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- 17 Januar 2009
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Ausgerechnet mitten in der Krise: In einer Urabstimmung hat sich die Mehrheit der Lufthansa-Piloten für Streik entschieden.
Schon vom 22. bis zum 25. Februar sollen die Flieger am Boden bleiben.
Es geht um mehr Mitsprache - und mehr Geld.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, sagt ein Sprichwort. Nicht so in den Lufthansa-Cockpits. Zum Beginn der Fastenzeit geht es dort richtig hoch her. Mehr als 90 Prozent der 4.500 Flugzeugführer bei Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings haben sich in einer Urabstimmung für Streikmaßnahmen vom 22. bis zum 25. Februar entschieden. Das berichtet die Vereinigung Cockpit (VC), in der viele Lufthansa-Piloten organisiert sind. Reisende müssen mit jeder Menge Flugausfällen und chaotischen Zuständen rechnen.
Auf deutschen Flughäfen droht Chaos. Der Lufthansa-Pilotenstreik beginnt in der Nacht vom Sonntag auf Montag und dauert bis einschließlich Donnerstagnacht. Doch Passagiere können ihr Geld zurückbekommen oder auf die Bahn umsteigen.
Die Piloten wollen damit einen Anstieg ihrer Gehälter um 6,4 Prozent, komfortablere Arbeitsbedingungen und Mitsprache bei strategischen Entscheidungen erreichen. Man fürchtet unter anderem um die Arbeitsplatzsicherheit. Anders als in anderen Branchen und Firmen droht den Cockpit-Besatzungen der Lufthansa keine betriebsbedingte Kündigungswelle. Aber den Flugzeugführern passt es nicht, dass der Konzern immer mehr Unternehmen im Ausland erwirbt und die Mitarbeiter dort unter Lufthansa-Niveau verdienen.
"Durch diese Entwicklung gehen uns Karriereperspektiven verloren", sagt VC-Sprecher Jörg Handwerg, im Hauptberuf Lufthansa-Kapitän. Dass sich die weltweite Airline-Industrie in der schwersten Krise seit Jahren befindet und selbst die Lufthansa, die sich bislang noch wacker schlägt, im vergangenen Jahr in die roten Zahlen flog, scheinen Handwerg und seine Kollegen nicht sehr zu interessieren. Wirtschaftskrise? Steigende Arbeitslosenzahlen in allen möglichen Branchen? "Es geht ums Prinzip. Und wir haben die Kraft, uns gegen die Entwicklung zu wehren."
Dabei können sich die Lufthansa-Piloten gemessen an ihren Kollegen bei manch anderen Luftfahrtunternehmen nicht wirklich beklagen. Das Einstiegsgehalt für einen Berufsanfänger im Cockpit liegt im ersten Jahr bei rund 62.000 Euro. Altgediente Flugkapitäne schaffen es auf deutlich mehr als 200.000 Euro im Jahr.
Viel Geld sei das nicht, vor allem für den Nachwuchs. Man müsse schließlich auch die Kosten für die Ausbildung hereinholen. Die koste rund 60.000 Euro - und ist in der Regel vom Flugschüler zu zahlen. Das Argument, dass auch Akademiker finanzielle Einbußen durch ihr Studium haben und diese im Laufe ihres Berufslebens ausgleichen müssen, lässt die VC nicht gelten. "Die meisten Studenten können während des Studiums bei ihren Eltern wohnen und verdienen nebenbei Geld", sagt VC-Sprecher Handwerg. Ein Flugschüler sei da im Nachteil. Dass der Vergleich hinkt, weiß jeder, der einen Studienplatz fernab der Heimat zugewiesen bekam.
Und auch, dass die Lufthansa durch die Übernahme von Konkurrenten über Gebühr geschwächt wird und deshalb Stellen im Cockpit streicht, scheint bei näherem Hinsehen nicht nachvollziehbar. Beispiel Swiss: Die Lufthansa hatte die taumelnde Fluglinie vor fünf Jahren übernommen und inzwischen saniert. Die Zahl der Piloten ist im gleichen Zeitraum um 18 Prozent gestiegen. Weil die Lufthansa expandiert. Der Streik kommt für die Lufthansa zur Unzeit. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres meldete der Konzern einen Verlust von 32 Millionen Euro. Als Folge der Wirtschaftskrise ging die Auslastung der Flugzeuge zurück. Um Bonbons für die Beschäftigten zu verteilen sind die Zeiten unpassend wie lange nicht.
Noch schlägt sich der Konzern gut - vor allem im Vergleich mit der Branche. Aber die Piloten proben den Aufstand - und belasten das Unternehmen in einer sensiblen Phase. Reisende und Luftfrachtspediteure werden zu anderen Airlines wechseln, wodurch der Lufthansa ausgerechnet mitten in einer massiven Krise ein Umsatzausfall entsteht. Die Kranich-Piloten könnten die Reißleine ziehen - und sich bei anderen Fluglinien bewerben. Aber das, sagt ein Lufthanseat, sei nicht attraktiv. Bei den meisten der europäischen Konkurrenten würden deutlich schlechtere Gehälter bezahlt als bei der Lufthansa. Und strategische Mitspracherechte gebe es da auch nicht. Die Folgen des Streiks werden die Kunden zu tragen haben. Aber es geht ja ums Prinzip.
Quelle: ZDF
Schon vom 22. bis zum 25. Februar sollen die Flieger am Boden bleiben.
Es geht um mehr Mitsprache - und mehr Geld.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, sagt ein Sprichwort. Nicht so in den Lufthansa-Cockpits. Zum Beginn der Fastenzeit geht es dort richtig hoch her. Mehr als 90 Prozent der 4.500 Flugzeugführer bei Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings haben sich in einer Urabstimmung für Streikmaßnahmen vom 22. bis zum 25. Februar entschieden. Das berichtet die Vereinigung Cockpit (VC), in der viele Lufthansa-Piloten organisiert sind. Reisende müssen mit jeder Menge Flugausfällen und chaotischen Zuständen rechnen.
Auf deutschen Flughäfen droht Chaos. Der Lufthansa-Pilotenstreik beginnt in der Nacht vom Sonntag auf Montag und dauert bis einschließlich Donnerstagnacht. Doch Passagiere können ihr Geld zurückbekommen oder auf die Bahn umsteigen.
Die Piloten wollen damit einen Anstieg ihrer Gehälter um 6,4 Prozent, komfortablere Arbeitsbedingungen und Mitsprache bei strategischen Entscheidungen erreichen. Man fürchtet unter anderem um die Arbeitsplatzsicherheit. Anders als in anderen Branchen und Firmen droht den Cockpit-Besatzungen der Lufthansa keine betriebsbedingte Kündigungswelle. Aber den Flugzeugführern passt es nicht, dass der Konzern immer mehr Unternehmen im Ausland erwirbt und die Mitarbeiter dort unter Lufthansa-Niveau verdienen.
"Durch diese Entwicklung gehen uns Karriereperspektiven verloren", sagt VC-Sprecher Jörg Handwerg, im Hauptberuf Lufthansa-Kapitän. Dass sich die weltweite Airline-Industrie in der schwersten Krise seit Jahren befindet und selbst die Lufthansa, die sich bislang noch wacker schlägt, im vergangenen Jahr in die roten Zahlen flog, scheinen Handwerg und seine Kollegen nicht sehr zu interessieren. Wirtschaftskrise? Steigende Arbeitslosenzahlen in allen möglichen Branchen? "Es geht ums Prinzip. Und wir haben die Kraft, uns gegen die Entwicklung zu wehren."
Dabei können sich die Lufthansa-Piloten gemessen an ihren Kollegen bei manch anderen Luftfahrtunternehmen nicht wirklich beklagen. Das Einstiegsgehalt für einen Berufsanfänger im Cockpit liegt im ersten Jahr bei rund 62.000 Euro. Altgediente Flugkapitäne schaffen es auf deutlich mehr als 200.000 Euro im Jahr.
Viel Geld sei das nicht, vor allem für den Nachwuchs. Man müsse schließlich auch die Kosten für die Ausbildung hereinholen. Die koste rund 60.000 Euro - und ist in der Regel vom Flugschüler zu zahlen. Das Argument, dass auch Akademiker finanzielle Einbußen durch ihr Studium haben und diese im Laufe ihres Berufslebens ausgleichen müssen, lässt die VC nicht gelten. "Die meisten Studenten können während des Studiums bei ihren Eltern wohnen und verdienen nebenbei Geld", sagt VC-Sprecher Handwerg. Ein Flugschüler sei da im Nachteil. Dass der Vergleich hinkt, weiß jeder, der einen Studienplatz fernab der Heimat zugewiesen bekam.
Und auch, dass die Lufthansa durch die Übernahme von Konkurrenten über Gebühr geschwächt wird und deshalb Stellen im Cockpit streicht, scheint bei näherem Hinsehen nicht nachvollziehbar. Beispiel Swiss: Die Lufthansa hatte die taumelnde Fluglinie vor fünf Jahren übernommen und inzwischen saniert. Die Zahl der Piloten ist im gleichen Zeitraum um 18 Prozent gestiegen. Weil die Lufthansa expandiert. Der Streik kommt für die Lufthansa zur Unzeit. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres meldete der Konzern einen Verlust von 32 Millionen Euro. Als Folge der Wirtschaftskrise ging die Auslastung der Flugzeuge zurück. Um Bonbons für die Beschäftigten zu verteilen sind die Zeiten unpassend wie lange nicht.
Noch schlägt sich der Konzern gut - vor allem im Vergleich mit der Branche. Aber die Piloten proben den Aufstand - und belasten das Unternehmen in einer sensiblen Phase. Reisende und Luftfrachtspediteure werden zu anderen Airlines wechseln, wodurch der Lufthansa ausgerechnet mitten in einer massiven Krise ein Umsatzausfall entsteht. Die Kranich-Piloten könnten die Reißleine ziehen - und sich bei anderen Fluglinien bewerben. Aber das, sagt ein Lufthanseat, sei nicht attraktiv. Bei den meisten der europäischen Konkurrenten würden deutlich schlechtere Gehälter bezahlt als bei der Lufthansa. Und strategische Mitspracherechte gebe es da auch nicht. Die Folgen des Streiks werden die Kunden zu tragen haben. Aber es geht ja ums Prinzip.
Quelle: ZDF