Der Euro ist wieder schwach und notiert wieder deutlich unter 35 THB. Man könnte glauben, Thailand kommt besser durch die Krise als die Euro-Zone
Die grundsätzliche Marktpositionierung des Euro leitet sich aus seinem Verhältnis zum Dollar ab. Da es in Krisenzeiten eher eine Orientierung zu der Währung gibt, die man braucht, um z.B. Öl oder Gold zu kaufen und die in währungsschwachen Ländern als Ersatzwährung eingesetzt werden kann, hat der Dollar - trotz der angespannten Lage in seinem Heimatmarkt - derzeit wieder ein Prä vor dem Euro. Dazu kommen aktuell verstärkend natürlich die neuen Wirtschaftsdaten aus den von Corona besonders getroffenen Euro-Ländern, die negative ökonomische Lage-Einschätzung des EU-Wirtschaftskommissars letzte Woche und das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur EZB (ebenfalls letzte Woche, ließ den Kurs sofort schmelzen...). All das wird am Forex dazu genutzt, um kräftig gegen den Euro zu wetten und sich damit ein paar Kröten zu verdienen.
Nun ist das für Euro-Besitzer nicht so schlimm, wenn sie schwache Währungen, z.B. argentinische Peso oder sowas, kaufen wollen.
Beim Erwerb von Thai-Baht ist das aber anders. Warum? Der Thai-Baht ist einer der stabilsten Schwellenland-Währungen. Weil keine staatliche Überschuldung droht. Weil es auf Thailands Banken wenigstens noch ein paar Prozent Zinsen gibt. Weil die politischen Verhältnisse in Thailand derzeit (noch?) als stabil gelten. Damit wird der Baht zu einer attraktiven Fluchtwährung, um Kapital in Devisen oder Immobilien zu parken. Davon machten schon in der Vergangenheit viele Gebrauch, u.a. Festland- und Hongkong-Chinesen, aber nicht nur die. Das führt dazu, dass der Thai-Baht auch für die Thais unangenehm stark wird. Schlecht für den Tourismus, schlecht für den Export von Reis und von anderen landwirtschaftlichen und Industriegütern. Die thailändische Zentralbank hat vor Corona bereits versucht, dagegen zu halten. U.a. mit einer moderaten Beschränkung der Deviseneinfuhr und einer moderaten Leitzinssenkung. Aber die Handlungsmöglichkeiten der Thail. Zentralbank sind beschränkt (siehe Asienkrise 1997). Um sich umfänglich gegen Forex-Einflüsse zu schützen, ist das Land zu klein. Die Devisenzufuhr hat für manche (etwa im Baugewerbe) auch Vorteile und aufgrund der höchsten Verschuldungsrate im Bereich der Privathaushalte in Asien kann auch der Leitzins nicht (wie bei FED oder EZB) noch viel weiter gegen Null wandern, weil sonst das thailändische Bankensystem zusammenbrechen würde.
Ergo:
Es gibt nicht nur den EINEN Faktor, der das Verhältnis Euro-THB bestimmt.
Oft haben Währungsverhältnisse wenig mit Wirtschaftsleistung, sondern mit anderen Rahmenbedingungen zu tun und werden darüber hinaus vom FOREX-Handel erheblich beeinflusst, der seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt.
Die Regierungen können das Währungsverhältnis kaum beeinflussen, die (großen) Zentralbanken nur ein wenig mehr. Steuern kann es überhaupt niemand.
Es gibt de jure keine Währungsbindungen an den Dollar, de facto legt der Dollar aber immer noch die Grundlage für viele Währungspaare. Es wird noch eine Zeit dauern, bis er darin vom Renminbi abgelöst wird.