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Joe
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Doppelmord auf Koh Tao

neitmoj

Ladydrink iss nicht!
Inaktiver Member
18 März 2009
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Die ideale Lösung für alle Beteiligten wäre das Verschwinden der forensischen Untersuchungsakten. Da angeblich keine Proben erhalten bzw. aufbewahrt wurden, stünde die Staatsanwaltschaft mit leeren Händen da.
 
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Pascal

Sushi Lover
Inaktiver Member
25 August 2013
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KOH SAMUI/KOH TAO: Kurioses und abruptes Ende des zweiten Prozesstages im Doppelmordfall von Koh Tao: Weil die Anklagevertretung keinen burmesischen Dolmetscher für einen wichtigen Tatortzeugen aus Myanmar auftreiben konnte, mussten alle Akteure im Schwurgerichtssaal heute Mittag in die vorzeitige Pause gehen.

.

sorry, das zu lesen ist eine ophtamologische Vergewaltigung meiner Kullerchen...;)

P.S. sieht als Zitat sogar besser aus als das Original...
 
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Rebeiro

Hausbesetzer auf Samui
   Autor
3 Dezember 2009
4.106
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Berlin / Koh Samui
3 Prozesstag und auch gleich mal mit einer Frage an die User und Mods:
Besteht überhaupt Interesse das ich den Prozessablauf aus Sicht von Sam Gruber hier rein kopiere oder lest ihr selber die Zeitschrift "Der Farang " ?
Kurze PN an mich bitte


KOH SAMUI/KOH TAO: Der dritte Prozesstag im Doppelmordfall von Koh Tao ist heute der Tag der Anklagevertreter. Fünf Zeugen, allesamt Polizeiermittler und Mitarbeiter des Polizeilichen Gerichtsmedizinischen Institutes in Bangkok, werden voraussichtlich bis tief in die Nacht hinein detailliert über ihre Morduntersuchungen und Spurenermittlung zwischen dem Mordtag, 15. September und dem Abschluss ihrer Arbeit, dem 30. September 2014 befragt.


Der erste Zeuge, Polizeimajor Sanprasert (33), erklärte dreieinhalb Stunden lang anhand von Protokollen und Tatortfotos der ermordeten Briten Hannah Witheridge (23) und David Miller (24), wie er nach dem Anflug mit einem Polizeihelikopter um 10 Uhr den Tatort sowie entsprechende Spuren vorgefunden hatte. Der leitende Staatsanwalt und der Richter protokollierten jedes auch noch so kleines Detail für die Prozessakten. Und die sieben Verteidiger lauschten sichtlich angespannt.

Für den Vater und Bruder der ermordeten und mehrfach vergewaltigten Urlauberin Hannah Witheridge war das zu viel – sie verließen gegen 10.30 Uhr die Verhandlung und zogen sich zurück. Polizeimajor Sanprasert berichtete auch über die Spurensicherung außerhalb des Fundortes der Leiche sowie die damals weltweit verfolgten Massen-DNA-Tests an mehr als 300 Personen. Erst Anfang Oktober konnten trotz mehrfacher Erfolgsmeldungen der Polizei auf Koh Tao die heute vor Gericht stehenden Tatverdächtigen präsentiert werden: die burmesischen Gastronomie-Hilfsarbeiter Zaw Lin und Wai Phyo (22), die vor Gericht ihre Unschuld beteuern.

Probleme gab es gestern für das Verteidigerteam und ihren britischen Berater Andy Hall von der Menschrechtsorganisation ‚Reprieve‘. Hall berichtete, wie sich Polizeibeamte aus Koh Phangan und Koh Tao massiv beklagten, weshalb er und die Verteidiger „bösartige Menschen unterstützen“ und diese „ihrer gerechten Strafen entziehen“ wollten. Andy Hall versuchte den erzürnten Polizeibeamten zu vermitteln, dass die Verteidiger sehr wohl das Gericht und die Landessitten respektieren. Es sollte im Interesse aller sein, verteidigte sich Hall, dass die tatsächlichen Mörder von Hannah Witheridge und David Miller anhand zweifelsfreier Beweise überführt und verurteilt würden.

In der Mittagspause des heutigen Prozesstages gab Generalmajor Somkiat Kaewmuk, Leiter der Polizeidirektion Region 8 (südliche Provinzen Surat Thani, Nakhon Si Tammarat, Phuket und Chumphon) vor dem Gerichtsgebäude eine Erklärung an die Presse. Somkiat sagte, die Polizeiermittler hätten keine Beweismittel verfälscht oder gar unterschlagen und manipuliert. „Die Auswertung ist nicht unsere Aufgabe“, so Somkiat Kaewmuk, „wir haben die von uns gesammelten Beweismittel an die zuständigen forensischen Institute weitergeleitet.“

Die Verteidiger und die Menschenrechtsorganisation ‚Reprieve‘, die dieses Gerichtverfahren aktiv und mit Spenden unterstützt, hoffen auf eine neutrale Neuuntersuchung der noch vorhandenen DNA-Proben. Laut Auskunft der Polizei soll DNA am und im Körper von Mordopfer Witheridge gefunden worden sein sowie an einer möglichen Tatwaffe, außerdem an Zigarettenstummeln in der Nähe des Fundortes der Leichen von David Miller und Hannah Witheridge.

Entscheidend sei außerdem, sagte Andy Hall gegenüber dem FARANG, dass die später von britischen Ermittlern gesammelten DNA-Spuren ebenfalls von einem unabhängigen, nicht polizeilichen Forensischen Institut ausgewertet werden. Im Laufe des heutigen Verhandlungstages könnte die Entscheidung des Gerichtes fallen, ob das ‚Thai Forensische Institut“ in Bangkok mit seiner renommierten Leiterin Dr. Pornthip Rojanasunand in den Mordfall einsteigen wird.
 

hkt2012

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Inaktiver Member
20 August 2012
2.884
2.814
2.313
3 Prozesstag und auch gleich mal mit einer Frage an die User und Mods:
Besteht überhaupt Interesse das ich den Prozessablauf aus Sicht von Sam Gruber hier rein kopiere oder lest ihr selber die Zeitschrift "Der Farang " ?
Kurze PN an mich bitte


Da ich den Farang nicht lese:
Definitiv ja. Twitter ist zwar immer schneller, aber so hat man eine zusammenhängende Berichterstattung und muss nicht 20 Tweets lesen ;)

Deshalb: Danke.
 
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Gast_6

humoris causa
Inaktiver Member
8 September 2010
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Jaja, klar besteht Interesse.
Hau ruhig rein, schöner kriegt man es nicht zusammengefasst.
 
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teletubbi

Hat einen an der Klatsche
Verstorben
Sicht von Sam Gruber hier rein kopiere

Interesse ja.
Leider stellt sich die Frage ob der Verfasser das möchte.

Wenn ja gehört auch ein Link zur Quelle dazu.

Ich weiß, aber du glaubst gar nicht wegen was allem die Leute einem an die Karre fahren wollen.
 
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Rebeiro

Hausbesetzer auf Samui
   Autor
3 Dezember 2009
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Berlin / Koh Samui
Die zwei Welten im Mordfall von Koh Tao
Von:'http://der-farang.com/de/author/sam']Sam Gruber[/URL]|12.07.15|

KOH SAMUI/KOH TAO: Versteckte Drohungen von einzelnen Polizeibeamten gegen die Verteidigung, sprachliche Missverständnisse bei der Bewertung wichtiger Verfahrensdetails, schmerzhaft überforderte Angehörige der Mordopfer – die gerichtliche Aufarbeitung des Doppelmordes auf Koh Tao zeigt, wie weit Thailands Rechtsverständnis von europäischer Erwartungshaltung entfernt ist.

Drei Tage lang, fast 25 Verhandlungsstunden auf harten Holzbänken, verfolgten die Angehörigen der auf Koh Tao erschlagenen Rucksacktouristen Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) die Aufarbeitung eines Mordfalles, der weltweite Erschütterung hervorgerufen und ihr eigenes Leben zerstört hat. Verloren saßen sie in der ersten Reihe vor dem Arbeitstisch der Staatsanwälte. Ohne die pausenlos übersetzenden Dolmetscher wären die britischen Prozessbeobachter nicht in der Lage gewesen, auch nur einen Hauch davon zu empfangen, wie thailändische Gerichte ein solches Verbrechen aufarbeiten und ahnden.

Die Eltern von David Miller und sein jüngerer Bruder waren gekommen. Für die geschundene und erschlagene Hannah Witheridge kauerten der Vater und der ältere Bruder im Saal 6 des Provinzgerichts Koh Samui. Drei lange Tage verfolgten sie das Ringen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung um jeden Satz, um jedes Detail, um jede Wortformulierung für das wichtige Gerichtsprotokoll. Es waren Stunden, in denen ein grausames Verbrechen an einem weltbekannten Urlaubsort, dem Sairee Strand von Koh Tao, angefacht wurde wie ein beinahe schon erloschenes Feuer.

Vater Witheridge und sein erkennbar traumatisierter Sohn konnten die Schilderungen am dritten Tag des Verfahrens nicht mehr ertragen. Entsetzliche Fotos ihrer geliebten Hannah an einem Felsen des Sairee Beaches, die Beine gespreizt, das bildhübsche Gesicht mit einem schweren spitzen Gegenstand zertrümmert, Fotos, die auch tausendfach in Internetforen kursieren wie ein wiederkehrender Alptraum, weil Hobbyfotografen durch den Fundort der Leichen getrampelt sind, bevor die Ermittler kamen.

Die Verteidigung mit ihren sieben Juristen, darunter die Spitzenanwälte Nakhon Chomphuchat und der brillant attackierende Veerasadki Chotivanich, zog Register, wie sie zuvor selten vor einem thailändischen Gericht gezogen worden sind. Zwei arme burmesische Teufel, an deren Schuld fast nur die Polizeiermittler und die Staatsanwaltschaft glauben, erhielten Rechtsbeistand von allererster Güte. Kein prominenter, reicher thailändischer Angeklagter hätte besser vertreten werden können als diese beiden Gastarbeiter aus dem zerrütteten Land Myanmar.

Symptomatische Reaktionen der Vertreter thailändischer Staatsgewalt mit ihren mürrisch-feindlich wirkenden Polizeibeamten blieben nicht aus. Am Abend des zweiten Verhandlungstages, nach einem weiteren aggressiven Kreuzverhör durch die Verteidiger, gingen Polizisten aus Koh Phangan, Koh Tao und Samui die Nerven durch. Wütend attackierten sie das Juristenteam um Nakhon Chomphuchat und den britischen Berater Andy Hall. Die Vorwürfe gipfelten in „Beihilfe zum Mord“ und in „Vertuschung einer schweren Straftat durch bösartige burmesische Schuldige“. Die Wut und die Angst, einen sicher geglaubten Prozess verlieren zu können, scheuerten die Nerven blank.

Ausländische Prozessbeobachter – und deren Dolmetscher – wurden im Gerichtssaal mehrfach und unmissverständlich auf ihre Höflichkeitspflicht gegenüber einem königlich thailändischen Gericht hingewiesen. Verschränkte Arme während der Verhandlung, übereinander geschlagene Beine, Journalisten mit Notizblock und Kugelschreiber, ein zu hoch gerutschter Rock einer Dolmetscherin: sofort sprang einer der unterrangigen Polizeibeamten im Gerichtssaal auf und wies die Übeltäter barsch zurecht. Das Wahren der sakral anmutenden Souveränität des Schwurgerichts zeigte auch, wie wichtig in Thailand die Etikette ist und wie Arbeitsmechanismen von Ermittlern und Juristen zweitrangig dahinter zu logieren scheinen.

Selten sind hohe Polizeiermittler und Sachverständige des Polizeilich Forensischen Institutes aus Bangkok so massiv durch den Verteidigungswolf gedreht worden, wie bei diesem Mordprozess von Koh Tao. Der Vorsitzende Richter, ein besonnener und akribisch arbeitender Intellektueller, ließ die Verteidigung großzügig gewähren. Es entstand ein Eindruck, als wäre dem Gericht die prozessuale Wahrheitsfindung wichtiger als den Beteiligten der Anklage.

Nach drei Verhandlungstagen von voraussichtlich 15 bleibt der Ausgang dieses spektakulären Verfahrens in Südthailand offen. Über Schuld oder Unschuld von Zaw Lin und Wai Phyo wird nur in der Öffentlichkeit laut und kontrovers diskutiert. Verteidigung und Staatsanwaltschaft halten sich bedeckt. Es ist noch ein zu weiter Weg zu gehen bis zur Urteilsverkündung im Herbst dieses Jahres.

Der Kampf um das Leben zweier burmesischer Gastarbeiter, denen im Fall ihrer Verurteilung der Tod durch die Giftspritze droht, hat erst begonnen. Es ist ein Ringen um eine objektive Antwort und das Ringen für das Durchsetzen einer Rechtsordnung, die diesen Namen verdient. Nicht allen gefällt das in einem Umfeld, in dem DNA-Analysen wie das Privileg der Polizeikaste gehandhabt werden und in dem die Ermittler gerne allein entscheiden würden, wer schuldig ist und wer nicht.
 

Rebeiro

Hausbesetzer auf Samui
   Autor
3 Dezember 2009
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Berlin / Koh Samui
Update vierter Prozesstag im Doppelmordfall von Koh Tao. Das Gericht in Hua Thanon tagt noch und es geht wieder bis spät in die Nacht hinein - Auswertung der CCTV Kameras von Sairee.

17 Kameras lieferten Bilder vor dem Doppelmord

KOH SAMUI: Wie verbrachten die Mordopfer Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) die letzten Stunden ihres Lebens in der Partymeile des Badeorts Sairee auf Koh Tao? Videoexperten werteten heute am vierten Verhandlungstag des Doppelmordprozesses auf Koh Samui die CCTV-Kameras der Mordnacht aus.

Die Aufzeichnungen von 17 Kameras an 12 Standorten zwischen der Chopper Bar und der AC-Bar – auf einer Wegstrecke von etwa einem Kilometer - mussten die Ermittler unter der Aufsicht des Polizeimajors und Chefs der Spezialuntersuchungskommission der Polizeiregion 8, Cherdpong Chiewpreecha (46), vorführen. Der Sonderermittler hatte dafür zwei große Flachbildschirme aufstellen lassen und erläuterte der Schwurgerichtskammer detailliert als Zeuge der Anklage seine Erkenntnisse.

Am Morgen beim heutigen Prozessstart waren die Mütter der Angeklagten Zaw Lin und Wai Phyo (beide 21) erstmals im Gerichtssaal anwesend. Phyu Shwe Nu brach in lautes Weinen aus, als ihr Sohn Zaw und sein Freund Wai in Fußketten in den Saal 6 geführt wurden. Sogar der Richter zeigte Nerven und ließ die völlig aufgelöste Burmesin erst nach kurzer respektvoller Wartezeit von Polizeibeamten beruhigen. Phyu Shwe und Wai Phuo’s Mutter Myint Thein saßen den ganzen Tag über hinter ihren Söhnen und spendeten Trost.

Bei den Videovorführungen der 17 Kameras hätte man manchmal eine Stecknadel fallen hören können. Gespenstisch wirkten die Aufnahmen, die in der Nacht des 15. September 2014 entlang der Gastronomiemeile des Sairee Strandes aufgenommen worden waren. Polizeimajor Cherdpong und sein technisches Begleitteam ließen minutiös die Zeitabläufe zwischen Mitternacht und 2.30 Uhr morgens Revue passieren.

Nicht nur die beiden später bestialisch ermordeten jungen Briten sah man dabei unbedarft vorbeispazieren. Auch Freunde der Opfer, einer davon war kurzfristig selbst als Tatverdächtiger verhaftet worden, wurden von den Kameras erfasst, einige mehrfach. Wegen der langen Aufnahmezeit und der in der Tatnacht vielen Touristen in den Vergnügungslokalen am Sairee Beach habe die Auswertung mehrere Tage in Anspruch genommen, sagte der Polizeimajor aus.

Ob die stundenlang vor Gericht abgespielten Videoaufzeichnungen vollständig sind und auch jeder mögliche Tatverdächtige dort aufgenommen worden ist, das will die Verteidigung bei ihrem Kreuzverhör hinterfragen. Dieses hatte bei Redaktionsschluss dieses Beitrages noch nicht begonnen. Interessant ist laut Angaben des Verteidigerstabes um Nakhon Chomphuchat nicht nur der Zeitablauf der letzten Stunden der getöteten Rucksacktouristen. Interessant sei auch die Rolle der kurzfristig ebenfalls tatverdächtigen lokalen Betreiber der AC-Bar und ihrer Mitarbeiter.

Bis heute halten sich hartnäckige Zweifel an der tatsächlichen Schuld der burmesischen Angeklagten Zaw Lin und Wai Phyo. Ihre Mütter erklärten heute vor Verhandlungsbeginn unter Tränen, dass beide niemals zuvor mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren und nur zum Arbeiten nach Thailand gekommen seien. „Sie wollten uns unterstützen und Geld schicken. Und nun sitzen sie auf Koh Samui im Gefängnis und müssen für ein Verbrechen geradestehen, das sie nie und nimmer begangen haben können.“

Der Prozess wird morgen und am Freitag fortgesetzt.
 

Rebeiro

Hausbesetzer auf Samui
   Autor
3 Dezember 2009
4.106
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Berlin / Koh Samui
Tag 5 im Mordprozess von Koh Tao. Viele Aufzeichnungen von CCTV Kameras im Sairee-Strandort machen noch keinen Ermittlungsfrühling... Im Grunde sind wir nach vielen Stunden Verhandlung so schlau wie vorher. WAS ist dort in der Nacht des 15. September 2014 tatsächlich passiert? Und wer war es?

KOH SAMUI: Bis Mitternacht tagte gestern das Provinzgericht Koh Samui im Doppelmordfall von Koh Tao. Erschöpfte Prozessbeteiligte und erschöpfte Angeklagte – aber keine wirklich ‚erschöpfenden Antworten‘ nach der stundenlangen Auswertung vorhandener Videoimages der Mordnacht.


Heute früh erhielt die Verteidigung der burmesischen Tatverdächtigen Zaw Lin und Wai Phyo Gelegenheit, den für die CCTV-Kameraauswertung verantwortlichen Polizeimajor des Südthailändischen Direktionsbereiches Region 8 ins Kreuzverhör zu nehmen. Der Leiter des technischen Ermittlungsdienstes, Cherdpong Chiewpreecha, geriet dabei einige Male mächtig in Verlegenheit.


Hatte er gestern noch sehr professionell und mit einem Laserpointer ausgestattet alle Fragen der Anklagevertretung souverän gemeistert, so änderte sich das bei der akribischen Befragung der Verteidigung. Weshalb das Gericht und auch Polizeimajor Cherdpong mehrere Stunden darauf verwendeten, die Abläufe entlang der Sairee-Gastronomie-Meile bereits seit Mitternacht im Detail zu dokumentieren, wurde Prozessbeobachtern nicht ersichtlich. Am Ende fehlte trotz vieler Videodokumente das Wichtigste: Wann haben die Mordopfer Hannah Witheridge und David Miller nach 2.30 Uhr die AC-Bar verlassen, wie und wohin?


Möglicherweise könnten die britischen Rucksacktouristen den zum Strand führenden Hinterausgang benutzt haben, mutmaßte der Polizeimajor. Aufzeichnungen darüber gibt es bis heute keine – oder sie wurden nicht vor Gericht vorgelegt.


Erkennbar ist bei den hunderten von unterschiedlichen Videoaufnahmen der Mordnacht allenfalls, dass Freunde und Bekannte der Ermordeten ebenso zwischen der einen Kilometer entfernten Chopper Bar und der AC-Bar gependelt sind wie Witheridge und Miller. David Miller wurde kurz vor 2 Uhr morgens alleine aufgenommen, als er angeblich angetrunken von seinem Hotel noch einmal in die AC-Bar auf einen letzten Drink gehen wollte. Die Gruppe von insgesamt fünf britischen Touristen verbrachte nicht den gesamten Abend zusammen.


Dadurch erhärtete sich die Schilderung von britischen Freunden Millers, dass David und Hannah Witheridge kein Paar gewesen sind – und folglich die Version in Frage zu stellen wäre, ob die beiden zu später Stunde tatsächlich am Strand von Sairee intim werden wollten. In Koh Tao kursieren schon länger Geschichten, wonach Hannah Witheridge auf dem Nachhauseweg am Strand überfallen worden sein könnte und David Miller ihr zur Hilfe geeilt ist. Der 24 jährige von der britischen Insel Jersey und die ein Jahr jüngere Hannah hatten sich erst auf Koh Tao kennengelernt.


Die Gedächtnislücken des Polizeimajors im Kreuzverhör traten insbesondere bei Details wie Bekleidung oder besonderen Merkmalen von auf den Videos erfassten Personen zu Tage. Auch die Frage, ob möglicherweise andere Täter nach dem Mord mit einem Speedboot hätten fliehen können, wollte Cherdpong Chiewpreecha nicht beantworten. Er habe nur die 17 CCTV-Kameras im Ort Sairee und in Strandnähe ausgewertet. Einen anderen Auftrag hätte er nicht gehabt.


Chefverteidiger Nakhon Chomphuchat nahm die seiner Aussage zufolge ‚wenig professionelle Ausarbeitung der Videobänder‘ zum Anlass, neuerlich auf die schlampige Ermittlungsarbeit aller Beteiligten nach dem Mord hinzuweisen. Es sei, so Chomphuchat, ein weiterer Beweis dafür, wie selbstherrlich und unsachgemäß in einem so wichtigen Fall verfahren worden ist. Nicht nur die Verteidigung habe Mühe, anhand solcher Vorgaben an eine Tatschuld der angeklagten jungen Burmesen zu glauben.


Am heutigen Donnerstag wird wieder mit einer langen Sitzungsnacht im Saal 6 des Provinzgerichtes gerechnet. Zeuge Cherdpong ist nach der Mittagspause und Verlesung des vielseitigen Protokolls seiner Video-Dokumentation entlassen worden. Zur Stunde nimmt das Gericht wieder das Verfahren auf. Als Zeuge tritt ein DNA-Experte des Polizeilichen Forensischen Institutes in Bangkok auf. Auch morgen wird verhandelt werden. Prozessbeobachter schätzen, dass der angesetzte Urteilstermin Ende Oktober weit nach hinten rücken könnte.
 

Rebeiro

Hausbesetzer auf Samui
   Autor
3 Dezember 2009
4.106
8.353
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Berlin / Koh Samui
Sechster Verhandlungstag im Mordfall Koh Tao. Das Gericht hat nochmals eindeutig eine Neuuntersuchung der Tatortspuren und DNA angeordnet. Frage: Wie viel davon ist noch übrig und bringt aussagekräftige Hinweise auf das Gewaltverbrechen? Immerhin hat die Verteidigung hier bereits mehr erreicht, als manche vermutet hätten. Der vorsitzende Richter macht auf uns Prozessbeobachter einen souveränen Eindruck und geht in der Aufarbeitung mit unglaublicher Akribie vor. Das gibt Hoffnung.

KOH SAMUI: Wie viel der DNA, die bei den Mordermittlungen auf Koh Tao seit dem 15.September 2014 sichergestellt worden ist, blieb verwertbar? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Provinzgericht Koh Samui seit gestern bei der Einvernahme zweier polizeilicher Laborangestellter des Polizeilich Forensischen Institutes Bangkok.


Frau Kewalee Chanpan, Oberleutnant und mit der Spurenauswertung im Doppelmordfall an Hannah Witheridge und David Miller beauftragt, erstaunte gestern Nachmittag im Gericht mit ihrer deutlichen Aussage. Ihre Abteilung habe genügend DNA aufgearbeitet habe, um eine neuerliche Untersuchung vorzunehmen. Es sei gängige Praxis, erläuterte die forensische Fachkraft, DNA bis zu einem Jahr gebrauchsfähig zu lagern. Welche spezifischen Proben das in diesem Fall seien, konnte sie nicht sagen.


Ob ihre Auskunft im Gegensatz zu polizeilichen Äußerungen steht, in denen behauptet worden war, „die meisten DNA-Proben aus Koh Tao seien aufgebraucht und nicht mehr verwertbar“, muss die angeordnete Neuuntersuchung aller noch vorhandener Tatort-DNA ergeben. Das Rätselraten um die Frage, welche Spuren vom Doppelmord letztlich schlüssige Antworten geben könnten, geht weiter.


Die Verteidigung beklagte sich sichtlich genervt über das ständige Hin und Her und darüber, dass Polizei und Staatsanwaltschaft keine erkennbaren Anstrengungen unternommen hätten, sichergestelltes Material vom Tatort zügig einer Zweituntersuchung zuzuführen. Das ‚Zentrale Institut für Forensische Wissenschaften‘, das dem Justizministerium untersteht und von der weltweit geachteten Chefforensikerin Dr. Pornthip Rojanasunand geleitet wird, soll die verbliebenen und verwertbaren Spuren neu auswerten. Das ist heute vom Provinzgericht Koh Samui nochmals eindeutig angeordnet worden.


Das wichtigste Indiz in diesem Mordfall ist laut Staatsanwaltschaft das im Körper von Mordopfer Hannah Witheridge gefundene Sperma. Es handelt sich angeblich um DNA von zwei unterschiedlichen Tätern asiatischer Herkunft. Die Staatsanwaltschaft hat bekräftigt, es habe eine Übereinstimmung dieser DNA mit denen der Angeklagten Zaw Lin und Wai Phyo aus Myanmar gegeben. Bis heute ist für die Öffentlichkeit nicht ersichtlich, ob diese DNA-Abgleiche glaubwürdig und mit zweifelsfreier gerichtsmedizinischer Professionalität erfolgt sind.


Fest steht nach dem sechsten Verhandlungstag, dass ein gebrauchtes Condom vom Tatort nur die DNA von Hannah Witheridge aufweist und Spuren von Sand. Außerdem soll die mutmaßliche Tatwaffe, eine Gartenhacke, Blut von Hannah Witheridge enthalten haben – jedoch keinerlei weiteren DNA-Spuren von Zweiten oder Dritten. Vier Zigarettenstummel der Marke LM, die einige Meter vom Fundort der Leichen sichergestellt worden waren, seien den Beschuldigten Zaw Lin und Wai Phyo zugeordnet worden. Weitere Spuren sind ein Schuh, eine Socke und eine Tüte, die von den Ermittlern eingelagert wurden.


Gestern Abend brach das Gericht um 18.30 Uhr die Verhandlung ab und ersparte den Beteiligten und Angeklagten eine weitere Nachtsitzung. Zur Stunde wird mit der Einvernahme einer weiteren Laborfachkraft des Polizeilichen Forensischen Institutes fortgefahren. Das Gericht geht anschließend in eine vierwöchige Verhandlungspause und der Doppelmordprozess wird laut Terminplan erst Ende August wieder aufgenommen.


In britischen Medien spiegelt sich die gerichtliche Aufarbeitung des grausamen Mordes an den zwei jungen Rucksacktouristen Hannah Witheridge und David Miller auf vielen Titelseiten wider. Im Internet und in sozialen Netzwerken diskutieren Tausende über die Ermittlungsumstände auf Koh Tao.


Die Polizei und die Staatsanwaltschaft kommen dabei selten gut weg. Auch nach sechs Prozesstagen auf Koh Samui steht der Vorwurf im Raum, die Ermittlungen seien unter katastrophalen Begleiterscheinungen durchgeführt worden und die beiden Beschuldigten möglicherweise nur Sündenböcke.


Der Verteidigung um Rechtsanwalt Nakhon Chomphuchat ist es in sechs Verhandlungstagen gelungen, Zweifel an der fachkompetenten Aufnahme von Tatortspuren zu schüren. Auch die Auswertung der CCTV-Videoaufzeichnungen der Tatnacht ist von den Verteidigern zerpflückt worden. Weder habe es klare Zuordnungen von verdächtigen Personen auf diesen Videos gegeben, noch habe die Polizei es geschafft, das gesamte Umfeld des Sairee Beach bildlich auszuwerten. Der Bootspier in Sairee, möglicherweise sogar Ausgangspunkt für die Flucht von Tätern, sei bis heute nicht ermittlungstechnisch behandelt worden.
 

Ram0815

Schorsch
    Aktiv
18 April 2009
1.407
2.539
1.763
Süddeutschland
Ich bin gerade auf Koh Tao. Hier ist Geschäft wie immer. Die Morde sind schon lange abgechrieben, die Burmesen werden weiter schwarz beschäftigt, neue Hotels werden hochgezogen und Grudstücke and Ausländer vekloppt. Thailand halt.