It is tea time.
Es ist Zeit für einen Tee. Wo? Im alt ehrwürdigen STRAND-Hotel. Unmittelbar am Hafen. Gleich nebenan die Britische Botschaft, hahahaha das ist kein Zufall. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren die Briten die Herren des Landes. Nur 8 Gehminuten von meinem Hotel / Guesthouse entfernt. Da könnt ihr mal sehen, wie zentral und prominent ich wohne. Wie oft mögen wohl Rudyard Kipling und Somerset Maugham durch diese Tür geschritten sein? Diese beiden englischen Romanciers haben hier oft residiert.
Charly stolz am Eingang
Wer mehr über dieses Hotel erfahren möchte, hier zwei Links:
The Strand Yangon : Yangon, Myanmar : The Leading Hotels of the World auf Deutsch
The Strand Yangon | Official Website | 5 Star Hotel in Myanmar auf Englisch, die offizielle Webseite
Ich lade Euch ein, mir zu folgen und mit mir eine Kanne „5 o'clock tea“ zu trinken, ach was, zu zelebrieren.
Die Lobby des Hotels
Für den, der so etwas Steriles mag, bitte schön.
Ein Zimmer – der „Standardroom“ - kostet 600 Dollar pro Nacht. Die „Besserverdienenden“, die „Wohlhabenden“ unter Euch, würdet ihr eine Woche für 4.200 Dollar dort übernachten wollen?
Für ca. 4000 Euro würde ich mit einem meiner Thaifreunde in Pattaya die Puppen tanzen lassen: und Party feiern; mindestens 2 Wochen würde die Kohle dafür reichen. Und selbstverständlich jede Nacht ein hübsches Mädchen … noch Fragen?
In der Bar. Bei einem Jasmin-Tee.
Zwei reizende, bildhübsche Servier-Mädchen, Hotelangestellte kümmerten sich um mich.
Meine Erwartungen bestätigten sich auch für dieses Luxus-Hotel. Hinter mir – rechts – saßen an zwei Tischen je ein älteres Ehepaar und unterhielten sich. In Blickrichtung vor mir ca. 12 m saßen zwei asiatische Geschäftsleute. Der eine blätterte in einem Aktenordner und der andere beschäftigte sich mit seinem Pocket-Pc. Ein weiteres Paar betrat die Bar und setzte sich auf die Barhocker an die Bar / Theke, bestellte zwei Longdrinks auf Eis und ödete sich gegenseitig an. Kurze Zeit später betrat ein Herr in einem blauen Anzug die Bar, setzte sich vor mir an den Tisch, rauchte eine Zigarette und spielte mit seinem Smartphone herum.
Eine Kommunikation zwischen diesen Luxusgästen kommt nicht zustande. Jedes Paar, jeder Gast sitzt einzeln, isoliert an seinem Tisch, auf seinem Barhocker und langweilt sich.
Ich lächle und schmunzel in mich hinein, während ich meine Umgebung beobachte. Mein Mienenspiel muß wohl sehr lebhaft gewesen sein. Eine der beiden Hotelangestellten, die mich beobachtet hat, kommt auf mich zu und beginnt ein Gespräch mit mir. Ich erzähle ihr von meinen Beobachtungen hier in dieser Hotel-Bar und vergleiche diese Erfahrungen mit meinen Kommunikationserfahrungen in meinem Guesthouse. Da ist z.B. der Amerikaner mit seiner japanischen Freundin oder der Schweizer, ein alter Weltenbummler, mit denen ich mich immer wieder im kleinen Raum der Rezeption (=“Lobby“) unseres Guesthouses treffe und plaudere und wir uns lebhaft austauschen und auch gegenseitig Tipps geben zu Sehenswürdigkeiten und was man sonst so alles in Rangun sehen sollte und erleben kann. Ein reger Austausch und, wenn auch kurzfristig, das Schließen von Freundschaften.
Die junge Frau hört mir interessiert zu, lächelt dann kurz und sagt, ja, so ist das meistens hier, wie ich es beobachtet habe. Die Gäste bleiben weitgehend unter sich. Sie spricht ein sehr gutes Englisch. Sie ist bildhübsch. Ihr Lächeln läßt die Sonne erblassen. Ach du meine Güte. Gerne wäre ich jetzt dreißig Jahre jünger.
Sie fragt mich, woher ich komme, ob ich schon öfters in Myanmar gewesen sei etc. Ich beantworte alle ihre Fragen und die heikle Frage, welches der Länder SOA mir denn am besten gefiele, beantworte ich diplomatisch ausweichend: Alle Länder seien reizvoll, jedes einzelne habe seine speziellen Vorzüge. Aber ich verweise auch auf die enormen touristischen Ressourcen für sonnenhungrige Urlauber, über die Burma verfügt; etwa an seinen Küsten der Andamansee mit kilometerlangen einsamen Stränden und der völlig unerschlossenen Inselwelt des Indischen Ozean.
Hier liegt Entwicklungspotential für dieses Land. Die junge Dame staunt und lacht mir ins Gesicht. Natürlich schwärme ich von den buddhistischen Tempelanlagen Ranguns, von den freundlichen hilfsbereiten Menschen, die ich jeden Tag erlebe. Klar, ich rede über die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, über die brutale Militärdiktatur und das Versagen des Westens. Ihre Augen leuchten. Da ist ein Fremder, der sich ein wenig auskennt über ihr Land.
Mein Kaffee mit viel heißer Milch
So geht unser Gespräch dahin, und dann fragt sie mich, ob ich noch etwas trinken möchte. Nach dem Tee, der mittlerweile ausgetrunken ist – es war fast ein ganzer Liter -, bekomme ich Durst auf einen Kaffee. „Please, without sugar but with a lot of milk.“ Hier kommt der Kaffee immer süßlich daher. Das mag ich gar nicht. Kurze Zeit später serviert mir der Kellner im Beisein meiner Gesprächspartnerin meinen gewünschten Kaffee. Wir setzen unsere Plauderei fort.
Ich erfahre etwas über sie und ihre Familie. Sie ist 32 Jahre jung. Sie hatte mich gefragt, ob ich ihr Alter schätzen könne. „27 years“, war meine Antwort nach kurzem Blick in ihr Gesicht. „Oh no,“ lacht sie „I am old lady now. I am 32 years.“ Sie ist nicht verheiratet und hat auch keinen Boyfriend.
Mir ist natürlich klar, warum sie Single ist. Sie findet keinen ihr angemessenen Partner. Sie hat eine gute Ausbildung etwa als Hotelfachfrau, einen erstklassigen und für burmesische Verhältnisse hochbezahlten Job. Da sucht sie nach einem Mann, der ihr mindestens ebenbürtig ist. Bei solch anspruchsvollen Kriterien wird die Luft am Heiratsmarkt gerade auch in einem bettelarmen Entwicklungsland wie Burma sehr dünn. Denn Männer, die solche wählerisch-gehobenen sozialen Kriterien erfüllen, verbinden sich vorzugsweise sozial „nach unten“. So ist es bei uns, und so entwickeln sich die Heiratsmärkte auch hier. Nein, nein, diese meine Überlegungen habe ich ihr natürlich für mich behalten.
Sie ist eine charmante, liebenswürdige Gesprächspartnerin. Es ist wunderbar.
Nach gut anderthalb Stunden geht meine Zeit im STRAND leider zu Ende. Es ist jetzt kurz vor 18 Uhr. Es wird bald dunkel. Ich muß in mein Guesthouse zurück
Mein Mädchen bringt mir die Rechnung. 4 US-Dollar für die Kanne Tee; das sind 5400 Kyat.
Ich frage nach dem Kaffee, den ich auf der Rechnung vermisse.
Sie lächelt: „The coffee is on the house. It's from me. Thank you sir for your nice conversation.“
Ich protestiere, zücke mein Portmonnaie, aber mein Einwand wird abgelehnt. Ich zahle 6000 Kyat, verabschiede mich mit einem Lächeln und Kopfnicken, schaue in die Runde zu der anderen jungen Dame, dem Kellner und dem Barkeeper. Mit einem kurzen Blick und Kopfnicken verabschiede ich mich von den anderen Gästen, sofern sie bemerken, daß jemand die Bar verläßt. Mein Mädchen begleitet mich zur Tür, öffnet sie und wünscht mir noch einen guten Abend.
Ich komme wieder zurück ins STRAND. Sure, 100 %, verspreche ich ihr.
Live aus Yangon, Rangun, Burma. 15. März 2017
Bakwahn