und die Leute das Geld von LOS ins Ausland transferieren wollten, klappte das aber nicht. Mal haperte es an der Bank-Software, mal an fehlenden Formalitäten, mal sah man sich dem Vorwurf illegaler Tätigkeit durch die Zinsgewinne ausgesetzt, ein anderes Mal sollte man den legalen Erwerb des eingeführten Geldes nachweisen.
Die zeitnahe und damit verlustfreie Rücküberweisung des eingeführten Geldes erfolgte äußerst selten, wenn sie denn überhaupt erfolgte. Wo doch in den Regularien des thailändischen Zahlungsverkehrs steht, dass jede nachgewiesene Auslandsüberweisung in Fremdwährung wieder ins Ausland zurück überwiesen werden darf.
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum das so war.
#1 - Der Aspekt der Banken
Die Kreditwürdigkeit der Banken -auch in LOS- gegenüber der Staatsbank erhöht sich mit den Einlagen der Sparer der Bank. Je mehr Spar-Geld eine Bank einsammeln kann, um so höher sind die Kredite der Staats-Bank an die Spar-Bank, die wiederum diese Kredite als Bankkredite vergeben kann.
Fließt frisches Geld in die Spar-Bank, kann sie ein mehrfaches der Einlagen als Kredit vergeben. Wird Geld aus der Bank abgezogen, muss sie ein mehrfaches dieser Summe an ausgegebenen Krediten stornieren oder der Staatsbank gegenüber Kapital nachweisen, das dem abgeflossenen Geld entspricht, damit sie in der vorherigen Höhe kreditwürdig bleibt.
Im vorher geschilderten Szenario des Zinsgewinnes würde es zu einer massenhaften Auflösung von Sparkonten führen und damit einer gravierenden Verringerung der Spareinlagen. Demzufolge ist die Spareinlagendeckung der Bank gegenüber der kreditgebenden Staatsbank nicht mehr gewährleistet und die Bank kann keine neuen Kredite mehr vergeben.
Eine Verschleppung der Rücküberweisung von Spareinlagen kommt der Bank also in der Weise zu gute, dass sie Zeit gewinnt, sich umzustrukturieren, um der Staatsbank gegenüber im alten Volumen kreditwürdig zu sein. Eine Möglichkeit der Umstrukturierung wäre eine kurzfristige Kapitalerhöhung am Aktienmarkt oder eine Ausgliederung von kritischen oder gar notleidenden Krediten in ein sogenannte Bad-Bank.
Der zeitgleiche Abzug von großen Summen ausländischen Kapitals in Landeswährung bringt -und ich hoffe, ich habe das eindrücklich erklärt- jede thailändische Bank in erhebliche Schwierigkeiten. Eine Verzögerung des Abzugs geschieht aus rein geschäftlichen Interessen.
#2 Der Aspekt der Staatsbank
Die Staatsbank ist im Gegensatz zur Spar-Bank kein gewinnorientiertes Unternehmen auch wenn es dann und wann Gewinne generiert. Die Staatsbank ist die Währungshüterin eines Landes. Sie soll sicherstellen, dass die Währung des Landes im Konzert mit den Welt-Währungen die Kauf- und Produktionskraft des Landes widerspiegelt. Als Instrumente dienen das Anheben oder Absenken des Leitzinses, der einen direkten Einfluss auf Spar- und Kreditzinsen hat als auch das Anlocken von ausländischem Kapital durch besondere Währungskurse.
Desweiteren obliegt der thailändischen Staatsbank die Kontrolle und Genehmigung von Auslandsüberweisungen. Sie kann prüfen, verzögern und verhindern, dass thailändisches Geld ins Ausland fließt.
Warum wird sie das tun?
Im oben genannten Szenario haben Zehntausende den Zins-Unterschied genutzt, um durch eigene Bonität und gefälligem Nichtstun einen satten Gewinn einzufahren. Andere setzten ihren Kredit an der Börse ein und fuhren ein mehrfaches der Sparbuchhalter ein.
Allen gemeinsam war die Sorge, wie der erzielte Gewinn plus Kapital bei fallenden Wechselkursen so schnell wie möglich wieder ins Ausland gebracht werden konnte. Der legale Weg ging nur mittels Sparbank über die Staatsbank.
Der illegale Weg ging über "private" Moneychanger mit relativ schlechtem Kurs und der Gefahr, mit Blüten bezahlt und/oder am Flughafen gefilzt zu werden.
Fragen wir uns mal, warum die Staatsbank so unfreundlich gegenüber ausländischen Geldgebern ist.
Die Staatsbank ist für die finanzielle Sicherheit des Landes verantwortlich. Wenn es dienlich ist, wird ausländisches Kapital angelockt. Wenn es dienlich ist, wird ausländisches Kapital eliminiert. Die Staatsbank ist keine moralische Instanz des Landes. Ihre Aufgabe ist es, einen einigermaßen gleich bleibenden Wohlstand gemessen an der Weltbevölkerung zu gewährleisten. Es ist nicht ihre Aufgabe, jeden und jede Institution vor Schaden zu bewahren.
Deswegen wird sie keine Rücksicht darauf nehmen, ob ausländische Anleger in Thailand auf Grund ihrer Entscheidung zu schaden kommen.
Und deswegen, Mr. Brown, kann ich nur davon abraten, Thailand in irgendeiner Weise als Investition zu betrachten.
