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Thailand Gefangen in der Thai Mystik

Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Episode 9.3


Schon von Weitem sah man den Menschenauflauf vor Lek’s Bar. Zusätzlich parkten dort drei Polizeiwagen und ein blinkender Krankenwagen.

Nim und George bahnten sich irgendwie einen Weg durch die Leute. Unterhalb der Treppe, die zu Lek’s Zimmer führt, lagen zwei abgedeckte Körper. Nim stellte sich als Schwester der Barbesitzerin vor und bat darum, einen Blick unter die Decken werfen zu dürfen.

Sie fand ihre Schwester mit einer offenen Kopfwunde, in der blutig und grau Teile ihres Gehirns zum Vorschein kam. Ihr Schädel war gebrochen. Unter der anderen Decke lag Lek’s Freund und Polizist. Sein Gesicht und Kopf war unversehrt, aber auf seiner Uniform zeichneten sich grosse dunkle Flecken ab, die wohl aus Blut bestanden. Seitlich von seinem Körper hatten sich Blutlachen gebildet.

Eines stand fest. Der Krankenwagen würde als Leichenwagen umfunktioniert werden.

Drei Polizisten in Uniform taten wichtig und zwei Beamte in Zivil versuchten sich einen Reim von dat Janze zu machen. Eines stand schnell fest. Beide Opfer waren die Treppe runtergefallen. Lek hatte sich dabei wohl den Schädel auf der vorletzten Stufenkante zertrümmert, denn daran klebte Blut und Haare, und der Polizist ist wegen der ihm vorher zugefügten Stichwunden auf der Treppe zusammengebrochen, abgestürzt und ist dann ganz unten verblutet.

Zeugen berichteten von einem hörbaren Streit, den beide oben im Zimmer kurz vorher ausfochten. Eigentlich nichts besonderes. Die beiden stritten sich ja oft in letzter Zeit.

Wayne meinte an George gerichtet: “You lucky bastard. Von nun an habt ihr beide von denen nichts mehr zu befürchten.”

Nach fast drei Stunden gab die Polizei den Tatort frei, verfrachtete die Leichen in den Krankenwagen und zog von dannen. So auch die Schaulustigen.

Wayne einigte sich mit Nim, dass seine Temporäre vorläufig die Rolle als Mama San übernehmen würde. Sie kannte sich ja von früher schliesslich gut in diesem Laden aus. “Lek’s Beer Bar” sollte so schnell wie möglich wieder den Betrieb aufnehmen. Ein neuer Name würde ihnen schon noch einfallen. Ein Name, in dem “Lek” nicht mehr vorkam.

Nim, George, Wayne und seine Temporäre blieben zurück. ein paar wenige Barmädels ebenfalls. Die machten sich sofort an die Arbeit und entfernten so gut wie möglich die Blutspuren.

Nim wurde ganz locker. Von Schock oder Trauer keine Spur Sie zollte der Mae Toranie im Barschrein ihren Respekt, indem sie ihre Hände in einem hohen Wai zusammenlegte, sich dreimal nickend verbeugte und etwas dabei murmelte. War da sogar sogar Dankbarkeit dabei?

George beobachtete Nim, als sie auf einen Hocker stieg, der nahe der Thekenablage stand. Mit einem nackten Fuss auf dem Hocker und dem anderen auf der Ablage balancierte und ein frisches Glas mit Nam Daeng neben Mae Toranie hoch auf dem Barschrein an der Säule platzieren wollte.

Und das mit der gleichen Eleganz und Geschmeidigkeit wie damals, als ein Regenschauer George zum ersten mal in diese Bar trieb. Es schien schon sehr lange her zu sein.

Aber Nim schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Sie stupste Mae Toranie unglücklich mit dem Glas, die fiel herunter und zersprang dieses mal in tausend Stücke.

George dachte nur: ”Wie ungeschickt. Bin das gar nicht von Nim gewöhnt. Nun ist diese Mae Toranie unheilbar! Schade drum.”

Wayne dachte nur: “Wie clever.” Vor ihm als geschulten Beobachter konnte Nim nicht verbergen, dass dies kein “Unfall” war. Das war reine Absicht. Aber er behielt das für sich.

Nim sammelte die Bruchstücke auf, packte sie in eine Plastiktüte und verabschiedete sich. Würde nicht lange dauern, wie sie sagte. Sie fuhr zu einem Ort wie diesem. Ein Friedhof für Statuen und Figuren sozusagen.

Sie entschied sich für das Wat Chai Mongkron an der Süd-Pattaya Road, nahe Kreuzung mit der 2nd Road.

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Noi legte die Bruchstücke bedächtig in einem dafür vorgesehenen Bereich an der Mauer ab, die das Gelände umgibt. Dort lagen schon viele andere zerbrochene Figuren rum. Hauptsächlich natürlich Buddhas. Nicht alle kaputt, aber ausrangiert. Wegschmeissen ist mehr als respektlos, bringt ernstes Ungemach und ist absolut schlechtes Karma.

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Dann fuhr sie erleichtert zurück in die Bar. Die zerbrochene Mae Toranie war nun spirituell korrekt entsorgt. Sie war nun entseelt und leer. Von guten und bösen Spirits verlassen.

Ruhe in Frieden, Mae Toranie und lass uns gefälligst ab jetzt auch in Ruhe. :cool:

George würde nie erfahren, welchen Hintergrund diese Angelegenheit hatte.
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 9.4


Was war vorgefallen? Warum hatte sich die Lage zwischen Lek und ihrem Polizisten so zugespitzt? Und welche Rolle spielte die von George geflickte Mae Toranie in diesem Zusammenhang?

Zunächst bedarf die Rolle dieser speziellen Mae Toranie in diesem Zusammenhang einer Erklärung, denn mit ihr fing alles an.

Diese Figur war runtergefallen und in mehrere Stücke zerbrochen. George hatte sie auf Bitten von Nim kunstvoll wieder zusammengesetzt. Äußerlich sah man ihr nicht mehr das Malheur an.

Aber innerlich? Welches Geheimnis trug sie nach der “Schönheits-Operation” in sich? Kurz gesagt: sie war nicht mehr die Selbe.

Während sie vorher als Erdgöttin eine Schutzpatronin war, die nur Gutes im Sinne hatte, sogar Buddha das Leben gerettet hatte, war sie nun total unberechenbar.

In der Regel verlässt ein Guter Geist seine Statue, wenn sie zerbricht. Diese Bruchstücke werden nicht im Mülleimer entsorgt sondern an für sie vorgesehenen Orten. Das kann an einer Wat-Mauer aber auch einfach in der freien Natur, unter einem Baum oder in einem einfachen Bretterschrein sein.


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George war es das ein oder andere schon mal aufgefallen, dass ein Fahrer auf einer Landstrasse scheinbar unmotiviert hupt und sogar kurz das Lenkrad loslässt und einen Wai macht. In dem Falle befanden sich am Straßenrand sowas wie weggeworfene Geisterhäusschen und zerbrochene Figuren. Müll im klassischen Sinne konnte man das nicht nennen. George gab diesen Orten den Namen : Geisterfriedhof. So falsch lag er damit gar nicht.

Die kaputten Statuen sind unbeseelt und spirituell leer. Erst wenn man sie repariert und wieder zusammenflickt, suchen sich herumirrende Geister in ihnen einen Unterschlupf. Und die sind böse und haben nichts gutes im Sinn. Wer sich mit solch einer geflickten Figur oder gar mehreren umgibt, hat schlechte Karten. Allerlei Unglück kann ihn dann befallen.

Aus diesem Grunde würde ein Thai niemals solch eine zerbrochene Figur reparieren und sich in seinem Heim damit umgeben. Niemals!

Wenn man sich das klarmacht, erscheint Nim in einem anderen Licht. Sie wusste, dass die meisten Farangs davon keine Ahnung haben. Sie hatte George reingelegt und anfangs benutzt um ihre Rachepläne zu schmieden. Rache an Lek und der Bar.

Nim war nun davon überzeugt, dass ihr Plan mit der von bösen Geistern besessenen Mae Toranie Figur aufgegangen war. Deswegen ihre letzte Dankesgeste an sie bevor sie sie angeblich versehentlich zerbrach und die Bruchstücke in ein Wat brachte.

Bereute sie ihren “Betrug” an George? Nein, nie. Was die Thai-Mystik betrifft ist er ja nur ein unwissender Farang. Nicht selten hatte sie vorher von Farangs gehört, dass dies alles ja nur Spinnerei sei.

“Wat soll’s” dachte Noi. “Farangs sind eben so.”

Sie hatte aber im Laufe der Zeit zusammen mit George festgestellt, dass er immer mehr seine dummen Bemerkungen über die Thai-Mystik ablegte, zumindest deren Wirksamkeit nicht mehr absolut leugnete, sondern allmählich zu der Einstellung gelangte: “Irgendwas ist da dran.” Am ausschlaggebendsten war wohl die mysteriöse Verbindung mit Sara und damit verbundenen Geburts- und Todestagen.

George hatte sich nicht über die Vinyan Austreibung lustig gemacht, hat sich sogar ein unsichtbares Schutztattoo stechen lassen und hat sich nie über Nim’s nächtliche Eskapaden besonders mokiert oder sich von Nim’s sonderbarem Verhalten gegenüber Tokays und Jinjoks schocken lassen.

Wie auch immer. Nim hatte George tatsächlich lieben gelernt, obwohl sie ihn anfangs nur benutzte. Aber er hatte es ihr ja auch leicht gemacht. Er war einfach dermassen fasziniert von Nim, dass sie ihm auch den blödesten Kram hätte unterjubeln können.

George ist eben nur ein Farang. ha ha
 

Iffi

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Episode 9.5


Als Lothar vor etwas mehr als zwei Jahren in Thailand ankam, war er der King. Knete ohne Ende, sein geschundener Rücken vom jahrelangen LKW Fahren erholte sich tatsächlich, er fand eine junge sehr hübsche Frau und bekam durch sie Anschluss an eine Dorfgemeinde in Nongprue,

Der Schwester seiner Frau bezahlte er ein bescheidenes Häuschen auf dem Familiengrundstück und das Haupthaus, in dem seine Frau wohnte, richtete er westlich und sehr komfortabel her.

Lothar kaufte in Pattaya eine Zelle eines Reihenhauses mit einem Stockwerk über dem Erdgeschoss. Da sich die Schwester als Mama San gut auskannte, richteten sie unten eine Bier Bar ein und im Stockwerk darüber ein Büro und Schlafzimmer.

Mit 2,5 Millionen Baht war dieses Reihenhaus in der Stadt relativ günstig. Lothar hatte es ja.

Nim betreute zusammen mit ihrer Schwester das Geschäft. Die Schwester mehr als Chefin und Mama San und Nim mehr als Bar Girl, die auch für Sauberkeit und Ordnung sorgte.

Die Bar lief gar nicht schlecht und beide hatten ein komfortables Einkommen und vor allen Dingen eine Beschäftigung.

Genau das, was Lothar beabsichtigte. Die beiden einfach nur auf der faulen Haut rumflegeln lassen, womöglich laufend um Geld bettelnd und sogar zockend, war nicht gerade Lothar’s Vorstellung als Sponsor und Zahlemann.

Lothar stellte eine Bedingung. Die ersten zwei Jahre wollte er 40% vom Gewinn kassieren. In den Folgejahren nur noch 30%, dann 20% und dann 10%.

Damit wäre der Gesamtbetrag für dieses Reihenhaus nie abgeglichen, aber Lothar wollte einfach, dass diese beiden Schwestern auch etwas zu seinem Investment beitragen.

Das ging eine zeitlang gut und alle hätten von nun an in alle Ewigkeit glücklich miteinander leben können, wie es in den Märchen heisst. Lothar brauchte nicht ununterbrochen an seinem Gesparten knabbern und die Schwestern brauchten ihn nicht dauernd für irgendetwas anbetteln.

Und dann kam es Schlag auf Schlag. Lothar verlor den größten Teil seines Bankguthabens durch eine Fehlinvestition und Nim’s Schwester betrog Lothar immer verwegener, was seinen 40% Anteil am Gewinn betraf.

Sie begründete den rapide sinkenden Gewinn mit der Geschäftslage, die nicht besonders rosig wäre und dazu noch die Tendenz hätte, noch schlechter zu werden. Was natürlich alles nicht stimmte. Im Gegenteil. Das Geschäft lief gut.

Lothar kam ihr auf die Schliche und drohte der Schwester mit Rausschmiss. Ausserdem würde er ihr die Mafia an den Hals schicken, die sie entsprechend “behandeln” würden.


Lothar
soff inzwischen mehr als ihm gut tat und wurde zunehmend aggressiver. Gegen seine Frau Nim, ihre Schwester und sogar gegen einige Dorfbewohner. Der Verlust seines Vermögens beängstigte, verunsicherte und ärgerte ihn nicht zu wenig und er suchte die Schuld dafür zunehmend bei irgendwelchen anderen.

Nim’s Schwester, sie heisst Lek, war mittlerweile mit einem Polizisten verbandelt. Es war eigentlich nur eine Interessengemeinschaft. Er hielt ihr die “Sittenpolizei” vom Hals und sorgte manchmal für Ruhe im Stall, wenn ein paar Besoffene Stress machten. Er durfte dafür umsonst saufen und bekam sogar einen monatlichen Bonus. Wenn Lek es wollte, musste er sie auch oben im Büro-Schlafzimmer ab und zu beglücken. Für ihn war es eine reine Pflichtübung.

Als dann aber Lothar Stress machte und Lek Angst hatte, das Geschäft zu verlieren, fassten Lek und ihr Polizei-Freund einen Entschluss.

Während Nim ihrem Lothar nur eine gehörige Abreibung mit Hilfe des Schamanen aus Naklua verpassen wollte, trachtete ihre Schwester Lek ihm nun nach dem Leben…
 

Iffi

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Episode 9.6


Aber Lothar so einfach unüberlegt umlegen, war keine Option. Zu gefährlich, später erwischt zu werden.

Der Zufall kam Lek und ihrem Polizisten zu Hilfe. Es war der Moment als George mit einer Stirnwunde und immer noch leicht verwirrt, sogar wütend damals nach nicht langer Zeit in die Bar zurückkam.

Irgendwie war den meisten klar, die Nim so geschunden gesehen hatten, dass George höchstwahrscheinlich einen Kampf mit Lothar hinter sich hatte.

Lek und ihr Polizist sahen sich an und hatten den gleichen Gedanken: Jetzt oder nie.

Der Polizist sattelte sein Motorrad und fuhr zur Siam Country Road. Er fuhr nicht direkt zu der Siedlung, sondern parkte auf der Landstrasse und schlich sich durch den Busch bis zu Nim’s und Lothars’ Haus. So konnte er sich heimlich von hinten nähern und niemand sah ihn, als er das Haus betrat. Die Türe war offen. Ausserdem war es schon dunkel. Und das schon um 19:00 Uhr in diesen Breitengraden.

Zunächst dachte er, dass niemand im Haus sei, aber dann hörte er jemanden schnarchen. Es war Lothar in seinem Schlafzimmer. Er lag angezogen auf dem Bett.

Der Polizist hatte eigentlich keinen Plan, wie er Lothar umbringen wollte, aber als er ihn so wehrlos, offensichtlich total besoffen mit einer tierischen Alkoholfahne, im Bett liegen sah, nahm er ein Kopfkissen und presste es auf Lothar’s Gesicht.

Wie zu erwarten war die Gegenwehr von Lothar nur noch rein reflexartig, indem der anfing zu zappeln. Aber eine bewusste und kräftige Abwehr bekam er in seinem Suffkopp nicht mehr hin.

Sechs Minuten später war Lothar tot.

Als käme es vom unterm Bett, tönte es “tu kay, tu kay, tu kay…” Insgesamt sieben mal…und gleich darauf noch einmal.

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Iffi

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Episode 9.7


Lek war ausser sich. Völlig überraschend für ihren Polizisten stach sie zu, immer und immer wieder. Der ging in die Knie, Lek liess schliesslich nach, öffnete die Zimmertüre und wollte gerade die Treppe runter davonlaufen, als sich hinter ihrem Rücken der Polizist wider Erwarten aufrappelte und sie daran hindern wollte.

Er verlor dabei taumelnd sein Gleichgewicht, fiel Lek in den Rücken, die flog im hohen Bogen die Treppe runter und zerschlug sich den Schädel an der vorletzten Treppenkante. Der Polizist verlor die Besinnung, stürzte Lek hinterher und blieb verblutend unten liegen. Einer der Messerstiche hatte seine Bauchschlagader getroffen. No chance. Auch er war hin.

Der böse Geist, der Mae Toranie’s Hülle im Bar Schrein besetzt hatte, nachdem George sie wieder kunstvoll zusammengesetzt hatte, grinste sich einen. Es war höchste Zeit, dass diese beiden ein böses Ende fanden. Nim und George waren schon länger nicht mehr in der Bar gesehen. So konzentrierte er sich halt auf die Chefin und ihren Polizisten.

Mal abgesehen von seinem bösen Naturell war er auch beleidigt. Nur noch selten wurden seiner Figur Respekt erwiesen und wurde mit Nam Daeng beköstigt. Lediglich eines der Bar Mädels kümmerte sich, aber recht selten, um den Schrein. Die Chefin nie.

In manchen Bars wird es mit dem Nam Daeng leicht übertrieben.

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Mal abgesehen davon, dass Lek und ihr Polizist schon etwas länger nicht mehr in absolut glücklicher Eintracht lebten, spitzte sich die Lage nach dem Mord an Lothar langsam zu.

Lek hatte Blut geleckt, als sie nicht mehr einen gewissen Prozentsatz des Gewinnes an Lothar abdrücken musste. Obwohl sie den schon betrügerisch stark gemindert hatte.

Und dann kam ihr Polizist daher und forderte 50% des Gewinns. Anfangs nur halb scherzhaft, dann immer drängender. Ohne es zu wissen, unterschrieb der damit sein Todesurteil.

Lek reagierte darauf so gut wie gar nicht. Stattdessen fing sie an, darüber nachzudenken, wie sie den Polizisten loswerden könne. Und wenn schonmal dabei, ihre Schwester Nim ebenfalls.

Der Polizist stand auf ihrer Abschussliste, weil er genauso wie Lothar vorher, Geld forderte. sogar mehr als Lothar und Nim stand auf der Liste, weil auch ihr Name im Chanot für diese Zelle des Reihenhauses stand. Die kreuzte sowieso nicht mehr auf.

Lothar hatte damals darauf bestanden, beide Namen der Schwestern im Chanot zu verankern, was Lek überhaupt nicht recht war. Aber sie musste sich knirschend fügen, da Lothar damit drohte, andernfalls alles seiner Nim zu übergeben. Er sei ja schliesslich der Geldgeber. Aber als Friedensangebot an Lek sollte sie die Chefin des Ladens sein.

So eskalierte die Situation bis zum tödlichen Treppenfall. Kurz vorher hatte der Polizist Lek im wahrsten Sinne des Wortes tödlich beleidigt.

“Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich für Sex bezahle. Schau doch mal in den Spiegel. Dann siehst du eine immer älter werdende verhärmte Frau, die noch nicht einmal gut ficken kann. Sei froh, dass ich mit dir immer noch zusammen bin. Ab jetzt bezahlst du mich entsprechend. Klar?”

Das war zu viel für Lek. Sie rastete total aus und ohne überhaupt nachzudenken wollte sie einfach nur noch töten, töten, töten.

Lek fiel dann mit dem teuflischen Gedanken die Treppe runter:

“Und als nächste kommst du dran, Schwesterchen.”

Es sollte ihr letzter Gedanke überhaupt sein…

Die wieder geflickte Figur der Mae Toranie hatte ihre Schuldigkeit getan. Nim entsorgte sie schliesslich spirituell korrekt im Wat.

Für George fing mit Mae Toranie eigentlich alles an. Sie war die erste, deren spirituellen Hintergrund er zu verstehen glaubte. Sie war sein Einstieg in die Thai-Mystik. Für ihn würde diese spezielle Figur des Bar Schreines für immer mit romantischen Gefühlen verbunden bleiben.

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In Wirklichkeit hatte er in diesem speziellen Fall nichts verstanden. Er würde nie erfahren, in welch düstere Geschichte er mit dieser Figur aktiv verwickelt war…
 

Gast_18

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3 Juli 2018
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Habe die Geschichte bis auf die letzten 2 Teile in einem Stück gelesen....vielen Dank für die gute Story @Iffi. Hat mir sehr gut gefallen,mal eine etwas andere Richtung.:hut

Allerdings...wenn ich sehe,wie lange es gedauert hat,diese Geschichte zum komplettieren,dann bin ich doch froh,daß ich erst vor ein paar Tagen mit dem Lesen begonnen habe:bbs72:bigg:bbs72
 
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Gast_18

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3 Juli 2018
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Das hört sich doch schon mal gut an.....Ich muß also nicht bis 2023 auf das Ende der Geschichte warten:daumen
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Kapitel 10.0


„Du glücklich mit Rose, Mr. George?“ fragte Nim. „Du sie lieben?“

George antwortete nicht, wie immer, wenn ihm eine Frage nicht gefiel, wer auch immer sie stellte. Meist kam er damit durch.

„Nur deine temporäre Geliebte will ich in Zukunft nicht sein“, fuhr Nim fort. „Dann würde ich den ganzen Tag alleine zu Hause sein. Und wenn du manchmal abends weggehst, dann auch. Ich kann aber verstehen, dass du nicht immer Bumm Bumm nur mit einer Frau machen willst. Jeden Tag Gai (Huhn) zu essen, ist auf Dauer doch langweilig. Besonders für Männer. Ich will nicht ein Gai sein, lieber ein Hmu (Schwein)!“

„Ich dachte, du bist eine Hnu (Maus)“, sagte George.

Beide lachten wg. der Ähnlichkeit dieser beiden Worte.

Nim war wohl nun seine feste Freundin, die Ausdrucksweisen auf Thai variierten, aber es war immer dasselbe gemeint. Im Grunde machten sie keine Unterschiede, auch wenn „fän“ Freundin bedeutete und „mia“ (umgangssprachlich) oder „panraeya“ (respektvoll) Ehefrau.

Wenn ein Mann und eine Frau zusammenlebende Partner waren, dann spielte es oft im bürgerlichen und gesellschaftlichen Sinne, besonders in den nicht vermögenden ländlichen und städtischen Kreisen, keine Rolle, ob sie juristisch verheiratet waren oder nur traditionell. In gesellschaftlich höheren Kreisen im juristischen Sinne schon. Da ging es schliesslich um nicht unwesentliche Vermögenswerte. Alles andere war aus deren Sicht einfach nur Unterschicht.

Aber weshalb war sie dann so förmlich und nannte ihn „Mr. George“? War das eine Respektbezeugung oder einfach nur ironisch gemeint? Oder lag das daran, dass sie wußte, dass sie merkte, dass er sich nicht mehr nach anderen Frauen umsah, und sie gemeint hatte, als er von seiner „mia noi“, seiner Nebenfrau, sprach?

Thais sind undurchschaubar, fand George. Bis auf ein paar angebliche Frauen-Versteher können Männer das Geheimnis „Frau“ sowieso nie ergründen und Thai-Frauen scheinen dreifach geheimnisvoll. Hinzu kommt die Thai Mystik. Bei allem, was George bisher darüber gelernt hatte, würde es ihn nicht wundern, falls Nim in einem gewissen Masse durch diese Geschichten geprägt ist. Sie wurde vermutlich schon in früher Kindheit damit konfrontiert und hat diese Geschichten und Legenden unbewusst verinnerlicht. Ausserdem scheint diese Geisterwelt Wirklichkeit für sie zu sein. Siehe “Vinyan”.

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Vinyan “Himmelfahrt”

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Bislang war sich George nicht wirklich sicher, ob Nim ihn liebte oder eine perfekte Schauspielerin war, die es nur auf sein Geld abgesehen hatte. Kaum war ihr Alter tot, klammerte sie sich an ihn? George schüttelte den Gedanken ab, er missfiel ihm. Darin unterschied er sich nicht von Pattaya-Urlaubern, die sich in ein Mädel aus dem Milieu verlieben und alle unschönen Gedanken und Verdachtsmomente in Bezug auf ihre Aufrichtigkeit einfach verdrängen, gar strickt abstreiten. Auch wenn sie noch so offensichtlich, berechtigt sind und der schlimmen Wahrheit entsprechen.

Für George war Nim einfach eine mia noi (Nebenfrau). Einen anderen Thai Ausdruck für dieses Verhältnis kannte er nicht.

Nim hatte nicht den Ausdruck „mia noi“ gebraucht, sondern bezeichnete sich selbst als „ei hnu“, was etwas frei übersetzt „verdammte Ratte“ bedeutete. Nim erklärte George, daß die Nebenfrauen alle eine „ie hnu“ wären – zumindest vom Standpunkt der Hauptfrau aus gesehen. :p Letzteres fand Nim lustig, George aber nicht besonders.

„Farangs nicht richtig lieben“, sagte Nim. „Thais doch. Wenn Farangs Schluss machen oder von ihrem Mädel verlassen werden, suchen sie sich einfach eine neue. Thais sind da anders. Sie morden für ihre(n) Ex, wenn die Trennung einseitig war. Wenn sie sich von ihm trennt, geht er los und bringt ihren neuen Freund um. Oder er kippt ihr Säure ins Gesicht. Wenn er sich trennt, besorgt er sich besser eine Blechhose., die seinen Schwanz Tag und Nacht schützt. Andernfalls könnte sein Schwanz als Enten- oder Hundefutter enden. Das passiert hier täglich.”

Sie schien ihre Rolle akzeptiert zu haben als „mia noi“ oder „ie nu“. Oft erkundigte sie sich nach Rose, als ob Georges Ehefrau ihre beste Freundin sei.

Rose zuerst da. Nummer eins“, erklärte Nim, und daher habe Rose ein Vorzugsrecht an George.

„Ich werde sehr traurig sein, wenn du gehst und freue mich über jede Minute, die du bei mir bist.“ Nim lag einfach da und starrte George an – minutenlang. Dabei spielte sie mit seinem Schwanz. Dieser freute sich und stand stramm in die Höhe. Nim meinte: „Damals, du am Sonntag nur mit Rose zusammen. Ein Tag… lang wie ein Jahr für mich. Nun habe ich dich immer fest im Griff.“ George grinste, drehte Nim auf den Bauch, hob ihr Becken an, legte ein Kissen darunter und drang ohne Vorspiel in Nim ein. Die empfing ihn mit schon glitschig warmer Feuchtigkeit.

“Lass mich nie mehr allein.” waren ihre Worte, kurz bevor sie kam.

George musste versprechen, dass er die Sonntage ab jetzt immer nur mit Nim verbringt damit sie nicht vor Sehnsucht verging. Er ließ unerwähnt, dass er selber Sonntags damals mindestens einmal pro Stunde sein Zweit-Handy auf Nachrichten ihrerseits heimlich überprüft hatte. Er wäre sich vorgekommen wie ein Schwächling, wenn er das gegenüber ihr derzeit zugegeben hätte.

Nim sagte, sie habe Angst, er würde sie vergessen, wenn er bald nicht mehr mit ihr zusammen war.

Und dann fiel zum ersten mal der Spruch: “Ein Ende ohne Ende”
 

Iffi

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Episode 10.1


Viel hatte sich in den letzten Monaten verändert. Kaum etwas ist so geblieben wie es ist. Einige haben diese Zeit nicht überlebt. Aus einem einseitigen pragmatischen Verhältnis wurde ein beiderseitiges Liebesverhältnis. Über allem schwebte nun das Ende eines aufregenden Abenteuers. Besonders für George. Er würde bald zurück in die USA gehen. Und für Nim? Die Antwort hat nur sie.

Zugegeben. Manchmal phantasierte George über eine gemeinsame Zukunft mit Nim. Die Zeit mit ihr war und ist immer noch sehr intensiv. George graute vor dem Trennungstag, denn er wusste, dass wenn er Thailand wirklich verlässt, er nicht so schnell wieder in Thailand aufkreuzen würde. Vielleicht sogar nie mehr. Was wird dann aus Nim?

George wäre nicht George, wenn er nicht zumindest für eine angenehmere Zukunft für Nim sorgen würde und vielleicht auch ein paar Dinge regeln würde bevor er abreist. Das diente auch der Beruhigung seines eigenen Gewissen, denn tief in seinem Herzen fühlte er sich schäbig, falls er Nim verlassen würde. Schon von Anfang an wollte er sie einfach nur beschützen.

Und was war mit Sara? War sie nicht ein wesentlicher Teil von Nim? Waren die beiden nicht die selbe Person? In verschiedenen Leben halt? George steckte mittlerweile so tief in der Thai-Mystik, dass er den Gedanken der Wiedergeburt gar nicht mehr abwegig fand. Mehr als einmal hatte er geglaubt, wenn er in Nim kam, Sara’s Gesicht anstatt Nim’s zu erkennen.

Nim gestand nun George, dass Lothars Tresor gestohlen wurde und sie ihre Schwester Lek verdächtigte. Was sich als richtig herausstellte. Denn als Nim das kleine Einzimmerhaus auf dem elterlichen Grundstück nach Leks Tod durchsuchte, fand sie unter einem Haufen schmutziger Wäsche den Tresor verborgen, immer noch unversehrt und verschlossen. Nim dachte nur: “Blöd war sie auch noch”.

Es war übrigens kein 0-8-15 Tresor, wie man sie aus den Hotelzimmern kennt, sondern sehr stabil und von einem “Nichtpanzerknacker” kaum zu öffnen.

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Als der Tresor aus Nim’s Haus verschwunden war, machte sie sich keine besonderen Gedanken. Lothar’s Bargeldguthaben hatte sich so gut wie ganz aufgelöst und sie hatte sein Bankbuch in der Hand. Da waren immer noch 4 Mio Baht drauf. Das lief zwar nur auf Lothar’s Namen, aber kommt Zeit kommt Rat. George erzählte sie anfangs davon nichts. Aber jetzt war die Zeit gekommen.

George glaubte einfach nicht, dass solch ein Tresor auch nach Lothar’s Fastpleite nur zur Zierde dient und fühlte bei einem sehr renommierten Rechtsanwalt in seiner Map Ta Phut Firma vor, ob er vielleicht eine Lösung wusste, wie man solch ein Ding öffnen könnte. Nein, kein Diebesgut sondern mehr ein Erbstück. :cool:

So viel wusste George schon. Auch Thailändische Rechtsanwälte haben gute Verbindungen zur Mafia, sprich Unterwelt. Das ist nun mal eine globale Eigenschaft, die sie haben.
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 10.2


“Ok, mach ein Foto von dem Kasten und schicke es dann an eine Mobile-Nummer, die ich dir noch nennen werde.” meinte der Rechtsanwalt. Ausserdem solle George ihn da raushalten und selber mit dem “Knacker” verhandeln. Sein Englisch sei ausreichend. Er wüsste nur, dass der in der Regel 15% vom Wert des Inhaltes verlange oder minimum 200,000 Baht.

Nim verfrachtete den Safe verdeckt und so unauffällig wie möglich in das Apartment oberhalb der Bar. Ein gut bekannter Baht Taxi Fahrer half ihr dabei. Der wollte 1,000 Baht. Alles klar.

Nim machte ein Foto und schickte dies an besagte Nummer. Die Antwort entsprach tatsächlich den Angaben vom Rechtsanwalt. 200,000 Baht oder 15% des Wertes des Inhaltes. Was immer höher wäre.

Nim und George berieten sich. Die Neugierde überwog. Was war da wohl drin im Safe? Vielleicht sogar die PIN Nummer von Lothar’s ATM Card? George dachte kurz nach. Etwas mehr als umgerechnet 6,000 USD könnte er unauffällig und heimlich vor Rose abzweigen.

Der Rest ging zügig über die Bühne. Der “Schlosser” öffnete den Safe mit Gewalt. Zu gebrauchen war der nicht mehr. Im Safe waren nur noch Lothar’s private Papiere und…tatsächlich… die PIN Nummer. Die nützte vermutlich nichts mehr, da das Konto wahrscheinlich gesperrt war. Aber hoffentlich noch nicht aufgelöst.

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200,000 Baht wechselten den Besitzer. Was Lothar nicht wusste, war, dass der “Schlosser” den Job für 100,000 Baht erledigt hat und die andere Hälfte dem Rechtsanwalt überreichte.

Nim konnte mit den Papieren nichts anfangen, aber George wurde fündig. Lothar hatte völlig unerwartet ein Testament verfasst und dieses sogar von einem Thai Rechtsanwalt mit Notar-Lizenz beglaubigen lassen. Darin vermachte er alles, was er besass seiner Nim. Verraten hatte er dies niemandem, denn er wollte nicht, dass irgendjemand auf krumme Gedanken kam. So richtig hatte er den Thais nie über den Weg getraut. Sogar seiner Nim nicht.

George zeigte dieses Testament zusammen mit Lothar’s Bankbuch dem Rechtsanwalt.

“Und? hat Nim nun eine Chance an die 4 Mio Baht zu kommen?”

“Ja, aber das kann sich hinziehen. Unter einem halben Jahr kriegt ihr das nie über die Bühne. Bis dahin bist du schon längst weg. Es sei denn…” antwortete der Rechtsanwalt.

George wollte Nim auf keinen Fall mit dieser Angelegenheit alleine lassen. Wer weiss schon wie viele Bären den Honig riechen und ein Stück vom Kuchen wollen. Nämlich das größte Stück, obwohl juristisch eigentlich eindeutig. Schon in etwas mehr als 6 Wochen würde er Thailand verlassen, oder etwa nicht?

“Es sei denn.. was?” fragte George den Rechtsanwalt.

“Es sei denn, wir bestimmen, wie und wie viel vom Honig wir verteilen.” war sein Ratschlag. Die Schlüsselfigur sei der Bankdirektor. Der könnte nach Sichtung des Testaments auf der Stelle Lothar’s Bankguthaben auf ein Konto von Nim überschreiben.

“10% wären dafür vermutlich notwendig. OK?”

Schon wieder 400,000. Zusammen mit den 200,000 vorher sind das schon 600,000. Auf dem Bankbuch blieben aber 3,6 Mio für Nim, weil die 200K aus George’s Tasche kamen. Immer noch eine ansehnliche Nummer.

Schon innerhalb von vier Tagen hatte Nim das Geld auf ihrem Konto. Auch der Rechtsanwalt war 100,000 Baht reicher. Der Bankdirektor bekam 300,000 Baht von den 400.000.

Nur zufriedene Gesichter. Aber George und Nim wurden zusehends nachdenklicher oder gar trauriger? Manchmal gaben sich beide einfach nur dem Regen hin. Solch ein Wetter passte einfach zu ihrer Gemütslage.

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Nim erinnerte sich oft an George’s Worte, als er ihr “melancholisch” erklärte. Ja, sie hatte Regen im Herzen, sogar wenn draussen die Sonne schien.
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 10.3


Es widerstrebte Nim, so einfach das Stockwerk über der Bar zu nutzen. Alleine traute sie sich sowieso nicht dort hinauf. Wer weiss, welche bösen Geister dort jetzt umherschwirrten. Schliesslich fanden dort zwei Morde statt. Zwei Personen hatten sich gegenseitig umgebracht.

Lek, als Mordopfer, wurde bis zur Einäscherung nicht zu Hause aufgebahrt, sondern bis zu ihrer Verbrennung in einem polizeilichen Kühlhaus aufbewahrt. Gerade mal 3 Tage. Als Mordopfer zu Hause aufgebahrt, hätte Unglück über die ganze Siedlung gebracht. Ihre Verbrennung geschah nur von drei Mönchen und einem Schamanen begleitet in einem speziellen Wat etwas ausserhalb von Pattaya. Sinnigerweise hat dieses Wat den Namen: “Wat Lek".

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Lothar wurde auch in allen Buddhistischen Ehren bestattet, d.h. verbrannt.

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So viel bleibt von einem Hünen übrig. Nur ein kleiner Teil der Asche wurde zusammen mit Knochen in eine Urne verfrachtet. Nur ein kleiner Teil, denn ein Grossteil der Asche war von seinem Sarg.

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Lothar war zwar auch ein Mordopfer, aber nach landläufiger Meinung war er seinem Suff erlegen. Also ganz gewöhnlich auf natürliche Art und Weise. Lediglich Nim hatte da ihre Zweifel, die sich besonders durch das Erscheinen von Vinyan verstärkten. Für Nim war Lothar höchstwahrscheinlich ein Mordopfer. Weshalb sonst war seine Leiche von einem Vinyan besessen? Nim behielt ihren Verdacht allerdings für sich, denn ihre Schwester Lek und sogar George kamen in die engere Wahl als Täter.

Der nachbarschaftliche Druck der nichts ahnenden Dorfbewohner, Lothar zu Hause aufzubahren, wurde allerdings so stark, dass Nim davon überzeugt wurde, solch eine traditionelle, mehrere Tage lang dauernde Totenfeier durchzuführen. Die Dorfbewohner waren in froher Erwartung, denn es würde tagelang frei saufen und fressen geben und es durfte nächtelang gezockt werden.

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Nim war damals nicht besonders wohl dabei, aber die überraschend handzahmen Tukays und Djin Tschoks in ihrem Schoss während Lothar’s Totenfeier schienen sie zu beruhigen, sogar zu hypnotisieren.

Lek war nun Asche. Diese wurde in Sammelbehältern entsorgt.

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Nim die einzige Erbin des Familienbesitzes. Die Eltern waren ja schon etwas länger verstorben. Sie war nun für Thaiverhältnisse recht wohlhabend.

Ein komfortabel hergerichtetes geräumiges Haus in einem Dorfteil von Nongprue, sowie die einfache Einzimmerhütte ihrer Schwester.

Eine mehrstöckige Zelle in einem Reihenhaus in Pattaya. Bar unten, Apartment darüber.

3,6 Mio Baht auf der Bank

In Nongprue war Nim nicht besonders gelitten. So einige Leute dort hielten sie wg, einiger Vorfälle für eine “mae mot dam”, Hexe mit schwarzer Zunge. Die sind echt bösartig und gefährlich. Im Gegensatz zu “mae mot kao”, Hexe mit weisser Zunge. Die sind vergleichbar mit einer guten Fee.

Nim war nicht scharf drauf, dort wieder in ihr Haus zu ziehen und sich der zum Teil feindlich gesinnten Nachbarschaft auszusetzen. Ausserdem wäre ihr dort immer noch mehr als unwohl wg. der Vorfälle im Zusammenhang mit Lothar’s Leiche. Bliebe noch das Bar-Haus. Aber in dem Apartment kamen zwei Menschen gewaltsam ums Leben. Nicht gut zum Verweilen. Besonders nicht nachts im Bett.

Nim beschloss, einen weisen Mönch zu konsultieren. Einen, der sich auch mit Geistern auskannte. Ihr kam der alte Mönch in den Sinn, der sie in der Zeit von Lothars Totenfeier in Bezug auf Tatoos für George und anderes beraten hatte. Der Mönch, der sie schon vom Babyalter her kannte. Vielleicht konnte der weiterhelfen?

Auch würde sie ihn in Bezug auf ihr Verhältnis zu George ausfragen, wie es weitergehen sollte, wie der eventuell grosse Trennungsschmerz überwunden werden könne. Oder gab es da vielleicht eine “Happy End” Lösung?…

Bemerkung; alle Bilder in dieser Episode sind von mir geschossen
 

Iffi

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Episode 10.4


Buddham Saranam gacchami




Dhammam saranam gacchami



Sangham saranam gacchami




Der Abt sprach jede einzelne Zeile vor und im Wechsel mit ihm sprach Nim sie einzeln nach. Dazu bedurfte es keiner Anleitung. Nim lernte diese Zeilen schon in ganz früher Kindheit, schon vor der Schule, und kannte das Sprechritual im Wechsel mit dem Abt in und auswendig.

Damit war die “Sitzung” mit dem Abt beendet. Vorher hatte Nim seinen Rat eingeholt, wie sie das Apartment über der Bar wieder spirituell “reinigen” könne. Der Abt schlug vor, dass sie das Apartment völlig leer räumt und dann 9 Mönche einlädt, die den üblichen Pali-Gesang absolvieren. Das würde das Apartment zumindest wieder mit einem guten buddhistischen Spirit beseelen. 3, 5, oder 7 Mönche würden es auch tun, aber 9 wären halt die Full Power.

Der Abt hatte aber noch eine Frage. “Hast du den Zusammenhang von Sara’s Tod, den folgenden 100 Tagen bis zu ihrer Wiedergeburt und deinem Geburtsdatum inzwischen verstanden?”

Nim nickte nur.

“Fein. Dann ist dir ja bewusst, wie eng deine karmische Verbindung zu George und seiner ehemaligen Geliebten ist?” meinte der Abt weiter. “Du kannst jederzeit zu mir kommen, falls dich die Situation überwältigt und du nicht mehr weisst, wie du weiterleben kannst.”


Nim machte einen Wai, verbeugte sich 3 x mit ihrer Stirn bis auf den Boden, stand wortlos auf und verliess den Abt.

Danach räumte Nim nicht nur die Möbel aus sondern entsorgte alles und jeden einzelnen Gegenstand und Klamotten, sowie Lek’s persönliche Sachen. Ihr einziger Wunsch war: “weg damit!” Das Apartment sollte wieder “virgo” (jungfräulich) sein. Bei dem Gedanken musste sie grinsen, denn sie erinnerte sich an ein Gespräch mit George, als sie über diesen Ausdruck witzelten.

Da Nim zusätzlich einen Schamanen konsultiert hatte, nein, nicht den aus Naklua, sondern einen dem Buddhismus nahestehenden vom Abt empfohlenen, liess sie das Apartment zusätzlich vollständig säubern, mit neuer Farbe, Fußbodenbelag, Beleuchtung und Gardinen versehen. Geld hatte sie ja jetzt.

Nim legte Wert darauf, dass George bei der Mönchzeremonie dabei war. Beide fanden es gar nicht schlecht, wenn auch Wayne und seine Temporäre, die gar nicht mehr so temporär war, dabei sein würden.

Aus Nim’s Sicht ist sowas ein Geschenk an Wayne und seine Temporäre. Genauso wie es ein Geschenk für die eingeladenen Gäste bei anderen Anlässen ist, bei der Mönche ihren Pali-Gesang abhalten. Für die Gäste ist es nämlich eine Gelegenheit, Tambon zu machen. Das bringt karmische Pluspunkte.

Die Zeremonie dauerte vielleicht 40 Minuten. Alles roch frisch und neu im Apartment und die Mönche absolvierten ihren manchmal fast hypnotisierenden Pali-Gesang. George brachen während dieser Zeit fast die Beine vom knien weg, aber Wayne, seine Temporäre und natürlich Nim hielten das locker durch.

Als George endlich aufstehen konnte, fragte er Wayne, ob der sich mit dem gerade Geschehenen vielleicht auskenne. Wäre ja nicht das erste mal, dass Wayne ihn über Thailändische Gebräuche aufkläre.

“Ok, was willste wissen, Kumpel?”

“Was hat es eigentlich mit diesem “gacchami” Geraffel auf sich? An dieses Wort kann ich mich erinnern. Vorher schon oft gehört, wenn ich mal zufällig in Hörweite dieses Mönchsgesangs war. Hast du da eine Ahnung? fragte George.

“Das kostet dich mindestens 3 Budweiser” meinte Wayne grinsend. “Los, wir gehen runter in die Bar. Ich hab einen tierischen Brand.”…
 
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steve77777

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Vielen Dank für die interessante Geschichte und die grosse Arbeit, die du dir mit den diversen Bildern gemacht hast.
Es ist faszinierend, wenn man die Bedeutung der einzelnen Handlungen zu verstehen beginnt. Für uns Farangs bleibt ja
vieles ein Buch mit sieben Siegeln und das Verständnis bleibt nur an der Oberfläche.
Natürlich bin ich gespannt, wie das Ganze ausgeht.
 
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Episode 10.5


Die 9 Mönche hatten ihren Sermon gegen 11:00 beendet. Danach wurden sie mit einer Auswahl quer durch die Thaiküche bewirtet. Kein Wunder, dass einige Mönche zur Dickleibigkeit tendierten. Besonders die, die bei solchen Privatangelegenheiten grundsätzlich zugegen waren. Kurz vor 12:00 Uhr verliessen sie diesen Ort. Für einige war es die letzte Mahlzeit des Tages, abgesehen von süßen Getränken nachmittags. Aber nicht für alle. Nicht alle Mönche sind “Einmalesser” täglich.

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“OK, mate, shoot.” meinte Wayne an George gerichtet. “OK, Kumpel, schiess los (und frag).” Beide sassen an der Theke und hatten ein Getränk vor sich, während Nim und Wayne’s nicht mehr so Temporäre oben die Bude wieder aufräumten. Wayne sein Budweiser im Kondom und George tatsächlich einen Whiskey on the rocks. Dazu gönnte George sich eine Zigarre.

Normalerweise war das sein Wochenend-Ritual abends auf der Veranda zu Hause in der Wohnanlage in Nongprue, als seine Rose noch da war. Doch heute klammerte er sich genau an dieses Ritual schon tagsüber, welches ihm immer innere Ruhe und Frieden bereitete. Der Stress und die vielen ihm vorher unbekannten, zum Teil unheimlichen mystischen Vorgänge forderten nun ihren Tribut. Der Pali-Singsang der Mönche hatte all seine aufgestauten und verdrängten Emotionen befreit.

George wurde zum ersten mal bewusst, wozu Rituale gut sind. Sie sind ein Anker, an dem man sich klammern kann, falls man sich emotionell aufgewühlt in Turbulenzen befindet. Sein Anker bestand nun aus Whiskey und Zigarre.

Mit dem Whiskey Geschmack auf der Zunge und dem Zigarrenduft in der Nase hatte sich George schon kurz darauf wieder im Griff und sich beruhigt.

“OK, alter Kämpfer. Erzähl!” forderte George Wayne auf. “Was hat es mit diesem “gacchami” auf sich.?”

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BlueGrey72

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Auch von mir ein großes Dankeschön. Für mich ist das Lesen der Geschichte wie ein schöner Kurztrip nach Thailand.
Die Mischung aus dem was ich anscheinend über ThaiMystik weiß und nicht weiß und verstehe ist genau das, was ich so liebe.
Danke nochmals!
 
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@steve77777 und @BlueGrey72 danke für eure netten Worte. Freut mich, falls diese Story für euch etwas bedeutet.

Für mich selber war und ist es sein Bedürfnis, ein paar dieser mystischen und traditionellen Angelegenheiten in Thailand, mit denen ich bisher in Berührung kam, mal in Form einer Geschichte zusammenzufassen.

Es gibt da noch unzählige andere Mystiken, Geister und Legenden in Thailand, aber das würde natürlich den Rahmen hier sprengen.