Kehrt die fast schon überwunden geglaubte Syphilis zurück? Vor allem in Großstädten gehen die Zahlen nach oben. Gesundheitsexperten raten zu Aufklärung und frühzeitigen Tests.
Auf einmal ist sie wieder da. Lange Jahre sah es so aus, als habe man die Syphilis in Deutschland gut im Griff. Prominente Opfer wie einst Casanova, Friedrich Nietzsche oder Heinrich Heine forderte die einstige "Lustseuche" seit langem nicht mehr. Doch nun steigen die Erkrankungszahlen plötzlich deutlich an.
"Es hat uns schon sehr überrascht, denn die Zahlen waren in den vergangenen Jahren stabil und 2010 sogar relativ niedrig", sagt Viviane Bremer, Syphilis-Expertin am Robert Koch-Institut in Berlin. Doch mit rund 3700 Neuerkrankungen im vergangenen Jahr ist nun wieder das Niveau von 1986 erreicht. Vor allem in Großstädten wie Köln, Frankfurt/Main und Berlin schnellten die Zahlen hoch, bundesweit waren es 22 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr.
"Die genauen Gründe dafür kennen wir nicht", sagt Bremer. Ein Teil des Anstiegs rühre sicherlich daher, dass mittlerweile öfter getestet würde. "Es sind hauptsächlich Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Aber daraus nun zu schließen, dass sich ein sorgloseres Verhalten ausbreitet, ist Spekulation."
Syphilis ist zwar meldepflichtig - aber nur anonym, so dass kein Rückschluss auf die Entstehung möglich ist. "Das zu ändern, ist auch nicht sinnvoll. Denn bei einer Namensnennung wäre für viele die Hemmschwelle zu hoch, sich überhaupt testen zu lassen", sagt die Medizinerin. Bei den HIV-Zahlen schlage sich der Anstieg der Syphilis-Fälle bislang nicht nieder. "Das können wir erst mit Zeitverzögerung einschätzen, in ein bis zwei Jahren."
Fakt ist: Die Syphilis-Bakterien schädigen die Schleimhaut, so dass auch HIV-Erreger leichter eindringen können. Umgekehrt sind die durch Syphilis hervorgerufenen Geschwüre und Hautläsionen hochansteckend - und das eben nicht nur bei Sexualkontakten. "Kondome sind wichtig, geben aber keinen 100-prozentigen Schutz", sagt Bremer.