- Du musst dich besser um deine Tochter kümmern. Keine Softdrinks mehr, frisches Obst und Gemüse. 2 Mal am Tag solltest du mit ihr jeweils 1 Stunde spielen
- Du sollst kein Geld verschwenden. Mache die Klimaanlagen aus, wenn du nicht im Raum bist. Wenn du im Raum bist, dann sollten die Fenster zu sein.
- Helfe mir mit dem Haushalt. Den Außenbereich mache ich sauber, den Innenbereich teilen wir uns auf. Jeden zweiten Tag muss der Boden gewischt und gesaugt werden. Das Wäsche waschen teilen wir uns wechselseitig auf.
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Hoi Mike!
Ein alter Bericht, aber ich werde mich dennoch äußern, da andere das noch lesen und der Autor vielleicht auch einmal.
Ich habe tiefen Respekt davor, was du damals getan hast – nicht nur, dass du da warst und versucht hast zu helfen, sondern auch, wie viel Geduld, Verantwortungsgefühl und Herz du hineingelegt hast. Es war eine enorme Kraftanstrengung, die viele sich nicht einmal vorstellen können. Dein Wunsch, Ordnung, Stabilität und Fürsorge in dieses Leben zu bringen, war aufrichtig und bewundernswert.
Gleichzeitig war es wichtig – und das meine ich ganz ohne Vorwurf –, zu erkennen, dass eine Frau, die aus einem völlig anderen Kultur- und Lebensraum kam, die womöglich nie echte Fürsorge erlebt hatte und vielleicht tief traumatisiert war, nicht einfach „funktionieren“ konnte, auch wenn man ihr gut gemeinte Struktur anbot. Selbst wenn sie sinnvoll und hilfreich war.
Sie lebte innerlich wahrscheinlich in einem Zustand permanenter Überforderung. Sie hatte vielleicht nie gelernt, wie man für ein Kind sorgt, weil sich nie jemand wirklich um sie gekümmert hatte. Für sie bedeutete „Familienleben“ womöglich nichts Greifbares – nicht, weil es ihr an Verstand mangelte, sondern weil ihr Leben von ganz anderen Dingen geprägt war: Armut, Ausbeutung, vielleicht Gewalt, emotionale Kälte.
Und das Kind in diesem Umfeld – so klein, so verletzlich – wuchs in dieser inneren Leere mit auf. Nicht aus Lieblosigkeit, sondern weil niemand da war, der etwas anderes vorleben konnte. Du hast versucht, das aufzufangen, was über Jahre vernachlässigt wurde – mit Liebe, mit klaren Worten, mit Einsatz. Und dennoch bist du irgendwann an Grenzen gestoßen.
Vielleicht war das Schwerste, dass du gesehen hast, was alles möglich gewesen wäre, wenn sie sich wirklich hätte helfen lassen können. Aber du hast gespürt, dass man jemanden nicht retten kann, der dazu nicht bereit – oder schlicht nicht in der Lage – ist.
Diese Erfahrung tut weh. Und sie macht auch müde. Sie hinterlässt Fragen, vielleicht auch Wut oder ein Gefühl von Ohnmacht.
Und trotzdem: Was du getan hast, war nicht umsonst. Auch wenn es am Ende nicht so ausgegangen ist, wie du es dir gewünscht hattest – du hast einen Unterschied gemacht. Vielleicht warst du der erste Mensch, der sie wirklich gesehen und nicht nur benutzt oder verurteilt hat. Vielleicht hast du dem Kind einen Moment von Nähe geschenkt, den es sonst nie erlebt hätte.
Du hast gekämpft, wo viele weggeschaut hätten. Du hast gegeben, ohne sicher zu wissen, ob etwas zurückkommt. Und das allein verdient allergrößten Respekt.
Ich hoffe, du kannst mit Wärme auf dein Handeln zurückblicken – auch wenn es wehgetan hat.
Weißt du, ich habe einmal eine Frau aus der buchstäblichen Sklaverei befreit – eine Filipina, die ich während meiner Arbeit kennengelernt habe. Sie war in Saudi-Arabien als Hausangestellte festgehalten, wie so viele, ohne Rechte, ohne Lohn, ohne Perspektive. Was sie dort ertragen hat, war kaum in Worte zu fassen.
Aber der entscheidende Unterschied war: Sie wollte da raus. Und sie wollte mehr.
Diese Frau hatte eine unglaubliche Energie – eine fast wilde Entschlossenheit, ihr Leben zu verändern. Ihre Kraft kam von innen. Ich musste ihr keine Richtung zeigen – ich musste sie nur festhalten, als sie loslief. Und das hat sie getan. Schritt für Schritt. Ihr Wille war stärker als jede Umstände. Sie ist seit 2018 mit mir zusammen und meine Frau.
Deshalb sage ich das hier mit ganzem Herzen und ohne Vorwurf: Man kann niemanden „retten“, der nicht auch selbst raus will.
Egal wie viel Liebe, Struktur oder Unterstützung man anbietet – wenn der innere Impuls fehlt, wenn kein eigenes „Ich will!“ da ist, dann bleibt alles Hilfe von außen. Und das reicht oft nicht.
Im aktuellen Fall – so schwer das ist – sehe ich diesen inneren Funken nicht. Ich sehe keine Richtung, keinen festen Willen, aus der Spirale herauszukommen. Vielleicht fehlt nicht nur Kraft, sondern auch Vorstellung davon, dass es überhaupt ein anderes Leben geben könnte. Und das lässt einen als Helfender irgendwann leer zurück. Man trägt, aber man wird nicht getragen. Am Ende gilt immer: Es braucht zwei.
Jemanden, der hilft – und jemanden, der den Weg mitgehen will.
Und genau das macht alle Unterschiede.
Was ich dir zum Schluss noch mitgeben möchte – vielleicht als jemand, der Ähnliches erlebt hat und manches erst später wirklich verstanden hat: Hilfe darf nicht alles kosten. Nicht dich selbst.
alles Gute