Im Falle einer Vergewaltigung oder bei grossem Altersunterschied mag der Rachegedanke der Familie des Mädels überwiegen und es käme erst gar nicht zu „Verhandlungen“. Dann bleibt nur noch der Knast.
Bei Fehlhandlungen gegen das Gesetz, agieren die Thais anders als wir Europäer. Rache ist nur selten die treibende Kraft. Meist geht es darum, den Fehler wieder gut zu machen. Wenn beispielsweise ein Familienvater, der einen wichtigen Teil des Einkommens herbeischafft, überfahren wird, dann ist ein Schaden (fehlende Einnahmequelle) entstanden, den der Unfallverursacher mit Geld wieder gut machen kann. Wird das getan, geht die Angelegenheit nicht vor Gericht.
Für den Westler sieht es dann so aus, als sei Korruption im Spiel, weil die Polizei bei der Schadensregulierung auch ihren Obolus kassiert und in Westlers Gerechtigkeitsvorstellung fehlt die Strafe des Gesetzes. Das sind zwei ganz unterschiedliche Grundauffassungen von Ordnung und Gesetz.
Betreffend Entjungferung ist es an einigen Orten so, dass die Polizei ein gewichtiges Wort mit zu reden hat. Darüber wird aber (fast) nie gesprochen. Für die Mädels und deren Familien wäre es zu gefährlich, darüber mit anderen zu sprechen. Deshalb ist es wie mit anderen Themen in Thailand, alles wissen etwas, keiner spricht darüber. Mir sind auch nur zwei solche Geschichten offenbart worden, weil das Mädel im Suff einen schwachen Moment hatte und berichtete, wie der Polizist bei ihrem Vater auf eine alte Schuld hinwies, die jetzt beglichen werden könne.