Da sind wir uns auch einig - wollte aber nicht schreiben, dass für diesen Wandel, noch mind. ein oder zwei Generationen notwendig sind - sonst wird mir wieder unterstellt, ich würde die "Roten für dumme Bauern halten".
Fakt ist einfach - das solche Prozesse extrem langsam wachsen und auch ein Ergebnis von Erziehung und Schule sind - ebenso muss einmal von den "Anderen" Demokratie im Alltag vorgelebt werden.
Wollte auch nicht mehr dazu schreiben. Diese Thema kann und hat schon ganze Bücher gefüllt
Von "Arm - Reich" zu sprechen, finde ich aber etwas zu extrem.
Ich glaube wirklich arme Leute, gibt es heute in Europa mehr und extremer als in Thailand.
Wann ist man arm und wo fängt Reichtum an?
Kann Reichtum nicht auch sein, wenn man übers Jahr gesehen, mit relativ wenig Aufwand, genug Ertrag hat zum leben? (Beispiel Reis-Bauer im Isaan.)
War vielleicht der falsche Terminus. Man kann auch von privilegiert und unprivilegiert reden. Gibt viele Ausdrücke für dieses. Aber so ist es einfacher zu verstehen. Wie immer bei solchen Ausdrücken ist die Sicht auf diese rein subjektiv. Für den einen ist es Reichtum, wo für den anderen schon Armut anfängt.
Tatsache ist aber das der angeführte "Reichtum" der Reis Bauern im Isaan zum Teil massiv auf Überschuldung zurück zuführen ist. Jedes Dorf hat seinen Geldverleiher (meist chinesischer Herkunft). Dort wird sich lustig Geld geliehen, für einen neuen Traktor, für Saatgut, für Beerdigungen usw. Das perfide an diesem System ist aber das meist nicht Geld zurück verlangt wird sondern die Schulden in Reis beglichen werden.
Fällt die Ernte mal nicht so besonders aus ist der angebaute Reis weg und man braucht wieder neues geliehenes Geld um sich selber Reis zum leben zu kaufen. Ein Kreislauf der nur schwer zu durchbrechen ist.
Seien wir doch mal ehrlich - denken wir uns Werbung, Fernsehen, Handys. Luxus etc. pp. weg - was bleibt sind wieder zufriedene Leute. Geh mal nach "Laos" und schau dir an, wie dort noch Menschen leben, ohne den negativen Einfluss, welchem wir Alle durch die Konsum-Gesellschaft ausgesetzt sind.
Da man die Zeit aber nicht zurück drehen kann und die Konsumgesellschaft in Thailand schon voll zugeschlagen hat bleibt dies ein Wunschdenken. Ergo muß man diesem Umstand Rechnung tragen und es in eine vernünftige Politik integrieren um die Bedürfnisse seiner Bürger in dieser Hinsicht zu befriedigen.
Warte mal 10 - 15 Jahre dann kommen die Mechanismen des Konsums auch in Laos zum tragen.
Auch sollte man nicht vergessen, dass es in Thailand sehr wohl eine grosse Mittelschicht gibt, welche sehr, sehr gut lebt! Diese Leute findest Du aber wohl (wie schon gesagt) eher nicht bei den roten Demonstranten. Daher sehe ich die Bezeichnung "Arm gegen Reich" als völlig verfehlt an.
Bei einem Besuch im Isaan, kann man ganz leicht selber feststellen, dass dort wohl mittlerweile ganz schön Geld ausgegeben wird - woher dies nun teilweise kommt, ist wieder eine anderes Thema.
Genauso wie du diese Leute hauptsächlich in den Großstädten findest.
Frage diese Leute mal ob sie Nachts mit auf das Feld kommen um Ratten zu jagen als Essen.
Es gibt sehr wohl einen "Gap" zwischen diesen und den "einfachen" Leuten auf dem Lande.
Jein - ich glaube in Kummerland gibt es mittlerweile, eine viel schlimmere (wenn auch meist nicht sichtbare) Armut, als in Thailand. Obdachlose - Hartz IV-ler - vereinsamte Menschen etc. - alte Leute welche man erst nach Jahren, tot in der Wohnung findet - gibt es in Thailand wohl eher nicht.
Das ist aber mehr eine Gleichgültigkeit gegenüber anderen. Jeder ist sich halt selbst der nächste. In dieser Beziehung beneide ich die Thais um den teilweise noch funktionierenden Zusammenhalt innerhalb einer Familie.
Aber selbst mit Hartz IV lässt es sich angenehmer Leben als ohne Arbeit in Thailand. Gut ich werde mir nicht unbedingt einen 50 Zoll Flatscreen leisten können aber die Versorgung mit einem Fernseher z.B. ist sichergestellt und gehört zur Grundausrüstung einer Wohnung.
Dieses Netz fehlt jedoch komplett in Thailand und muss durch die Familie ersetzt werden.
Der "Mikro-Kosmos" ist doch in Thailand auch vollkommen in Ordnung - im Moment noch - trotz der Demos.
Aber es kann sich nun sehr schnell ändern, gerade wegen der aktuellen Situation.
Wenn dann in der Folge einmal, die Arbeitslosigkeit massiv ansteigt, Leute dadurch in die Kriminalität abrutschen, - der angestrebte Wohlstand nicht mehr erreich- erzielbar ist - dann kann man sich, bei den eitlen Selbstdarstellern bedanken, welche ihre Machtspiele auf dem Rücken der (unwissenden) Bevölkerung austragen.
Da wird es schwer für mich die Reaktion auf z.B. massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit richtig einzuschätzen. Weil dann müssten es Proteste vom Volk selbst geben und nicht von Irgendjemandem inszenierte wie jetzt.
Ich habe echt keinen Plan ob die Thais so ein Volk sind oder nicht und möchte auch keine Prognosen in dieser Beziehung abgeben.
Das ist ein anderes Thema - und in TH wohl auch nicht so aktuell.
War auch nur als Beispiel für Deutschland gemeint. Das man, wenn der Kühlschrank voll ist, auch wieder Zeit hat sich über banale und nicht wirklich änderbare Sachen aufzuregen. Gib mir meinen täglichen Frust über den ich mich aufregen kann und ich fresse die ganze andere Scheiße mit Freude.
Wenn Du dir aber die Obdachlosen & Bettler in Europa zu Gemüte führst, dann sehe ich dort viel mehr "Kampf ums Überleben" als in Thailand - was aber nicht heissen soll, dass von diesen eine Revolte ausgehen könnte.
Nein, dazu ist deren Anzahl im Verhältnis zur Bevölkerung in Europa (noch) zu gering.
Genau und ohne ploitische Anheizer, mit ganz anderen Motiven, wären auch in TH, Alle mehr oder weniger zufrieden.
Und damit wären wir wieder am Anfang. Nämlich das alles nur ein (gewagtes und gefährliches) Spiel einiger weniger mit einem ganzen Land ist. Wie ich schon vorher irgendwann mal geschrieben habe unterstelle ich keiner Seite lautere Absichten.