Stand: Juni 2008
Grundlinien der Wirtschaftspolitik
Nach einer wirtschaftspolitischen Phase der Selbstbescheidung und des kontrollierten Wachstums unter der nach dem Militärputsch 2006 eingesetzten Regierung von Premierminister Surayud forciert die neue, demokratisch legitimierte Regierung unter Premierminister Samak die Ankurbelung der Binnenkonjunktur. Dieser Kurs fußt in weiten Bereichen auf Politikrezepten des 2006 gestürzten Premierminister Thaksin.
Im Mittelpunkt des Maßnahmenbündels stehen großvolumige Verkehrsinfrastrukturprojekte, insbesondere der gegenüber den bisherigen Planungen deutlich erweiterte Ausbau des Bangkoker Nahverkehrssystems und des landesweiten Schienennetzes sowie Bewässerungsprojekte (sog. Megaprojekte mit einem Volumen von 10,41 Mrd. Euro), ferner Programme zum Ausbau der kommunalen und der ländlichen Infrastruktur und Anreize zur Steigerung des privaten Konsums und der privaten Investitionen, u.a. durch umfangreiche Steuersenkungen. Hohe Kraftstoffpreise mit entsprechend gestiegenen Transportkosten und Ernteausfälle haben den Preisauftrieb in Thailand beschleunigt. Die Regierung versucht, durch das temporäre Einfrieren der Verbraucherpreise und einen stabilen Leitzinssatz, die Inflation einzudämmen.
Durch die Aufhebung der unter der Regierung Surayud eingeführten Kapitalverkehrskontrollen hat die jetzige Regierung erste investorenfreundliche Zeichen gesetzt. Sie prüft ferner, die unter der Vorgängerregierung vorgesehene, für ausländische Investoren ungünstige Novellierung des Foreign Business Act (FBA) zu revidieren. Zur Frage der von der Regierung Surayud betriebenen Politik der Einführung von Zwangslizenzen für Medikamente ausländischer Hersteller (Compulsory Licensing) hat die neue Regierung noch keine eindeutige Position bezogen.
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Aktuelle wirtschaftliche Lage
Das Sozialprodukt entsteht in Thailand zu 53% im Dienstleistungsbereich, zu 37% in der Industrie und zu 10% in der Landwirtschaft. Der Tourismus mit 6% Anteil am Sozialprodukt ist die wichtigste Devisenquelle. Der Agrarsektor ist dabei unter arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Gesichtspunkten bedeutender, als es der Anteil am Sozialprodukt vermuten lässt.
Obwohl die Asienkrise von 1997 die Wirtschaft Thailands durch boomende Exporte zeitweise schrumpfen ließ, gelang dem Land schnell der Umschwung zu neuem Wachstum. Auch 2007 lag die Steigerungsrate bei 4,8% (2006: 5,1 %). Infolge der innenpolitischen Krise gingen von der Binnennachfrage keine Wachstumsimpulse aus. Für 2008 erwartet Thailand ein Wachstum zwischen 4,5 % und 5,5 %. Ob diese Steigerungsraten erzielt werden können, wird insbesondere von einer positiven Entwicklung der Binnennachfrage und des Exports abhängen.
Hauptträger des Wachstums blieb 2007 die Exportwirtschaft. Angesichts der nachlassenden Dynamik der Weltwirtschaft und eines eingetrübtem Exportklimas setzt die Regierung 2008 auf die Ankurbelung der Binnennachfrage. 2007 wurde der Exportwert auf 151,2 Mrd. US Dollar beziffert - eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 13 %. Der private Konsum sank 2007 gegenüber dem Vergleichszeitraum um 1,4%. Die privaten Investitionen fielen 2007 auf 1,4 % gegenüber 2006. Der staatliche Konsum hat 2007 mit einer Steigerung von 10,8 % einen deutlichen Sprung gemacht (2006: 2,3 %). Die staatlichen Investitionen stiegen gegenüber 2006 minimal von 3,9 % auf 4,0 %.
Das Finanzjahr 2007 schließt bei einem Gesamtvolumen von 43,33 Mrd. US Dollar/1,56 Billionen Baht mit einem leicht höherem Defizit als vorgesehen. Das Haushaltsdefizit lag bei 4,5 Mrd. US Dollar/150 Mrd. Baht (ursprünglich 4,3 Mrd. US Dollar/146,2 Mrd. Baht). Für das Finanzjahr 2008 hat die Regierung erneut einen defizitären Haushalt vorgelegt (Gesamtvolumen: 48,5 Mrd. US Dollar/1,66 Billionen Baht; Defizit: 4,82 Mrd. US Dollar/165 Mrd. Baht).
Die Staatsverschuldung lag 2007 mit 85,30 Mrd. US Dollar (2.948,3 Mrd. Baht) bei 34,74 % des BIP. Die Regierung wird für die Finanzierung des Defizits auf die Währungsreserven des Landes zurückgreifen.
Die Auslandsverschuldung ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren worden. Unter anderem hat Thailand die Kredite des Internationalen Währungsfonds, die es zur finanziellen Sanierung nach der Asienkrise erhalten hatte, zwei Jahre vor Fälligkeit vollständig zurückgezahlt. Die Währungsreserven lagen 2007 bei 97,5 Mrd. US-Dollar. 2007 ist die Auslandsverschuldung von 6,8 % auf 5,3 % des BIP gesunken.
Die Inflation hatte sich Anfang 2006 nur durch den Ölpreisschub auf 6 % beschleunigt. 2007 lag die Inflation bei 2,3 %. Angesichts steigender Treibstoffpreise wird die Inflationsrate 2008 nach Schätzungen der Bank of Thailand (BoT) bei 3,2-3,7 % liegen.
Die Währung Thailands, der Baht, steht zusammen mit anderen Währungen Asiens unter Aufwertungsdruck. 2007 stieg der Wert des Baht um 7,05 %, gegenüber 2006 und um 6,54 % in Bezug auf den Wert der Währungen der 11 wichtigsten Handelspartner Thailands. Ursache für den starken Baht sind die Schwäche des Dollar, ein erheblicher Leistungsbilanzüberschuss von 14,9 Mrd. US Dollar (2006: 2,2 Mrd. US Dollar) und ausländische Kapitalzuflüsse (2,24 Mrd. US Dollar).
Die inzwischen aufgehobene Einführung von Kapitalverkehrskontrollen konnte den Aufwertungsdruck nicht nachhaltig von der thailändischen Währung nehmen.
Außenwirtschaft
Auslandsinvestitionen sind besonders in technologieorientierten Sektoren willkommen und werden vom Board of Investment (BoI) unter anderem durch Steuerermäßigungen und beschleunigte Genehmigungsverfahren gefördert. Das BoI ist durch ein Büro in Frankfurt vertreten (Tel.: 069-9291230). In bestimmten Sektoren sind Auslandsinvestitionen nicht zulässig, in anderen darf die ausländische Beteiligung 49 % nicht überschreiten. Grundlagen regelt der "Foreign Business Act", der zur Zeit einer Revision unterzogen wird.
DasBundeswirtschaftsministerium fördert die Teilnahme an wichtigen Messen in Thailand. Deutsche Messegesellschaften haben 2007 sieben Messen in Thailand organisiert. Umgekehrt war Deutschland Zielland Nr. 1 für die Messeförderung durch das thailändische Handelsministerium.
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Außenhandel
Thailand unterstützt generell den Abschluss der Welthandelsrunde unter besonderer Berücksichtigung der Interessen von Schwellen- und Entwicklungsländern. Gleichzeitig verhandelt es Freihandelsabkommen mit wichtigen Handelspartnern. Thailand hat bereits mit Australien (Januar 2005), Neuseeland (Juli 2005) und Japan (2007) Freihandelsabkommen abgeschlossen. Die Verhandlungen über ein Abkommen mit den USA sind derzeit ausgesetzt. Die EU steht in Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN.
Der Außenhandel hat nach dem weltweiten Abschwung 2001/02 wieder an Fahrt gewonnen. Die Handelsbilanz ist traditionell positiv. 2007 lag der Handelsbilanzüberschuss bei 12,0 Mrd. US Dollar. Schätzungen für 2008 liegen bei 5,1 Mrd. US Dollar.
Die thailändischen Exporte stiegen 2007um 18,1 % gegenüber dem Vorjahr. Angesichts zurückhaltender Prognosen für die Weltwirtschaft wird 2008 eine Exportsteigerungsrate von 12 % erwartet. Hauptexportgüter sind elektrische und elektronische Geräte, Automobile sowie landwirtschaftliche Produkte, u.a. Reis und Kautschuk. Hauptabnehmer thailändischer Produkte sind die USA, Japan, die EU, die ASEAN-Staaten und China.
Die thailändischen Importe stiegen 2007 aufgrund der starken Währung um 9,6% auf 139,2 Mrd. US Dollar. Thailand importiert rund 35 % aller Waren aus Japan und den ASEAN-Staaten. 12 % sind Rohöl- und Ölprodukte aus dem Nahen Osten. Gut 10 % der Importe stammen aus China als drittwichtigster Herkunftsnation. Danach folgen die EU und die USA mit jeweils rund 8 %.
Deutschland ist innerhalb der EU der wichtigste Handelspartner. Das bilaterale Handelsvolumen lag 2007 bei 5,62 Mrd. Euro (Gesamt-EU 21,87 Mrd. Euro).
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