In vielen Videoclips über den Hochhauseinsturz wird gesagt, dass der Untergrund Bangkoks das Unglück begünstigt habe. Das stimmt, teilweise, muss aber erläutert werden.
---> ab 01:33
Alle Zeitangaben hier im Beitrag beziehen sich auf diesen Clip.
Ab 02:53 zeigt der Youtuber, dass die allerersten sichtbaren Anzeichen des Einsturzes ungefähr 2-3 Stockwerke unterhalb der Gebäudeoberkante zu sehen sind. Er vermutet jedoch, dass die Zerstörung auf 'ground level' begann, sich dann nach oben hin fortpflanzte, und vermutet den 'alluvial soil' als Ursache. Um 03:53: "Der alluviale Boden bewegte sich wie Wackelpudding in einer Schüssel..."
Das wird wohl auch so gewesen sein, erklärt aber nicht den Einsturz. Dazu müsste der Wackelpudding sich genau unter dem Zentrum des Gebäudes vertikal auf und ab bewegt haben. Typische Schadenursachen in einem lockeren Schwemmland sind jedoch horizontale Bewegungen - vorausgesetzt, die Fundamentpfeiler gehen tief genug runter und stehen auf festem Fels ('bedrock'). Bodenbewegungen als Ursache für den Einsturz halte ich für ausgeschlossen.
Mir als Privatmann fehlen in diesem Moment stratigraphische Daten zum Bangkoker Untergrund. Solche muss es aber geben - wahrscheinlich im Internet hinter einer Paywall verborgen und copyrightgeschützt. Die wichtige Frage ist: Wie mächtig ('dick') ist das Schwemmland im Flussdelta des Chao Phraya genau unter dem Hochhausgrundstück, und in welcher 'Teufe' beginnt der Bedrock? Das Schwemmland beginnt im Landesinneren als dünne Bodenschicht, welche unterhalb der Stadt in Richtung Golf von Thailand immer mächtiger wird. Es handelt sich also um einen flächigen Keil, die Mächtigkeit nimmt Richtung Meer zu.
In so einer Situation helfen Durchschnittswerte nicht weiter, wir benötigen die Bohrkerne der Flachbohrungen, mit denen die Baufirma das Grundstück vorher beprobt hat, um eine Grundlage für folgende statische Berechnungen zu liefern.
Bemerkung: Es wird unterschieden zwischen Flachbohrungen unf Tiefbohrungen. Entscheidend ist die Länge des Bohrlochs. Flachbohrungen bis maximalaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa 400m, Tiefbohrungen üblicherweise als Produktionsbohrungen auf Gas/Öl bis 4000m. Beide Bohrungstypen gibt es wohl horizontal als auch vertikal.)
Es wäre ein schwerer Kunstfehler, wenn thailändische Behörden eine Baugenehmigung ohne Kenntnis der Ergebnisse von Flachbohrungen erteilt hätten. Sowas kann ich mir nicht vorstellen, weil es selbst in deutlich geringer entwickelten Staaten (z.B. Myanmar) üblich ist. Man kann auch ohne 'Bedrock' hoch bauen (z.B. steht das Postscheckamt in Westberlin im Märkischen Sand), aber dann sind auch die Fundamente anders ausgelegt.
Wie ist die *allgemeine* Situation in BKK? Die Stadt versinkt im Meer, in 20-30 Jahren wird Bangkok auf Stelzen stehen. Fast alle Leute stellen sich darunter aber etwas Falsches vor, bis vor einigen Jahren auch ich. BKK drückt sich nicht aufgrund des Eigengewichts der Oberflächenstrukturen in einen weichen Untergrund hinein ('Stempelwirkung'). Das Gegenteil ist der Fall. Der Schwemmboden verliert an Mächtigkeit und schrumpft, während von den Seiten Wasser zuläuft. Alles was auf Betonstelzen steht ändert nicht die Lage im Raum wegen der Verankerung auf dem Bedrock. Ober- und Unterkanten der Bauten bleiben auf exakt auf der selben Höhe über NN, wenn wir den Meeresspiegelanstieg mal außen vor lassen. Der Boden zwischen den Stützen sackt ein, weil sich durch Grundwasserentnahme sein Porenvolumen verringert.
Jeder kann diesen Vorgang auch sehen. Ich bin mehrmals von Pattaya aus per Taxi zum Flughafen Don Muang gefahren. Jedesmal ging die Fahrt im Stadtgebiet von BKK für eine Zeitdauer von fast 10 Minuten unten an einem aufgestelztem Verkehrsweg entlang (Strasse? Bahn?) Seht euch die Basis der Stelzen genau an, dort wo sie im Boden verschwinden. Es sieht aus, als würden die Stelzen im Lauf der Jahre aus dem Boden herauswachsen - eine optische Täuschung. In Wahrheit sinkt der Boden rund um die Stelzen ein. Eine Holperfahrt. Grünstreifen, Asphalt, und Abweiserelemente im Nahbereich (1 m) rund um die Stelzen wurden alle schon repariert. Tausende kleiner Dauerbaustellen.
Zurück zum Hochhauseinsturz.
- Schritt 1: Das Erdbeben.
- Schritt 2: Vom Hypozentrum aus laufen horizontale und vertikale Wellen kugelförmig in alle Richtungen.
- Schritt 3: Alle dieser Wellen kommen am Epizentrum (Erdoberfläche) an und werden dort teilweise reflektiert, es entstehen zusätzlich Überlagerungswellen. Alle Wellenarten breiten sich an der Tagesoberfläche kreisförmig aus.
- Schritt 4: Bei dieser Ausbreitung werden unterschiedliche Gesteinspakete mit unterschiedlichen Materialeigenschaften durchlaufen. Wichtigste Kenngröße ist die Kompressibilität, diese wird beeinflusst von Wichte, Kristallstruktur, Kornform, Porenvolumen, usw. Daraus können wir die Schallgeschwindigkeit (Wellenausbreitungs, geschwindigkeit) im jeweiligen Material ableiten, sowie die Dämpfung der Wellenenergie.
Die von Jounalisten und Instaflenzern kolportierte Behauptung, der Bangkoker Untergrund würde Erdbebenwellen verstärken,
ist falsch. Es könnte lediglich behauptet werden, dass von weichem Schlamm weniger Wellenenergie geschluckt wird als. z.B.von Kalkstein. Die gefährlichen Überlagerungswellen entstehen nicht erst in BKK, sondern schon weit vorher.
Allerdings vermisse ich bei den Bangkoker Ereignissen 2 oft auftretende Folgen:
- Das Entstehen neuer Wasserquellen,
- Zugentgleisungen und/oder Schäden am Schienensysteme.
Aber das kann auch unzureichender Berichterstattung geschuldet sein.
Im Video ab 12:00 ---> Auf den ausgestellten Stahlstangen kann man deutlich die Bezeichnung DB32 SD50 lesen.DB 32 bedeutet, dass die Stäbe nicht glatt, sondern geriffelt sind um besser im Beton zu halten. SD50 besagt, dass es sich hier um unlegierten Baustahl handelt. Ein Wald-und-Wiesen Stahl, wie ich ihn in der Lehrlingsausbildung gerne benutzt habe, weil er sich einfach bearbeiten lässt. Auch in D ist SD50 die Stahlsorte der Wahl für Moniereisen im Beton.
Wie groß (Zahlenwerte?) sind die sind die Abweichungen bei 15:20 gegenüber den Standardwerten? Mit den gezeigten Angaben lässt sich nix anfangen.
Und das Element Bor? Bor wird genutzt um die Oberfäche von Metallen zu härten. Es *kann* aber auch die Elastizitär und Zähigkeit herabsetzen. Bor verbessert den Stahl, macht ihn aber auch teurer. Genau deshalb glaube ich die Bor-Theorie nicht. Ab sofort ist der erzählende Instaflenzer für mich nur noch eine Drama Queen.
"Used outdated chinese melting technology..." Ach so?? Technologien haben ein Verfallsdatum und Metallprodukte können verrotten wie Apfel ? An das russische Militär: Seid ihr wahnsinnig, in der Ukraine eure alten T-55 einzusetzen? Die sind alle mit 'outdated russian melting technology' hergestellt.
Meine persönliche Ansicht:
Die wichtigste Ursache war die ungeeignete Befestigung des Krans oben am Gebäude. Durch die Bebenwellen wurde der Kranausleger in Resonazschwingungen versetzt, diese wurden als Biege-Wechselspannungen in die Betondecken des zweiten und dritten Stockwerks (von oben gezählt) eingeleitet bis diese einstürzten und alle darunter liegenden Stockwerke mit in die Tiefe rissen.
Wie meist bei der Beurteilung großer Katastrophen, wird auch hier keine einzelne Ursache feszustellen sein. Vielmehr handelt es sich um eine Verkettung mehrerer Faktoren: Billigbauweise, Profitgier, Behördengenehmigungen, Industriepolitik, Korruption, fehlerhaften Berechnungen, evtl. ungeeignete Baumaterialien, usw... In welchen Ausmaß einzelne Faktoren zur Katastrophe beigetragen haben, kann nur geschätzt werden.
Mit Sicherheit als eine Hauptursache kann ich nur den Bangkoker Untergrund ausschliessen. Wir werden natürlich einen Abschlussbericht bekommen., aber ich erwarte davon keine 'wahren' und stimmigen Aussagen. Spannend wird aber sein, Infos zum momentanen Kräfteverhältnis in Thailands Politik herauszulesen.
Eine vorherige Warnung der Bevölkerung ist möglich, die Vorwarnzeit kann nur sehr kurz sein. Wahrscheinlich zu kurz für die Bewohner der oberen Stockwerke.
Ein Hauen und Stechen zwischen diversen Lobbyverbänden hat bereits begonnen. Es wird Industriepolitik gemacht. Schuld sind die 'Anderen' (die Chinesen).
Es gab kein Versagen der Behördenaufsicht und erst recht keine Korruption seitens der Thais.