"Offload" am Flughafen Manila – Was es ist, wen es trifft und was man vorbeugend tun kann
Ein Thema, dass mich und meine Frau vor langer Zeit einmal beschäftigte. Heute nicht mehr. Sie hat einen deutschen Pass (keinen philippinischen mehr, den sie nicht mehr wollte), arbeitet als Krankenschwester und lebt mit uns als Familie mit ihrem Sohn und meiner Tochter in Deutschland und wir reisen eigentlich kaum noch auf die Philippinen.1. Was bedeutet „Offload“?
Der Begriff Offload bezeichnet auf den Philippinen die verweigerte Ausreise durch die philippinische Immigration – also das Verbot, trotz gültigem Ticket und Visum (oder visafreiem Ziel) ein internationales Flugzeug zu besteigen. Dieses Vorgehen ist spezifisch für die philippinischen Behörden und betrifft ausschließlich philippinische Staatsbürger.Es handelt sich nicht um eine Entscheidung des Ziellandes, sondern der Bureau of Immigration (BI) in Manila (bzw. an anderen Flughäfen wie Cebu oder Clark).
2. Wer ist besonders betroffen?
Zielgruppe der Offloads sind in der Praxis nahezu ausschließlich weibliche Filipinas im jüngeren Alter, die alleine reisen – insbesondere:* zwischen 18 und ca. 35 Jahren
* mit wenig oder keiner vorherigen Auslandserfahrung
* mit Zielorten wie Thailand, Malaysia, Dubai, Hongkong oder Singapur
* ohne klare familiäre oder berufliche Bindung auf den Philippinen
Hintergrund ist der Versuch der Behörden, Menschenhandel und illegale Arbeitsmigration zu verhindern.
3. Was steckt dahinter?
Die philippinischen Behörden haben die Pflicht, Menschen vor Ausbeutung zu schützen – insbesondere vor sogenannten „falschen Reisen“, bei denen junge Frauen etwa mit einem „Touristenvisum“ reisen, aber in Wahrheit im Ausland arbeiten (oft ohne Papiere).
Problematisch ist jedoch, dass die Praxis der Immigration häufig intransparent, willkürlich und übergriffig empfunden wird – zumal es keine vorhersehbare Rechtsgrundlage gibt, gegen einen „Offload“ vor Ort vorzugehen. Das führt regelmäßig zu dramatischen, teils demütigenden Situationen.
4. Was kann man tun, um Offload zu vermeiden?
Wenn man seine philippinische Freundin (oder spätere Frau) einlädt, beispielsweise nach Thailand, sollte man sich gut vorbereiten. Folgende Dokumente helfen – je mehr, desto besser:* Einladungsschreiben mit vollständigem Namen, Passkopie, Kontaktdaten
* Hotelbuchung & Flugtickets (Hin- und Rückflug!)
* Finanzielle Nachweise (Bankauszug des Sponsors ODER Bargeld – 500–1000 €)
* Fotos gemeinsamer Treffen (z. B. aus früherem Urlaub, Videocalls, Chats)
* Nachweis einer Beziehung (z. B. E-Mails, Chatverläufe, Screenshots, Briefe)
* Schriftliche Reiseplanung (Wo, wann, wie lange – optional auch Versicherungsnachweis)
* Falls vorhanden: Arbeitgeberbescheinigung oder Uninachweis der Filipina
* Wenn es bereits ein Treffen mit der Familie gab: Bestätigungsschreiben von Familienmitgliedern
Außerdem empfiehlt es sich, ruhig und sachlich aufzutreten, bei der Immigration keine Nervosität zu zeigen und alle Unterlagen in einem sauberen Ordner strukturiert bereitzuhalten. Man sollte niemals lügen oder widersprüchliche Angaben machen.
Im Zweifelsfall kann ein unterstützender Anruf oder eine Videoverbindung des Einladenden per WhatsApp helfen – sofern die Immigration dies zulässt.
„Ich bin ihr Freund, kein Zuhälter“ – oder: Wie ich Teresa durch den Flughafen schleuste
Manila, 2018. Teresa, 27 Jahre alt, 45 Kilo Entschlossenheit, Flugziel Thailand. Ich irgendwo in Pattaya, schwitzend wie ein Hydrant, obwohl der Flug gar nicht meiner war.Wir planten unseren ersten gemeinsamen Urlaub – sechs Monate nach unserem ersten Treffen. Sie war damals noch Filipina (heute ist sie Deutsche und immun gegen Offload, hurra), und ich hatte schon genug gruselige Geschichten gelesen, um zu wissen: Wenn du willst, dass sie durchkommt, solltest du dich vorbereiten wie ein Anwalt mit Paranoia.
Ich stellte einen Ordner zusammen, den der durchschnittliche Beamte vermutlich für eine Bewerbung zur NATO hielt:
* Dutzende ausgedruckte Selfies mit Datum
* Hotelbuchungen, Flüge, mein Arbeitsvertrag
* Ein Brief von mir mit Originalunterschrift (natürlich mit Kugelschreiber – Beamten lieben das)
* Eine Reisebeschreibung, auf Deutsch und auf Englisch
* Bargeld (800 Euro – in Manila entspricht das dem Gegenwert eines Kleinwagens)
* Kopie meines Passes, Führerscheins, und vermutlich auch meiner Zahnkarte
Sie hatte all das dabei, als sie aufgerufen wurde.
Ich saß gleichzeitig auf WhatsApp bereit, bereit zum Live-Chat mit Immigration, falls nötig.
Dann passierte, was passieren musste: Sie wurde abgefangen. Wie bei einem Netflix-Thriller.
Man führte sie in einen Glaskasten mit zwei fragend dreinblickenden Damen der Immigration. Die Miene irgendwo zwischen Misstrauen und Müdigkeit.
Sie wurde interviewt. Lange. Genau. Detailliert.
„Warum wollen Sie nach Thailand?“
„Wer ist dieser Mann?“
„Woher kennen Sie ihn?“
„Wie haben Sie sich getroffen?“
„Was machen Sie beruflich?“
„Wie viel Geld haben Sie bei sich?“
„Haben Sie vor, zurückzukehren?“
Sie antwortete brav. Und dann sagte sie irgendwann:
„Er is online. You can ask him.“
Und plötzlich hörte ich es – der Anruf. Ich live zugeschaltet per WhatsApp-Call.
Ich, in Boxershorts, mit zerzaustem Haar, schaltete in den Modus „seriöser Mann mit Steuerklasse I“ – erklärte alles, ruhig, sachlich, freundlich.
Ich sagte:
„Wir haben uns in Saudi-Arabien kennengelernt, wo sie als Haushaltshilfe missbraucht wurde – ich habe ihr geholfen, einen Rückflug zu organisieren. Seitdem halten wir Kontakt. Wir sind ein Paar. Ich lade sie ein – auf eigene Kosten. Alles liegt vor.“
Das reichte offenbar.
Sie nickten, schauten sich an – und ließen sie durch.
Abflug! Ich atmete wieder.
Später – bei der zweiten Reise, diesmal nach Marokko – lief alles deutlich einfacher. Wahrscheinlich, weil meine Mutter und meine damals 11-jährige Tochter ebenfalls nach Marokko mitkamen – ich legte Briefe von Mudda & Tochter (sie schrieb das für uns, soooooo süß... werde ich niemals vergessen!), Passkopien und Familienfotos bei. Die Immigration winkte Teresa nach einer Minute durch. Effekt: Familienbonus.
Und bei der dritten Reise – nach Hongkong – heirateten wir gleich. Rein praktisch. Ohne Rosen. Ohne Romantik. Aber mit Wirkung: 10 Tage später war sie in Deutschland.
(Einen Satz zur Deutschen Botschaft? Nein danke. Wer sich da reinwühlen will, möge einen Fachanwalt befragen. Ich empfehle ausdrücklich: nicht auf eigene Faust experimentieren. Ich habe das gelernt, aber das ist deshalb ein Sonderfall - meine ich null überheblich, aber es ist einfach so. Macht es sauber und am besten mit guter Beratung).
Heute lachen wir darüber.
Aber damals... ich sage es so:
Ein gut vorbereiteter Ordner und ein guter Empfang auf WhatsApp sind manchmal mehr wert als die ganze Reisekasse.
Und Teresa?
Die lacht heute über das Ganze. Aber sie erinnert sich noch gut. Vor allem an die Frage: „Is this your boyfriend?“
Und sie sagte damals:
„Yes. And he waits. So I fly.“
Und das tat sie.
Operation Schwiegermutter – Reloaded
Demnächst werde ich voraussichtlich die Mutter meiner Frau – zarte 65 Jahre jung, fromm wie eine Gebetskerze und standfest wie ein Reiskocher – nach Pattaya einladen. Ja, dieses Pattaya. Die Mutter war übrigens noch nie im Ausland. Und sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt. Ich übrigens auch nicht.
Und plötzlich stellt sich mir eine Frage, die ich seit Jahren tief vergraben glaubte:
Muss ich den Offload-Ordner wieder rauskramen?
Muss ich ihr wieder Bargeld unter das Kopfkissen schieben, als wären wir in einem Mafiafilm?
Muss ich ihr wieder erklären, dass sie auf Fragen wie „Was wollen Sie in Thailand machen?“ nicht mit „Relax, maybe massage“ antworten sollte?
Werde ich am Flughafen wieder in irgendeinen Glaskasten dazugeschaltet, während ich auf dem Parkplatz sitze, mit einem Kaffeebecher in der Hand und innerlich den Rosenkranz runterbete?
Fragen über Fragen.
Doch dieses Mal bin ich vorbereitet. Denn ich habe einen Trumpf in der Tasche:
Meinen Sohn. Nächstes Jahr 13 Jahre alt. Ernst wie ein Notar. Charme wie ein Taschenrechner mit Stimme.
Er wird mich begleiten, und er wird den Job übernehmen. Er spricht die Sprache seiner Mutter, seiner Großmutter und auch noch etwas Tagalog.
Flughafen-Support in Reinform.
BONUS
Fiktive Szene: Flughafen Manila, Immigration-Schalter
Die Immigration-Officerin schaut über ihre Brille:
„Who is this woman?“
(zeigt auf meine Schwiegermutter, die ein T-Shirt mit „Jesus loves Pattaya“ trägt)
Da tritt mein Sohn nach vorne. Rucksack auf dem Rücken, sauber frisiert, Gesichtsausdruck: neutral bis professionell.
Er sagt (wäre klassisch Knirps):
„Das ist meine Großmutter. Sie reist zum ersten Mal. Sie will Urlaub machen. Sonne, Meer, Tempel sehen. Meine Mutter wäre traurig, wenn sie nicht darf. Mein Vater wäre genervt. Und wenn beide schlecht gelaunt sind, ist das echt Kacke. Also bitte einfach durchwinken. Danke. Und jetzt: Abflug!“
Na also. So einen brauchst du im Team.
Denn...ich würde einfach nur nicken.
Weil ich weiß:
Wenn einer die Schwiegermutter durch die Immigration bringt, dann der Knirps.
Ordner hin oder her.
(Fortsetzung folgt – eventuell live aus dem „Jesus Inn“ in Soi 13.)
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